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Die Kreuzotter Vipera berus ist eine kleine bis mittelgrosse Giftschlange Eurasiens aus der Familie der Vipern Viperidae Sie besitzt von allen Vipern das grosste und zugleich das nordlichste Verbreitungsgebiet zudem ist sie die einzige Schlangenart die auch nordlich des nordlichen Polarkreises zu finden ist KreuzotterKreuzotter Vipera berus Systematikohne Rang ToxicoferaUnterordnung Schlangen Serpentes Familie Vipern Viperidae Unterfamilie Echte Vipern Viperinae Gattung Echte Ottern Vipera Art KreuzotterWissenschaftlicher NameVipera berus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Masse und Gestalt 1 2 Farbung 1 3 Beschuppung 1 4 Karyotyp 2 Verbreitung und Lebensraum 2 1 Verbreitung 2 2 Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Aktivitat 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung und Entwicklung 3 4 Feinde 4 Evolution und Systematik 4 1 Forschungsgeschichte 4 2 Aktuelle Systematik 4 3 Historische Biogeographie 5 Schlangengift 5 1 Toxizitat und Symptome 5 2 Epidemiologie 6 Mensch und Kreuzotter 6 1 Gefahrdung und Schutz 6 2 Kulturgeschichte 7 Belege 7 1 Einzelnachweise 7 2 Literatur 8 WeblinksMerkmaleMasse und Gestalt nbsp Nahaufnahme der Kreuzotter nbsp Kreuzotter oben und Ringelnatter beim Sonnenbad die Kreuzotter verdoppelt ihre Oberflache durch Rippenspreizung Die Kreuzotter erreicht eine Durchschnittslange zwischen 50 und 70 Zentimetern kann im Extremfall aber auch bis etwa 90 Zentimeter lang werden Die grosste in Deutschland gefundene Kreuzotter war ein Weibchen von 87 Zentimetern in Thuringen Fur das Gebiet der ehemaligen Sowjetunion sind 84 Zentimeter als maximale Grosse dokumentiert fur England 73 Zentimeter Die langsten Kreuzottern sind Berichten nach in Nordeuropa zu finden mit einem Individuum aus Nordfinnland mit 94 und einem aus Mittelschweden mit 104 Zentimetern Lange beide Falle gelten allerdings als nicht zuverlassig bestatigt Die Weibchen sind typischerweise deutlich langer als die Mannchen die eine Korperlange von 60 Zentimetern in der Regel nicht uberschreiten Die Schwanzlange ist dagegen bei den Mannchen im Verhaltnis zur Korperlange grosser als bei den Weibchen Das Gewicht der Tiere betragt im Durchschnitt 100 bis 200 Gramm mit Maximalwerten bis etwa 300 Gramm bei tragenden Weibchen 1 Der Korper der Schlange ist gedrungen gebaut der Kopf fur eine Viper vergleichsweise wenig deutlich vom Korper abgesetzt Die Schnauze ist vorn gerundet und geht in eine flache Kopfoberseite uber der Canthus rostralis ist ebenfalls abgerundet Der Kopf ist von der Oberseite betrachtet oval und am Hinterkopf durch die Giftdrusen leicht verbreitert 1 Als Anpassung an kuhle Lebensraume ist sie in der Lage ihren Korper durch aktives Abspreizen der Rippen zu verbreitern um eine grossere Flache fur die Warmeaufnahme beim Sonnen zu bieten und so geringere Warmestrahlungsmengen effektiver zu nutzen 2 Farbung nbsp Kupferotter Die Grundfarbung der Kreuzotter ist sehr variabel und reicht von silbergrau und gelb uber hell und dunkelgrau braun blau grau orange rotbraun und kupferrot bis schwarz Die Farbung ist innerhalb der Art sehr variabel auch innerhalb derselben Population konnen unterschiedliche Farbungen auftauchen In weiten Teilen des Verbreitungsgebietes weisen die Tiere einen sexuellen Dichromatismus auf Mannchen besitzen meist verschiedene Grautone von weissgrau bis fast schwarz zudem ist der Kontrast zwischen Grundfarbe und der Zeichnung bei ihnen meist starker ausgepragt als bei den Weibchen Bei den Weibchen herrschen verschiedene Braun Rot oder Beigetone vor und der Kontrast zwischen heller Grundfarbe und dunklem Zickzackband ist meist etwas geringer Das auffalligste Zeichnungsmerkmal ist ein dunkles Zickzack Band auf dem Rucken Ebenso wie die Grundfarbe kann auch die Ruckenzeichnung sehr variabel ausgebildet sein Die Variationen reichen von breit oder schmal ausgebildeten Zickzacklinien uber Wellen und Rautenbander bis hin zu einzelnen Querbinden wie sie vor allem bei der Unterart V b bosniensis ausgebildet sind Vor allem in Osterreich und Slowenien kommen zudem Populationen vor die eine dunkle Grundfarbe mit heller oder hell umrandeter Zeichnung besitzen An den Flanken befindet sich ausserdem eine Reihe dunkler runder Flecken Nicht selten werden Schlingnattern falschlicherweise fur Kreuzottern gehalten nbsp Melanistisch gefarbte schwarze Hollenotter und zweifarbige KreuzotterNeben den gezeichneten Farbvarianten existieren auch einfarbige Exemplare der Kreuzotter Die Hollenotter im Alpenraum auch als Bergviper bekannt ist eine schwarze Kreuzotter melanistische Farbung Genauso wie die Hollenotter wurde fruher auch die Kupferotter eine rein kupferfarbene Farbvariante fur eine eigene Art gehalten Die meisten Exemplare der Hollen Bergviper oder Kupferotter sind nicht von Geburt an schwarz beziehungsweise rot sondern dunkeln beziehungsweise roteln in den ersten zwei Lebensjahren allmahlich ein Die Schwarzfarbung scheint in kuhleren Gebieten etwa in Nordeuropa in Moorgebieten oder in Gebirgen haufiger aufzutreten als in warmeren Gebieten Lokal konnen mehr als 50 oder sogar 70 bis 95 der Population melanistisch gefarbt sein 1 Teilmelanistische und auch albinotische Tiere sind dagegen sehr selten allerdings ebenfalls dokumentiert Der Kopf weist meist die gleiche Grundfarbe wie der Korper auf besonders bei den Weibchen kann das Rostrale und der Canthus rostralis leicht gelblich braun sein Am Hinterkopf besitzen die Tiere eine x formige oder eine V formige Zeichnung mit zum Kopf weisender Spitze die vom Zickzackband des Ruckens getrennt ist Uber die Augen zieht sich ein breites Schlafenband bis zum Hals Viperntypisch sind die senkrecht geschlitzten Pupillen die von einer rostroten Iris umgeben sind Die Bauchseite ist graubraun schwarzbraun oder schwarz gefarbt und weist vor allem an der Kehle und in der Kinnregion haufig hellere Flecken auf Die Unterseite der Schwanzspitze kann gelb orange oder ziegelrot sein Beschuppung nbsp Gut erkennbar sind der Nasalschild sowie die gekielten RuckenschuppenDie Ruckenschuppen der Kreuzotter sind mit Ausnahme der untersten Reihe deutlich gekielt und haben eine raue Oberflache Um die Korpermitte befinden sich bei ihnen im Regelfall 21 Ruckenschuppenreihen in seltenen Fallen sind es 19 oder 23 Die Bauchseite wird bei Mannchen von 132 bis 152 und bei Weibchen von 132 bis 158 Bauchschilden gebildet denen sich der Analschild sowie 29 bis 48 Mannchen bzw 23 bis 43 Weibchen paarige Unterschwanzschilde anschliessen Die Beschuppung des Kopfes kann bei der Kreuzotter sehr variabel sein Die Kopfoberseite ist mit vielen kleinen Schuppen bedeckt der unpaare Stirnschild Frontale sowie die paarigen Scheitelschilde Parietale sind allerdings gross und vollstandig ausgebildet Zwischen dem Auge und den acht bis neun seltener sechs bis zehn Oberlippenschilden Supralabialia besitzt die Schlange im Regelfall eine Reihe Unteraugenschuppen Suboculare in seltenen Fallen konnen zwei Reihen ausgebildet sein Das Rostrale ist annahernd quadratisch und von oben gerade sichtbar Das Nasenloch liegt vollstandig in einem ungeteilten Nasalschild welcher vom Rostrale durch ein Nasorostrale getrennt ist Die Temporalia sind glatt und nur leicht gekielt Der untere Mundrand wird von drei bis vier selten von funf Sublabialia gebildet 1 Karyotyp Der Karyotyp der Kreuzotter entspricht mit 18 Chromosomenpaaren 2n 36 wovon 8 sehr gross sind Makrochromosomen dem der meisten untersuchten Vipernarten Als Ausnahmen hiervon sind bislang nur die Aspisviper V aspis und die Europaische Hornotter V ammodytes mit 21 Chromosomenpaaren 2n 42 und 11 Makrochromosomensets bekannt Weibchen besitzen zwei unterschiedliche Geschlechtschromosomen die bei den Schlangen als Z und W Chromosom bezeichnet werden wahrend die Mannchen zwei Z Chromosomen besitzen 1 Verbreitung und LebensraumVerbreitung nbsp Verbreitungsgebiet der Kreuzotter in Europa nbsp In nordlichen Habitaten hier im nordfinnischen Haukipudas sind besonders grosse Exemplare gefunden worden Die Kreuzotter besitzt von allen Vipern das grosste und zugleich das nordlichste Verbreitungsgebiet zudem ist sie die einzige Schlangenart die auch nordlich des nordlichen Polarkreises angetroffen werden kann Das Gebiet reicht von Mittel und Nordeuropa einschliesslich Grossbritannien und Skandinavien uber das Alpen gebiet und den nordlichen Balkan Polen Ungarn Tschechien sowie das gesamte nordliche Russland bis nach Sachalin im Osten Asiens Weiterhin ist die Schlange auch in Nordkorea und im Norden der Mongolei sowie Chinas zu finden In Deutschland kommt sie schwerpunktmassig im Norddeutschen Tiefland besonders in Heide gebieten in den ostlichen Mittelgebirgen sowie in Teilen Suddeutschlands z B Schwarzwald Schwabische Alb Bayerischer Wald Alpen mit Vorland vor dazwischen tun sich grossere Areallucken auf insbesondere in den klimatisch warmeren Flusstalern Auffallend ist das Fehlen in den klimatisch geeigneten westlichen Mittelgebirgen Sauerland Bergisches Land Siegerland Westerwald Vogelsberg Taunus Hunsruck Nordpfalzer Bergland Pfalzer Wald und Odenwald 3 4 Weil die Art auch in den ubrigen Gebieten in ihrem Bestand stark bedroht ist steht sie in ganz Deutschland unter Naturschutz Grossere Populationen finden sich insbesondere auf Hiddensee und Rugen In Osterreich ist die Kreuzotter in allen Bundeslandern ausser Wien und Burgenland verbreitet In den Alpen besiedelt sie hier Gebiete bis zu einer Hohe von etwa 2500 Metern Die Kreuzotter fehlt im pannonischen Tiefland und in Sudostosterreich Es existieren grossere lokale Vorkommen im Muhl und Waldviertel In der Schweiz tritt die Art vor allem im Alpen gebiet auf insbesondere im Osten In den Westalpen ist sie deutlich seltener als die Aspisviper denn grosstenteils schliessen sich die Lebensraume von Aspisviper und Kreuzotter gegenseitig aus Sehr lokal beschrankt kommt sie im ostlichen Tessin und in den Kantonen Graubunden Bern Waadt Freiburg und Jura vor Es ist noch nicht geklart ob die Kreuzotter je im Kanton Wallis heimisch geworden ist oder ob sie im Laufe der Zeit von der Aspisviper verdrangt wurde Eine Kreuzotter im deutschsprachigen Wallis anzutreffen ware jedenfalls eine grosse Uberraschung 5 Lebensraum Die Kreuzotter bevorzugt Habitate mit starker Tag Nacht Temperaturschwankung und hoher Luftfeuchtigkeit Besiedelt werden zwergstrauchreiche Waldschneisen und Waldrander Moore Heiden feuchte Niederungen alpine Gerollfelder und Bergwiesen im Bereich der Baumgrenze Im Gebirge trifft man die Schlange bis in Hohen von 2500 bis 3000 Metern an LebensweiseAktivitat Die Kreuzotter ist tagaktiv und verlagert ihre Aktivitat nur bei sehr grosser Hitze in die Dammerung Morgens und am spaten Nachmittag sucht sie geeignete Sonnenplatze auf und sonnt sich die optimale Aktivitatstemperatur erreicht sie mit etwa 30 bis 33 C An schwulwarmen Tagen und nach langeren Regenperioden ist sie besonders aktiv auf Wind reagiert sie dagegen sehr empfindlich Bei Storung und Bedrohung flieht die Schlange unter Steine oder in die Vegetation Wird sie in die Enge getrieben kommt es zu Drohgebarden mit lautem Zischen sowie zu Bissen wobei sie den Oberkorper nach vorne schnellen lasst Den Winter uberbruckt die Kreuzotter durch eine vier bis siebenmonatige im aussersten Norden sogar bis zu achtmonatige Kaltestarre Dabei sucht sie geeignete Verstecke auf und uberwintert haufig auch mit vielen weiteren Kreuzottern und auch anderen Reptilien in gemeinsamen Quartieren In Deutschland beginnt die Winterstarre in der Regel Mitte bis Ende Oktober in warmen Jahren auch erst Anfang November Je nach Witterung und Hohenlage erscheinen in Deutschland die ersten Tiere ab Mitte Februar bis April regional spater aus ihrer Kaltestarre Dabei erscheinen die Mannchen im Schnitt zwei Wochen vor den Weibchen 2 Ernahrung nbsp Kreuzotter verschluckt eine Waldeidechse Zootoca vivipara Wie die meisten anderen Vipern ist die Kreuzotter ein Lauerjager und nicht auf bestimmte Beutetiere spezialisiert Die Beutetiere werden durch einen Biss attackiert durch den das Viperngift in den Korper injiziert wird Danach verharrt die Kreuzotter kurz und beginnt dann die Verfolgung des gebissenen Tieres welches aufgrund der Giftwirkung sehr geschwacht wird und schliesslich stirbt Die Beutetiere werden vollstandig verschluckt meistens mit dem Kopf voran Die Kreuzotter jagt vor allem Kleinsauger Eidechsen sowie Frosche Unter den Kleinsaugern bilden Langschwanzmause Wuhlmause und Spitzmause den grossten Anteil der Beutetiere Das individuelle Beutespektrum ist dabei stark abhangig vom lokalen Angebot wodurch die Hauptbeutetiere entsprechend stark variieren So besteht etwa im Bereich der Schareninseln in Sudschweden eine starke Abhangigkeit von der Erdmaus Microtus agrestis in den Waldern Mitteleuropas von der Rotelmaus Clethrionomys glareolus und in moorigen Feuchtgebieten von Braunfroschen wie dem Grasfrosch Rana temporaria und dem Moorfrosch Rana arvalis Die Jungschlangen ernahren sich im Gegensatz zu den adulten Tieren fast ausschliesslich von jungen Braunfroschen und Waldeidechsen weshalb diese Arten eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Kreuzotter spielen Fortpflanzung und Entwicklung nbsp Kommentkampf zweier mannlicher KreuzotternDie Kreuzottern paaren sich nach der Winterstarre und der Fruhjahrshautung im April bis Mai Wahrend der Paarungszeit tragen die konkurrierenden Mannchen Kommentkampfe aus wobei die Rivalen den Vorderkorper aufrichten und versuchen den Gegner zu Boden zu drucken Der Paarung selbst geht ein langes Vorspiel voraus Die Kreuzotter gehort zu den wenigen ovoviviparen Reptilien das heisst sie brutet ihre Eier im Mutterleib aus Diese Besonderheit ist als weitere Anpassung der Kreuzotter an kuhle nordliche Habitate zu verstehen siehe Verbreitungsgebiet da auf diese Weise die Eier im Muttertier standig den warmenden Sonnenstrahlen ausgesetzt sind In einem herkommlichen Gelege ware der Zeitraum mit ausreichend hohen sommerlichen Temperaturen fur die Entwicklung der Jungtiere zu kurz Die Eier bilden dabei nur eine dunne Eihaut aus die wahrend oder direkt nach der Geburt von den Jungschlangen durchstossen wird Wie bei allen Reptilien ernahrt sich der Embryo dabei im Ei vom Eidotter Der Mutterorganismus sorgt fur den Gasaustausch Die Jungschlangen kommen zwischen August und Oktober zur Welt sie sind dann knapp bleistiftgross Die durchschnittliche Wurfgrosse liegt bei 5 bis 15 in seltenen Fallen sind es bis zu 20 Jungtiere Die erste Hautung erfolgt kurz nach der Geburt danach sind die Schlangen selbststandig aktiv und jagen nach jungen Froschen und Eidechsen Die Geschlechtsreife erlangen Kreuzottern mit drei bis vier Jahren Feinde Als Fressfeinde der Kreuzotter sind eine Reihe von Greifvogeln und Saugetieren von Bedeutung aber auch einige wenige Reptilien Unter den Greifvogeln ist der Mausebussard Buteo buteo die Wiesen Circus pygargus und die Rohrweihe Circus aeruginosus der Schwarzmilan Milvus migrans der Schell Aquila clanga und der Schreiadler Aquila pomarina sowie der Schlangenadler Circaetus gallicus als Schlangenjager nachgewiesen Auch der Uhu Bubo bubo die Aaskrahe Corvus corone der Graureiher Ardea cinerea der Weissstorch Ciconia ciconia der Kranich Grus grus und das Haushuhn Gallus gallus konnen Kreuzottern erbeuten Unter den Saugetieren sind verschiedene Marderarten wie der Europaische Iltis Mustela putorius das Hermelin Mustela erminea der Europaische Dachs Meles meles oder das Feuerwiesel Mustela sibirica als Fressfeinde zu nennen Auch der Rotfuchs Vulpes vulpes der Braunbrustigel Erinaceus europaeus und die Hauskatze sind von Bedeutung Eine besondere Rolle spielt das Wildschwein Sus scrofa welches aufgrund der zunehmenden Bestande in weiten Teilen Mitteleuropas einen starken Pradationsdruck auf Schlangenpopulationen bewirkt So konnte fur den Zentralapennin in Italien nachgewiesen werden dass die Schlangendichte in wildschweinfreien Gebieten bis zu dreimal so hoch ist wie in vergleichbaren Gebieten mit Wildschweinen 6 Unter den Reptilien kommen die Ringelnatter Natrix natrix und die Wurfelnatter Natrix tessellata vor allem fur Jungschlangen als Fressfeinde in Frage Beide Arten werden jedoch umgekehrt auch von ausgewachsenen Kreuzottern erbeutet 7 Evolution und SystematikForschungsgeschichte Die wissenschaftliche Erstbeschreibung der Kreuzotter erfolgte durch Carl von Linne 1758 in seiner zehnten Auflage des Systema naturae unter den zwei unterschiedlichen Namen Coluber Berus und Coluber chersea sowie 1761 in der Folgeauflage zusatzlich unter Coluber prester Albertus Seba benutzte bereits 1734 und damit vor Einfuhrung des binominalen Benennungssystems Linnes den Gattungsnamen Vipera den Josephus Nicolaus Laurenti 1764 bestatigte Francois Marie Daudin fuhrte den noch heute gultigen Artnamen Vipera berus 1803 ein Aktuelle Systematik nbsp Sehr eng verwandt mit der Kreuzotter ist die Nordiberische Kreuzotter Vipera seoanei Die heutige Abgrenzung der Kreuzotter gegenuber ahnlichen Arten erfolgt vor allem uber die Beschuppung Pholidose insbesondere uber die Beschilderung der Kopfoberseite So sind etwa die bei der Nordiberischen Kreuzotter Vipera seoanei weitgehend aufgelosten Schilde der Kopfoberseite Frontale und Parietale bei der Kreuzotter fast vollstandig vorhanden Auch Unterschiede auf molekularer Ebene sowie in der Giftzusammensetzung begrunden die Artunterscheidung Die Kreuzotter wird systematisch in die Gattung Vipera und dort haufig gemeinsam mit einigen weiteren Arten in die Untergattung Pelias eingeordnet Uber einen Vergleich der mitochondrialen DNA mtDNA im Jahr 2000 konnte die nahe Verwandtschaft der Nordiberischen Kreuzotter mit der Kreuzotter bestatigt werden Hier stellten beide Arten Schwesterarten dar Die nachsten Verwandten waren nach der Analyse die Westliche Kaukasusotter V dinniki sowie die Europaische Hornotter V ammodytes 8 Die Analyse umfasste allerdings nicht alle Arten der Gattung Vipera sodass sich keine phylogenetischen Schlusse fur die gesamte Gattung ableiten lassen Svetlana Kalyabina et al stellten 2002 eine Verwandtschaftsanalyse auf der Basis von mitochondrialer DNA vor nach der die Kreuzotter gemeinsam mit der Waldsteppenotter V nikolskii Barans Viper V barani und der Pontischen Viper Vipera pontica eine monophyletische Gruppe bildet deren Schwesterart die Nordiberische Kreuzotter ist 9 Bis 1986 waren die Waldsteppenotter Barans Viper und Pontische Viper nahezu einhellig als Kreuzotternrassen eingeordnet worden die von V N Grubant und A V Rudaeva postulierte Eigenstandigkeit als Arten ist bis heute unter Systematikern umstritten Folgende Unterarten der Kreuzotter werden unterschieden Vipera berus berus Linnaeus 1758 Vipera berus bosniensis Boettger 1889 Vipera berus sachalinensis Tzarevsky 1917Historische Biogeographie Im Gegensatz zu den meisten anderen Vipern liegen im Fall der Kreuzotter gute Fossilbefunde vor die sowohl die Rekonstruktion der Abstammungslinien als auch der biogeographischen Entwicklung ermoglichen Die altesten eindeutig der Kreuzotter zuzuordnenden Fossilien stammen aus dem fruhen Miozan und wurden in Langenau im unteren Orleanium sowie im Randecker Maar im mittleren Orleanium gefunden Aus dem mittleren und spaten Miozan stammen Funde aus Ost und Mitteleuropa und fur das Pleistozan ist die Kreuzotter in einem Grossteil ihres heutigen Verbreitungsgebietes dokumentiert Dabei sind vor allem Funde aus Polen Ost England Osterreich Rumanien und Deutschland zu erwahnen Neben den Fossilien helfen molekularbiologische Daten zur Rekonstruktion der historischen Biogeographie und der Verbreitung im Pleistozan Durch eine systematische Analyse von genetischem Material von Schlangen im gesamten Verbreitungsgebiet konnte dargestellt werden wie die Besiedlung Europas durch die Kreuzotter nach der Weichseleiszeit mit ihrer grossflachigen Vereisung des europaischen Kontinents erfolgte Die Studie kommt zu dem Ergebnis dass diese Besiedlung von drei getrennten Grunderpopulationen ausging die in unterschiedlichen Ruckzugsgebieten lebten 10 SchlangengiftToxizitat und Symptome nbsp Kreuzotter in Drohstellung nbsp Fuhlt sie sich bedroht beisst die Kreuzotter gut sichtbar ist der linke Giftzahn Kreuzottern sind sehr scheu Bei Gefahr fluchten sie sofort Ein Zubiss erfolgt nur dann wenn man sie massiv bedroht sie anfasst oder auf sie tritt so dass von einem Kreuzotterbiss vor allem Beerensammler und Waldarbeiter 11 betroffen sein konnen Der LD50 Wert des Giftes liegt fur eine subkutane Injektion bei etwa 6 45 mg Milligramm pro Kilogramm Korpermasse und bei einer Injektion in ein Blutgefass bei rund 0 55 mg pro Kilogramm Korpermasse Fur einen Menschen von 75 kg Kilogramm Korpermasse bedeutet das also dass er eine todliche Dosis bei der Injektion von 483 75 mg beziehungsweise 41 25 mg des Giftes erreichen wurde was dem durchschnittlichen Biss von mehr als funf Kreuzottern entsprache Daher sind Todesfalle allein durch Kreuzotterbisse unwahrscheinlich Da die Kreuzotter das giftige Sekret das sie zum Jagen von Mausen Froschen Blindschleichen oder anderen Tieren benotigt nicht einfach verschwendet verwendet sie von ihrem geringen Vorrat bei einem Grossteil der Verteidigungsbisse zudem entweder gar kein oder nur sehr wenig Gift Obwohl das Gift der Kreuzotter etwa zwei bis dreimal giftiger ist als das der Diamant Klapperschlange Crotalus adamanteus ist ein Biss auf Grund ihres geringen Giftvorrats von nur 10 bis 18 mg Trockengewicht in der Regel nur fur Kinder und altere Menschen gefahrlich Die Symptome des Bisses aussern sich folgendermassen Rund um die Bissstelle entsteht etwa eine Stunde spater eine grosse Schwellung Durch Nervengifte kann es zu Atemnot und Herzbeschwerden kommen Der Biss einer Kreuzotter kann daruber hinaus auch zu Lahmungen fuhren Wegen des blutzersetzenden Teils des Sekretes ist es moglich dass sich die Zone nahe der Bissstelle blaulich verfarbt 12 Oft treten diese Symptome jedoch nicht auf und auch die Schmerzen des Bisses halten sich zumeist in Grenzen so dass Menschen manchmal nichts davon merken wenn sie gebissen werden Auf der anderen Seite sind aber gravierende Falle dokumentiert So mussten zwischen 2003 und 2009 allein auf der Insel Hiddensee insgesamt 23 Personen nach jeweils einem Kreuzotterbiss mehrere Tage im Krankenhaus behandelt werden zwei von ihnen bedurften einer intensivmedizinischen Behandlung 13 Epidemiologie Zwischen 1959 und 2003 sind in Deutschland keine Todesfalle nach einem Kreuzotterbiss bekannt geworden Im Jahr 2004 starb eine 81 jahrige Frau auf der Insel Rugen nach dem Biss einer schwarzen Kreuzotter 14 Mensch und KreuzotterGefahrdung und Schutz Die Art als solche ist nicht gefahrdet IUCN Least Concern 15 Gefahrdungen fur die Bestande der Kreuzotter gehen vor allem von Beeintrachtigungen der Lebensraume aus etwa durch die Verbuschung oder Aufforstung von Sonnenplatzen oder durch Bewirtschaftungs bzw Baumassnahmen in Heide und Waldrandgebieten In Ostdeutschland werden insbesondere durch die Abkehr von der Kahlschlagwirtschaft sonnige Bereiche die sonst als Fruhjahrssonn und Paarungsplatze genutzt wurden im Wald immer seltener In diesen Waldern bedarf es deshalb aktiver Biotopentwicklungsmassnahmen zum Schutz der Kreuzotter Ein weiterer Grund fur die starke Gefahrdung der Kreuzotter ist die zunehmende Zerschneidung der Walder durch Fernstrassen Den eingeschlossenen Populationen droht die genetische Verarmung und langfristig das lokale Aussterben In fruheren Jahrzehnten wurden viele Populationen durch massenhaftes Toten von Tieren gefordert durch staatliche Kopfpramien pro erlegtem Exemplar erheblich reduziert Durch Wiedervernassungsmassnahmen in teilabgetorften Hochmooren werden Reptilien oft in die Randbereiche verdrangt Gesetzlicher Schutzstatus Auswahl Fauna Flora Habitat Richtlinie FFH RL nicht aufgefuhrt Bundesartenschutzverordnung BArtSchV Anlage 1 Bundesnaturschutzgesetz BNatSchG besonders geschutztNationale Rote Liste Einstufungen Auswahl 16 17 Rote Liste Bundesrepublik Deutschland 2 stark gefahrdet Rote Liste Osterreichs VU entspricht gefahrdet Rote Liste der Schweiz EN entspricht stark gefahrdet Wie alle europaischen Schlangenarten ist sie im Anhang II der Berner Konvention Ubereinkommen uber die Erhaltung der europaischen wildlebenden Pflanzen und Tiere und ihrer naturlichen Lebensraume 18 verzeichnet und geniesst dadurch innerhalb der Europaischen Union strengen Schutz Die Tiere durfen weder getotet noch gefangen werden Halter dieser Schlangenart mussen entsprechende Herkunfts und Nachzuchtsbestatigungen vorlegen Kulturgeschichte Im Volk entstand auch der Aberglaube dass rote oder schwarze Kreuzottern besonders giftig seien Vielfach wurde die Kreuzotter auch als Arzneimittel fur Mensch und Tier gefangen So wurden etwa in Litauen zerstuckelte Kreuzottern an Schweine verfuttert in dem Glauben dass diese dadurch besser wuchsen BelegeEinzelnachweise Die Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen daruber hinaus werden folgende Quellen zitiert a b c d e Alle Angaben nach Nilson et al 2005 a b Hans Jurgen Biella Wolfgang Volkl Die Biologie der Kreuzotter Vipera berus L 1758 in Mitteleuropa ein kurzer Uberblick In Michael Gruschwitz Paul M Kornacker Richard Podloucky Wolfgang Volkl Michael Waitzmann Hrsg Verbreitung Okologie und Schutz der Schlangen Deutschlands und angrenzender Gebiete MertensVerbreitung Okologie und Schutz der Schlangen Deutschlands und angrenzender Gebiete Mertensiella 3 1993 Michel Gruschwitz Paul M Kornacker Michel Waitzmann Richard Podloucky Klemens Fritz amp Rainer Gunther Die Schlangen Deutschlands Verbreitung und Bestandssituation in den einzelnen Bundeslandern In Michael Gruschwitz Paul M Kornacker Richard Podloucky Wolfgang Volkl Michael Waitzmann Hrsg Verbreitung Okologie und Schutz der Schlangen Deutschlands und angrenzender Gebiete Mertensiella 3 1993 Atlas of amphibians and reptiles in Europe Verbreitungskarte Vipera berus Memento des Originals vom 29 September 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www seh herpetology org PDF Datei 386 kB Homepage der Societas Europaea Herpetologica Andreas Meyer Fachbereich Reptilien KARCH Koordinationsstelle fur Amphibien und Reptilienschutz in der Schweiz In Sabine Joss Fredy Joss 2008 Wanderziel Gipfel Oberwallis SAC Verlag Bern ISBN 3 85902 275 X Wolfgang Volkl Hans Joachim Clausnitzer Arno Geiger Ulrich Joger Richard Podloucky Steffen Teufert Kreuzotterschutz Jagd und Forstwirtschaft In Ulrich Joger Ralf Wollesen Hrsg Verbreitung Okologie und Schutz der Kreuzotter Vipera berus Linnaeus 1758 Mertensiella 15 2004 Artenliste nach Andrey Bakiev Uber die Nahrungsbeziehungen der Kreuzotter Vipera berus in der mittleren Wolgaregion als Rauber und Beute von Wirbeltieren In Ulrich Joger Ralf Wollesen Hrsg Verbreitung Okologie und Schutz der Kreuzotter Vipera berus Linnaeus 1758 Mertensiella 15 2004 P Lenk S Kalayabina M Wink U Joger 2001 Evolutionary relationships among the true vipers Reptilia Viperidae inferred from mitochondrial DNA sequences Molecular Phylogenetics and Evolution 19 94 104 Volltext PDF Svetlana Kalyabina Hauf Silke Schweiger Ulrich Joger Werner Mayer Nicolai Orlov Michael Wink Phylogenie und Systematik der Kreuzottern Vipera berus Komplex In Verbreitung Okologie und Schutz der Kreuzotter Vipera berus Mertensiella 15 2004 Zusammenfassung des Tagungsberichts Sylvain Ursenbacher Malin Carlsson Veronique Helfer Hakan Tegelstrom Luca Fumagalli Phylogeography and Pleistocene refugia of the adder Vipera berus as inferred from mitochondrial DNA sequence data In Molecular Ecology 15 2006 S 3425 3437 Wiley Online Library Semantic Scholar doi 10 1111 j 1365 294X 2006 03031 x Helmut Schubothe Vergiftungen In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 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710 728 ISBN 3 437 35016 1 David Mallow David Ludwig Goran Nilson True Vipers Natural History and Toxicology of Old World Vipers Krieger Publishing Company Malabar Florida 2003 242 252 ISBN 0 89464 877 2 Hans Schiemenz Die Kreuzotter Neue Brehm Bucherei Band 332 Westarp Wissenschaften Hohenwarsleben 1995 ISBN 3 89432 151 2 Ulrich Joger Ralf Wollesen Hrsg Verbreitung Okologie und Schutz der Kreuzotter Vipera berus Mertensiella 15 2004 ISBN 3 9806577 6 0 Ulrich Gruber Die Schlangen Europas und rund ums Mittelmeer Franckh sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1989 S 193 194 ISBN 3 440 05753 4 Falk Ortlieb Andreas Dunst Fanny Mundt Irmgard Blindow Klaus Fischer Bissverletzungen durch Kreuzottern Vipera berus auf der Insel Hiddensee Mecklenburg Vorpommern in den Jahren 2003 2009 In Zeitschrift fur Feldherpetologie 19 2012 S 165 174 PDF oder PDF englisch Human bite injuries by adder Vipera berus on the island of Hiddensee NE Germany during 2003 to 2009 Weblinks nbsp Commons Vipera berus Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Kreuzotter Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Die Kreuzotter in Osterreich auf www herpetofauna at Artbeschreibung Verbreitung und Bilder Kreuzotter im Animal Diversity Web engl Bericht uber die internationale Tagung Okologie und Schutz der Kreuzotter 2002 in Darmstadt Seite zur Kreuzotter bei reptilien brauchen freunde de Seite zur Kreuzotter bei der KARCH Koordinationsstelle fur Amphibien und Reptilienschutz in der Schweiz Giftzentrale hat auch Bilder Fotos der Kreuzotter auf www herp it Kreuzotter Verbreitung in Europa offline Vipera berus In The Reptile DatabaseNormdaten Sachbegriff GND 4140369 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kreuzotter amp oldid 237442045