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Fritz Schwerdtfeger 5 Marz 1905 in Koln 4 August 1986 in Gottingen war ein deutscher Forstwissenschaftler Der international anerkannte Forstzoologe ist vor allem mit entomologischen Arbeiten hervorgetreten Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem enorm einflussreichen Standardwerk Die Waldkrankheiten Ein Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes zuerst 1944 das erstmals das Geschehen im kranken Wald in seiner Gesamtheit darstellte Daneben war Schwerdtfeger einer der Mitbegrunder der Fachrichtung Populationsokologie als Teilgebiet der Okologie Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Ausbildung und berufliche Anfange 1 2 Wissenschaftliche Karriere in Eberswalde 1 3 Neuanfang in Gottingen 2 Leistungen 3 Ehrungen 4 Schriften Auswahl 4 1 Wissenschaftliche Werke 4 2 Autobiografie 4 3 Herausgebertatigkeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenAusbildung und berufliche Anfange Bearbeiten Fritz Schwerdtfeger studierte von 1924 bis 1928 Forstwissenschaften und Zoologie in Hann Munden Gottingen und in seiner Heimatstadt Koln Sein Forststudium schloss er mit der Promotion bei Ludwig Rhumbler 1864 1939 am Institut fur Forstzoologie der Forstlichen Fakultat in Hann Munden ab 1 Als Referendar in der Oberforsterei Colbitz kam er wieder mit speziellen forstentomologischen Fragestellungen in Kontakt als er von der preussischen Staatsforstverwaltung den Auftrag erhielt die Epidemiologie des Kiefernspanners zu studieren und nach geeigneten Bekampfungsmoglichkeiten fur diese Schmetterlingsart zu suchen 1930 legte er die Grosse forstliche Staatsprufung ab nbsp Uber die Forl oder Kieferneule Panolis flammea Schiff veroffentlichte Schwerdtfeger 1932 und 1935 zwei grosse Untersuchungen Es folgten drei Assistentenjahre am von Hermann Eidmann geleiteten Forst Zoologie Institut in Hann Munden fur das er sich 1932 und 1933 schwerpunktmassig mit einer grossraumigen Forleulen Kalamitat im mittleren und ostlichen Preussen beschaftigte Wissenschaftliche Karriere in Eberswalde Bearbeiten Zum Jahresende 1933 wieder unmittelbar der Preussischen Staatsforstverwaltung unterstellt beauftragte ihn diese am Werbellinsee bei Eberswalde eine Abteilung fur Schadlingsbekampfung der Preussischen Forstlichen Versuchsanstalt neu einzurichten und zu leiten 1937 wurde es ein eigenes Institut fur Waldschutz der Versuchsanstalt und zog 1938 in einen Neubau an der heutigen Alfred Moller Strasse in Eberswalde ein Das Geld fur den Bau 120 000 Reichsmark hatte Institutsleiter Schwerdtfeger zu 75 Prozent selbst eingeworben 2 Parallel zu diesen Aktivitaten hatte er nach der Habilitation 1935 fur die Fachgebiete Forstzoologie und Forstschutz auch eine Lehrtatigkeit an der Forstlichen Hochschule in Eberswalde begonnen 1938 wurde er dort zum ausserordentlichen Professor ernannt Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs leistete Schwerdtfeger der 1937 der NSDAP beigetreten war von 1939 bis 1941 19 Monate lang Kriegsdienst 2 Ab 1941 leitete er wieder das Waldschutz Institut in Eberswalde und stand zunachst vertretungsweise ab 1943 dann als ordentlicher Professor dem Zoologischen Institut und dem zoologischen Museum der Forstlichen Hochschule vor Den Lehrstuhl fur Zoologie hatte er dabei vom emeritierten Max Wolff ubernommen Die Arbeit litt bald stark unter den Auswirkungen des Krieges Nach einem Zwischenspiel beim Volkssturm fluchtete Schwerdtfeger schliesslich Richtung Westen 3 Ein Versuch unmittelbar nach Kriegsende an seine alte Wirkungsstatte zuruckzukehren blieb erfolglos 2 Neuanfang in Gottingen Bearbeiten Doch schon im Sommer 1945 wurde Schwerdtfeger von der damaligen Hannoverschen Provinzialregierung als so genannter Borkenkafer Kommissar angestellt um als Sachverstandiger im Harz bei der Bekampfung der dortigen Borkenkaferkalamitat zu helfen In Sieber wurde ihm dafur die Forstschutzstelle Prof Schwerdtfeger eingerichtet Die Borkenkafer Massenvermehrung hatte begunstigt durch warme Sommer und Mangel an Arbeitskraften im Walde bereits in den letzten Kriegsjahren begonnen Meist konnte das befallene Holz nur noch eingeschlagen werden in Mitteleuropa fielen auf diese Weise bis 1950 rund 30 Millionen Festmeter Kaferholz an Aus der Forstschutzstelle Prof Schwerdtfeger wurde 1949 die Abteilung Forstschadlingsbekampfung spater Waldschutz an der im gleichen Jahr gegrundeten und von Reinhard Schober geleiteten Niedersachsischen Forstlichen Versuchsanstalt NFV in Gottingen Schwerdtfeger ubernahm deren Leitung die er bis zur Pensionierung 1970 innehatte Im Jahr 1953 als die Abteilung B Waldschutz von Sieber nach Gottingen umzog wurde Fritz Schwerdtfeger zum Oberforstmeister ernannt Seit 1954 hielt er zudem Vorlesungen uber Populationsokologie fur Biologie Studenten an der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat der Georg August Universitat Gottingen Seit 1965 gehorte er der Forstlichen Fakultat mit einem personlichen Ordinariat und der Amtsbezeichnung ordentlicher Professor em an Wenige Wochen nachdem er sein Arbeitszimmer in der Versuchsanstalt geraumt hatte starb Oberforstmeister Fritz Schwerdtfeger am 4 August 1986 in Gottingen Leistungen BearbeitenWahrend seiner fast 60 Jahre wahrenden Forschungstatigkeit beschaftigte sich Schwerdtfeger intensiv mit zahlreichen Forstinsekten darunter Kiefernspanner Forleule Kiefernspinner Maikafer Grosser Brauner Russelkafer Kiefernschonungsgespinstblattwespe Eichenwickler Sitkalaus und Buchenwollschildlaus sowie verschiedenen Borkenkafer Arten Er erzielte nicht nur wichtige Erkenntnisse zu Biologie und Verhalten dieser Insekten sondern auch zur Prognose moglicher schadlicher Massenauftreten und deren Bekampfung Schwerdtfegers wissenschaftlicher Aufstieg fiel in eine Zeit in der die angewandte Entomologie in hoher Blute stand Mit seinem hohen wissenschaftlichen Leistungsvermogen und mit viel organisatorischem Geschick brachte er sich tatkraftig und hochst erfolgreich in diese Entwicklung ein 2 Schwerdtfeger war ein ausserordentlich vielseitiger und fruchtbarer Forstschriftsteller Er schrieb mehr als 700 wissenschaftliche Arbeiten die er in den verschiedensten forstlichen und entomologischen Fachzeitschriften veroffentlichte 1 Seine Publikationen hatten haufig unmittelbare Auswirkung auf die Praxis oder waren gezielt fur diese geschrieben worden wie etwa die kleinere Schrift Anleitung zum Probesuchen nach Kieferninsekten in der Bodendecke 1937 die weite Verbreitung fand Schwerdtfeger verfasste jedoch auch eine Reihe von wichtigen Buchern darunter vor allem Die Waldkrankheiten 1944 in dem zum ersten Male das Geschehen im kranken Wald in seiner Gesamtheit erfasst und betrachtet wurde Vor allem mit der 2 Auflage von 1957 erhielt das Buch die Form die allen deutschen Forstleuten der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts gelaufig war Dank seiner klaren und ubersichtlichen Darstellung entwickelte es sich umgehend zu dem Standardwerk fur Forststudium und praxis 3 1981 erschien die 4 und bislang letzte Auflage des Lehrbuchs der Forstpathologie und des Forstschutzes Schwerdtfegers weiteres Hauptwerk ist die dreibandige Okologie der Tiere 1963 1975 mit der er weit uber den forstlichen Fachbereich hinaus wirkte Bereits durch seine Untersuchungen in den 1930er Jahren war der Forstentomologe zum Mitbegrunder des Fachs Populationsokologie die sich mit der Entwicklung und den Zusammenhangen tierischer Bevolkerungen beschaftigt geworden In seiner Okologie der Tiere brachte Schwerdtfeger nicht nur eine Fulle von Einzelheiten sondern fugte diese auch zu einem Gedankengebaude zusammen Dabei schuf er konsequent eine begriffliche Ordnung und fuhrte eine einheitliche Terminologie in deutscher Sprache ein 3 nbsp Uber sein Vorbild Julius Theodor Christian Ratzeburg den Vater der Forstentomologe veroffentlichte Schwerdtfeger 1983 eine Biographie Sein letztes wissenschaftliches Werk Julius Theodor Christian Ratzeburg 1801 1871 Vater der Forstentomologie Wegbereiter der angewandten Entomologie 1983 war eine Reminiszenz an den Begrunder des Faches Forstentomologie Schwerdtfeger hatte Ratzeburg stets als sein Vorbild betrachtet weshalb ihm diese Biografie auch besonders am Herzen lag Er selbst zog 1985 unter dem schlichten Titel Fazit die Bilanz seines wissenschaftlichen Lebens 3 Ehrungen Bearbeiten1970 Grosses Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland 1971 Verleihung der Escherich Medaille der Deutschen Gesellschaft fur angewandte Entomologie 1975 Ehrendoktorwurde der Forstwissenschaftlichen Fakultat der Albert Ludwigs Universitat FreiburgDaneben war Schwerdtfeger Ehrenmitglied der Forstlichen Gesellschaft Finnlands der Finnischen Entomologischen Gesellschaft der British Ecological Society und der Gesellschaft fur Okologie 2 Schriften Auswahl BearbeitenWissenschaftliche Werke Bearbeiten Ein Beitrag zur Fortpflanzungsbiologie des Borkenkafers Pityogenes chalcographus L Dissertation Hann Munden 1928 Prognose und Bekampfung von Forleulenkalamitaten Der deutsche Forstwirt Neudeutsche Verlags und Treuhand Gesellschaft Berlin 1932 Untersuchungen uber die Mortalitat der Forleule Panolis flammea Schiff im Krisenjahr einer Epidemie Hannover 1935 Der Kiefernspanner 1937 Untersuchungen des Instituts fur Waldschutz der Preussischen Versuchsanstalt fur Waldwirtschaft Eberswalde anlasslich der Ubervermehrung des Kiefernspanners Bupalus piniarius L in Preussen im Jahre 1937 Hannover 1939 Prognose und Bekampfung forstlicher Grossschadlinge Berlin 1941 Die Waldkrankheiten Ein Lehrbuch der Forstpathologie und des Forstschutzes Berlin 1944 4 neubearbeitete Auflage 1981 unter ISBN 3 490 09116 7 Borkenkafer Bekampfung in Fichtenwaldern Eine Anleitung fur den praktischen Forstmann Hannover 1948 Kampf dem Kiefernspinner Einfuhrung in die Lebensweise und Bekampfung des Kiefernspinners Dendrolimus pini L Radebeul und Berlin 1949 Grundriss der Forstpathologie Berlin und Hamburg 1950 Pathogenese der Borkenkafer Epidemie 1946 1950 in Nordwestdeutschland Schriftenreihe der Forstlichen Fakultat der Universitat Gottingen und Mitteilungen der Niedersachsischen Forstlichen Versuchsanstalt Band 13 14 Frankfurt am Main 1955 Das Eichenwickler Problem Auftreten Schaden Massenwechsel und Moglichkeiten der Bekampfung von Tortrix viridana L in Nordwestdeutschland Hiltrup in Westfalen 1961 Okologie der Tiere Ein Lehr und Handbuch in 3 Teilen Hamburg und Berlin Band 1 Autokologie Die Beziehungen zwischen Tier und Umwelt 1963 spater unter ISBN 3 490 07418 1 Band 2 Demokologie Struktur und Dynamik tierischer Populationen 1968 spater unter ISBN 3 490 07518 8 Band 3 Synokologie Struktur Funktion und Produktivitat mehrartiger Tiergemeinschaften 1975 ISBN 3 490 07318 5 Lehrbuch der Tierokologie Hamburg und Berlin 1978 ISBN 3 490 07718 0 Julius Theodor Christian Ratzeburg 1801 1871 Vater der Forstentomologie Wegbereiter der angewandten Entomologie Monographien zur angewandten Entomologie Heft 24 Hamburg und Berlin 1983 ISBN 3 490 10918 XAutobiografie Bearbeiten Fazit Hamburg und Gottingen 1985Herausgebertatigkeit Bearbeiten Forstschutz Merkblatter der Niedersachsischen Forstlichen VersuchsanstaltLiteratur BearbeitenAlbrecht Milnik Fritz Schwerdtfeger In ders Hrsg et al Im Dienst am Wald Lebenswege und Leistungen brandenburgischer Forstleute Brandenburgische Lebensbilder Verlag Kessel Remagen Oberwinter 2006 ISBN 3 935638 79 5 S 383 385 Zoltan Rozsnyay Frank Kropp Fritz Schwerdtfeger In dies Niedersachsische Forstliche Biographie Ein Quellenband Aus dem Walde 1998 Mitteilungen aus der Niedersachsischen Landesforstverwaltung Heft 51 Niedersachsischen Ministerium fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten MELF Wolfenbuttel 1998 S 407 419 H Niemeyer Professor Dr Fritz Schwerdtfeger zum 80 Geburtstag In Der Forst und Holzwirt 40 Jahrgang Heft 4 1985 S 83 W Altenkirch Professor Schwerdtfeger gestorben In Der Forst und Holzwirt 41 Jahrgang Heft 17 1986 S 478 479Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Fritz Schwerdtfeger im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b Zoltan Rozsnyay Frank Kropp Fritz Schwerdtfeger In dies Niedersachsische Forstliche Biographie Ein Quellenband Aus dem Walde 1998 Mitteilungen aus der Niedersachsischen Landesforstverwaltung Heft 51 Niedersachsischen Ministerium fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten MELF Wolfenbuttel 1998 S 407 419 a b c d e Albrecht Milnik Fritz Schwerdtfeger In ders Hrsg et al Im Dienst am Wald Lebenswege und Leistungen brandenburgischer Forstleute Brandenburgische Lebensbilder Verlag Kessel Remagen Oberwinter 2006 ISBN 3 935638 79 5 S 383 385 a b c d W Altenkirch Professor Schwerdtfeger gestorben In Der Forst und Holzwirt 41 Jahrgang Heft 17 1986 S 478 479Normdaten Person GND 13364409X lobid OGND AKS LCCN n83226664 VIAF 77509401 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schwerdtfeger FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Forstwissenschaftler Zoologe Entomologe und HochschullehrerGEBURTSDATUM 5 Marz 1905GEBURTSORT KolnSTERBEDATUM 4 August 1986STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Schwerdtfeger amp oldid 238037470