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Der Blutspecht Dendrocopos syriacus gehort zur Unterfamilie der Echten Spechte Picinae Er ist sehr nahe mit dem Grossen Buntspecht Dendrocopos major verwandt mit dem er gelegentlich auch sympatrisch vorkommt und hybridisiert Ursprunglich nur im Nahen und in den westlichsten Randbereichen des Mittleren Ostens verbreitet dehnte die Art gegen Ende des 19 Jahrhunderts ihr Brutareal uber den Balkan bis ins ostliche und nordostliche Mitteleuropa aus Wahrend die Nord und Westausbreitung weitgehend zum Stillstand gekommen ist halt die Arealausweitung in Richtung Osten unvermindert an BlutspechtBlutspecht Dendrocopos syriacus SystematikOrdnung Spechtvogel Piciformes Familie Spechte Picidae Unterfamilie Echte Spechte Picinae Gattung Buntspechte Dendrocopos Art BlutspechtWissenschaftlicher NameDendrocopos syriacus Hemprich amp Ehrenberg 1833 Vom sehr ahnlichen Buntspecht unterscheidet er sich durch die mehr rosaroten Farbtone im Steissbereich und durch das Fehlen des geschlossenen Zugelbandes zum Nacken hin Der Blutspecht ist unter den europaischen Spechten der ausgepragteste Kulturfolger Er besiedelt bevorzugt siedlungsnahe Regionen haufig Garten Parks Obstgarten und Plantagen Friedhofe oder andere vom Menschen umgestaltete Landschaften Er ernahrt sich zu fast gleichen Teilen von Fruchten Nussen und Kernen sowie von Wirbellosen vornehmlich von Insekten Er gehort zu den Spechten mit dem grossten vegetarischen Nahrungsanteil Er ist weitgehend Standvogel Obwohl einige Farbungsvarianten beschrieben wurden werden keine Unterarten anerkannt Die Art gilt zurzeit als nicht gefahrdet Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Biometrische Daten 1 2 Verwechslungsmoglichkeiten 1 3 Stimme 2 Verbreitung 2 1 Wanderungen 2 2 Arealausweitung des Blutspechtes 3 Lebensraum 4 Systematik 4 1 Hybridisierungen 5 Nahrung 5 1 Nahrungserwerb 6 Verhalten 6 1 Aktivitat und Komfortverhalten 6 2 Siedlungsdichte und Territorialverhalten 7 Brutbiologie 7 1 Balz und Paarbildung 7 2 Nisthohle 7 3 Gelege und Brut 8 Bestand 9 Quellen 9 1 Zitierte Quellen 10 Literatur 11 WeblinksMerkmale BearbeitenDer uberwiegend schwarz weiss kontrastierende Gesamteindruck des Blutspechts ist typisch fur die Gattung der Buntspechte Er ist dem bekanntesten Vertreter dieser Gattung dem Buntspecht Dendrocopos major sehr ahnlich Bei beiden Geschlechtern des Blutspechtes sind in die mattschwarze Oberseite grosse weisse Schulterflachen eingelassen Brust Bauch und Flanken sind schmutzig weiss gelblich die Flanken sind undeutlich dunkel langsgestrichelt Die schwarzen Handschwingen sind deutlich weiss gebandert wobei das oberste weisse Flugelband meist mit den Schulterflecken verbunden ist Der Stutzschwanz ist schwarz die ausseren Schwanzfedern weisen eine weisse individuell variierende Banderung auf Wangen und seitliche Halsteile sind weiss mit leichtem gelblichen Anflug begrenzt werden diese hellen Gefiederteile des Kopfes durch ein deutliches schwarzes Zugelband und einen schwarzen Bartstreif sowie scheitelwarts durch eine schwarze Kopfplatte die sich beim Weibchen uber den Nacken zum schwarzen Ruckengefieder fortsetzt beim Mannchen jedoch durch ein deutliches ziegelrotes Nackenabzeichen unterbrochen ist Das Zugelband hat keine Verbindung zum schwarzen Nackengefieder Die Stirn ist bei beiden Geschlechtern weiss oft rein weiss zuweilen jedoch auch leicht gelblich Die Augen sind schwarz der Schnabel ist hellgrau Der Steiss und die Unterschwanzdecken sind rosarot Weibchen unterscheiden sich von den Mannchen durch das Fehlen der roten Nackenfarbung und durch einen etwas matteren Farbungston In Gewicht und Grosse sind die beiden Geschlechter identisch Das Jugendgefieder ist matter und struppiger die einzelnen Gefiederpartien sind farblich weniger scharf voneinander abgegrenzt Beide Geschlechter tragen im Jugendkleid eine rote Kopfplatte wahrend der Nackenabschnitt auch beim Mannchen schwarz ist Vor allem die Flanken sind recht deutlich langsgestrichelt haufig sind bei jungen mannlichen Blutspechten zerstreute rote Sprenkel auf der Brust erkennbar Biometrische Daten Bearbeiten Mit etwa 23 Zentimetern Korperlange zahlt der Blutspecht zu den mittelgrossen Spechten Er ist ebenso gross wie ein Buntspecht Die Spannweite misst zwischen 34 und 39 Zentimeter Im Mittel wiegen adulte Blutspechte um die 80 Gramm Verwechslungsmoglichkeiten Bearbeiten nbsp Blutspecht mannlicher Jungvogel nbsp Buntspecht adultes MannchenObwohl Blutspecht und Buntspecht einander sehr ahneln bestehen doch gute Unterscheidungsmerkmale die bei ausreichenden Sicht und Beobachtungsbedingungen auch eine sichere feldornithologische Bestimmung ermoglichen Am deutlichsten unterscheiden sich die beiden Arten in der Gesichtszeichnung Der weisse Wangenfleck wird beim Buntspecht durch das bis zum Nacken reichende Zugelband eingerahmt beim Blutspecht ist dieser Zugel offen so dass das Gesicht insgesamt weisser erscheint Der rote Nackenfleck des Mannchens ist beim Blutspecht grosser er reicht in den unteren Scheitelbereich und das Rot ist etwas heller als bei der Schwesterart Auch das weisse Stirnabzeichen ist beim Blutspecht etwas ausgedehnter Sieht man sitzende Spechte von hinten fallt beim Buntspecht eine Kreuzzeichnung auf die aus dem schwarzen Nackenband und den in dieses Band einmundenden Zugel gebildet wird beim Blutspecht ist nur das schmale Nackenband zu sehen Fliegende Spechte sind am besten an den Schwanzfedern oder an der Zeichnung des Steisses zu erkennen Die ausseren Schwanzfedern des Buntspechtes vor allem deren Aussenfahnen sind uberwiegend weiss die des Blutspechtes schwarz mit wenigen weissen Flecken Die Rotfarbung des Steisses und der Unterschwanzdecken ist beim Buntspecht ausgedehnt und intensiver tiefrot wahrend diese Gefiederpartien beim Blutspecht einen blassroten beziehungsweise rosaroten Farbton aufweisen Vom Mittelspecht Dendrocopos medius konnen adulte Blutspechte allein durch die Grosse und die bei beiden Geschlechtern des Mittelspechtes vorhandene rote Scheitelplatte gut unterschieden werden Juvenile Individuen konnen aber Bestimmungsprobleme bereiten da auch bei jungen Blutspechten die Scheitelpartie rot gefarbt ist Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal sind neben der Grosse die ausseren Steuerfedern die beim Mittelspecht viel Weiss aufweisen beim Blutspecht aber mehrheitlich schwarz sind In einigen Gebieten des Balkans und Transkaukasiens kommen die Brutgebiete des Blutspechts in enge geographische Nahe zu denen des Weissruckenspechts die beiden Arten leben jedoch in weitgehend unterschiedlichen Habitaten Beide Geschlechter des Weissruckenspechtes sind vom Blutspecht gut durch das vollige Fehlen von weissen Schulterabzeichen zu unterscheiden Stimme Bearbeiten Alle Lautausserungen des Blutspechtes sind denen des Buntspechtes sehr ahnlich lassen sich mit einiger Erfahrung aber dennoch recht gut unterscheiden Der haufigste Ruf beider Arten ist ein einzelnes sehr haufig in kurzen Abstanden hintereinander geaussertes kjug oder auch dschi r k das sogenannte Kixen Beim Blutspecht klingt dieser Laut weich etwas quietschend nicht metallisch hart wie beim Buntspecht Gorman 1 vergleicht den Klang mit dem Gerausch den eine Quietschpuppe produziert Dieser Laut wird in unterschiedlichen Situationen sowohl im Sitzen als auch im Flug von beiden Geschlechtern geaussert Daneben verfugen Blutspechte noch uber eine Reihe meist kurzer scharfer Rufe wie kip kip die in Erregungssituationen zu langen Folgen gereiht werden konnen Sexuell motivierte Rufe klingen wie kwiiieep oder quuiieg 2 Die Jungen sind nur in den Futterungsphasen akustisch auffallig doch ist ihr Quietschen leiser als das von Buntspechtnestlingen Blutspechte trommeln etwas seltener als Buntspechte jedoch dauern die Trommelwirbel etwas langer als die der Schwesterart Sie bestehen aus bis zu 30 Schlagen zwischen dem ersten und zweiten Schlag ist gelegentlich eine kleine Pause feststellbar Beide Geschlechter trommeln die Weibchen allerdings seltener leiser und kurzer Gelegentlich trommeln Weibchen noch wahrend der Zeit der Jungenaufzucht 1 Verbreitung Bearbeiten nbsp Brutvorkommen des Blutspechtes Die rasante Arealausweitung nach Norden ist weitgehend zum Stillstand gekommen Nach Osten hin expandiert die Art uber Don und Wolga hinaus in Richtung Kasachstan von wo seit 2010 Brutnachweise vorliegen nbsp 2012Die Verbreitung der Art beschrankt sich auf ein vergleichsweise kleines zentral und westpalaarktisches Gebiet das vom Sudosten des Irans Teilen des Iraks Syriens Libanons und Israels uber die Turkei nordwarts bis ins nordostliche Mitteleuropa reicht Ein vom geschlossenen Brutgebiet weitgehend isoliertes Vorkommen im Sudosten des Irans nahe der Grenze zu Pakistan beruhrt die orientalische Faunenregion Zum ursprunglichen Verbreitungsgebiet durften auch die Brutgebiete in den Kaukasusstaaten zahlen Ausser auf Thassos Samothrake und Limnos scheint die Art auf keiner anderen Mittelmeerinsel zu bruten 3 In Europa sind weite Teile der Balkanhalbinsel Ungarns und der Slowakei sowie die ostliche Halfte Sloweniens Ostosterreich Ost und Zentraltschechien Sud und Mittelpolen sowie einige sudliche Gebiete von Belarus von dieser Art besiedelt Auch in weiten Teilen der Ukraine und in Moldawien ist dieser Specht Brutvogel Ob Brutvorkommen auf der Krim bestehen ist bislang nicht bestatigt In Deutschland gab es einige Brutzeitbeobachtungen so 1982 bei Kothen 4 ein Brutnachweis wurde noch nicht erbracht Die nachstgelegenen Brutplatze in Tschechien liegen jedoch weniger als 50 Kilometer vom deutschen Staatsgebiet entfernt Am 28 Januar 2016 meldete der Bayrische Rundfunk dass in Kronach ein Blutspecht in einem Privatgarten beobachtet worden sei 5 Wanderungen Bearbeiten Einmal etablierte Blutspechte sind weitgehend ortstreu und verharren auch in strengen Wintern nach Moglichkeit im Brutgebiet Die rasche Ausbreitung nach Sud und Mitteleuropa zeigt jedoch eine grosse Mobilitatsbereitschaft Neuansiedlungen konnen 100 und mehr Kilometer entfernt vom nachstgelegenen Brutort stattfinden 6 fast immer handelt es sich um Jungvogel die uber solche Distanzen dismigrieren 7 Arealausweitung des Blutspechtes Bearbeiten nbsp BlutspechtDer Blutspecht weitete sein Brutgebiet vor allem im 20 Jahrhundert wesentlich nach Westen Norden und Nordosten aus Habitat und Klimaveranderungen werden als Grunde fur diese Arealexpansion genannt 3 Das namengebende Exemplar stammt aus Syrien wurde von den Zoologen Hemprich und Ehrenberg gesammelt und nach Hemprichs Tod von Ehrenberg 1833 beschrieben Uber die Ausdehnung des Brutareals der Art zu dieser Zeit sowie uber das damalige Bruthabitat ist nichts bekannt 1890 wurde ein Exemplar aus Nordbulgarien als Blutspecht bestimmt dieser Beleg gilt als erster Nachweis der Art in Europa doch muss der Blutspecht schon fruher in die sudlichen und sudwestlichen Balkangebiete eingewandert sein da nur wenige Jahre spater offenbar bereits gute Populationen in Sudserbien bestanden 8 In der Grossen Ungarischen Tiefebene wurde der Blutspecht erstmals 1928 nachgewiesen in den nachsten 20 Jahren besiedelte die Art dieses Gebiet sowie angrenzende Bereiche im heutigen Kroatien und Nordserbien weitgehend flachendeckend Die erste Feststellung in Osterreich erfolgte 1951 am Nordrand des Neusiedler Sees vermutlich war die Art zu diesem Zeitpunkt in der weiteren Umgebung des Sees bereits ein verbreiteter Brutvogel 9 Gleichzeitig mit der Nord und Nordwestexpansion dehnte der Blutspecht sein Brutareal auf die sudliche Balkanhalbinsel aus 3 In den folgenden Jahren etablierte sich der Blutspecht in weiten Teilen der Slowakei und in Tschechien Seit den 1980er Jahren verlangsamte sich die Nordbewegung deutlich wahrend die Ostausbreitung in Richtung Ostukraine und der Krim anhalt Heute liegt die nordliche Arealgrenze der Art bei Bialystok in Nordostpolen Sichtbeobachtungen gelangen jedoch auch aus Gebieten an der Danziger Bucht vor allem auf der Hel Zurzeit werden Arealausweitungen vor allem aus Belarus gemeldet wobei dort der Expansionsdruck offenbar von ukrainischen Spechten ausgeht Auch nach Osten hin konnte die Art weitraumig expandieren Die Verbreitungsgrenze in diesem Bereich liegt bereits ostlich der Wolga 10 Ein weit vorgeschobenes Verbreitungsgebiet wurde 2010 aus dem Nordwesten von Kasachstan gemeldet 11 Die Nordbewegung ist jedoch weitgehend zum Stillstand gekommen Es wird vermutet dass der Blutspecht mit Erreichen der 18 Grad Juli Isotherme seine klimatisch bedingte Verbreitungsbarriere erreicht hat 9 Ein Hindernis fur eine noch nicht erfolgte Besiedelung Norditaliens sowie der Apenninhalbinsel stellen offenbar die Alpen beziehungsweise das Adriatische Meer dar 6 Lebensraum Bearbeiten nbsp Der Blutspecht bewohnt in seinen Herkunftsregionen schuttere montane Eichenwalder und lockere Bachufergeholze aus Pappeln Weiden Orientalischen Platanen und Nussbaumen Er meidet sowohl offene Wacholder und Kiefernwalder als auch geschlossene Laub und Nadelwalder Schon in seinem Ursprungsgebiet kam und kommt er in Kulturlandschaften wie Obstgarten Parks Friedhofen oder Weingarten vor Diese Disposition vom Menschen gestaltete Raume zu besiedeln ermoglichte es der Art offenbar in eine von anderen Spechten noch nicht vollstandig genutzte Nische vorzudringen 12 In seinen Expansionsgebieten besiedelt der Blutspecht fast ausschliesslich von Menschen geformte Landschaftsstrukturen wie Obstgarten Parkanlagen Friedhofe Siedlungsrander kleine Baumgruppen und Alleen Seine Reviere erstrecken sich oft uber einige Garten zwischen denen fur ihn unnutzbares Gebiet liegen kann Sehr haufig besucht er Obstplantagen oder brutet in ihnen Bevorzugt werden solche mit Steinobst wie Aprikosen Kirschen oder Pflaumen haufig ist er auch in Maulbeer Walnuss oder Mandelbaumen zu sehen Von allen Spechten Europas ist er der am starksten ausgepragte Kulturfolger 13 In Europa kommt der Blutspecht hauptsachlich in niederen Hohenlagen bis zu 400 Metern vor Vereinzelt wurden Bruten aus hoheren Lagen gemeldet so aus der Slowakei und aus Bulgarien 800 Meter uber NHN beziehungsweise 1 000 Meter uber NHN In seinem ursprunglichen Verbreitungsgebiet im Iran bestehen Brutvorkommen uber 2 000 Meter doch reichen dauernde Besiedelung und Bewirtschaftung in dieser Region ebenfalls in diese Hohen In vielen tiefgelegenen Sekundarhabitaten kommt der Blutspecht sympatrisch mit dem Buntspecht vor Systematik BearbeitenDer Blutspecht ist ein Vertreter der recht umfangreichen Gattung Dendrocopos in der kleine bis mittelgrosse Baumspechte mit uberwiegend schwarz weissem Gefieder zusammengefasst sind Gemeinsam mit Weissflugelspecht D leucopterus Buntspecht D major Himalajaspecht D himalayensis und dem Tamariskenspecht D assimilis bildet er eine Superspezies Die 20 Vertreter der Gattung Dendrocopos kommen in Eurasien sowie in Nordafrika vor Bis vor wenigen Jahren war Dendrocopos mit verwandten vor allem nearktischen Arten in der Gattung Picoides vereint Insgesamt sind die verwandtschaftlichen Beziehungen sowohl zwischen diesen beiden Gattungen als auch innerhalb der Gattungen selbst Gegenstand wissenschaftlicher Forschung und Diskussion 14 Strittig ist auch ob Unterarten bestehen Das HBW 15 unterscheidet keine Unterarten nach anderen Autoren sind neben der Nominatform noch zumindest zwei Unterarten namlich D s milleri und D s transcaucasicus zu unterscheiden Die erste kommt vor allem im Ostiran die zweite in den Kaukasusgebieten vor Andere genannte Unterarten wie balcanicus oder romanicus gelten als regional verbreitete Farbungsvarianten 16 Hybridisierungen Bearbeiten Mischbruten zwischen Blutspecht und Buntspecht sind nicht selten Die fertilen Jungen zeigen Merkmale beider Elternteile Besonders die Gesichtszeichnung die Intensitat und Farbtonung der Rotanteile des Gefieders sowie Ausmass der Weisszeichnungen an den Schwanzfedern konnen Aufschluss uber eine Bastardisierung geben Moglicherweise liegen den nicht anerkannten Unterarten romanicus und balcanicus Mischbruten zugrunde 16 Nahrung Bearbeiten nbsp BlutspechtDer Blutspecht nimmt etwa zu gleichen Teilen vegetabile und animalische Kost zu sich wobei sich die Anteile jahreszeitlich etwas verschieben konnen Damit unterscheidet sich die Nahrungszusammensetzung dieser Art von allen anderen europaischen Spechtarten die zwar ebenfalls pflanzliche Kost verzehren jedoch nicht in diesem Ausmass und nicht relativ gleichmassig uber das gesamte Jahr verteilt Lediglich beim Buntspecht konnen Vegetabilien saisonal einen ahnlich hohen Anteil erreichen 17 Auch die Jungen des Blutspechtes werden zu einem relativ hohen Anteil mit pflanzlicher Kost versorgt Der Blutspecht bevorzugt reifes Steinobst wie Kirschen Aprikosen Pfirsiche und Pflaumen aber auch Apfel Birnen viele Beerenarten die Fruchte des Maulbeerbaumes sowie Weintrauben Feigen und Oliven werden haufig verzehrt Im Herbst und Winter konnen Haselnusse Walnusse sowie Pistazien Mandeln und Pinienkerne zur Hauptnahrung werden Bei grosseren Steinfruchten nutzt der Blutspecht nicht nur das Fruchtfleisch sondern auch den im Stein enthaltenen Samen Auch Sonnenblumensamen und Kurbiskerne zahlen zu den vegetarischen Nahrungsbestandteilen dieser Art Ebenso werden vor allem im Fruhjahr Baumsafte insbesondere die von Ahornarten Kiefern und Pinien aufgenommen Der animalische Nahrungsanteil unterscheidet sich nicht wesentlich von dem des Buntspechtes Dabei uberwiegen an der Oberflache lebende Insektenarten und deren Entwicklungsstadien deutlich jene die im morschen Holz oder unter der Baumrinde vorkommen Kafer zum Beispiel Maikafer Schmetterlinge und Schmetterlingsraupen Motten Ameisen Grillen Wespen und Fliegen bilden den uberwiegenden Anteil der animalischen Kost Tausendfusser Spinnen verschiedene Pflanzenlause Wurmer und Schnecken gehoren ebenfalls zum Nahrungsspektrum der Art Nahrungserwerb Bearbeiten Der Blutspecht ahnelt im Nahrungserwerb dem Buntspecht doch sind seine Verhaltensweisen in einigen Aspekten weniger entwickelt als die seines nahen Verwandten Blutspechte scheinen keine echten Schmieden zu verwenden auch das Ringeln safttreibender Baume ist bisher nicht beobachtet worden obwohl Safte die aus Rindenverletzungen oder durch Ringelaktivitaten anderer Spechte austreten ausgebeutet werden Der Blutspecht sucht seine Nahrung sowohl am Boden als auch in allen Stamm und Astregionen bis in den Wipfelbereich hoher Baume Niedrigere Stammbereiche und starke Aste werden jedoch bevorzugt Die tierischen Nahrungsanteile werden vor allem durch Absammeln der Beutetiere auf Stamm und Astoberflachen sowie durch systematisches Stochern gewonnen das Hacken ist wenig tiefgreifend meist werden dadurch nur Rindenteile entfernt oder die ausserste Splintschicht bis zu wenig mehr als einem Zentimeter bearbeitet Bei der Nahrungssuche im Stamm und Astbereich hupft der Blutspecht beidbeinig stammauf und stammab Relativ haufig erbeuten Blutspechte durch kurze Ausfallfluge auch Fluginsekten Zwischen den Nahrungsrevieren kann die Art wahrend des taglichen Nahrungserwerbs betrachtliche Flugdistanzen zurucklegen Die Fruchte und Nussnahrung wird sowohl direkt von den fruchttragenden Baumen und Strauchern als auch auf dem Boden gesammelt Um Nusse oder Steinobstkerne zu offnen benutzt der Blutspecht Spalten in grobborkigen Baumen oder Ritzen in Gemauern in denen er die Nahrungsobjekte festklemmt Ein Anpassen solcher Schmieden auf die Grosse des zu fixierenden Objekts wurde bislang nicht festgestellt 18 19 Gelegentlich wurden Blutspechte beim Anlegen von Nahrungsdepots beobachtet ob dieses Verhalten bei Nahrungsuberschuss regelmassig praktiziert wird ist jedoch noch unklar Verhalten BearbeitenAktivitat und Komfortverhalten Bearbeiten nbsp Wie alle Spechte ist der Blutspecht tagaktiv die Aktivitatsspanne reicht saisonal wenig schwankend von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang Innerhalb dieser Spanne liegen die Aktivitatsgipfel am fruhen Vormittag und am spateren Nachmittag Um die Mittagszeit legt die Art eine ausgedehnte Ruhe und Putzphase ein wahrend der zumindest gelegentlich auch die Schlafhohle aufgesucht werden kann Schlechtwetter kann die Aktivitatszeit verkurzen Zum Schlafen suchen Blutspechte Hohlen auf beim Ruhen wahrend der Mittagsstunden klammern sie sich an einen vertikalen Stamm wobei der Kopf leicht eingezogen und das Gefieder gestraubt ist Beim Schlafen ist der Kopf unter den rechten Flugel gesteckt Vor allem wahrend der Mittagsstunden putzen und pflegen Blutspechte ausgiebig ihr Gefieder dabei werden die einzelnen Federn des Grossgefieders zur Spitze hin beknabbert und mehrmals durch den Schnabel gezogen beim Kratzen wird der Kopf an den sich rhythmisch bewegenden Fuss herangefuhrt und so gedreht dass die gewunschte Stelle erreicht wird Dadurch nicht erreichbare Stellen konnen auch an einer Unterlage gerieben werden Beim Baden wird das Gefieder weitgehend durchnasst und anschliessend mit leicht hangenden Flugeln getrocknet auch Sonnenbaden mit weit gestraubtem Gefieder wurde mehrmals beschrieben Siedlungsdichte und Territorialverhalten Bearbeiten Der Raumbedarf des Blutspechtes ist sehr gross entsprechend gering ist die Siedlungsdichte dieser Art In gunstigsten Nahrungsrevieren liegt die Reviergrosse bei etwa einem Quadratkilometer meist sind in guten Blutspechthabitaten auf 10 Quadratkilometern jedoch nur 3 bis 5 Brutreviere besetzt 20 Im Vergleich dazu kann die Siedlungsdichte des Buntspechtes um mehr als ein Zehnfaches hoher sein 21 Gelegentlich bruten Blutspechte in relativ enger Nachbarschaft von weniger als 50 Metern zueinander in der Regel sind die Nisthohlenabstande aber bedeutend grosser 22 Die haufig stark fragmentierten Brut und Nahrungsreviere konnen sich aus einigen Teilrevieren zusammensetzen zwischen denen grosse fur den Specht nicht nutzbare zum Beispiel verbaute Gebiete liegen Die Reviergrenzen sind weitgehend fliessend Artgenossen sowie der verwandte Buntspecht werden nur in der Nahe von Schlusselstellen wie gunstigen Nahrungsquellen haufig aufgesuchten Schmieden Schlafhohlen bzw der Bruthohle attackiert und nach Moglichkeit vertrieben Die Aussenregionen konnen mit den Revieren anderer Blutspechte bzw mit Buntspechtrevieren relativ grossraumig uberlappen ohne dass es zu Auseinandersetzungen mit den jeweiligen Revierinhabern kommt In seinen Optimalrevieren scheint sich der Blutspecht gegenuber dem Buntspecht durchzusetzen Jedenfalls war in der Einwanderungsphase zu beobachten dass Buntspechte Gartenreviere in der Regel raumten wenn sie von Blutspechten beansprucht wurden 23 Unverpaarte Artgenossen werden weitgehend geduldet Hohlenkonkurrenten insbesondere den Star attackiert und mobbt der Blutspecht wahrend des gesamten Jahres intensiv Ausserhalb der Brutsaison beschrankt sich die Territorialitat dieses Spechtes auf die Beanspruchung einiger Schlafhohlen wahrend die Nahrungsreviere mit anderen Artgenossen bzw anderen Buntspechten geteilt werden Brutbiologie BearbeitenBalz und Paarbildung Bearbeiten Blutspechte werden am Ende des ersten Lebensjahres geschlechtsreif sie fuhren eine monogame Brutsaisonehe Die Paarbindung wird nach der Brutzeit lockerer Brutpaare verbleiben aber haufig auch gemeinsam im Winterrevier Die Wiederverpaarung letztjahriger Brutpartner scheint haufig zu sein 24 Die Balz beginnt mit lauten Rufreihen Verfolgungsflugen und Hohlenzeigen Anfang Marz und erreicht in den letzten Marztagen und Anfang April ihren Hohepunkt Mit Beginn des Hohlenbaus ist die Paarbildung abgeschlossen Nisthohle Bearbeiten Blutspechte legen nicht jedes Jahr neue Nisthohlen an haufig werden vorhandene eigene oder die anderer Spechte nur gereinigt und innen etwas mit neuen Spanen gepolstert Die Nistbaume konnen sehr unterschiedlich sein sie entsprechen den im Bruthabitat vorkommenden Arten Fast immer werden Astausbruche oder Faulstellen zur Hohlenanlage genutzt nur in Baumarten mit besonders weichen Holzern wie Pappeln Gotterbaumen oder Maulbeerbaumen werden Nist oder Schlafhohlen auch in gesundes Holz geschlagen 22 Gelegentlich werden auch in Telegraphenmasten in den Gestangen von Ziehbrunnen oder in Holzbauten Nisthohlen angelegt Die Einflugshohe variiert stark sie kann unter einem Meter betragen aber auch in fast 20 Metern Hohe liegen liegt in der Regel aber zwischen zwei und vier Metern Hohe 24 Am Nisthohlenbau beteiligen sich beide Partner das Mannchen etwas mehr als das Weibchen Das runde Einflugloch weist einen Durchmesser von 4 bis 5 Zentimetern auf die Hohlentiefe betragt bei einer Breite von etwa 11 5 Zentimetern im Durchschnitt knapp 35 Zentimeter 22 Gelege und Brut Bearbeiten Die Eiablage kann bereits Mitte Marz beginnen in den iranischen Verbreitungsgebieten sogar noch etwas fruher Der Brutgipfel liegt jedoch in der Mitte des Aprils Spatbruten reichen bis Ende Mai oder Anfang Juni Nur nach fruhem Gelegeverlust oder durch massive Storung am Nistplatz erfolgte Brutaufgabe kommt es zu einem Zweitgelege Das Gelege besteht aus 3 bis 7 in der Regel 4 bis 5 glanzend reinweissen elliptischen Eiern mit einer durchschnittlichen Grosse von 25 20 Millimetern Sie sind somit geringfugig kleiner als die des Grossen Buntspechtes von denen sie sonst nicht unterscheidbar sind Der Legeabstand betragt einen Tag fest wird erst das vollstandige Gelege bebrutet Beide Partner bruten das Mannchen allerdings etwas haufiger und immer wahrend der Nacht Nach nur durchschnittlich 10 Tagen schlupfen die Kuken die nach 24 Tagen die Nisthohle verlassen Beide Eltern futtern und hudern wahrend der gesamten Nestlingszeit Nach dem Ausfliegen werden die Jungvogel schnell von der Bruthohle weggelockt jedoch noch mindestens 14 Tage von beiden Eltern gefuttert und betreut Bestand Bearbeiten nbsp Uber die Bestandssituation der Art in den Verbreitungsgebieten im Nahen und Mittleren Osten sind keine genauen Angaben bekannt Das im 20 Jahrhundert besiedelte Areal in Europa nimmt mittlerweile etwa 50 Prozent des Gesamtbrutgebietes der Art ein Der Gesamtbestand in Europa wird auf mehr als 530 000 Brutpaare geschatzt Die europaische Bestandstendenz scheint leicht negativ zu sein wofur vor allem Ruckgange in den Schlusselverbreitungsgebieten in Rumanien und vor allem in der Turkei sowie die insgesamt verlangsamte beziehungsweise zum Stillstand gekommene Ausbreitungswelle verantwortlich sind In den meisten europaischen Staaten sind die Bestande jedoch stabil oder nehmen noch leicht zu Im Nordosten und Osten Polen Weissrussland und Ukraine sind noch starke Zuwachsraten zu verzeichnen In Deutschland und der Schweiz brutet der Blutspecht nicht in Ost und Sudostosterreich wird der Brutbestand auf etwa 3 000 Paare geschatzt Insgesamt wird die Bestandssituation der Art als gesichert und stabil angesehen 25 Quellen BearbeitenZitierte Quellen Bearbeiten a b Gorman 2004 S 110 Bergmann Helb 1982 S 216 a b c Gorman 2004 S 115 Blume 1997 S 70 Erster Blutspecht in Deutschland gesichtet Memento vom 16 April 2016 im Internet Archive a b Gorman 2004 S 116 HBV Bd 9 1994 S 1048 HBV Bd 9 1994 S 1047 a b Dvorak et al 1993 S 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ISBN 3 405 12277 5 Dieter Blume Jens Tiefenbach Die Buntspechte Westarp Wissenschaften Magdeburg 1997 Die Neue Brehm Bucherei Bd 315 ISBN 3 89432 732 4 Michael Dvorak et al Hrsg Atlas der Brutvogel Osterreichs Umweltbundesamt 1993 ISBN 3 85457 121 6 S 260 f Urs N Glutz von Blotzheim Hrsg Handbuch der Vogel Mitteleuropas Bearbeitet u a von Kurt M Bauer und Urs N Glutz von Blotzheim Aula Verlag Wiesbaden Band 9 Columbiformes Piciformes 2 durchgesehene Auflage 1994 ISBN 3 89104 562 X S 917 942 HBV Gerard Gorman Woodpeckers of Europe A Study to European Picidae Bruce Coleman Chalfont 2004 ISBN 1 872842 05 4 S 106 116 S 44 35 Josep del Hoyo et al Handbook of the Birds of the World Band 7 Jacamars to Woodpeckers Lynx Edicions 2002 ISBN 84 87334 37 7 HBW Hans Winkler David Christie und David Nurney Woodpeckers A Guide to Woodpeckers Piculets and Wrynecks of the World Pica Press Robertsbridge 1995 ISBN 0 395 72043 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Blutspecht Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Blutspecht Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Datenblatt Birdlife englisch PDF 243 kB Dendrocopos syriacus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2008 Eingestellt von BirdLife International 2008 Abgerufen am 18 Dezember 2008 Blutspecht Dendrocopos syriacus auf eBird org Beispiele zur akustischen Prasenz aller europaischen Spechte Federn des Blutspechts nbsp Dieser Artikel wurde am 21 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Blutspecht amp oldid 235239349