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Sexualdimorphismus lateinisch sexus Geschlecht und altgriechisch dimorfos dimorphos deutsch zweigestaltig 1 2 Geschlechts dimorphismus oder sekundares Geschlechtsmerkmal bezeichnet in der Biologie deutliche Unterschiede in der Erscheinung zwischen geschlechtsreifen mannlichen und weiblichen Individuen derselben Tier Art die nicht auf die Geschlechtsorgane bezogen sind 3 Beispiele sind unterschiedliche Korpergrosse oder Korperfarbung von Weibchen und Mannchen Unterschiedliche sekundare Geschlechts merkmale der Reiherente Aythya fuligula oben das Mannchen unten das Weibchen Inhaltsverzeichnis 1 Morphologie Unterschiede im Erscheinungsbild 1 1 Korpergrosse 1 2 Farbung 1 3 Unterschiedliche Organausbildungen 1 4 Zusatzliche Organbildungen 2 Ethologie Unterschiede im Verhalten 3 Erklarung der Unterschiede 3 1 Renschsche Regel 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Dokumentarfilme 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMorphologie Unterschiede im Erscheinungsbild Bearbeiten Hauptartikel Menschliche Geschlechtsunterschiede Bei vielen Tieren sind die mit der Geschlechtsreife sich herausbildenden sekundaren Geschlechtsmerkmale dauerhaft andere Arten zeigen den Sexualdimorphismus nur zur Paarungszeit Oft besteht ein Zusammenhang zwischen Geschlechtshormonen den sich dadurch bildenden unterschiedlichen Balzkleidern dem unterschiedlichen Verhalten bei der Paarung und der arbeitsteiligen elterlichen Fursorge um den Nachwuchs Die makroskopischen Sexualdimorphismen sind genetisch determiniert Die vielfaltigen physiologischen Unterschiede reichen vom Hormonsystem uber den allgemeinen Stoffwechsel bis zur Steuerung von Wachstumsprozessen und Ausbildung von Praferenzen Korpergrosse Bearbeiten nbsp Bei manchen Tiefsee Anglerfischen wie dem Rutenangler Cryptopsaras couesii ist das Zwergmannchen mit dem Weibchen dauerhaft verwachsenDie Mannchen sind grosser oder kleiner als die Weibchen Bei Saugetieren und vielen Vogeln sind haufig die Mannchen grosser als die Weibchen Dagegen ist bei Raubvogeln wie Greifvogeln und Eulen bei Reptilien Kroten und Gliederfussern das Weibchen oft grosser als das Mannchen Der Extremfall sind die Zwergmannchen Bei manchen Tiefseefischen wie den Tiefsee Anglerfischen degenerieren die Mannchen zu Anhangseln des Weibchens mit denen sie vollkommen verwachsen sind und uber deren Blutkreislauf sie mit ernahrt werden Ahnlich ist es beim Grunen Igelwurm bei dem die Zwergmannchen im Inneren des Weibchens leben und dort auch die Eier befruchten In der Biologie werden Modellorganismen verwendet die klaren Sexualdimorphismus in einfach zu messenden Charakteristika wie der Korpergrosse aufweisen um zu untersuchen wie sich diese gravierenden Unterschiede entwickeln Beispielsweise wird der Kafer C maculatus genutzt um zu verstehen wie genetische Mechanismen Sexualdimorphismus verursachen konnen und wie diese sich evolutionar entwickelt haben 4 Farbung Bearbeiten nbsp Schmetterlingsbuntbarsche Mannchen und Weibchen nbsp Die unterschiedliche Korperbehaarung erwachsener Frauen und Manner ist ein Geschlechtsdimorphismus Wenn die Korperoberflachen der Geschlechter sich farblich unterscheiden wird dies Sexualdichromatismus seltener auch Sexualdichroismus genannt beispielsweise die Gefiederfarbung bei Vogeln Fellfarbung bei Saugern Schuppenfarbung bei Fischen Unterschiede in der Farbung konnen dauerhafte Merkmale sein manche treten nur wahrend der Balz auf Unterschiedliche Organausbildungen Bearbeiten Bei manchen Tierarten bilden die Geschlechter unterschiedlich gestaltete Organe Diese konnen Waffen sein fur den Kampf zwischen den Mannchen z B das Gehorn von Schafen oder vergrosserte Eckzahne wie bei Wildschweinen Zweizahnwalen Moschustieren Merkmale um einen Geschlechtspartner aufmerksam zu machen z B der Hahnenkamm oder Duftdrusen fur Pheromone oder Schwanzfedern der Fasane oder Sensoren um die Reize eines Geschlechtspartners wahrzunehmen z B die Antennen der Schmetterlinge Bei Saugetieren konnen Mannchen und Weibchen unterschiedlich ausgepragte Korperbehaarung besitzen z B die Brust und Bartbehaarung des Menschen Mahne vieler Lowen auch Skelett und Muskulatur konnen unterschiedlich sein 5 6 Zusatzliche Organbildungen Bearbeiten Bei einigen Tierarten produziert eines der Geschlechter zusatzliche Organe Diese konnen Waffen sein fur Rivalitatskampfe z B das Geweih der Hirsche oder der Sporn der Hahne Merkmale um einen Geschlechtspartner aufmerksam zu machen z B das Pfauenrad oder Leuchtorgane bei Leuchtkafern oder Organe zur Brutpflege z B voll ausgebildete Milchdrusen bei weiblichen Saugetieren ausserlich erkennbar als weibliche Brust oder Euter Bruttaschen bei Seenadeln oder Marsupium der Asseln oder Stachelhautern Ethologie Unterschiede im Verhalten BearbeitenHaufig zeigen die Geschlechter unterschiedliche Verhaltensweisen Diese werden als tertiare Geschlechtsmerkmale bezeichnet 7 8 Die Unterschiede verstarken sich oft wahrend der Balz meist stehen sie in direktem Zusammenhang mit der Partnersuche und Partnerwahl Ein Beispiel ist der Gesang der Singvogelmannchen Dazu konnen auch langwierige Verhaltensmuster zum Bau von Einrichtungen durch eines der Geschlechter gehoren wie Nestbau fur die kommende Brutpflege z B durch Spechte oder Siamesische Kampffische oder auch fur die Balz geeignete Vorrichtungen wie Lauben durch Laubenvogel Erklarung der Unterschiede Bearbeiten nbsp Sexuelle Selektion fuhrte zum Geschlechtsdimorphismus beim Hirschkafer Lucanus cervus links das Mannchen rechts das Weibchen Ursachlich fur alle sekundaren Geschlechtsmerkmale sind geschlechts spezifische Selektionsdrucke welche sowohl ausserer naturlicher wie sexueller Selektion unterliegen 9 Bei vielen Arten mit promiskem Verpaarungsverhalten konnen Mannchen potentiell deutlich mehr Nachkommen zeugen als die Weibchen Die Weibchen dieser Arten zeigen bei der Partnerwahl ein wahlerischeres Verhalten als die Mannchen Es erhoht die biologische Fitness der Nachkommen der Weibchen wenn sie bei diesem Paarungs verhalten solche Mannchen auswahlen deren Merkmale eine besonders hohe Qualitat aufweisen Dies wiederum fuhrt dazu dass sich vorwiegend Mannchen mit starker Auspragung dieser Merkmale verpaaren woraus ein sexuell bedingter Selektionsdruck entsteht Umgekehrt steigert es den Erfolg der Mannchen wenn sie sich mit moglichst vielen Weibchen verpaaren woraus ebenfalls ein entsprechender Selektionsdruck entsteht Fur den Bruterfolg ist es vorteilhaft wenn der Nachwuchs vor Pradatoren geschutzt aufwachst Brutpflegende Eltern sind daher in ihrem Habitat meist unauffallig und gut getarnt Erfolgt die Brutpflege nur durch einen Elternteil so stellt diese Verhaltensweise einerseits einen ethologischen Sexualdimorphismus dar und begunstigt andererseits die Ausbildung weiterer Sexualdimorphismen da die Erfordernisse an die Brutpflege geschlechtsspezifisch wirksam sind Ein ausgepragter Geschlechtsdimorphismus kann auch ein Mass fur den Grad der ethologischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern darstellen haufig betrifft dies Unterschiede im Paarungsverhalten wie Polygynie oder seltener Polyandrie Es gibt eine Reihe von Arten bei denen die Weibchen grosser sind als die Mannchen weil das Weibchen eine grosse Anzahl von Eiern legt wie beispielsweise bei Insektenkoniginnen oder es ihre Gebarfahigkeit erhoht Eine weitere Erklarung kommt ohne erkennbaren Nachweis eines deutlichen Vorteils aus und macht primar eine sich selbst verstarkende sexuelle Praferenz verantwortlich 10 Beispielsweise wurde der Einfluss der sexuellen Praferenz fur bestimmte Korpergrossen bei riffbewohnenden Fischen untersucht 10 Renschsche Regel Bearbeiten Die Renschsche Regel 1950 von dem deutschen Zoologen Bernhard Rensch formuliert 10 11 ist eine allometrische Regel zum geschlechtsspezifischen Grossenunterschied bei Tieren Sie besagt dass unter verwandten Arten Grossenunterschiede bei grosseren Arten deutlicher sind und dass bei grossen Arten die Mannchen bei kleinen Arten die Weibchen tendenziell grosser sind 12 Zu den Tiergruppen die diesem Muster folgen gehoren insbesondere Reptilien 13 aber auch Primaten Robben Paarhufer 14 Kustenvogel 11 15 Kolibris und blutenbesuchende Milben 16 Siehe auch BearbeitenDimorphismus zwei verschiedene Erscheinungsvorkommen bei derselben Art Polymorphismus mehrere Genvarianten innerhalb einer Population Literatur BearbeitenCharles Darwin Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl 2 Bande 3 ganzlich umgearbeitete Auflage aus dem Englischen ubersetzt von Julius Victor Carus In Ch Darwin s gesammelte Werke Band 5 und 6 Schweizerbart sche Verlagshandlung Koch Stuttgart 1875 Band 1 und Band 2 bei Wikisource Ronald Fisher The Genetical Theory of Natural Selection Oxford University Press New York 1930 englisch Neuauflage 1999 ISBN 0 19 850440 3 Matt Ridley Eros und Evolution Die Naturgeschichte der Sexualitat Droemer Knaur Munchen 1998 ISBN 3 426 77315 5 Dokumentarfilme BearbeitenVeronique Kleiner Warum sind Frauen kleiner als Manner ARTE France Frankreich 2013 52 Minuten Info bei Arte internationale Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen zur Evolutionsgeschichte Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sexualdimorphismus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Sexualdimorphismus Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Gerhard Medicus Fragen zur Geschlechterdifferenz eine verhaltensbiologische Annaherung PDF 108 kB 2000 abgerufen am 25 Januar 2014 8 Seiten siehe dazugehorige Quelle Ubersicht Richtlinie Gerhard Medicus Sigrid Hopf Ethologie Biopsychologie der Geschlechterdifferenz In Einfuhrung in die Humanethologie Universitat Innsbruck 1995 abgerufen am 25 Januar 2014 PDF Dokumente Einzelnachweise Bearbeiten Erich Pertsch Langenscheidts Grosses Schulworterbuch Lateinisch Deutsch Langenscheidt Berlin 1978 ISBN 3 468 07201 5 Wilhelm Gemoll Griechisch Deutsches Schul und Handworterbuch Freytag Holder Pichler Tempsky Munchen Wien 1965 Sexualdimorphismus In Lexikon der Biologie Band 7 Herder Freiburg Philipp Kaufmann Matthew E Wolak Arild Husby Elina Immonen Rapid evolution of sexual size dimorphism facilitated by Y linked genetic variance In Nature Ecology amp Evolution Band 5 Nr 10 Oktober 2021 ISSN 2397 334X S 1394 1402 doi 10 1038 s41559 021 01530 z nature com abgerufen am 28 Oktober 2022 Thomas F Lang The Bone Muscle Relationship in Men and Women In Hindawi Journal of Osteoporosis 5 Oktober 2001 Ego Seemann Sexual Dimorphism in Skeletal Size Density and Strength In The Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism 1 Oktober 2001 Bernhard Rensch Die stammesgeschichtliche Sonderstellung des Menschen 1957 S 33 Wolfgang Clauss Cornelia Clauss Humanbiologie kompakt Bachelor Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2009 ISBN 978 3 8274 1899 9 S 348 Brian J Olsen Russell Greenberg Jeffrey R Walters Robert C Fleischer Sexual dimorphism in a feeding apparatus is driven by mate choice and not niche partitioning In Behavioral Ecology Band 24 Nr 6 2013 S 1327 1338 doi 10 1093 beheco art071 a b c Stefan P W Walker Mark I McCormick Sexual selection explains sex specific growth plasticity and positive allometry for sexual size dimorphism in a reef fish In Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences Band 276 Nr 1671 22 September 2009 3335 3343 doi 10 1098 rspb 2009 0767 a b James Dale Peter O Dunn Jordi Figuerola Terje Lislevand Tamas Szekely Linda A Whittingham Sexual selection explains Rensch s rule of allometry for sexual size dimorphism In Proceedings of the Royal Society B Biological Sciences Band 274 Nr 1628 7 Dezember 2007 S 2971 2979 doi 10 1098 rspb 2007 1043 Ehab Abouheif Daphne J Fairbairn A comparative analysis of allometry for sexual size dimorphism assessing Rensch s rule In American Naturalist Band 149 Nr 3 Marz 1997 S 540 562 JSTOR 2463382 Robert M Cox Marguerite A Butler Henry B John Alder The evolution of sexual size dimorphism in reptiles PDF In Sex Size and Gender Roles Evolutionary Studies of Sexual Size Dimorphism 2007 S 38 49 D J Fairbairn Allometry for sexual size dimorphism Pattern and process in the coevolution of body size in males and females In Annual Review in Ecology and Systematics 28 1997 S 659 687 JSTOR 2952508 Tamas Szekely Robert P Freckleton John D Reynolds Sexual selection explains Rensch s rule of size dimorphism in shorebirds In Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America Band 101 Nr 33 2003 S 12224 12227 doi 10 1073 pnas 0404503101 R K Colwell Rensch s rule crosses the line convergent allometry of sexual size dimorphism in hummingbirds and flower mites In The American Naturalist Band 156 2000 S 496 510 JSTOR 10 1086 303406 nbsp Dieser Artikel ist als Audiodatei verfugbar source source Speichern 8 29 min 17 1 MB Text der gesprochenen Version 12 Januar 2017 Mehr Informationen zur gesprochenen Wikipedia Normdaten Sachbegriff GND 4071781 1 lobid OGND AKS LCCN sh85120580 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sexualdimorphismus amp oldid 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