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Cortin ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur franzosischen Ruderin siehe Helene Cortin Corticosteroide oder Kortikosteroide von lateinisch cortex Rinde gr stereos stereos fest kurz auch Corticoide Kortikoide oder Cortine geschrieben sind eine Gruppe von ca 50 in der Nebennierenrinde dem Kortex der Nebenniere gebildeten Steroidhormonen sowie chemisch vergleichbaren synthetischen Stoffen Alle Corticoide entstehen dabei aus dem Ausgangsstoff Cholesterin Gemeinsames Grundgerust der Hormone ist das Progesteron D4 Pregnen 3 20 dion Das Grundgerust aller Corticoide ist das ProgesteronDie Corticosteroide lassen sich nach ihrer biologischen Wirkung bzw ihrem Bildungsort in drei Gruppen einteilen Mineralocorticoide Hauptvertreter Aldosteron werden in der Zona glomerulosa der Nebennierenrinde gebildet und beeinflussen vorwiegend den Kalium Natrium Haushalt und damit den Wassergehalt des Korpers Glucocorticoide Hauptvertreter Cortisol werden in der Zona fasciculata der Nebennierenrinde gebildet Sie vermitteln wichtige Wirkungen im Glucose Lipid und Proteinstoffwechsel Androgene Hauptvertreter Dehydroepiandrosteron DHEA und Estrogene werden in der Zona reticularis der Nebennierenrinde gebildet Zu den naturlichen Glucocorticoiden gehoren Cortison Corticosteron und Cortisol zu den Mineralocorticoiden das Aldosteron und das bereits 1935 von Reichstein isolierte Desoxycorticosteron Synthetische Corticoide sind z B Prednison und Prednisolon Methylprednisolon Triamcinolon Dexamethason Betamethason und Paramethason Inhaltsverzeichnis 1 Synthese 2 Wirkung 3 Uberproduktion Mangel 4 Abbau 5 Therapie 6 Unerwunschte Wirkungen 7 Literatur 8 AnmerkungenSynthese BearbeitenDie unterschiedlichen Hormone werden aus Progesteron durch Hydroxylierung Einbau von OH Gruppen und Oxidation dieser Gruppen zu Keto oder Aldehydgruppen an verschiedenen Positionen gebildet Die Synthese und Sekretion der Androgene und Glucocorticoide wird durch ACTH Kortikotropin aus der Adenohypophyse Hypophysenvorderlappen der Hirnanhangdruse stimuliert Die Synthese und Sekretion der Mineralocorticoide wird uber Angiotensin II und Kalium stimuliert Wirkung BearbeitenAls lipophile Hormone wirken Corticosteroide auf Rezeptoren im Zytosol und Zellkern zu denen sie frei durch die Zellmembran diffundieren konnen Inzwischen wird aber auch die Existenz von membranstandigen Rezeptoren fur Kortikoide angenommen und erforscht 1 Die Rezeptoren im Zellinneren kann man in zwei Typen aufteilen Typ I ist spezifisch fur Mineralcorticoide und Typ II fur Glucocorticoide 1 Die Spezifitat der Rezeptoren scheint von der Aktivitat der 11b Hydroxysteroid Dehydrogenase 1 abhangig zu sein die durch eine Dehydrierung der b OH Gruppe am C11Atom erfolgt Dadurch werden die Corticoide mit Ausnahme des Aldosterons unwirksam Exzessiver Genuss von Lakritze kann die 11 Hydroxysteroid Dehydrogenase hemmen und so zu starkeren Wirkungen der Mineralcorticoide fuhren 1 Uberproduktion Mangel BearbeitenKrankhafte Uberproduktion etwa bei Stress oder langdauernde Einnahme von Glucocorticoiden erzeugen ein charakteristisches Krankheitsbild Cushing Syndrom mit Osteoporose Diabetes mellitus Fettsucht v a Stammfettsucht und Muskelschwund Zu hohe Mineralocorticoid Konzentrationen storen den Wasser Elektrolythaushalt und schadigen die Nieren Conn Syndrom Ein Mangel an Nebennierenrindenhormonen erzeugt den Morbus Addison eine lebensbedrohliche Erkrankung mit Kreislaufschwache Austrocknung und Kachexie Ein bestimmter Gendefekt bei dem zu viel Androgene und zu wenig Aldosteron produziert werden verursacht Virilismus und Wassereinlagerung das Vollbild der Krankheit wird als adrenogenitales Syndrom bezeichnet Abbau BearbeitenCorticoide werden in der Leber durch Reduktion zu inaktiven Derivaten 17 Hydroxysteroide 17 Ketosteroide umgewandelt und uber Urin und Gallenflussigkeit ausgeschieden Therapie BearbeitenAusser bei den o g Mangelzustanden werden vor allem Glucocorticoide in zahlreichen Immunerkrankungen und Notfallsituationen als Medikament eingesetzt Die naturlichen Corticoide sind gegenuber den kunstlichen Corticoiden schwacher wirksam Medikamente mit einer hoheren Affinitat binden sich leichter an die Rezeptoren und haben bei gleicher Arzneimittelkonzentration eine grossere Wirkung Fur die orale und intravenose Therapie werden Aquivalenzdosen die gleichwirksame Dosis Cortison angegeben Prednison 17a 21 Dihydroxy 1 4 pregnadien 3 20 dion ist ein kunstliches Corticoid welches einer dehydrierten Variante des Cortisons entspricht Seine Wirkung liegt etwa bei der vier bis funffachen des Cortisons Corticoide werden zur Behandlung von u a Autoimmunerkrankungen wie Asthma Cluster Kopfschmerz Ekzemen Epilepsie Horsturz sowie akutem Tinnitus 2 Nephritis Neurodermitis und bei bestimmten Chemotherapien Morbus Hodgkin NHL eingesetzt Unerwunschte Wirkungen BearbeitenDa Corticosteroide eine Magensaureuberproduktion induzieren sollte bei dauerhafter Gabe zusatzlich ein Protonenpumpenhemmer genommen werden um die Entstehung eines Magenulkus zu verhindern Allgemein kann insbesondere bei langfristiger und oder hochdosierter Anwendung eine grosse Zahl von Nebenwirkungen auftreten insbesondere Storungen in der Hypothalamus Hypophysen Nebennieren Achse mit der Folge einer sekundaren Nebennierenrinden Insuffizienz 3 z B Cushing Syndrom siehe auch Absatz Uberproduktion die eine sorgfaltige Abwagung bei der Anwendung erforderlich machen Bei einer Stosstherapie im Bereich der Behandlung von Epilepsie oder eines Multiple Sklerose Schubes muss etwa eine Stunde nach der Einnahme einer Dosis ein Magenschutzmittel verabreicht werden Durch die immunsuppressive Wirkung von Glucocorticoiden treten bei Patienten aufgrund der geschwachten Immunabwehr gehauft Infektionen mit Viren Bakterien oder Pilzen auf 4 Literatur BearbeitenJeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 Donald Voet Judith G Voet Biochemistry 3 Auflage John Wiley amp Sons New York 2004 ISBN 0 471 19350 X Bruce Alberts Alexander Johnson Peter Walter Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Molecular Biology of the Cell 5 Auflage Taylor amp Francis 2007 ISBN 978 0815341062 Anmerkungen Bearbeiten a b c Hans Christian Pape Armin Kurtz Stefan Silbernagl Physiologie 7 Auflage Georg Thieme Verlag Stuttgart 2014 ISBN 978 3 13 796007 2 S 613 Eine Wirksamkeit ist hier jedoch nicht zuverlassig und stichhaltig belegt M M Liu A B Reidy S Saatee C D Collard Perioperative Steroid Management Approaches Based on Current Evidence In Anesthesiology Band 127 2017 S 166 172 Michael Brendler Fatale Spritzen Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung 23 Oktober 2017 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Corticosteroide amp oldid 226520729