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Die Waldameisen Formica sind eine Gattung der Ameisen Formicidae aus der Unterfamilie der Schuppenameisen Formicinae Weltweit gibt es 297 beschriebene Arten 1 von denen uber 150 Arten ausschliesslich in der Palaarktis vorkommen In Deutschland sind 23 Arten vertreten die sich in vier Untergattungen aufteilen 2 WaldameisenGrosse Wiesenameise Formica pratensis SystematikUnterordnung Taillenwespen Apocrita Teilordnung Stechimmen Aculeata Uberfamilie VespoideaFamilie Ameisen Formicidae Unterfamilie Schuppenameisen Formicinae Gattung WaldameisenWissenschaftlicher NameFormicaLinnaeus 1758Man unterscheidet die Echten Waldameisen Formica sensu stricto die Kerbameisen Coptoformica die weniger auffalligen Sklavenameisen Serviformica und eine kleine Gruppe von fakultativen Sklavenjagern die Raubameisen Raptiformica Selbststandige Koloniegrundung ist nur bei den Sklavenameisen Serviformica moglich wahrend die Jungkoniginnen der anderen drei Gruppen ihre initialen Kolonien sozialparasitar bei Serviformica grunden Danach erfolgt die Ausbreitung uber Zweignestbildung Waldameisen gelten als wichtiger Teil des Okosystems im Wald da sie einerseits viele Forstschadlinge wie den Borkenkafer fressen andererseits als Nahrungsgrundlage fur Tiere wie den Grunspecht dienen Sie spielen auch bei der Verbreitung von Samen und der Beluftung des Bodens eine Rolle Sie gelten aufgrund ihrer Bedeutung fur die Nahrstoffkreislaufe als Schlusselspezies in borealen Nadelwaldern und Bergwaldern in Europa und Asien 3 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Lebensweise 2 1 Koloniebildung 2 2 Nestbau 2 3 Ernahrung 3 Historische Nutzung 4 Gefahrdung 4 1 Ursachen 4 2 Schutzmassnahmen 4 3 Schutzbestimmungen 5 Systematik 5 1 Synonyme 6 Quellen 6 1 Einzelnachweise 6 2 Literatur 7 WeblinksMerkmale nbsp Eine Rote Waldameise Formica rufa nbsp Eine Rote Waldameise auf Nahrungssuche nbsp Rote Waldameisen beim Abtransport von BeuteDie Vertreter der Waldameisen gehoren zu den eher auffalligen Ameisen in Mitteleuropa Die Arbeiterinnen konnen Korperlangen von uber einem Zentimeter erreichen und sind deutlich zweifarbig Die Hinterseite des Kopfes Teile des Mesosoma und die Gaster sind schwarz bis dunkelbraun gefarbt der Rest des Korpers ist rotlich Viele Vertreter aus der Untergattung Serviformica zum Beispiel die Grauschwarze Sklavenameise Formica fusca sind jedoch durchgangig schwarz Bei allen Arten liegt das Metanotum sehr tief so dass von der Seite gesehen oben zwischen Mesonotum und Epinotum eine deutliche Einkerbung sichtbar ist 4 source source source source source source Ganganalyse der Waldameise mit Schrittmuster Alternierender Tripod Gang Korperschwerpunktbahn und Krafte vom Untergrund auf die Ameise die Krafte der Ameise auf den Untergrund wurden mit gleicher Amplitude in die entgegengesetzte Richtung zeigen Die Aufnahmerate des Videos betragt 500 Frames s die Abspielrate 10 Frames s Die Mandibeln sind kraftig gebaut und am Kaurand mit acht Zahnen besetzt selten auch mit mehr als acht Der dritte Zahn von der Mandibelspitze aus gesehen ist erheblich kleiner und kurzer als der Vierte der vierte Zahn ist auch grosser als die restlichen weiter innen gelegenen Zahne Die Antennen bestehen aus 12 Segmenten und entspringen knapp neben dem Oberrand der Stirnplatte Clypeus 5 Anders als bei den Wegameisen Lasius besitzen auch die Arbeiterinnen voll entwickelte Punktaugen Ocelli die in einem Dreieck auf der Stirn angeordnet sind Die Wegameisen sind ausserdem viel kleiner und die Geisseln ihrer Fuhler sind viel kurzer 6 Die Facettenaugen sind fur Ameisen sehr gut entwickelt vor allem bei den Mannchen Die Blutrote Raubameise Formica sanguinea hat die am besten entwickelten Facettenaugen mit der hochsten Anzahl an Sehzellen Ommatidien 7 Die Geschlechtstiere sind geflugelt die Jungkonigin streift nach dem Hochzeitsflug ihre Flugel ab wobei die Bruchstellen gut sichtbar bleiben LebensweiseDie Waldameisen uberwintern ohne Brut und ohne Geschlechtstiere da die Konigin bereits im Spatsommer die Eierproduktion einstellt und sich alle Entwicklungsstadien bis zum Winter zu Arbeiterinnen entwickelt haben 7 Koloniebildung Ausgepragte Polygynie ist haufig wie auch die Bildung von Staatengemeinschaften die mehrere Nester umfassen Die polygyne japanische Formica yessensis bildet sehr grosse polydome Nestgemeinschaften Ein Bericht beschreibt 45 000 miteinander verbundene Nester auf einer Flache von 2 6 Quadratkilometern Diese Superkolonie besteht aus 306 Millionen Arbeiterinnen und 1 080 000 Koniginnen 5 Das dichteste europaische Ameisenvorkommen bildet die Schwachbeborstete Gebirgswaldameise F aquilonia Das Vorkommen liegt in Tschechien im Blansker Wald und besteht aus 3 200 Nestern auf drei Quadratkilometern Hierbei handelt es sich wahrscheinlich um eine einzige Superkolonie 2 Nestbau nbsp Ameisenhugel der Gattung Formica source source source source source Waldameisen nbsp Nesthugel der Gattung FormicaDie Vertreter aus der Untergattung Serviformica bauen gewohnliche Erdnester mit kleinen Kuppeln Besonders auffallige Nester errichten die hugelbauenden Waldameisen welche die in Europa heimischen Arten aus den Untergattungen Formica Coptoformica und Raptiformica umfassen Diese Ameisenhugel konnen bei Formica rufa und Formica polyctena eine Ausdehnung von mehreren Metern erreichen und sind an Waldrandern oder Lichtungen zu finden An besonnten Platzen werden die Streukuppeln eher flach angelegt Je schattiger der Standplatz der Kuppeln desto hoher wird der Hugel Ernahrung Die Waldameisen sind Allesfresser und ernahren sich uberwiegend von den Ausscheidungen der Baumlause dem sogenannten Honigtau Damit wird der Grossteil ihres Energiebedarfs abgedeckt Daneben jagen sie als Pradatoren andere Insekten am Boden und auf Baumen in der naheren Nestumgebung Diese proteinreiche Kost dient der Aufzucht der Brut Die Nahrung eines durchschnittlichen einheimischen Waldameisennests mit ungefahr einer Million Individuen umfasst pro Jahr 8 62 Honigtau ungefahr 200 Liter 33 Insekten ungefahr 10 Millionen Insekten 28 kg 4 5 Baumsafte 0 5 Aas Pilze ElaiosomenHistorische NutzungIn Teilen Osterreichs Bayerns und Bohmens wurden jahrhundertelang die Puppen der Waldameisen gesammelt getrocknet und auf Markten als Vogelfutter verkauft Verantwortlich dafur waren Ameisler die vor allem in Niederosterreich bis etwa Mitte des 19 Jahrhunderts ein eigenes Gewerbe bildeten 9 10 Ausserdem wurden die Tiere in der Volksmedizin zu Arznei verarbeitet die etwa gegen Rheuma helfen sollte 9 GefahrdungUrsachen Der Bestand an Waldameisen ist in den heimischen Waldern stark zuruckgegangen Meist begrundet sich dies durch Eingriffe in den Lebensraum Verkehrswegebau und Siedlungsbau Intensive Forstwirtschaft Naturkatastrophen Sturmschaden Ausbringung von Pestiziden und InsektizidenAuch kleinere Storungen am Nest durch Niederwild Haustiere und Mensch konnen sich negativ auswirken Eingriffe an der Nestkuppel storen den Temperaturhaushalt des Nestes und konnen die Brut vernichten und zum Absterben des Volkes fuhren Schutzmassnahmen Selbst gut gemeinte Schutzmassnahmen stellen einen Eingriff in die naturliche Umwelt der Ameisen dar und wirken sich oft negativ aus Gezielte Zweignestbildung beispielsweise hat sich nicht bewahrt und schwacht eher die Bestande Auch mechanische Schutzmassnahmen wie Maschendrahthauben bringen nur zweifelhaften Erfolg und stellen einen sehr unnaturlichen Eingriff in die Umgebung dar Zweckmassige Schutzmassnahmen umfassen 7 Einflussnahme auf die Forstwirtschaft Durchsetzung von Natur und Artenschutzbestimmungen sowie politische Einflussnahme Aufklarungsarbeit in der Bevolkerung Umfassende Bestandsaufnahme mit korrekter Artbestimmung als Datenbasis fur die Feststellung guter und schlechter Entwicklungen und deren Ursachen Planung und Durchfuhrung von Not und Rettungsumsiedlungen Schutzzaune und Reisigabdeckungen nur in Ausnahmefallen Schutzbestimmungen Alle Ameisen geniessen als wild lebende Tierarten einen so genannten Mindestschutz Dieser allgemeine Schutz ergibt sich aus 41 des Bundesnaturschutzgesetzes Die hugelbauenden Waldameisen gehoren in Deutschland nach der Neufassung der Bundesartenschutzverordnung vom 16 Februar 2005 wieder zu den besonders geschutzten Tierarten Demnach durfen sie nach 42 des Bundesnaturschutzgesetzes nicht der Natur entnommen oder gar getotet werden Jeder Eingriff in die Neststruktur ist strengstens untersagt Es besteht ein Besitz und Handelsverbot 11 Viele Waldameisen gelten als gefahrdet und sind in der Roten Liste gefahrdeter Arten gefuhrt SystematikFolgende Arten sind in Mitteleuropa vertreten Untergattung Echte Waldameisen Formica s str Grosse Wiesenameise Formica pratensis Retzius 1783 Kahlruckige Waldameise Formica polyctena Forster 1850 Rote Waldameise Formica rufa Linnaeus 1761 Starkbeborstete Gebirgswaldameise Formica lugubris Zetterstedt 1838 Schwachbeborstete Gebirgswaldameise Formica aquilonia Yarrow 1955 Schweizer Gebirgswaldameise Formica paralugubris Seifert 1996 nur in Osterreich Schweiz Italien nachgewiesen Strunkameise Formica truncorum Fabricius 1804 Uralameise Formica uralensis Ruzsky 1895 Untergattung Kerbameisen Coptoformica Furchenlippige Kerbameise Formica pressilabris Nylander 1846 Grosse Kerbameise Formica exsecta Nylander 1846 Moor Kerbameise Formica forsslundi Lohmander 1949 Formica foreli Bondroit 1918 Formica bruni Kutter 1967 Untergattung Raubameisen Raptiformica Blutrote Raubameise Formica sanguinea Latreille 1798 Untergattung Sklavenameisen Serviformica Aschgraue Sklavenameise Formica cinerea Mayr 1853 Grauschwarze Sklavenameise Formica fusca Linnaeus 1758 Pelzige Sklavenameise Formica selysi Bondroit 1918 Rotbartige Sklavenameise Formica rufibarbis Fabricius 1793 Rotruckige Sklavenameise Formica cunicularia Latreille 1798 Formica clara Forel 1886 Formica fuscocinerea Forel 1874 Formica gagates Latreille 1798 Formica lemani Bondroit 1917 Formica picea Nylander 1846Synonyme Folgende Namen sind Synonyme fur die Gattung Formica 5 Adformica Lomnicki 1925 Hypochira Buckley 1866 Neoformica Wheeler 1913QuellenEinzelnachweise Formica Tree Of Life web project abgerufen am 7 Juni 2007 a b Bernhard Seifert Die Ameisen Mittel und Nordeuropas lutra Verlags und Vertriebsgesellschaft Gorlitz Tauer 2007 ISBN 978 3 936412 03 1 Leena Finer M F Jurgensen et al The Role of Wood Ants Formica rufa group in Carbon and Nutrient Dynamics of a Boreal Norway Spruce Forest Ecosystem Waldokologie Ameisenhege Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive a b c Holldobler and Wilson The Ants Springer 1990 ISBN 3 540 52092 9 Heiko Bellmann Bienen Wespen Ameisen Hautflugler Mitteleuropas Franckh Kosmos Stuttgart 1995 ISBN 3 440 09690 4 a b c Dieter Otto Die Roten Waldameisen 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Westarp Wissenschaften 2005 192 Seiten 77 Abb ISBN 3 89432 718 9 Oberpfalzer Freilandmuseum Hrsg Der Waldameisen Lehrpfad 1998 ISBN 3 928354 05 1 a b Franz Groiss Ameise und Volkskultur In Ameisen in Biologie und Volkskultur Geschatzt verflucht allgegenwartig Ausstellung Ameisen unbekannte Faszination vor der Hausture Denisia Band 25 Niederosterreichisches Landesmuseum St Polten und Biologiezentrum Linz 2009 S 165 175 zobodat at PDF Johannes Mayerhofer Die Amastrager Illustriertes Wiener Extrablatt 23 Oktober 1898 Nr 292 S 7 Zitiert in Volksleben im Land um Wien Brauche und Trachten Schilderungen in Wort und Bild von Johannes Mayerhofer gesammelt erganzt und mit einem Lebensbild versehen von Karl M Klier Manutiuspresse Wien 1969 S 81 85 Waldameisen stehen unter Naturschutz Deutsche Ameisenschutzwarte e V abgerufen am 21 Mai 2007 Literatur Karl Gosswald Die Waldameise Band 1 Biologische Grundlagen Okologie und Verhalten Aula Verlag Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 475 5 Band 2 Die Waldameise im Okosystem Wald ihr Nutzen und ihre Hege Aula Verlag Wiesbaden 1990 ISBN 3 89104 476 3 Dieter Otto Die Roten Waldameisen 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Westarp Wissenschaften 2005 192 Seiten 77 s w und farbige Abb ISBN 3 89432 718 9 Gustav Wellenstein Waldbewohnende Ameisen Ihre Bedeutung ihre Biologie ihre Hege und ihr Schutz 2 uberarbeitete Auflage Kempten 1990 Weblinks nbsp Commons Waldameisen Formica Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ubersicht uber die Hugel bauenden Waldameisen bei der Deutschen AmeisenschutzwarteTier des Jahres in der Schweiz Biber 1998 Laubfrosch 1999 Luchs 2000 Steinadler 2001 Waldameise 2002 Schwalbenschwanz 2003 Feldhase 2004 Zauneidechse 2005 Steinbock 2006 Asche 2007 Gebanderte Prachtlibelle 2008 Braunbar 2009 Langhornbiene 2010 Regenwurm 2011 Braunes Langohr 2012 Geburtshelferkrote 2013 Feldgrille 2014 Ringelnatter 2015 Wasserspitzmaus 2016 Rothirsch 2017 Hermelin 2018 Gluhwurmchen 2019 Wildkatze 2020 Bachflohkrebs 2021 Gartenschlafer 2022 Blauflugelige Odlandschrecke 2023 Normdaten Sachbegriff GND 4188964 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldameisen amp oldid 231481795