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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Hanno vor 480 v Chr ca 440 v Chr auch genannt Hanno der Seefahrer war ein karthagischer Admiral der um das Jahr 470 v Chr entlang der afrikanischen Westkuste vermutlich bis in den Golf von Guinea segelte um neue Handelswege zu erschliessen Sein Reisebericht Periplus ist in einer griechischen Ubersetzung uberliefert Die vermutete Route Hannos des Seefahrers Inhaltsverzeichnis 1 Zur Person und zur zeitlichen Einordnung 2 Der Fahrtenbericht 2 1 Uberlieferungssituation 2 2 Text des Periplus in deutscher Ubersetzung 2 3 Interpretation des Berichtes 2 4 Kritische Stellungnahmen 2 5 Rezeption in der Antike 3 Textausgaben 4 Hanno als Namensgeber 5 Literatur 6 WeblinksZur Person und zur zeitlichen Einordnung BearbeitenDer Name Hanno war im antiken Karthago recht haufig eine Identifizierung des Seefahrers mit anderen Personlichkeiten gleichen Namens die in weiteren Quellen genannt sind ist deshalb unsicher und umstritten zumal im Reisebericht des Hanno keine Lebensdaten angegeben sind Moglicherweise war Hanno der Seefahrer von etwa 480 bis 440 v Chr als Nachfolger und Sohn Hamilkars Herrscher von Karthago Im Periplus wird Hanno als basileys basileus bezeichnet was wahrscheinlich auf das Amt eines Sufeten hinweist eines hochrangigen Wurdentragers im karthagischen Staatswesen das allerdings erst fur die Zeit seit etwa 410 sicher bezeugt ist Uber seine Person liefert die antike Literatur keine weiteren Hinweise Unabhangig von diesem unsicheren Datierungsansatz erscheint es plausibel dass die Westkuste Afrikas wie auch die Westkuste Europas durch Himilkon von den Karthagern um etwa 500 v Chr erkundet worden sein durfte Das zentral gelegene Karthago war daran interessiert sich neue Handelswege im Westen zu erschliessen da im ostlichen Mittelmeer die Griechen ihren Handel immer starker ausbreiteten Die Karthager trieben dabei auch sogenannten stummen Handel mit Volkern deren Sprache sie nicht verstanden Herodot Historien 4 Die Karthager berichten uns dass sie mit einem Menschenschlag Handel treiben der in einem Teil von Libyen d h Afrika ausserhalb der Saulen des Herakles d h Strasse von Gibraltar leben Beim Erreichen dieses Landes entladen sie die Karthagischen Handler ihre Handelsguter breiten sie ordentlich auf dem Strand aus und wahrend des Zuruckkehrens zu ihren Booten machen sie mit Feuer ein Rauchzeichen Beim Erblicken dieses Zeichens kommen die Einheimischen zum Strand herunter hinterlegen dort eine bestimmte Menge an Gold als Tauschgut und gehen dann wieder auf eine bestimmte Distanz weg Die Karthager kommen nun wieder zum Strand zuruck und begutachten das Gold Wenn sie finden dass es einen gerechten Preis fur ihre Waren darstellt sammeln sie es ein und gehen damit weg andernfalls wenn es ihnen zu wenig erscheint gehen sie zuruck auf ihre Boote und warten bis die Einheimischen wiederkommen und weiteres Gold hinlegen bis beide damit zufrieden sind Es herrscht vollkommene Ehrlichkeit auf beiden Seiten die Karthager nehmen erst das Gold wenn seine Menge dem Wert dessen entspricht was sie zum Verkauf angeboten haben und die Einheimischen nehmen keine angebotenen Guter bis das Gold als Preis dafur von den Karthagern weggenommen wurde Bemerkenswert sind dabei erstens die Form des Handels der auch im Periplus des Pseudo Skylax fur Herne eine Insel in der Bucht von Ad Dakhla in der Westsahara die fruher Rio de Oro genannt wurde berichtet wird und keine gemeinsame Sprache aber vertrauliche mehrjahrige Handelsbeziehungen voraussetzt Eine solche Form des Handels wird auch aus arabischer Zeit in Westafrika noch berichtet und war in der Antike an der Seidenstrasse auch im Verkehr zwischen Griechen und Romern einerseits und Chinesen andererseits ublich Das andere Bemerkenswerte war das Handelsgut Gold Anders als zum Beispiel Eisen wurde es in Westafrika in der Sahel Zone neben Kupfer schon sehr fruh ausgebeutet So konnte archaologisch 1968 bei der heutigen mauretanischen Kleinstadt Akjoujt auf gleicher geographischer Breite wie die Insel Arguin 4 Breitengrade sudlich von Ad Dakhla in der Grotte aux Chauves Souris ein bis auf 800 v Chr zuruckreichender Bergbau auf Kupfer und Gold festgestellt werden Die Verhuttung erfolgte dabei 60 km sudlich Mit der zunehmenden Austrocknung der Sahara verschoben sich auch die Handelszentren nach Suden Im fruhen Mittelalter konnten dort Zentralstaaten wie das Reich Ghana und spater Mali sowie westlich im Oberlauf des Senegal Takrur entstehen wobei Metalle wie Gold aber auch Salz Sklaven und Zivilisationsguter aus Nordafrika wie Stoffe wichtige Handelsguter im Transsahara Handel darstellten Nach dem Periplus des Pseudo Skylax wurden dabei von den Phoniziern Weintrauben der Rebberge im Norden an den Hangen des Atlas als Ruinen von Plinius dem Alteren bestatigt von den einheimischen Abnehmern zu Wein verarbeitet Andere Handelsguter waren dabei verschiedene Duft und Baustoffe Tierhaute und Elfenbein Zwar scheinen in Herne tatsachlich der Kuste entlang Schlamm und Seegras ein Weiterkommen mit den Schiffen behindert zu haben was sich jedoch auf dem hohen Meer umfahren liess Entsprechend befuhren wahrscheinlich rasch die Phonizier vom verteidigungstechnisch und verbindungsmassig exzellent gelegenen Herne aus auch den etwa drei Schiffstage entfernten und bis zum Bau des heutigen Dammes auf mehr als 100 km schiffbaren Senegal Fluss wo sich eine Stadt befunden haben soll Wie der Grieche Pytheas im Norden wussten die Karthager wahrscheinlich bereits aus Berichten vor der See Erkundungsreise uber den Landweg sehr gut nach welchen Handelsgutern sie bei ihren Seereisen Ausschau halten mussten namlich im Norden Himilkon vor allem Zinn und Bernstein sowie sudlich der Sahara Hanno Gold und Elfenbein Plinius der Altere Naturalis historia 5 8 Als die Macht Karthagos noch auf ihrem Hohepunkt stand segelte Hanno herum von Gadir Cadiz am Ausgang der Strasse von Gibraltar in die extreme Weite Arabiens und erstellte daruber einen Reisebericht wie dies Himilco tat als er zur gleichen Zeit ausgesandt war die ausseren Kusten Europas zu erforschen Anders als durch bereits auf dem Landweg bekannte Informationen ist auch nicht erklarbar wie im Bericht Hannos der Kamerunberg zu seinem griechischen Namen Theon Ochema deutsch Gotterwagen wohl griechische Ubersetzung des gleichen einheimischen Namens kam wenn er durch Hanno erstmals und danach kaum wieder besucht worden ware Das Ratsel lost sich rasch wenn die schon fruher als 500 v Chr vorhandenen transsaharischen Handelswege mit antiken Munzfunden und Felszeichnungen von Wagen untersucht werden Danach fuhrte der ostliche dieser Wege vom Atlas Gebirge in Marokko zu den Kupferminen im heutigen Mauretanien um Atar und der mittlere Weg von verschiedenen Orten der Mittelmeerkuste in den von den Garamanten bewohnten libyschen Fezzan und von dort uber das Air Massiv im heutigen Niger zur Biegung des Niger Fluss Eine sudliche Abzweigung durfte vom Gebirge auch in die Senke des fruher ausgedehnteren Tschadsees gefuhrt haben Auch wenn kaum Karthager und Griechen jemals auf dem Landweg den Kamerunberg gesehen haben wird auf diesem Weg neben den Waren und Menschen unter anderem Sklaven auch die Geschichte eines hohen feuerspeienden Berges von Suden nach Norden gewandert sein Im Ubrigen beschreibt auch Herodot Erkundungsvorstosse des garamantischen Stammes der Nasamonen vom Fezzan nach Suden wo die berberischen Teilnehmer von Schwarzafrikanern gefangen und zu einer Ansiedlung an einem See gefuhrt wurden bevor sie wieder zuruckkehren konnten Bemerkenswerterweise heisst auch der sudliche Zufluss des algerischen Flusses Gir und von dessen Salzseen bei Ptolemaus Niger Dies ist klar nicht der Fluss der in den Golf von Guinea mundet doch ist die Namensubertragung gleichwohl kaum Zufall Daher durften die Karthager bereits fruh in der Nahe dieses direkt sudlich von Karthago gelegenen Berges das Herkunftsgebiet verschiedener im Norden angelieferter Guter vermutet haben Da der nordliche Verzweigungspunkt der mittleren Transsahararoute im Fezzan bei den Garamanten ausserhalb karthagischer Kontrolle lag lag es sicher im karthagischen Handelsinteresse auf dem Seeweg mit den sudlichen Lieferanten im Transsahara Handel ohne lastige Zwischenhandler und Wegrauber direkte Handelskontakte aufzunehmen wie dies die Portugiesen und Spanier spater auf dem Seeweg von Europa aus ohne arabische Zwischenhandler mit Indien versuchten Anzufugen ist die Bemerkung von Pomponius Mela uber ein relativ kleines furchterregend aussehendes aber sonst friedliches in Gruppen auftretendes Tier mit dem Kopf dauernd nahe am Boden mit Namen catoplebas nordlich des Theon Ochema Pomponius Mela deutet dieses mythologisch in Zusammenhang mit der Gorgo Es durfte sich dabei um das im Baumgurtel sudlich der Sahara heimische Warzenschwein oder das bei Ebern mit ihren Hauern furchterregend aussehende und auch sonst die Angaben Melas erfullende Riesenwaldschwein handeln Der Fahrtenbericht BearbeitenDer Reisebericht Hannos auch Periplus Hannonis genannt griechisch periploys periplus bedeutet Umsegelung oder Kustenfahrt berichtet uber von Karthago ausgehende Koloniegrundungen an der Westkuste Nordafrikas und eine anschliessende Erkundungsfahrt entlang dieser Kuste die wahrscheinlich bis in den Golf von Guinea fuhrte Hanno stand an der Spitze dieser Unternehmungen die ins letzte Drittel des 6 Jahrhunderts v Chr spatestens wohl um 470 v Chr einzuordnen sind Dieser Reisebericht ist ein wichtiges fruhes Dokument der Entdeckungsgeschichte Afrikas Die Entstehungszeit der griechischen Version von Hannos Periplus ist umstritten wahrscheinlich ist sie um etwa 400 v Chr entstanden Sie geht vermutlich auf ein punisches Original zuruck das angeblich als Inschrift im Tempel des Kronos Interpretatio Graeca fur die westsemitische Gottheit Baal Hammon zu Karthago angebracht war Uberlieferungssituation Bearbeiten Detailliertere Kenntnisse uber die Fahrten des Karthagers Hanno entlang der Atlantikkuste Afrikas verdanken wir einer einzigen erhaltenen Handschrift des 9 Jahrhunderts in griechischer Sprache Die Handschrift tragt die Bezeichnung Codex Palatinus Graecus 398 und wird in der Universitatsbibliothek Heidelberg aufbewahrt Auf drei Seiten fol 55r 56r steht der als Hanno Carthagiensis Periplus Hannonis bekannt gewordene Fahrtenbericht Von diesem Kodex existiert eine Abschrift aus dem 14 Jahrhundert Teile davon verwahrt die Bibliotheque Nationale in Paris Weitere 21 Blatter befinden sich im British Museum London darunter Blatt 12 beidseitig beschrieben mit dem Periplus Wesentliche Unterschiede zum Heidelberger Text bestehen nicht Ob es sich bei dem uberlieferten Text um eine direkte Ubersetzung des punischen Originals handelt ist umstritten Im 2 Jahrhundert gab es offenbar vollstandigere Fassungen des Berichts uber Hanno wie sich aus Literatur jener Zeit erschliessen lasst Insbesondere bei der Reise ab Cerne nach Suden scheinen Zeilen mit Distanzangaben heute verloren zu sein So schreibt Arrian am Ende seiner Anabasis Alexandrou bei der Uberwindung geographischer Hindernisse wie durch Nearchos als Admiral ein Teil der Truppen Alexanders des Grossen zuruckkehrte Im ubrigen fuhr Hanno der Libyer von Karthago aus passierte die Saulen des Herakles und segelte im ausseren Meer d h Atlantik entlang der Kuste Afrikas und segelte dann 35 Tage wie beschrieben ostwarts Aber als er am Schluss nach Suden abdrehte traten vielfaltige Schwierigkeiten auf wie Mangel an Wasser druckende Hitze und feurige Strome bis ins Meer Indica 43 11 12 Die aufschlussreichste Bemerkung sind die erwahnten 35 Tage Reisezeit nach Osten im Vergleich zu den Reisezeitangaben Hannos bei denen offensichtliche Lucken bestehen Sie deuten auf den seitherigen Verlust ganzer Zeilen des uberlieferten Berichtes Gar nicht den Erwartungen antiker Geographen entspricht auch die berichtete Drehung der Fahrt Hannos am Schluss nach Suden statt weiter nach Osten und dann wieder nach Norden Bekanntlich hat sich der eher uberlieferungskritische Herodot bei der Beschreibung der Umschiffung Afrikas in der Regierungszeit des Pharaos Necho II nicht an der Umfahrung selbst gestort sondern am angeblichen Wechsel der Lage der Sonne wie bei der Fahrt nach Suden auf der Nordhalbkugel der Erde erwartet von der linken Richtung Aquator auf die rechte Schiffsseite Dieser Wechsel tritt wie wir heute wissen nur dann auf wenn die Schiffsleute den Aquator bzw zumindest den nordlichen Wendekreis der Sonne uberquerten was damals wegen der allgemein angenommenen immer starkeren Hitze nach Suden unmoglich schien Was Herodot damals an der Zuverlassigkeit des Berichtes zweifeln liess ist fur uns mit bekanntem Verlauf der Westkuste Afrikas bis zu dessen Sudspitze aber untrugliche Voraussetzung dass die Fahrer uberhaupt sudlich des Aquators waren Ebenso ist aus der von Herodot bis zu Pomponius Mela vertretenen Sicht eines Ozeans um ganz Afrika nordlich des Aquators unverstandlich wieso Hanno nach langerer Fahrt nach Osten schliesslich wieder nach Suden der Kuste entlang abdrehen musste Der Bericht Hannos widerspricht hier den theoretischen Vorstellungen der massgebenden griechischen und lateinischen Geographen beschreibt aber gerade das was wir bei einem Besuch Hannos im Golf von Guinea bis zum Kamerunberg als selbstverstandlich erwarten kein Beweis aber ein deutlicher Hinweis auf die guten geographischen Kenntnisse der Karthager aus eigener Anschauung statt aus griechisch romischer Gelehrsamkeit Die alteste Erwahnung des Reiseberichtes des Hanno stammt aus der Schrift De Mirabilibus Auscultationibus des Pseudo Aristoteles der peripatetischen Schule des 3 vorchristlichen Jahrhunderts 37 Es wird auch gesagt dass ausserhalb der Saulen des Herakles einzelne Gebiete brennen die einen den gesamten Tag die anderen nur in der Nacht wie es im Reisebericht des Hanno erzahlt wird Indirekt wird auf Hanno und seine Verbindung mit Cerne sogar noch fruher im Werk Unglaubliche Geschichten Kap 31 des Palaiphatos aus dem 4 vorchristlichen Jahrhundert Bezug genommen Die Leute von Kerne Aithiopier bewohnen die Insel Cerne ausserhalb der Saulen des Herakles und breiten sich dort aus entlang des libyschen Flusses Annon gegenuber von Karthago Der Name Annon ist dabei sicherlich vom karthagischen Namen Hanno abgeleitet Text des Periplus in deutscher Ubersetzung Bearbeiten Die hier zitierte Ubersetzung ist entnommen aus der Publikation von Karl Bayer S 346 353 nbsp Reiseroute von Hanno dem Seefahrer Bezeichnungen in franzosischer Sprache Hanno des karthagischen Sufeten Bericht von der Umsegelung der jenseits der Saulen des Herakles liegenden libyschen Teile der Erde den er auch im Tempelbezirk des Kronos als Weihegabe aufgestellt hat er tut darin folgendes kund Die Karthager beschlossen dass Hanno uber die Saulen des Herakles hinausfahren und Stadte der Libyphoiniker grunden solle Und so stach er in See an der Spitze von 60 Funfzigruderern und fuhrte eine Menge von Mannern und Frauen 30 000 an der Zahl sowie Verpflegung und sonstigen Bedarf mit sich Als wir aber auf die hohe See gelangt waren passierten wir die Saulen segelten draussen zwei Tage weiter und grundeten eine erste Stadt die wir Thymiaterion nannten sie beherrschte eine weite Ebene Sodann segelten wir nach Westen und trafen auf das mit Baumen bestandene libysche Vorgebirge Soloeis Wir errichteten dort ein Heiligtum des Poseidon gingen wieder an Bord und nahmen Kurs nach Suden einen halben Tag lang bis wir an einen See gelangten der nicht weit vom Meere lag er war voll mit dichtem hochgewachsenem Schilf in ihm hielten sich auch Elefanten auf und andere dort weidende Tiere in grosser Zahl Wir verliessen diesen See fuhren eine ganze Tagereise weiter und besiedelten dann Stadte am Meer welche Karikon Teichos Gytte Akra Melitta und Arambys hiessen Nachdem wir von da aufgebrochen waren gelangten wir an den grossen Fluss Lixos der von Libyen herstromt An ihm weidete ein Nomadenvolk die Lixiten seine Herden bei ihnen blieben wir einige Zeit da wir uns angefreundet hatten Hinter diesen siedelten ungastliche Aithiopen die ein wildes Land beweideten das durch hohe Bergzuge zergliedert wird Aus diesen Bergen fliesse so sagt man der Lixos rings um diese Berge aber wohnten sonderbar aussehende Menschen die Troglodyten von denen die Lixiten behaupteten sie konnten schneller laufen als Pferde Wir liessen uns von ihnen Dolmetscher geben und segelten dann an einer menschenleeren Wuste entlang nach Suden zwei Tage lang von da aber wieder gegen Osten hin eine Tagefahrt weit Dort fanden wir im Winkel einer Bucht eine kleine Insel sie hatte einen Umfang von funf Stadien Auf ihr grundeten wir eine Siedlung die wir Kerne nannten Aus unserer Fahrtroute erschlossen wir dass es genau gegenuber von Karthago liegen musse denn die Fahrtstrecke von Karthago bis zu den Saulen entsprach der von dort bis Kerne Von da gelangten wir an einen See nachdem wir einen grossen Fluss mit Namen Chretes durchfahren hatten In diesem See aber lagen drei Inseln die grosser waren als die von Kerne Von ihnen aus legten wir eine Tagefahrt zuruck und kamen in den Winkel des Sees uber den sehr hohe Berge hereinragten die voll wilder Menschen waren die sich in Tierfelle gehullt hatten sie warfen mit Felsbrocken verjagten uns und liessen uns nicht an Land gehen Wir segelten von dort weiter und kamen an einen anderen Fluss der gross und breit war und von Krokodilen und Flusspferden nur so wimmelte Dort drehten wir um und gelangten wieder nach Kerne zuruck Von dort segelten wir zwolf Tage nach Suden immer unter der Kuste die in ihrer ganzen Lange Aithiopen bewohnten diese nahmen vor uns Reissaus und blieben nicht da Sie sprachen eine Sprache die auch die Lixiten die mit uns fuhren nicht verstehen konnten Am letzten Tage nun ankerten wir bei hohen dicht bewaldeten Bergen Das Holz der Baume war wohlriechend und von verschiedenen Farben Wir segelten um diese Berge herum zwei Tage lang und gelangten an eine unermesslich weite Meeresflache Auf der einen Seite davon war zum Land hin eine Ebene von der wir nachts uberall Feuer aufsteigen sahen bald in grosseren bald in engeren Abstanden Wir nahmen Wasser an Bord und segelten von da funf Tage weiter an der Kuste entlang bis wir in eine grosse Bucht gelangten von der die Dolmetscher sagten sie heisse Horn des Westens Hesperu Keras In dieser Bucht lag eine grosse Insel und auf der Insel ein See mit Salzwasser in ihm aber lag eine weitere Insel bei der wir an Land gingen wir sahen jedoch bei Tag nichts ausser Wald nachts aber zahlreiche Feuerbrande und horten den Klang von Floten das Gedrohne von Zimbeln und Trommeln sowie tausendfaltiges Geschrei Da ergriff uns Furcht und die Seher hiessen uns die Insel zu verlassen Rasch fuhren wir ab und kamen an einem Land vorbei das von Feuer durchgluht und voll von Rauch war Riesige Feuerbache sturzten aus ihm ins Meer Den Boden aber konnte man vor Hitze nicht betreten Voller Furcht segelten wir auch von da schnell wieder ab Vier Tage lang dahinfahrend sahen wir nachts das Land von Flammen erfullt In der Mitte aber war ein steil aufsteigendes Feuer grosser als alle anderen das wie es schien die Sterne in Brand setzte Am Tage aber zeigte es sich als ein sehr hoher Berg Gotterwagen Theōn ochema genannt Drei Tage lang segelten wir von dort an feurigen Sturzbachen entlang und gelangten dann an eine Bucht die Horn des Sudwinds Notu Keras hiess Im Winkel lag eine Insel die der ersten glich und ebenfalls einen See aufwies Und in diesem See lag eine weitere Insel voll von wilden Menschen Es waren uberwiegend Weiber die am ganzen Korper dicht behaart waren die Dolmetscher nannten sie gorillai Wir verfolgten sie konnten aber keine Manner fangen sie entwischten alle weil sie ausgezeichnete Kletterer waren und sich mit Felsbrocken zur Wehr setzten Weiber aber fingen wir drei ein sie bissen und kratzten und wollten denen die sie fuhrten nicht folgen Daher toteten wir sie zogen ihnen die Haut ab und brachten die Balge nach Karthago mit Dann segelten wir von da aus nicht mehr weiter voran da unsere Lebensmittelvorrate zur Neige gingen Interpretation des Berichtes Bearbeiten Ob mit dem von Hanno angefuhrten Unternehmen eine Umsegelung Afrikas beabsichtigt war bleibt reine Spekulation Das gilt auch wenn der griechische Ubersetzer der punischen Quelle von Umsegelung jener libyschen Teile der Erde spricht die jenseits der Saulen des Herakles liegen und wenn ihm unterstellt wird er habe Kenntnis von der Expedition unter dem agyptischen Konig Necho II gehabt der angeblich die Umseglung Afrikas gelang Einigkeit herrscht daruber dass Hannos Schiffe von Karthago kommend die Saulen des Herakles passierten also die Meerenge von Gibraltar durchfuhren und Kap Spartel griechisch Ampelusia umschifften um Stadte zu grunden und zwar in Libyen wie man die westlich des Niltals gelegenen Gebiete Nordafrikas nannte Im uberlieferten Bericht heisst es Hanno sei mit einer Flotte von 60 Funfzigruderern in See gestochen mit 30 000 Mannern und Frauen an Bord Das erscheint unrealistisch und wird als Fehler bei der Ubertragung von phonizischen Zahlwortern ins Griechische angesehen Wenn man ausserdem die geschatzte Kapazitat der Schiffe zugrunde legt mag es sich um gut 5000 Menschen gehandelt haben es sei denn die hohe Zahl schliesst jene Siedler mit ein die der ersten Vorhut nach und nach folgten Die Siedlung Thymiaterion wird mit der Ruine beim heutigen Mehdia nordostlich von Rabat an der Mundung des Oued Sebou punisch und romisch Subur gleichgesetzt Ostlich davon befinden sich wenige Kilometer entfernt zudem die romischen Ruinen des den Namen weiter fuhrenden Tamusiga Soloeis ist bei Plinius dem Alteren Promonturium solis bei Claudius Ptolemaus Soloentia Ersteres mit dem Sonnengott Sol assoziiert und im Falle des ersten Autors das heutige Cap Bedouzza Der darauf erwahnte See durfte ein naturlich gestauter Abschnitt des Flusses Tensift punischer Name Fut sein Schwieriger zu identifizieren sind die darauf genannten Stadte Anzunehmen ist dabei dass aufgrund der strategischen Lage Karikon mit dem griechischen Namen Mysocaras gleichzusetzen ist El Essaouira wo eine phonizische Prasenz archaologisch nachgewiesen werden kann Die anderen Stadte durften sich im Tal der Flusse Oum Sous lateinisch Subus mit Agadir und Oum Massa lateinisch Massa befinden Gytta ist am ehesten am Standort des heutigen Agadir zu vermuten Eine fruhere Prasenz von Landwirtschaft mit Palmenhainen und Rebbau in dieser Gegend wird durch Aussagen von Plinius dem Alteren bestatigt Der grosse Fluss Lixos ist mit hoher Wahrscheinlichkeit das Wadi Draa griechisch Daras lateinisch Daradus im sudlichen Marokko der sudlich des Atlas Gebirges entspringt und dort ein fruchtbares Tal durchstromt ganz sicher nicht ist damit der Fluss Lix in Nordmarokko gemeint an dem zwar auch eine phonizische und spater romische Siedlung Leks bzw Lixus bestand an der Hanno aber bereits vor Thymiaterion vorbeigefahren sein muss An diesem Fluss lebte ein Hirtenvolk mit dem sich die Ankommlinge anfreundeten Die von Hanno gegrundete Siedlung Kerne ist am wahrscheinlichsten die Insel Herne bei Ad Dakhla Dafur sprechen einerseits die Namensahnlichkeit die Lage etwa gleich weit von den Saulen des Herakles wie diese von Karthago die Lage auf dem nordlichen Wendekreis welche den Eindruck vermitteln kann im Sommer am Aquator zu sein die relativ nahe Lage zum westlichsten Transsahara Handelsweg und den Minen von Akjoujt die Angaben zum Umfang der Insel und von deren Abstand zum Land sowie der Umstand dass wenig alternative Inseln sudlich des Oued Draa uberhaupt zu finden sind hochstens noch in der Bucht von Arguin Damit ware der erklarte Zweck des Unternehmens eigentlich erfullt gewesen Hanno fuhrte Teile seiner Mannschaft jedoch noch viele weitere Tage die unbekannte Kuste entlang Weit im Suden befuhren sie einen breiten Fluss mit Namen Chretes vgl hebraisch heret Wald Aristoteles erwahnt zudem einen Fluss Chremetes Sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um den Senegal Fluss Weiter im Suden kamen sie an einen weiteren breiten Fluss mit Krokodilen und Flusspferden Am wahrscheinlichsten ist die Identifikation mit dem Fluss Silwa oder Bum in Sierra Leone vielleicht handelt es sich auch um den Gambia Auch Plinius der Altere erwahnt in seiner Naturalis historia einen in Afrika gelegenen Fluss mit Namen Bambotus der mit Flusspferden und Krokodilen verpestet sei Eine weitere von Kerne ausgehende Fahrt fuhrte die Karthager noch weiter in sudliche Richtung entlang dem Land der Aithiopen damit sind schwarze Afrikaner gemeint im Gegensatz zu weiter nordlich wohnenden Libyern wo selbst fur die mitgebrachten Dolmetscher vom Lixos unverstandliche Sprachen gesprochen wurden Zuerst kamen sie zu einem Hafen mit grossen bewaldeten Bergen wahrscheinlich ist dies Cap Vert der westlichste Auslaufer Afrikas und anschliessend segelten sie um die Berge herum in ein unermesslich weites Meer mit beidseitig flachen dichtbewaldeten Kusten Moglicherweise handelt es sich bei diesen Kusten einerseits um das Delta des Geba in Guinea Bissau und andererseits um die Inseln des Archipelago dos Bijagos Danach kamen sie an das Horn des Westens wahrscheinlich Cape Palmas am Eingang zum Golf von Guinea Danach durfte Hanno nach langerer Fahrt in das Mundungsgebiet des Niger gelangt sein Hier passen auch die geographischen Gegebenheiten zu Hannos Schilderung Dann sahen die Karthager in der Nacht nach mehreren Tagen Fahrt das beeindruckende Schauspiel einer weit in den Himmel reichenden Flamme an Land Bei Tage erwies dieses sich dann als sehr hoher Berg den sie Gotterwagen nannten griechisch 8eῶn ὄxhma theon ochema dieser Berg wird auch von Claudius Ptolemaus in seiner Karte dargestellt allerdings etwa um zwei Langengrade nach Westen verschoben Das von Hanno geschilderte Naturschauspiel trifft sehr gut auf einen gerade erfolgenden Vulkanausbruch zu Die einzigen aktiven Vulkane zwischen den Saulen des Herakles und der Sudspitze Afrikas sind die Vulkane auf den Kanarischen Inseln die aber den Phoniziern bereits fruher bekannt gewesen sein durften also hier kaum als nennenswert erscheinen und der Kamerunberg Der einzige weitere Vulkanschlot entlang der Reiseroute der Kakulima nordostlich des heutigen Conakry in Guinea gilt als bereits sehr viel fruher erloschen Der Kamerunberg ist wie der Kakulima sehr gut vom Meer aus als einsame Bergspitze erkennbar Nach drei Tagen kamen sie dann zu einer Bucht namens Horn des Sudens moglicherweise auf der Hohe von Gabun Hier trafen sie auf einige haarige menschenahnliche Wesen von denen sich die mannlichen mit Steinen wehrten und schliesslich entflohen drei Weiber jedoch fingen die Karthager Diese Wesen wurden von den Dolmetschern als gorillai bezeichnet was in spateren Texten mit der in der griechischen Mythologie verankerten Bezeichnung Gorgonen in Zusammenhang gebracht wurde Die Bezeichnung konnte von den Afrikanern direkt sudlich von Herne stammen In Fulfulde der Sprache der Fulbe oder Gorko in Westafrika die moglicherweise den Namen gorillai gepragt haben bedeutet gorel so viel wie kleiner Mann Ob es sich nun bei den erwahnten Lebewesen um Schimpansen oder tatsachlich um Gorillas handelte sehr wahrscheinlich durften es Menschenaffen gewesen sein Nicht ganz auszuschliessen sind auch Pygmaen zumal in Hannos Bericht ja von Menschen und nicht von Affen die Rede ist Affen durften den Karthagern bekannt gewesen sein Andererseits wird im Bericht Hannos was sonst wohl zu erwarten ware nichts von einer Sprache der gorillai erwahnt Aber ob es sich nun um Menschenaffen oder um Pygmaen gehandelt hat in jedem Falle ware Hanno auf Grund von deren anzunehmender Verbreitung tatsachlich bis an die Kuste des heutigen Gabun gekommen Die Afrikaner sudlich von Kerne hatten vermutlich die ihnen bekannten Schimpansen Westafrikas mit deren eigenem Namen bezeichnet und nicht als kleine Menschen Kritische Stellungnahmen Bearbeiten In der Vergangenheit sind verschiedene kritische Theorien und Stellungnahmen zum Reisebericht des Hanno formuliert worden So erklarten einzelne Autoren entweder die ganze Geschichte als Konstruktion nach anderen antiken Autoren insbesondere nach dem Periplus des Pseudo Skylax oder nach der Odyssee des Homer andere gingen davon aus dass Hannos Schiffe nur bis zu den Vulkanen der Kanarischen Inseln oder nur bis zum Kakulima in Guinea gesegelt seien Diese teilweise ausserst kritischen Einschatzungen waren vielleicht in der Vergangenheit nach einer ersten Euphorie uber die angeblich so weite Fahrt des Hanno durchaus verstandlich zumal in Afrika sudlich von Mogador in Marokko archaologische Hinweise auf die Anwesenheit von Karthagern bzw Phoniziern fehlten und immer noch fehlen ein Mangel der immer noch fur grosse Teile von Schwarzafrika gilt Es konnten inzwischen verschiedene vorher nicht berucksichtigte Seefahrtsrouten nachgewiesen werden so dass die hier vorgestellte Interpretation trotz der genannten Vorbehalte als die plausibelste erscheint Zudem ist auch bei der Interpretation antiker Werke insbesondere was die Topografie der Gebiete sudlich der Sahara betrifft in den nachsten Jahren noch mit grossen Fortschritten zu rechnen Allein die im Kartenwerk von Claudius Ptolemaus erwahnte grosse Anzahl der Orte sudlich des Atlas Gebirges lasst auf umfangreichere geographische Kenntnisse der schwarzafrikanischen Kuste in der Antike vermuten als bisher allgemein angenommen So ist klar dass der bei Ptolemaus auch erwahnte Gotterwagen wegen eines zu klein eingezeichneten Golfes von Guinea Hesperische Bucht auf seiner Karte viel zu weit nach Westen geraten ist Allein der Name lasst aber darauf schliessen dass dieser Berg in der antiken Geographie und Mythologie eine wichtige Stellung eingenommen hat So liegt beispielsweise der Kamerunberg oder Gotterwagen auf der Karte des Ptolemaus praktisch auf demselben Langengrad wie das Adula Gebirge Gotthardmassiv Beide weithin gut sichtbaren Gebirge dienten in der Antike vermutlich als wichtige geographische Referenzpunkte Rezeption in der Antike Bearbeiten Nach dem Ende des 2 Punischen Krieges Auslieferung der karthagischen Kriegsflotte an die Romer und erst recht am Ende des 3 Punischen Krieges mit der bodenebenen Zerstorung von Karthago selbst und der Versklavung seiner Einwohner durfte ein Grossteil des punischen Wissens um die Kusten Westafrikas verloren gegangen sein Allerdings durfte dieser Verlust beim allgemein praktischen Sinn der Romer nicht vollstandig gewesen sein So ordnete der romische Senat an dass das landwirtschaftliche Werk des Karthagers Mago ins Lateinische ubersetzt werde womit es zumindest teilweise in romischen landwirtschaftlichen Werken erhalten blieb Ebenso ist zu vermuten dass die Romer das karthagische Handelswissen zu erhalten versuchten wie beim Tatenbericht des Hanno und des Himilkon durch Abschrift von Texten durch Verpflichtung karthagischer Handelsleute oder durch die im Auftrag von Scipio dem Eroberer Karthagos veranlasste staatliche Erkundungsmission seines Freundes Polybios der westafrikanischen Kuste entlang Leider ist davon relativ wenig uberliefert Von den romischen Autoren Plinius der Altere Naturalis historia und Pomponius Mela De chorographia sind aber dennoch Beschreibungen der marokkanischen und weiter sudlichen westafrikanischen Kuste uberliefert Deren Inhalt ist eine Zusammenstellung griechischer und romischer antiker Kustenbeschreibungen wie des Polybios und des Pseudo Skylax sowie der romischen Militarexpedition unter Polybios nach dem Fall von Karthago sowie dem Reisebericht des Hanno Allerdings ist mit dem Ubergang von karthagischer zu romischer Beherrschung der marokkanischen Kuste sicher geographisches Wissen uber Westafrika verloren gegangen So verschwinden mit Ausnahme des Lixos die vorromischen Namen von marokkanischen Kustenorten weitgehend und werden durch die heute zum Teil noch erkennbaren Orts und Flussnamen ersetzt Rom durfte sich angesichts der seefahrerischen Schwierigkeiten sudlich von Herne nach dem Bericht des Pseudo Scylax und dem wenig Handelserfolge versprechenden Bericht des Polybios darauf beschrankt haben Handel bis hochstens unmittelbar sudlich des Atlasgebirges zu treiben Die Verwirrung um die Lage des fur die Geographie Westafrikas wichtigen Theon Ochema lasst sich dabei ursachlich auf Polybios und dessen Rezeption durch Plinius und Claudius Ptolemaus zuruckfuhren Bei Pomponius Mela De Chorographia 3 94 steht noch relativ getreu nach Hanno und griechischen Autoren Nach dieser Bucht der Geschehnisse um die gorillai Richtung Westafrika ist ein hoher Berg Theon Ochema wie ihn die Griechen nennen der standig brennt Nach diesem Berg ist ein gruner Hugelzug der sich uber eine lange Strecke der Kuste entlang Richtung Horn des Westens hinzieht Von diesem Hugelzug aus kann man die nicht vollkommen uberblickbaren Felder der halbmenschlichen Aegipanen und Satyrn sehen Anschliessend erzahlt Pomponius Mela von den auch bei Hanno berichteten nachtlichen Lauten und dem Feuer auf diesem Hugel bis zur Kuste und fahrt fort 3 96 Dann bewohnen wieder Athiopier die Kuste Mela kommt bei der Beschreibung der Kuste von Ostafrika Diese Leute Hesperiden genannt sind hier nicht die reichen bereits genannten in Ostafrika sondern kleiner und grober In ihrem Gebiet ist eine Quelle die glaubwurdig als Nilquelle angesehen werden kann Sie wird von ihnen Nunc genannt und hat sonst anscheinend keinen anderen Namen sondern wird von den barbarischen Maulern falsch ausgesprochen Mela und Plinius schreiben von einer Quelle nach Mela namens Nunc nordwestlich dieser grunen Hugelkette als Nilquelle deren Wasser im Gegensatz zu allen anderen Flussen ins Landesinnere nach Westen und zeitweise unterirdisch verlaufe Plinius fuhrt Konig Juba II von Mauretanien als Gewahrsmann dafur an dass sich der wieder aufgetauchte Nil weiter westlich in einen See ergiesst Nilides genannt dann wieder unterirdisch verschwindet und erst nach einigen Tagereisen definitiv den bekannten Nil westlich von Meroe speist Unschwer kann man darin in der Sahel Zone den Niger mit seinem Abfluss ins Landesinnere in Mali dann das abflusslose Gebiet des Tschadsees und schliesslich das Wiederauftauchen des Niles im sudanischen und zur Zeit Neros durch einen romischen Hauptmann erreichten Sumpfgebiet des Sudd erkennen wo diese Expedition wegen weiterer Unpassierbarkeit zuruckkehren musste Bei Plinius kann mit dem Theon Ochema auch nur ein Vulkan gemeint sein Naturalis historia 2 90 So erklart er nach der Diskussion anderer Vulkane ausdrucklich Dennoch der grosste vulkanische Feuerschein ist derjenige in Athiopien d h Schwarzafrika auf dem Gipfel des Theon Ochema Eine andere unzweifelhafte Lokalisierung des Theon Ochema befindet sich bei Plinius 6 35 Plinius geht wie seine Zeitgenossen von einem dreiseitigen Afrika mit etwa gerader Kustenlinie vom Golf von Guinea nach Ostafrika aus Die Sudkuste Athiopiens d h Afrikas verlauft von Osten nach Westen in sudliche Richtung Es hat bluhende Walder dort meist von Edelholzern In der Mitte dieser Kuste steigt unmittelbar von der Kuste ein hoher Berg an der mit ewigem Feuer gluht sein griechischer Name ist Theon Ochema Vier Tage Reise von dort befindet sich das Horn des Westens als Umgrenzung Afrikas angrenzend an das Gebiet der westlichen Athiopier Einige Autoritaten berichten in dieser Region auch von Hugeln massiger Hohe uberzogen mit dunklem Dickicht Dschungel und bevolkert von Agipanen und Satyrn Nach Plinius waren neben Karthagern aber auch Griechen an der westafrikanischen Kuste So sollen nach Xenophon von Lampsakos die Gorgonen Inseln sich etwa zwei Tagesreisen von der Kuste entfernt im Meer befinden und noch weiter draussen zwei weitere Inseln Auch gegenuber dem Atlas Gebirge soll im Meer eine Insel namens Atlantis liegen offensichtlich nicht die Kanaren sondern moglicherweise Madeira von der es zwei Tagesreisen entlang der Kuste bis zu den westlichen Athiopiern brauche Berechnungen uber die Dauer von Schiffsreisen sollen auch von dem Geographen Statius Sebosus gemacht worden sein Bei all diesen Angaben verschwimmen tatsachliche Beobachtungen theoretisch begrundete Mutmassnahmen und Mythologie so stark dass eine eindeutige Trennung von Fiktivem und Tatsachlichen sowie dessen Identifikation auf der Landkarte nicht mehr moglich ist Soweit waren die romischen geographischen Kenntnisse uber die Gebiete sudlich der Sahara zwar unvollstandig aber nicht vollig irrefuhrend bezuglich der Lage des Theon Ochema Anders als beim manchmal locker und unvoreingenommen erzahlenden und dadurch zwar haufig nur ungefahr richtig aber selten komplett falsch berichtenden Mela stutzt sich Plinius um moglichst grosse Objektivitat und Vollstandigkeit bemuht hauptsachlich auf die als glaubwurdiger erachtete romische Militarliteratur mit fatalen Konsequenzen fur die spatere Rezeption der Lage des Theon Ochema So diskreditiert er als Erstes den Bericht Hannos 5 8 obwohl in Marokko zweifelsfrei phonizische Siedlungen im letzten Jahrhundert archaologisch ausgegraben wurden Es ist Hanno dem die meisten griechischen und romischen Schriftsteller gefolgt sind in den erschienenen Berichten uber eine Anzahl von durch ihn gegrundeten Stadten uber die aber keine Uberlieferungen und keine Spuren Ruinen existieren nicht zu sprechen von den im Bericht enthaltenen unglaubwurdigen Geschichten Dann verweist Plinius auf den von ihm als glaubwurdig angesehenen Polybios der dies zwar unserer Kenntnis nach auch ist dessen entsprechender eigener Bericht aber nicht uberliefert ist Scipio Aemilianus stellte wahrend seines Kommandos in Afrika wahrend des 3 punischen Krieges mit der endgultigen Zerstorung Karthagos dem Historiker Polybios eine Flotte mit Schiffen zur Verfugung zum Zwecke einer Erkundungsfahrt in diesem Teil der Welt d h entlang der westafrikanischen Kuste Zuruckgekehrt von der Fahrt entlang der Kuste berichtete Polybios dass sich nach dem Atlas Gebirge wilde Tiere enthaltende Walder in Afrika befinden Dann liefert Plinius gestutzt auf Agrippa Distanzangaben bis zum Fluss Bambotus im Land der Athiopier der voll von Krokodilen und Flusspferde sei was mit dem Bericht Hannos ubereinstimmt Von da laufen Bergzuge kontinuierlich bis zu demjenigen den wir Theon Ochema nennen was Melas Darstellung entspricht Die Distanz von diesem zum Horn des Westens dauert 10 Tage und Nachte d h 20 Tagesreisen In der Mitte dieses Raumes Dreieck aufgespannt durch die Strasse von Gibraltar das Horn des Westens und den Theon Ochema platziert er Agrippa den Atlas dem alle anderen Autoritaten einen Platz im aussersten Punkt von Mauretanien d h des romischen Marokko zuweisen Das Horn des Westens platziert Mela dabei wie folgt 3 99 100 Vor ihrer Kuste der Athiopier sind die Gorgaden Inseln einst sagt man das Heim der Gorgonen Sie liegen gegenuber dem Horn des Westens Von da an beginnt die nach Westen ausgerichtete Ozeanfront mit dem Wasser des Atlantiks Die Athiopier belegen darin den ersten Teil gesehen aus Richtung Horn des Westens aber niemand den mittleren hitzeversengten sandbedeckten und schlangenverseuchten Teil Gegenuber diesem versengten Teil im Meer befinden sich die Hesperiden Inseln Anschliessend erfolgt die Kurzbeschreibung des Atlas Gebirges und der Kanarischen Inseln Aus diesen geographischen Angaben ist klar dass mit dem Theon Ochema einzig der Kamerunberg gemeint sein kann Mit der falschlichen Platzierung des Atlases nach Agrippa in der Mitte des Dreiecks zwischen Strasse von Gibraltar Horn des Westens und Theon Ochema entgegen allen anderen von Plinius erwahnten Autoritaten wird aber die gesamte Geographie Westafrikas verzerrt wie dies dann kartographisch bei Claudius Ptolemaus erfolgte da er nicht Varianten darstellen konnte sondern sich fur eine einzige entscheiden musste in seinem Fall die falsche Hatte man von Seiten Roms grosse Handelserfolge entlang der weiteren Kuste Westafrikas erwartet waren sicher entsprechende Erkundigungsmissionen gestartet worden wie zum Beispiel diejenige des Cornelius Balbus in die Sahara wahrscheinlich bis zum Tibesti Gebirge zur Erkundung der Nilquellen unter Nero bis in das sudanische Sumpfgebiet des Sudd und nach Yemen Weihrauch Handel Gerade der Transsahara Handel durfte in der romischen Kaiserzeit hauptsachlich fur Nachschub afrikanischer Guter in Rom gesorgt haben wodurch allerdings der westafrikanische Kustenhandel relativ dazu an Bedeutung verlor und das Wissen uber die dortige Geographie dargelegt im geographischen Standardwerk von Claudius Ptolemaeus langsam aber sicher verloren ging Mit der Eroberung des Fezzan und der Vernichtung der Siedlungen der dortigen Garamanten durch Cornelius Balbus ergab sich fur Rom dann aber sowieso keine weitere notwendige Erkundung und Transportrouten Sicherung Ganz verloren ging dieses Wissens uber die westafrikanische Kuste allerdings nicht da die Enzyklopadisten und Geographen dieses in ihren Werken zumindest teilweise bewahrten Zudem bestand in der gesamten Antike eine auch in anderen Gegenden nachweisbare Nachfrage von Kaufleuten und Seefahrern nach praxisnahen Kustenbeschreibungen fur die Kusten und Hochseeschifffahrt wie den Periplus des Pseudo Scylax und speziell desjenigen des schwarzen Meeres sowie den anonymen Periplus des Erythraischen Meeres das heisst des Indischen Ozeans Gerade letzterer Handel war aber in Antike und Fruhmittelalter viel attraktiver als der westafrikanische einerseits wegen der fur die Hochseeschifffahrt gunstigeren Winde andererseits wegen der attraktiven Handelspartner und Handelsguter Indien transgangesische Handelsbeziehungen zum Beispiel mit Seide nach China Textausgaben BearbeitenDer griechische Text wurde seit dem 16 Jahrhundert mehrfach abgedruckt und ubersetzt erstmals 1533 von Sigismund Gelenius Seine Editio princeps mit dem Periplus Hannonis S 38 40 erschien 1533 in Basel Eine wissenschaftliche Edition erfolgte im 19 Jahrhundert durch Karl Muller Ubersetzungen ins Deutsche erschienen 1944 und 1957 Eine Gegenuberstellung des griechischen und neu ubersetzten deutschen Textes fand Eingang in die Gesamtausgabe Gaius Plinius Secundus Naturkunde Lateinisch deutsch Buch V siehe unten Seiner hier zitierten Ubersetzung siehe oben fugt Karl Bayer ausfuhrliche Erlauterungen an Im anschliessenden Beitrag geht Werner Huss einschrankend darauf ein siehe unten Hanno als Namensgeber Bearbeiten1935 wurde der Mondkrater Hanno nach ihm benannt Literatur BearbeitenKarl Muller Geographi Graeci Minores 1 Paris 1855 S XVIII XXXIII und 1 14 Volltext Alfred von Gutschmid Die Heidelberger Handschrift der Paradoxographen In Neue Heidelberger Jahrbucher 1 1891 S 227 237 Karl Bayer Periplus Hannonis In Gaius Plinius Secundus d A Naturkunde Historia naturalis lateinisch deutsch Buch V Artemis Zurich Munchen 1993 ISBN 3 7608 1618 5 S 337ff Jerker Blomquist The Date and Origin of the Greek Version of Hanno s Periplus With an edition of the text and a translation Gleerup Lund 1979 ISBN 91 40 04696 6 Gilbert Charles Picard Colette Picard Karthago Leben und Kultur Philipp Reclam jun Verlag Stuttgart 1982 ISBN 3 15 010316 9 S 221 258 Kapitel 7 Grosse Reisen Kai Brodersen Hanno 1 In Der Neue Pauly DNP Band 5 Metzler Stuttgart 1998 ISBN 3 476 01475 4 Sp 155 Werner Huss Die Karthager C H Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 37912 5 Weblinks BearbeitenDigitalisat des Codex Palatinus Graecus 398 Jona Lendering Hanno the Navigator In Livius org englisch Normdaten Person GND 118720236 lobid OGND AKS LCCN n80023034 VIAF 163608997 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hanno der SeefahrerALTERNATIVNAMEN HannoKURZBESCHREIBUNG karthagischer Herrscher und AdmiralGEBURTSDATUM vor 480 v Chr STERBEDATUM um 440 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hanno der Seefahrer amp oldid 238387296