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Der Grunspecht Picus viridis manchmal auch Grasspecht oder Erdspecht genannt ist eine Vogelart aus der Familie der Spechte Picidae Der Grunspecht und seine Schwesterart der Grauspecht Picus canus sind die einzigen Vertreter der Gattung Picus in Mitteleuropa GrunspechtGrunspecht Picus viridis SystematikKlasse Vogel Aves Ordnung Spechtvogel Piciformes Familie Spechte Picidae Unterfamilie Echte Spechte Picinae Gattung PicusArt GrunspechtWissenschaftlicher NamePicus viridisLinnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Mauser 3 Lautausserungen und Trommelgerausch 3 1 Stimmbeispiele 4 Verbreitung und Lebensraum 5 Lebensweise 5 1 Aktivitat 5 2 Ernahrung 5 3 Fortpflanzung und Entwicklung 6 Systematik 7 Bestandsentwicklung 8 Menschen und Grunspechte 8 1 Volksglauben Medizin und Kultur 8 2 Verwendung in der Literatur 8 3 In der Astronomie 8 4 Vogel des Jahres 2014 9 Quellen 9 1 Zitierte Quellen 9 2 Literatur 9 3 WeblinksBeschreibung BearbeitenDer Grunspecht wird bis zu 32 Zentimeter lang und hat eine Flugelspannweite von bis zu 52 Zentimetern Die Oberseite ist dunkelgrun die Unterseite ist blass hell bis graugrun gefarbt Der Kopf ist an den Seiten durch eine schwarze Gesichtsmaske gezeichnet die vom Schnabel bis hinter die Augen reicht was ihm die Bezeichnung Fliegender Zorro im Volksmund einbringt 1 Der Oberkopf und der Nacken sind rot der Burzel grungelb Die Ohrgegend Kinn und Kehle sind dagegen weisslich Die Flugel oder Schwingen der Tiere sind braunschwarz gelblich oder braunlichweiss gefleckt Die Steuerfedern sind auf grungrauem Grund schwarzlich gebandert Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind gering beim Mannchen ist der Wangenfleck rot mit einem schwarzen Rand beim Weibchen ist dieser Wangenfleck einfarbig schwarz Die Augen des Grunspechts sind blaulichweiss Schnabel und Fusse sind bleigrau Mannchen und Weibchen sind gleich gross und schwer Fanglinge in der Camargue wogen im Mittel 177 g Mannchen oder 174 g Weibchen die Spanne reichte von 138 g bis 201 g nbsp Adulte Vogel und Jungvogel im Vergleich aus Naumann 1901 nbsp Portrat eines GrunspechtsDas Jugendgefieder unterscheidet sich stark von dem Gefieder der erwachsenen Tiere es ist insgesamt deutlich matter Kopfseiten Hals und die Unterseite sind auf fast weissem Grund stark dunkel gefleckt bis gebandert Die roten Anteile der Kopffarbung sind unscheinbar und meistens mit grauen Flecken durchsetzt Die Flugel und die Gefiederoberseite weisen zudem eine deutliche weisse Fleckung auf In Mitteleuropa kann der Grunspecht nur mit dem etwas kleineren aber sonst sehr ahnlichen Grauspecht verwechselt werden Im Gegensatz zum Grunspecht hat der Grauspecht jedoch einen grauen Kopf ein dunkelrotes Auge und nur einen schmalen schwarzen Kinnstreif Dem Grauspecht fehlt ausserdem der rote Scheitel des Grunspechtes nur beim Mannchen ist der Vorderkopf rot beim Weibchen fehlt eine rote Kopfzeichnung Oft gibt schon der Beobachtungsort Hinweise zur Artbestimmung der Grauspecht fehlt im Nordwesten Mitteleuropas und ist im Vergleich zum Grunspecht viel starker an Gebirge und an Wald gebunden siehe Verbreitung Mauser Bearbeiten nbsp Rechter Flugel eines mannlichen GrunspechtsDie Jugendmauser erfolgt kontinuierlich und beginnt bereits in der Bruthohle Im Verlauf von etwa vier Monaten ist sie abgeschlossen und entsprechend besitzen die Jungtiere im Spatherbst bereits das Federkleid der Adultvogel Lautausserungen und Trommelgerausch BearbeitenGrunspechte trommeln deutlich seltener als die meisten anderen heimischen Spechte Sie produzieren dann nur leise und unregelmassige Wirbel Auffallig ist dagegen der markante Reviergesang der von beiden Geschlechtern intensiver jedoch vom Mannchen geaussert wird Dieser klingt wie ein lautes Lachen klu klu klu klu klu klu klu Die aus bis zu 20 Silben bestehende etwas nasal klingende Rufreihe bleibt auf einer Tonhohe und wird gegen Ende schneller und etwas leiser Haufig ist ein zweisilbiger deutlicher Abschluss klu uck Bei warmem Winterwetter sind diese Rufe in Mitteleuropa schon im Dezember und Januar zu horen ublicherweise jedoch erst gegen Ende Februar Die ahnliche Rufreihe des Grauspechtes klingt reiner und liegt in der Tonhohe meist etwas hoher Die Strophe fallt in der Tonhohe ab wird gegen Ende hin langsamer und deutlich leiser und verstummt ohne Akzent Grunspechte aussern beim Landen oft ein scharfes Kjack zuweilen auch Kjuck das bei Beunruhigung oder in Aggressionssituationen zu einem mehrsilbigen Ruf Kjuck Kjuck Kjuck Kjuck gereiht wird Stimmbeispiele Bearbeiten source source Grunspecht RufreiheRufreihe des Grunspechts 2 Rufreihe des Grauspechts 2 Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitung des Grunspechts ohne die iberische Unterart Picus viridis sharpei 3 Der Grunspecht bewohnt grosse Teile Europas und Vorderasiens sein Vorkommen liegt also in der westlichen Palaarktis Er kommt dabei vom sudlichen Skandinavien und Grossbritannien uber den grossten Teil des europaischen Festlandes bis in das Mittelmeergebiet und im Sudosten bis zum Kaukasus Turkmenistan und zum nordlichen Iran vor Die boreale Nadelwaldzone im Norden und die Steppen und Halbwusten im Suden des Verbreitungsgebietes werden nur randlich besiedelt Er bevorzugt halboffene Landschaften mit ausgedehnten Altholzern vor allem Waldrander Feldgeholze Streuobstwiesen Parks Haine und grosse Garten mit Baumbestand Innerhalb ausgedehnter Waldgebiete kommt er nur in stark aufgelichteten Bereichen an Waldwiesen und grosseren Lichtungen vor Die Art zeigt dabei eine starke Praferenz fur Laubwalder in ausgedehnten Nadelholzforsten kann sie grossflachig sehr selten sein oder fehlen Der Grunspecht ist aufgrund seiner starken Spezialisierung auf bodenlebende Ameisen anfallig fur strenge Winter mit hohen Schneelagen Schwerpunkt der Verbreitung sind daher die Niederungen und die unteren Lagen der Mittelgebirge bis in eine Hohe von etwa 500 m uber NN Im schneereichen und von Nadelwaldern dominierten Bayerischen Wald ist er sehr selten und fehlt oberhalb 900 m ganz Die Hohenverbreitung scheint zusatzlich durch das Vorkommen des vor allem in der collinen Stufe verbreiteten Grauspechtes beeinflusst zu werden bei gleichzeitigem Vorkommen beider Arten kann der Grunspecht schon in Hohenlagen ab 150 m uber NN grossflachig fehlen etwa in Nordrhein Westfalen 4 diese Hohenlagen sind dann vom Grauspecht besiedelt Im Alpenraum ist diese Begrenzung der Verbreitung hinsichtlich der Meereshohe so nicht vorhanden In den Bayerischen Voralpen und Alpen besiedelt der Grunspecht alle Hohenlagen von 600 bis 1400 m uber NN recht gleichmassig und wurde bis in 1700 m Meereshohe nachgewiesen der Grauspecht besiedelte dieselben Hohenlagen in etwas geringerer Dichte 5 In der Schweiz liegt der Schwerpunkt der Verbreitung in Hohen bis 1000 m NN die Art kommt dort jedoch regelmassig bis in Hohen von 2000 m uber NN vor Der Grauspecht ist dort auf Hohenlagen unter etwa 700 m uber NN beschrankt besiedelt also dort nur die colline Stufe 6 Die hochsten Nachweise liegen dabei im Kanton Wallis in der Schweiz in 2150 m Hohe im Transkaukasus wurde der Grunspecht sogar in 2745 m Hohe nachgewiesen 7 Lebensweise BearbeitenAktivitat Bearbeiten nbsp Grunspecht im WinterDer Grunspecht ist tagaktiv bei Dunkelheit bewegt er sich nur noch kletternd Er hat eine regelmassige Aktivitatsphase und kann in dieser uber Wochen taglich die gleichen Routen abfliegen und an denselben Platzen seine Nahrung suchen Die Aktivitatsphase selbst dauert abhangig vom Tageslicht zwischen acht Stunden im Dezember und 15 Stunden im Juli source source source source source source source source Ein Grunspecht holt einen Regenwurm aus dem Boden Der Grunspecht bewegt sich haufig und geschickter als die anderen Spechte am Boden wodurch er auch als Erdspecht bekannt ist nicht zu verwechseln mit Geocolaptes olivaceus dem sudafrikanischen Erdspecht Dabei hupft er Strecken bis zu drei Metern in einzelnen Sprungen von maximal 25 Zentimetern ab ohne zu fliegen Im Gegensatz zum Bunt und zum Blutspecht klettert der Grunspecht nicht ruckartig sondern eher fliessend dabei allerdings nicht so schnell wie der Grauspecht Bei relativ dicht stehenden Baumreihen fliegt er auch nicht von einem Baum zum nachsten sondern uberwindet die Distanzen in einem recht charakteristischen Segelflug Dabei klettert er zunachst den einen Baumstamm empor um anschliessend von unterhalb der Baumkrone bis zum Fuss des nachsten Baumes zu gleiten Er wiederholt dieses Schauspiel gern vielfach hintereinander Er ist ein weitgehend standorttreuer Vogel der nur kurze Wanderungen unternimmt Im Winter schweift er teilweise weit umher und erscheint oft in Garten um dort nach Nahrung zu suchen Es handelt sich entsprechend um einen Stand und Strichvogel Die Jungvogel verlassen die Reviere ihrer Eltern und suchen sich eigene Reviere in deren Nahe auch bei diesen Wanderungen entfernen sie sich in der Regel nur bis zu 30 Kilometer vom Geburtsort Die weitesten bislang durch Beringung nachgewiesenen Wanderungen betrugen in einem Fall 82 km in einem weiteren 170 km 8 Ernahrung Bearbeiten nbsp Ein Picus viridis sharpei frisst AmeisenDer Grunspecht sucht seine Nahrung fast ausschliesslich auf dem Boden er hackt viel weniger an Baumen als die anderen Spechte Von allen mitteleuropaischen Spechten ist der Grunspecht am meisten auf bodenbewohnende Ameisen spezialisiert Diese fangt er in ihren Gangen mit seiner 10 Zentimeter langen Zunge die in ein verhorntes und mit Widerhaken bestucktes Ende auslauft nbsp Zunge eines GrunspechtsIn den fruhen Morgenstunden kurz nach Sonnenaufgang suchen Grunspechte Wiesen und Weideflachen mit lockerem Oberboden und Storstellen auf um mit ihren langen Schnabeln gezielt mehrere Zentimeter tiefe Locher zu bohren Dabei erbeuten die Vogel haufig die Rote Waldameise und andere Formica Arten im Sommer verschiedene Lasius Arten Wegameisen Im Winter graben Grunspechte Tunnel in den Schnee um zu Ameisenhugeln zu gelangen die dann meist regelmassig besucht werden Vor allem im Winter sucht er Felswande auf aber auch regelmassig Dacher Hauswande oder Leitungsmasten und sucht dort in Spalten nach uberwinternden Arthropoden vor allem nach Fliegen Mucken und Spinnen Wurmer und weitere Wirbellose sind dagegen nur selten Teil der Ernahrung Gelegentlich fressen Grunspechte auch Beeren etwa Vogelbeeren und die Samenmantel der Eibe und anderes Obst wie Kirschen Apfel oder Trauben Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten nbsp JungvogelGrunspechte erreichen ihre Geschlechtsreife noch im ersten Lebensjahr Die Balz beginnt mit ersten Kontaktrufen der Mannchen ab Dezember und nimmt dann uber den Januar und Februar deutlich zu Die eigentliche Paargrundung und die Festlegung der Reviergrenzen erfolgt in Mitteleuropa Mitte Marz bis Anfang April Die Vogel bilden dabei wahrscheinlich Saisonehen mehrjahrige Beziehungen von Paaren werden jedoch auch nicht ausgeschlossen Die hochste Gesangsaktivitat ist im April und im Mai zu verzeichnen Als Nisthohlen dienen im Regelfall verlassene Brut und Uberwinterungshohlen anderer Spechte oder die eigenen Uberwinterungshohlen Wie der Grauspecht sind die Grunspechte bei der Auswahl der Baumarten wenig wahlerisch und konnen entsprechend in den verschiedensten Baumarten Hohlen nutzen So findet man sie in Laubwaldern haufig in Buchen Eichen Bergahorn und Linden in Auwaldern dagegen in Birken Pappeln Weiden oder Erlen Auch in verschiedenen Obstbaumen Platanen Ebereschen Kastanien und Fichten konnen sich die Nisthohlen befinden Finden sie keine bereits verlassenen Hohlen legen sie selber welche an meist in weicheren Faulnisherden Bei zu hartem Holz wird der Hohlenbau abgebrochen Diese angefangenen Hohlen faulen danach im Laufe der Jahre aus und werden schliesslich nach einigen Jahren nicht selten doch noch zu Bruthohlen Die Tiefe des Innenraums der Bruthohle wird im Normalfall auf etwa 25 bis 60 Zentimeter ausgespant Das Flugloch hat eine Hohe und Breite von jeweils 50 bis 75 Millimeter nbsp Eier Gelege des Grunspechtes nbsp Ei eines Grunspechtes Sammlung Museum WiesbadenKurze Zeit nach der Paarung legt das Weibchen funf bis acht reinweisse Eier mit Massen von durchschnittlich 31 23 Millimeter 9 Die Eiablage beginnt zwischen Anfang April und Mitte Mai die Brutdauer betragt 14 bis 17 Tage Die Jungvogel entwickeln sich dann innerhalb von 23 bis 27 Tagen und fliegen im Juni bis Juli aus Weitere Gelege werden nur produziert wenn die Ursprungsgelege keine Nachkommen ergeben in dem Fall kann das Weibchen bis zu zwei Nachgelege produzieren die in einer neuen von beiden Partnern vorbereiteten Hohle abgelegt werden In den ersten drei bis sieben Wochen futtern und fuhren beide Elterntiere ihren Nachwuchs auch danach kann es bei bis zu 15 Wochen alten Jungspechten noch einen lockeren Kontakt zu den Eltern geben Systematik Bearbeiten nbsp Picus viridis sharpei oder Picus sharpei IberiengrunspechtDer Grunspecht wird mit etwa 15 anderen Spechtarten in die Gattung Picus eingeordnet die palaarktisch verbreitet ist Als Schwesterart gilt der Grauspecht Picus canus der neben dem Grunspecht die einzige Art Europas ist Die Artentrennung wird dabei auf die letzte Eiszeit die Wurmeiszeit datiert in deren Verlauf zwei Populationen der Stammart getrennt wurden und erst nach deren Ende vor etwa 10 000 Jahren wieder aufeinander trafen Je nach Quelle werden heute drei bis elf 10 Unterarten anerkannt wobei die Ubergange zwischen diesen fliessend sind klinal Glutz von Blotzheim amp Bauer 1994 erkennen neben der Nominatform nur die Unterarten Picus viridis sharpei auf der Iberischen Halbinsel und Picus viridis innominatus im sudwestlichen Iran an die sich deutlich in einer Reihe von Farbungsmerkmalen von der Nominatform unterscheiden Der Atlasgrunspecht Picus vaillanti galt ebenfalls lange als Unterart des Grunspechts wird inzwischen jedoch als eigenstandige Art betrachtet Bestandsentwicklung BearbeitenDer Grunspecht ist einer der haufigsten Spechte in Europa Sein europaischer Gesamtbestand wird auf 370 000 bis 1 7 Millionen Brutpaare 11 geschatzt nach neueren Zahlen 590 000 bis 1 3 Millionen 12 davon sollen bis zu 165 000 Paare in Mitteleuropa leben 11 Weltweit geht man sogar von 920 000 bis 2 9 Millionen Tieren aus Der deutsche Bestand wurde Ende der 1990er Jahre auf 23 000 bis 35 000 Brutpaare geschatzt der Grunspecht ist damit in Deutschland nach Buntspecht und Schwarzspecht der dritthaufigste Specht In Osterreich gibt es etwa 7 000 bis 14 000 Brutpaare Angaben zur Bestandsentwicklung sind widerspruchlich und beruhen nur selten auf grossflachigen Erfassungen In Deutschland wurden fur die 1990er Jahre aus acht Bundeslandern Abnahmen von 20 50 gemeldet aus dreien Zunahmen in derselben Grossenordnung fur funf Bundeslander wurde der Bestand als etwa gleichbleibend eingeschatzt Ein Zusammenhang zwischen Bestandstrend und geographischer Lage war nicht erkennbar In Osterreich gilt die Art nicht als gefahrdet ist jedoch in manchen Bundeslandern wie etwa Karnten vollkommen geschutzt 12 In Grossbritannien wurde nach 1940 eine leichte Abnahme im Norden Englands festgestellt aber gleichzeitig erfolgte in Schottland eine Arealausdehnung nach Norden In den Niederlanden gab es einen gesicherten Bestandsruckgang zwischen Mitte der 1970er und Anfang der 1990er Jahre der Bestand hat sich insgesamt etwa halbiert In Polen und in Frankreich weist der Bestand einen positiven Trend auf Als Grund fur negative Entwicklungen wird vor allem der Verlust geeigneter Lebensraume in Form von offenen und strukturreichen Gebieten angesehen Der Ruckgang von Wiesenameisen durch weitraumige Umwandlung von Grunland in Ackerland und verstarkten Einsatz von Bioziden in der Landwirtschaft ist dabei wohl die wesentliche Ursache Eutrophierung und fehlende Mahd von aufgelassenen Wiesen durften ebenfalls eine Rolle spielen Kurzfristige teilweise erhebliche Bestandsruckgange sind auf harte Winter zuruckzufuhren die der Grunspecht weniger gut uberstehen kann als seine Schwesterart der Grauspecht Starke Einbussen aufgrund der Witterung werden im Regelfall erst nach zehn Jahren wieder ausgeglichen und in Gebieten in denen beide Arten leben verschiebt sich das Artenverhaltnis nach harteren Wintern deutlich zu Gunsten des Grauspechts Aufgrund der aktuellen Situation und des Bestandsruckgangs uber die letzten Jahrzehnte wird der Grunspecht in Deutschland und den Niederlanden in der Vorwarnliste der Roten Liste gefahrdeter Arten gefuhrt Auf internationaler Ebene wird die Art in der Berner Konvention im Anhang II gefuhrt zu schutzende Art in der Vogelschutzrichtlinie von 1979 79 409 EWG wird sie jedoch nicht aufgefuhrt 13 Menschen und Grunspechte BearbeitenVolksglauben Medizin und Kultur Bearbeiten Grunspechte als solche spielen in der menschlichen Kulturgeschichte nur eine geringe Rolle vor allem da sie weder als Schadlinge noch als potentielle Nahrungs und Jagdvogel von Bedeutung sind Gemeinsam mit dem Schwarzspecht Dryocopus martius galten sie als Regenvogel da ihre Kontaktrufe mit dem Einfluss der ersten Warmfronten die ersten grossen Fruhjahrsregenfalle des Jahres ankundigten Samuel Hahnemann berichtete in seinem Apothekerlexikon 1793 1798 von der angeblich heilenden Kraft der Grunspechtknochen die uberliefert war seiner Meinung nach jedoch nicht existierte Den getrockneten und gepulverten Knochen dieses Vogels legten die Alten vergeblich eine harntreibende Kraft bei 14 Im ubertragenen Sinne fand der Begriff Grunspecht vor allem als Bezeichnung fur einen halbwuchsigen vorlauten Besserwisser Grunschnabel Verwendung 15 Ausserdem wurde er seit dem 18 Jahrhundert zur Bezeichnung eines Forsters oder Jagers und seit dem fruhen 20 Jahrhundert auch fur einen Polizeibeamten genutzt Verwendung in der Literatur Bearbeiten Der Grunspecht taucht in der Literatur recht selten auf gemeinhin ist hier von einem Specht die Rede Die alteste literarische Erwahnung ist dabei wohl im Werk Die Vogel des griechischen Dichters Aristophanes zu finden der schrieb Tust du nach meinem Gebot und folgst mir o gottlicher Jungling Wirst du ein Aar in den Wolken Doch wenn du die Gabe verweigerst Wirst du nicht Fink und nicht Spatz nicht Adler noch Falke noch Grunspecht 16 Auch in den deutschen Sagen der Bruder Grimm findet sich eine Erwahnung des Grunspechts Hier wird in der Sage Die Springwurzel erwahnt Die Springwurzel erhalt man dadurch dass man einem Grunspecht Elster oder Wiedehopf sein Nest mit einem Holz zukeilt der Vogel wie er das bemerkt fliegt alsbald fort und weiss die wunderbare Wurzel zu finden die ein Mensch noch immer vergeblich gesucht hat Er bringt sie im Schnabel und will sein Nest damit wieder offnen denn halt er sie vor den Holzkeil so springt er heraus wie vom starksten Schlag getrieben 17 Johann Gaudenz von Salis Seewis spielte auf die Gerauschentwicklung des Grunspechts an und schrieb in seinem Gedicht Die Einsiedelei 1789 Nichts unterbricht das Schweigen Der Wildnis weit und breit Als wenn auf durren Zweigen Ein Grunspecht hackt und schreit Ein Rab auf hoher Spitze Bemooster Tannen krachzt Und in der Felsenritze Ein Ringeltaubchen achzt 18 Eine zentrale Rolle spielt der Grunspecht in der Erzahlung Die Bernsteinhexe von Wilhelm Meinhold Hier erscheint einer Frau ein vermeintlicher Geist oder Teufel in Gestalt des Grunspechts und sammelt die Haare eines Toten ein die er in sein Astloch transportiert Denn als sie eines Morgens ehe denn die Sonne aufgegangen gewest von ihrer verbotenen Graberei zuruckkommt und in den Wald niedersteiget horet sie flugs sich zur Seiten einen Grunspecht so sicherlich die alte Lise selbsten gewest so erbarmlich schreien dass sie in das Gebusche tritt zu sehen was er hatte So sitzt nun dieser Specht auf der Erden vor einem Flusch Haaren so roth und ganz so gewest seind wie den alten Seden seine burret aber mit einem Schnabel voll auf wie er ihrer gewahr wird und verkreucht sich damit in ein Astloch 19 Auch die ubertragenen Bedeutungen wurden in die Literatur ubernommen In Gottfried Kellers Roman Der grune Heinrich wird beispielsweise der junge Protagonist Heinrich Lee als Grunspecht bezeichnet Heda Grunspecht wo hinaus 20 zum einen aufgrund seiner Unerfahrenheit zum anderen aber auch aufgrund seines im Romantitel wiedergegebenen Spitznamens Jean Paul schrieb in seinem Roman Dr Katzenbergers Badereise Da ich mich schamte wegen meiner Blosse so wurde ich nicht rot sondern sogenannt preussisch Grun wie ein Grunspecht 21 In der Astronomie Bearbeiten 1999 wurde der Asteroid 8774 Viridis nach Picus viridis benannt Vogel des Jahres 2014 Bearbeiten Der Naturschutzbund Deutschland und der Landesbund fur Vogelschutz in Bayern haben den Grunspecht zum Vogel des Jahres 2014 in Deutschland erkoren 22 Die Wahl wurde am 18 Oktober 2013 bekannt gegeben Der Grunspecht dient hier als Stellvertreter fur den Lebensraum Obstwiese auf dessen Gefahrdung im Rahmen der Kampagne aufmerksam gemacht werden soll Quellen BearbeitenZitierte Quellen Bearbeiten Dieser Vogel darf auf Holz klopfen Der Grunspecht wird Vogel des Jahres 2014 Nicht mehr online verfugbar In Kleine Zeitung 19 Oktober 2013 archiviert vom Original am 29 Juli 2014 abgerufen am 14 Dezember 2019 a b Schweizerische Vogelwarte Sempach nach Beaman und Madge 1998 Seite 514 Nordrhein Westfalische Ornithologengesellschaft Hrsg Die Vogel Westfalens Beitrage zur Avifauna Nordrhein Westfalens Bd 37 Bonn 2002 ISBN 3 931921 06 9 Einhard Bezzel amp Franz Lechner Die Vogel des Werdenfelser Landes Kilda Verlag Greven 1978 ISBN 3 921427 27 4 S 124ff Hans Schmid Grun Grau und Kleinspecht Picus viridis P canus Dendrocopos minor in der Schweiz aktuelle Verbreitung und Bestandssituation Ornithol Beob 90 1993 S 201 212 nach Blume 1996 Seite 71 nach Beringungsanalysen Glutz von Blotzheim 2001 Seite 952 Glutz von Blotzheim 2001 Seite 955 Blume 1996 Seite 71 a b Bauer und Berthold 1997 Seite 285 a b Bird Life Conservation Series Nr 12 2004 zit nach Wagner 2006 nach Wagner 2006 aus Samuel Hahnemann Apothekerlexikon Bd 1 2 S 380 zitiert nach Die Geburt der Homoopathie Digitale Bibliothek Spezial Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 016 7 zitiert aus Heinz Kupper Worterbuch der deutschen Umgangssprache Digitale Bibliothek 36 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 436 7 Aristophanes Die Vogel zitiert aus Dichtung der Antike Digitale Bibliothek 30 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 430 8 Bruder Grimm Die Springwurzel zitiert nach Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky Digitale Bibliothek 125 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 525 8 Johann Gaudenz von Salis Seewis Die Einsiedelei zitiert nach Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky Digitale Bibliothek 125 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 525 8 Wilhelm Meinhold Die Bernsteinhexe zitiert nach Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky Digitale Bibliothek 125 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 525 8 Gottfried Keller Der grune Heinrich Erste Fassung in Samtliche Werke in acht Banden Aufbau Verlag Berlin 1958 1961 Bd 3 S 435 zitiert nach Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky Digitale Bibliothek 125 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 525 8 Jean Paul Der Katzenberg in Werke Band 1 6 Hanser Verlag Munchen 1959 1963 Bd 6 S 197 zitiert nach Deutsche Literatur von Luther bis Tucholsky Digitale Bibliothek 125 Directmedia Publishing Berlin ISBN 3 89853 525 8 Der Grunspecht ist Vogel des Jahres 2014 Naturschutzbund Deutschland NABU 18 Oktober 2013 abgerufen am 7 Dezember 2014 Literatur Bearbeiten Hans Gunther Bauer Peter Berthold Die Brutvogel Mitteleuropas Bestand und Gefahrdung Aula Verlag Wiesbaden 1997 ISBN 3 89104 613 8 S 285 286 Hans Gunther Bauer Peter Berthold Peter Boye Wilfried Knief Peter Sudbeck Klaus Witt Rote Liste der Brutvogel Deutschlands In Berichte zum Vogelschutz Band 39 2002 S 13 60 Mark Beaman Steve Madge Handbuch der Vogelbestimmung Europa und Westpalaarktis Eugen Ulmer Verlag 1998 ISBN 3 8001 3471 3 S 532 Dieter Blume Schwarzspecht Grauspecht Grunspecht Neue Brehm Bucherei Bd 300 Westarp Wissenschaften Magdeburg 1996 ISBN 3 89432 497 X Urs N Glutz von Blotzheim Kurt M Bauer Hrsg Handbuch der Vogel Mitteleuropas Band 9 2 Auflage AULA Verlag Wiesbaden 1994 S 943 964 ISBN 3 89104 562 X Wolfgang Scherzinger Die Spechte im Nationalpark Bayerischer Wald Schriftenreihe des Bayerischen Staatsministeriums fur Ernahrung Landwirtschaft und Forsten Heft 9 1982 David Snow Christopher Perrins Hrsg The Complete Birds of the Western Palaearctic Oxford University Press 1998 CD ROM ISBN 0 19 268579 1 Siegfried Wagner Grunspecht In Avifauna Karntens 1 Die Brutvogel Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins fur Karnten Klagenfurt 2006 ISBN 3 85328 039 0 S 192f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grunspecht Picus viridis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Grunspecht Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Picus viridis in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 13 Oktober 2008 Grunspecht Picus viridis auf eBird org abgerufen am 23 Juni 2023 xeno canto Tonaufnahmen Picus viridis Javier Blasco Zumeta Gerd Michael Heinze Geschlechts und Altersbestimmung PDF Datei englisch Federn des GrunspechtsVogel des Jahres in Deutschland Wanderfalke 1971 Steinkauz 1972 Eisvogel 1973 Mehlschwalbe 1974 Goldregenpfeifer 1975 Wiedehopf 1976 Schleiereule 1977 Kranich 1978 Rauchschwalbe 1979 Birkhuhn 1980 Schwarzspecht 1981 Grosser Brachvogel 1982 Uferschwalbe 1983 Weissstorch 1984 Neuntoter 1985 Saatkrahe 1986 Braunkehlchen 1987 Wendehals 1988 Teichrohrsanger 1989 Pirol 1990 Rebhuhn 1991 Rotkehlchen 1992 Flussregenpfeifer 1993 Weissstorch 1994 Nachtigall 1995 Kiebitz 1996 Buntspecht 1997 Feldlerche 1998 Goldammer 1999 Rotmilan 2000 Haubentaucher 2001 Haussperling 2002 Mauersegler 2003 Zaunkonig 2004 Uhu 2005 Kleiber 2006 Turmfalke 2007 Kuckuck 2008 Eisvogel 2009 Kormoran 2010 Gartenrotschwanz 2011 Dohle 2012 Bekassine 2013 Grunspecht 2014 Habicht 2015 Stieglitz 2016 Waldkauz 2017 Star 2018 Feldlerche 2019 Turteltaube 2020 Rotkehlchen 2021 Wiedehopf 2022 Braunkehlchen 2023 Kiebitz 2024 Vogel des Jahres in Osterreich Rotmilan 2000 Haubentaucher 2001 Haussperling 2002 Mauersegler 2003 Zaunkonig 2004 Uhu 2005 Kleiber 2006 Turmfalke 2007 Kuckuck 2008 Eisvogel 2009 Kormoran 2010 Gartenrotschwanz 2011 Dohle 2012 Bekassine 2013 Grunspecht 2014 Habicht 2015 Stieglitz 2016 Waldkauz 2017 Star 2018 Feldlerche 2019 Turteltaube 2020 Girlitz 2021 Mehlschwalbe 2022 Braunkehlchen 2023 Grauammer 2024 nbsp Dieser Artikel wurde am 5 Februar 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4291531 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grunspecht amp oldid 237973664