www.wikidata.de-de.nina.az
Die Chemotherapie ist eine medikamentose Therapie von Krebserkrankungen antineoplastische Chemotherapie oder Infektionen antiinfektiose bzw antimikrobielle Chemotherapie Umgangssprachlich auch als Chemo bezeichnet 1 ist meistens die zytostatische Behandlung von Krebs gemeint Eine Chemotherapie kann unter kurativen adjuvanten oder palliativen Gesichtspunkten durchgefuhrt werden Die Chemotherapie verwendet Stoffe die ihre schadigende Wirkung moglichst gezielt auf bestimmte krankheitsverursachende Zellen beziehungsweise Mikroorganismen ausuben und diese abtoten oder in ihrem Wachstum hemmen In der Krebstherapie heissen diese Substanzen Zytostatika in der Behandlung von Infektionskrankheiten Antibiotika Chemotherapeutika Virustatika Antimykotika und Anthelminthika Bei der Behandlung bosartiger Tumorerkrankungen nutzen die meisten dieser Substanzen die schnelle Teilungsfahigkeit der Tumorzellen da diese empfindlicher als gesunde Zellen auf Storungen der Zellteilung reagieren auf gesunde Zellen mit ahnlich guter Teilungsfahigkeit uben sie allerdings eine ahnliche Wirkung aus wodurch sich Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Durchfall einstellen konnen Bei der Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten macht man sich den unterschiedlichen Aufbau von eukaryotischen Mensch und prokaryotischen Lebewesen Bakterien zunutze Bei der Krebstherapie mit monoklonalen Antikorpern und Zytokinen wie beispielsweise Interleukinen und Interferonen handelt es sich nicht um eine Chemotherapie sondern oftmals um eine Krebsimmuntherapie Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Sensitivitat 3 Prinzipien der antineoplastischen Chemotherapie 3 1 Anwendungsgebiete 3 2 Gegenanzeigen 3 3 Wahl des Chemotherapeutikums 3 4 Therapieschemata 3 5 Nebenwirkungen 4 Wirksamkeit 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Paul Ehrlich 1915 Der im 18 Jahrhundert erstmals aufgetauchte Begriff wurde 1906 von Paul Ehrlich neu definiert und gepragt Er beschrieb damit die Behandlung von Infektionskrankheiten mit chemischen Substanzen die direkt gegen den Krankheitserreger wirken Als erstes wirksames Chemotherapeutikum hatte er 1904 Trypanrot erkannt mit dem er an der Schlafkrankheit erkrankte Mause heilte 2 Ehrlich begann am 31 August 1909 in Frankfurt am Main weitere Versuche indem er Erreger der Syphilis in Ratten injizierte und anschliessend mit Hilfe chemotherapeutischer Verfahren behandelte Diese Versuche hatten eine so uberzeugende Wirkung dass man hierin die neue Waffe der Medizin gegen Infektionskrankheiten sah Ehrlich wurde danach als Schopfer der Chemotherapie bezeichnet 3 Die verwendeten Medikamente werden entweder kunstlich hergestellt oder sind Abkommlinge von in der Natur vorkommenden Stoffen Zwischen 1946 und 1950 wurden bedeutende Fortschritte in der Chemotherapie der Tuberkulose durch die Einfuhrung der Thiosemicarbazone und des Isonicotinsaurehydrazids durch Gerhard Domagk und andere 4 erzielt Sensitivitat BearbeitenDas Ansprechen einer Chemotherapie hangt von verschiedenen Faktoren ab Erstens wird ein Chemotherapeutikum unterschiedlich schnell im Menschen abgebaut und je kurzer das Medikament im Korper wirksam beziehungsweise prasent ist desto kurzer kann es auch nur wirken Zweitens ist die Erreichbarkeit der krankheitsverursachenden Zellen oder Mikroorganismen ein wichtiger Faktor So kann ein Tumor sehr kompakt geformt sein und uber wenig Blutversorgung verfugen Daraus resultiert dass das Medikament den eigentlichen Wirkort nicht oder nur schlecht erreichen kann Ein dritter Faktor bestimmt das Ansprechverhalten von Chemotherapeutika Zum Beispiel konnen auch bei guter Erreichbarkeit des Tumors durch das Zytostatikum die Krebszellen resistent gegen das Medikament sein Diese Eigenschaften werden als Chemosensitivitat und Chemoresistenz bezeichnet Es ist moglich die Wirksamkeit von Chemotherapeutika auf Bakterien im Rahmen eines Antibiogramms zu testen Ebenso kann bei Krebszellen die Chemosensitivitat in vitro getestet werden Chemosensitivitatstest Prinzipien der antineoplastischen Chemotherapie Bearbeiten nbsp Darstellung der Log cell kill Hypothese idealisierter Verlauf bei einem soliden Tumor Die blaue Kurve stellt den Verlauf nach einer operativen Tumorentfernung mit adjuvanter Chemotherapie dar die rote Kurve den Verlauf bei einem nicht operablen Tumor und Chemotherapie Von der ersten entarteten Zelle bis zum nachweisbaren Tumor werden etwa 30 Zellteilungszyklen benotigt 109 Krebszellen mit 1 g Masse Von diesem Punkt bis zur normalerweise todlichen Tumormasse von ungefahr 1 kg 1012 Krebszellen werden nur noch zehn weitere Teilungszyklen benotigt 5 6 nbsp Der realistischere Verlauf einer Chemotherapie 7 Hauptartikel Zytostatikum Wegen der hoheren Bioverfugbarkeit wird in der Regel eine intravenose Verabreichung gewahlt Einige Therapien sind aber auch oral moglich Eine bestimmte Zytostatikadosis kann immer nur einen bestimmten Anteil z B 90 der Zielzellen abtoten Mit fortschreitender Behandlung bleibt dieser Anteil gleich d h zwei Dosen erreichen 99 der Zellen drei Dosen 99 9 usw Dieser Mechanismus erklart warum eine Chemotherapie im Laufe der Behandlung nicht vermindert werden darf auch wenn der sichtbare Tumor bereits verschwunden ist Log cell kill Howard E Skipper 1964 8 Im Gegenteil Es muss damit gerechnet werden dass durch eine schwache Behandlung gerade die widerstandsfahigsten Tumorzellklone selektiert werden d h ubrig bleiben Moderne Protokolle versuchen daher so fruh und so hart wie moglich zuzuschlagen 9 Die Chemotherapie wird in schneller Abfolge appliziert und fast immer werden zwei oder mehr Zytostatika kombiniert um die Wirksamkeit zu erhohen Mangelnde Therapieerfolge bei einigen Tumorarten und neuere theoretische und tierexperimentelle Daten lassen jedoch Zweifel an der generellen Richtigkeit dieses Konzeptes aufkommen 10 Adjuvant nennt man eine Chemotherapie die zur Erfolgssicherung nach einer vollstandigen operativen Beseitigung des Tumors dienen soll Neoadjuvant ist eine Chemotherapie vor der Operation Sehr haufig wird die adjuvante neoadjuvante oder alleinige Chemotherapie mit Strahlentherapie kombiniert Radiochemotherapie Bei der Behandlung von alten Menschen muss berucksichtigt werden dass diese oft eine verminderte Leber und Nierenfunktion und eine verminderte Knochenmarksreserve haben und ihre Empfindlichkeit gegenuber den Substanzen daher erhoht ist Wenn die Dosis nach dem Korpergewicht oder der Korperoberflache abgeschatzt wird ist der erhohte Anteil an Korperfett im Alter einzurechnen Resistenzen der Tumorzellen gegen einzelne oder mehrere der eingesetzten Zytostatika sind nicht selten Ausserdem sollte man wahrend einer Chemotherapie nicht rauchen denn bei einigen Standard Chemotherapeutika wurde nachgewiesen dass ihre Wirkung durch Nikotin abgeschwacht wird Resistenzen konnen viele Ursachen haben beispielsweise verminderten Transport der Substanz in das Zellinnere oder erhohten Transport aus der Zelle Multiple Drug Resistance Auch kann die Zelle inaktivierende Enzyme besitzen Gute Durchblutung des Tumors Angiogenese fuhrt wegen hoher Nahrstoffversorgung zu schnellem Wachstum aber auch zu besserem Ansprechen auf die Chemotherapie da der Anteil der sich teilenden Zellen hoher ist Viele der durch die Zytostatika in den Zellen erzeugten Schaden setzen voraus dass vorhandene Kontrollsysteme beispielsweise p53 in den Tumorzellen noch aktiv sind und diese Fehler bemerken Reparaturmechanismen beispielsweise Exzisionsreparatur durfen hingegen nicht aktiviert sein stattdessen muss ein kontrolliertes Absterben der Zelle eingeleitet werden Resistenzen mussen fruhzeitig erkannt werden um Anderungen des Therapieregimes rechtzeitig wirksam werden zu lassen sonst haufen sich Mutationen im Tumor an die ihn schwerer kontrollierbar machen Auch das Auffinden der fur den speziellen Tumor optimalen Kombinationstherapie durch Labortests wird diskutiert und wurde erfolgreich eingesetzt 11 12 Prinzipiell konnen bei der Chemotherapie zwei unterschiedliche Wege zur Bekampfung der Krebszellen eingeschlagen werden Mit Zytotoxinen soll die Apoptose das heisst der programmierte Zelltod der malignen Zellen herbeigefuhrt werden Dies ist der in den meisten Fallen angestrebte Weg den Tumor zu eradizieren das heisst vollstandig aus dem Korper des Erkrankten zu beseitigen 13 Zytostatika griechisch cyto Zelle und statik anhalten sind dagegen definitionsgemass Substanzen die Krebszellen nicht abtoten sondern deren Zellwachstum und die Zellteilung Proliferation unterbinden Konventionelle klassische Chemotherapeutika wirken im Wesentlichen zytotoxisch wahrend zielgerichtete neuere Therapien aus dem Bereich der Krebsimmuntherapie wie beispielsweise monoklonale Antikorper zytostatische Eigenschaften haben 14 15 In der Literatur wird allerdings in vielen Fallen nicht zwischen Zytostatika und Zytotoxinen unterschieden Die meisten derzeit angewandten Chemotherapeutika wirken zudem sowohl zytotoxisch als auch zytostatisch 14 Anwendungsgebiete Bearbeiten Eine ortliche Behandlung reicht bei soliden Tumoren d h fest im Gegensatz z B zu Leukamien nicht mehr aus wenn bereits Metastasen nachweisbar sind Leukamien und maligne Lymphome breiten sich oft von Anfang an uber mehrere Korpergebiete aus Dann ist in jedem Fall eine systemische Abgabe von Zytostatika notwendig Eine adjuvante erganzende helfende Zytostatikagabe wird vor oder nach der chirurgischen Entfernung eines Tumors auch ohne Nachweis von Metastasen gegeben wenn das Ruckfallrisiko erfahrungsgemass hoch ist Gegenanzeigen Bearbeiten Kontraindikationen fur eine antineoplastische Chemotherapie konnen vorliegen wenn der Tumor durch eine Operation oder Bestrahlung komplett und mit grosser Wahrscheinlichkeit kurativ entfernt werden kann die Abwagung ergibt dass die zu erwartenden Nebenwirkungen der Behandlung schwerer sind als der zu erwartende Verlauf des Tumorleidens ohne Chemotherapie der Allgemeinzustand des Patienten oder die Funktion wesentlicher Organe zu weit eingeschrankt sind Beispiele fur Krebserkrankungen bei denen eine Chemotherapie zu einer dauerhaften Heilung fuhren kann Brustkrebs ohne Fernmetastasen Chorionkarzinom der Frau Hodentumore akute Leukamien malignes Lymphom Morbus Hodgkin Tumoren bei Kindern auch mit Metastasen Wahl des Chemotherapeutikums Bearbeiten Die Wahl des Chemotherapeutikums richtet sich nicht nur nach dem Organ der Krebserkrankung z B Brust Lungen Darmkrebs sondern auch nach individuellen Kriterien die bei verschiedenen Patienten mit derselben Krebserkrankung unterschiedlich sein konnen Solche Kriterien konnen beispielsweise sein der Gewebstyp der Tumorzellen z B kleinzellig Plattenepithel Drusenepithel etc Rezeptoren die die Tumorzellen tragen bspw HER2 neu bestimmte Mutationen im Erbgut der Tumorzellen bspw KRAS siehe auch Onkogene die anfangliche Wirksamkeit der begonnenen Therapie andere Erkrankungen des Patienten die allgemeine Verfassung des PatientenTrotz dieser individuellen Gesichtspunkte konnen fur maligne Erkrankungen typische Chemotherapeutika genannt werden die bei diesen regelhaft zum Einsatz kommen Ausgewahlte Beispiele Krebserkrankung typisches Chemotherapeutikumoder Chemotherapie Schema zusatzliche medikamentose TherapieDarmkrebs FOLFIRI FOLFOX oderXELOX 16 Bevacizumab Cetuximab 16 Brustkrebs 5 Fluoruracil Anthracyclin Cyclophosphamidevtl Capecitabin 17 Trastuzumab bei HER2 positiven TumorenTamoxifenLapatinibSunitinibEribulinEverolimus 17 Leberzellkarzinom 5 Fluoruracil Folinsaure 17 Sorafenib 17 Therapieschemata Bearbeiten Heutzutage werden bei der Chemotherapie fast immer abgesehen von moglicherweise nebenwirkungsarmeren Monotherapien bei der palliativen zytostatischen Chemotherapie 18 mehrere Wirkstoffe kombiniert Dazu wurden Schemata entwickelt in denen festgelegt ist welche Wirkstoffe in welcher Abfolge und mit welchem Zeitabstand anzuwenden sind um eine optimale Wirkung zu erzielen Aus den Namen der beteiligten Wirkstoffe wird der Name des Schemas meist als Akronym abgeleitet ABVD BEACOPP CMF Cyclophosphamid Methotrexat 5 Fluoruracil CHOP COPP CVI Cyclophosphamid Vincristin Prednisolon ECF Epirubicin Cisplatin 5 Fluoruracil FLP 5 Fluoruracil Folinsaure Leucovorin Cisplatin FOLFIRI ist eine wochentlich durchzufuhrende mittelgradig komplexe Chemotherapie mit folgenden Wirkstoffen Folinsaure Fluorouracil als Bolus und anschliessend als 24 Stunden Infusion Irinotecan wesentliche Nebenwirkung cholinerges Syndrom FOLFOX ist eine 14 taglich durchzufuhrende mittelgradig komplexe Chemotherapie mit folgenden Wirkstoffen Folinsaure Fluorouracil als Bolus und anschliessend als 48 Stunden Infusion Oxaliplatin wesentliche Nebenwirkung Kribbelparasthesien daher ist eine Magnesium und Calciuminfusion indiziert 5FUFS 5 Fluoruracil Folinsaure MCF Mitomycin C Cisplatin 5 Fluoruracil MTX Methotrexat in geringerer Dosierung auch gegen Autoimmunkrankheiten z B Psoriasis PEB Cisplatin Etoposid Bleomycin PCV Procarbazin Lomustin Vincristin VAC beim Ewingsarkom TAC Docetaxel Adriamycin Cyclophosphamid ist ein dreiwochentlicher Chemotherapiezyklus als Drei Stunden Infusion TEC Docetaxel Epirubicin Cyclophosphamid XELOX ist ein dreiwochentlicher Chemotherapiezyklus bestehend aus folgenden Wirkstoffen Capecitabin oral wesentliche Nebenwirkung Hand Fuss Syndrom OxaliplatinNebenwirkungen Bearbeiten Die Nebenwirkungen einer Chemotherapie sind abhangig von der Art der Therapie und der individuellen Vertraglichkeit Die einzelnen Nebenwirkungen treten unabhangig voneinander auf und konnen ganz ausbleiben oder in verschiedener Starke von mild bis todlich auftreten Diese Nebenwirkungen sind Ubelkeit und Erbrechen Erschopfung Haarausfall Geschmacksstorungen Schleimhautentzundungen und Blutbildveranderungen Sie werden nach den Common Toxicity Criteria eingeteilt Viele Zytostatika sind selbst karzinogen etwa Busulfan Chlorambucil Cyclophosphamid oder Semustin 19 Insgesamt ist die Rate an zytostatikainduzierten Leukamien zwar rucklaufig aber bei einigen Tumorarten steigt die Zahl der Erkrankungen immer noch an Darunter fallt das Multiple Myelom das Non Hodgkin Lymphom Osophaguskarzinom Analkarzinom Zervixkarzinom und Prostatakarzinom Wahrend bei den ersten beiden auch nach einem Jahrzehnt nach der Chemotherapie eine therapiebedingte akute myeloische Leukamie tAML auftreten kann ist sie bei den ubrigen Karzinomen auf die ersten zehn Jahre nach der Behandlung beschrankt 20 Bis zu drei Viertel der Tumorpatienten mit einer Chemotherapie erkranken an einer chemotherapieassoziierten Anamie Ein hohes Risiko besteht vor allem bei Tumorentitaten wie dem Lymphom multiplem Myelom Bronchialkarzinom sowie bei gynakologischen und urogenitalen Tumoren Haufigkeit und Schweregrad der Anamie sind auch vom Tumorstadium abhangig 21 Wahrend die nach den Common Toxicity Criteria aufgelisteten Nebenwirkungen meist mit dem Absetzen der Chemotherapie verschwinden kann es unter Umstanden zu einer irreversiblen Herzmuskelschadigung sowie zu einer temporaren oder endgultigen Unfruchtbarkeit kommen Die Gabe von Anthracyclinen fuhrt bei etwa zehn Prozent der Patienten zu einer bleibenden Schadigung der Herzmuskelzellen welche Herzrhythmusstorungen und oder eine Herzinsuffizienz Herzschwache auslosen kann Seit 2007 sind sogenannte Kardioprotektiva zugelassen welche Herzschaden durch die Gabe der Anthracycline Doxorubicin oder Epirubicin verhindern konnen 22 Wegen einer etwaigen durch die Chemotherapie bedingten Unfruchtbarkeit wird vor der Behandlung bei Mannern falls vom Patienten gewunscht eine Aufbewahrung des Samens ahnlich wie es bei Samenspendern praktiziert wird vorgenommen Durch die fachgerechte Lagerung wird dann die Chance auf eigene Kinder erhalten Fertilitatserhaltende Massnahmen bei Frauen sind moglich tragen jedoch zum Teil noch experimentellen Charakter Das Netzwerk Fertiprotekt bemuht sich im deutschsprachigen Raum uber Massnahmen bei Mannern und Frauen zu informieren und sie anzubieten Manche Patienten erleben nach einer Chemotherapie eine meist vorubergehende Beeintrachtigung des Denk Merk und Stressbewaltigungsvermogens die als Post chemotherapy Cognitive Impairment PCCI auch Chemotherapy induced Cognitive Dysfunction oder Chemo Brain bezeichnet wird Die Ursache dieses Phanomens wird derzeit erforscht Sie kann nach gegenwartigem Forschungsstand entweder in der psychisch belastenden traumaahnlichen Situation der Diagnose und Krankheit selbst in den direkten physischen Auswirkungen der Chemotherapie oder in beiden Faktoren liegen 23 Zur Vorbeugung einer ausgepragten Mukositis konnen mehrere Lokalanasthesien mit Vasokonstriktor im Mund Kieferbereich verabreicht werden wodurch eine Anflutung des Chemotherapeutikums in die Schleimhaut vermindert wird Zusatzlich kann eine Kaltetherapie mittels Lutschen von Eiswurfeln die lokale Vasokonstriktion bei der Strahlentherapie verstarken Die dadurch erreichte Sauerstoffunterversorgung des Gewebes vermindert die zellulare Strahlenempfindlichkeit 24 Neben den allseits bekannten Nebenwirkungen der Chemotherapie wie Haarverlust und Ubelkeit kann es bei der Chemotherapie oder Stammzelltransplantation auch zu Blutungen kommen Zu diesen haben Estcourt und Mitarbeiter in den Jahren 2012 und 2015 Cochrane Ubersichtsarbeiten mit randomisierten kontrollierten Studien erstellt um herauszufinden welche Nutzung von Thrombozytentransfusionen die wirksamste ist um Blutungen bei Patienten mit hamatologischen Erkrankungen zu verhindern wenn sie eine Chemotherapie oder eine Stammzelltransplantation erhalten 25 26 Durch ein wenige Tage andauerndes sogenanntes Kurzzeitfasten short term fasting STF in den Tagen der Therapie wurde eine Steigerung der Vertraglichkeit von Chemotherapien tierexperimentell und in Zellkultur beobachtet 27 28 29 30 Gemass zugrundeliegender Hypothese soll Fasten zu einer Stoffwechselreduktion gesunder Korperzellen fuhren wogegen Krebszellen ausschliesslich auf Wachstum programmiert sind Sie nehmen daher Chemotherapeutika unvermindert auf im Gegensatz dazu gelangen weniger Nahrstoffe und weniger Toxine bzw Zytostatika wahrend des Fastens in gesunde Zellen Kurzzeitfasten konnte eine vielversprechende Strategie zur Verbesserung der Effizienz und Vertraglichkeit der Chemotherapie werden 31 Fur aussagekraftige Schlusse bei Krebspatienten bedarf es aber an noch mehr Daten aus klinischen Prufungen 32 Wirksamkeit BearbeitenDie Wirksamkeit einer Chemotherapie hangt sehr stark von der Art des Tumors und seinem Stadium ab Wahrend es sehr viele Studien zu der Wirkung spezifischer Zytostatika auf entsprechende Tumorarten gibt existiert bisher lediglich eine einzige Krebsregister Studie welche den Nutzen einer alleinigen Chemotherapie bei 22 Krebskrankheiten in Australien und den USA untersucht Nicht ausgewertet wurden Krebskrankheiten fur die eine Chemotherapie die wichtigste Behandlung darstellt z B Leukamie oder Lymphdrusenkrebs aber auch nicht die Krebsarten bei der die Chemotherapie lediglich unterstutzend adjuvant genutzt wird Laut Studie sollen alleine angewandte zytotoxische Chemotherapien bei Erwachsenen zusatzliche 2 3 Prozent in Australien bzw 2 1 Prozent in den USA zur jeweiligen Funfjahresuberlebensrate beitragen Die Studie bestatigt jedoch auch dass bei bestimmten Krebsarten wie z B Hodenkrebs Hodgkin Lymphomen oder Zervixkarzinomen eine adjuvant angewandte Chemotherapie eine um 10 bis 40 Prozent bessere Prognose bringt 33 Die Studie wurde von australischen Onkologen stark kritisiert Die Autoren hatten die verschiedenen Krebsarten nicht gewichtet die Fallgruppe der Krebsarten bei welchen die Chemotherapie schlecht wirkt und somit oft auch nicht angewendet wird ist am grossten und es gebe methodische Mangel Bei Anwendung sauberer Methodik wurde aus dem gleichen Datenmaterial die Effektivitat auf 6 Prozent uber alle Falle steigen Ausserdem wurden einige Krebsarten welche hauptsachlich durch Chemotherapie behandelt werden z B Leukamie und wo diese Therapie sehr effektiv ist nicht betrachtet Uberdies stammten die Daten aus den 1990er Jahren und seien folglich veraltet Da die Wirkung einer Chemotherapie von der Art des Tumors abhangt ist ein solcher Zusammenwurf aller Tumorarten nicht zielfuhrend denn er sage nichts uber den Einzelfall aus 34 35 Zudem verwendet die Studie nur Funfjahresuberlebensraten bei manchen Krebsarten wie Brustkrebs kann Chemotherapie aber das spate Auftreten eines Rezidivs verhindern 36 Tatsache ist dass hochwirksame Zytostatika dazu beigetragen haben die relative Funfjahresuberlebensrate bei bestimmten Krebsarten Stand 2010 signifikant mit verbesserten Prognosen im zweistelligen Prozentbereich zu erhohen Dies gilt einerseits bei der adjuvanten Anwendung beispielsweise bei Brustkrebs Hodenkrebs und Lungenkrebs sowie andererseits bei der primaren Anwendung der Chemotherapie als Mittel der ersten Wahl wie beispielsweise bei Hodgkin Lymphomen und Leukamie 37 Literatur BearbeitenMarcel H Bickel Chemotherapie In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 240 f Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Chemotherapie Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Chemotherapieseite Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ Heidelberg Abgerufen am 23 September 2022 Wirkung der Chemotherapie hangt von der Tageszeit ab Bild der Wissenschaft 5 Februar 2005Einzelnachweise Bearbeiten Chemo In duden de Abgerufen am 21 August 2015 Bickel Chemotherapie S 241 Hans Loewe Paul Ehrlich Schopfer der Chemotherapie Stuttgart 1950 Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 65 Klaus Aktories Ulrich Forstermann Franz Hofmann Klaus Starke Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie 10 Auflage Elsevier Urban amp Fischer Munchen Jena 2009 ISBN 978 3 437 42522 6 O A Adam Antineoplastische Chemotherapie PDF 1 6 MB 1 2 Vorlage Toter Link wsi1 med lmu de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis LMU Munchen H D Bruhn Hrsg u a Onkologische Therapie Verlag Schattauer 2003 ISBN 3 7945 2165 X S 89 92 H H Skipper Perspectives In Cancer Chemotherapy Therapeutic Design In Cancer Res 24 Jahrgang September 1964 S 1295 1302 PMID 14221786 J H Goldie A J Coldman A mathematic model for relating the drug sensitivity of tumors to their spontaneous mutation rate In Cancer Treat Rep 63 Jahrgang Nr 11 12 1979 S 1727 1733 PMID 526911 R A Gatenby A S Silva R J Gillies B R Frieden Adaptive therapy In Cancer Res 69 Jahrgang Nr 11 Juni 2009 S 4894 4903 doi 10 1158 0008 5472 CAN 08 3658 PMID 19487300 Chemotherapy experts refute ASCO recommendations on use of drug sensitivity and resistance assays News Medical Net 1 September 2004 abgerufen am 25 August 2010 englisch zwei Seiten R S Mehta R Bornstein I R Yu R J Parker C E McLaren K P Nguyen K T Li J P Fruehauf Breast cancer survival and in vitro tumor response in the extreme drug resistance assay In Breast Cancer Research and Treatment Band 66 Nummer 3 April 2001 ISSN 0167 6806 S 225 237 PMID 11510694 R K Gibb u a Apoptosis as a Measure of Chemosensitivity to Cisplatin and Taxol Therapy in Ovarian Cancer Cell Lines In Gynecol Oncol 65 1997 S 13 22 PMID 9103385 a b O Rixe und T Fojo Is cell death a critical end point for anticancer therapies or is cytostasis sufficient In Clin Cancer Res 13 2007 S 7280 7287 PMID 18094408 Review J A Houghton und P J Houghton Cellular responses to antimetabolite anticancer agents cytostasis versus cytotoxicity In Prog Cell Cycle Res 2 1996 S 175 185 PMID 9552394 a b Gerd Herold et al In Innere Medizin 2011 S 484 a b c d M Muller und Mitarbeiter Chirurgie fur Studium und Praxis 2014 15 S 154 S 247 Eberhard Aulbert Wiebke Nehls Palliative internistisch onkologische Tumortherapie In Eberhard Aulbert Friedemann Nauck Lukas Radbruch Hrsg Lehrbuch der Palliativmedizin Schattauer Stuttgart 1997 3 aktualisierte Auflage 2012 ISBN 978 3 7945 2666 6 S 633 663 hier S 641 f Paolo Boffetta John M Kaldor Secondary Malignancies Following Cancer Chemotherapy In Acta Oncologica 33 Jahrgang Nr 6 1994 S 591 598 doi 10 3109 02841869409121767 L M Morton G M Dores M A Tucker C J Kim K Onel E S Gilbert J F Fraumeni Jr R E Curtis Evolving risk of therapy related acute myeloid leukemia following cancer chemotherapy among adults in the United States 1975 2008 In Blood 2013 doi 10 1182 blood 2012 08 448068 H Ludwig S van Belle P Barrett Lee et al The European Cancer Anaemia Survey ECAS a large multinational prospective survey defining the prevalence incidence and treatment of anaemia in cancer patients In Eur J Cancer 40 Jahrgang Nr 15 Oktober 2004 S 2293 2306 doi 10 1016 j ejca 2004 06 019 PMID 15454256 Herzschutz bei Chemotherapie PDF 1 2 Vorlage Toter Link www novartisoncology de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Patientenratgeber Vorbeugung von Anthrazyklin bedingten Herzschaden PDF Ludwig Maximilians Universitat Munchen Krebs und das Chemobrain Wenn die geistigen Fahigkeiten von Tumorpatienten leiden Abgerufen am 30 April 2011 W Dorr J Haagen et al Behandlung der oralen Mukositis in der Onkologie Memento vom 23 November 2015 im Webarchiv archive today Im Focus Onkologie 7 8 2010 Lise Estcourt Simon Stanworth Carolyn Doree Sally Hopewell Michael F Murphy Prophylactic platelet transfusion for prevention of bleeding in patients with haematological disorders after chemotherapy and stem cell transplantation In Cochrane Database of Systematic Reviews 16 Mai 2012 doi 10 1002 14651858 CD004269 pub3 wiley com abgerufen am 9 Juli 2020 Lise J Estcourt Simon J Stanworth Carolyn Doree Sally Hopewell Marialena Trivella Comparison of different platelet count thresholds to guide administration of prophylactic platelet transfusion for preventing bleeding in people with haematological disorders after myelosuppressive chemotherapy or stem cell transplantation In Cochrane Database of Systematic Reviews 18 November 2015 doi 10 1002 14651858 CD010983 pub2 wiley com abgerufen am 9 Juli 2020 Peter Leiner Bei Brust und Ovarialkrebs Kurzzeitfasten macht Chemo wohl wirksamer und vertraglicher In Arztezeitung 4 Juni 2018 abgerufen am 30 September 2019 Bettina Berger Fasten bei Tumorerkrankungen ist das ratsam In Deutsche Zeitschrift fur Onkologie Band 54 Nr 1 Marz 2022 S 14 17 doi 10 1055 a 1746 6286 Stefanie de Groot et al Effects of short term fasting on cancer treatment In Journal of experimental amp clinical cancer research CR Band 38 Nr 1 22 Mai 2019 S 209 doi 10 1186 s13046 019 1189 9 PMID 31113478 PMC 6530042 freier Volltext englisch Francesco Plotti et al Diet and Chemotherapy The Effects of Fasting and Ketogenic Diet on Cancer Treatment In Chemotherapy Band 65 Nr 3 4 2020 S 77 84 doi 10 1159 000510839 PMID 33197913 englisch How Far Are We from Prescribing Fasting as Anticancer Medicine published 01 12 2020 https pubmed ncbi nlm nih gov 33271979 abgerufen am 22 12 22 Federico Bozzetti Calorie restriction in cancer patients undergoing chemotherapy Facts phantasy or misunderstanding In Clinical Nutrition Edinburgh Scotland Band 41 Nr 6 Juni 2022 S 1316 1319 doi 10 1016 j clnu 2022 04 020 PMID 35552051 englisch G Morgan R Ward M Barton The contribution of cytotoxic chemotherapy to 5 year survival in adult malignancies In Clin Oncol R Coll Radiol 2004 Dec 16 8 S 549 560 PMID 15630849 E Segelov The emperor s new clothes can chemotherapy survive In Australian Prescriber Februar 2008 Band 29 S 2 3 L Mileshkin D Rischin H M Prince J Zalcberg The contribution of cytotoxic chemotherapy to the management of cancer In Clin Oncol R Coll Radiol Band 17 Nr 4 Juni 2005 S 294 PMID 15997929 David Gorski Does chemotherapy work or not The 2 gambit In ScienceBlogs 16 September 2011 abgerufen am 26 Juni 2021 englisch Verbreitung von Krebserkrankungen in Deutschland PDF 1 2 MB Robert Koch Institut 23 Februar 2010 abgerufen am 27 August 2012 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4127083 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chemotherapie amp oldid 236832875