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Die Blindschleiche genauer Westliche Blindschleiche Anguis fragilis ist eine Echsenart innerhalb der Familie der Schleichen Anguidae In Mitteleuropa gehort sie zu den am haufigsten vorkommenden Reptilien Mit ihrem beinlosen langgestreckten Korper gleicht sie einer Schlange und wird auch oft fur eine solche gehalten Dieses Missverstandnis spiegelt sich sogar im wissenschaftlichen Gattungsnamen wider den ihr Carl von Linne gegeben hat lateinisch anguis Schlange der Artname fragilis bedeutet zerbrechlich Wichtige Unterscheidungsmerkmale zu den Schlangen sind das leichte Abbrechen des Schwanzes sowie das fur alle Schleichen typische Vorhandensein von beweglichen Augenlidern und ausseren Gehoroffnungen wenn auch letztere durch Schuppen verdeckt sind Westliche BlindschleicheBlindschleichen auf Fahrwegen in NorddeutschlandSystematikohne Rang Toxicoferaohne Rang Schleichenartige Anguimorpha Familie Schleichen Anguidae Unterfamilie AnguinaeGattung AnguisArt Westliche BlindschleicheWissenschaftlicher NameAnguis fragilisLinnaeus 1758Ein anderer verbreiteter Irrtum ist dass die Blindschleiche gemass der Artbezeichnung blind sei Der deutsche Name wird in der Fachliteratur aber in der Regel auf das Althochdeutsche plintslicho zuruckgefuhrt was nach allgemeiner Auffassung so viel wie blendende oder glanzende Schleiche bedeutet und sich auf das Glanzen der glatten Schuppenhaut sowie die typische Fortbewegung beziehen durfte 1 2 3 Alternativ wird der Name manchmal aber auch tatsachlich auf die Wortbedeutung von blind im Sinne von nichtsehend zuruckgefuhrt 4 Andere heute nicht oder kaum mehr gebrauchliche Bezeichnungen lauten Haselwurm und Hartwurm Die Blindschleiche wurde von der Deutschen Gesellschaft fur Herpetologie und Terrarienkunde zum Reptil des Jahres 2017 gekurt Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Korperbau 1 2 Farbung und Zeichnung 1 3 Geschlechterunterschiede 2 Systematik 3 Verbreitung 4 Lebensraume 5 Lebensweise 5 1 Uberwinterung 5 2 Tagesaktivitat 5 3 Nahrung 5 4 Fressfeinde und Bedrohungen 5 5 Fortpflanzung und Individualentwicklung 6 Gefahrdung und Schutz 7 Literatur Quellen 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmaleKorperbau nbsp Zum Zungeln mussen Blindschleichen das Maul etwas offnen nbsp Die glatten glanzenden Schuppen sind typischBlindschleichen haben einen langgestreckten im Querschnitt kreisrunden Korper ohne Extremitaten und erreichen eine Gesamtlange von bis zu 57 5 cm 5 Die meisten zu beobachtenden erwachsenen Tiere sind aber eher zwischen 40 und 45 cm lang wobei davon bis zu 22 cm auf den Kopf Rumpf Abschnitt entfallen der Rest auf den Schwanz 3 Der recht kleine hohe Kopf geht unvermittelt in den Rumpf uber Auch der in einer hornigen Spitze endende Schwanz ist nicht vom Rumpf abgesetzt und oft etwas langer als dieser Dadurch dass die Tiere ihren Schwanz an mehreren Sollbruchstellen leicht abwerfen konnen haben allerdings recht viele Exemplare keinen vollstandig erhaltenen Schwanz mehr Anders als bei Echten Eidechsen wachst nach einer Autotomie der Schwanzabschnitt auch nicht nach Es bildet sich nur ein sehr kurzer halbkugeliger Stumpf In manchen Populationen hat mehr als die Halfte der Erwachsenen keinen vollstandigen Schwanz mehr Fur feldbiologische Korpermessungen wird daher die Kopf Rumpf Lange von der Schnauzenspitze bis zur Kloake bevorzugt Die Kloake hat bei der Blindschleiche einen quergestellten Spalt Die Hautoberflache besteht aus glatten runden bis sechseckigen sich dachziegelartig uberlagernden Hornschuppen die ober und unterseits des Korpers etwa gleich geformt sind Auch an der Bauchseite sind davon mehrere Langsreihen vorhanden und die Schuppen sind dort nur geringfugig kleiner als auf der Ruckenseite In der Rumpfmitte umfasst eine Querreihe 24 oder 26 Schuppen Insgesamt weist der Rumpf 125 bis 150 Schuppenquerreihen und der Schwanz noch einmal 130 bis 160 Reihen auf Unter den Schuppen befinden sich Knochenplattchen Osteoderme wodurch sich Blindschleichen viel steifer und plumper kriechend fortbewegen als Schlangen Die Kopfbeschuppung ahnelt der von Eidechsen die den Kopf nach hinten begrenzenden Pileus Schilde sind relativ gross Die Ohroffnungen sind allerdings meistens ganz unter den Schuppen verborgen Die relativ kleinen Augen haben bewegliche verschliessbare Lider bei Schlangen sind diese verwachsen und runde Pupillen Die eher kurze Zunge ist breit zweilappig und lauft nicht in feine Spitzen aus Zum Zungeln also zur Aufnahme von Geruchsstoffen mussen Blindschleichen das Maul etwas offnen da sie keine Oberlippenlucke wie die Schlangen haben Die spitzen teilweise recht lose sitzenden Zahnchen sind nach hinten gekrummt im Zwischenkiefer befinden sich davon 7 bis 9 im Oberkiefer 10 bis 12 im Unterkiefer 14 bis 16 In fortgeschrittenem Alter haben Blindschleichen einen Teil der Zahne oft verloren 2 Die Extremitaten sind vollstandig zuruckgebildet lediglich bei den Embryonen sind zunachst noch vordere Beinrudimente nachweisbar die aber spater verschwinden Bei den erwachsenen Tieren weisen nur kleine Reste eines Schulter und Beckengurtels an der Wirbelsaule auf die phylogenetische Abstammung von beintragenden Vorfahren hin Farbung und Zeichnung nbsp Jungtier 82 mm lang zum Grossenvergleich eine Buroklammer nbsp Dieses weibliche Exemplar hat keinen vollstandigen Schwanz mehr nbsp Die Mannchen haben einen etwas breiteren Kopf und sind oft weniger kontrastreich gezeichnet als die Weibchen nbsp Dieses Weibchen zeigt mit dem mittigen schwarzen Aalstrich und der zu den dunklen Flanken farblich scharf abgesetzten hellen Oberseite Anklange an die typische JugendfarbungAls Jugendkleid haben Blindschleichen eine sehr kontrastreiche Farbgebung und Zeichnung Auf der silberweissen oder goldgelben Oberseite verlauft vom Hinterkopf dort verbreitert oder gegabelt bis zur Schwanzspitze eine schwarze Linie Aalstrich manchmal kann dieser auch unterbrochen sein oder ganz fehlen Die Flanken sind ebenso wie die Bauchseite schwarz und damit scharf von der Oberseite abgesetzt Mit zunehmendem Alter kann sich das Schwarz in graue blaue oder braunliche Tone aufhellen Die Iris ist bei den Jungtieren dunkelbraun Die Korper der erwachsenen Tiere haben eine variable Grundfarbung aus oberseits Braun Grau Gelb Bronze oder Kupfertonen Diese Farbung ist durchsetzt mit mehr oder weniger deutlichen dunklen Punkten und Linien oder auch zeichnungslos Manchmal weisen sie zudem den dorsalen Aalstrich der Juvenilphase auf wobei sich dieser nun verbreitert hat An den Seiten finden sich oft vier bis sechs dunkle Langsstreifen die wiederum miteinander verschmelzen konnen und eine farbliche Trennung zwischen der Ruckenseite und den Flanken bewirken Die Bauchseite ist bleigrau bis schwarz Aufgrund vielfaltiger Punkt und Linienzeichnungsmuster wurden diverse Varietaten der Blindschleiche beschrieben und benannt diese haben aber taxonomisch keine Bedeutung Eine Besonderheit ist das Auftreten blau getupfelter Individuen fast immer sind dies altere mannliche Tiere Allerdings ist dieses Merkmal fur Exemplare der neuerdings abgegrenzten Art Ostliche Blindschleiche Anguis colchica eher typisch 3 Auch Melanismus und andere Farbanomalien kommen bei der Art hin und wieder vor Die Iris adulter Blindschleichen ist rotlichgelb Geschlechterunterschiede Eine Unterscheidung von Mannchen und Weibchen ist anhand mehrerer Merkmale moglich aber nicht in allen Fallen eindeutig Als primares Geschlechtsmerkmal verfugen die Mannchen uber zwei ausstulpbare Hemipenes Auch ist ihr Kopf etwas breiter und hat grossere Pileus Schilde Unter den langsten und schwersten Blindschleichen finden sich dagegen uberwiegend weibliche Tiere Bei trachtigen Weibchen zeichnet sich der verdickte Rumpf gegen den Schwanz ab Bei der Farbung fallt auf dass Weibchen in vielen Fallen eher die Kennzeichen der Jugendfarbung behalten also den Aalstrich auf der Ruckenmitte die scharfe Farbgrenze an den Flanken und die dunkle Unterseite Bei den Mannchen ist der Farbkontrast zwischen der Oberseite und der weniger dunklen Unterseite dagegen oft nicht so stark ausgepragt sie wirken dadurch gleichmassiger gefarbt Auch hat eine Mehrheit von ihnen keinen dorsalen Aalstrich mehr SystematikDie Blindschleiche wurde nach morphologischen Merkmalen lange nur in eine westliche und eine ostliche Rasse Unterart unterteilt Nach neueren molekularbiologischen Studien werden inzwischen allerdings funf Arten unterschieden die fruher alle unter dem Taxon Anguis fragilis zusammengefasst waren Neben der hier behandelten bisherigen Nominatform Westliche Blindschleiche Anguis fragilis s str sind dies die Ostliche Blindschleiche Anguis colchica die Italienische Blindschleiche Anguis veronensis die Griechische Blindschleiche Anguis graeca und die Peloponnes Blindschleiche Anguis cephallonica 3 Verbreitung nbsp Verbreitungsgebiet der Blindschleiche rot und anderer Arten der Gattung AnguisEntsprechend der neuen Abgrenzung mehrerer Arten stellt sich das Verbreitungsgebiet der Westlichen Blindschleiche deutlich kleiner dar als traditionell Insbesondere das grosse Areal von Anguis colchica im Osten Europas von Sud Finnland uber das Baltikum und Westrussland zum Schwarzen Meer und weiter uber den Kaukasus zur Sudkuste des Kaspischen Meeres ist weggefallen ebenso wie der italienische Stiefel und weite Teile Griechenlands Das verbliebene Verbreitungsgebiet von Anguis fragilis reicht vom Norden der Iberischen Halbinsel uber Frankreich und Deutschland bis ins ostliche Mitteleuropa und auf den Balkan im Norden sind Grossbritannien Danemark der ausserste Suden Norwegens sowie Sud und Teile Mittelschwedens besiedelt Die Kontakt und Ubergangszone der Areale von Westlicher und Ostlicher Blindschleiche verlauft grob etwa von Kaliningrad aus sudwarts Zu den Landern mit Vorkommen beider Formen gehoren entsprechend unter anderem Polen Tschechien die Slowakei Ungarn und Rumanien 3 Blindschleichen aus dem deutschsprachigen Raum zahlen somit ausschliesslich zur westlichen Art Im Schweizer Tessin tritt stattdessen die Italienische Blindschleiche auf 6 Fruhere Angaben uber Vorkommen in Nordwestafrika werden inzwischen angezweifelt und sollen auf Verwechslungen mit anderen beinlosen Echsenarten beruhen Es besteht beim Areal der Blindschleiche eine recht grosse Ubereinstimmung mit der Vegetationszone sommergruner Laub und Mischwalder der gemassigten Zone Innerhalb Europas gibt es ausgedehnte Verbreitungslucken in Irland dem Suden der Iberischen Halbinsel auf den Mittelmeerinseln sowie in Nordskandinavien Die Hohenverbreitung reicht vom Tiefland bis in die Hochgebirge oberhalb der Baumgrenze so kommt die Art im Schweizer Kanton Graubunden bis in 2100 Meter Hohe vor in den osterreichischen Alpen bis maximal 2400 Meter In Deutschland kommt die Blindschleiche als haufigstes Reptil in fast allen Regionen vor vereinzelt auch auf der Insel Fehmarn 7 lediglich auf den meisten Nordseeinseln Ausnahmen Sylt Fohr Amrum 8 fehlt sie ebenso wie in kustennahen Marschgebieten Ein Schwerpunkt der Verbreitung sind die bewaldeten Mittelgebirge Auch in Osterreich und in der Schweiz werden bis auf hochalpine Extremlagen alle Regionen von ihr besiedelt Lebensraume source source source source source Blindschleiche bewegt sich uber einen sonnigen WaldwegBei den Lebensraumanspruchen gilt die Blindschleiche als eurytop sie nutzt also ohne besondere Spezialisierung eine Vielzahl unterschiedlicher Biotope Haufig ist sie in dichten Laubwaldern und an deren Randern an Hecken in teilentwasserten Hochmooren und an Moorrandern und an gebuschgesaumten Borstgrasrasen anzutreffen ferner in Heidegebieten auf Brachen Wiesen an Bahndammen Holzstossen Wegrandern in Parks und naturnahen Garten der Siedlungsrander selbst dichte Nadelwalder mit nur kleinraumigen Sonnenflachen genugen ihr manchmal 9 Die Tiere bevorzugen deckungsreiche krautige Vegetation und eine gewisse Bodenfeuchte im Hinblick auf die Umgebungstemperatur sind sie etwas weniger warmebedurftig als viele andere Reptilien Entsprechend ihrer breiten okologischen Amplitude kann die Blindschleiche sowohl mit Arten feuchterer Gebiete wie Waldeidechse und Kreuzotter als auch mit solchen eher trockener Lebensraume wie Schlingnatter und Zauneidechse gemeinsam vorkommen Gerne nutzt sie geschutzt gelegene trockene Sonnenplatze beispielsweise auf Totholz dunklem Humusboden und Torf oder auf alten Grasbulten die sich in Nachbarschaft zu etwas feuchteren aber auch leicht erwarmbaren nicht zu schattigen Versteckplatzen Erdlocher Hohlraume unter Baumwurzeln liegendem Holz Steinen Plastikfolie oder Blech Felsspalten Moospolster auch Laub und Komposthaufen oder Brennholzstapel befinden An besonders gunstigen Versteckplatzen finden sich oft mehrere Tiere gleichzeitig ein LebensweiseUberwinterung Den Winter verbringen Blindschleichen in Kaltestarre bzw Ruhe in den oben genannten moglichst frostsicheren Verstecken Haufig bohren sie sich auch selbst unterirdische Gange von 15 bis zu 100 cm Lange und verschliessen die Offnung mit Moos oder Erde Regelmassig findet die Uberwinterung gesellig in Gruppen von 5 bis 30 ausnahmsweise auch uber 100 Individuen statt Dabei befinden sich die alteren Tiere offenbar in grosserer Tiefe wahrend sich die etwas spater dazustossenden Jungtiere mehr in Eingangsnahe aufhalten Sogar gemeinsame Winterquartiere mit Fressfeinden wie Schlangen sind beobachtet worden 10 In Mitteleuropa zieht sich die Mehrzahl der Blindschleichen im Laufe des Oktobers in die Unterschlupfe zuruck heraus kommen sie meistens wieder ab Marz oder Anfang April zumindest im Tiefland wenn die Aussenbedingungen dies zulassen Tagesaktivitat nbsp Kopfpartie einer Blindschleiche die Augen haben runde Pupillen und bewegliche Lider nbsp Blindschleiche mit Beute nbsp Blindschleiche ein kleineres Exemplar verschlingend source source source source source source source source Zuckender Schwanz einer Blindschleiche kurz nach AbwurfDie Art ist vor allem tagaktiv zum einen in den Morgenstunden von 4 bis etwa 10 Uhr zum anderen abends von 18 bis 21 Uhr Bei feucht milder Witterung etwa vor Gewittern oder bei warmem Nieselregen ist sie auch in der ubrigen Tageszeit ausserhalb der Verstecke anzutreffen Moglicherweise werden sehr milde Sommernachte ebenfalls zur Nahrungssuche genutzt 10 Wegen der versteckten Lebensweise ist das Wissen uber den genauen Tagesablauf einer Blindschleiche noch recht luckenhaft Dies gilt auch fur den Raumbedarf fur Bestandsgrossen und dichten und andere populationsokologische Fragen Nahrung Blindschleichen jagen in erster Linie Nacktschnecken Regenwurmer und unbehaarte Raupen ihr nach hinten gekrummtes Gebiss hilft ihnen beim Festhalten dieser schlupfrigen Beutetiere Unter den Schnecken sind besonders Ackerschnecken als Nahrung von Bedeutung aber auch kleinere Exemplare grosser Wegschneckenarten werden gefressen Zum erweiterten Beutespektrum gehoren Asseln und Saftkugler Heuschrecken Kafer und deren Larven sowie Blattlause Zikaden und Ameisen ferner kleinere Spinnen Blindschleichen sind zwar nicht blind haben aber eine eingeschrankte Sehleistung unter anderem sind sie farbenblind 1 Fur die Orientierung auch bei der Jagd spielen der Geruchs und der Tastsinn eine wichtige Rolle Die Beutetiere werden mit den bezahnten Kiefern gepackt und allmahlich im Ganzen verschluckt Bei einem grosseren Regenwurm kann dies bis zu einer halben Stunde dauern Fressfeinde und Bedrohungen Die Blindschleiche hat ihrerseits viele Fressfeinde darunter Schlangen insbesondere die Schlingnatter Saugetiere wie Fuchs Dachs Iltis Hermelin Igel Wildschwein und Ratten sowie zahlreiche Vogel Storche Reiher Greifvogel Eulen Rabenvogel Wurger Den Jungtieren stellen zudem Drosseln Stare Spitzmause grosse Laufkafer Erdkroten Eidechsen und junge Schlangen nach In Siedlungsnahe des Menschen sind vor allem Hauskatzen Hunde und Huhner eine Gefahr fur Blindschleichen In Bedrangnis zum Beispiel wenn sie ergriffen werden winden sich die Tiere hin und her und scheiden dabei oft Harn und Kot aus der Kloake ab Zu Beissversuchen gegenuber dem Angreifer kommt es nur selten Schliesslich kann ein Schwanzstuck abgeworfen werden das dann noch minutenlang heftig zappelt und zuckt Dies ist vor allem gegenuber Vogeln und Saugern eine effektive Ablenkungsmassnahme In den Morgen und Abendstunden nimmt die Blindschleiche oft ein Sonnenbad zur Thermoregulation beispielsweise legt sie sich in der Abenddammerung auf eine wahrend des Tages erwarmte Oberflache Das sind oft auch Asphaltstrassen und Wege auf denen die Tiere dann oft uberfahren werden Fortpflanzung und Individualentwicklung nbsp Nackenbeissende BlindschleichenIn Mitteleuropa liegt die Paarungszeit der Art meist zwischen Ende April und Juni Die Mannchen ringen in sogenannten Kommentkampfen dann oft heftig um die Weibchen obwohl diese in den meisten Populationen in der Uberzahl sind Die Kontrahenten versuchen sich gegenseitig zu Boden zu drucken beissen sich und schlingen sich fest umeinander Bei der Paarung wird das Weibchen in den Kopf oder die Nackenregion gebissen wahrend das Mannchen seine beiden Hemipenes in die Kloake des Weibchens einfuhrt Die Kopulation kann mehrere Stunden dauern Mitunter paaren sich Weibchen spater noch mit anderen Mannchen Die Tragzeit der Weibchen dauert 11 bis 14 Wochen anschliessend zwischen Mitte Juli und Ende August manchmal noch spater setzen sie meist zwischen acht und zwolf Junge ab Extremwerte 2 bis 28 Blindschleichen sind ovovivipar bei der Geburt befinden sich die 7 bis 10 cm langen Jungtiere in einer sehr dunnen transparenten Eihulle die sie sofort danach durchstossen Sie wiegen zunachst weniger als ein Gramm und besitzen noch einen Dotterrest 10 Vor ihrer ersten Uberwinterung wachsen die Jungtiere kaum noch erst im Jahr darauf legen sie an Lange und Gewicht deutlich zu Bei einer Gesamtlange von 12 5 bis 25 cm und einem Lebensalter von drei bis funf Jahren werden junge Blindschleichen geschlechtsreif Im Laufe des Wachstums finden jahrlich drei bis vier Hautungen wahrend der gesamten Aktivitatsperiode statt Dabei wird die alte Hautoberschicht von vorne nach hinten zu Wulsten zusammengeschoben und abgestreift Ein Hautungsvorgang kann ein bis mehr als zwei Wochen andauern In Gefangenschaft konnen die Tiere sehr alt werden ein Alter von 46 Jahren ist belegt auch 54 Jahre werden genannt 2 In der freien Landschaft ist es wegen vieler Fressfeinde und zivilisatorischer Gefahren aber sehr unwahrscheinlich dass Blindschleichen so alt werden Gefahrdung und Schutz nbsp Blindschleichen legen sich gerne auf Fahrbahnoberflachen um Warme zu tanken dabei fallen sie dem Verkehr zum OpferDie Blindschleiche gilt als Kulturfolger und hat lange von Landschaftsveranderungen durch Menschen profitiert da viele strukturreiche halboffene Biotope entstanden In der modernen Zivilisationslandschaft erleidet die Art aber hohe Verluste durch intensive Land und Forstwirtschaft Flurbereinigung Flachenentwasserung Strassenverkehr Siedlungs und Strassenbau Rekultivierungsmassnahmen in Abbaugruben das Mahen von Gras Stauden Randstreifen und Wiesen besonders mit Kreiselmahern die Beseitigung von Versteckplatzen das Aufraumen von unordentlichen Boschungen und Ruderalfluren und vieles mehr In Siedlungsnahe stellt die Anwendung von Pestiziden wie Schneckenkorn eine Vergiftungsgefahr fur Blindschleichen dar Aus Unkenntnis und Abneigung gegenuber der vermeintlichen Schlange wird die vollig harmlose Blindschleiche auch heute noch in grosser Zahl erschlagen oder zertreten wenn man ihr begegnet Dies kann lokal durchaus bestandsbedrohende Ausmasse annehmen Von Hauskatzen werden Blindschleichen und andere Kleinreptilien gejagt und dabei zumindest verletzt Durch ihr Verhalten sich auf Wege zu legen um Warme zu tanken fallen sehr viele Blindschleichen dem Fahrzeugverkehr zum Opfer Sogar von Radfahrern werden sie oft nicht rechtzeitig erkannt und uberfahren Trotz dieser Verluste ist die Art in Mitteleuropa noch haufig und gilt im deutschsprachigen Raum Deutschland Osterreich Schweiz als ungefahrdet Sie steht aber dennoch unter Natur und Artenschutz und darf nicht gefangen oder verletzt werden Insbesondere ist zu vermeiden Blindschleichen an ihrem hinteren Korperabschnitt festzuhalten Dies kann sonst das Abwerfen des Schwanzes auslosen wodurch das Tier zwar nicht stirbt aber zeitlebens verstummelt bleibt Gesetzlicher Schutzstatus Auswahl 11 FFH Richtlinie nicht aufgefuhrt Bundesnaturschutzgesetz besonders geschutzt Bundesartenschutzverordnung Anlage 1 besonders geschutzt Nationale Rote Liste Einstufungen Auswahl 12 Rote Liste Bundesrepublik Deutschland n nicht gefahrdet nicht gefuhrt Rote Liste Osterreichs NT Gefahrdung droht Vorwarnliste Rote Liste Schweiz LC nicht gefahrdet allerdings Ruckgang des Bestands im Mittelland und den Tieflagen der Taler 13 Literatur Quellen Dieter Glandt Die Amphibien und Reptilien Europas Alle Arten im Portrat Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 2015 ISBN 978 3 494 01581 1 S 322 327 Rainer Gunther Wolfgang Volkl Blindschleiche Anguis fragilis Linnaeus 1758 In Rainer Gunther Hrsg Die Amphibien und Reptilien Deutschlands Gustav Fischer Jena u a 1996 ISBN 3 437 35016 1 S 617 631 Hans Gunter Petzold Blindschleiche und Scheltopusik Die Familie Anguidae Die Neue Brehm Bucherei Bd 448 2 unveranderte Auflage Nachdruck der 1 Auflage von 1971 Westarp Wissenschaften u a Magdeburg u a 1995 ISBN 3 89432 473 2 Wolfgang Volkl Dirk Alfermann Die Blindschleiche Die vergessene Echse Zeitschrift fur Feldherpetologie Beiheft 11 Laurenti Verlag Bielefeld 2007 ISBN 978 3 933066 33 6 Heribert Wolfbeck Klemens Fritz Blindschleiche Anguis fragilis Linnaeus 1758 In Hubert Laufer Klemens Fritz Peter Sowig Die Amphibien und Reptilien Baden Wurttembergs Ulmer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8001 4385 6 S 619 632 Einzelnachweise a b Hans Gunter Petzold Blindschleiche und Scheltopusik Die Familie Anguidae Die Neue Brehm Bucherei Bd 448 2 unveranderte Auflage Nachdruck der 1 Auflage von 1971 Westarp Wissenschaften u a Magdeburg u a 1995 ISBN 3 89432 473 2 a b c Rainer Gunther Wolfgang Volkl Blindschleiche Anguis fragilis Linnaeus 1758 In Rainer Gunther Hrsg Die Amphibien und Reptilien Deutschlands Gustav Fischer Jena u a 1996 ISBN 3 437 35016 1 S 617 631 a b c d e Dieter Glandt Die Amphibien und Reptilien Europas Alle Arten im Portrat Quelle amp Meyer Verlag Wiebelsheim 2015 ISBN 978 3 494 01581 1 S 322 327 Etymologischer Eintrag zum Schlagwort Blindschleiche bei dwds de Wolfgang Bohme A record sized specimen of the western slow worm Anguis fragilis In Zeitschrift fur Feldherpetologie Bd 19 Nr 1 2012 ISSN 0946 7998 S 117 118 karch ch Italienische Blindschleiche Andreas Klinge Christian Winkler Atlas der Amphibien und Reptilien Schleswig Holsteins PDF 17 MB Landesamt fur Natur und Umwelt des Landes Schleswig Holstein Kiel 2005 ISBN 3 937937 01 3 S 150 Andreas Klinge Die Amphibien und Reptilien Schleswig Holsteins Rote Liste 3 Fassung Dezember 2003 Landesamt fur Natur und Umwelt des Landes Schleswig Holstein PDF 573 kB Memento des Originals vom 19 Juli 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www umweltdaten landsh de Massimo Capula Luca Luiselli Ecology of an alpine population of the slow worm Anguis fragilis Linnaeus 1758 Thermal biology of reproduction In Herpetozoa Band 6 Nr 1 2 1993 S 57 63 zobodat at PDF a b c Heribert Wolfbeck Klemens Fritz Blindschleiche Anguis fragilis Linnaeus 1758 In Hubert Laufer Klemens Fritz Peter Sowig Die Amphibien und Reptilien Baden Wurttembergs Ulmer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8001 4385 6 S 619 632 www wisia de Memento des Originals vom 28 Januar 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www wisia de Online Ubersicht bei www amphibienschutz de Rote Liste Reptilien der Schweiz 2005 PDF 688 kB Memento vom 29 Dezember 2016 im Internet Archive Weblinks nbsp Commons Westliche Blindschleiche Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Blindschleiche Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Anguis fragilis In The Reptile Database Informationen und Fotos bei www reptilien brauchen freunde de Informationen bei feldherpetologie de inkl Verbreitungskarte Die Blindschleiche Reptil des Jahres 2017 Informationen und Fotos im Sachsen Anhalt Journal 2017 Reptil Lurch des Jahres in Deutschland und seit 2010 in Osterreich Waldeidechse 2006 Knoblauchkrote 2007 Europaischer Laubfrosch 2008 Wurfelnatter 2009 Teichmolch 2010 Mauereidechse 2011 Erdkrote 2012 Schlingnatter 2013 Gelbbauchunke 2014 Europaische Sumpfschildkrote 2015 Feuersalamander 2016 Blindschleiche 2017 Grasfrosch 2018 Bergmolch 2019 Zauneidechse 2020 2021 Wechselkrote 2022 nbsp Dieser Artikel wurde am 8 November 2008 in dieser 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