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Der Gemeine Regenwurm Lumbricus terrestris auch Tauwurm oder Aalwurm genannt ist die bekannteste und eine der haufigsten und grossten Regenwurmarten Europas Gemeiner RegenwurmGemeiner Regenwurm Lumbricus terrestris SystematikStamm Ringelwurmer Annelida Klasse Gurtelwurmer Clitellata Ordnung Wenigborster Oligochaeta Familie Regenwurmer Lumbricidae Gattung LumbricusArt Gemeiner RegenwurmWissenschaftlicher NameLumbricus terrestrisLinnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 3 Verwendungen 4 Verbreitung 5 Kryptische Arten 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenDer Gemeine Regenwurm ist langgestreckt zylindrisch mit zugespitztem Vorder und abgeflachtem stumpfen Hinterende Unter der leicht irisierenden Cuticula ist er rotlich bis braunlich gefarbt wobei der Rucken in der vorderen Halfte deutlich dunkler bis braunviolett ist und nach hinten heller wird In der Ruckenmitte kann das Ruckengefass durchscheinen Bei geschlechtsreifen Tieren ist von Februar bis August ein heller gefarbter und verdickter Gurtel Clitellum im vorderen Korperdrittel erkennbar 1 Die Art erreicht im geschlechtsreifen Zustand eine Korperlange von 9 bis 30 2 oder sogar bis 35 3 4 Zentimeter Da der Wurm an einer Segmentbildungszone nahe dem Hinterende lebenslang weitere Segmente neu bilden kann hangt die Korpergrosse auch vom Lebensalter des Individuums ab Er gehort zu den grossten Regenwurmarten Europas ist aber anhand von Farbungs und Grossenmerkmalen allein nicht sicher von einer Reihe verwandter Arten zu unterscheiden nbsp Regenwurmer bei der KopulationSein Korper ist in bis zu 180 meist 135 bis 150 5 Segmente unterteilt deren Zahl mit dem Alter zunimmt und die nahe dem Hinterende gebildet werden Die Mundoffnung liegt an der Bauchseite des Kopflappens der das erste Ruckensegment teilt tanylobes Prostomium In jedem Segment liegen vier Borstenpaare Chaetae zwei an der Bauchseite und je eines an jeder Flanke Ab dem siebten oder achten Segment liegen in den Furchen hinter den Segmenten kleine Ruckenporen die allerdings nur bei gestreckten Tieren sichtbar sind Die Offnungen der Samentaschen Receptacula seminis liegen zwischen dem 9 und 10 und zwischen dem 10 und 11 Segment Die kleinen unscheinbaren weiblichen Geschlechtsoffnungen liegen am 14 die grosseren mannlichen am 15 Segment sie sind bei geschlechtsreifen Tieren von lippenformigen Wulsten eingefasst von deren Aussenrand aus sich eine Rinne die dem Samentransport dient Samenrinne bis zum Clitellum Gurtel erstreckt Dieses erstreckt sich uber die Segmente 32 bis 37 und ist sattelformig mit bauchseitigen Wulsten Pubertatsleisten auf beiden Seiten Am Korperende dem Pygidium liegt die senkrechte Afterspalte 1 Lebensweise BearbeitenDer Gemeine Regenwurm lebt in Wiesen und Garten grabt bis zu drei Meter tiefe Gange und durchwuhlt den Boden sehr intensiv Seine Nahrung besteht zum grossten Teil aus noch nicht stark verwesten Pflanzenteilen Sie werden in die Wohnrohren gezogen und dort verdaut Der Kot wird spater wieder an die Oberflache gebracht oder auch zur Verfestigung der Gange verwendet Nach ungefahr einem Jahr wird der Tauwurm geschlechtsreif Die Jungtiere schlupfen abhangig von Nahrung und Temperatur etwa nach einem halben bis zu einem Jahr aus den Kokons Verwendungen BearbeitenDer Gemeine Regenwurm eignet sich sehr gut als Bioindikator fur die Bodenqualitat da er durch das Graben der Gange Bodenmaterial direkt aufnimmt und als Destruent Pflanzenreste frisst So wird der Tauwurm bereits seit 1985 in der Umweltprobenbank des Bundes UPB als Monitororganismus untersucht Dank seiner relativ geringen Zahl an Neuronen etwa 300 ist er ein beliebtes Forschungsobjekt im Bereich der Neurobiologie Im Mittelalter fand der Regenwurm auf vielfaltige Weise 6 Verwendung in der Heilkunde Verbreitung BearbeitenDer Wurm lateinisch lumbricus 7 ist in Europa heimisch In Sudost Europa erreicht seine Verbreitung auf der Balkanhalbinsel noch Nordmazedonien und Bulgarien er fehlt aber in Griechenland und in der Turkei 8 Inzwischen kommt er als invasive Art auch in Kanada und den nordlichen USA vor Durch seinen Konsum von Laub verandert er die Nahrungskette und durch seine Interaktionen mit Samen verandert er die dortige Pflanzenwelt 9 Kryptische Arten BearbeitenLumbricus terrestris wurde als eine der ersten Regenwurmarten uberhaupt durch den Begrunder der wissenschaftlichen Taxonomie Carl von Linne erstbeschrieben es ist die Typusart der Gattung Lumbricus Aufgrund der fruhen fur heutige Bedurfnisse extrem kurzen und vagen Beschreibung entstand eine gewisse Konfusion um die Verwendung des Namens die durch den Anneliden Experten Reginald William Sims durch Festlegung eines Neotypus gelost wurde Unerwarteterweise zeigte eine spatere Untersuchung anhand genetischer Marker mittels DNA Barcoding dass die Sammelart in zwei getrennte Linien aufgespalten werden konnte die als Kryptospezies interpretiert wurden 10 Fur die eine eher sudlich verbreitete Linie wurde der alte Artname Lumbricus herculeus Savigny 1826 wieder reaktiviert die andere eher nordlich verbreitete behielt den traditionellen Artnamen Lumbricus herculeus wurde als Enteron herculeum 1826 durch den franzosischen Naturforscher Marie Jules Cesar le Lorgne de Savigny erstbeschrieben durch Antoine Louis Duges in die Gattung Lumbricus transferiert und galt seit langem als Synonym von Lumbricus terrestris Obwohl geringfugige morphologische Unterschiede angegeben werden Lumbrius herculeus ist etwas kleiner uberlappen die Merkmale stark so dass nach morphologischer Untersuchung die Arten nicht unterschieden werden konnen Spatere umfassendere genetische Tests 11 unter Verwendung des Kerngenoms unterstutzten die Existenz zweier getrennter Linien auch wenn sich einzelne Individuen als Hybride zwischen diesen interpretieren liessen Lumbricus herculeus beschrieben aus Frankreich soll eher im Suden vorkommen Lumbricus terrestris beschrieben aus Skandinavien eher im Norden wobei aber die Verbreitung breit uberlappt und aus beiden Regionen auch Exemplare der jeweils anderen Linie vorliegen Die nach Nordamerika eingeschleppten Individuen sollen alle zu Lumbricus terrestris s str stammen Obwohl die Berechtigung der Aufspaltung nicht generell bestritten wird ist in den meisten Regionen bisher nicht getestet worden welche der genetischen Linien und damit moglichen kryptischen Arten dort vorkommt So ist beispielsweise auch fur Deutschland noch unbekannt welche der Kryptospezies hier vorkommen 12 13 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gemeiner Regenwurm Lumbricus terrestris Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Anatomischer Atlas des Regenwurms Lumbricus terrestris Roland Gromes Universitat HeidelbergEinzelnachweise Bearbeiten a b Volker Storch Ulrich Welsch Kukenthal Zoologisches Praktikum 27 Auflage Springer Verlag Berlin Heidelberg 2014 ISBN 978 3 642 41936 2 S 186 197 E Christian A Zicsi Ein synoptischer Bestimmungsschlussel der Regenwurmer Osterreichs Oligochaeta Lumbricidae In Bodenkultur Band 50 Nr 2 1999 S 121 131 R J Blakemore Miscellaneous earthworm types in the Natural History Museum London Annelida Oligochaeta Megadrilacea Eudrilidae Lumbricidae Megascolecidae Moniligastridae Octochaetidae In Opuscula Zoologica Budapest Band 45 Nr 2 2014 S 119 155 elte hu PDF Reginald W Sims Brian M Gerard Earthworms Keys and Notes for the Identification and Study of the Species In Linnean Society of London Hrsg Synopses of the British fauna New series 31 Brill Leiden und Boston 1985 ISBN 978 90 04 07582 5 S 107 109 Lumbricus terrestris im Invasive Species Compendium Abgerufen am 2 Marz 2017 Andrea Uhlig Lehmann Zwei wundarztliche Rezeptbucher des 15 Jahrhunderts vom Oberrhein Teil II Kommentar Horst Wellm Pattensen Han 1985 jetzt bei Konigshausen amp Neumann Wurzburg Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 35 ISBN 3 921456 64 9 S 75 76 Vgl etwa Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 146 Lumbricus L terrestris L Regenwurm Ibrahim Mete Misirlioglu Ralitsa Teskova Mirjana Stojanovic 2016 On the presence of Lumbricus terrestris Linnaeus 1758 Oligochaeta Lumbricidae on the Balkan Peninsula some aspects of ecology and distribution Turkish Journal of Zoology 40 438 444 doi 10 3906 zoo 1509 12 Global invasive species database Lumbricus terrestris abgerufen am 11 Januar 2020 Samuel W James David Porco Thibaud Decaens Benoit Richard Rodolphe Rougerie Christer Erseus 2010 DNA Barcoding Reveals Cryptic Diversity in Lumbricus terrestris L 1758 Clitellata Resurrection of L herculeus Savigny 1826 PLoS ONE 5 12 e15629 doi 10 1371 journal pone 0015629 Svante Martinsson Christer Erseus 2016 Cryptic speciation and limited hybridization within Lumbricus earthworms Clitellata Lumbricidae Molecular Phylogenetics and Evolution 106 18 27 doi 10 1016 j ympev 2016 09 011 Ricarda Lehmitz Jorg Rombke Stephan Jansch Stefanie Kruck Anneke Beylich Ulfert Graefe 2014 Checklist of earthworms Oligochaeta Lumbricidae from Germany Zootaxa 3866 2 221 245 doi 10 11646 zootaxa 3866 2 3 Jorg Rombke Wolfgang H O Dorow Stephan Jansch 2018 Distribution and diversity of earthworms Lumbricidae in Hesse Central Germany current knowledge Soil Organisms 90 3 171 185 Tier des Jahres in der Schweiz Biber 1998 Laubfrosch 1999 Luchs 2000 Steinadler 2001 Waldameise 2002 Schwalbenschwanz 2003 Feldhase 2004 Zauneidechse 2005 Steinbock 2006 Asche 2007 Gebanderte Prachtlibelle 2008 Braunbar 2009 Langhornbiene 2010 Regenwurm 2011 Braunes Langohr 2012 Geburtshelferkrote 2013 Feldgrille 2014 Ringelnatter 2015 Wasserspitzmaus 2016 Rothirsch 2017 Hermelin 2018 Gluhwurmchen 2019 Wildkatze 2020 Bachflohkrebs 2021 Gartenschlafer 2022 Blauflugelige Odlandschrecke 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4130770 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gemeiner Regenwurm amp oldid 238080034