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Dieser Artikel behandelt den Blutkreislauf im gesamten Tierreich Fur Mensch und Saugetiere siehe Blutkreislauf des Menschen und der Saugetiere Der Blutkreislauf auch Kreislauf Blutzirkulation und kurz Zirkulation Blutgefasssystem oder Blutbahn genannt ist das Stromungssystem des Blutes im Korper des Menschen und der meisten Tiere ausgehend vom Herzen zu den Organen und wieder zuruck zum Herzen Herz und Blutkreislauf zusammen bilden das Herz Kreislauf System kardiovaskulares System Seine Aufgabe ist die Versorgung der Organe mit Nahrstoffen Signalstoffen und anderem die Entsorgung von Stoffwechselprodukten und bei den meisten Gruppen mit Kreislauf auch die Versorgung mit Sauerstoff und der Abtransport von Kohlendioxid Je nach Tiergruppe konnen weitere Aufgaben hinzu kommen Schemata verschiedener Kreislaufsysteme Links offener Kreislauf zum Beispiel bei Spinnen danach geschlossene Kreislaufsysteme verschiedener Wirbeltiergruppen Blutgefasse die Blut zum Herzen leiten werden als Venen Blutadern bezeichnet diejenigen Gefasse die Blut vom Herzen zu den Organen leiten nennt man Arterien Schlagadern Diese Bezeichnungen gelten unabhangig davon ob das Blut im jeweiligen Gefass sauerstoffarm oder sauerstoffreich ist Je starker sich die Blutgefasse verzweigen desto kleiner wird ihr Durchmesser Bei Tieren mit einem geschlossenen Kreislaufsystem werden Arterien zuerst zu Arteriolen und diese zu Kapillaren in welchen der grosste Teil des Stoffaustausches mit den Geweben stattfindet Diese fuhren wiederum zusammen und bilden die postkapillaren Venolen die sich zu Venen vereinigen Bei Tieren mit einem offenen Kreislaufsystem ergiesst sich die Flussigkeit die hier nicht Blut sondern Hamolymphe genannt wird aus arteriellen Blutgefassen in die Korperhohle um die Organe zu umfliessen Durch die Korperhohle fliesst sie zu venosen Gefassen oder direkt zuruck zum Herzen Inhaltsverzeichnis 1 Funktion 1 1 Stofftransport 1 2 Andere Funktionen 2 Formen von Kreislaufsystemen 2 1 Tiere ohne Blutkreislauf 2 2 Unterscheidung von offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen 2 3 Offene Kreislaufsysteme 2 3 1 Hamolymphe als einheitliche Korperflussigkeit 2 3 2 Konsequenzen und Vorteile eines offenen Kreislaufsystems 2 3 3 Verbreitung 2 4 Geschlossene Kreislaufsysteme 2 4 1 Geschlossen bedeutet nicht abgeschlossen Stoffaustausch 2 4 2 Vorteile eines geschlossenen Kreislaufsystems 2 4 3 Verbreitung 3 Weichtiere Mollusca 3 1 Schnecken und Muscheln 3 2 Kopffusser 4 Ringelwurmer Annelida 4 1 Regenwurmer und andere Wenigborster 4 2 Vielborster 4 3 Egel 5 Schnurwurmer Nemertea oder Nemertini 6 Gliederfusser Arthropoda 6 1 Krebstiere Crustacea 6 1 1 Zehnfusskrebse 6 1 2 Andere Krebstiere 6 2 Insekten Insecta 6 3 Spinnentiere Arachnida 7 Stachelhauter Echinodermata 8 Chordatiere Chordata 8 1 Urchordaten 8 2 Rundmauler kieferlose Fische Cyclostomata Agnatha 8 3 Gemeinsamkeiten der kiefertragenden Wirbeltiere Gnathostomata 8 4 Fische 8 5 Amphibien 8 5 1 Doppelter Kreislauf 8 5 2 Entwicklung 8 6 Reptilien 8 7 Blutkreislauf der Vogel und Saugetiere 9 Entwicklung der Kreislaufsysteme 9 1 Phylogenese Gemeinsamer evolutionarer Ursprung aller Kreislaufsysteme 9 2 Ontogenese Kreislaufsysteme werden vom Mesoderm gebildet 9 3 Verwandtschaft von Blutgefassen Blutzellen und Ausscheidungsorganen 9 4 Aufbau der ersten Kreislaufsysteme 9 5 Wirbeltiere 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseFunktion BearbeitenStofftransport Bearbeiten Bei etlichen Gruppen der vielzelligen Tiere sichert ein Kreislauf das Uberleben des Organismus indem er Stoffwechsel in allen Teilen des Korpers ermoglicht und die chemischen und physiologischen Eigenschaften der Korperflussigkeiten aufrechterhalt Bei den meisten Tieren mit Kreislauf dient er zum Transport der Atemgase Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid Ausnahme Insekten Dann transportiert er sauerstoffreiches Blut oder Hamolymphe aus den Atmungsorganen Lungen Kiemen oder Haut in die Gewebe und sauerstoffarme kohlendioxidreiche Flussigkeit zuruck zu den Atmungsorganen siehe auch Atmung Zur Unterstutzung dieser Prozesse konnen Sauerstofftransporter vorhanden sein bei den Wirbeltieren ist dies Hamoglobin das in den roten Blutzellen verpackt ist Aus der Verdauung gewonnene Nahrstoffe wie Fette Zucker oder Eiweisse werden aus dem Verdauungstrakt in die einzelnen Gewebe transportiert um dort je nach Bedarf verbraucht weiterverarbeitet oder gespeichert zu werden Die entstandenen Stoffwechsel oder Abfallprodukte zum Beispiel Harnstoff oder Harnsaure werden in andere Gewebe oder zu den Ausscheidungsorganen bei Wirbeltieren Niere und Leber transportiert Ausserdem kann ein Transport von Botenstoffen wie Hormonen Zellen der Korperabwehr und Bestandteilen des Gerinnungssystems stattfinden Uber die gleichmassige Verteilung des Blutes oder der Hamolymphe durch den Korper wird auch der pH Wert die extrazellulare Ionenkonzentration und die Osmolaritat der Korperflussigkeiten reguliert Homoostase Andere Funktionen Bearbeiten In manchen Tiergruppen werden vom Kreislaufsystem neben dem Stofftransport noch weitere Funktionen erfullt Hierzu gehoren eine Temperaturregulation innerhalb des Korpers Thermoregulation und sehr verschiedene hydraulische Funktionen Beispiele sind das Strecken der Beine bei Spinnen durch hydrostatischen Druck 1 und die Erektion der Geschlechtsorgane bei Wirbeltieren durch die erhohte Blutmenge in Schwellkorpern sowie die Bereitstellung des Drucks fur die Filtration des Harns in der Niere 2 Formen von Kreislaufsystemen BearbeitenDiffusion ist uber langere Entfernungen sehr langsam da die Dauer mit dem Quadrat der Entfernung zunimmt Beispielsweise braucht ein Glucosemolekul uber acht Minuten um bei 37 C in Wasser uber einen Millimeter zu diffundieren Daher haben alle vielzelligen Tiere die mehr als nur wenige Zellschichten dick sind Moglichkeiten entwickelt einen Flussigkeitsstrom zu erzeugen 3 der einen Transport per Konvektion erlaubt Tiere ohne Blutkreislauf Bearbeiten nbsp Gastrovascularsystem dunkel beim Plattwurm Dugesia Die Tiergruppen der Schwamme Nesseltiere Fadenwurmer und Plattwurmer konnen auch ohne Kreislaufsystem einen Flussigkeitsstrom kreieren Schwamme erzeugen mit Hilfe von sich bewegenden Flagellen einen Strom durch die Korperhohle Nesseltieren gelingt dies durch Muskelkontraktionen Plattwurmer setzen ihre Gewebsflussigkeit mit der Hilfe von Zilien in Bewegung Bei den Nesseltieren und Plattwurmern kommen weitverzweigte Darmsysteme vor die als Gastrovascularsysteme Magengefasssystem bezeichnet werden und die das Fehlen eines Blutgefasssystems zum Teil ausgleichen konnen 4 Fadenwurmer setzen ihre innere Flussigkeit durch Muskelkontraktionen in Bewegung 3 Zu den Tieren die keinen Kreislauf haben gehoren auch einige Vielborster und Egel beides Gruppen der Ringelwurmer viele Ruderfusskrebse Rankenfusskrebse und Pfeilwurmer die alle die Flussigkeit in der sekundaren Leibeshohle Coelom wie die Fadenwurmer durch Kontraktion der Korperwandmuskulatur in Bewegung bringen Hupferlinge dagegen nutzen hierfur die Bewegung der Gliedmassen der Vielborster Tomopteris siehe Phyllodocida macht dies durch Flimmerung Man spricht in diesen Fallen von einem Coelomkreislauf 5 Unterscheidung von offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen Bearbeiten Bei anderen mehrzelligen Tiergruppen gibt es zwei Typen von Kreislaufsystemen Bei geschlossenen Kreislaufsystemen fliesst Blut vom Herzen uber Arterien Kapillaren und Venen zuruck zum Herzen in Blutgefassen Bei offenen Kreislaufsystemen verlasst die Flussigkeit die dann nicht Blut sondern Hamolymphe genannt wird die Gefasse um uber unterschiedlich lange Strecken durch Luckensysteme zwischen den Geweben zuruck zum Herzen zu fliessen 5 Die genaue Abgrenzung ist in der Literatur uneinheitlich In einem Lehrbuch von 2009 5 findet sich die Aussage dass bei geschlossenen Kreislaufsystemen das Blut ausschliesslich durch mit Endothel ausgekleidete Blutgefasse fliesse Als Beispiele fur einen geschlossenen Kreislauf werden unter anderen Schnurwurmer einige Ringelwurmer und alle Wirbeltiere erwahnt Bei den Kopffussern sei der Kreislauf nahezu geschlossen In einer Ubersichtsarbeit von 2012 2 heisst es dagegen dass echtes Endothel nur bei Wirbeltieren vorkomme und die Gefasse der Wirbellosen von extrazellularer Matrix ausgekleidet seien Zwar wurden auch hier bei manchen Arten Zellen innerhalb der Basalmembran vorkommen die Auskleidung sei jedoch unvollstandig und diese Zellen hatten keine Verbindungskanale Gap Junctions zueinander es sei demnach kein echtes Endothel vorhanden Auch in dieser Arbeit wird allen Wirbeltieren ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen aber auch einigen Wirbellosen namentlich Ringelwurmern und Kopffussern Es wird ausdrucklich erwahnt dass die Abgrenzung zwischen offenen und geschlossenen Kreislaufsystemen nicht immer eindeutig und eine zu starke Vereinfachung sei Denn bei manchen Tieren mit offenem Kreislauf wie dem Hummer siehe unten oder der marinen Seeohren Haliotis bei der die Hinterleibsarterien in kapillar ahnliche Gefasse verzweigen gabe es durchaus auch Merkmale eines geschlossenen Kreislaufes Und auch bei geschlossenen Kreislaufen der Wirbeltiere gabe es Gefassbereiche wo es direkten Kontakt des Blutes mit dem Interstitium gabe siehe auch unten Ein weiteres Lehrbuch von 2008 6 fuhrt wiederum aus dass eine Gruppe der Wirbeltiere namlich die Kieferlosen Schleimaale und Neunaugen im Gegensatz zu den anderen Wirbeltieren ein teilweise offenes Kreislaufsystem haben bei dem sich das Blut in einigen Korperbereichen in offene Lakunen entleert Den hoheren Kopffussern Kalmare und Kraken wird ein geschlossenes Kreislaufsystem zugesprochen Offene Kreislaufsysteme Bearbeiten Hamolymphe als einheitliche Korperflussigkeit Bearbeiten nbsp Offener Kreislauf Hamolymphe wird nur teilweise in Gefassen gefuhrt teilweise umfliesst sie die Gewebe Bei verschiedenen Gruppen wirbelloser Tiere findet man ein offenes Kreislaufsystem bei dem die Hamolymphe vom Herzen in mehr oder weniger kurze Arterien und von dort in die Korperhohlen gepumpt wird Kapillaren fehlen meist stattdessen umstromt die Hamolymphe die Gewebe bis es schliesslich in offene Venen und durch diese zum Herzen zuruck fliesst oder direkt aus der Korperhohle ins Herz zuruckkehrt Die Hamolymphe fliesst dabei langsam und mit geringem Druck Das bewegte Flussigkeitsvolumen ist relativ gross da die extrazellulare Flussigkeit fast vollstandig am Kreislauf beteiligt ist Bei Schnecken entspricht es etwa 50 des Korpervolumens 7 Bei der als Kalifornischer Seehase Aplysia californica bekannten Schneckenart liegt der Anteil der Hamolymphe am Korpergewicht sogar bei 79 3 bei der Gemeinen Strandkrabbe Carcinus maenas bei 37 und bei der Amerikanischen Grossschabe Periplaneta americana bei 19 5 Generell macht sie bei Insekten 15 40 des Gewichts aus Dabei ist zu berucksichtigen dass diese Flussigkeitsmenge die gesamte extrazellulare Flussigkeit beinhaltet Bei Tieren mit geschlossenem Kreislauf gehort zur Vergleichsmenge daher nicht nur das Blutvolumen sondern auch Gewebsflussigkeit und die Lymphe 8 Konsequenzen und Vorteile eines offenen Kreislaufsystems Bearbeiten Die langsame Zirkulation der Hamolymphe ist vermutlich ein Grund dafur warum die Korpergrosse von Tieren mit offenem Kreislauf im Vergleich zu Wirbeltieren beschrankt ist 8 Ein geschlossenes Kreislaufsystem erfordert fur die Durchblutung einen hoheren Blutdruck und somit einen starkeren Herzmuskel als ein offenes System bei dem fur die langsamere Durchblutung mit niedrigerem Druck ein dunnwandiges Herz genugt 9 Die Herztatigkeit hat eine nur geringe Auswirkung auf den sehr variablen Druck Stattdessen hangt dieser von der Bewegung anderer Muskeln der Korperhaltung und der Position der inneren Organe ab Er kann beispielsweise durch Fullung des Darms mit Luft oder Wasser gesteigert werden was bei Hautungen und bei der Entfaltung von Flugeln oder anderen Korperteilen nach dem Schlupfen der erwachsenen Tiere Imago aus der Puppe oder dem letzten Larvenstadium eine Rolle spielen kann Bei den Insekten haben ausserdem die Atembewegungen des Hinterleibs Abdomen eine Wirkung auf den Druck 10 Verbreitung Bearbeiten Offene Kreislaufsysteme kommen vor bei Schnecken Muscheln Gliederfussern Manteltieren und manchen Ringelwurmern Geschlossene Kreislaufsysteme Bearbeiten Geschlossen bedeutet nicht abgeschlossen Stoffaustausch Bearbeiten Wie erwahnt wird als geschlossenes Kreislaufsystem ein System bezeichnet bei dem das Blut vom Herzen zu den Organen und zuruck durch Blutgefasse fliesst 5 Geschlossen in diesem Sinne bedeutet nicht dass das Blut im Gefasssystem vom restlichen Korper hermetisch abgeschlossen ist Ein Stoffaustausch findet besonders in den Kapillaren statt aber nicht nur dort nbsp Die drei Kapillartypen des Menschen Rechts die Kapillare mit diskontinuierlichem Endothel die in der Leber und im Knochenmark vorkommt Beispielhaft sollen einige der Stellen erwahnt werden bei denen bei Wirbeltieren intensiver Stoffaustausch oder Stoffubertritt stattfindet In deren Leber Knochenmark und Lymphknoten kommen Kapillaren mit diskontinuierlichem Endothel Sinusoide vor 11 Offnungen mit bis zu einem Mikrometer Grosse zwischen den Endothelzellen der Gefasswand erleichtern den Stoffaustausch und den Ubertritt von Blutzellen 12 In den Lebersinusoiden bestehen grosse Lucken in der Auskleidung 13 14 So konnen sinusoidale und extravasale Volumina in der Leber des Hundes differenziert werden 15 Auch zum Lymphgefasssystem gibt es bei den Wirbeltieren einen oder mehrere offene Ubergange siehe Ductus thoracicus 16 In der hamochorialen Plazenta z B bei Primaten munden die mutterlichen Spiralarterien offen und das Blut wird in ein Plazentalabyrinth freigesetzt wo es die Chorionzotten umspult und von den Spiraladern entwassert wird Vorteile eines geschlossenen Kreislaufsystems Bearbeiten Trotz dieser Ubergange zu anderen Systemen wird ein solches Kreislaufsystem als geschlossen bezeichnet 17 denn das Blut fliesst im Gegensatz zu offenen Kreislaufsystemen nicht durch die Korperhohle oder Spalten zwischen den Geweben zuruck zum Herzen und durchmischt sich auch nicht vollstandig mit der Gewebsflussigkeit wie bei offenen Kreislaufsystemen Durch die Trennung von Blut und Gewebsflussigkeit ist das zu transportierende Flussigkeitsvolumen vergleichsweise klein Beispielsweise entspricht es bei Tintenfischen etwa 15 des Korpervolumens beim Menschen nur 6 8 7 Beim Riesenerdwurm Glossoscolex giganteus ein Ringelwurm betragt es 6 1 beim Kraken Octopus honkongensis 5 8 und beim Teichfrosch Rana esculenta 5 6 8 Geschlossene Kreislaufsysteme haben sich in mehreren Tierstammen unabhangig voneinander entwickelt Meist kommen sie bei sehr aktiven oder bei in sauerstoffarmen Umgebungen lebenden Tieren vor Die Entwicklung erfolgte parallel zu Sauerstofftransportern im Blut Dadurch mussen nur geringe Blutmengen bewegt werden um den Sauerstoffbedarf zu stillen 18 Wichtige Vorteile geschlossener Systeme fur Tiere mit aktivem Lebensstil sind die effektive Verteilung des Bluts in alle Korperregionen und die Moglichkeit zur gezielten Regulation der Durchblutungssteuerung der Organe um besonders hohen Bedarf an einer Stelle decken zu konnen ohne die Gesamtmenge des bewegten Blutes unnotig zu erhohen Auch eine parallele Durchblutung der Organe statt serieller Durchblutung und somit Durchblutung aller Organe mit sauerstoffreichem Blut ist nur mit einem geschlossenen System moglich 2 Verbreitung Bearbeiten Geschlossene Kreislaufsysteme kommen vor bei Ringelwurmern Seegurken Schadellosen Wirbeltieren und Kopffussern aber nicht notwendigerweise bei allen Vertretern der Gruppe Weichtiere Mollusca Bearbeiten nbsp Das offene Kreislaufsystem der spitzen Sumpfdeckelschnecke aus Hescheler 1900 Blau Gefasse mit sauerstoffarmer Hamolymphe zur Kieme hin Rot Gefasse mit sauerstoffreicher Hamolymphe von Kieme zu Herz und in den Korper Komponenten in Flussrichtung der Hamolymphe beginnend in der Korperhohle 5 zufuhrendes Kiemengefass 4 Kieme Ctenidium 3 abfuhrendes Kiemengefass Kiemenvene 9 Vorhof 8 Herzkammer 7 Aorta Visceralis 10 Aorta cephalica Bei den Weichtiere haben Schnecken Muscheln und der urtumliche Kopffusser Nautilus ein Perlboot ein offenes Kreislaufsystem Die meisten Kopffusser haben jedoch ein geschlossenes 19 Schnecken und Muscheln Bearbeiten Muscheln und Schnecken haben ein kraftiges Herz das meist aus zwei Abschnitten besteht Vorhof und Kammer Der erzeugbare Druck und damit die Flussgeschwindigkeit ist fur offene Kreislaufsysteme vergleichsweise hoch Bei der Weinbergschnecke kann er wahrend der Kontraktion 19 mmHg 2 5 kPa erreichen Bei ihr wird das Blut uber lange Gefasse transportiert bevor es in die Korperhohle Hamocoel austritt Manche Muscheln nutzen den hohen Druck zur Bewegung des Fusses und damit zur Fortbewegung Mit dem Blut werden auch die Atemgase transportiert 9 Kopffusser Bearbeiten Die meisten Kopffusser namlich Kalmare Kraken und Sepien haben ein geschlossenes Kreislaufsystem Dieses hat sich vermutlich aus einem offenen entwickelt wie es bei Nautilus vorkommt Der geschlossene Kreislauf der Kalmare und Kraken hat drei gekammerte Herzen Vom Korperherz fliesst sauerstoffreiches Blut in die Organe von dort das sauerstoffarme Blut zu den beiden Kiemenherzen die es zu den Kiemen leiten Von dort kehrt das Blut zum Korperherz zuruck 19 Bei manchen Arten wurden zusatzliche peristaltische Kontraktionen in den Gefassen der Kiemen in den Armen oder in der Hohlvene beobachtet Entsprechend ihrer beweglicheren Lebensweise haben Kopffusser deutlich hohere Drucke im Kreislauf als Schnecken und diese wiederum hohere als Muscheln Beim Kraken Octopus dofleini siehe Oktopusse wurde in der Aorta ein Blutdruck von 45 zu 30 mmHg 6 und 4 kPa gemessen Bei dem Gewohnlichen Kraken Octopus vulgaris wurde gezeigt dass die Kiemenherzen synchronisiert jeweils kurz nach dem Korperherz schlagen Ausserdem wurde beobachtet dass Atembewegungen den Kreislauf zusatzlich antreiben 20 Ringelwurmer Annelida Bearbeiten nbsp Schema des Wenigborsters Glyphidrilus siehe Almidae Bei den Ringelwurmern kommen sowohl offene als auch geschlossene Kreislaufsysteme vor In beiden enthalt die Flussigkeit Sauerstofftransporter Regenwurmer und andere Wenigborster Bearbeiten Wenigborster wie der Regenwurm haben einen geschlossenen Kreislauf mit einem Haupt Bauchgefass und einem Haupt Ruckengefass die beide langs des Tiers verlaufen Sie sind durch kleinere Gefasse verbunden Das Ruckengefass kann sich rhythmisch peristaltisch zusammen ziehen und dadurch das Blut Richtung Vorderende bewegen Dort sind mehrere Ringgefasse mit Lateralherzen die eine Stromung zum Bauchgefass erzeugen in welchem ein Fluss zum Hinterende herrscht Durch die erwahnten kleineren verbindenden Gefasse kehrt das Blut zuruck in das Ruckengefass 19 Es gibt demnach als Besonderheit bei den Ringelwurmern kein zentrales Herz sondern mehrere kontrahierende Abschnitte im Blutgefasssystem Gasaustausch mit der Luft findet uber die Haut statt Sauerstoffarmes Blut wird durch kleinere Gefasse vom Bauchgefass zur gut durchbluteten Haut geleitet und von dort weiter zum Ruckengefass 9 Gut untersucht ist der Riesenerdwurm Glossoscolex giganteus siehe Glossoscolecidae der bei einem Durchmesser von 2 3 cm eine Lange von 1 2 Metern und ein Gewicht von 0 5 bis 0 6 Kilogramm erreicht Die peristaltischen Kontraktionen des Ruckengefasses konnen einen Druck von 10 18 mmHg 1 4 2 4 kPa aufbauen Die in der Regel synchron schlagenden 5 Paare der Lateralherzen konnen im Bauchgefass einen Druck von 80 mmHg oder uber 10 kPa aufbauen ein Wert der dem arteriellen Blutdruck der Wirbeltiere nahe kommt Dieser hohe Druck dient zur Durchblutung des Hautmuskelschlauches und der Metanephridien Der Blutdruck andert sich wahrend der Bewegung des Tiers sehr stark Die hochsten Werte werden erreicht wenn es sich streckt um wahrend der Verkurzung des Tieres auf etwa halbe Werte zu sinken 9 Die Anzahl der Kontraktionswellen im Ruckengefass von Glossoscolex giganteus lag in Ruhe bei etwa acht pro Minute beim Gemeinen Regenwurm Lumbricus terrestris bei etwa 11 pro Minute Die Rate wird erhoht bei korperlicher Anstrengung und beeinflusst von der Fullmenge des Gefasses Die Fullmenge beeinflusst auch die Kraftentwicklung der Kontraktion In elektronenmikroskopischen Bildern von Blutgefassen des gemeinen Regenwurms sieht man diese angefullt mit Hamoglobin Partikeln die frei im Blut schwimmen 2 Vielborster Bearbeiten Vielborster meist im Meer lebende Tiere haben ein ahnliches Kreislaufsystem wie die Wenigborster jedoch haben die Blutgefasse oft eine dunnere Wand Nicht immer sind die Gefasse mit Endothel oder je nach Definition mit endothel ahnlichen Zellen ausgekleidet daher ist es nach einer moglichen Definition ein offenes Kreislaufsystem Bei manchen Arten kommen zusatzliche Nebenherzen in der Peripherie des Tieres vor besonders an den Kiemen 9 Egel Bearbeiten Bei der dritten Gruppe der Ringelwurmer den Egeln kommt nur bei den Russelegeln ein echtes Blutgefasssystem vor Bei den anderen Egeln ist es reduziert die Transport und Versorgungsaufgaben werden von einem geschlossenen Coelomsystem ubernommen Dessen Seitengefasse und Bauchgefass konnen sich rhythmisch zusammenziehen In der Flussigkeit ist Hamoglobin gelost Beim gut untersuchten Blutegel Hirudo medicinalis wirken die Seitengefasse als sich peristaltisch kontrahierende Herzen die einen Blutstrom Richtung Vorderende und einen Druck bis zu 100 mmHg erzeugen Klappen und Sphinkter an den Enden verhindern einen Ruckfluss In Rucken und Bauchgefass herrscht Fluss Richtung Hinterende 21 Schnurwurmer Nemertea oder Nemertini Bearbeiten nbsp Gefasssystem eines mannlichen Schnurwurms der Gattung Malacobdella Links vom Rucken und rechts vom Bauch aus gesehen Bei den Schnurwurmern einer Gruppe im Meer lebender Arten kommt ein Gefasssystem vor das zwar oft als Blutgefasssystem bezeichnet wird jedoch wahrscheinlich eine Abwandlung des Coeloms darstellt also eine Bildung der sekundaren Leibeshohle Es ist somit nicht dem primaren Blutgefasssystem der Bilateria homolog Die Hauptgefasse liegen seitlich der Lange nach im Tier die am Vorderende und in der Nahe des Afters bauchseits verbunden sind Manche Arten haben ausserdem ein Ruckengefass oder eine Aufspaltung der Hauptgefasse Die grosseren Gefasse konnen sich zusammen ziehen zur Flussigkeitsbewegung tragt auch die Korpermuskulatur bei 22 Gliederfusser Arthropoda BearbeitenGliederfusser zu denen Insekten Tausendfusser Krebstiere und Spinnentiere gehoren haben alle ein offenes Kreislaufsystem 23 Krebstiere Crustacea Bearbeiten nbsp Zeichnung des arteriellen Systems des Hummers von 1826 Hummer gehoren zu den Zehnfusskrebsen Bei den Krebstieren reicht die Spanne der Kreislaufsysteme von sehr einfach bis sehr komplex Die wahre Beschaffenheit der Blutzirkulation bei den Krebstieren und bei den Insekten erkannte der Mediziner und Naturforscher John Hunter 24 Der Kiemenfusskrebs Branchinecta hat ein rohrenformiges Herz welches fast den ganzen Korper durchzieht und vergleichsweise wenige Gefasse Zehnfusskrebse Bearbeiten Eine Besonderheit kommt bei den Zehnfusskrebsen vor Diese haben zwar ebenfalls anatomisch gesehen ein offenes Kreislaufsystem jedoch funktionell viele Aspekte eines geschlossenen Systems kleine Blutgefasse entsprechen Kapillaren und die Hamolymphe fliesst durch definierte Kanale durch das Gewebe zum Herz zuruck die bei einigen Arten so klein sind dass sie Blutgefassen funktionell entsprechen Zahlreiche Blutgefasse haben muskulose Ventile mit deren Hilfe die Durchblutung der nachgeschalteten Organe reguliert wird Das Herz ist eine muskulose kontraktile Kammer und liegt in einem Sack dem Perikardialsinus oder Perikard Die Hamolymphe fliesst uber mehrere Arterien von dort in zahlreiche Korperregionen um schliesslich tief im Gewebe aus den Gefassen auszutreten Ein Sinus auf der Bauchseite sammelt die Hamolymphe und fuhrt sie zu den Kiemen Nach Sauerstoffaufnahme gelangt sie uber Venen zum Perikardialsinus wo sie durch kleine Offnungen die Ostien zuruck ins Herz gelangt 3 23 Das Herz dieser Krebse kann Drucke von 8 15 mmHg 1 2 kPa beim Hummer bis zu 20 mmHg 2 erzeugen und auch beim Erschlaffen des Herzmuskels sinkt der Druck in der Aorta nicht auf null sondern bleibt durch einen Windkesseleffekt der grossen Gefasse bei etwa 1 5 mmHg 0 2 kPa und damit hoher als in der offenen Korperhohle Hamocoel so dass ein kontinuierlicher Flussigkeitsstrom gewahrleistet wird Dadurch erreicht ein Hummer ein Herzminutenvolumen von 10 30 ml pro Minute und eine Umlaufzeit seiner Hamolymphe von 2 8 Minuten 9 Der Herzschlag wird von Nervenzellen gesteuert neurogenes Herz und nicht durch spezialisierte Muskelzellen wie bei den Wirbeltieren Das Herzganglion liegt ruckenwarts am Herzen auf und wird seinerseits vom Zentralnervensystem gesteuert 9 Bei Hummern wurden Herzfrequenzen zwischen 61 und 83 Schlagen pro Minute beobachtet In seiner Hamolymphe gelost ist der kupferhaltige Sauerstofftransporter Hamocyanin und es wurden drei bis elf morphologisch unterscheidbare Haemocyten gefunden deren Aufgaben vermutlich in der angeborenen Immunantwort und der Blutstillung liegen 2 Andere Krebstiere Bearbeiten Innerhalb der Krebstiere wurde ausser bei den Zehnfusskrebsen Fluss in Gefassen uber weite Strecken nur bei den Asseln beobachtet Bei den Daphnien ahnelt das Herz dem der Zehnfusskrebse es sind jedoch keine Gefasse vorhanden Das Rohrenherz der Kiemenfusser zu denen Artemia gehort ahnelt eher dem der Insekten Bei den Rankenfusskrebsen darunter Seepocken und Entenmuscheln gibt es kein Herz im eigentlichen Sinn Die Muskulatur des Thorax ubernimmt die Pumpfunktion 9 Insekten Insecta Bearbeiten nbsp Schema der Insektenanatomie Herz und Aorta sind am Rucken dunkelrot eingezeichnet und mit der Nummer 7 markiert Insekten haben trotz einer hohen Stoffwechselrate ein eher einfaches offenes in seiner Beschaffenheit von dem Mediziner und Naturforscher John Hunter entdecktes 25 Kreislaufsystem Dies ist moglich weil Insekten im Gegensatz zu den meisten Tieren mit Kreislauf diesen nicht zum Atemgastransport nutzen sondern nur zum Transport von Nahrstoffen Immunzellen Signalmolekulen und dergleichen Der Gasaustausch geschieht uber ein Tracheensystem hohle Rohren die von der Korperoberflache direkt an die Gewebe heranfuhren 23 Bei vielen Insekten besteht das Gefasssystem nur aus einem entlang dem Rucken liegenden langen Herzen das hinten verschlossen ist und nach vorne in die Aorta ubergeht Kontraktionswellen treiben die Hamolymphe Richtung Kopf wo sie in einen Sinus austritt und zu einem weiteren Sinus sickert um durch diesen zuruck in den Korper zu fliessen Korperbewegungen halten den Fluss in Gang so dass wie bei anderen Arthropoden ein Ubergang uber Ostien zuruck ins Herz erfolgt Wenn das Herz erschlafft wird es durch elastische Fasern des Aufhangeapparats gedehnt so dass die Hamolymphe durch Unterdruck einstromt Bei der Kontraktion werden die Ostien durch Klappen aus Bindegewebe verschlossen Bei der Wanderheuschrecke Locusta migratoria wurde ein maximaler Druck von nur etwa 7 mmHg 0 9 kPa gemessen 23 9 Haufig kommen in den Antennen Flugeln und Beinen zusatzliche einfache Herzen vor bei manchen Arten konnen es mehrere Dutzend sein Sie dienen der Versorgung von besonders stoffwechselaktiven Geweben und werden auch Nebenherzen oder pulsatile Organe genannt 23 9 Um auch die Enden der langen dunnen Gliedmassen durchfliessen zu konnen sind diese der Lange nach durch Septen in zwei Bereiche unterteilt Nur am Ende der Extremitat findet sich eine Offnung so dass die Hamolymphe auf der einen Seite hinein und auf der anderen wieder zuruck stromt 9 Bei einigen Arten der Schmetterlinge bei der Schmeissfliege Calliphora den Goliathkafern und dem Nashornkafer wurde beobachtet dass sich die Schlagrichtung des Herzens umkehren kann Das Herz hat bei diesen Arten hinten eine oder zwei Offnungen durch die die Hamolymphe dann austreten kann Meist wird haufiger Blut nach vorne gefordert als nach hinten Durch die abwechselnde Richtung kann die Hamolymphe zwischen Vorder und Hinterteil pendeln was auch zu einer verstarkten Beluftung der Tracheen fuhrt 10 Im Gegensatz zu allen anderen wirbellosen Tieren haben Insekten eine effektive Blut Hirn Schranke entwickelt Die Diffusion von wasserloslichen Molekulen von der Hamolymphe in die unmittelbare Umgebung der Nervenzellen ist dadurch stark eingeschrankt 10 Spinnentiere Arachnida Bearbeiten nbsp Anatomisches Schema einer Webspinne das offene Kreislaufsystem in rot Im Gegensatz zu den Insekten mussen Spinnentiere darunter Spinnen Milben Skorpione wie die Krebstiere nicht nur Nahrstoffe sondern auch Atemgase mit der Hamolymphe transportieren Das im Hinterleib Opisthosoma am Rucken liegende Rohrenherz ist dem der Insekten ahnlich Gefasse erlauben eine gezielte Durchblutung der Buchlunge Eine Besonderheit liegt bei Spinnen vor da sie ihre Beine nicht mit Muskelkraft strecken sondern hydraulisch uber einen relativ hohen Druck der Hamolymphe die uber eigene Blutgefasse dorthin gelangt 9 1 Stachelhauter Echinodermata Bearbeiten nbsp Schema eines Schlangensterns Ophiura von der Ruckenseite von 1889 Ambulacralsystem in blau grun Blutlakunensystem also der aborale Gefassring in rot Genitalrohren gelb BLR Blutlakunenring WGR Wassergefassring nbsp Ophiura albida Bild zur Veranschaulichung der Korperform Stachelhauter sind die einzigen ursprunglich bilateralen Tiere die eine Funfersymmetrie entwickelt haben Die Larven sind jedoch bilateral Alle zugehorigen Gruppen leben ausschliesslich im Meer darunter Seesterne Seeigel Schlangensterne und Seegurken Die Stachelhauter haben zwei Gefasssysteme Ein wesentliches Merkmal ist ihr Ambulacralsystem manchmal auch als Wassergefasssystem bezeichnet Es enthalt jedoch kein Meerwasser sondern eine Korperflussigkeit Es hat einen ringformigen Zentralkanal von dem je ein Radiarkanal in die funf Korperstrahlen abgeht Dieses Gefasssystem ist eine Neubildung der Stachelhauter und entspricht nicht dem Blutgefasssystem der anderen Tiergruppen 26 Daneben gibt es das Blutgefasssystem das bei den Stachelhautern auch als Blutlakunensystem oder Haemallakunensystem bezeichnet wird Endothel kommt nicht vor manche Gefasswande enthalten Myofilamente Die Gefasse enthalten eine hohe Konzentration von Glykoproteinpartikeln und Blutzellen sogenannte Amobocyten und Coelomocyten Der grossere Anteil dieser Zellen befindet sich jedoch in Coelomraumen und im Bindegewebe Einige Blutzellen sind phagozytierend andere transportieren Sauerstoff Bei den Seegurken kommen scheibenartige hamoglobinhaltige Zellen vor Unklar ist ob wie stark in welche Richtung und wie regelmassig das Blut in den Gefassen fliesst Mindestens teilweise fliesst es wohl gar nicht oder wenig 27 Wesentliche Teile des Blutgefasssystems sind ein oraler Gefassring der um den Mund herum lauft im Tier unten oder vorne und ein aboraler Gefassring die Entsprechung am anderen Korperende siehe Abbildung Beide sind durch das Axialorgan verbunden eine Struktur die viele Blutgefasse und Blutzellen enthalt und durch letztere haufig dunkel gefarbt ist Ihm angelagert ist die Dorsalblase die pulsiert und vermutlich die Funktion eines Herzens ubernimmt Sie ist auch mit den Gefassen des Darms und der Gonaden verbunden Das Axialorgan hat auch Ausscheidungsfunktionen und ist vermutlich den Glomeruli der Wirbeltierniere homolog 27 Chordatiere Chordata BearbeitenUrchordaten Bearbeiten Die Manteltiere Tunicata und die Schadellosen Lanzettfischchen die wie die Wirbeltiere zu den Chordatieren gehoren haben ebenfalls ein offenes Kreislaufsystem Ein einfaches rohrenformiges Herz geht in zahlreiche wohldefinierte Kanale uber die aber keine Gefasswande haben und daher nicht als Blutgefasse angesehen werden Bei manchen Manteltieren zum Beispiel Ciona kann sich die Richtung der peristaltischen Kontraktionen des Herzens umkehren und somit auch die Flussrichtung Bei den Lanzettfischchen ist der Kreislauf weitgehend geschlossen die Gefasse munden nur in wenige Lakunen 3 23 Das Lanzettfischchen Branchiostoma lanceolatum hat keine Blutzellen und kein Hamoglobin oder andere Sauerstofftransporter Ein zentrales Herz gibt es nicht das Blut wird durch mehrere kontraktile Blutgefasse angetrieben Am Bauch fliesst es nach vorne und am Rucken zuruck 2 Rundmauler kieferlose Fische Cyclostomata Agnatha Bearbeiten Auch eine Gruppe von Wirbeltieren hat ein teilweise offenes Kreislaufsystem und zwar die Rundmauler zu denen die kieferlosen Fische gehoren Neunaugen und Schleimaale Vom systemischen Herzen kommend verbleibt das Blut in manchen Geweben wie bei anderen Wirbeltieren in Blutgefassen aber in anderen Geweben tritt es in offene Blutlakunen uber Die Schleimaale haben in manchen Bereichen des Korpers noch zusatzliche akzessorische Herzen Wie bei den anderen Wirbeltieren sind die Blutgefasse mit Endothel ausgekleidet 23 Von allen Wirbeltieren haben Schleimaale den niedrigsten arteriellen Blutdruck 6 10 mmHg und das hochste relative Blutvolumen 18 der Korpermasse Schleimaale haben mehrere Sinuse die mit den Blutgefassen in Verbindung stehen Der grosste liegt am Rucken und zieht sich von der Schnauze bis zur Schwanzflosse Er liegt zwischen Skelettmuskulatur und Haut Das Sinussystem kann bis zu 30 des gesamten Blutvolumens aufnehmen Vermutlich kann durch Kontraktion von Skelettmuskeln ein aktiver Ubertritt in die Blutgefasse erzeugt werden 2 Das Herz der Schleimaale hat einen Vorhof und eine Kammer aber keine Koronargefasse fur die eigene Sauerstoffversorgung Stattdessen durchstromt das Blut im Herzen Kanale und Lakunen in der Herzwand Die Herzschlagfrequenz liegt bei 20 30 Schlagen pro Minute Das Herzzeitvolumen erreicht mit 8 9 ml pro Minute und Kilogramm Korpergewicht Werte die sich denen der echten Knochenfische annahern Das Herz hat einen Frank Starling Mechanismus wird aber nicht uber regulatorische Nerven beeinflusst wie das bei den anderen Wirbeltieren der Fall ist Ein zweites gekammertes Herz das ebenfalls aus Herzmuskelzellen aufgebaut ist transportiert Blut vom Darm in die Portalvene der Leber Es schlagt in einem anderen Rhythmus als das systemische Herz 2 Das Kreislaufsystem der Neunaugen ahnelt jenem der kiefertragenden Fische Blut gelangt vom Herzventrikel in die Aorta ventralis von dort in die Kiemenarterien weiter in die Aorta dorsalis in der es Richtung Schwanz fliesst Von dieser gehen Arteriolen und schliesslich Kapillaren ab durch Venen geschieht der Ruckfluss zum Herzen 23 Gemeinsamkeiten der kiefertragenden Wirbeltiere Gnathostomata Bearbeiten Siehe auch Herz und Herzen der Wirbeltiere Kiefertragende Wirbeltiere Kiefermauler besitzen einen geschlossenen Kreislauf Hier fliesst das Blut durch ein kontinuierliches Netz aus Blutgefassen das alle Organe erreicht Die Kapillar Endothelien der Wirbeltiere konnen kontinuierlich fenestriert 28 oder diskontinuierlich sein Diese Kreislaufe sind in den folgenden Abschnitten beschrieben Fische Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Fische rot sauerstoffreiches Blutblau sauerstoffarmes BlutDas Herz Kreislauf System der Fische ist unter den kiefertragenden Wirbeltieren das am einfachsten gebaute Das Herz besteht aus vier Raumen zwei einleitenden dunnwandigen Sinus venosus und Vorhof einer dickwandigen muskulosen Kammer und dem abschliessenden Bulbus oder Conus arteriosus Zwischen Vorhof und Kammer befindet sich eine Klappe die einen Ruckstrom des Blutes verhindert Ebenso wie das Herz ist auch der Blutkreislauf selbst relativ einfach strukturiert Das sauerstoffarme Blut wird aus dem Herzen in die Kiemen gepumpt in denen es mit Sauerstoff aus dem Wasser angereichert wird Anschliessend wird das sauerstoffreiche Blut in den Korper weiter transportiert In den Kapillaren gibt es den Sauerstoff ab und nimmt dafur Kohlendioxid auf Neben dem Herz nimmt auch die Muskulatur der Kiemen am Pumpvorgang teil Der Nachteil dieser Konstruktion ist dass der Blutdruck im Kapillarnetz des Kiemenkreislaufs stark abfallt der Blutstrom durch den Korper also relativ langsam ist Das Blutvolumen macht weniger als ein Zehntel des Korpergewichts aus Der Sauerstoffgehalt im Blut der Fische liegt weit unter dem des menschlichen Blutes Bei den meisten Fischen sind Herz und Kiemen wie beschrieben in Serie geschaltet Eine Vermischung von sauerstoffarmen mit sauerstoffreichem Blut findet nicht statt Der Australische Lungenfisch besitzt wie die Landwirbeltiere einen separaten Lungenkreislauf 29 Amphibien Bearbeiten Doppelter Kreislauf Bearbeiten Bei den Amphibien Lurchen besteht das Herz aus einer Kammer und zwei Vorhofen Der Gasaustausch findet sowohl in der Lunge als auch in der Haut statt Die beiden Kreislaufe der Amphibien werden daher als Lungen Haut Kreislauf und Korperkreislauf bezeichnet Da sie im Gegensatz zu Fischen nicht hintereinander geschaltet sind spricht man von einem doppelten Kreislauf Der linke Vorhof empfangt mit Sauerstoff angereichertes Blut aus der Lunge der rechte Vorhof eine Mischung von sauerstoffarmem Blut aus dem Korper und sauerstoffreichem Blut aus der Haut Beide Vorhofe pumpen das Blut in die einheitliche Kammer Diese Kammer besitzt einen Ausflusstrakt Truncus oder Conus arteriosus der sich in jeweils einen Stamm fur die beiden Kreislaufe teilt Eine leistenartige Erhebung im Ventrikel und im Lumen des Ausflusstrakts sorgt dafur dass das Blut relativ sortenrein durch das Herz fliesst das Blut aus den beiden Vorhofen sich also nur wenig vermischt Das sauerstoffreichere Blut wird zum uberwiegenden Teil in die Halsschlagadern und die Aorta gepumpt wahrend das sauerstoffarmere Blut in die Lungen Haut Arterie gelenkt wird Wie Reptilien und Vogel besitzen die Amphibien bereits einen Nierenpfortaderkreislauf Entwicklung Bearbeiten Amphibien haben ursprunglich vier paarige Kiemenbogenarterien die zu beiden Seiten aus der Aorta entspringen Bei ausgewachsenen Lurchen entwickelt sich die erste zur Arteria carotis die den Kopf versorgt Die Arterien des zweiten Bogens vereinigen sich zur Aorta descendens der absteigenden Aorta Die dritte Kiemenbogenarterie bildet sich zuruck und aus den vierten entwickelt sich der paarige Aortenbogen Reptilien Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung des Blutkreislaufs der Reptilien rot sauerstoffreiches Blutblau sauerstoffarmes Blutrosa MischblutDie meisten zu den Reptilien zusammengefassten Taxa besitzen ein Herz das wie das der Amphibien aus zwei Vorhofen und einer Kammer besteht Diese ist jedoch nahezu vollstandig durch eine Scheidewand in zwei Halften geteilt Aus dem Korper stromt sauerstoffarmes Blut in den rechten Vorhof aus den Lungen mit Sauerstoff angereichertes Blut fliesst in den linken Vorhof Beide Vorhofe pumpen das Blut in die Herzkammer aus der drei Schlagadern abgehen In der rechten fliesst sauerstoffarmes Blut zur Lunge in der linken sauerstoffreiches Blut zum Kopf und in den Korper Da die Trennung der Herzkammer jedoch nicht vollstandig ist kommt es zur Bildung von Mischblut circa 10 bis 40 Prozent Dieses fliesst durch die mittlere Schlagader in den Korper Eine Besonderheit liegt bei den Krokodilen vor bei denen zwei Herzkammern komplett getrennt sind Aber zwischen der linken und der rechten Schlagader besteht mit dem Foramen Panizzae ein Verbindungsfenster Die linke Aorta entspringt an der rechten Herzkammer die rechte an der linken Durch das Fenster vermischt sich das sauerstoffreiche Blut der rechten Kammer mit dem sauerstoffarmen der linken Kammer im Bereich der rechten Aorta so dass Mischblut in den Korperkreislauf den peripheren Kreislauf 30 gefuhrt wird und dabei vor allem in die peripheren Bereiche des Korpers gelangt Zugleich fordert die linke Aorta sauerstoffreiches Blut in den Korper und vor allem in den Kopf des Tieres Beim Tauchvorgang schliesst sich das Foramen Panizzae vollstandig so dass die rechte Aorta nur noch mit sauerstoffarmem Blut versorgt wird der Kopf jedoch weiterhin sauerstoffreiches Blut bekommt Auch bei den Dinosauriern lag vermutlich eine vollstandige Trennung der Herzkammern vor Dies ergibt sich aufgrund ihrer Position im Stammbaum zwischen den Krokodilen und den Vogeln die beide eine durchgangige Trennwand im Herzen besitzen Blutkreislauf der Vogel und Saugetiere Bearbeiten nbsp Schematischer Aufbau eines doppelten Blutkreislaufs rot sauerstoffreiches Blutblau sauerstoffarmes Blut Hauptartikel Blutkreislauf des Menschen und der Saugetiere Das Herz der Vogel und Saugetiere also auch das des Menschen ist vollstandig in zwei Halften geteilt obwohl es sich um ein Organ handelt Jede dieser Halften besteht aus einem Vorhof und einer Kammer die jeweils als Einheit arbeiten Insgesamt gibt es also vier Raume Wahrend die rechte Herzhalfte das Blut durch den erstmals im 13 Jahrhundert von Ibn an Nafis erwahnten 31 Lungenkreislauf pumpt der das Blut mit Sauerstoff anreichert pumpt die linke Herzhalfte das Blut durch den Korperkreislauf um die Organe mit Nahrstoffen und Sauerstoff zu versorgen Diese beiden Kreislaufe sind in Reihe geschaltet so dass das gesamte Blut durch die Lunge fliessen muss Die Organe im Korperkreislauf werden parallel durchstromt Ein wichtiger Vorteil eines eigenen getrennten Lungenkreislaufs ist dass in diesem ein deutlich geringer Druck herrschen kann als im Korperkreislauf Bei einem gleich hohen Druck wie im Korperkreislauf wurde in der Lunge vermehrt Flussigkeit aus dem Blut in die Luft ubertreten und dadurch den Gasaustausch behindern Ausserdem fungiert die Lunge mit ihren Kapillaren als Filter gegen Blutgerinnsel Thromben u a bevor das Blut von der linken Herzseite unter anderem zum Gehirn gepumpt wird Die Lunge hat dazu thrombenlosende Eigenschaften Im Lungenkreislauf verlasst das Blut die rechte Herzkammer uber den Lungenstamm lat Truncus pulmonalis in Richtung der Lungen wo es mit Sauerstoff angereichert wird Dann wird es von der Lungenvene lat Vena pulmonalis in den linken Herzvorhof gepumpt Vom linken Vorhof gelangt es in die linke Kammer von wo aus es durch die Aorta in den Korperkreislauf gelangt Wahrend bei den Saugern die Aorta auf der linken Korperseite verlauft liegt sie bei Vogeln auf der rechten Nach der Versorgung der Organe kehrt das nun mit Kohlenstoffdioxid angereicherte Blut durch die vordere beim Menschen obere und die hintere beziehungsweise untere Hohlvene in den rechten Vorhof zuruck Wenn das Blut vom rechten Vorhof in die rechte Kammer kommt beginnt der Kreislauf von neuem Eine Besonderheit stellt das Pfortadersystem der Leber dar Blut das von den Organen des Verdauungstrakts kommt wird in der Pfortader gesammelt und gelangt in die Leber wo die aufgenommenen Nahrstoffe verwertet werden Das Blut stromt dadurch nacheinander durch zwei Kapillarsysteme bevor es zum Herzen zuruckkommt Auch die Hirnanhangsdruse Hypophyse hat ein Pfortadersystem Vogel haben wie Reptilien zudem eine Nierenpfortader Entwicklung der Kreislaufsysteme BearbeitenPhylogenese Gemeinsamer evolutionarer Ursprung aller Kreislaufsysteme Bearbeiten Kreislaufsysteme finden sich in der Evolution erstmals bei den Bilateria also Tieren die zwei klar definierbare mehr oder weniger spiegelbildliche Halften rechts und links haben Die Bilateria umfassen alle Tiergruppen von Wurmern bis zu den Insekten und Wirbeltieren nicht aber die Schwamme und Nesseltiere 32 Der letzte gemeinsame Vorfahr all dieser Gruppen lebte vor etwa 600 bis 700 Millionen Jahren und es wird angenommen dass es sich um ein segmentiertes bilaterales Tier handelte Ein erstes Blutgefasssystem hat sich womoglich schon zu dieser Zeit entwickelt moglicherweise um die Trennwande zwischen den Segmenten zu uberwinden Der Fluss ware durch sich peristaltisch kontrahierende Gefasse in Gang gesetzt worden vielleicht ahnlich den Ruckengefassen der heutigen Ringelwurmer Blut ware vermutlich durch Spalten in der extrazellularen Matrix gesickert ahnlich einem primitiven geschlossenen Kreislaufsystem Dieses Modell wurde die Homologie aller Kreislaufsysteme im Tierreich bedeuten die sich alle von diesem ursprunglichen Typus ausgehend entwickelt hatten und demnach einen gemeinsamen phylogenetischen Ursprung hatten In manchen Tierstammen hatte sich das Kreislaufsystem vollstandig zuruck gebildet etwa bei den Plattwurmern und Fadenwurmern In anderen Abstammungslinien hatte es sich zu einem offenen Kreislaufsystem entwickelt Bei einem fruhen Kopffusser wiederum wandelte sich das offene zuruck zu einem geschlossenen Kreislaufsystem Energieverluste bei der Stromung durch Ruckfluss und dergleichen fuhrten zu einem Selektionsdruck Richtung der Entwicklung gekammerter Herzen etwa bei Weichtieren und Wirbeltieren bei denen diese Problematik vermieden wird 2 Der Befund dass viele Gene und Signalwege eine Rolle bei der Entwicklung des Herz Kreislaufsystems sowohl bei der Taufliege Drosophila melanogaster als auch bei Wirbeltieren spielen hat ebenfalls Spekulationen gestutzt dass es einen gemeinsamen Ursprung aller Blutkreislaufsysteme gabe die auf einen gemeinsamen bilateralen Vorfahren zuruckgehen Zu den gemeinsamen Signalmolekulen gehoren Knochenmorphogenetische Proteine Fibroblasten Wachstumsfaktor Wnt und Notch Beispielsweise lost der Notch Signalweg in Hamangioblasten bei Wirbeltieren und bei Drosophila die Bildung von Blutstammzellen aus 33 Ontogenese Kreislaufsysteme werden vom Mesoderm gebildet Bearbeiten Die meisten Coelomata Tiere mit Coelom haben ein Gefasssystem Dessen Wande entstehen wahrend der Entwicklung des Individuums der Ontogenese aus dem Mesothel bisweilen auch Peritoneum Bauchfell genannt Das Mesothel ist die mesodermale Auskleidung der Korperhohle des Coeloms also eine epitheliale Zellschicht In Gefasswanden finden sich kontraktile Myofibrillen die in manchen Fallen den Blutfluss auslosen Bei Wirbeltieren und einigen Wirbellosen sind die Blutgefasse mit nicht muskularem Endothel ausgekleidet das von einer Muskelzellschicht umgeben ist Zwar haben bei den Gliederfussern und einigen anderen Urmundern Protostomia die erwachsenen Tiere kein geschlossenes Coelom Teile des embryonal angelegten Mesothels uberdauern jedoch und bilden epithelial ausgekleidete Gefassraume Verglichen mit der oben beschriebenen Situation beim ursprunglichen bilateralen Tier ging ein kontinuierliches Mesothel bei der Entwicklung der Arthropoden in den erwachsenen Tieren verloren Mesotheliale Zellen bildeten jedoch weiterhin das Rohrenherz am Rucken und die anschliessende Aorta 33 Bei den Wirbeltieren ist die ontogenetische Entwicklung komplexer Aus dem embryonalen Mesothel entstehen mehrere Gruppen von Vorlauferzellen aus denen sich die verschiedenen Gewebeschichten des Herz Kreislauf Systems entwickeln darunter Endothel Endokard Myokard und Blutzellen Diesen Uberlegungen zufolge ware das Drosophila Herz mit dem Myokard der Wirbeltiere genauso verwandt wie mit dem Endokard und dem Endothel in den Blutgefassen im Allgemeinen 33 Verwandtschaft von Blutgefassen Blutzellen und Ausscheidungsorganen Bearbeiten Embryologische und molekulare Hinweise deuten darauf hin dass Gefasswandzellen und Blutzellen entwicklungsbiologisch eng miteinander verwandt sind und sich beide aus Hamangioblasten entwickeln Auch Nephrocyten Podozyten sind wohl eng mit den genannten Zelltypen verwandt Die entsprechenden Systeme fur Blutgefasse Blutzellen und Ausscheidung gehen alle auf das dritte Keimblatt das Mesoderm zuruck welches bei den fruhen Bilateria oder Triploblasten zum ersten Mal auftritt 33 Einige heutige Tierstamme der Bilateria haben kein Coelom Acoelomata die Plattwurmer oder kein echtes Coelom Pseudocoelomata Fadenwurmer und andere und kein Gefasssystem Auch sie haben jedoch spezielle Ausscheidungsorgane die Protonephridien Diese scheinen daher die altesten epithelialen Gewebe zu sein die bei den fruhen Bilateria aus mesodermalem Parenchym gebildet wurden Protonephridien bilden ein verzweigtes Rohrensystem das innen von bewimpertem Epithel und Nephrocyten hier auch Cyrtocyten genannt ausgekleidet wird und das entweder nach aussen oder in den Verdauungstrakt mundet Durch den Wimpernschlag wird Flussigkeit abtransportiert und dadurch ein Unterdruck erzeugt der weitere Flussigkeit aus der Korperhohle ansaugt 33 Aufbau der ersten Kreislaufsysteme Bearbeiten Die Coelomata haben in der Regel ein gut ausgebildetes Kreislaufsystem Die namengebende Korperhohle das Coelom ist meist in mehrere Abschnitte unterteilt bei Wirbeltieren etwa der Peritonealraum der Pleuraraum und der Herzbeutel Bei einigen zugehorigen wirbellosen Gruppen werden die Gefasse in Spalten zwischen den mesothelialen Trennwanden gebildet etwa bei Ringelwurmern Kiemenlochtieren und den Lanzettfischchen Moglicherweise ist dies die ursprungliche Bauweise wie bei den Ringelwurmern bei denen die beiden Coelom Raume die jeweils die linke und rechte Halfte eines Segmentes um den Darm herum auskleiden sich am Rucken und Bauch treffen Auch die Wande der Raume zwischen benachbarten Segmenten treffen sich zwischen den beiden Mesothelien bleiben jedoch offene Bereiche die sich verbinden um Blutgefasse zu bilden Daraus ergibt sich dass im Gegensatz zu anderen Rohren oder Offnungen im Korper das Innere der primitiven Blutgefasse von der basalen Seite des umgebenden Epithels umgeben wird und nicht von der apikalen ausseren Seite Tatsachlich lasst sich bei den wirbellosen Tiergruppen eine dem Lumen zugewandte ausgepragte Basalmembran nachweisen das Kennzeichen der basalen Seite eines Epithels 33 Der Ursprung des Kreislaufsystems wird also bei einem fruhen bilateralen Tier vermutet bei dem das Kreislaufsystem gegenwartigen Vielborstern unter den Ringelwurmern ahnelte Hier entwickelte sich eine Gruppe mesodermaler Zellen in ein Mesothel das das Coelom auskleidete und Gefasse bildete Mesotheliale Zellen differenzierten sich dann zu kontraktilen Gefasszellen Nephrozyten oder zu Blutvorlauferzellen Derartige mesotheliale Zellen waren dann eine Art Vorlaufer heutiger Hamangioblasten Auch das Kreislaufsystem der Lanzettfischchen ahnelt dem des angenommenen ursprunglichen bilateralen Tiers 33 Wirbeltiere Bearbeiten Das Kreislaufsystem der Wirbeltiere unterscheidet sich davon Die Gefasse sind von Endothel ausgekleidet und von Muskelzellen umgeben Im Gegensatz zu den wirbellosen Coelomata tragt das Mesothel bei Wirbeltieren nicht zu den Gefassen in den ausgewachsenen Tieren bei Wahrend der Embryogenese lasst sich die Verwandtschaft jedoch noch beobachten Im fruhen Embryo bildet das seitliche Mesoderm das Mesothel das das Coelom umgibt Das innere Blatt des Mesothels die Splanchnopleura bildet die Vorgangerzellen die zu Endothel und Blutzellen werden siehe AGM Region und auch die glatten Muskelzellen der Blutgefasswande Direkt neben der Splanchnopleura liegt das intermediare Mesoderm aus dem sich das Ausscheidungssystem entwickelt Beim Zebrabarbling Danio rerio uberlappen beide Regionen sogar 33 Die Vorlauferzellen der Blutgefasse und Blutzellen migrieren von der Splanchnopleura um die ersten Blutgefasse zu bilden Endothelzellen beginnen mit der Bildung von Herz Aorta den grossen Venen sowie Verbindungen zwischen Aorta und Venen Anschliessend lagern sich mesodermale Zellen an um die Muskelschicht aufzubauen Blutstammzellen sondern sich im fruhen Embryo vom Endothel der Aorta und anderer Gefasse ab Weitere Blutstammzellen entstehen zumindest bei Saugetieren vermutlich im Dottersack und der Plazenta 33 Literatur BearbeitenUwe Gille Herz Kreislauf und Abwehrsystem Angiologia In Franz Viktor Salomon u a Hrsg Anatomie fur die Tiermedizin 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Enke Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 8304 1075 1 S 404 463 Rita Monahan Earley Ann M Dvorak William C Aird Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium In Journal of Thrombosis and Haemostasis Band 11 Supplement 1 Juni 2013 S 46 66 doi 10 1111 jth 12253 PMC 5378490 freier Volltext Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kardiovaskulares System Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Blutkreislauf Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Vergleich der verschiedenen Blutkreislaufe der Wirbeltiere Artikel zur Bedeutung des Zebrabarblings Danio rerio und verschiedener transgener Linien bei der Erforschung des kardiovaskularen Systems der VertebratenEinzelnachweise Bearbeiten a b Neil A Campbell Jane B Reece Biologie 8 Auflage Pearson Deutschland Munchen 2009 ISBN 978 3 8273 7287 1 S 1246 a b c d e f g h i j Rita Monahan Earley Ann M Dvorak and William C Aird Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium In J Thromb Haemost Band 11 Suppl 1 2013 S 46 66 doi 10 1111 jth 12253 PMC 5378490 freier Volltext a b c d Christopher D Moyes Patricia M Schulte Tierphysiologie Pearson Studium Munchen 2008 ISBN 978 3 8273 7270 3 S 377 381 Originaltitel Principles of Animal Physiology 2006 Adolf Remane Volker Storch Ulrich Welsch Kurzes Lehrbuch der Zoologie 5 Auflage Gustav Fischer Verlag Stuttgart New York ISBN 3 437 20337 1 S 184 a b c d Heinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage von 2005 unveranderter Nachdruck Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2114 2 S 313 Christopher D Moyes Patricia M Schulte Tierphysiologie Pearson Studium Munchen 2008 ISBN 978 3 8273 7270 3 S 383 386 Originaltitel Principles of Animal Physiology 2006 a b Adolf Remane Volker Storch Ulrich Welsch Kurzes Lehrbuch der Zoologie 5 Auflage Gustav Fischer Verlag Stuttgart 1985 ISBN 3 437 20337 1 S 186 188 a b c Heinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage von 2005 unveranderter Nachdruck Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2114 2 S 3550 351 a b c d e f g h i j k l Gerhard Heldmaier Gerhard Neuweiler Wolfgang Rossler Vergleichende Tierphysiologie 2 Auflage Springer Spektrum Springer Verlag Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 25154 2 S 258 262 a b c Heinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage von 2005 unveranderter Nachdruck Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2114 2 S 349 Heinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage von 2005 unveranderter Nachdruck Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2114 2 S 333 Emile L Boulpaep The Micorcirculation In Walter F Boron Emile L Boulpaep Hrsg Medical Physiology Third edition Auflage Elsevier Philadelphia PA 2017 ISBN 978 1 4557 4377 3 S 462 Rolf Kotter Wand der Leber Sinusoide PDF Nicht mehr online verfugbar Anatomie net archiviert vom Original am 4 Marz 2016 abgerufen am 11 Juni 2014 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www anatomie net A Koo I Y Lang Microvascular filling pattern in rat liver sinusoids during vagal stimulation In The Journal of Physiology Band 295 Nr 1 1979 S 191 199 doi 10 1113 jphysiol 1979 sp012961 Carl A Goresky A linear method for determining liver sinusoidal and extravascular volumes In American Journal of Physiology Legacy Content Band 204 Nr 4 April 1963 S 626 640 doi 10 1152 ajplegacy 1963 204 4 626 Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 559 560 Rita Monahan Earley Ann M Dvorak William C Aird Evolutionary origins of the blood vascular system and endothelium In Journal of Thrombosis and Haemostasis Band 11 Supplement 1 Juni 2013 S 46 66 doi 10 1111 jth 12253 PMC 5378490 freier Volltext Christopher D Moyes Patricia M Schulte Tierphysiologie Pearson Studium Munchen 2008 ISBN 978 3 8273 7270 3 S 382 Originaltitel Principles of Animal Physiology 2006 a b c Christopher D Moyes Patricia M Schulte Tierphysiologie Pearson Studium Munchen 2008 ISBN 978 3 8273 7270 3 S 383 384 Originaltitel Principles of Animal Physiology 2006 Heinz Penzlin Lehrbuch der Tierphysiologie 7 Auflage von 2005 unveranderter Nachdruck Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 2114 2 S 340 341 Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 238 Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 126 a b c d e f g h Christopher D Moyes Patricia M Schulte Tierphysiologie Pearson Studium Munchen 2008 ISBN 978 3 8273 7270 3 S 384 386 Originaltitel Principles of Animal Physiology 2006 Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Verlag von F C W Vogel Leipzig 1876 Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3 540 08751 6 S 289 Georg Fischer Chirurgie vor 100 Jahren Historische Studie Verlag von F C W Vogel Leipzig 1876 Neudruck mit dem Untertitel Historische Studie uber das 18 Jahrhundert aus dem Jahre 1876 und mit einem Vorwort von Rolf Winau Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 1978 ISBN 3 540 08751 6 S 289 Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 447 448 a b Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 453 454 Margit Pavelka Jurgen Roth Functional Ultrastructure An Atlas of Tissue Biology and Pathology Springer 2005 S 232 Warren W Burggren Kjell Johansen Circulation and respiration in lungfishes Dipnoi In Journal of Morphology Band 190 Nr S1 1986 S 217 236 doi 10 1002 jmor 1051900415 Herbert Reindell Helmut Klepzig Krankheiten des Herzens und der Gefasse In Ludwig Heilmeyer Hrsg Lehrbuch der Inneren Medizin Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1955 2 Auflage ebenda 1961 S 450 598 hier S 454 f Der periphere Kreislauf Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 16 Volker Storch Ulrich Welsch Systematische Zoologie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2004 ISBN 3 8274 1112 2 S 80 a b c d e f g h i Volker Hartenstein und Lolitika Mandal The blood vascular system in a phylogenetic perspective In BioEssays Band 28 Nr 12 2006 S 1203 1210 doi 10 1002 bies 20497 Normdaten Sachbegriff GND 4134345 1 lobid OGND AKS nbsp Dieser Artikel wurde am 15 April 2021 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutkreislauf amp oldid 236073818