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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Injektion Begriffsklarung aufgefuhrt Als Injektion von lateinisch inicere hineinwerfen bezeichnet man in der Medizin das parenterale unter Umgehung des Darmtraktes erfolgende Einbringen von gelosten oder suspendierten Arzneimitteln in den Korper Die Injektion wird im Allgemeinen mittels einer Spritze mit aufgesetzter Kanule durchgefuhrt Im Gegensatz zur Instillation wird bei der Injektion mindestens eine physische Barriere wie zum Beispiel die Haut oder Schleimhaut durchstochen Wenn jedoch eine Korperhohle mittels Punktion erreicht ist kann hier eine Instillation folgen In Abgrenzung zur Infusion handelt es sich bei der Injektion um eine oft manuell getatigte relativ schnelle Verabreichung des Arzneimittels Allerdings gibt es Uberschneidungen vor allem beim Einsatz von Infusions beziehungsweise Spritzenpumpen Die Umkehrung der Injektion also die Gewinnung von Flussigkeit oder Gewebe aus dem Organismus wird als Aspiration bei Flussigkeiten oder als Biopsie bei Gewebe bezeichnet Der Aspiration oder Biopsie genau genommen auch der Injektion geht die Punktion voraus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Injektion 2 Wirkung von Injektionen 3 Injektionsarten 3 1 Subkutane Injektion 3 2 Intramuskulare Injektion 3 3 Intravenose Injektion 3 4 Weitere Injektionsarten 4 Siehe auch 5 Rechtliche Aspekte der Injektion 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte der Injektion Bearbeiten nbsp Intravenose Injektion am Menschen Aus Clysmatica nova 1667In der Antike und im Mittelalter wurden Substanzen zwar gespritzt jedoch nicht in das Gewebe oder in Gefasse sondern in frei zugangliche Korperoffnungen Nachdem William Harvey 1578 1657 im Jahre 1628 erkannte dass das Gefasssystem einen Kreislauf darstellt injizierten Christopher Wren 1632 1723 und Robert Boyle vermutlich 1656 einem Hund Bier Wein und eine Opiumlosung 1 woraufhin Wren eine betaubende Wirkung des Opiums auf das Gehirn 2 annahm Wren verwendete dabei einen mit einer Tierblase versehenen Federkiel den er in eine freigelegte Vene einband 3 Die ersten dokumentierten intravenosen Injektionen beim Menschen wurden von Johann Sigismund Elsholtz 1623 1688 in Berlin an drei kranken Soldaten vermutlich im Jahre 1663 durchgefuhrt 4 Um 1665 publizierte Johann Daniel Major seine intravenose Injektionen und Infusionen betreffende Arbeit Chirurgia infusoria placidis 5 Erste Injektionen mit modernen Hohlnadeln und aus Glas und Metall gefertigten Spritzen wurden nach deren Erfindung ab 1845 6 durch Francis Rynd 1801 1861 und Alexander Wood 1855 sowie Charles G Pravaz 1853 gebrauchlich 7 Wirkung von Injektionen Bearbeiten nbsp Die Injektion eines Wirkstoffes in die Schwanzvene einer FarbratteBei der Injektion werden grundsatzlich zwei verschiedene Wirkprinzipien unterschieden Zum einen kann das injizierte Agens direkt am Ort der Injektion also lokal wirken Dies ist zum Beispiel bei einer Lokalanasthesie der Fall bei der das Anasthetikum direkt an die entsprechenden Nervenendigungen oder deren Leitungsbahnen injiziert wird und dort pharmakologisch wirkt Zum anderen kann das Arzneimittel direkt wie bei der intravenosen Injektion oder indirekt uber die Nutzung einer Depotwirkung wie bei der subkutanen Injektion in den Blutkreislauf gelangen und von dort eine generalisierte pharmakologische Wirkung ausuben Injektionen wirken im Allgemeinen schneller und starker als oral gegebene Medikamente da sie auf dem Weg zum Wirkort weniger physiologische Schranken uberwinden mussen Ausserdem gibt es Medikamente wie zum Beispiel Proteinmedikamente wie Insulin oder Antikorper welche parenteral gegeben werden mussen da sie bei einer oralen Aufnahme nicht oder nicht in ausreichender Menge in den Blutkreislauf aufgenommen resorbiert werden durch Enzyme des Verdauungstrakts abgebaut werden oder durch die im Magen vorhandene Salzsaure zerstort werden Demgegenuber stehen das Infektionsrisiko durch den Eintrag von Krankheitserregern in den Korper und andere Risiken die je nach Injektionsweg zu beachten sind Da sich mit parenteral applizierten Wirkstoffen technisch leichter ein definierter Plasmaspiegel einstellen lasst als mit oral gegebenen Medikamenten kommt der intravenosen Injektion insbesondere in der Notfallmedizin ein hoher Stellenwert zu Injektionsarten BearbeitenInjektionen werden im Allgemeinen danach benannt in welches Gewebe oder Organ das Arzneimittel injiziert wird Die haufigsten und bekanntesten Arten sind die subkutane abgekurzt s c Injektion die intramuskulare i m Injektion und die intravenose i v Injektion Daruber hinaus gibt es eine Reihe weiterer seltener angewandter Injektionen die fur diagnostische oder therapeutische Zwecke verwendet werden Subkutane Injektion Bearbeiten Bei der subkutanen Injektion bereits 1853 von Charles Pravaz mit einer Subkutanspritze zur Therapie 8 verwendet wird in die Subkutis also das in der Tiefe der Haut liegende Gewebe das vorrangig aus Fettzellen besteht injiziert Von hier aus wird das Arzneimittel relativ langsam und uber einen langeren Zeitraum in die kapillaren Blutgefasse aufgenommen Dieser als Depotwirkung bezeichnete Vorgang ist vielfach erwunscht um den Medikamentenspiegel uber einen langeren Zeitraum im therapeutischen Bereich zu halten Die subkutane Injektion ist besonders einfach durchzufuhren Sie ist wenig schmerzhaft komplikationsarm und kann auch vom Patienten selbst vorgenommen werden Sie eignet sich in der Regel nur fur geringe Stoffmengen maximal 1 bis 2 Milliliter Fur die subkutane Verabreichung eignen sich Medikamente wie Insulin zur Behandlung von Diabetes mellitus und Heparinpraparate zur Thromboseprophylaxe aber auch verschiedene Impfungen und andere Medikamente Subkutane Injektionen zur Erzielung einer Infiltrationsanasthesie 9 werden seit dem Ende des 19 Jahrhunderts 10 durchgefuhrt Intramuskulare Injektion Bearbeiten Hauptartikel Intramuskulare Injektion Auch die intramuskulare Injektion bei normal grossen und schweren Patienten ist nicht besonders schwierig muss aber von geschultem Personal durchgefuhrt werden da sie mit grosseren Risiken behaftet ist arztliche Tatigkeit aber delegierbar Es konnen schmerzhafte Verletzungen der Knochenhaut auftreten oder es kann versehentlich eine intravenose oder intraarterielle Injektion erfolgen Ausserdem kann es zu dauerhaften Nervenschadigungen bis hin zu Lahmungen kommen Gelegentlich ist die Entstehung eines Spritzenabszesses zu beobachten In bestimmten Situationen ist die intramuskulare Injektion kontraindiziert z B bei Storungen der Blutgerinnung Stoffmengen bis zu 20 ml konnen verabreicht werden Oft wird der intramuskulare Weg gewahlt wenn ein langsamer und lang anhaltender Wirkungseintritt gewunscht ist oder eine orale Verabreichung nicht in Frage kommt Haufig intramuskular gegebene Mittel sind Schmerzmittel Kortikoide und Kontrazeptiva Hauptzugangspunkt insbesondere bei Impfungen ist der Deltamuskel ansonsten der mediale Glutealmuskel Der Injektionsort am Gluteus wird heute ublicherweise nach der Methode von Anton v Hochstetter aufgesucht Intravenose Injektion Bearbeiten Die intravenose Injektion ist technisch schwieriger weil zuerst eine Venenpunktion durchgefuhrt werden muss Ist bereits ein venoser Zugang vorhanden beispielsweise ein Venenkatheter wird dieser Zugang verwendet Vorteile sind ein besonders schneller Wirkungseintritt und die Moglichkeit grossere Mengen an Flussigkeit zu verabreichen Allerdings liegt darin auch ein Risiko da manche Medikamente bei schneller Verabreichung besondere Nebenwirkungen haben konnen Weitere Risiken liegen auch in einer Thrombophlebitis d h einer oberflachlichen Thrombose bei Entzundung dieser Venen Intravenose Injektionen wirken im Allgemeinen schneller und besser als oral gegebene Medikamente da sie auf dem Weg zum Wirkort weniger physiologische Schranken uberwinden mussen Ausserdem gibt es Medikamente z B Proteinmedikamente wie Insulin oder Antikorper welche parenteral unter Umgehung des Darmtraktes gegeben werden mussen da sie bei einer oralen Aufnahme nicht bzw nicht in ausreichender Menge in den Blutkreislauf aufgenommen resorbiert werden durch Enzyme des Verdauungstrakts abgebaut werden oder durch die im Magen vorhandene Salzsaure denaturiert und damit funktionsunfahig gemacht werden Demgegenuber steht das Infektionsrisiko durch Eintrag von Bakterien in den Korper und andere Risiken die je nach Injektionsweg zu beachten sind Da sich mit parenteral applizierten Wirkstoffen technisch leichter ein definierter Blutspiegel einstellen lasst als mit oral gegebenen Medikamenten kommt der intravenosen Injektion insbesondere in der Notfallmedizin ein hoher Stellenwert zu Weitere Injektionsarten Bearbeiten Neben den oben beschriebenen Injektionen gibt es weitere Formen intraarteriell Injektion in das Lumen einer Arterie intraartikular Injektion in ein Gelenk intrakardial Injektion in das Herz intrakutan i c Injektion direkt in die Lederhaut beispielsweise im Rahmen der Allergie und Tuberkulosediagnostik intraossar Injektion in das Knochenmark intraperitoneal Injektion in die Bauchhohle intrapulmonal Injektion in die Lunge intrathekal Injektion in die Liquorraume des zentralen Nervensystems intravitreal oder intraokular Injektion in den Glaskorper des Auges intrazolomatisch Injektion in das Zolom bei verschiedenen TierenRuckenmarksnahe Injektionen wie zum Beispiel in den Subarachnoidal oder Periduralraum finden in der Regionalanasthesie beispielsweise in Form der Periduralanasthesie Anwendung Auch nadelfreie Injektion ist moglich Sie soll schmerz und verletzungsarmer wirken Siehe auch BearbeitenLokalanasthesie Zahnmedizin Portkatheter Hickman KatheterRechtliche Aspekte der Injektion Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar Bitte hilf uns dabei die Situation in anderen Staaten zu schildern Jede Injektion stellt einen Eingriff in die korperliche Unversehrtheit des Menschen dar und beruhrt somit die Straftatbestande nach 223 bis 230 StGB Dadurch ergibt sich die Notwendigkeit einer Einwilligung durch den Patienten zur Injektion Diese wiederum ist an eine fachgerechte vorherige Aufklarung uber Notwendigkeit der Injektion ihre Folgen und Risiken sowie an eine qualifizierte Ausfuhrung gebunden Ist der Patient nicht einwilligungsfahig muss in der Regel in einer Notfallsituation die Injektion entsprechend dem mutmasslichen Willen durchgefuhrt oder unterlassen werden Verantwortlich fur die Injektion ist prinzipiell und in jedem Fall der behandelnde Arzt Dieser hat jedoch die Moglichkeit die Injektion an eine entsprechend qualifizierte Person zu delegieren 11 12 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Injektion Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Axel Helmstadter Kurze Geschichte langer Nadeln In Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 50 2007 Zur Geschichte der Spritze Website im Rahmen eines Medizinhistorischen Museums auf kugener com Kleiner Stich grosse Wirkung Zur Geschichte der Injektionsspritze Memento vom 13 Marz 2012 im Internet Archive auf der Website des Medizinhistorischen Museums der Charite in BerlinLiteratur BearbeitenHeinrich Buess Die Injektion In Ciba Zeitschrift No 100 9 Jg 1946 S 3594 3606 Zur Fruhgeschichte der Injektion S 3608 3614 Die intravenose Injektion zur Zeit der aufbluhenden Chemie S 3615 3627 Der Aufschwung der Naturwissenschaften und die intravenose Injektion seit 1840 S 3628 3635 Die Entwicklung der subkutanen und der intramuskularen Injektion S 3637 3640 Die Entwicklung der Infusionsgerate Pschyrembel Klinisches Worterbuch 256 Auflage de Gruyter Berlin New York 1990 ISBN 3 11 010881 X Heinz Schott Die Chronik der Medizin Chronik Verlag Gutersloh Munchen 1993 ISBN 3 86047 135 X Roche Lexikon Medizin 5 Auflage Urban amp Fischer Munchen Jena 2003 ISBN 3 437 15150 9 Nancy Duin Jenny Sutcliffe Geschichte der Medizin Von der Antike bis zum Jahr 2020 vgs Koln 1993 ISBN 3 8025 1267 7Einzelnachweise Bearbeiten Ciba Nr 100 S 3596 Richard J Kitz Leroy D Vandam A History and the Scope of Anesthetic Practice In Ronald D Miller Hrsg Anesthesia 3 Bande Churchill Livingstone New York Edinburgh London Melbourne 1981 2 Auflage ebenda 1986 ISBN 0 443 08328 2 Band 1 S 3 25 hier S 4 H Orth I Kis Schmerzbekampfung und Narkose In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 1 32 hier S 15 Ciba Nr 100 S 3598 Richard J Kitz Leroy D Vandam 1986 S 5 F Rynd Neuralgia introduction of fluid to the nerve In Dublin Med Press 13 1845 S 167 168 Richard J Kitz Leroy D Vandam 1986 S 11 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 38 H Orth I Kis Schmerzbekampfung und Narkose In Franz Xaver Sailer Friedrich Wilhelm Gierhake Hrsg Chirurgie historisch gesehen Anfang Entwicklung Differenzierung Dustri Verlag Deisenhofen bei Munchen 1973 ISBN 3 87185 021 7 S 1 32 hier S 19 Carl Ludwig Schleich Die Infiltrationsanasthesie lokale Anasthesie und ihr Verhaltnis zur allgemeinen Narkose Inhalationsanasthesie In Verhandlungen der deutschen Gesellschaft fur Chirurgie 1 1892 S 121 127 Delegation und Durchfuhrungsverantwortung Rechtliche Grundlagen und berufliche Verpflichtung Memento vom 11 April 2012 im Internet Archive In Pflege aktuell 5 2000 S 290 292 abgerufen 24 August 2010 Bundesarztekammer Kassenarztliche Bundesvereinigung Moglichkeiten und Grenzen der Delegation arztlicher Leistungen PDF 51 kB Nicht mehr online verfugbar Bundesarztekammer und Kassenarztliche Bundesvereinigung 29 August 2008 archiviert vom Original am 14 Mai 2013 abgerufen am 3 Februar 2017 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4027017 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Injektion amp oldid 237167648