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Mit dem englischen Begriff Log cell kill oft auch Fractional cell kill oder Fractional kill genannt wird eine Hypothese in der Onkologie bezeichnet Es gibt derzeit keine adaquate deutschsprachige Bezeichnung fur die Hypothese die besagt dass bei jedem Zyklus einer Chemotherapie oder Strahlentherapie der gleiche Anteil aber nicht die gleiche absolute Anzahl an Krebszellen abgetotet wird Erlauterung Bearbeiten nbsp Die exponentielle Zunahme an Krebszellen bei einer LeukamieDie Log cell kill Hypothese wurde anhand von Versuchen mit leukamischen Mausen 1964 durch Howard E Skipper und Kollegen aufgestellt 1 2 Bei einer Leukamie vermehren sich die Krebszellen exponentiell das heisst die Zeitspanne zur Verdopplung der Krebszellen ist konstant Im halblogarithmischen Tumorzellzahl Zeit Diagramm entspricht dies einer Geraden siehe Diagramm 1 Bei der Behandlung dieser Mause mit Chemotherapeutika wurde festgestellt dass bei der gleichen Dosis die Anzahl der Krebszellen logarithmisch log abnimmt 3 Werden bei der ersten Gabe des Chemotherapeutikums 99 der Krebszellen abgetotet so nimmt die Zahl an Krebszellen beispielsweise von 109 auf 107 ab was zwei Grossenordnungen log Schritten entspricht Bei der zweiten Gabe werden wiederum 99 der Krebszellen abgetotet Die Zahl der Krebszellen nimmt dabei von 107 auf 105 ab Allerdings sind im Vergleich zum ersten Zyklus absolut betrachtet erheblich weniger Krebszellen abgetotet worden eine Milliarde im ersten Zyklus gegenuber 10 Millionen im zweiten In diesem idealisierten Modell bleibt der Anteil abgetoteter Krebszellen konstant 99 aber die absolute Anzahl abgetoteter Krebszellen wird immer geringer 4 nbsp Darstellung der Log cell kill Hypothese idealisierter Verlauf bei einem soliden Tumor Die blaue Kurve stellt den Verlauf nach einer operativen Tumorentfernung mit adjuvanter Chemotherapie dar Die rote Kurve den Verlauf bei einem nicht operablen Tumor und Chemotherapie Von der ersten entarteten Zelle bis zum nachweisbaren Tumor werden etwa 30 Zellteilungszyklen benotigt 109 Krebszellen mit 1 g Masse Von diesem Punkt bis zur normalerweise todlichen Tumormasse von ungefahr 1 kg 1012 Krebszellen werden nur noch 10 weitere Teilungszyklen benotigt 5 Dieser Sachverhalt ist der Grund dafur dass bei einer Chemotherapie im Verlauf der Behandlungszyklen die Dosis nicht herabgesetzt werden sollte selbst wenn kein Tumor mehr diagnostizierbar ist Die Diagnosegrenze liegt bei etwa 109 Zellen was einer Tumormasse von ungefahr 1 Gramm entspricht In Diagramm 2 ist diese Grenze durch die untere waagerechte gestrichelte Linie angedeutet Eine zu geringe Dosis wurde zudem die widerstandsfahigsten Tumorzellen selektieren die sich dann weiter vermehren und auf einen nachfolgenden Therapiezyklus deutlich schlechter ansprechen wurden Die derzeit hauptsachlich angewandten Behandlungsprotokolle sehen daher einen moglichst fruhzeitigen Einsatz der Chemotherapie mit moglichst hohen Dosen und kurzen Regenerationsphasen zwischen den Behandlungszyklen vor 1 Die Log cell kill Hypothese ist die theoretische Grundlage dafur dass auch nach einer vollstandigen Remission ein Patient intensiv weiter behandelt wird 2 nbsp Der realistischere Verlauf einer Chemotherapie 6 In der klinischen Realitat ist bei den meisten humanen Tumoren die idealisierte Modellvorstellung allerdings nicht gegeben Die Log cell kill Hypothese kann zwar teilweise auch auf schnell wachsende solide Tumoren ubertragen werden auch wenn diese kein exponentielles Wachstum zeigen die Zellabtotungskinetik verlauft jedoch in den meisten Fallen wie in Diagramm 3 dargestellt 2 Das Tumorwachstum verlauft nach der sogenannten Gompertz Kinetik benannt nach Benjamin Gompertz Das heisst dass das Tumorwachstum mit zunehmender Grosse langsamer wird Im halblogarithmischen Diagramm ist dies durch die abflachende Kurve dargestellt Viele Zellen verlassen mit zunehmendem Tumorwachstum den Zellzyklus und gehen in die sogenannte G0 Phase Ruhephase uber Das Tumorwachstum ist vom umgebenden Gefasssystem das ihn mit Sauerstoff und Nahrstoffen versorgt abhangig Die Gefassneubildung kann in vielen Fallen nicht mit dem Tumorwachstum Schritt halten Deshalb gehen viele Zellen in die Ruhephase oder sterben ab Tumornekrose In dieser Phase ist die Empfindlichkeit gegenuber Chemotherapeutika erheblich reduziert Aus diesem Grund wird zu Beginn einer Chemotherapie nur ein kleiner Teil der Tumorzellen abgetotet siehe Diagramm 3 Als Folge des ersten Therapiezyklus nimmt die Tumormasse ab und viele der ruhenden Krebszellen nehmen wieder am Zellzyklus teil Diese Zellen konnen dann beim zweiten Zyklus abgetotet werden Die Chemotherapie ist deshalb beim zweiten Zyklus wirksamer als bei ersten Therapiezyklus da ein hoherer Prozentsatz aber keine hohere Absolutzahl an Krebszellen vernichtet wird Bei weiteren Therapiezyklen steigt die Anzahl der resistenten Krebszellen an was wiederum den Prozentsatz der abgetoteten Krebszellen herabsetzt 6 Literatur BearbeitenR Wild u a Cetuximab preclinical antitumor activity monotherapy and combination based is not predicted by relative total or activated epidermal growth factor receptor tumor expression levels In Mol Cancer Ther 5 2006 S 104 113 PMID 16432168Einzelnachweise Bearbeiten a b H E Skipper Perspectives in Cancer Chemotherapy Therapeutic Design In Cancer Res 24 1964 S 1295 1302 PMID 14221786 a b c J R Siewert und V Schumpelick Praxis der Viszeralchirurgie Verlag Springer 2005 ISBN 3 540 21914 5 M Friedkin und A Goldin The use of dihydrofolate reductase in studies of mixed populations of sensitive and resistant leukemic cells In Cancer Res 22 1962 S 607 616 PMID 13895220 Chemotherapie Memento vom 5 Juni 2008 im Internet Archive Universitat Jena O A Adam Antineoplastische Chemotherapie 1 2 Vorlage Toter Link wsi1 med lmu de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2019 Suche in Webarchiven PDF 1 6 MB LMU Munchen a b H D Bruhn Herausgeber u a Onkologische Therapie Verlag Schattauer 2003 ISBN 3 794 52165 X S 89 92 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Log Cell Kill amp oldid 228940437