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Der Schelladler Clanga clanga Syn Aquila clanga 1 ist eine Vogelart aus der Familie der Habichtartigen Accipitridae Dieser mittelgrosse Vertreter der Unterfamilie Aquilinae kommt in Mitteleuropa nur im Osten Polens als Brutvogel vor nach Osten reicht das Verbreitungsgebiet bis zum Pazifik Die Art bewohnt naturnahe gewasserreiche Waldlandschaften und ernahrt sich vor allem von kleinen bis mittelgrossen Saugetieren und Wasservogeln SchelladlerSchelladler Clanga clanga SystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Greifvogel Accipitriformes Familie Habichtartige Accipitridae Unterfamilie AquilinaeGattung ClangaArt SchelladlerWissenschaftlicher NameClanga clanga Pallas 1811 Schelladler sind Mittel bis Langstreckenzieher das Uberwinterungsareal umfasst die Subtropen und die Tropen von Sudeuropa Asien und Afrika Der Bestand der Art ist zumindest im westlichen Teil des Verbreitungsgebietes vor allem aufgrund von Lebensraumzerstorung und menschlicher Verfolgung rucklaufig der Weltbestand gilt daher als gefahrdet Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Lautausserungen 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Systematik 5 Jagdweise und Ernahrung 6 Fortpflanzung 7 Wanderungen 8 Bestand und Gefahrdung 9 In der Astronomie 10 Quellen 10 1 Einzelnachweise 10 2 Literatur 11 WeblinksBeschreibung BearbeitenSchelladler gehoren zu den mittelgrossen Vertretern der Unterfamilie der Aquilinae Sie erreichen eine Korperlange von 59 bis 71 cm und eine Flugelspannweite von 1 57 bis 1 79 m und sind damit erheblich grosser als ein Mausebussard Der Geschlechtsdimorphismus ist bezuglich Grosse und Gewicht recht deutlich ausgepragt Mannchen erreichen im Mittel etwa 85 der Grosse der Weibchen Mannchen wiegen 1 7 bis 1 9 kg und haben eine Flugellange von 477 bis 517 mm Weibchen erreichen ein Gewicht von 1 8 bis 2 5 kg und eine Flugellange von 507 bis 542 mm 2 Wie bei allen Vertretern der Gattung Clanga und der nahe verwandten Gattung Aquila sind die Handschwingenspitzen stark gefingert und die Beine sind bis zu den Zehen befiedert Im Flug wirken die Flugel relativ kurz und auffallend breit der Schwanz ist an den Aussenkanten deutlich gerundet Adulte Vogel sind insgesamt fast einfarbig sehr dunkel braun Der gesamte Rumpf der Kopf sowie die Oberflugel und die Unterflugeldecken sind dunkelbraun und bilden beim fliegenden Vogel einen schwachen Kontrast zu den etwas helleren einfarbig dunkel braungrauen Schwung und Stossfedern Nur die Oberschwanzdecken sind schwach weiss gerandet Sehr selten tritt eine helle Farbmorphe auf die in der Literatur haufig als fulvescens Varietat bezeichnet wird Bei dieser Morphe sind der Kopf und der gesamte Rumpf sowie alle Flugeldecken hellbeige bis goldfarben Schwingen und Steuerfedern sind wie bei normal gefarbten Vogeln dunkel braungrau Die Iris ist braun die Wachshaut und die Zehen haben eine gelbe Farbung Die Schnabelbasis ist grau gegen den im Ubrigen schwarzen Schnabel abgesetzt Im Jugendkleid ist die Grundfarbe des Gefieders noch etwas dunkler als bei den Altvogeln Alle Oberflugeldecken sind weiss gerandet die hellen Spitzen der grossen Hand und Armdecken bilden ein beim fliegenden Vogel gut sichtbares helles Band auf dem Oberflugel Die inneren Handschwingen die Armschwingen und die Steuerfedern zeigen eine dichte dunkle Querbanderung und sind ebenfalls weiss gerandet Die Iris ist braun Die Jungvogel sind nach vier Jahren ausgefarbt 3 Lautausserungen BearbeitenIm Wesentlichen konnen drei Rufe unterschieden werden Der Balzruf ist ein heiseres kruch der meist in Verbindung mit Balzflugen eingesetzt wird Bei Bedrohung zum Beispiel durch in die Nestnahe fliegende grosse Greifvogel aussern beide Partner ein lang gezogenes hiah Der auch von Jungvogeln beim Betteln genutzte Kontaktruf lasst sich mit kjack kjack umschreiben 4 nbsp Verbreitung des Schelladlers BrutgebieteMigration UberwinterungsgebieteVerbreitung und Lebensraum BearbeitenDas Verbreitungsgebiet umfasst grosse Teile der Waldzone der mittleren und ostlichen Palaarktis und reicht vom Osten Polens und des Baltikums in einem im Westen breiten und nach Osten immer schmaler werdenden Band bis zur sudostrussischen Region Primorje am Pazifik Das genaue Areal der Art ist im Westen des Verbreitungsgebietes wegen der schwierigen Unterscheidung vom Schreiadler im asiatischen Teil der Verbreitung wegen der geringen Besiedlung durch Menschen und der abgelegenen Lebensraume vielfach bis heute unklar In Nord Sud Richtung reicht das Areal von den sudlichen Bereichen der Borealen Zone Nadelwaldzone bis in die nordlichen Bereiche der Steppenzone Der Schelladler bewohnt dort offene feuchte bis nasse Walder und Waldrander mit angrenzenden Sumpfen Marschen Mooren oder nassen Wiesen ausserdem Flussauen Insgesamt ist die Art sehr an vom Menschen kaum beeinflusste wasserreiche Waldlandschaften gebunden In Deutschland ist die Art im Norden und Osten ein sehr seltener Gast wird jedoch aufgrund der nicht einfachen Bestimmung wohl auch ubersehen bzw mit dem Schreiadler verwechselt Systematik BearbeitenTrotz des riesigen Verbreitungsgebietes wurden fur den Schelladler bisher keine Unterarten beschrieben Nachster Verwandter ist der sehr ahnliche Schreiadler das Schwestertaxon dieses Artpaares ist der Gangesadler Clanga hastata Diese auf den Indischen Subkontinent beschrankte Art wurde bis vor einigen Jahren als Unterart des Schreiadlers gefuhrt aber 2002 aufgrund morphologischer anatomischer und brutbiologischer Merkmale sowie aufgrund von Verhaltensmerkmalen als eigene Art abgegrenzt 5 Molekulargenetische Untersuchungen haben diesen Artstatus bestatigt demnach ist der Schreiadler mit dem Schelladler sogar naher verwandt als mit seiner ehemaligen Unterart C hastata 6 Eine weitere molekulargenetische Untersuchung ergab dass Schreiadler und Schelladler reproduktiv nicht vollstandig voneinander isoliert sind wobei der Genfluss jedoch offenbar nur in Richtung Schreiadler erfolgt 7 Die Ergebnisse lassen vermuten dass Mischpaare uberwiegend aus Schelladlerweibchen und Schreiadlermannchen bestehen und dass die Hybridweibchen ihrerseits wiederum mit Schreiadlermannchen bruten Die erste Vermutung stimmt mit den bisher vorliegenden Beobachtungen von Mischpaaren uberein Die zweite Vermutung ist plausibel da nur so der Grossenunterschied zwischen den Paarpartnern bestehen bleibt denn Schelladler sind deutlich grosser als Schreiadler Im Detail wiesen etwa 8 der untersuchten phanotypischen Schreiadler in der nur uber die mutterliche Linie weitergegebenen mitochondrialen DNA mtDNA Haplotypen des Schelladlers auf Untersuchungen der Zellkern DNA ergaben jedoch dass die Schreiadler mit Schelladlerhaplotypen in der mtDNA genetisch zwischen den Stichproben von Individuen beider Arten liegen bei denen die Haplotypen der mtDNA mit den Phanotypen ubereinstimmten Das deutet darauf hin dass diese Schreiadler mit Schelladler mtDNA entweder direkte Nachkommen eines Mischpaares aus Schelladlerweibchen und Schreiadlermannchen F1 Hybriden oder Nachkommen eines weiblichen Hybriden mit einem Schreiadlermannchen sind Der relativ hohe Prozentsatz von Schreiadlern mit Schelladlerhaplotypen weist schliesslich darauf hin dass zumindest einzelne Schelladler regelmassig weit westlich des geschlossenen Verbreitungsgebietes der Art Mischpaare mit Schreiadlern bilden Dass dies tatsachlich so ist wurde unter anderem durch die Entdeckung eines Mischpaares in Mecklenburg Vorpommern im Jahr 2003 bestatigt weiter ostlich sind einzelne Mischpaare schon seit Anfang der 1990er Jahre bekannt Jagdweise und Ernahrung BearbeitenAhnlich wie der nah verwandte Schreiadler jagt der Schelladler haufig im Suchflug und zu Fuss aber seltener als der Schreiadler vom Ansitz aus Der Suchflug findet in niedriger Hohe aber auch hoch kreisend statt Wenn ein geeignetes Beutetier entdeckt ist lasst sich der Adler fallen oder geht zur Attacke im Sturzflug uber Trupps von Wasservogeln werden durch wiederholte Sturzfluge auseinandergetrieben um dann ein abgesprengtes Individuum gezielt zu erbeuten Im Brutgebiet besteht die Nahrung uberwiegend aus kleinen bis mittelgrossen Saugetieren und Vogeln daneben werden auch Amphibien und Reptilien haufig erbeutet Seltener werden kleine Fische Insekten oder Aas gefressen Im Winter bilden die Hauptnahrung je nach Lage des Winterquartiers sehr haufig Insekten wie Wanderheuschrecken und schwarmende Termiten sowie Aas oder in Feuchtgebieten uberwiegend Wasservogel Fortpflanzung Bearbeiten nbsp Ei Sammlung Museum WiesbadenDie Balz beginnt meist unmittelbar nach der Ankunft am Brutplatz Das Mannchen vollfuhrt dabei ausdauernde Wellenfluge wobei es sich am hochsten Punkte einer Welle mit angelegten Flugeln abwartsbewegt um dann mit dem gewonnenen Schwung wieder zur nachsten Welle aufzusteigen Dabei wird intensiv gerufen Die Nester werden uberwiegend auf Laubbaumen im Wald und meist in dessen Randzone errichtet und uberwiegend selbst gebaut Der Nestdurchmesser betragt zwischen 70 und 110 cm Die Nester werden oft mehrfach genutzt und konnen dann Hohen bis 150 cm erreichen Die Nestmulde wird mit grunen Zweigen ausgelegt Die Eiablage erfolgt selten bereits Ende April meist jedoch Anfang bis Mitte Mai Die Gelege bestehen meist aus zwei Eiern seltener aus nur einem Ei oder drei Eiern Beispielsweise wurden in Belarus bei 6 Gelegen einmal 1 Ei und funfmal 2 Eier gefunden 8 Die Eier sind auf weissem Grund schwach braunlich oder violett gefleckt Eier aus Belarus massen im Mittel 65 8 52 mm 8 Die Brutzeit betragt 42 bis 45 Tage Im Gegensatz zum Schreiadler ist Kainismus beim Schelladler nicht obligatorisch und es werden regelmassig zwei Jungvogel flugge Die Nestlingszeit dauert 63 bis 67 Tage die Jungvogel fliegen meist Mitte Juli bis Anfang August aus nbsp Schelladler im Jugendkleid im Winterquartier in Rajasthan Indien Wanderungen BearbeitenSchelladler sind Mittelstrecken bis Langstreckenzieher Das Uberwinterungsgebiet umfasst ein riesiges Areal in den Subtropen und den Tropen Eurasiens und Afrikas Die Art wird dort in vielen raumlich zum Teil weit auseinander liegenden Gebieten beobachtet in denen jedoch meist nur einzelne oder maximal einige Dutzend Individuen uberwintern In Europa uberwintert die Art in kleiner Zahl in Sud Frankreich Camargue im Suden und Nordosten Italiens und auf der Balkanhalbinsel ausnahmsweise auch weiter nordlich z B in der Schweiz Weiter ostlich uberwintert die Art vor allem im Westen der Turkei im Nahen Osten und auf der Arabischen Halbinsel im Norden des Indischen Subkontinents sowie in Sudostasien und Sudchina Schliesslich uberwintert die Art zumindest in kleiner Zahl auch im Nordosten Afrikas und sudlich der Sahara Schelladler scheinen uberwiegend Breitfrontzieher zu sein sie werden an den klassischen Konzentrationspunkten des Vogelzuges zum Beispiel am Bosporus selten und nur in kleiner Zahl beobachtet Die Brutgebiete werden im Westen der Verbreitung bereits Mitte Marz erreicht weiter ostlich im April Der Wegzug beginnt ab Ende September Bestand und Gefahrdung BearbeitenDie Art ist zumindest in Europa uberall sehr selten Der gesamteuropaische Bestand wurde 2004 laut IUCN auf etwa 900 Brutpaare geschatzt der Weltbestand auf maximal 10 000 Individuen Insbesondere aus dem asiatischen Teil Russlands liegen bisher jedoch kaum verlassliche Bestandszahlen vor Zumindest in Europa ist der Bestand seit Jahrzehnten rucklaufig als Hauptursachen gelten Lebensraumzerstorung und menschliche Verfolgung Die IUCN stuft den Weltbestand daher als vulnerable gefahrdet ein In der Astronomie Bearbeiten1999 wurde der Asteroid 8979 Clanga nach Aquila clanga benannt Quellen BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Meyburg B U Kirwan G M amp Garcia E F J 2017 Greater Spotted Eagle Clanga clanga In del Hoyo J Elliott A Sargatal J Christie D A amp de Juana E eds Handbook of the Birds of the World Alive Lynx Edicions Barcelona abgerufen auf 1 am 16 01 2017 J Ferguson Lees D A Christie Raptors of the World Christopher Helm London 2001 ISBN 0 7136 8026 1 S 730 D Forsman The Raptors of Europe and the Middle East A Handbook of Field Identification T amp A D Poyser London 1999 S 332 347 T Mebs und D Schmidt Die Greifvogel Europas Nordafrikas und Vorderasiens Franckh Kosmos Stuttgart 2006 ISBN 3 440 09585 1 S 178 S J Parry W S Clark V Prakash On the taxonomic status of the Indian Spotted Eagle Aquila hastata Ibis 144 Heft 4 2002 S 665 675 doi 10 1046 j 1474 919X 2002 00109 x Ulo Vali Mitochondrial DNA sequences support species status for the Indian Spotted Eagle Aquila hastata Bull B O C 126 Heft 3 2006 S 238 242 Volltext in der Biodiversity Heritage Library BHL abgerufen am 1 April 2013 Andreas J Helbig Ingrid Seibold Annett Kocum Dorit Liebers Jessica Irwin Ugis Bergmanis Bernd U Meyburg Wolfgang Scheller Michael Stubbe and Staffan Bensch Genetic differentiation and hybridization between greater and lesser spotted eagles Accipitriformes Aquila clanga A pomarina Journal of Ornithology Band 146 Heft 3 2005 S 226 234 a b V Ivanovsky Notes on the Breeding Biology of Spotted Eagles Aquila clanga and A pomarina in Byelorussia In Meyburg B U amp Chancellor R D eds Eagle Studies WWGBP Berlin London Paris 1996 ISBN 3 9801961 1 9 297 299 Literatur Bearbeiten James Ferguson Lees David A Christie Raptors of the World Christopher Helm London 2001 ISBN 0 7136 8026 1 D Forsman The Raptors of Europe and the Middle East A Handbook of Field Identification T amp A D Poyser London 1999 ISBN 0 85661 098 4 Urs N Glutz von Blotzheim Kurt M Bauer und Einhard Bezzel Handbuch der Vogel Mitteleuropas Band 4 2 Aufl AULA Verlag Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 460 7 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Schelladler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Clanga clanga in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 13 Oktober 2008 Schelladler Clanga clanga auf eBird org Nestkamera eines Schelladlers https www looduskalender ee n de node 2350 cam nbsp Dieser Artikel wurde am 5 September 2008 in dieser 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