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Adiri arabisch إدري DMG Idri fruhere Transkription auch Adri Edri Ederi ist eine Oase in der Sahara und Hauptstadt der dunn besiedelten libyschen Provinz Wadi asch Schati 1 إدري AdiriAdiri Libyen AdiriKoordinaten 27 27 N 13 3 O 27 445555555556 13 049166666667 Koordinaten 27 27 N 13 3 OBasisdatenStaat LibyenISO 3166 2 LYHohe 338 mEinwohner 4600 2018 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geografie 3 Klima 4 Wirtschaft 5 Geschichte 5 1 Transsaharahandel 5 2 Fremdherrschaft 6 Gegenwart 7 EinzelnachweiseName BearbeitenSeinen Namen soll Adiri von den Byzantinern bekommen haben deren Amtssprache Griechisch war Sie nannten die Oase Hydri griech Wasser 2 Wahrend der islamischen Expansion wurde Hydri in arabische Schrift إدري transkribiert was dann spater europaische Reisende und Afrikaforscher phonetisch in die lateinische Lautschrift ihres jeweiligen Heimatlandes ubertrugen So wurde aus Hydri arabisch ausgesprochen beispielsweise in Englisch je nach Verfasser Adiri Adri Edri Idri im Deutschen Adiri Edri Ederi oder in Franzosisch Oasis d Ederi Adri Edri Erst gegen Ende des 20 Jahrhunderts setzte sich auf Karten und in der Sachliteratur der meisten westlichen Lander die Schreibweise Adiri primar durch 3 4 Geografie BearbeitenAdiri ist eine von Tuareg bewohnte relativ grosse Oase in der Sahara und gehort zur historischen Region Fessan 5 Die Stadt liegt 338 Meter uber dem Meeresspiegel 6 Sie befindet sich zentral in Libyen etwa 600 km sudlich der Hauptstadt Tripolis im abgelegenen Suden der Provinz Wadi asch Schati an der Grenze zum Wadi al Haya Adiri liegt nahezu isoliert in einer grossen Talsenke und ist auf allen Seiten von Sanddunen umgeben die im Norden von den Hugeln und Talern des Jabal al Hasawna begrenzt werden Sabha das politische und wirtschaftliche Zentrum des Fessan befindet sich 208 km sudostlich Der nachstgelegene Flughafen ist in Brak rund 130 km ostlich von Adiri entfernt 5 Das Gebiet ausserhalb der Oase ist Wuste mit keiner oder geringer Vegetation 7 Die Strasse von Brak nach Adiri ist asphaltiert Es ist die einzige die in die Oase fuhrt Auf ihr befindet sich zwischen den kleinen Ortschaften Wanzarik und Tmisan rund 28 km vor Adiri ein Rastplatz der ebenfalls den Namen Adiri tragt Auf Karten ist diese Station jedoch nicht mit der Stadt Adiri zu verwechseln Neben einer Tankstelle und einem Verkehrssicherheitskontrollposten stehen an dem Rastplatz ein paar Hutten wo Handler aus Adiri frische Waren anbieten Von Tmisan fuhrt die asphaltierte Strasse in einem grossen Bogen uber Al Mansura weiter nach Adiri Hinter Tmisan gibt es eine Abkurzung uber eine Wustenpiste welche Al Mansura umgeht und die Fahrzeit zwischen Tmisan und Adiri etwas verkurzt Beide Routen enden in Adiri 8 5 Klima BearbeitenAdiris Wustenklima ist gekennzeichnet durch hohe Temperaturen im Sommer und geringe Niederschlagsmengen im Winter Im Fruhling ist die Oase dem mit Sandstaub beladenen heissen und trockenen Wustenwind Gibli ausgesetzt 5 Die jahrliche Durchschnittstemperatur in der Region betragt 25 C Der warmste Monat ist der August mit einer Durchschnittstemperatur von 36 C der kalteste Januar mit 12 C Der durchschnittliche jahrliche Niederschlag betragt 45 Millimeter Der feuchteste Monat ist der Dezember mit durchschnittlich 9 mm Niederschlag und der trockenste ist Juli mit 1 mm Niederschlag 6 Wirtschaft BearbeitenAdiri verdankt seine wirtschaftliche Bedeutung der Verfugbarkeit von unterirdischem Wasser sowie der Fulle an Obstgarten und Dattelpalmen Die Oase verfugt uber 50 Quellen mit 20 Flachbrunnen deren Tiefe 2 5 bis 3 Meter betragt und einige Tiefbrunnen Im Mittelpunkt des Wirtschaftslebens der rund 4600 Einwohner Stand 2018 5 steht die Landwirtschaft Frische und getrocknete Datteln gehoren neben Gerste Getreide Zuckerrohr und begrenzten Mengen Mais die fur den lokalen Verbrauch ausreichen zu den wichtigsten Produkten der Stadt Im Sommer und Winter wird Gemuse angebaut beispielsweise Tomaten Melonen Paprika Zwiebeln und Knoblauch Weitere Tatigkeiten sind Aufzucht und Haltung von Kamelen Ziegen und Schafen 5 Daruber hinaus befinden sich in der Umgebung von Adiri terrestrisch aride Salzlagerstatten Wissenschaftler gehen davon aus dass vor sieben Millionen Jahren der schrumpfende Ozean Tethys die Sahara austrocknete und dabei riesige Salzvorkommen hinterliess 9 Das Salz der Sahara zahlte schon im Altertum zu den beruhmtesten Gutern der Wustenhandler 10 Die Salzlagerstatte Adiri besteht aus einer harten Kruste und umfasst eine Flache von etwa 35 km Aus den Solen kann ein ziemlich reines Tafelsalz mit etwa 96 Prozent NaCl gewonnen werden 11 Geschichte Bearbeiten nbsp Oase Adiri um 1850 illustriert nach einer Skizze von Heinrich Barth Adiri war bereits in der Antike bekannt Aufgrund ihrer geografischen Lage bildete die Oase ein wichtiges Zentrum auf den Karawanenrouten in Richtung Norden und Suden Hier gab es viele Quellen Wasser war im Uberfluss vorhanden In der Stadt befindet sich noch heute die Ruine einer Ksar die der deutsche Afrikaforscher Heinrich Barth Mitte des 19 Jahrhunderts als Wustenburg zum nachtlichen Schutz fur Karawanen der Garamanten beschrieb 12 Barth lieferte umfassende Informationen zur Geschichte der Region beschrieb detailliert die soziale Struktur der Tuareg und vervollstandigte seine Beschreibungen mit Skizzen und regionalen Karten Als lokale Macht beherrschten die Garamanten den fruhen Transsaharahandel zwischen der Mittelmeerkuste Libyens und dem Tschadsee Die Durchquerung der extrem trockenen Landschaften war abhangig von den wenigen Wasserstellen Im Fessan kontrollierten die Garamanten alle Wadis und Oasen legten Burgen als militarische Aussenposten an bauten ausgeklugelte Bewasserungssysteme bestellten kleine Felder und kultivierten Dattelpalmen Die Oase Adiri war aufgrund ihrer Grosse eine der wichtigsten Lebensadern im Fessan 5 Barth verweilte mehrmals in Adiri Er transkribierte den Ortsnamen in Ederi und beschrieb die Oase fur sich und seine Mitreisenden als einen malerischen Lagerplatz zwischen Dattelbaumen und Kornfeldern In der Umgebung entdeckte er Hohlen romische Grabkammern und Graber der Garamanten die in der zweiten Halfte des 6 Jahrhunderts das Christentum annahmen Einheimische berichteten ihm dass der Ksar um das Jahr 1840 von wilden Horden zerstort wurde 12 Die neue Stadt entstand am nordlichen Hugel der Burg Sie war ebenfalls befestigt verfugte uber zwei Stadttore und ein bis zweistockige Hauser in engen Gassen 13 Zu Barths Zeiten lebten in Adiri bestandig nicht mehr als 1000 Menschen 14 Nur ein kleiner Teil der Bewohner verliess regelmassig von Januar bis April die Oase und zog mit den Kamel und Schafherden zum Weiden in die Hammada al Hamra In den anderen Monaten grasten die Tiere in Adiri 15 Transsaharahandel Bearbeiten nbsp Lage von Adiri in der Provinz Wadi asch Schati eng Ash Shati Im 16 Jahrhundert geriet der Fessan unter die lockere Oberherrschaft der Osmanen und der Qaramanli Ab 1835 war das gesamte heutige Territorium Libyens offiziell eine Provinz des Osmanischen Reiches vorher kontrollierten verschiedene Eroberer nur die Kustengebiete Tripolitaniens und der Cyrenaika nicht aber deren Hinterland und den Fessan 16 Im 18 und 19 Jahrhundert erlebte Adiri eine wirtschaftliche Blutezeit Dies war auf die von den Osmanen geschaffene Sicherheit und Stabilitat in der Region zuruckzufuhren In dieser Periode florierten Handelskarawanen erheblich die teilweise aus 1000 und mehr Kamelen Maultieren oder Eseln bestanden Die Oase wurde aufgrund ihrer Lage und ausreichenden Ressourcen zu einer der wichtigsten Stationen im Transsaharahandel Adiri versorgte die Karawanen mit Wasser frischen und getrockneten Datteln sowie anderen notwendigen Lebensmitteln 5 Die Stadt war uber Jahrhunderte auch eine wichtige Transit Station und ein Treffpunkt fur Pilgerkarawanen aus dem Maghreb die nordwarts sudwarts oder ostwarts in Richtung der heiligen Statten zogen Die Handels und Pilgerrouten die Adiri unumganglich mit dem Mittelmeer und dem Suden verbanden waren die von Ghadames kommende Route uber Adiri nach Sabha und von dort meist uber Ubari und Ghat weiter nach Westafrika Route Adiri uber die Sanddunen des Erg Ubari nach Murzuk und al Qatrun nach Zentralafrika von Adiri nordliche Wustenroute in Richtung Daradsch bis Tripolis ab Adiri ostlich verlaufende Route uber al Dschufra nach Sirte und Bengasi oder nordlich in Richtung Mizdah und dann Tripolis von Suden kommende Route uber Adiri durch das Gebiet von al Dschufra nach Audschila al Dschaghbub Siwa und von dort uber die Sinai Halbinsel in Richtung Mekka 5 Gegen Ende des 19 Jahrhunderts nahm die Anzahl der durch Adiri ziehenden Handelskarawanen ab Der Ruckgang war auf die Handels und Machtinteressen der europaischen Grossmachte zuruckzufuhren Im Zuge des Wettlaufs um Afrika weiteten Frankreich und Grossbritannien ab 1880 ihre kolonialistischen Bestrebungen auf die Lander sudlich der Sahara aus Dabei kam es nicht nur zu heftigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit heimischen Stammen sondern auch zu militarischen Feindseligkeiten zwischen den beiden rivalisierenden Kolonialmachten die ihren Hohepunkt 1898 in der Faschoda Krise fanden Um die Konfliktgebiete zu umgehen wahlten die Handelskarawanen zunachst andere Routen in Richtung Mittelmeer und Westafrika Mit der kolonialen Unterwerfung Nordwestafrikas durch Frankreich richteten sich die Handels und Wirtschaftsbeziehungen Innerafrikas jedoch endgultig nach den Kustengebieten am Atlantik aus 17 5 Vor allem Grossbritannien unterband den Transsaharahandel in dem es die eroberten Lander in die Abhangigkeit britischer Exporte zwang Adiri war wie der gesamte Fessan weniger ein Schnittpunkt zwischen Europa und Orient als vielmehr zwischen Orient und Afrika Die europaischen Machte verlagerten den Transport von Waren uberwiegend auf Flusse und begannen in ihren Kolonien mit dem Bau von Eisenbahnen Speziell fur Frankreich und Grossbritannien verkorperte der Fessan ein okonomisch wertloses Wusten und Steppengebiet eine Art Niemandsland das nichts einbrachte und zunachst wenig Beachtung fand Im Zuge des Schacherns um die Kontrolle Marokkos erlaubten die Grossmachte dem Konigreich Italien die Provinz Libyen in Besitz zu nehmen Der junge italienische Staat gedachte sich mit Kolonien in dieselbe Liga zu spielen wie die alteren und machtigeren europaischen Staaten Wirtschaftlich nutzbar war allein das an Tunesien grenzende Tripolitanien 18 Fremdherrschaft Bearbeiten nbsp Italienische Eroberung Libyens Adiri ist hier als Edri transkribiert nbsp Italienische SM 82 im Fessan ca 1940Die Italiener entfachten im September 1911 den Tripolitanienkrieg der nach einem Jahr fur die einheimischen und osmanischen Verbundeten mit einer Niederlage und Tausenden von italienischen Truppen getoteter arabischer Zivilisten endete Damit gehorte das libysche Territorium formell zu Italien Faktisch gelang es den Italienern aber nicht die Macht im Land gegen ortliche Rebellengruppen zu halten Zwar schoben sie von Tripolis aus bis Juli 1913 ihre Posten zum Fessan vor jedoch waren die Versorgungslinien uberdehnt und anfallig fur Angriffe libyscher Widerstandskampfer 19 In Adiri stationierten die Italiener eine Garnison und transkribierten den Ortsnamen in Edri Innerhalb weniger Wochen war die kurze italienische Besetzung im Fessan beendet Am 26 August 1913 schlugen die Senussi unter der Fuhrung von Ahmad asch Scharif zuruck Die Garnisonen in Adiri sowie Ubari wurden massakriert und die Festung Sabha zuruckerobert Die restlichen italienischen Truppen im Fessan mussten zum Schutz ins franzosische Algerien fliehen 20 Kurz nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gelang es den Senussi mit turkischer Unterstutzung die Italiener aus ganz Libyen zu vertreiben 19 Im Zweiten Italienisch Libyschen Krieg 1922 1932 mit weit uber 100 000 libyschen Todesopfern brauchten die Italiener dann zehn Jahre um das Land zu erobern Den Widerstand der einheimischen Bevolkerung im Fessan konnten die italienischen Truppen erst 1929 30 brechen Adiri wurde 1929 besetzt 1934 folgte die Grundung der Kolonie Italienisch Libyen die bis 1943 unter italienischer Kontrolle blieb Um Truppenverbande schnell verschieben zu konnen bauten die Italiener zu strategisch wichtigen Orten innerhalb kurzer Zeit befestigte und asphaltierte Strassen Die bedeutendste war die entlang der Kuste verlaufende 1822 Kilometer lange Via Balbia Davon in Abu Qurayn abgehend begannen die Italiener mit der Trassierung der sogenannten Fessan Achse uber Hon und Brak bis Sabha Rund 300 der 650 Kilometer langen Strasse konnten in den 1930er Jahren bis Hon fertiggestellt werden Vollendet und erheblich erweitert wurde die heute in westlichen Landern sogenannte Fezzan Road bis Sabha in den 1960er Jahren 21 22 Die Italiener etablierten in Adiri erneut einen Aussenposten nunmehr mit Funkstation und Flugplatz Sandpiste Besetzt war die Station mit Einheiten der Carabinieri Legion DEI RR CC deren Kommandant zugleich die zivile Gerichtsbarkeit der Region ausubte 23 Die Truppenstarke wurde spater stark reduziert und durch ortsansassige Hilfs und Polizeikrafte ersetzt die unter dem Kommando italienischer Unteroffiziere standen 24 Das Hauptquartier des Tuareg Distrikts befand sich in Ubari 25 Fur den LKW Verkehr und Truppentransport baute das Militar mit Unterstutzung von 150 Einheimischen bis zum Sommer 1933 eine Asphaltstrasse zwischen Adiri und Brak Parallel wurde in der Oase ein medizinisches Versorgungszentrum mit italienischen Arzten eroffnet wo sich auch die indigene Bevolkerung behandeln lassen konnte 26 Das medizinische Zentrum bestand aus einer Apotheke einem Untersuchungs und Behandlungsraum sowie einem grossen Krankenzimmer Zudem erhielt Adiri eine Schule an der in Italienisch und Arabisch gelehrt wurde 27 Im November 1937 tobte von Adiri bis Brak ein schweres Gewitter bei dem Hauser einsturzten und die uberfluteten Wadis erhebliche Schaden in der Oase anrichteten Zu dieser Zeit versuchten italienische Arzte in gross angelegten Kampagnen gefahrliche Krankheiten wie die Cholera und Malaria zu bekampfen Malaria war im Fessan weitverbreitet In fast jeder Oase gab es Anopheles Mucken Adiri war neben Ubari die erste Oase wo es durch Aufklarung regelmassig Fusse waschen verschwitzte Kleidung wechseln etc und Hygienemassnahmen Verbesserung der sanitaren Anlagen etc gelang die Anopheles Mucken zu vertreiben 22 Am 22 September 1942 befahl Charles de Gaulle dem franzosischen Colonel Jacques Philippe Leclerc den Fessan zu erobern Die Offensive startete mit Truppen der Afrique francaise libre dt Streitkrafte fur ein freies franzosisches Afrika vom Tschad aus am 22 Dezember 1942 28 Damit sollte ein jahrhundertealtes Kolonialprojekt verwirklicht werden Die Inbesitznahme der gesamten Sahara unter alleiniger franzosischer Autoritat 25 Am 9 Januar 1943 proklamierte Leclerc den Fessan als franzosisches Territorium 27 Unterstutzt von der Forces aeriennes francaises libres dt Freie Franzosische Luftwaffe und mit 1000 Fahrzeugen 4000 Afrikanern darunter 3250 Senegalschutzen 600 Europaern einer kurz zuvor aufgestellten franzosischen Panzereinheit und einigen britischen Offizieren eroberte Leclerc am 12 Januar 1943 Sabha einen Tag spater Murzuk Ubari und Brak 28 29 Am 14 Januar 1943 vermeldete die alliierte Presse die Einnahme von Adiri der letzten Oase im Fessan vor Tripolis 30 Die Eroberung der Oasen im Fessan erfolgte durch aufgeteilte Verbande nahezu zeitgleich so dass die Italiener keine Truppen verschieben konnten Am 25 Januar 1943 marschierte Leclerc in Tripolis ein wo er seine Truppen fur den anschliessenden Vormarsch auf Tunis bereitwillig unter das Kommando von Bernard Montgomery stellte 29 Nach dem verlorenen Tunesienfeldzug zogen sich die Italiener aus Afrika vollstandig zuruck 28 Das erste Problem der Franzosen nach der Besetzung des Fessans waren Grenzstreitigkeiten 27 Eine Losung wurde erst funf Monate spater gefunden Ab September 1943 standen die Cyrenaika sowie Tripolitanien unter britischer und der Fessan offiziell unter franzosischer Besatzung 31 Von Anfang an behandelten die Gaullisten den Fessan als Kolonie und betrachteten das Gebiet als Bestandteil Franzosisch Nordafrikas Die Konstitution eines koharenten Sahara Raums zu vollenden eine Region mit hochstwahrscheinlich immensen Bodenschatzen zu beherrschen und vor allem auf dem kurzesten Weg nach Zentralafrika zu gelangen indem nur Gebiete unter franzosischer Herrschaft uberflogen oder durchquert werden mussen bildete die Grundlage der franzosischen Koloniallogik Das strategische Interesse gepaart mit unverhohlenem Hochmut veranlasste Frankreich sofort nach Kriegsende die Vereinten Nationen und die Bevolkerung von der Bedeutung einer endgultigen Integration des Fessans in das franzosische Kolonialgebiet zu uberzeugen Diese Integration sollte innerhalb einer Generation durch eine Vervielfachung von militarischen Stutzpunkten Bohrungen von Tiefbrunnen Grundungen von Schulen und Krankenhausern Verteilung von Saatgut Kleidung und Lebensmitteln abgeschlossen werden 28 In Adiri unterhielten franzosische genuine Kolonialtruppen von 1943 bis 1951 einen Aussenposten Von Tunesien aus wurden die Stutzpunkte bis zum Tibestigebirge uber Ghadames Adiri Brak Sebha und al Qatrun regelmassig bis 1956 von einer Patrouille der regularen Armee francaise bestehend aus einer Kolonne von 50 bis 60 Militar LKW angefahren 32 Im Sommer 1947 mussten die franzosischen Behorden Hunderte Falle von Typhus in Adiri registrieren 33 Die Behandlung kranker Einheimischer setzten franzosische Arzte in den ehemals italienischen Einrichtungen mit ortsansassigen Pflegekraften fort wobei nur einmal im Monat ein Arzt zur Visite nach Adiri kam Es fand auch weiterhin Unterricht an der Schule statt jedoch ausschliesslich in franzosischer Sprache 27 Im Jahr 1950 verzeichnete die Statistik fur Adiri 3450 Einwohner 33 Zwischen 1949 und 1950 unternahmen franzosische Geologen in der Oase mehrere Bohrungen und stiessen in 150 m Tiefe auf fossiles Wasser Zur Verbesserung der landwirtschaftlichen Ertrage wurden einige Tiefbrunnen angelegt Die franzosische Verwaltung stellte den Bewohnern der Oase kostenlos Saatgut und neue landwirtschaftliche Gerate zur Verfugung erhob allerdings nachfolgend auf erzielte Gewinne eine Ertragsteuer 27 34 Erst 1951 als Italien alle Anspruche auf das Gebiet aufgab wurde nach einem Beschluss der UN Vollversammlung Libyen in die Unabhangigkeit entlassen Endgultig raumten die Franzosen das libysche Saharagebiet jedoch erst 1956 bis dahin versuchte Frankreich seine nordwestafrikanischen Kolonien dauerhaft auf den Fessan auszudehnen 35 Gegenwart Bearbeiten nbsp Landschaft zwischen Ubari und Adiri Idehan Ubari Dunen 2007 Infolge des 2011 ausgebrochenen Burgerkriegs in Libyen ist die Sicherheitslage seit 2014 im Suden des Landes insgesamt sehr angespannt und undurchsichtig Neutrale lokale Milizen der Tuareg Tubu und andere arabische Stamme kontrollieren den Fessan und bekampfen sich teilweise gegenseitig Einige stehen auf der Seite von Fayiz as Sarradsch Regierung in Tripolis andere unterstutzen Chalifa Haftar Regierung in Tobruk Aufgrund der fehlenden Sicherheit und mangelnden Erwerbsquellen beteiligen sich viele Personen auf allen Seiten am Schmuggel von Migranten Nahrungsmitteln Waren Alkohol Drogen und Waffen 36 Im September 2014 brachen heftige Kampfe in Ubari aus ausgelost durch einen Streit zwischen Schmugglern Beide Regierungen entsandten Truppen und versuchten in gegenseitigen Gefechten die Kontrolle uber das Gebiet jeweils fur sich zu erlangen Der Konflikt endete im Februar 2016 mit einem Waffenstillstand Wahrend dieser Zeit wurden mehr als 300 Menschen getotet und uber 2000 schwer verletzt Die Flughafen waren geschlossen und die Strassen in Richtung Sebha im Osten und Ghat im Westen gesperrt Ubari stand unter Artillerie und Raketenbeschuss Scharfschutzen schossen auf alles was sich bewegte Rund die Halfte der Bevolkerung floh aus Ubari Da eine Fluchtmoglichkeit nur in nordliche Richtung nach Adiri bestand waren die Menschen gezwungen rund 150 Kilometer die Wuste zu durchqueren Luftlinie real jedoch viel mehr Kilometer da hohe Hugel und Sanddunen Auf diesem Weg wurden auch Verwundete nach Adiri transportiert und Vorrate in das eingeschlossene Ubari gebracht Das abgelegene Adiri gilt seitdem den Tuareg als Ruckzugsort 36 Trotz des Waffenstillstands ist die Sicherheitslage im erdolreichen Fessan sehr fragil Die Spannungen zwischen den lokalen Stammen werden durch die sich rivalisierenden Regierungen in Tripolis und Tobruk verscharft die sich um die Kontrolle der Erdolfelder streiten 36 Unterstutzt werden sie dabei je nach Interessenlage und teilweise im gleichen Umfang von auslandischen Machten wie der EU den USA den VAE Russland oder der Turkei An diesen Verhaltnissen anderte sich zumindest bis zum Jahr 2021 nichts 37 38 In Adiri befindet sich heute das grosste Krankenhaus in der Region Anfang August 2021 vermeldete die Krankenhausleitung dass die COVID 19 Pandemie in der Oase und in der gesamten Provinz Wadi asch Schati krisenhafte Ausmasse angenommen habe und dass das Krankenhaus im Chaos versinke Die Arzte forderten die zustandigen Behorden auf dringend Sauerstoff bereitzustellen und schnellstmoglich ein Isolationszentrum zu errichten um die Versorgung der COVID 19 Patienten sicherzustellen 39 Einzelnachweise Bearbeiten Libya Administrative Units GeoHive abgerufen am 4 Juni 2021 Dugald Campbell Camels through Libya A Desert Adventure from the Fringes of the Sahara to the Oases of Upper Egypt Seeley Service amp Company 1935 S 119 Idri variant names King s Digital Laboratory abgerufen am 4 Mai 2021 Vgl auch Wikipedia in anderen Sprachen wobei Schweden an erster Stelle die Schreibweise Idri gefolgt von Ederi Adri Edri Adiri auffuhrt a b c d e f g h i j Klaus Braun Jacqueline Passon Across the Sahara Springer Nature 2018 Springer Nature abgerufen am 5 Mai 2021 a b Idri Libya Global Gazetteer by Falling Rain abgerufen am 3 Mai 2021 Population Density Memento des Originals vom 9 Februar 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot neo sci gsfc nasa gov NASA Earth Observations abgerufen am 3 Mai 2021 Wegbeschreibung Adiri Google Maps abgerufen am 3 Mai 2021 Ein schrumpfendes Meer schuf die Sahara Konradin Medien wissenschaft de vom 17 September 2014 abgerufen am 6 Juni 2021 Handelsreisende in der Sahara Oko fair Verbraucher Initiative e V abgerufen am 6 Juni 2021 Gus H Goudarzi Geology and Mineral Resources of Libya A Reconnaissance United Sates Government Printing Office 1970 S 85 US Government Service abgerufen am 6 Juni 2021 a b Heinrich Barth Reisen und Entdeckungen Justus Perthes 1857 S 151 f Josef Chavanne Die Sahara oder Von Oase zu Oase U Hartleben 1879 S 60 Adriano Balbi Allgemeine Erdbeschreibung Band 1 A Hartleben 1893 S 1096 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Wienecke Janz Die grosse Chronik Weltgeschichte Die Teilung der Welt 1945 1961 Band 17 Wissen Media Verlag 2008 S 175 Herbert Wilhelmy Hermann Lautensach Festschrift Geographisches Institut der TH Stuttgart 1957 S 332 f a b Jahresbericht des franzosischen Aussenministeriums uber die Verwaltung des Fessan an die Vereinten Nationen vom 13 September 1950 UN Digitallibrary abgerufen am 7 Juni 2021 Jules Delarbre Les Colonies francaises Leur organisation leur administration et leurs principaux actes organiques Collection XIX 2016 Erich Obst Hrsg Allgemeine Wirtschafts und Verkehrsgeographie Walter de Gruyter 1965 S 615 a b c City profile of Ubari Libya Adiri ist hier als Adri transkribiert UN HABITAT abgerufen am 6 Mai 2021 Libyen Die Macht der auslandischen Akteure Deutsche Welle vom 24 Juni 2020 abgerufen am 4 Mai 2021 Die neusten Entwicklungen im Burgerkrieg Libyen NZZ vom 29 Marz 2021 abgerufen am 4 Mai 2021 Adiri hospital urges oxygen supplies as patients continue to stream in The 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