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Formica foreli deutsch gelegentlich Forels Kerbameise genannt ist eine Art der Ameisen aus der Gattung der Waldameisen Formica Untergattung Coptoformica Die Art ist morphologisch sehr ahnlich zu den anderen Coptoformica Arten mit denen sie bis 2000 oft verwechselt wurde und ist im Freiland nicht sicher von diesen zu unterscheiden Die Art ist in Deutschland nationale Verantwortungsart Formica foreliFormica foreli Bild April Nobile AntWeb SystematikUberfamilie VespoideaFamilie Ameisen Formicidae Unterfamilie Schuppenameisen Formicinae Gattung Waldameisen Formica Untergattung CoptoformicaArt Formica foreliWissenschaftlicher NameFormica foreliBondroit 1918 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Biologie und Lebensweise 3 Verbreitung 4 Phylogenie Taxonomie Systematik 5 Gefahrdung und Schutz 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenWie alle Coptoformica Arten ist Formica foreli markant zweifarbig mit von oben schwarzem Kopf und Gaster und abgesetzt rotlich gefarbten Rumpfabschnitt Mesosoma mit einem dunklen Fleck auf dem Promesonotum Der Kopfhinterrand ist in der Mitte deutlich eingebuchtet und besitzt dadurch abgesetzte Hinterecken Ausserdem ist die fur die Schuppenameisen namensgebende Schuppe des Stielglieds Petiolus auf der Oberseite von vorne eingebuchtet in seitlicher lateraler Ansicht dadurch sehr dunn wirkend Von den anderen Coptoformica Arten ist Formica foreli nur schwer sicher unterscheidbar Die Komplexaugen sind immer unbehaart Unterschied zur Grossen Kerbameise Formica exsecta Die Behaarung Pubeszenz der Oberseite des Korpers ist uberwiegend sehr kurz anliegend und unauffallig langere Haare Setae sitzen am Vorderrand des Clypeus und auf den hinteren Segmenten des Gaster vom Hinterrand des vierten Tergits an Die ersten Gastersegmente wirken matt nicht glanzend ihre anliegende Behaarung Pubeszenz ist relativ dicht der Abstand der Haare geringer als ihre Lange 1 2 Biologie und Lebensweise BearbeitenWie alle Coptoformica Arten beginnen Koniginnen von Formica foreli ihren Lebenszyklus als obligate Sozialparasiten bei Arten von Formica Untergattung Serviformica Die Konigin dringt in ein Wirtsnest ein totet oder verdrangt dessen Konigin und lasst anschliessend ihren Nachwuchs zunachst von dessen Arbeiterinnen aufziehen bis diese nach und nach aussterben und durch eigene Arbeiterinnen ersetzt werden Das Spektrum der Wirtsarten ist unzureichend bekannt eine sichere Wirtsart im Alpenraum ist Formica lemani 1 Geflugelte Geschlechtstiere von Formica foreli treten von Juni bis September mit Maximum im Juli auf Bei der Koloniebildung sind von der Art zwei Strategien bekannt die je nach Region unterschiedlich haufig sind Die Kolonien konnen aus einem einzelnen Bau monodom mit einer einzelnen Konigin monogyn bestehen In Mitteleuropa haufiger sind zahlreiche Nestbauten einer Kolonie die durch Galerien miteinander verbunden sind diese sind verbunden mit mehreren Koniginnen Polygynie Arbeiterinnen und Koniginnen wechseln dabei frei zwischen den Einzelbauten hin und her Diese polykalisch genannten miteinander verbundenen Einzelnester konnen gewaltige Grosse erreicht so ist aus Tschechien eine Kolonie beschrieben worden die aus 605 Einzelnestern bestand und eine Flache von mehr als 0 5 Hektar bedeckte 3 In Altwarp Vorpommern wurden 2001 in einem Dunengelande sogar 18 Superkolonien nahe beieinander festgestellt von denen die grosste 1237 Nester umfasste 2018 waren noch 14 davon mit maximal 878 Nestern vorhanden 4 Wie typisch fur Coptoformica besteht ein Einzelnest jeweils aus einem unterirdischen Bau uber den eine kunstvolle Kuppel aus Halmen und anderem Pflanzenmaterial errichtet wird es werden auch Samen Kiesel und Erdpartikel mit verbaut Die Kuppeln erreichen meist etwa 40 gelegentlich bis 50 nur ausnahmsweise bis 100 Zentimeter Durchmesser Der unterirdische Bauteil ist etwa 50 Zentimeter tief gelegentlich mit einzelnen tieferen Kammern vermutlich zum Uberwintern 1 Die Ameise ernahrt sich meist uberwiegend mittels Trophobiose vom Honigtau vieler verschiedener im Lebensraum anzutreffender Blattlaus Arten Rauberische Ernahrung kommt vor besitzt aber geringere Bedeutung Die Art ist in ihrem Lebensraum meist aggressiv gegenuber anderen Arten auch anderen Ameisen mit Ausnahme von Mitgliedern der eigenen Superkolonie die am Geruch erkannt werden Formica foreli ist eine warmeliebende Art Sie kommt niemals innerhalb von geschlossenen Waldern vor Sie bevorzugt Magerrasen und andere warmtrockene xerotherme Habitate meist mit teilweise offener Vegetation meist auf Sand aber gelegentlich auch auf Kalk zum Beispiel Kanzel bei Plaue in Thuringen oder der Frankenjura bei Kallmunz in Bayern 5 und anderen Boden Sie dringen gelegentlich randlich in geschlossene Wiesen oder offene Walder vor verschwinden hier aber sobald das Kronendach geschlossen ist 1 Verbreitung BearbeitenFormica foreli ist eine westpalaarktische Art in Europa eine Art mit submediterranem Verbreitungsschwerpunkt Sie kommt im nordlichen Mittelmeerraum Nordspanien Norditalien in Kleinasien bis zum Kaukasus und nach Sud Sibirien mit absoluter Ostgrenze im Saurgebirge in Kasachstan vor 6 Nachweise aus Mitteleuropa sind selten und weit verstreut und inselformig auf geeignete Habitate beschrankt so aus Tschechien Aus Osterreich sind nur zwei Funde von den Fliesser Trockenhangen bei Fliess in Nordtirol 7 und bei Brunau am Ausgang des Otztals 8 bekannt geworden In der Schweiz gibt es Nachweise aus dem Mittelland von der Alpensudflanke und aus den Ostlichen Zentralalpen Engadin 9 In Deutschland sind vereinzelte Vorkommen fast im ganzen Land aber mit Verbreitungsschwerpunkt in Ostdeutschland bekannt geworden Es gibt einige Einzelfunde aus Sudskandinavien so aus Danemark 2 aus Sudschweden Skane lan und Insel Oland erst seit 2015 auch aus Sudnorwegen Tjome 10 In Polen gibt es nur zwei Funde im Nordosten des Landes in Masuren wo sie in trockenen Graslandern und am Rand von Kiefernwaldern auf Sand lebt 11 Phylogenie Taxonomie Systematik BearbeitenDie Ameise wurde zuerst von Carlo Emery 1909 als Formica exsecta subsp pressilabris var foreli beschrieben Dieser Name ist nach den Regeln der zoologischen Nomenklatur ungultig als Name eines Taxons unterhalb subspezifischen Rangs und deshalb von der ICZN fur taxonomische Zwecke unterdruckt worden Deshalb wurde die Art durch nachtraglichen Beschluss Jean Bondroit zugesprochen der den Namen 1918 erwahnte und damit taxonomisch verfugbar machte Die Art wurde lange Zeit mit der sehr ahnlichen Formica pressilabris synonymisiert da es den Bearbeitern nicht gelang verlassliche Differenzialmerkmale anzugeben 12 andere betrachteten sie als Unterart von dieser Weitere Synonyme sind Formica goesswaldi Kutter 1967 Formica naefi Kutter 1957 Formica tamarae Dlussky 1964 13 Erst seit der taxonomischen Revision durch Bernhard Seifert gilt die Taxonomie als geklart Seifert selbst hatte sie in seinem viel verwendeten Bestimmungsfuhrer 14 1996 selbst noch unter Formica pressilabris behandelt Die Einordnung in die Untergattung Coptoformica und deren Monophylie sind unstrittig Sie wurde auch mit genetischen Methoden bestatigt 15 Schwesterart ware demnach Fomica forsslundi Gefahrdung und Schutz BearbeitenIn der Roten Liste der Ameisen Deutschlands ist die Art in der Kategorie 2 stark gefahrdet gelistet 16 Die Art ist nach der Anlage 1 zur Bundesartenschutzverordnung besonders geschutzt Aufgrund des hohen Anteils Deutschlands an der weltweiten Population wurde sie zur nationalen Verantwortungsart in Deutschland erklart fur die besondere Artenschutzmassnahmen vorgesehen sind Weblinks BearbeitenSpecies Formica foreli Bondroit 1918 AntWeb Version 8 42 California Academy of Science abgerufen am 20 Oktober 2020 Coptoformica Cle de reconnaisance des fourmis Francais Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Bernhard Seifert 2000 A taxonomic revision of the ant subgenus Coptoformica Mueller 1923 Hymenoptera Formicidae Zoosystema 22 3 517 568 a b C A Collingwood The Formicidae Hymenoptera of Fennoscandia and Denmark Fauna Entomologica Scandinavica 8 Scandinavian Science Press Klampenborg 1979 auf S 130 131 Klara Bezdeckova amp Pavel Bezdecka 2009 Nejvetsi polykalicka kolonie Formica foreli Hymenoptera Formicidae v Ceske republice The largest polycalic colony of Formica foreli Hymenoptera Formicidae in the Czech Republic Acta rerum naturalium 7 121 126 Andre Bonsel amp Torsten Dinse 2018 Entwicklungen einer Superkolonie von Formica Coptoformica foreli Emery 1909 Hymenoptera Formicidae auf den Binnendunen bei Altwarp Mecklenburg Vorpommern nach 17 Jahren Entomologische Nachrichten und Berichte 62 127 134 Matthias Dolek Anja Freese Hager Adi Geyer 2008 Ecology colony structure and conservation biology of Formica Coptoformica foreli Bondroit 1918 in Bavaria Germany Hymenoptera Formicidae Myrmecological News 11 49 52 Roland Schultz amp Bernhard Seifert 2007 The distribution of the subgenus Coptoformica Muller 1923 Hymenoptera Formicidae in the Palaearctic Region Myrmecological News 10 11 18 Florian Glaser 1999 Verbreitung Habitatbindung und Gefahrdung der Untergattung Coptoformica Hymenoptera Formicidae in Osterreich Myrmecologische Nachrichten 3 55 62 Florian Glaser amp Hannes Muller 2003 Wiederfund von Formica Coptoformica foreli Bondroit 1918 und erster sicherer Nachweis von Formica C pressilabris Nylander 1846 in Osterreich Hymenoptera Formicidae Myrmecologische Nachrichten 5 1 5 Rainer Neumeyer amp Bernhard Seifert 2005 Kommentierte Liste der frei lebenden Ameisen Hymenoptera Formicidae in der Schweiz Mitteilungen der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft 78 1 2 1 17 F Odegaard K M Olsen A Staverlokk J O Gjershaug 2015 Towards a new era for the knowledge of ants Hymenoptera Formicidae in Norway Nine species new to the country Norwegian Journal of Entomology 62 80 99 Wojciech Czechowski Alexander Radchenko Wiesfawa Czechowska The ants Hymenoptera Formicidae of Poland Museum and Institute of Zoology PAS Warszawa 2002 ISBN 83 85192 98 0 S 92 93 Donat Agosti Versuch einer phylogenetischen Wertung der Merkmale der Formicini Hymenoptera Formicidae Revision der Formica exsecta Gruppe und Liste der Formicidae Europas Dissertation ETH Zurich 1989 doi 10 3929 ethz a 000510347 Formica foreli Bondroit 1918 AntCat an Online Catalog of the Ants of the World by Barry Bolton abgerufen am 20 Oktober 2020 Bernhard Seifert Ameisen Beobachten bestimmen Naturbuch Verlag Augsburg 1996 ISBN 3 89440 170 2 I A Antonov amp Yu S Bukin 2016 Molecular Phylogenetic Analysis of the Ant Genus Formica L Hymenoptera Formicidae from Palearctic Region Russian Journal of Genetics 52 8 810 820 doi 10 1134 S1022795416080020 Bernhard Seifert 2011 Rote Liste und Gesamtartenliste der Ameisen Hymenoptera Formicidae Deutschlands In Binot Hafke M Balzer S Becker N Gruttke H Haupt H Hofbauer N Ludwig G Matzke Hajek G amp Strauch M Bearbeiter Rote Liste der gefahrdeten Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Band 3 Wirbellose Tiere Teil 1 Bonn Bundesamt fur Naturschutz Naturschutz und Biologische Vielfalt 70 3 469 487 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Formica foreli amp oldid 216006913