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Karl Gosswald 26 Januar 1907 in Wurzburg 2 April 1996 ebenda war ein deutscher Zoologe und Hochschullehrer Internationale Bekanntheit erlangte der Entomologe vor allem mit seinen Untersuchungen uber Ameisen Er propagierte den Einsatz von Waldameisen um mit ihnen auf biologisch okologischem Wege die Widerstandskraft von Waldbiozonosen gegenuber forstschadlichen Insekten zu erhohen Gosswald grundete das Institut fur Angewandte Zoologie der Julius Maximilians Universitat Wurzburg und gab die Fachzeitschrift Waldhygiene heraus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenGeboren und aufgewachsen in Wurzburg studierte Karl Gosswald dort Naturwissenschaften und nebenbei Medizin spezialisierte sich dann jedoch auf die Zoologie Im Jahr 1931 wurde er aufgrund einer von der Philosophischen Fakultat der Universitat Wurzburg mit dem vollen Universitatspreis ausgezeichneten Arbeit uber die Ameisenfauna des mittleren Maingebietes zum Dr phil promoviert Damit hatte sich der junge Zoologe als erstrangiger Myrmekologe und Entomologe ausgewiesen Die in seiner Arbeit vorgenommene okologisch orientierte Bearbeitung einer Tiergruppe gilt noch heute als richtungsweisend und sollte auch bestimmend fur die spatere umfassende Bearbeitung der Gattung Formica durch Gosswald und seine Schule sein Nach seiner Promotion ging Gosswald 1932 als Stipendiat zu dem Forstzoologen Karl Escherich nach Munchen und kam bei dem Nestor der angewandten Entomologie in Deutschland mit den Themen Wald und Waldschutz in Kontakt was fur seine weitere wissenschaftliche Entwicklung von ausschlaggebender Bedeutung war Nach einer kurzen Zeit an der Staatlichen Lehr und Versuchsanstalt fur Obst und Weinbau in Neustadt an der Weinstrasse trat Gosswald 1935 in die Biologische Reichsanstalt fur Land und Forstwirtschaft in Berlin Dahlem ein Im Laboratorium von Albrecht Hase 1882 1962 liefen Untersuchungen zur Entwicklung von Mottenschutzverfahren zur Materialprufung auf Termitenfestigkeit zur gezielten Bekampfung schadlicher Ameisen mit Frassgiftkodern zum Einsatz insektenpathogener Pilze der Gattung Beauveria vor allem Forschungsreihen zu hugelbauenden Waldameisen der Gattung Formica 1941 erhielt Gosswald dort die Leitung einer eigens fur seinen Arbeitsbereich eingerichteten Dienststelle fur Termiten und Ameisenforschung 1942 wechselte er zur Preussischen Versuchsanstalt fur Waldwirtschaft nach Eberswalde wo er 1944 zum Abteilungsleiter ernannt wurde Da die Versuchsanstalt auch mit den bayerischen Forstbehorden zusammenarbeitete und in Wurzburg eine Aussenstelle begrundet hatte kehrte Gosswald nach dem Zweiten Weltkrieg an die Universitat Wurzburg zuruck habilitierte sich dort 1947 fur das Fach Zoologie und grundete das Institut fur Angewandte Zoologie dessen Vorstandschaft ihm 1950 ubertragen wurde An der Naturwissenschaftlichen Fakultat hatte er zudem die Professur fur angewandte Zoologie inne zunachst ab dem 1 Marz lt 1948 als planmassiger ausserordentlicher Professor fur Zoologie er wohnte damals in Kleinrinderfeld am Zoologischen Institut damals am Rontgenring 10 1 und ab 1966 als ordentlicher Professor Gosswald richtete seine eigene Forschungsarbeit und die seines Institutes vorrangig auf die Waldameisen aus was bahnbrechende Erkenntnisse zu Systematik Verhalten und Okologie dieser Insekten erbrachte Die Ausbildung an seinem Institut vermittelte seinen Mitarbeitern und Studenten eine ausgewogene Kenntnis der Freilandbiologie sowie moderner Labormethoden Gosswald wurde damit einer der Begrunder einer modernen angewandt zoologischen vor allem angewandt entomologischen Richtung innerhalb der Naturwissenschaften Zahlreiche andere Forscher und Institute im In und Ausland folgten alsbald der vorgegebenen Richtung Denn Gosswald war nicht nur Mitglied in der Deutschen Gesellschaft fur allgemeine und angewandte Entomologie DGaaE sondern forderte auch sehr die internationale Zusammenarbeit bei der Erforschung der sozialen Insekten Er gehorte zu den Mitbegrundern der Internationalen Union zum Studium der Sozialen Insekten IUSSI stand deren deutschsprachiger Sektion seit ihrer Grundung vor bis er im Jahr 1965 zum Prasidenten der IUSSI gewahlt wurde Die engen und mannigfaltigen wissenschaftlichen Verflechtungen seiner Arbeitsgruppe mit Forschern im In und Ausland liessen ein Umfeld entstehen aus dem eine Reihe von Industriebiologen in leitender Stellung sowie zahlreiche Hochschullehrer hervorgegangen sind Doch Gosswald wirkte auch sehr stark auf die Praxis Der vielfach ausgezeichnete Wissenschaftler brachte die Bedeutung der Roten Waldameise fur das Waldokosystem und ihren Schutz dabei nicht nur Forstleuten nahe sondern mit popularwissenschaftlichen Darstellungen wie den Kosmos Bandchen Unsere Ameisen 1954 55 als Beiheft des Instituts fur Film und Bild in Wissenschaft und Unterricht 1954 und mit Merkblattern auch breiten Kreisen der Bevolkerung bekannt was schliesslich eine regelrechte Ameisenschutzbewegung ausloste nbsp Gosswalds Arbeiten haben wesentlich zum Schutz der Waldameisen beigetragen Unterstutzung erfuhr dies durch die von Gosswald an der Universitat Wurzburg gegrundete und geleitete Ameisenschutzwarte Wurzburg die erste ihrer Art in der Welt wo unter anderem mit dem Ziel der Wiedereinburgerung der Roten Waldameise in grossem Stil Koniginnen gezuchtet wurden Daneben erarbeitete sie praktische Massnahmen zum Schutz zur Vermehrung und zur Neuansiedelung von Waldameisen Zur Forderung dieser Aktivitaten riefen Ameisenschutzer 1975 den eingetragenen Verein Ameisenschutzwarte Wurzburg e V ins Leben Gosswald wurde zum ersten Vorsitzenden gewahlt Aus diesem Tragerverein sind in der Folge weitere Ameisenschutzwarten in den Bundeslandern hervorgegangen In mehreren Teilschritten kam es zur Grundung der Deutschen Ameisenschutzwarte DASW als Dachverband fur eine Reihe gleichnamiger Landesverbande Neben Forstleuten Landwirten und Imkern begeisterten sich zahlreiche Laien darunter auch viele junge Menschen von der Idee eines biologisch okologischen Waldschutzes mit seinen konkreten praktischen Umsetzungsmoglichkeiten Auch der weltweit betriebene Einsatz von Waldameisen im Zuge des Forstschutzes geht im Wesentlichen auf Gosswald zuruck 1982 erarbeitete Gosswald zudem eine erste Rote Liste der Formiciden fur Bayern Gosswald vertrat stets eine ganzheitliche Sicht des Okosystems Wald was zu einer allgemeinen Waldhygiene fuhrte Bereits wahrend des Zweiten Weltkrieges waren zu deren Forderung eine Arbeitsgemeinschaft und ein Nachrichtenblatt entstanden Gosswald griff diese Bestrebungen wieder auf und grundete 1954 die vierteljahrlich erscheinende Zeitschrift Waldhygiene die er auch herausgab Die Fachzeitschrift erlangte vor allem fur die Forstwirtschaft grosse Bedeutung Nicht zuletzt durch Gosswald erfolgte eine allmahliche Abkehr von der bis dahin vorherrschenden reinen Bekampfung schadlicher Forstinsekten Er definierte Waldhygiene als Zusammenspiel aller naturlichen Einzelfaktoren die zusammen erst die Erhaltung eines gesunden Waldes garantieren Daher gilt der medizinische Grundsatz Vorbeugen ist besser als Heilen auch fur das Okosystem Wald Gosswald nahm somit im Sinne der Organismusidee Alfred Mollers Stellung und lieferte damit auch zu forstlich philosophischen Fragestellungen bemerkenswerte Beitrage In insgesamt mehreren hundert wissenschaftlichen Veroffentlichungen hat Gosswald zahlreiche forstzoologische vor allem entomologische und waldhygienische Fragen geklart Mit seinen Erkenntnissen wirkte er auch auf Forstentomologen wie Gustav Wellenstein Erwin Schimitschek Fritz Schwerdtfeger oder Wolfgang Schwenke Im Ruhestand fasste Gosswald seine in jahrzehntelanger Arbeit gewonnenen Erkenntnisse in Organisation und Leben der Ameisen 1985 sowie in dem zweibandigen Standardwerk Die Waldameise 1989 90 zusammen das als sein Hauptwerk gelten kann Fur seine wissenschaftlichen Leistungen ist Gosswald mehrfach geehrt worden darunter mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1 Klasse Seit 1927 war Gosswald engagiertes Mitglied der katholischen Studentenverbindung K D St V Gothia Wurzburg im CV Karl Gosswald starb am 2 April 1996 in Wurzburg Seine gesamten Forschungs und Arbeitsunterlagen sowie Geratschaften der ehemaligen Ameisenschutzwarte Wurzburg hatte er bereits 1990 der Ameisenschutzwarte Bayern uberlassen Der Ameisenschutzverein Hirschberg e V baute mit diesen Materialien das Bayerische Informationszentrum fur Ameisenkunde Prof Dr Karl Gosswald in Nabburg auf Schriften Auswahl BearbeitenOkologische Studien uber die Ameisenfauna des mittleren Maingebietes Dissertation 1931 gedruckt 1932 Die rote Waldameise im Dienste der Waldhygiene Forstwirtschaftliche Bedeutung Nutzung Lebensweise Zucht Vermehrung und Schutz Luneburg 1951 Unsere Ameisen 2 Bande Stuttgart 1954 55 Waldameisenversuchsgebiete des Landes Nordrhein Westfalen Teil 1 Kleve und Bielefeld Minden Wurzburg 1973 Organisation und Leben der Ameisen Stuttgart 1985 ISBN 3 8047 0691 6 Die Waldameise Band 1 Biologische Grundlagen Okologie und Verhalten Wiesbaden 1989 ISBN 3 89104 475 5 Band 2 Die Waldameise im Okosystem Wald ihr Nutzen und ihre Hege Wiesbaden 1990 ISBN 3 89104 476 3Literatur BearbeitenRolf Hennig Zum 80 Geburtstag von Prof Dr Karl Gosswald in Der Forst und Holzwirt 42 Jahrgang Heft 1 1987 S 15 W J Kloft Zum Tode von Professor Dr Karl Gosswald 26 01 1907 2 04 1996 in Deutsche Gesellschaft fur allgemeine und angewandte Entomologie e V 10 Jahrgang Heft 3 Oktober 1996 ISSN 0931 4873 S 94 95 Dieter Bretz Zum 100 Geburtstag von Prof Dr Karl Gosswald in Ameisenschutz aktuell Heft 1 2007 S 15 Theophil Gerber Personlichkeiten aus Land und Forstwirtschaft Gartenbau und Veterinarmedizin Biographisches Lexikon 4 erweiterte Auflage Verlag NoRa Berlin 2014 S 242 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Karl Gosswald im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Webprasenz der Deutschen Ameisenschutzwarte DASW e V Vereinigung der Landesverbande der DASW Einzelnachweise Bearbeiten Julius Maximilians Universitat Wurzburg Vorlesungs Verzeichnis fur das Sommer Halbjahr 1948 Universitatsdruckerei H Sturtz Wurzburg 1948 S 15 und 17 Normdaten Person GND 118900501 lobid OGND AKS VIAF 264263567 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gosswald KarlKURZBESCHREIBUNG deutscher Zoologe und EntomologeGEBURTSDATUM 26 Januar 1907GEBURTSORT WurzburgSTERBEDATUM 2 April 1996STERBEORT Wurzburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Gosswald amp oldid 233011757