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Die Garamanten waren ein im Fessan ansassiges antikes Volk der Berber Sie besiedelten spatestens seit dem 5 Jahrhundert v Chr eventuell sogar seit dem 9 Jahrhundert v Chr 1 das Innere Libyens im heutigen Fessan um die Hauptorte Zinchecra und Garama Djerma nordlich von Murzuk Sie waren Pferdezuchter Durch die Nutzung von Streitwagen konnten sie die umliegenden Volker unterwerfen 2 3 Von den Garamanten existieren auch Felszeichnungen in der Sahara Karte des Romischen Reichs unter Hadrian regierte 117 138 n Chr Das Reich der Garamanten liegt in der Wustenregion sudlich der romischen Provinz Africa proconsularis Tunesien Libyen Inhaltsverzeichnis 1 Transsaharahandel 2 Landwirtschaft 3 Felszeichnungen und Schrift 4 Geschichte 5 Nachfahren 6 Literatur 7 Dokumentarfilme 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseTranssaharahandel Bearbeiten nbsp Die Garamanten in der globalen Situation etwa 100 v Chr Die Garamanten beherrschten den fruhen Transsaharahandel zwischen der Mittelmeerkuste Libyens und dem Tschadsee Gehandelt wurden vor allem Elfenbein Haute Edelsteine Salz und wilde Tiere fur den Bedarf der romischen Zirkusse gegen Luxuswaren Inwieweit die Garamanten auch mit Sklaven handelten ist in der Altertumswissenschaft umstritten Gesichert ist aber dass Gefangene aus ihrem Volk in den romischen Stadten etwa in Leptis Magna als Beute von Lowen etc in der Arena endeten wie Mosaikdarstellungen aus Nordafrika zeigen Der Handel lief zunachst uber die griechische Kolonie Kyrene nach der Eroberung des Gebietes durch die Romer uber die Stadt Leptis Magna Herodot berichtet von der Reise einiger Berber vom Stamm der Nasamonen von der Cyrenaika durch die Sahara bis ins Land der Schwarzen wohl in die Gebiete des Niger Nichts aber deutet darauf hin dass man darin den Beweis fur einen regelmassigen Karawanenhandel mit dem Sudan sehen kann Die fruher haufig vertretene Theorie die Garamanten hatten den Handel mit Hilfe ihrer Streitwagen betrieben wird heute weitgehend abgelehnt da die Wagen nicht fur lange Strecken und auch nicht fur den Transport von Handelswaren geeignet waren Als sudlichste Stadt des Garamantengebietes gilt heute Ghat Etwa 10 km sudlich der Stadt stand die Festung Aghram Nadharif die vielleicht als Grenzsicherung erbaut wurde Landwirtschaft BearbeitenUm in der Sahara zu uberleben entwickelten die Garamanten ein ausgeklugeltes Bewasserungssystem Mehr als 600 Kanale fuhrten zu unterirdischen Wasserreservoirs und versorgten die Landwirtschaft Diese Kanale wurden uber 100 000 bis zu 40 Meter tiefe Wartungsschachte kontrolliert und bei Bedarf repariert Das so konstruierte Foggara Kanalsystem erstreckte sich uber mehrere tausend Kilometer Mit dem Wasser wurden Pflanzen wie Gerste Feigen Trauben Hirse und sogar Baumwolle angebaut letztere trotz ihres sehr hohen Wasserverbrauchs 1 Felszeichnungen und Schrift Bearbeiten nbsp Garamantische Steingravuren sudostlich von Ubari LibyenIm ehemaligen Siedlungsgebiet der Garamanten sind an geschutzten Felswanden und in Hohlungen Felszeichnungen und Schriftzeichen in der Tifinagh Schrift erhalten Diese Schrift wird auch heute noch von den Berbern und Tuareg verwendet und ist hochstwahrscheinlich aus dem libyschen bzw dem phonizischen Alphabet entstanden Geschichte Bearbeiten nbsp Erhaltener Ksar der Garamanten in der Oase Adiri um 1850 illustriert nach einer Skizze von Heinrich Barth Im 1 Jahrhundert v Chr kam es zu Kampfen mit den Romern welche unter Prokonsul Lucius Cornelius Balbus Minor in die Sahara vordrangen und moglicherweise die Hauptstadt Garama zerstorten 20 19 v Chr Zwar kam es in der Folgezeit weiter zu vereinzelten Kampfen doch wurde die militarische Uberlegenheit der Romer am Ende des 1 Jahrhunderts anerkannt Die von dem britischen Orientalisten Edward W Bovill 1892 1966 und dem franzosischen Volkerkundler Henri Lhote 1903 1991 vorgetragene These die Romer hatten sich bei ihrem grossen Vorstoss gegen die Garamanten im Jahre 69 n Chr erstmals der Dromedare als Reittiere bedient ist zwar verfuhrerisch aber historisch unbewiesen Dies gilt auch fur Lhotes Theorie die Romer seien unter dem Kommando des Proconsul Gaius Valerius Festus dank der Kamele bis an den Niger am Sudrand der Sahara vorgestossen Auch wenn die Nachrichten mit dem Niedergang des Romischen Reiches nachlassen scheint das Reich der Garamanten noch bis ins 7 Jahrhundert existiert zu haben Gegen Ende der 60er Jahre des 6 Jahrhunderts n Chr nahmen die Garamanten den christlichen Glauben an 4 5 Die Garamanten fielen erst der islamischen Expansion durch die nordafrikanischen Eroberungszuge der muslimischen Araber in den Fessan zum Opfer und wahrend der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts n Chr wurde im Zuge dieser arabischen Invasion der letzte Herrscher von Garama abgesetzt Die Zerstorung Garamas durch die Romer wird inzwischen als fraglich angesehen Man geht davon aus dass Abkommen zwischen den Rivalen getroffen wurden Der Niedergang des Reiches wurde durch den Verfall des Romischen Reiches eingelautet durch den Wegfall des wichtigsten Handelspartners Nachfahren BearbeitenDie Tuareg der zentralen Sahara sollen Nachfahren der Garamanten sein Der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth 1821 1865 und sein franzosischer Kollege Henri Duveyrier 1840 1892 entdeckten und beschrieben als erste Europaer die archaologischen Uberreste des Garamantenreiches Literatur BearbeitenRobin C C Law The Garamantes and trans Saharan trade in classical times In The Journal of African History Band 8 Nr 2 1967 ISSN 0021 8537 S 181 200 englisch Vorschau bei JSTOR Henri Lhote A la decouverte des fresques du Tassili In Collection signes des temps Band 3 Arthaud Paris 1958 franzosisch Henri Lhote Chameau et dromadaire en Afrique du Nord et au Sahara Recherche sur leurs origines Office National des Approvisionnements et des Services Agricoles Algier 1987 ISBN 2 85809 140 4 franzosisch Theodore Monod L emeraude des Garamantes Souvenirs d un Saharien Aventure Actes Sud Paris 1992 ISBN 2 86869 825 5 franzosisch Erwin M Ruprechtsberger Die Garamanten Geschichte und Kultur eines libyschen Volkes in der Sahara Zaberns Bildbande zur Archaologie Sonderhefte der Antiken Welt Zabern Mainz 1997 ISBN 3 8053 1544 9 John T Swanson The Myth of Trans Saharan Trade during the Roman Era In The International Journal of African Historical Studies Band 8 Nr 4 1975 ISSN 0361 7882 S 582 600 Vorschau bei JSTOR Joachim Willeitner Libyen Syrtebogen Fezzan und die Kyrenaika DuMont Kunst Reisefuhrer Dumont Koln 2001 ISBN 3 7701 4876 2 Rudolf Fischer Gold Salz und Sklaven Die Geschichte der grossen Sudanreiche Gana Mali und Son Ghau Stuttgart Edition Erdmann 1986 ISBN 3 522650107 Dokumentarfilme BearbeitenDirk Laabs Gisela Graichen Schliemanns Erben Das Geheimnis der Wustenkonige ZDF Deutschland 2006 43 Minuten Text und Video auf YouTube Weblinks BearbeitenAngelika Franz Antike Garamanten Kultur Ratselhafte Herrscher der Wuste In Spiegel Online 28 November 2011 abgerufen am 15 November 2013 Jean Christoph Caron Die Garamanten Das mysteriose Herrschervolk der Wuste In Spiegel Online 29 Oktober 2006 abgerufen am 15 November 2013 nicht immer korrekt recherchiert Gabriel Camps Les Garamantes conducteurs de chars et batisseurs dans le Fezzan antique In clio fr la Muse de l histoire Juni 2002 abgerufen am 15 November 2013 franzosisch Raffael Joorde Geschichte und Kultur der Gaetuler und Garamanten und deren Beziehungen zu Rom https www academia edu 19745680 Geschichte und Kultur der Gaetuler und Garamanten und deren Beziehungen zu Rom abgerufen am 24 Marz 2016 Einzelnachweise Bearbeiten a b Angelika Franz Antike Garamanten Kultur Ratselhafte Herrscher der Wuste In Spiegel Online 28 November 2011 abgerufen am 15 November 2013 Rudolf Fischer S 18 s Lit Herodot Die Garamanten machen auf vierspannigen Rennwagen Jagd auf die hohlenbewohnenden Aithiopen womit bei den Griechen alle Menschen dunkler Hautfarbe gemeint waren Iohannes Biclarensis anno III Iustini Imp I zum Jahre 569 n Chr In Monumenta Germaniae historiae auctores antiqui Band 11 Franz Altheim Christliche Garamanten und Blemyer In Derselbe Ruth Stiehl Hrsg Christentum am Roten Meer Band 2 Berlin New York u a 1973 S 322 332 hier S 329 Normdaten Sachbegriff GND 4222602 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Garamanten amp oldid 233459942