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Die Kladistik altgriechisch klados klados Zweig oder phylogenetische Systematik ist eine Methodik der biologischen Systematik und Taxonomie auf der Basis der Evolutionsbiologie Sie wurde von dem deutschen Entomologen Willi Hennig in den 1950er Jahren in ihren Grundzugen umrissen und in seinem Lehrbuch Phylogenetic Systematics 1966 beschrieben Der Ausdruck Kladistik fur diese Methode die auf der Verwendung von Kladen genannten geschlossenen Abstammungsgemeinschaften beruht wurde ursprunglich von dem bedeutenden Evolutionsbiologen Ernst Mayr eingefuhrt der damit die von Hennig selbst phylogenetische Systematik genannte Methodik aber nicht neutral beschreiben sondern kritisieren wollte 1 2 Insbesondere im deutschen Sprachraum hatte daher der Ausdruck Kladistik lange Zeit einen negativen Beiklang und wurde von den Befurwortern der Methode gemieden Hennig selbst verwendete ihn etwa nur in Anfuhrungszeichen 3 Durch die Verwendung von cladistics im englischen Sprachraum ohne diese wertende Farbung wird er heute meist ohne wertenden Beiklang gebraucht So gibt die Willi Hennig Society ihre Zeitschrift unter dem Titel Cladistics heraus 4 Die kladistische Methodik auf der Basis von Apomorphien schematische Darstellungen Diagramme phylogenetischer Verwandtschaftsbeziehungen sogenannte Kladogramme als Grundlage der biologischen Systematik zu konstruieren ist heute allgemein akzeptierter Standard in der Biologie alternative Konzepte wie die Phanetik sind nur noch von historischem Interesse Die Kladistik auch als ausschliessliche taxonomische Methode zu verwenden ist zwar uberwiegender wissenschaftlicher Standard wird aber von einer Gruppe Biologen bis heute kritisiert und von ihnen selbst nicht praktiziert 5 Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung 2 Kladogramme 2 1 Kladogramm der Saugetiere 2 2 Kladogramm Mensch Gorilla und Schimpanse 2 3 Topologie 3 Konstruktion von Kladogrammen 4 Biologische Systematik 5 Kladistischer Status von Taxa 5 1 Monophyletisch 5 2 Paraphyletisch 5 3 Polyphyletisch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseZielsetzung BearbeitenDie phylogenetische Systematik bezweckt ein System der Organismen zu erstellen das ausschliesslich auf phylogenetischer Verwandtschaft basiert Da tatsachlich wie von der Evolutionstheorie uberzeugend begrundet alle Organismen miteinander verwandt sind Deszendenztheorie gibt es dabei nur ein korrektes System das die tatsachlich auf der Erde abgelaufene Evolution abbilden wurde Da aber diese naturliche Verwandtschaft auf Vorgangen beruht die Jahrmillionen in der Vergangenheit liegen kann sie nicht direkt beobachtet sondern nur aus Indizien erschlossen werden Die Aufgabe der Systematik besteht darin dieses naturliche System zu finden Neue taxonomische Gruppen wie zum Beispiel neue Arten sind dabei dadurch entstanden dass schon bestehende Arten sich aufgespalten haben indem verschiedene Populationen innerhalb einer Art sich auseinanderentwickelt haben vgl Artbildung Alle hoheren taxonomischen Einheiten Gruppen wie die Wirbeltiere die Saugetiere die Blutenpflanzen gehen dabei letztlich auch ursprunglich einmal auf einzelne Stammarten zuruck so dass fur die hoheren Einheiten Makroevolution kein anderes System benotigt wird als fur die tieferen Mikroevolution 6 Gruppen innerhalb eines auf Verwandtschaft basierenden Systems sind jedoch nicht immer leicht erkennbar wenn die Organismen nur nach ihrer Ahnlichkeit zueinander klassifiziert werden Eine Stammgruppe kann sich in zwei Gruppen von Nachkommen evolutiv aufspalten von denen eine ihren Ahnen relativ ahnlich sieht wahrend eine andere radikal anders aussehen kann Beispielsweise bilden die Vorfahren der heute lebenden Quastenflosser der Lungenfische und der Landwirbeltiere eine gemeinsame Verwandtschaftsgruppe deren Vorfahr einem Quastenflosser weitaus ahnlicher sah als einem Menschen oder einem Elefanten Zudem ahnelt der Quastenflosser in der generellen Korpergestalt anderen Fischen weitaus starker als den Landwirbeltieren mit denen er naher verwandt ist als mit diesen Da beide von gemeinsamen ebenfalls fischahnlichen Vorfahren abstammen sind sie naturlich auch wenn auch etwas entfernter miteinander verwandt Das heisst Solche Gruppen sind nicht immer monophyletisch Die Gruppe der Fische beispielsweise basiert auf phylogenetischer Verwandtschaft aber trotzdem sind die Fische keine monophyletische Gruppe Fische enthalten als Nachfahren alle anderen Wirbeltiere Eine Kladistik ist eine spezielle phylogenetische Systematik bei der alle Gruppen auch monophyletisch sind Eine monophyletische Gruppe auch Klade genannt enthalt alle Nachfahren einer Stammart sowie die Stammart selbst jedoch keine Arten die nicht Nachfahren dieser Stammart sind Die Merkmalsausstattung der Stammart entspricht dem wahrend der Analyse zu rekonstruierenden Grundmuster Grundlage fur die Erstellung monophyletischer Gruppen sind gemeinsame abgeleitete Merkmale so genannte Synapomorphien Das Grundmuster reprasentiert die Gesamtheit der nicht abgeleiteten Merkmale Plesiomorphien der Gruppen Im Gegensatz zum idealen Bauplan welcher die Gesamtheit aller Merkmale einer Gruppe in sich vereint entspricht also der Grundplan dem Korperbau und der Merkmalsauspragung einer Art die real existiert hat Das Ergebnis einer kladistischen Analyse ist eine Verwandtschaftshypothese die als Kladogramm dargestellt wird Hennig bezeichnet das Kladogramm als Argumentationsschema der phylogenetischen Systematik Anders als ein Stammbaum hat das Kladogramm nur terminale Taxa Es lasst damit also nicht die Entwicklung einer rezenten Form aus einer anderen zu oder anders ausgedruckt keine rezente lebende Art kann und darf Stammart einer anderen rezenten Art sein Fossile Arten konnen in ein Kladogramm integriert werden sie bilden dann aber ebenfalls terminale Taxa Das bedeutet die Zuordnung einer fossilen Art als der tatsachlichen Stammart wird vermieden Knoten eines Kladogramms stellen die Stammart der beiden aus ihr hervorgehenden Schwestergruppen dar Autapomorphien der jeweiligen Schwestergruppen sind abgeleitete Merkmale die allen Taxa dieser Gruppe gemeinsam sind und die bei der Schwestergruppe nicht auftreten Phylogenetische Systematik ist eine historische Wissenschaft da man die Phylogenese der Organismen nicht beobachten sondern nur rekonstruieren kann Daher werden alle Verwandtschaftshypothesen immer nicht experimentell zu bestatigende Hypothesen bleiben Die phylogenetische Systematik versucht widerspruchsfreie Hypothesen aufzustellen und Verwandtschaftshypothesen die miteinander in Konflikt stehen aufzulosen Die Methodik der phylogenetischen Systematik gibt dem Wissenschaftler ein Instrumentarium an die Hand das es ihm erlaubt seine Argumentation reproduzierbar darzulegen Kladogramme Bearbeiten nbsp Prinzip des Kladogramms beide Darstellungen sind hinsichtlich ihrer Aussage identisch Die Darstellung der Verwandtschaftsverhaltnisse erfolgt in so genannten Kladogrammen Diese unterscheiden sich von evolutionaren Stammbaumen in den folgenden Punkten Bei einer Verzweigung gibt es immer nur zwei Aste dichotome Verzweigung Die Verzweigungen werden nicht gewichtet man hat also kein Mass fur die Anderung um es in einem Kladogramm darzustellen In evolutionaren Stammbaumen kann man ein solches Mass in unterschiedlichen Streckenlangen fur Abzweigungen darstellen siehe auch Divergenz Es gibt keine absolute Zeitachse Alle Artspaltungsereignisse werden so realistisch wie moglich dargestellt Jeder Ast ist durch ein abgeleitetes Merkmal begrundet Was dieses Merkmal jeweils sein soll ist Gegenstand der Forschung So kann man zum Beispiel Plazentatiere uber ihre Plazenta von den Beuteltieren unterscheiden diese wiederum besitzen gegenuber den Plazentatieren z B eine Reduktion der ausgebildeten Milchzahne Der namensgebende Beutel ist allerdings keine Synapomorphie sondern ist innerhalb der Beuteltiere mehrfach entstanden Konvergenz auch besitzen nicht alle Beuteltiere einen Beutel bzw einige haben ihn reduziert Kladogramm der Saugetiere Bearbeiten Dieser Zusammenhang soll hier am Beispiel eines vereinfachten Kladogramms der Saugetiere dargestellt werden Saugetiere Milchzitzen Theria Milchzahne reduziert Beuteltiere Plazenta Plazentaria Kloake MonotremataWichtig ist dass alle Aste mindestens eine Autapomorphie aufweisen Merkmale des Grundmusters konnen innerhalb der Gruppe wieder verloren gehen Dies ist dann eine Autapomorphie des betroffenen Taxons Ein Beispiel hierfur ist der sekundare Verlust der Flugel bei vielen Fluginsekten Pterygota Kladogramm Mensch Gorilla und Schimpanse Bearbeiten Charles Darwin nahm an dass zwischen den unten aufgefuhrten Arten die nachste Verwandtschaft zwischen Gorillas und Schimpansen bestehe und der Mensch eine Sonderstellung habe Stephen Jay Gould sah Indizien dafur dass Menschen und Schimpansen sich am nachsten stehen und sich die Gorillas in der Entwicklungsgeschichte fruher abgespalten haben Schimpansen Menschen Gorillas andere MenschenaffenKladogramm nach Mark Abraham Topologie Bearbeiten Grundsatzlich kann ein Stammbaum auf unterschiedliche Weise dargestellt werden indem bei einer Verzweigung oder gleich mehreren einzelne Zweige miteinander vertauscht werden mathematisch eine Permutation In obigen Kladogrammen konnte man z B Menschen und Schimpansen oder Theria und Monotremata miteinander vertauschen Trotz unterschiedlichen Aussehens stellten die Kladogramme jeweils denselben Sachverhalt genannt Topologie dar Eine jeweils andere Topologie lage vor wenn auf der Abstammungslinie zum Menschen zuerst die Schimpansen und erst spater die Gorillas abzweigten Konstruktion von Kladogrammen BearbeitenBei einer kladistischen Analyse einer Gruppe von Taxa wird versucht deren Verwandtschaftsverhaltnisse zu rekonstruieren und das resultierende Verzweigungsmuster als Kladogramm abzubilden Ausgangspunkt der Analyse ist es in der Regel so viele aussagekraftige Merkmale wie nur moglich zu sammeln Moglicherweise aussagekraftig sind dabei alle Merkmale die bei einem Teil der analysierten Taxa vorkommen bei einem anderen Teil nicht Entgegen dem fruheren Vorgehen in der Systematik verzichtet man heute in der Regel darauf die Merkmale zu gewichten Gibt man einigen Merkmalen a priori ein hoheres Gewicht als anderen besteht die Gefahr dass Vorurteile des Bearbeiters die Analyse verzerren Nutzlich fur die Analyse sind dabei ausschliesslich Merkmale die Synapomorphien darstellen Gemeinsam ererbte Stammgruppenmerkmale Symplesiomorphien sind fur die Analyse irrelevant Aut Apomorphien eines einzelnen Taxons betonen zwar dessen Eigenstandigkeit sind aber fur seine Verwandtschaft nicht erhellend Normalerweise werden die berucksichtigten Merkmale in Form einer Charaktermatrix aufbereitet und dargestellt in der die Auspragung des Merkmals durch eine Zahl kodiert wird z B Flugel vorhanden 1 flugellos 0 Fur die Analyse muss selbstverstandlich vorher anhand der Remaneschen Homologiekriterien die Homologie der Merkmale so weit wie nur moglich geklart worden sein Gemeinsame Merkmale die konvergent entstanden sind oder Merkmale die auf paralleler Evolution beruhen das sind Merkmale die bei nah verwandten Arten auf vergleichbarer genetischer Grundlage unabhangig voneinander entstanden sind konnen die Analyse verzerren wenn sie unerkannt bleiben Sind betrachtete Merkmale durch Konvergenzen und zahlreiche unabhangige Entstehungen und Ruckbildungen so gepragt dass sie kaum noch zur Analyse beitragen spricht man von Homoplasie In vielen Fallen ist es unmoglich den Grad der Homoplasie vorher zu bestimmen Starke Homoplasie der analysierten Merkmale entwertet das resultierende Kladogramm weshalb zur Homoplasie neigende Merkmale so weit wie moglich vermieden werden sollten Das Hauptproblem bei der kladistischen Analyse sind Ruckbildungen von Merkmalen Betrachtet man z B die Gruppen der Felsenspringer Archaeognatha Eintagsfliegen Ephemeroptera und Flohe Siphonaptera anhand des Merkmals Flugelausbildung so sind Flugel nur bei den Eintagsfliegen vorhanden Das Fehlen der Flugel liegt im Fall der Felsenspringer daran dass sie von primar ungeflugelten Vorfahren abstammen Die Flohe hingegen hatten geflugelte Vorfahren nur sind bei ihnen die Flugel ohne jeden Rest zuruckgebildet worden Sind in diesem Fall die Zusammenhange aufgrund zahlreicher anderer Merkmale noch eindeutig aufklarbar ist dies bei zahlreichen anderen Gruppen keinesfalls mit gleicher Sicherheit moglich Es kommt sogar vor dass einzelne Stammlinien ein Merkmal zuruckbilden und es dann bei einzelnen Linien der Nachkommen unabhangig voneinander ein zweites Mal erworben wird Die Frage ob ein bestimmtes Merkmal bei der Stammgruppe vorhanden war und also bei den Linien die es nun nicht aufweisen ruckgebildet worden ist oder ob es bei den Vorfahren fehlte und innerhalb der betrachteten Gruppe in einer oder mehreren Linien neu erworben wurde wird die Polaritat des Merkmals genannt Zur Bestimmung der Polaritat werden sogenannte Aussengruppen in die Analyse mit einbezogen Eine Aussengruppe kann jedes Taxon sein das mit den analysierten Arten zwar verwandt ist das aber mit Sicherheit und klar ausserhalb des betrachteten Verwandtschaftskreises steht Aus naheliegenden Grunden sollte es ein wenig spezialisiertes Taxon mit wenigen Autapomorphien sein Die Wahl der Aussengruppe n kann die Analyse erheblich beeinflussen In der klassischen Vorgehensweise Hennigs wurde ein Kladogramm nun dadurch konstruiert dass man durch Klarung der Polaritaten eine hypothetische Stammform konstruierte und dann die betrachteten Taxa durch einzelnes oder gruppenweises Hinzufugen ausprobierend so lange anordnete bis sich ein uberzeugender Stammbaum ergab In der modernen kladistischen Analyse wird dieser Schritt von einem Sortieralgorithmus ubernommen Dazu werden die durch die Merkmalsmatrix beschriebenen Taxa so lange permutiert bis ein Verzweigungsmuster minimaler Lange gefunden ist Die Aussengruppen Taxa konnen in diese Analyse mit einbezogen werden Dieses kurzeste Verzweigungsmuster gilt dann als wahrscheinlichste Hypothese der Verwandtschaftsverhaltnisse Dies wird als parsimony engl Geiz Sparsamkeit bezeichnet Am haufigsten verwendet wird das Sortierprogramm PAUP Phylogenetic Analysis Using Parsimony es gibt allerdings eine Reihe weiterer gangiger Programme Gibt es zwei oder mehr unterschiedliche Stammbaume gleicher Lange sind dies gleichwertige Hypothesen und die Verwandtschaft ist nicht entscheidbar Erstes Analyseergebnis ist allerdings einfach ein Verbindungsgraph Um diesen in ein Kladogramm zu verwandeln muss die Polaritat geklart sein d h es muss klar sein welche der Verzweigungen zuerst stattgefunden haben Dies kann entweder aus der Datenanalyse abgeleitet werden oder bei guter Kenntnis der Aussengruppen erzwungen werden Dieser Schritt wird als Verwurzelung engl rooting des Kladogramms bezeichnet Biologische Systematik BearbeitenDie biologische Systematik versteht sich heute als eine Wissenschaft die Lebewesen anhand ihrer Abstammung klassifiziert Daher ist die Kladistik eine ihrer Arbeitsmethoden Bei der Erstellung eines Kladogramms werden Eigenschaften der betrachteten Lebewesen verglichen Es werden oft aber nicht ausschliesslich morphologische Merkmale Charakteristika des Stoffwechsels und genetische Informationen benutzt Danach wird eine Vielzahl von Kladogrammen erstellt Dasjenige Kladogramm mit der geringsten Anzahl von notwendigen Veranderungen innerhalb des angenommenen Evolutionsverlaufes gilt als das wahrscheinlichste Oft ist es bei der Angabe eines Kladogramms von Interesse andere Kladogramme die mit einer sehr ahnlichen Anzahl von Veranderungen konstruiert sind ebenfalls zu betrachten Die Bioinformatik bedient sich fur die Rekonstruktion von Kladogrammen diverser Standardsoftware die multiple Sequenzalignments und die Variabilitat einzelner Reste auswerten wie zum Beispiel Phyogeny Inference Package PHYLIP 7 Die traditionelle Namensgebung in der Biologie kann die baumartige Struktur der evolutionaren Entwicklung nicht fassen Daher wird eine phylogenetische Namensgebung PhyloCode genannt diskutiert Kladistischer Status von Taxa BearbeitenNicht immer lassen sich die traditionell gebrauchlichen Einteilungseinheiten Taxa der biologischen Klassifikation oberhalb des Ranges einer Art wegen der ihnen jeweils zugrundeliegenden Konzepte problemlos in eine kladistisch basierte moderne Systematik ubernehmen Zudem konnen durch Nutzung molekularer statt morphologischer Daten in der Biologie oder durch neue Fossilfunde und damit eine Erweiterung der bestehenden Datenbasis in der Palaontologie neue Verwandtschaftsanalysen bereits untersuchter Gruppen zu neuen Ergebnissen fuhren mit Konsequenzen fur vormals definierte Taxa So werden fur Taxa oberhalb des Ranges einer Art folgende kladistische Status unterschieden Monophyletisch Bearbeiten nbsp Monophylum Das Taxon der Sauropsida ist monophyletisch da es alle Arten der gemeinsamen Stammart einschliesst Das Taxon hat eine jungste gemeinsame Stammform engl most recent common ancestor MRCA und umfasst auch alle Untergruppen die sich von dieser Stammform herleiten sowie die Stammform selbst jedoch keine anderen Gruppen Das Monophylum begrundet sich durch Apomorphien der gemeinsamen Stammform und wird auch als geschlossen bezeichnet Beispiel Die Metazoa umfassen alle tierischen Mehrzeller Diese haben das apomorphe Merkmal Mehrzelligkeit gemeinsam Eine alternative Bezeichnung fur ein Monophylum ist Klade In der modernen Systematik ist prinzipiell jedes Taxon immer auch ein Monophylum Traditionelle Taxa die sich als monophyletisch erweisen sind auch in der modernen Systematik allgemein anerkannt Paraphyletisch Bearbeiten nbsp Paraphylum Die Reptilien im klassischen Verstandnis sind paraphyletisch da sie die Vogel nicht mit einschliessen Das Taxon hat zwar eine jungste gemeinsame Stammform enthalt aber nicht alle Untergruppen die auf diese Stammform zuruckgehen wie es beim Monophylum der Fall ist Ein Paraphylum grundet sich auf die Symplesiomorphien der enthaltenen Taxa und wird auch als offen bezeichnet Beispiel Die Reptilien sind paraphyletisch da die Vogel klassischerweise nicht zu ihnen gezahlt werden obwohl deren letzte gemeinsame Stammart ein Dinosaurier war und sie somit denselben Stamm haben wie alle anderen Tierarten der Gruppe der Reptilien Das Taxon der Sauropsida welches die Klasse der Reptilien und die Klasse der Vogel zusammenfasst ist hingegen monophyletisch Traditionelle Taxa die sich als paraphyletisch erweisen erfahren in der Regel entweder nur noch informell Verwendung oder werden als Monophyla neu definiert woraufhin sie dann auch jene Gruppen enthalten die sie als Monophylum enthalten mussen traditionell jedoch nicht enthielten Im Englischen wird ein Paraphylum auch als grade bezeichnet als Gegenstuck zum clade dem Monophylum Polyphyletisch Bearbeiten nbsp Polyphylum Ein auf ein konvergentes Merkmal hier Warmblutigkeit bei Vogeln und Saugetieren begrundetes Taxon ist polyphyletisch Das Taxon hat keine gemeinsame Stammform die junger ist als die gemeinsamen Stammformen die seine Untertaxa mit anderen Taxa haben Beispiel Die Wurmer Vermes umfassen verwandtschaftlich weit voneinander entfernte Gruppen Weitere Beispiele sind die warmblutigen Tiere Endothermia Wasservogel Susswasserfische und Baume Solche Taxa sind jedoch oft schon vor vielen Jahrzehnten als unnaturliche Gruppierungen erkannt worden sodass sie heute allgemein nicht als systematische Begriffe Verwendung finden Literatur BearbeitenPeter Ax Das phylogenetische System Systematisierung der lebenden Natur aufgrund ihrer Phylogenese Fischer Stuttgart u a 1984 ISBN 3 437 30450 X Peter Ax Systematik in der Biologie Darstellung der stammesgeschichtlichen Ordnung in der lebenden Natur UTB 1502 Fischer Stuttgart 1988 ISBN 3 437 20419 X T Ryan Gregory Understanding Evolutionary Trees In Evolution Education and Outreach Bd 1 Nr 2 2008 S 121 137 doi 10 1007 s12052 008 0035 x Volltext frei zuganglich Willi Hennig Grundzuge einer Theorie der phylogenetischen Systematik Deutscher Zentralverlag Berlin 1950 Willi Hennig Phylogenetische Systematik Pareys Studientexte Nr 34 Paul Parey Berlin u a 1982 ISBN 3 489 60934 4 Willi Hennig Aufgaben und Probleme stammesgeschichtlicher Forschung Pareys Studientexte Nr 35 Paul Parey Berlin u a 1984 ISBN 3 489 61534 4 Olivier Rieppel Einfuhrung in die computergestutzte Kladistik Dr Friedrich Pfeil Munchen 1998 ISBN 3 931516 57 1 Walter Sudhaus Klaus Rehfeld Einfuhrung in die Phylogenetik und Systematik Gustav Fischer Stuttgart u a 1992 ISBN 3 437 20475 0 Johann Wolfgang Wagele Grundlagen der Phylogenetischen Systematik Dr Friedrich Pfeil Munchen 2000 ISBN 3 931516 73 3 Bernhard Wiesemuller Hartmut Rothe Winfried Henke Phylogenetische Systematik Eine Einfuhrung Springer Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43643 X Rainer Willmann Die Art in Raum und Zeit Das Artkonzept in der Biologie und Palaontologie Paul Parey Berlin u a 2005 ISBN 3 489 62134 4 Weblinks BearbeitenOneZoom Tree of Life Fraktaler zoombarer Stammbaum aller rezenten Lebewesen Arten optional auch Polytomie Ansicht Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Mayr Principles of Systematic Zoology McGraw Hill 1969 Ernst Mayr 1974 Cladistic analysis or cladistic classification In Zeitschrift fur zoologische Systematik und Evolutionsforschung 12 94 128 Willi Hennig 1974 Kritische Bemerkungen zur Frage Cladistic Analysis or Cladistic Classification In Zeitschrift fur zoologische Systematik und Evolutionsforschung 12 279 294 englische Ubersetzung durch C D Griffiths Cladistic Analysis or Cladistic Classification A Reply to Ernst Mayr In Systematic Zoology 24 1975 244 256 Willi Hennig Society Abgerufen am 29 Marz 2016 phylogenetische Systematik Lexikon der Biologie In spektrum de Abgerufen am 29 Marz 2016 Edward O Wiley amp Bruce S Lieberman Phylogenetics Theory and Practice of Phylogenetic Systematics A John Wiley amp Sons 2nd edition 2011 ISBN 978 0 470 90596 8 Bernard R Baum PHYLIP phylogeny inference package version 3 2 by Joel Felsenstein In The Quarterly Review of Biology Band 64 Nr 4 Dezember 1989 S 539 541 doi 10 1086 416571 Normdaten Sachbegriff GND 4174592 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kladistik amp oldid 235374725