www.wikidata.de-de.nina.az
Die Faschoda Krise fand 1898 zwischen Grossbritannien und Frankreich statt Sie stellte den Hohepunkt der imperialistischen Rivalitat beider Machte wahrend des Wettlaufs um Afrika dar Fur die III Franzosische Republik war die Faschoda Krise neben dem Panamaskandal und der Dreyfus Affare die dritte grosse Krise innerhalb von zehn Jahren Koloniale Ausgangssituation sowie tatsachliche und geplante franzosische und britische VormarscheAgypten und Anglo Agyptischer Sudan Auf dieser englischen Karte von 1912 kann man am sudlichen Nil den Ort Faschoda Kodok entdecken Inhaltsverzeichnis 1 Interessen 2 Der Weg nach Faschoda 3 Verlauf 4 Ergebnis 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseInteressen BearbeitenGrossbritannien hatte sich zum Ziel gesetzt einen Nord Sud Gurtel von Kolonien in Afrika vom Kap der Guten Hoffnung bis Kairo Kap Kairo Plan zu errichten Frankreich wollte dagegen einen Ost West Gurtel von Dakar bis Dschibuti Die Anspruche beider Staaten kollidierten schliesslich in dem kleinen sudanesischen Ort Faschoda seit 1905 Kodok am Weissen Nil 1 Dort hatten die Agypter 1820 zur Zeit Muhammad Ali Paschas ein kleines Fort errichtet das aber seit Jahren verlassen und verfallen war Der Weg nach Faschoda BearbeitenAgypten hatte den Sudan in den Jahren seit 1819 schrittweise erobert durch den Mahdi Aufstand aber ab 1885 die tatsachliche Kontrolle uber das Land verloren In der sudlichen Provinz Aquatoria hatte sich noch bis 1888 der dortige Gouverneur Eduard Schnitzer besser bekannt als Emin Pascha gegen die Mahdisten behaupten konnen bis ihn Henry Morton Stanley zum Ruckzug nach Ostafrika uberredete Der sudliche Sudan wurde in den folgenden Jahren zum Ziel widerstreitender Interessen der europaischen Kolonialmachte Unter anderem strebte der belgische Konig Leopold II danach den faktisch in seinem Privatbesitz befindlichen Kongo Freistaat bis zum Nil auszudehnen Er beauftragte unter anderem den erfahrenen Baron Dhanis mit einer Expedition in den Sudsudan offiziell zur Sicherung der Lado Enklave doch dieser scheiterte 1897 an einer Revolte seiner afrikanischen Hilfstruppen nbsp Kitchener als SirdarEine weitere europaische Macht mit Ambitionen in Ostafrika war das Konigreich Italien Nach dem Sieg der Athiopier unter Kaiser Menelik II uber die Italiener in der Schlacht von Adua im Marz 1896 beschloss die britische Regierung unter Lord Salisbury angeregt durch den deutschen Kaiser Wilhelm II den bedrangten Italienern zu Hilfe zu kommen Der britische General Herbert Kitchener Sirdar Oberbefehlshaber der agyptischen Armee erhielt den Auftrag eine Expeditionsarmee auszurusten den Nil aufwarts zu marschieren und den Mahdi Aufstand zu beenden Als Sirdar vertrat Kitchener formal den agyptischen Khediven nicht die britische Regierung in London Trotz seiner Position als agyptischer General war Kitchener de facto aber an die Anordnungen der britischen Regierung und ihres Generalkonsuls Sir Evelyn Baring gebunden nbsp Major Marchand mit seinen Offiziersbegleitern 1898Frankreich hatte es 1882 versaumt an der Niederschlagung der agyptischen Urabi Bewegung teilzunehmen und seinen zuvor grossen Einfluss dort zunehmend an die Briten verloren Eine Expedition zum oberen Nil sollte Frankreichs Rolle in der Region wieder aufwerten und eine Landverbindung der franzosischen Kolonien in West bzw Zentralafrika zur Franzosischen Somalikuste ermoglichen Dieses franzosische Kongo Nil Projekt hatte gleichzeitig das Ende des britischen Kap Kairo Plans bedeutet 2 Das Kontingent unter Major Jean Baptiste Marchand bestand aus zwolf franzosischen Offizieren und ungefahr 150 Afrikanern hauptsachlich Tirailleurs senegalais Zum Zeitpunkt ihres Aufbruchs in Brazzaville Mitte 1896 hatte der anglo agyptische Feldzug in den Sudan gerade erst begonnen Frankreich hatte Kaiser Menelik vorab uber Marchands Mission informiert Dieser schickte eine Kavallerieabteilung zur Begrussung in die Gegend von Faschoda die aber lange vor den Franzosen eintraf und die Region vor dem Eintreffen Marchands wieder verliess Zwei weitere franzosische Expeditionen die von der Somalikuste aus uber Abessinien nach Faschoda vorstossen und sich mit Marchand vereinigen sollten wurden von den Athiopiern die im Ostsudan ihre eigenen Ziele verfolgten erfolgreich behindert 3 Die Truppe Marchands erreichte nachdem sie bereits an verschiedenen Orten der Region Bahr al Ghazal die franzosische Flagge zum Zeichen der Besitzergreifung gehisst hatte nach ungefahr zweijahriger Reise am 10 Juli 1898 ihr Ziel Faschoda Das Fort wurde in Fort Saint Louis umbenannt Am 25 August griff eine Abteilung der Mahdisten mit zwei Kanonenbooten das Fort erfolglos an Am 2 September 1898 besiegte Kitchener in der Schlacht von Omdurman die Mahdisten entscheidend deren Aufstand damit praktisch niedergeschlagen war Kitchener erfuhr nach der Besetzung Khartums schnell von der Prasenz der Franzosen in Faschoda und schiffte sich umgehend mit einer Truppe von rund 1500 Mann und mehreren Kanonenbooten nach Suden ein Verlauf BearbeitenAm 18 September erreichte ein britisches Kanonenboot mit Kitchener an Bord Faschoda Die Franzosen wurden aufgefordert ihr kleines Fort zu raumen Die Gesprache zwischen beiden Seiten fanden in einer freundlichen Atmosphare statt Marchand erklarte aber sich ohne Anweisungen seiner Regierung nicht zuruckzuziehen Die Nachricht von der Situation in Faschoda erreichte schnell Europa und loste in der britischen und franzosischen Presse heftige Reaktionen aus Beide Regierungen reagierten besonnen Die Franzosen waren sich der Gefahr eines Zweifrontenkriegs gegen Grossbritannien und Deutschland bewusst und wunschten stattdessen eher ein Bundnis mit Grossbritannien gegen Deutschland London und Paris wollten keinen Krieg um ein abgelegenes Territorium fuhren und durch den formalen Anspruch Agyptens auf den Sudan waren die Briten auch rechtlich in der besseren Lage Theophile Delcasse Aussenminister im Kabinett Brisson II 28 Juni bis 26 Oktober 1898 gab in den Verhandlungen nach und Marchand erhielt den Befehl zum Abzug Seine Gruppe erreichte im Mai 1899 den Indischen Ozean Ergebnis BearbeitenIm Sudanvertrag vom 21 Marz 1899 steckten beide Lander ihre jeweiligen Interessengebiete ab Die friedliche Losung der Faschoda Frage gilt als wichtige Voraussetzung fur die im April 1904 geschlossene Entente cordiale Der Sudanvertrag und die dadurch entstandenen Angste in Deutschland waren Ausloser fur die Erste Marokkokrise von Marz 1905 bis April 1906 Literatur BearbeitenMarc Michel La Mission Marchand 1895 1899 Mouton Paris u a 1972 Le monde d outre mer passe et present Serie 1 ISSN 0077 0310 Etudes 36 Paul Webster Fachoda La bataille pour le Nil Edition du Felin Paris 2001 ISBN 2 86645 313 1 Hillas Smith The Unknown Frenchman The Story of Marchand and Fashoda Book Guild Ltd Lewes 2001 ISBN 1 85776 537 0 Bruce Vandervort Wars of Imperial Conquest in Africa 1830 1914 UCL Press London 1998 ISBN 1 85728 487 9 Warfare and History Weblinks BearbeitenGerd Fesser Ein sonderbares Abenteuer Die Zeit 29 1998 Marfa Heimbach Wettlauf um Afrika Beginn der Faschoda Krise 18 9 1898 WDR ZeitZeichen vom 18 September 2023 Podcast verfugbar bis 18 September 2099 Einzelnachweise Bearbeiten Winfried Baumgart Das Grossere Frankreich Neue Forschungen uber den franzosischen Imperialismus 1880 1914 in Vierteljahrschrift fur Sozial und Wirtschaftsgeschichte Bd 61 2 1974 S 185 198 PDF 600 kB Memento vom 5 Oktober 2013 im Internet Archive Thomas Pakenham Der kauernde Lowe Die Kolonisierung Afrikas 1876 1912 ECON Verlag Dusseldorf 1993 ISBN 3 430 17416 3 S 572 Pakenham Der kauernde Lowe S 587 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Faschoda Krise amp oldid 237450591