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Ruderfusskrebse Copepoda sind kleine Krebse Crustacea die marine und limnische Gewasser besiedeln Sie bilden mit rund 13 000 Morphospezies die artenreichste Gruppe der Crustaceen und stellen den grossten Anteil des marinen Zooplanktons dar Sie sind daher ein sehr wichtiges Element der marinen Nahrungskette Sie leben als Filtrierer Rauber oder Parasiten Bei Letzteren kann aufgrund der Lebensweise eine stark modifizierte Morphologie auftreten Ruderfusskrebseein Susswasser RuderfusskrebsSystematikohne Rang Urmunder Protostomia Uberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Krebstiere Crustacea Klasse MaxillopodaUnterklasse RuderfusskrebseWissenschaftlicher NameCopepodaMilne Edwards 1840 Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie 2 Verbreitung und Vorkommen 3 Lebensweise 3 1 Entwicklung 3 2 Fortpflanzung 3 3 Ernahrung 4 Okologie 5 Systematik 5 1 Innere Systematik 6 Quellen und weiterfuhrende Informationen 6 1 Literatur 6 2 Einzelnachweise 6 3 WeblinksMorphologie Bearbeiten nbsp Ruderfusskrebse aus Ernst Haeckels Kunstformen der NaturDie Korperlange betragt uberwiegend zwischen 0 2 und 2 mm Die kleinste Art Sphaeronellopsis monothrix Mannchen 0 11 mm lebt im Brutraum von Muschelkrebsen Ostracoda Die grosste Art Pennella balaenoptera ein Parasit an Bartenwalen erreicht eine Korperlange von 320 mm Die ursprungliche Korpergestalt ist langgestreckt bis tropfenformig ist jedoch innerhalb der Gruppe je nach Lebensweise stark abgewandelt Pelagische Arten entsprechen noch dem ursprunglichen Bauplan Bodenbewohner sind mehr abgeflacht und im Substrat wuhlende Arten eher zylindrisch gebaut Am meisten modifiziert sind parasitische Arten bei denen die adulten Weibchen kaum mehr als Copepoda zu erkennen sind und deren Zugehorigkeit zu den Ruderfusskrebsen nur aufgrund der Entwicklungsstadien ermittelt werden kann Der Korper setzt sich aus dem Kopf zehn Rumpfsegmenten und dem Telson zusammen Kopf und 1 Thorakalsegment sind stets verschmolzen Ein Carapax fehlt Der Rumpf gliedert sich in sechs Thoraxsegmente mit Gliedmassen und vier Abdominalsegmente die uber das Hauptkorpergelenk verbunden sind Die 1 Thorakopoden sind zu einastigen Maxillipeden umgewandelt Die folgenden 4 Paare sind zweiastige Schwimmbeine Das sechste und letzte Paar ist oft reduziert oder einastig Die Geschlechtsoffnung befindet sich am 1 Abdominalsegment wo beim Weibchen ein oder zwei Eisacke befestigt sind Entsprechend der Lebensweise ist auch die Antennula gestaltet Bei den Calanoida ist sie bedeutend langer als bei Cyclopoida hingegen kurzer als halbe Korperlange Die am Telson stehenden Furcalaste dienen als Schwebefortsatze bzw Steuerorgane Die Gestalt der Mandibeln und des Mundvorraums spiegeln die Lebensweise wider und sind wichtige taxonomische Merkmale So ist bei den Siphonostomatoida Labrum und Labium zu einem Kegel verschmolzen und manchmal in ein langes Saugrohr ausgezogen Die Farbung der Copepoda beruht auf eingelagerten Oltropfchen die als Reservefett dienen Nur selten spielen eigene Hautpigmente eine Rolle Verbreitung und Vorkommen Bearbeiten nbsp Eudiaptomus vulgaris in LateralansichtDie Copepoda sind kosmopolitisch verbreitet und besiedeln samtliche Gewassertypen der Erde von den Ozeanen bis zum Kleinstgewasser Sie fehlen nur in den von Dauereis bedeckten und in den wasserlosen Gebieten Ihr Verbreitungsschwerpunkt liegt mit rund 80 der rezenten Spezies im Meer wo sie mit der grossten Individuen und Artenzahl in den oberen Schichten und im Litoral vorkommen Copepoda wurden bis in eine Tiefe von 5000 m nachgewiesen Die besiedelten Lebensraume sind ausserst vielfaltig Prinzipiell kann zwischen frei schwimmenden am Boden lebenden im Substrat wuhlenden und parasitaren Arten unterschieden werden An Land werden auch feuchte Moose und Blattachseln besiedelt Einige Arten sind auch ins Grundwasser eingedrungen Insbesondere sehr alte Seen sind Hotspots der Biodiversitat Von den 120 im Baikalsee vorkommenden Spezies sind die meisten endemisch 1 Ahnliches gilt fur den Tanganjikasee Lebensweise BearbeitenEntwicklung Bearbeiten nbsp Nauplius Larve eines RuderfusskrebsesDie Furchung der Eier ist in der Regel holoblastisch zu gleichen Teilen total adaqual manchmal auch zu ungleichen Teilen inadaqual Einige Parasiten scheinen rein superfiziell zu furchen Aus dem Ei schlupft fast stets eine Naupliuslarve Verschiedene Parasiten bilden eine Ausnahme da sie einen verkurzten Entwicklungszyklus aufweisen und bereits eine Larve im Copepoditstadium schlupft Die Jungtiere durchleben in der Regel sechs Stadien als Naupliuslarven wobei es in jedem Stadium zur Hautung kommt Auch in den sechs Copepoditstadien hauten sich die Tiere weiter wobei sich die Zahl der Segmente und Beinpaare vermehrt Das 12 Stadium also das sechste Copepoditstadium ist der Adultus der sich nicht mehr hautet Die Lebensdauer ist stark von der Temperatur abhangig Die Lebensdauer des Muschelparasiten Mytilicola intestinalis betragt im Mittelmeer 3 6 Monate wobei sich innerhalb eines Jahres mehrere uberlappende Generationen bilden In den kuhleren Gewassern der englischen Sudwestkuste treten nur zwei Generationen wahrend des Sommers auf Die Individuen hier erreichen ein Lebensalter von 9 12 Monaten Fur grossere Arten wie Eudiaptomus vulgaris werden 10 13 Monate fur Megacyclops viridis 8 14 Monate angegeben Als Uberlebensstrategie wahrend ungunstiger Jahreszeiten vor allem im Winter bilden viele Arten Dauereier Wenige Arten bilden als Adulte jedoch Zysten und sind vor allem im Winter aktiv Sie uberdauern den Sommer in den Zysten Fortpflanzung Bearbeiten Alle Copepoda sind getrennt geschlechtig und weisen einen ausgepragten Sexualdimorphismus auf Die Mannchen sind stets kleiner als die Weibchen und die Antennula ist als Greiforgan ausgebildet Auch die ubrigen Kopfgliedmassen und Thorakopoden konnen unterschiedlich ausgepragt sein Das Geschlechterverhaltnis ist bei vielen Arten deutlich zu Gunsten der Weibchen verschoben Bei manchen Arten konnten bis heute uberhaupt keine Mannchen gefunden werden was vermutlich an dem raschen Absterben nach der Befruchtung liegt Parthenogenese tritt nur bei wenigen Arten auf Die Begattung ist bei den Calanoida gut untersucht Das Mannchen greift mit seiner geknieten Antenne meist die rechte das Weibchen an den Furcalasten Das Mannchen dreht sich herum so dass die Kopfe in entgegengesetzte Richtungen weisen Mit dem rechten 6 Thorakopoden wird das Abdomen des Weibchens ergriffen und mit dem linken 6 Thorakopoden eine Spermatophore an das Abdomen angeheftet Bei der Eiablage entstehen Eisacke die dem Genitalsegment anhangen Dort verbleiben die Eier bis zum Schlupf der Naupliuslarve Ernahrung Bearbeiten nbsp Der Fischparasit Lernaeolophus sultanusDie Copepoda ernahren sich ausgesprochen vielseitig entsprechend den einzelnen Lebensweisen Alle Ernahrungsweisen lassen sich jedoch von einer rauberischen ableiten Es existieren etwa Filtrierer oder Arten die auch einzelne kleine Nahrungspartikel aktiv ergreifen konnen Viele Arten beherrschen jedoch beides Herbivore Arten konnen Algen herab zu einer Grosse von 5 µm filtrieren Carnivore Arten filtern Tiere von weniger als 30 50 µm grossere werden aktiv ergriffen Bei Kommensalen und Parasiten reicht die Bandbreite vom einfachen Abfallverwerter bis zum stationaren Blutsauger Als Nahrung dient den Filtrierern Detritus und das gesamte Spektrum an Phytoplankton wobei gewisse Arten je nach okologischen Bedingungen ganz spezifisch die Nahrung auswahlen Die Rauber nehmen samtliche Beute zu sich die sie uberwaltigen konnen Dies sind etwa gehauselose Protozoa andere Copepoda bis hin zu Fischbrut Ecto bzw Endoparasiten ernahren sich von Hautfetzen und Schleim bzw von der aufgenommenen Blutflussigkeit Okologie BearbeitenDie Copepoda sind vermutlich die individuenreichste Gruppe der Metazoa auf der Erde In den oberen Schichten fast aller Meeresoberflachen stellen sie 90 des gesamten Zooplanktons Da sie manchmal in dichten Schwarmen etwa 10 000 Individuen pro m bei Pseudocalanus Arten auftreten spielen sie fur die Ernahrung vieler wirtschaftlich genutzter Fische eine entscheidende Rolle Auch im Susswasser sind Copepoden die wichtigste Nahrungsquelle fur Fische Andererseits konnen carnivore Copepoda im Susswasser auch an der Fischbrut Schaden anrichten Die Nahrungskette ist sehr kurz da viele Copepoda sich vom Phytoplankton ernahren und dann direkt von Fischen verzehrt werden Tote Copepoda werden sehr schnell zersetzt Bei 22 C Wassertemperatur geschieht dies in drei Tagen Systematik Bearbeiten nbsp Eiersack eines Ruderfusskrebses Fur das Taxon gelten folgende Autapomorphien Fehlen von Komplexaugen wahrend aller Stadien der Entwicklung Cephalothorax Verschmelzung von Cephalon und 1 Thorakalsegment Intercoxale Platte Mediane Verbindung zwischen den Coxae eines Segments Antenna 1 bei den Mannchen als Greiforgan ausgebildet Bildung von Spermatophoren Samentasche Bildung von Eiersacken durch Drusensektrete der EileiterInnere Systematik Bearbeiten Die Copepoden stellen eine Unterklasse in der Klassifikation der Krebstiere Crustacea dar Huys amp Boxshall unterscheiden ursprunglich 10 Ordnungen wobei die Einteilung in Taxa gleichen Ranges auf Ordnungsebene problematisch ist 2 Die Einbeziehung der Ordnung Poecilostomatoida in die Cyclopoida die 2004 vorgeschlagen worden war 3 hat sich nicht durchgesetzt Somit ergeben sich fur die innere Systematik folgende 10 Ordnungen Platycopioida Calanoida Mormonilloida Siphonostomatoida Misophrioida Cyclopoida Poecilostomatoida Monstrilloida Harpacticoida GelyelloidaNach Huys amp Boxshall ergibt sich aus den Verwandtschaftsverhaltnissen folgendes Kladogramm Ruderfusskrebse Copepoda N N Calanoida N N N N Mormonilloida N N Harpacticoida N N Siphonostomatoida Monstrilloida N N Misophrioida N N Cyclopoida Gelyelloida PlatycopioidaQuellen und weiterfuhrende Informationen BearbeitenLiteratur Bearbeiten Der Artikel beruht hauptsachlich auf folgenden Unterlagen Hans Eckhard Gruner Lehrbuch der Speziellen Zoologie Arthropoda ohne Insecta Bd 1 4 Teil Gustav Fischer Stuttgart Jena 1993 Rony Huys Geoffrey Boxshall Copepod Evolution The Ray Society London 1991 Gregor Christoph Schwartze Mikrobereichsanalytik an marinen Biomineralisationsprodukten Copepoden des Sudpolarmeeres und der Nordsee Grin Verlag Munchen 2011 ISBN 978 3640854387Einzelnachweise Bearbeiten Boxshall G A amp T D Evstigneeva 1994 The evolution of species flocks of copepods in Lake Baikal a preliminary analysis In Martens K B Goddeeris amp G Coulter eds Speciation in Ancient Lakes Archiv fur Hydrobiologie Ergebn Limnology 44 235 245 Peter Ax Das System der Metazoa II Ein Lehrbuch der phylogenetischen Systematik Gustav Fischer Stuttgart Jena 1999 Geoff A Boxshall S H Halsey An Introduction to Copepod Diversity The Ray Society London 2004 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ruderfusskrebse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Ruderfusskrebse im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek World of Copepods Videos von Ruderfusskrebsen Calanoida Cyclopoida HarpacticoidaNormdaten Sachbegriff GND 4178609 9 lobid OGND AKS LCCN sh85032264 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ruderfusskrebse amp oldid 238406370