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Dieser Artikel behandelt die Menschenaffen Gattung Der gleichnamige Film wird unter Schimpansen Film beschrieben Die Schimpansen Pan sind eine Gattung aus der Familie der Menschenaffen Hominidae Schimpansen sind die nachsten lebenden Verwandten des Menschen und bewohnen das mittlere Afrika Zur Gattung zahlen zwei Arten der Gemeine Schimpanse Pan troglodytes der haufig auch nur Schimpanse genannt wird und der Bonobo oder Zwergschimpanse Pan paniscus Die beiden Arten haben sich aus gemeinsamen Vorfahren entwickelt nachdem der Kongo Fluss vor rund 1 7 Millionen Jahren eine naturliche Grenze zu bilden begann und die Schimpansen Populationen links und rechts des Flusses voneinander getrennt wurden 1 SchimpansenBonobo Pan paniscus SystematikTeilordnung Affen Anthropoidea ohne Rang Altweltaffen Catarrhini Uberfamilie Menschenartige Hominoidea Familie Menschenaffen Hominidae Unterfamilie HomininaeGattung SchimpansenWissenschaftlicher NamePanOken 1816 Skelett eines Schimpansen ausgestellt im Museum WiesbadenInhaltsverzeichnis 1 Namensherkunft 2 Korperbau 3 Verbreitung und Lebensraum 4 Lebensweise 4 1 Fortbewegung und Aktivitatszeiten 4 2 Sozialverhalten 4 3 Territorialverhalten 4 4 Schimpansenkultur und Werkzeuggebrauch 4 5 Ernahrung 4 6 Fortpflanzung und Lebenserwartung 5 Schimpansen und Menschen 5 1 Forschungsgeschichte 5 2 Evolutionare Genetik 5 3 Bedrohung 5 4 Patent auf Genmaterial von Schimpansen 5 5 Rechtsfahigkeit fur Schimpansen 6 Systematik 6 1 Aussere Systematik 6 2 Innere Systematik 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseNamensherkunftDie Bezeichnung Schimpanse ist aus der Bantu Sprache Tschiluba abgeleitet kivili chimpenze ist die lokale Bezeichnung des Tiers und lasst sich mit Schein Mensch oder auch Affe ubersetzen Diese Bezeichnung ist fur das Jahr 1738 erstmals belegt Pan der wissenschaftliche Gattungsname bezieht sich auf den bocksfussigen Hirtengott Pan in der griechischen Mythologie auch spielten andere Vorstellungen eine Rolle denen nach die Schimpansen fabeltiermassig als behaarte geschwanzte Urmenschen in Erscheinung traten Das Epitheton troglodytes griechisch Hohlenbewohner basiert auf der falschen Vorstellung die fruhen Vorfahren des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens hatten in Hohlen gelebt Das klassifizierende Beiwort paniscus fur den Bonobo ist abgeleitet von griechisch Paniskos paniskos es bedeutet kleiner Pan und verweist auf die altgriechische Sitte miniaturisierte Statuen dieser Gottheit an Feldern aufzustellen Korperbau Kopf eines Bonobos Charakteristisch sind der lange oft gescheitelte Haarschopf und das dunkle Gesicht mit den hellen Lippen Kopf eines Gemeinen Schimpansen Der Schadel ist massiver das Gesicht meist heller als beim Bonobo Einige Tiere haben einen weissen Kinnbart Schimpansen erreichen eine Kopfrumpflange von 64 bis 94 Zentimeter ein Schwanz fehlt wie bei allen Menschenaffen Aufrecht stehende Tiere erreichen eine Hohe von 1 bis 1 7 Metern Hinsichtlich des Gewichts herrscht ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus wahrend Weibchen rund 25 bis 50 Kilogramm schwer werden erreichen Mannchen ein Gewicht von 35 bis 70 Kilogramm Die Bezeichnung Zwergschimpanse fur den Bonobo ist insofern irrefuhrend als beide Arten annahernd gleich gross werden Allerdings hat der Bonobo einen grazileren Schadel und weniger muskulose Gliedmassen Die Arme der Schimpansen sind langer als die Beine Hande und Fusse enden in funf Fingern beziehungsweise Zehen wobei Daumen und grosse Zehen wie bei vielen Primaten opponierbar sind geeignet zum Umgreifen von Asten Der grosste Teil des Korpers ist von einem dunkelbraunen oder schwarzen Fell bedeckt Der Kopf ist durch die hervorragenden runden Ohren die Uberaugenwulste und die hervorstehende Schnauze charakterisiert Das Gesicht ist unbehaart und beim adulten Tier dunkelgrau oder schwarz gefarbt Im Bau des Kopfes unterscheiden sich die beiden Arten darin dass beim Gemeinen Schimpansen das Gesicht heller und die Stirn rundlicher als beim Bonobo ist Die Eckzahne sind beim Gemeinen Schimpansen stark geschlechtsdimorph bei Mannchen deutlich grosser beim Bonobo hingegen sehr gering Insgesamt sind die Schneidezahne breiter und die Molaren mit runderen Hockern versehen als etwa beim Gorilla Die Korpertemperatur gesunder Schimpansen betragt wie beim Menschen im Mittel 37 Grad Celsius 2 Verbreitung und Lebensraum Verbreitungsgebiet der Schimpansen Rot stellt die Heimat des Bonobos dar die ubrigen Farben die verschiedenen Unterarten des Gemeinen SchimpansenSchimpansen sind im mittleren Afrika beheimatet Wahrend sich das Verbreitungsgebiet des Gemeinen Schimpansen von Senegal uber Nigeria und den Norden und Osten der Demokratischen Republik Kongo bis Uganda und Tansania erstreckt ist der Bonobo in den mittleren und sudlichen Teilen der Demokratischen Republik Kongo endemisch Der Kongo stellt fur den Gemeinen Schimpansen die sudliche Verbreitungsgrenze dar dieser kaum uberquerbare Fluss bildet auch die Grenze zur Heimat der Bonobos Gemeine Schimpansen sind flexibler als andere Menschenaffen in Bezug auf ihren Lebensraum und bewohnen sowohl Regenwalder als auch trockene baumarme Savannen Im Gegensatz dazu sind Bonobos ausgepragte Regenwaldbewohner LebensweiseFortbewegung und Aktivitatszeiten BlatternestSchimpansen konnen sowohl am Boden als auch auf den Baumen nach Nahrung suchen meist geschieht dies jedoch auf Baumen Am Boden bewegen sie sich wie Gorillas im Knochelgang fort das heisst dass sie sich mit den vorderen Extremitaten auf die zweiten und dritten Fingerglieder aufstutzen Im Geast klettern sie entweder mit allen vier Gliedmassen oder bewegen sich an den Armen hangend suspensorisch fort Generell sind Bonobos in starkerem Ausmass Baumbewohner und bewegen sich haufiger suspensorisch fort als Gemeine Schimpansen In der Regel sind Schimpansen tagaktiv Zur Nachtruhe legen sie ein Blatternest in den Baumen an wobei sie ublicherweise jede Nacht ein neues Nest errichten Schimpansen und andere Menschenaffen gelten als unfahig zu schwimmen und konnen in Zoos normalerweise auf Inseln umgeben von einem Wassergraben gehalten werden zahlreiche Falle von ertrunkenen Menschenaffen sind bekannt In einem Vortrag im Jahr 2011 hat der Sportwissenschaftler Renato Bender die ersten Beweise fur Schwimmverhalten bei kaptiven und halbwilden Schimpansen und einem Orang Utan vor einem Fachpublikum vorgestellt 3 Sozialverhalten Schimpansen im Tacugama Sanctuary nahe FreetownDie Sozialstruktur der Schimpansen wird als Fission Fusion Organisation beschrieben Das heisst sie leben in Grossgruppen die sich jedoch oft in Untergruppen aufspalten Diese Untergruppen sind sehr flexibel und stellen oft nur vorubergehende Zusammenschlusse dar So findet man einzelgangerische Tiere neben Paaren sowie getrennt und gemischtgeschlechtlichen Gruppen Die Organisation der Grossgruppen unterscheidet sich jedoch bei den beiden Arten die der Bonobos sind starker matriarchalisch strukturiert und werden oft von einem Weibchen gefuhrt bei den Gemeinen Schimpansen sind die Mannchen dominant indem sie auch untereinander streng ranghierarchische Trupps bilden Die Untergruppen der Bonobos sind mit 6 bis 23 Tieren grosser als die der Gemeinen Schimpansen durchschnittlich 4 bis 8 Tiere ofter gemischtgeschlechtlich und in der Regel friedvoller als die der Gemeinen Schimpansen Gegenseitige Korper und Fellpflege Grooming stellt wie bei vielen Primaten abgesehen vom hygienischen Zweck eine wichtige soziale Komponente dar die auch dazu dient Allianzen zu schmieden und insofern die Gruppenhierarchie widerspiegelt In einer verhaltensbiologischen Studie wurde elf Individuen die Moglichkeit gegeben mit Hilfe einer Apparatur sich Obst zu beschaffen was jedoch nur gelingen konnte wenn zwei oder drei Tiere die Apparatur gemeinsam bedienten oder wenn ihnen nach erfolgreicher Aktion die Belohnung von einem anderen Tier weggenommen wurde Die Studie ergab dass Kooperationswillige sich ihre Partner sorgfaltig aussuchen Bestohlene sich lautstark beklagten dominante Affen nach einem Diebstahl intervenierten oder die ganze Gruppe gegen den Dieb vorgeht 4 Territorialverhalten Jane Goodalls Beobachtung des Schimpansenkrieges von Gombe und eine danach im Kibale Nationalpark durchgefuhrte Studie haben ergeben dass sich die Mannchen des Gemeinen Schimpansen zu Kampfverbanden zusammenschliessen konnen die regelmassig an den Grenzen des von ihnen besiedelten Gebietes patrouillieren Gelegentlich beginnen sie die Grenzen zu uberschreiten und Angriffe auf die dort lebenden Schimpansen zu unternehmen Dabei kann es vorkommen dass deren Territorium zum eigenen hinzugewonnen wird Im Verlauf solcher Auseinandersetzungen wurde die Totung von erwachsenen Artgenossen beobachtet zudem wurden Sauglinge benachbarter Gruppen getotet Gelegentlich kommt es auch innerhalb der eigenen Gemeinschaft zur Kindstotung und wird dann nicht selten von den dominanten Weibchen gegen minderrangige Mutter durchgefuhrt 5 Schimpansenkultur und Werkzeuggebrauch Nach dem aktuellen Stand der Primaten Ethologie sind auch Schimpansen fahig besondere Erfindungen zu machen und diese zu tradieren Dies fuhrt zu kulturellen Unterschieden Ein und dasselbe Problem kann von jeder Gruppe auf ganz eigene Art und Weise gelost werden Einige der diesbezuglichen Errungenschaften wie z B Kenntnisse uber medizinisch wirksame Pflanzen 6 lassen sich am besten dadurch erklaren dass eine gegenwartige Generation auf Kenntnisse zuruckgreift die von einem ihrer Vorfahren beliebig weit zuruck in der Vergangenheit entdeckt wurde In solch einem Fall ist die aktuelle Schimpansenkultur durch soziales Lernen gepragt abgucken nachaffen und nicht durch das individuelle Ausprobieren Versuch und Irrtum Fur die Wissenschaftler war dennoch uberraschend wie schnell einige Tiere angesichts neuartiger Probleme eine angemessene Losung fanden was erklaren wurde warum sich selbst benachbarte Horden in kultureller Hinsicht manchmal extrem unterscheiden Diese Differenzen finden sich sowohl beim Gebrauch von Werkzeugen als auch bei der gegenseitigen Fellpflege und beim Balzverhalten So entstehen Traditionen bei den Tieren indem ein Gruppenangehoriger eine neue Erfindung macht die andere sich ebenfalls aneignen 7 8 Ein besonderer Fall von Tradierung ist die Tatsache dass Schimpansen in Guinea gelernt haben die Fallen von Wilderern unschadlich zu machen 9 Gut dokumentiert ist der Werkzeuggebrauch beim Gemeinen Schimpansen So benutzen sie Holzstucke oder Steine als Hammer und Amboss Stocke als Sonden oder Grabegerate und zerkaute Blatter als Schwamme 10 11 Forscher haben bei wildlebenden Schimpansen in Uganda uber 14 Jahre beobachtet dass weibliche Jungtiere haufiger Stick Carrying betreiben als ihre mannlichen Artgenossen 12 Die Tiere trugen dabei Stocke mit sich herum nahmen sie mit in ihre Ruhenester und spielten mit ihnen wie mit einer Puppe oder einem Jungtier Dies deutet auf ein geschlechtsspezifisches Spielverhalten bei Menschenaffen hin denn Weibchen zeigten dieses Verhalten haufiger als ihre mannlichen Artgenossen Sie horten damit auf sobald sie selbst Jungtiere hatten wohingegen sich andere Formen der Stocknutzung wie Untersuchung von Lochern die Nahrung enthalten Waffennutzung als aggressives Verhalten und als Spielzeug nicht verringerten Das Stick Carrying hat dabei keine offensichtliche Funktion konnte allerdings dem Mutterspielen dienen was auch bei Menschenkindern haufiger zu beobachten ist Mannliche Schimpansen verwendeten dagegen die Stocke vermehrt als Waffe An Bonobos in freier Wildbahn wurde bislang kein Werkzeuggebrauch beobachtet wohl aber bei Tieren in menschlicher Gefangenschaft 13 14 Ernahrung Junger Schimpanse frisst eine FruchtSchimpansen sind Allesfresser die sich aber zum uberwiegenden Teil von Pflanzen ernahren Fruchte und Nusse stellen den Hauptbestandteil der Nahrung dar daneben verzehren sie auch Blatter Bluten Samen und anderes Pflanzenmaterial Schimpansen fressen aber auch regelmassig Insekten und verschiedene kleine Saugetiere wie etwa Fledermause kleine Primaten und Ducker Vom Gemeinen Schimpansen sind regelrechte Jagden auf kleine Saugetiere bekannt die meist von den Mannchen durchgefuhrt werden und vermutlich weniger der Deckung des Nahrungsbedarfs als der Starkung der Position in der Gruppenhierarchie dienen Fortpflanzung und Lebenserwartung Die Fortpflanzung kann das ganze Jahr uber erfolgen Die Zyklusdauer betragt 35 bis 45 Tage die Fruchtbarkeit des Weibchens wird im Gegensatz zu anderen Menschenaffen durch eine deutliche Sexualschwellung Regelschwellung der Gesassregion angezeigt Nach einer rund 220 bis 250 tagigen Tragzeit bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt Zwillinge sind selten wenngleich vermutlich etwas haufiger als beim Menschen Das Geburtsgewicht des Jungtiers betragt rund ein bis zwei Kilogramm In den ersten Lebensmonaten klammert sich das Jungtier der Tragling am Bauch der Mutter fest spater reitet es auf ihrem Rucken Das Abstillen findet in der Regel im Alter von ca vier bis funf Jahren statt 15 die Jungen bleiben aber danach noch langere Zeit bei der Mutter Die Geschlechtsreife tritt mit 7 bis 9 Jahren ein die erste Fortpflanzung erfolgt aufgrund des Gruppenverhaltens jedoch deutlich spater beim Gemeinen Schimpansen etwa mit rund 13 bis 16 Jahren Schimpansen sind wie alle Menschenaffen langlebig Tiere in menschlicher Obhut erreichen in der Regel ein Alter von etwa 50 Jahren 16 einzelne Tiere wie der Schimpanse Gregoire konnen aber auch deutlich alter werden Im Freiland werden sie 30 bis 40 Jahre alt 17 Schimpansen und MenschenForschungsgeschichte Wie lange Schimpansen der westlichen Welt bekannt sind ist nicht genau feststellbar Der karthagische Seefahrer Hanno 440 v Chr brachte von seiner Afrikareise die Felle von drei wilden Frauen mit vermutlich Schimpansen oder Gorillas 18 Die erste Darstellung eines Schimpansen stammt aus dem Jahr 1699 19 Im 17 Jahrhundert kamen die ersten lebenden Schimpansen nach Europa das erste Tier stammte aus Angola und wurde 1640 dem seinerzeitigen Prinzen von Oranien geschenkt Ob es sich im Jahr 1661 bei dem Affen um einen Schimpansen handelte den Samuel Pepys erwahnt ist unklar Immerhin stellte sich der Autor die Frage ob es auch Lernen und Kommunikation ohne Sprache geben konne denn er bemerkte dass man sich mit dem Tier mittels Zeichen verstandigen konnte 20 Als 1698 erstmals ein Schimpanse auch dieses junge Tier aus Angola nach London verbracht wurde starb sie nach kurzer Zeit Daraufhin nutzte der Anatom und Arzt Edward Tyson die Gelegenheit den Leichnam zu untersuchen Bereits 1699 erschien seine mehrfach neuaufgelegte Studie die ihn zum Vater der vergleichenden Anatomie machte wobei es noch ublich war Schimpansen als pygmies zu bezeichnen 21 Zugleich etablierte sie die Vorstellung nur zweibeinige Wesen waren zu hoherer Entwicklung fahig 22 Spatestens seit Darwins und Huxleys Werken zur Evolutionstheorie ruckten Schimpansen als nahe Verwandte des Menschen ins Licht der Offentlichkeit Die Arbeiten der Verhal tens forscherin Jane Goodall zu freilebenden Gemeinen Schimpansen waren bahnbrechend 1960 beauftragte der Palaoanthropologe Louis Leakey Jane Goodall mit der Erforschung des Verhaltens der Schimpansen um hierdurch Ruckschlusse auf die Evolution des Verhaltens im Verlauf der Stammesgeschichte des Menschen ziehen zu konnen Werkzeuggebrauch Lernverhalten soziale Dynamik und Kommunikationsfahigkeit dieser Menschenaffen stehen deswegen bis heute in den Brennpunkten der Forschung bekannte Wissenschaftler sind Frans de Waal David Premack und Roger Fouts Zu den aufsehenerregendsten Beobachtungen zahlt der sogenannte Schimpansenkrieg von Gombe Evolutionare Genetik Angaben uber die genetische Ahnlichkeit zwischen dem Menschen und den verschiedenen Arten der Menschenaffen beruhten zunachst auf Untersuchungsbefunden zu Ubereinstimmungen von Aminosauresequenzen bestimmter wichtiger Proteine diesen Untersuchungen nach wurden die Bonobos als die dem Menschen nachstverwandte Art eingestuft Aus der vorlaufigen DNA Sequenzierung des Gemeinen Schimpansen wurde 2005 abgeleitet dass Mensch und Schimpanse sich bezogen auf Einzelnukleotid Polymorphismen in ungefahr 1 23 Prozent der Basenpaare unterscheiden 23 Jedoch ist eine solche Aussage nicht unbetrachtlichen methodischen Problemen unterworfen und es gibt auch Schatzungen von 5 oder mehr 24 25 Die phanotypisch grossen Differenzen zwischen Mensch und Schimpanse werden heute nicht so sehr auf die geringen Unterschiede in den genetischen Codes beider Arten zuruckgefuhrt als vielmehr auf die anders gelagerte Genexpression 26 Eine vergleichsweise grosse Abweichung wurde dennoch bezuglich des Y Chromosoms entdeckt Mehr als 30 Prozent dieses u a die Mannlichkeit bedingenden Abschnittes im Erbgut der Schimpansen haben keinen vergleichbaren Gegenpart beim Menschen 27 Relevante Differenzen gibt es ferner bei den Proteinen Rund 80 Prozent aller Proteine weisen Unterschiede auf 28 die meisten allerdings nur bei ein oder wie beispielsweise beim Forkhead Box Protein P2 zwei Aminosauren Im April 2007 wurde das Ergebnis der detaillierten DNA Sequenzierung des Rhesusaffen Genoms bekannt gegeben 29 Ein Vergleich von 13 888 Genen der Schimpansen des Menschen und der Rhesusaffen ergab dass 233 Schimpansen Gene aber nur 154 Gene des Menschen sich so stark von den Rhesusaffen Genen unterscheiden dass sie veranderte Proteine kodieren 30 In der Schlussfolgerung aus diesem Befund wurde postuliert dass sich die Schimpansen im Verlauf der stammesgeschichtlichen Entwicklung ihrer Art weiter von dem allen drei Arten gemeinsam zugrunde liegenden Vorfahren entfernt haben als der Mensch Tatsachlich wurde im Jahr 2012 nach der Sequenzierung des Gorilla Genoms ein Unterschied mean nucleotid divergences von 1 37 fur Mensch Schimpanse und von 1 81 fur Gorilla Schimpanse aber nur von 1 75 fur Gorilla Mensch ausgewiesen 31 Molekularbiologische Vergleiche der DNA von Mensch und Schimpanse wurden in Kombination mit Hypothesen zur Haufigkeit von Mutationen Molekulare Uhr auch herangezogen um die Zeitspanne einzugrenzen wahrend der sich die evolutionaren Wege beider Arten getrennt haben Die publizierten Berechnungen der diversen Forschergruppen weichen jedoch erheblich voneinander ab Auf der Basis von Fossilienfunden datierte C Owen Lovejoy diese Trennung 2009 in die Zeitspanne vor etwa 6 bis 5 Millionen Jahren 32 Terry Harrison datierte Anfang 2010 die Trennung der Schimpansen von den Hominini hingegen in die Zeit vor 7 5 Millionen Jahren 33 Bernard Wood nannte 2010 die Zeitspanne zwischen 6 und 4 Millionen Jahren als die wahrscheinlichste 34 und nach einer Revision der Annahmen uber die Haufigkeit von Mutationen wurde 2012 dann wieder eine Trennung vor 8 bis 7 Millionen Jahren errechnet 35 Bedrohung Beide Schimpansenarten sind durch die fortschreitende Zerstorung ihres Lebensraumes bedroht Insbesondere das Verbreitungsgebiet des Gemeinen Schimpansen wird immer weiter eingeschrankt und ist stark zerstuckelt In Uganda werden Schimpansen zunehmend auch verzehrt 36 Der Bonobo ist auf ein relativ kleines Gebiet beschrankt und auch deswegen gefahrdet Beide Arten werden von der IUCN als stark gefahrdet endangered gelistet Zuverlassige Schatzungen uber die Populationsgrosse beider Arten gibt es jedoch nicht Hinzu kommt dass durch Forscher Wilderer und Okotouristen Krankheitserreger des Menschen auf Schimpansen ubertragen werden konnen und dies bereits den Tod von Schimpansen zur Folge hatte 37 Im Zuge der Entwicklung immunsuppressiver Medikamente unternahmen Transplantationsmediziner Anfang der 1960er Jahre Versuche zur Ubertragung von Schimpansennieren auf Menschen In Erwartung einer massenhaften Bejagung freilebender Schimpansen als Organlieferanten ergriffen Artenschutzer vermehrt Massnahmen zum Erhalt der Tiere In diesem Zusammenhang wilderte Bernhard Grzimek 1966 erstmals in Gefangenschaft gehaltene Schimpansen wieder in der Natur aus namentlich auf der im Victoriasee gelegenen Insel Rubondo Zur Auswilderung von Schimpansen kam es nachfolgend auch im Senegal und in Gambia 38 Patent auf Genmaterial von Schimpansen Das Europaische Patentamt erteilte ab 2012 die Patente EP1456346 und EP1572862 der Firma Intrexon sowie das Patent EP1409646 der Firma Altor BioScience auf das Erbgut von Schimpansen Intrexon verfugt uber eine Reihe weiterer Patente bezuglich des Erbgutes von Saugetieren verschiedener Ordnungen Die Firma Altor BioScience hat mittels Einfugung entsprechenden Codes das Immunsystem der Schimpansen humanisiert um Medikamente mit Antikorpern an ihnen besser testen zu konnen Die Firma kooperiert dabei mit der Firma Genentech die zu Hoffmann La Roche gehort Rechtsfahigkeit fur Schimpansen Unter Verweis auf die Civil Practice Law and Rules des US Bundesstaates New York speziell Artikel 70 Habeas Corpus beantragte im Jahr 2014 eine Tierschutzorganisation vor Gericht den Schimpansen Tommy als rechtsfahige Person anzuerkennen und ihn infolgedessen aus der Gefangenschaft einer Privathaltung zu befreien Eine Berufungskammer des New Yorker Supreme Court des Obersten Gerichtes wies diesen Antrag zuruck mit der Begrundung dass nach aller bisherigen Rechtsauffassung kein Tier sondern nur ein Mensch a human being als Person bezeichnet werden konne 39 Demgegenuber existiert seit den 1990er Jahren das Great Ape Project als internationale Initiative um bestimmte Menschenrechte auch fur andere Primaten zu fordern Das Projekt geht zuruck auf das 1993 erschienene Buch Menschenrechte fur die Grossen Menschenaffen Das Great Ape Projekt Originaltitel The Great Ape Project Equality Beyond Humanity das von den Philosophen Paola Cavalieri und Peter Singer herausgegeben wurde 40 Systematik Position der Schimpansen Pan im Stammbaum der Menschenaffen Hominidae Aussere Systematik Die Schimpansen bilden gemeinsam mit den Orang Utans Pongo den Gorillas Gorilla und dem Menschen Homo die Familie der Menschenaffen Hominidae Dabei sind Menschen und Schimpansen die jeweils nachsten lebenden Verwandten Im Jahr 2005 wurde anhand von drei in Kenia entdeckten Zahnen erstmals ein fossiler Schimpanse wissenschaftlich beschrieben dessen Alter auf etwas uber 500 000 Jahre bestimmt wurde 41 Der um das Jahr 2000 von einigen Forschern formulierte Vorschlag die Gorillas und die Schimpansen aufgrund der nur geringfugigen genetischen Unterschiede zwischen diesen und den Menschen der Gattung Homo zuzuordnen 42 fand in den folgenden Jahren keinen Eingang in die international angesehenen systematischen Werke Innere Systematik Die Gattung der Schimpansen teilt sich in zwei Arten den Gemeinen Schimpansen Pan troglodytes und den Bonobo oder Zwergschimpansen Pan paniscus Schatzungen zufolge trennten sich die beiden Arten vor 0 8 bis 1 8 Millionen Jahren 43 Beide unterscheiden sich nicht zuletzt in Hinblick auf die Formen des Zusammenlebens insofern letztere ausgesprochen friedliche Weibchen dominierte Gemeinschaften bilden erstere hingegen solche in denen sich die Mannchen zu streng ranghierarchischen Trupps organisieren die unter bestimmten Umstanden kriegsahnliche Territorialkampfe ausfuhren Innerhalb des Gemeinen Schimpansen lassen sich vier Unterarten unterscheiden P t troglodytes von Kamerun bis in den Westen der Demokratischen Republik Kongo P t schweinfurthii in Zentralafrika dem Norden der Demokratischen Republik Kongo und angrenzenden Landern P t ellioti im ostlichen Nigeria und dem westlichen Kamerun und P t verus im westlichen Afrika von Senegal bis Ghana eventuell bis Nigeria Diese westliche Unterart weicht im Schadelbau und auch in DNS Sequenzen so stark von den anderen Unterarten ab dass sie moglicherweise eine eigene Art darstellt Der manchmal als eigene Art oder Unterart postulierte Riesenschimpanse oder Bili Schimpanse hat sich nach DNS Untersuchungen als Vertreter der ostlichen Unterart des Gemeinen Schimpansen P t schweinfurthii herausgestellt 44 LiteraturThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Berlin 2002 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch Alexandra Tischel Affen wie wir Was die Literatur uber unsere nachsten Verwandten erzahlt J B Metzler Stuttgart 2018 ISBN 978 3 476 04598 0 Weblinks Commons Schimpansen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Schimpanse Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Seite des Kyoto Primate Research Institute der Universitat von Kyoto englisch Einzelnachweise Sarah Kovalaskas James K Rilling und John Lindo Comparative analyses of the Pan lineage reveal selection on gene pathways associated with diet and sociality in bonobos In Genes Brain and Behavior Online Vorabveroffentlichung vom 16 November 2020 e12715 doi 10 1111 gbb 12715 Peter Morrison An Analysis of Body Temperature in the Chimpanzee In Journal of Mammalogy 29 Mai 1962 S 166 171 doi 10 2307 1377087 Renato Bender amp Nicole Bender The Saci last common 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