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Die Tiefsee Anglerfische oder Tiefseeangler Ceratioidei sind eine Unterordnung von Tiefseefischen und mit etwa 160 Arten das artenreichste Taxon der Wirbeltiere im Bathypelagial 1000 bis 4000 Meter Tiefe Tiefsee AnglerfischeTiefsee Anglerfische aus verschiedenen Familien A Centrophrynidae Centrophryne spinulosa B Ceratiidae Cryptopsaras couesii C Himantolophidae Himantolophus appelii D Diceratiidae Diceratias trilobus E Diceratiidae Bufoceratias wedli F Diceratiidae Bufoceratias shaoi G Melanocetidae Melanocetus eustales H Thaumatichthyidae Lasiognathus amphirhamphus I Thaumatichthyidae Thaumatichthys binghami J Oneirodidae Chaenophryne quasiramifera SystematikUnterkohorte NeoteleosteiAcanthomorphataStachelflosser Acanthopterygii Barschverwandte Percomorphaceae Ordnung Armflosser Lophiiformes Unterordnung Tiefsee AnglerfischeWissenschaftlicher NameCeratioideiSkelett und Korperumriss eines weiblichen Himantolophus groenlandicusGigantactis sp Lasiognathus amphirhamphusMelanocetus johnsonii nach einer Mahlzeit Praparat im Natural History Museum in LondonSie kommen in allen Weltmeeren unterhalb von 300 Meter Tiefe vor Die Tiefsee Anglerfische bestehen aus elf verschiedenen Familien und werden zur Ordnung der Armflosser Lophiiformes gezahlt Im Unterschied zu allen anderen Armflossern die bodenbewohnend sind leben die Tiefsee Anglerfische pelagisch Abgesehen von morphologischen Untersuchungen an Totfangen sind die Tiefsee Anglerfische wenig erforscht Beobachtungen an lebenden Fischen sind selten Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 2 Merkmale 2 1 Weibchen 2 2 Mannchen 2 3 Leuchtorgane 3 Sexualparasitismus 4 Aussere Systematik 5 Innere Systematik 6 Sonstiges 7 Quellen 7 1 Literatur 7 2 Weblinks 7 3 EinzelnachweiseVerbreitung BearbeitenTiefsee Anglerfische kommen in der Tiefsee aller Ozeane vor vom Arktischen Ozean bis zum Sudlichen Ozean Einige Arten haben eine weltweite Verbreitung wahrend das Verbreitungsgebiet anderer sehr klein und raumlich sowie auch vertikal sehr beschrankt ist Im Meso 200 bis 1000 Meter Tiefe und Bathypelagial 1000 bis 4000 Meter sind sie die Hauptcarnivoren und okologisch wichtig Merkmale BearbeitenTiefsee Anglerfische sind rundliche Fische mit fulligen Korpern verhaltnismassig grossen Kopfen und kraftigen mit langen Fangzahnen besetzten Maulern Der Korper ist in den meisten Fallen schuppenlos die Haut kann aber mit Papillen oder Stacheln bedeckt sein Weibchen erreichen Korperlangen zwischen 6 cm und 1 2 m Tiefsee Anglerfische sind normalerweise dunkelbraun bis schwarzlich gefarbt bei der Gattung Haplophryne aus der Familie der Linophrynidae ist die Haut unpigmentiert und transparent Das Palatinum und das Basihyale ein Element zwischen den Zungenbeinen fehlen bei ausgewachsenen Weibchen Auch die Pseudobranchie fehlt Uberreste sind nur noch bei einigen Gigantactis Arten vorhanden Das Supraoccipitale ein Schadelknochen liegt mittig hinter den Frontalia und zwischen den Parietalia Die Frontalia sind nicht zusammengewachsen Die unteren Pharyngealia sind reduziert und zahnlos Tiefsee Anglerfische besitzen 19 bis 24 Wirbel Tiefsee Anglerfische zeigen einen extremen Sexualdimorphismus und unterscheiden sich damit von ihren benthischen bodenbewohnenden Verwandten aus der Ordnung der Armflosser Die winzigen Mannchen Zwergmannchen die man zunachst fur Larven oder Jungfische hielt erreichen oft nur 5 bis 10 Prozent der Weibchengrosse Bei Ceratias holboelli sind die Weibchen sechzig Mal grosser als die Mannchen und mit einer Lange von maximal 1 20 Metern die grossten Tiefseeangler Weibchen besitzen eine Angel Illicium mit anhangendem Koder Esca der ublicherweise mit einem Leuchtorgan ausgestattet ist Bei Weibchen konnen Leuchtorgane auch an anderen Stellen vorhanden sein Eine Schwimmblase fehlt Die Flossenformel ist fur mannliche und weibliche Tiefsee Anglerfische gleich Innerhalb der Uberfamilie ist sie sehr variabel Fur die meisten Familien gilt Dorsale 3 8 Anale 3 7 Pectorale 12 30 Ventrale 2 5 Caudale 9 Davon abweichend haben die Neoceratiidae 11 bis 13 Flossenstrahlen in der Ruckenflosse und 10 bis 13 in der Afterflosse Bei den Melanocetidae sind es 12 bis 22 Flossenstrahlen in der Ruckenflosse bei den Caulophrynidae ebenfalls sowie 5 bis 19 in der Afterflosse Ctenochirichthys hat 28 bis 30 Brustflossenstrahlen Die Schwanzflosse hat 8 Flossenstrahlen bei Cryptopsaras und 10 bei den Neoceratiidae Sie ist bei fast allen Familien abgerundet bei grossen Individuen der Ceratiidae endet sie in runden mit Haut bedeckten Verknocherungen Bauchflossen fehlen bei ausgewachsenen Tiefsee Anglerfischen und sind nur noch bei den Larven und kurz nach der Metamorphose bei den Caulophrynidae vorhanden Beckenknochen fehlen oder sind reduziert Die Flossenstrahlen der unpaaren Flossen sind manchmal stark verlangert vor allem bei den Weibchen von Caulophrynidae und Gigantactinidae und oft nicht durch Flossenmembran verbunden oder die Flossenmembran ist extrem dunn und transparent Alle Flossen werden nur von Weichstrahlen gestutzt eine von Flossenstacheln gestutzte Ruckenflosse fehlt Der erste Ruckenflossenstachel ist bei den Weibchen zu einer Angel Illicium mit anhangendem Koder Esca umgewandelt und befindet sich auf der Oberseite des Kopfes Der zweite ist bis auf einen winzigen Rest reduziert und von Haut uberwachsen teilweise auch mit der Oberseite des Flossentragers verwachsen und unmittelbar hinter dem Illicium liegend Beide Ruckenflossenstacheln werden von einem einzigen Flossentrager gestutzt Weibchen Bearbeiten Der Korper der Weibchen ist meist rundlich und kurz bei den Thaumatichthyidae Centrophrynidae Ceratiidae Gigantactinidae Neoceratiidae und einigen Oneirodidae aber langgestreckt und seitlich abgeflacht Der Kopf nimmt normalerweise mehr als 40 Prozent der Standardlange ein aber nur ein Viertel bei den Arten mit langgestrecktem Korper Wie bei anderen Armflossern ist das Maul extrem gross Die Lange der Pramaxillare reicht von 10 Prozent der Standardlange bei einigen Gigantactinidae bis zu 40 Prozent bei einigen Linophrynidae Die Maulspalte steht fast horizontal bei Thaumatichthyidae Centrophrynidae und Gigantactinidae fast vertikal bei Melanocetidae und Ceratiidae Kiemenreusenstrahlen sind auf den Kiemenbogen II und III als Holobranchien Kiemenbogen die sowohl an der vorderen als auch der hinteren Seite respiratorische Filamente tragen vorhanden und reichen bei einigen Familien Caulophrynidae Himantolophidae Melanocetidae Diceratiidae einige Oneirodidae Centrophrynidae und Neoceratiidae als Hemibranchien respiratorische Filamente nur an einer Seite auch auf Kiemenbogen I und IV Mannchen Bearbeiten nbsp Haplophryne mollis Weibchen mit zwei ZwergmannchenMannchen werden in den meisten Fallen nur wenige Zentimeter lang Zwergmannchen aus der Familie Linophrynidae erreichen nur eine Lange von 6 bis 10 mm und zahlen damit zu den kleinsten Wirbeltieren uberhaupt Sie sind noch kleiner als die Karpfenartigen der Gattung Paedocypris und die Grundelartigen der Gattung Schindleria Der Korper der Tiefseeanglermannchen ist langgestreckt der Kopf kurzer als 40 Prozent der Standardlange die Lange der Pramaxillare macht weniger als 15 Prozent der Standardlange aus Das Maul steht horizontal Die kopfstandigen Ruckenflossenstacheln die bei den Weibchen die Esca bilden sind stark reduziert die Uberreste sind von Haut bedeckt Leuchtorgane fehlen Augen und Geruchsorgan sind bei den meisten Arten stark vergrossert Letztere dienen dazu die artspezifischen Pheromone aufzuspuren die von den Weibchen abgegeben werden Die normale Bezahnung geht wahrend der Metamorphose verloren und wird durch hakenformige Zahne in der Schnauzenspitze ersetzt die dazu dienen sich in der Haut der Weibchen festzubeissen nbsp Leuchtorgan einer Gigantactis ArtLeuchtorgane Bearbeiten Weibliche Tiefsee Anglerfische unterscheiden sich von ihren in flacheren Meeresregionen lebenden Verwandten z B den vor allem in Korallenriffen lebenden Anglerfischen Antennariidae durch den Besitz eines Leuchtorgans an der als Beuteattrappe fungierenden Esca Nur die Weibchen der Familie Caulophrynidae der Gigantactiniden Gattung Rhynchactis und die von Neoceratias spinifer sind ohne Leuchtorgane Form Grosse und Anzahl der Anhange und Filamente der Esca sind ein wichtiges Merkmal um die verschiedenen Arten voneinander zu unterscheiden Die innere Struktur der Esca ist kompliziert und beinhaltet eine verwirrende Vielfalt von Blaschen die mit lumineszierenden Bakterien gefullt sind von Licht absorbierenden Schichten Pigmenten reflektierendem Gewebe rohrenformigen lichtleitenden Strukturen Nerven Blutgefassen und Muskelfasern Es spricht einiges dafur dass die Esca auch Pheromon produzierende Drusen enthalt die dazu dienen Mannchen anzulocken nbsp Linophryne pennibarbata mit KinnbartelNeben dem Leuchtorgan der Esca besitzen alle Arten der Gattung Linophryne Linophrynidae eine kompliziert gebaute Bartel am Zungenbein Hyoid Das Licht der Bartel stammt nicht von lichtproduzierenden Bakterien sondern von einem zwischen den Zellen liegenden fotogenen Granulat Das Leuchtorgan der Hyoidbartel hat sich aus dem Mesoderm entwickelt wahrend das Licht der Esca praktisch ausserhalb des Korpers von Bakterien produziert wird Die unabhangige Entwicklung von zwei verschiedenen lichtproduzierenden Mechanismen bei der Gattung Linophryne ist einzigartig in der Tierwelt Sexualparasitismus Bearbeiten nbsp Ceratias holboelli Weibchen mit Zwergmannchen Praparat im Zoologischen Museum der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt PetersburgIn einigen Familien und Gattungen bei den Caulophrynidae Ceratiidae Neoceratiidae Centrophrynidae 1 Linophrynidae und den Oneiroden Gattungen Bertella und Leptacanthichthys wachsen Haut und Blutkreislauf der Partner zusammen die Mannchen leben fortan fest mit den Weibchen verbunden Parabiose Das dauerhafte Anwachsen erfolgt durch zwei getrennte Auswuchse von der Spitze des Ober und Unterkiefers des Mannchens die beide schliesslich mit der Haut des Weibchens verschmelzen Bei einigen Arten wachst die Haut des Weibchens in das mannliche Maul und kleidet schliesslich den gesamten Schlund aus So entsteht ein langlicher zylindrischer Stiel mit dem das Mannchen an das weibliche Gewebe festgewachsen ist Die Kopfe der Mannchen konnen bei anderen Arten auch grossflachig von der Unterkieferspitze bis zum Hinterschadel mit der Haut der Weibchen verschmelzen Sie sind von da an vollig unfahig sich selbstandig zu ernahren und werden ahnlich wie Embryonen in der Gebarmutter der Saugetiere durch den Blutkreislauf des Weibchens ernahrt Angewachsene Zwergmannchen legen noch deutlich an Grosse zu auch verglichen mit der Lange frei lebender Mannchen der gleichen Art Sie laichen mit den Weibchen und sterben mit dem Tod der Weibchen Bei vielen Arten ist ein angewachsenes Zwergmannchen pro Weibchen die Normalitat bei anderen konnen es mehrere sein Der Rekord beobachteter Exemplare liegt bei acht Zwergmannchen an einem Weibchen Das Anwachsen ist seit den 1920er Jahren bekannt und wird in vielen angelsachsischen Veroffentlichungen als Sexualparasitismus bezeichnet hat jedoch mit der Definition von Parasitismus nichts zu tun Die physiologischen Vorgange die den Vorgang erlauben sind bisher nicht erforscht worden und konnten fur Biomedizin Immunologie und Endokrinologie von Bedeutung sein 2 Laut aktueller Forschung ist die Eiweissabwehr bei den Fischen mit Sexualparasitismus nicht ausgepragt 3 nbsp Seekroten wie Chaunax stigmaeus sind die nachsten Verwandten der TiefseeanglerAussere Systematik BearbeitenDie Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Armflosser zeigt folgendes Kladogramm 4 Lophiiformes Seeteufel Lophioidei Fuhlerfischahnliche Antennarioidei Seefledermause Ogcocephalioidei Seekroten Chaunacoidei Tiefsee Anglerfische Ceratioidei Innere Systematik BearbeitenDas Kladogramm zeigt die innere Systematik der Tiefsee Anglerfische 4 Ceratioidei Schwarzangler Melanocetidae Peitschennasen Angler Gigantactinidae Rutenangler Ceratiidae Teufelsangler Linophrynidae Thaumatichthyidae Facherflosser Caulophrynidae Peitschenangler Himantolophidae OneirodidaeVorlage Klade Wartung StyleDie dargestellten Verwandtschaftsverhaltnisse sind noch nicht vollstandig gesichert Drei Familien fehlen hier da von diesen keine DNA vorlag um die phylogenetische Stellung zu ermitteln 4 Die Unterordnung der Tiefsee Anglerfische beinhaltet etwa 165 Arten aus elf Familien die im folgenden gelistet werden Facherflosser Caulophrynidae Rutenangler Ceratiidae Centrophrynidae Doppelanglerfische Diceratiidae Peitschennasen Angler Gigantactinidae Peitschenangler Himantolophidae Teufelsangler Linophrynidae Schwarzangler Melanocetidae Neoceratiidae Oneirodidae ThaumatichthyidaeSonstiges BearbeitenDie Munze Osterreich verausgabt am 13 September 2023 eine 3 Euro Munze mit dem Abbild eines Teufels Anglerfisches Das Bild des Fisches wird erst unter UV Beleuchtung fluoreszierend vor schwarzem Hintergrund sichtbar 5 Quellen BearbeitenDie Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil der unter Weblinks angegebenen Seite des Anglerfischexperten Theodore W Pietsch beim Tree of Life Web Project Daruber hinaus wurden folgende Quellen benutzt Literatur Bearbeiten Kurt Fiedler Fische Lehrbuch der Speziellen Zoologie Bd 2 Wirbeltiere Tl 2 Gustav Fischer Jena 1991 ISBN 3 334 00338 8 Joseph S Nelson Fishes of the World 4th edition John Wiley amp Sons Hoboken NJ u a 2006 ISBN 0 471 25031 7 E O Wiley G David Johnson A teleost classification based on monophyletic groups in Joseph S Nelson Hans Peter Schultze Mark V H Wilson Origin and Phylogenetic Interrelationships of Teleosts Verlag Dr Friedrich Pfeil Munchen 2010 ISBN 978 3 89937 107 9 Weblinks Bearbeiten Theodore W Pietsch amp Christopher P Kenaley Ceratioidei Seadevils Devilfishes Deep sea Anglerfishes 2007 The Tree of Life Web Project Hildegard Kaulen Immunsystem von Tiefseefischen Bis dass der Tod sie scheidet In FAZ net 8 August 2020 abgerufen am 12 August 2020 Einzelnachweise Bearbeiten Sofia Vieira Manuel Biscoito Helena Encarnacao Joao Delgado Theodore W Pietsch Sexual Parasitism in the Deep sea Ceratioid Anglerfish Centrophryne spinulosa Regan and Trewavas Lophiiformes Centrophrynidae In Copeia Band 2013 Nr 4 30 Dezember 2013 ISSN 0045 8511 S 666 669 doi 10 1643 CI 13 035 bioone org abgerufen am 25 Marz 2023 M P Black M S Grober Group sex sex change and parasitic males sexual strategies among the fishes and their neurobiological correlates In Annual Review of Sex Research Band 14 Nr 1 2003 S 160 184 online PDF 3 4 MB Sexualparasitismus mit medizinischer Relevanz wissenschaft de In wissenschaft de 30 Juli 2020 wissenschaft de abgerufen am 2 August 2020 a b c Pamela B Hart Rachel J Arnold Fernando Alda Christopher P Kenaley Theodore W Pietsch Destinee Hutchinson Prosanta Chakrabarty Evolutionary Relationships Of Anglerfishes Lophiiformes Reconstructed Using Ultraconserved Elements Molecular Phylogenetics and Evolution Marz 2022 107459 doi 10 1016 j ympev 2022 107459 Leuchtende Meereswelten Tiefsee Anglerfisch muenzeoesterreich at abgerufen 12 September 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tiefsee Anglerfische amp oldid 239189649