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Ein Streitwagen war in der Bronzezeit und Antike ein mit Pferden bespanntes meist einachsiges Militarfahrzeug Es diente auch zu Reprasentations und Wettkampfzwecken Darstellung Ramses II auf einem Streitwagen Relief im grossen Tempel von Abu Simbel ca 1265 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Aufkommen und Vorgeschichte 2 Verortung des Streitwagens 3 Anspannung 4 Die Wagenarten der mykenischen Kultur 4 1 Box chariot 1550 1450 v Chr 4 2 Quadrant chariot 1450 1375 v Chr 4 3 Dual chariot Doppelwagen 1450 1200 v Chr 4 4 Rail chariot Bugelwagen 1250 1150 v Chr 5 Militarischer Nutzen und Prestigeobjekt 6 Hethitische Streitwagen 7 Mesopotamien und Nachbarlander 8 Agais 9 Mythologie 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseAufkommen und Vorgeschichte Bearbeiten nbsp Verbreitung von Streitwagen zwischen 2000 und 500 v Chr Die Kombination von Zugtier und Wagen wurde offenbar an mehreren Orten erfunden So wurden von den Sumerern im 3 Jahrtausend v Chr schwere von Ochsen oder Pferden gezogene zwei oder vierradrige Wagen mit Scheibenradern zu Transportzwecken eingesetzt Lange Zeit blieb jedoch umstritten ob die Streitwagen in den eurasischen Steppen durch die Pferde zuchtenden Sprecher der noch ungeteilten indoeuropaischen Grundsprache entstand oder in den Palastwirtschaften des ostmediterranen Raums die vermutlich importierte Technologien nutzten aber sie zu einem Wagen Pferd Komplex neu kombinierten Um 1920 30 zielten die Vermutungen der Wissenschaftler zur Herkunft des Streitwagens auf die Berglandschaften Anatoliens und Armeniens ab Franz Hancar zeigte in den 1950er Jahren dass der von Pferden gezogene Streitwagen im alten Orient bereits vor Mitte des 2 Jahrtausends v Chr verwendet wurde also nicht erst von Indoiranern bei der Eroberung neuer Siedlungsgebiete dorthin gebracht wurde 1 Aufgrund neuer Funde und mit Hilfe der Radiokarbonmethode verschob sich seit den 1970er Jahren das Interesse jedoch auf ein Gebiet des sudlichen Russlands und Kasachstans welches sich dann ins ostliche Europa ausgebreitet haben muss 2 Im Sudural war der zur prazisen Lenkung von Pferden notwendige Trensenknebel mindestens seit 2000 v Chr bekannt nbsp Sumerische vierradrige Pferdegespanne auf der Standarte von Ur etwa 2850 bis 2350 v Chr Als Erfinder des Streitwagens gelten heute die Trager der Sintaschta Kultur auch Sintaschta Petrowka Kultur oder Sintaschta Arkaim Kultur in den Steppen wo zuvor auch der vierradrige Wagen einen seiner Ursprunge hatte Er blieb in der Steppe aber nur kurz in Nutzung denn bald wurden berittene Krieger eingesetzt Wegen der geringen Spurbreite dieser Funde ab 1 12 Meter bestehen allerdings Zweifel an seiner Manovrierfahigkeit und Kampftauglichkeit Ab dem 2 Jahrtausend v Chr wurden zweiradrige Streitwagen mit Speichenradern genutzt Sie waren bis etwa zum 5 Jahrhundert v Chr allgemein verbreitet Britannier Perser und Inder nutzten ihn mindestens bis in die Zeit um Christi Geburt die Perser verwendeten auch Sichelstreitwagen welche mit Klingen an den Achsen ausgestattet waren Im Mittelalter wurden schwere Karren die zur Deckung von Schutzen dienten gelegentlich auch als Streitwagen bezeichnet Der Streitwagen diente im Altertum vielleicht sogar eher als Statussymbol von Herrschern als zu Kampfzwecken Burmeister und Raulwing sprechen wegen der praktischen Mangel der archaologisch bezeugten fruhen Exemplare von einer Prestigetechnologie als Medium der Prasentation und Distinktion einer Kriegerkaste 3 Die antiken Wagenrennen wurden mit vierspannigen Fahrzeugen ausgetragen wahrend militarisch genutzte Fahrzeuge meist Zweigespanne waren Auf zahlreichen Vasenmalereien Tontafeln oder Schmuckstucken taucht wiederkehrend das Motiv des Streitwagens auf Abbildungen konnen sowohl real als auch ubernaturlich dargestellt werden Der Streitwagen des zweiten Jahrtausends v Chr war wesentlich leichter als die spateren antiken Fahrzeuge Ihre Bauart war zunachst sehr einfach und bestand aus zwei Radern und einem einfachen Steg zur Befestigung am Pferd 4 Das Speichenrad loste das schwerere Scheibenrad ab und wurde ebenfalls im zweiten Jahrtausend auf einem Streitwagen Relief im grossen Tempel von Abu Simbel ca 1265 v Chr verwendet Da anfanglich noch keine Mundstucke fur Zugtiere verwendet wurden wurde eine Art Halfterung eingefuhrt da die zuvor benutzten Nasenringe und die eigens fur Ochsen und andere Zugtiere verwendeten Trageriemen zu schwer fur das Pferd waren 5 Spater kam ein Jochsattel hinzu welcher extra an die Statur des Pferdes angepasst war und auf dem Nacken des Tieres auflag Zudem wurde auch ein Bauchgurt eingefuhrt welcher ebenfalls wie die neue Halfterung zur Entlastung des zu tragendem Gewichts dienen sollte Die Zahl der Streitwagen in der fruhen Bronzezeit war insgesamt gering allerdings wurden allein in Knossos 120 mit Radern 41 ohne Rader 237 ohne nahere Bezeichnung verzeichnet also rund 400 Streitwagen Daher muss sich der Streitwagen zu einem sehr prasenten Objekt in der spateren Bronzezeit entwickelt haben 6 Verortung des Streitwagens Bearbeiten nbsp Eine der ersten schriftlichen Erwahnungen des Streitwagens in Agypten beim Kampf gegen die Hyksos Grab des Ahmose in el Kab Die vierradrigen sumerischen Wagen werden noch nicht als Streitwagen angesehen Spatere Nutzer des Streitwagens waren in Mesopotamien die Mitanni von denen ihn Hethiter und Assyrer ubernahmen Durch die Hyksos kam der Streitwagen nach Agypten Zwischen Hethitern und Agyptern kam es 1274 v Chr in der Schlacht bei Kadesch zum bekanntesten Einsatz von Streitwagen Das Alte Testament erwahnt mehrfach den Einsatz von Streitwagen zum Teil 7 ausdrucklich als eiserne Wagen Ebenso finden sie Erwahnung im Rigveda was ihre Existenz zu dessen Entstehungszeit in der Mitte des 2 Jahrtausends v Chr in Indien belegt Archaologische Nachweise finden sich dort erst fur das sechste Jahrhundert v Chr was durch die klimatisch bestimmten schlechten Erhaltungsbedingungen zu erklaren ist Auch in China tauchen Streitwagen zu ahnlicher Zeit auf Das alteste Streitwagengrab nicht Wagengrab datiert von 1200 v Chr zur Zeit der Shang Dynastie Es gibt jedoch Hinweise dass bereits in der Zeit der Xia die um 1600 v Chr endete Streitwagen genutzt wurden In Westasien bzw Europa ubernahmen um die Mitte des ersten Jahrtausends v Chr Perser und Kelten den Streitwagen und nutzten ihn langere Zeit Die antiken Perser waren gefurchtet fur ihre mit scharfen Klingen an den Radern versehenen Sensenstreitwagen oder Sichelwagen Die disziplinierte Infanterie der Armee Alexanders des Grossen hatte jedoch wirksame Strategien gegen die Sensenstreitwagen so dass diese 331 v Chr in der Schlacht von Gaugamela wirkungslos waren Danach kamen im Heer des pontischen Konigs Mithridates VI noch vermutlich sensenbestuckte Streitwagen zum Einsatz In Europa nutzten die Kelten intensiv und mit als letzte den als essedum bezeichneten Streitwagen im Kampf Der letzte bekannte kriegerische Einsatz von Streitwagen fand 83 84 n Chr in der Schlacht am Mons Graupius auf keltischer Seite statt 8 Anspannung BearbeitenIm romischen Reich wurde ein mit zwei Pferden bespannter Streitwagen Biga einer mit drei Pferden Triga genannt Ein Viergespann wird Quadriga genannt Der Fahrer einer Biga heisst Bigarius Trainiert wurde im Trigarium 9 Die allgemeine Bezeichnung fur einen Streitwagenfahrer ist Auriga Das besondere an der Streitwagen Anspannung ist dass die Pferde nebeneinander gehen und nicht hintereinander Die Wagenarten der mykenischen Kultur BearbeitenIn der Entwicklung des Streitwagens kam es zu unterschiedlichen Wagenarten welche nur in einem gewissen Zeitraum auftraten Somit bildet der dual chariot Doppelwagen mit einer Dauer von 250 Jahren den am langsten verwendeten Streitwagentyp 10 Box chariot 1550 1450 v Chr Bearbeiten Die Abbildung eines box chariots wurde auf einem Ring in Mykene aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts v Chr gefunden Der Wagen bestand aus einem festen Korper und besass einen rechteckigen Umriss Die Rader besassen vier Speichen und der Wagen war fur ein bis zwei Personen ausgelegt Die Seitenstucke dieses Wagens waren ca hufthoch und die Reling lag horizontal und meist an den Seiten abgeschragt auf Die Seitenstucke waren meist mit verschiedenen Flechtmustern versehen speziell in diesem Fall waren es Kreuzmuster Der Fussboden hatte die Form des Grossbuchstaben D welche sich auch in spateren Wagenarten durchsetzte 11 Quadrant chariot 1450 1375 v Chr Bearbeiten Der quadrant chariot wurde auf Abbildungen eines Siegelstempels aus Knossos um 1400 v Chr gefunden Er zeigt eher einen runden Korper auf wie ein quadrant of a circle ein Viertel eines Kreises Auch dieser Wagen besitzt hufthohe Seitenstucke und vierspeichige Rader Zudem ist dieser Wagentyp sehr leicht und besteht aus durch Warme gekrummtem Holz und Rohleder Die Masse der Plattform werden auf einen halben Meter Lange und einen Meter Breite geschatzt so dass zwei Manner in diesem Wagen stehen konnten Die typische D Form des Bodens wurde hier vom box chariot ubernommen Die Seitenteile des Wagens konnten entweder komplett frei geschlossen oder Ausschneidungen besitzen Hierbei wurden keine aufwendigen Flechtmuster verwendet 12 Dual chariot Doppelwagen 1450 1200 v Chr Bearbeiten Der dritte Wagentyp des dual chariots fand man auf Wandmalereien in Knossos um 1375 v Christus Der dual chariot besass wieder eine rechteckige Form jedoch mit abgerundeten Seitenteilen welche am Frontstuck der Reling befestigt sind Zuvor hatten nur zwei Mitfahrer im Streitwagen Platz gefunden In diesem Wagentyp jedoch kommt es vereinzelt auch zu Abbildungen auf denen eine dritte Person zu sehen ist Folglich sollte diese Wagenart eine grossere Stehflache haben wobei auch hier die typische D Form ubernommen wurde Die Besonderheit dieses Wagens war ein neuer Achsenantrieb der nun dreiachsig mit Wagen und Fussteil verbunden war Auch bei den Materialien dieser Wagenart wurde am Holz gespart und mehr Leder verwendet um diesen Wagen noch leichter werden zu lassen 13 Rail chariot Bugelwagen 1250 1150 v Chr Bearbeiten Den letzten Wagentyp des rail chariots hat man unter anderem auf einer Vase aus Mykene aus der zweiten Halfte des 13 Jahrhunderts gefunden Seine Besonderheit ist dass sein Korper nur aus einem Gelander besteht und die Front und Seitenteile komplett frei gelassen wurden Dieser Wagentyp zahlt somit zu den sicherlich leichtesten seiner Art Allerdings sind am wenigsten Informationen uber diese Art vorhanden ausser dass auch dieser Typ ein vierspeichiges Rad besitzt und ein bis zwei Personen befordern kann Bei diesem Wagentyp war die Mitnahme von Waffen jedoch unwahrscheinlicher da sie an den Seiten leichter hinausfallen konnten 14 Militarischer Nutzen und Prestigeobjekt BearbeitenAnfangs waren Streitwagen Truppentransporter um Krieger in guter physischer Verfassung zum Kampfplatz zu bringen Spater wurden beweglichere Wagen entwickelt die mit Speerkampfern und Bogenschutzen aktiv in das Kampfgeschehen eingriffen Die taktische Rolle von Streitwagen war ab diesem Zeitpunkt ahnlich der von Schutzenpanzern in moderner Zeit Streitwagen konnten allerdings nur auf relativ ebenem Gelande eingesetzt werden Spater wurden sie von der flexibleren und billigeren Reiterei abgelost Manche Streitwagen waren fur den Fernkampf vorgesehen aufgesessene Bogenschutzen nahmen aus sicherer Entfernung die feindlichen Verbande unter Beschuss und ehe die gegnerischen Truppen zu nahe kamen zog sich der Wagen in sichere Entfernung zuruck Neben dieser Zermurbungstaktik gab es auch den Einsatz im Nahkampf dafur wurden schwerere von mehreren Pferden gezogene Wagen gebaut Rahmen und Radnaben waren mit Klingen versehen Durch die Sicheln an den Achsen und die zwei bis vier Pferde war ein massiver Einschlag in feindliche Linien zwar moglich Pferde rennen allerdings nur selten in geschlossene Gefechtsformationen hinein Der psychologische Nutzen die Angst der Fusssoldaten vor einem heranpreschenden Streitwagen war ebenfalls nicht zu unterschatzen Ahnlich wie die gewohnliche Kavallerie hatte der Streitwagen also die Fahigkeit offene Soldatenformationen einfach zu uberrennen Auch Reiter hatten sich vor Streitwagen zu huten denn die Sicheln waren fur ungeschutzte Pferdebeine ebenfalls eine grosse Gefahr Zu dieser Kampfkraft kamen dann auch noch Fernwaffen und Lanzen die von dem Streitwagen aus benutzt wurden Vom Streitwagen aus wurde mit Bogen sowie mit Wurfspeeren gekampft zum Nahkampf mit Schwertern und anderen Waffen sprang man ab Bei Gefahr kehrte der Wagenlenker zuruck so dass der Kampfer wieder aufspringen konnte Der Streitwagenkampfer war meist adlig da im Altertum Waffen und Gerat vom Kampfer selbst zu stellen waren ein Wagen samt Pferden war sehr teuer In der Ilias werden Streitwagenkampfer beschrieben Der Wagenlenker kampfte meist nicht selber In einem Streitwagen konnten bis zu drei Insassen mitfahren Oftmals stand vorne der Fahrer welcher von einem zweiten Mann durch einen Schild geschutzt wurde da der Streitwagen nach hinten keinerlei Deckung aufwies Idealerweise fuhr eine dritte Person die eine Kampfwaffe besitzt zum Angreifen mit Die Ausrustung bestand meist aus Peitsche Schild und Bogen Der Fahrer hatte zudem eine Lanze oder ein Schwert bei sich Die Uniform bestand meist nur aus Helm und Brustpanzer welcher lediglich aus Leder bestand moglicherweise um Gewicht zu sparen Die Streitwagenfahrer gehorten der Oberschicht der Bevolkerung an da Erwerb und Unterhalt eines Streitwagengespanns mit erheblichen Kosten verbunden waren Aus dem gleichen Grund konnten auch nur wohlhabende Regionen eine bedeutende Aufrustung an Streitwagen unterstutzen 15 Ein Streitwagenfahrer benotigte eine umfassende Ausbildung um den Wagen richtig zu lenken und das Gleichgewicht optimal zu verteilen und auch die anderen Insassen des Streitwagens mussten Verteidigungsmanover und Kampftaktiken langwierig erlernen Streitwagen wurden jedoch auch als reines Prestigeobjekt von Konigen und hoheren Offizieren genutzt Fur diese Theorie sprechen die verschiedenen Verzierungen in Form von Flechtarbeiten am Korper des Streitwagens selbst und das Verzieren der Speichen und Rader In dieser Hinsicht war der Streitwagen in erster Linie ein Aufsehen erregendes Objekt und ermoglichte Konigen und Offizieren sich optisch hohergestellt und standesgemass fortzubewegen Auch tauchen Formulierungen wie Freizeitbeschaftigung und Erwahnungen als reines Transportmittel in alten Inschriften auf 16 Zudem kam neben dem militarischen und elitaren Nutzen auch der Jagd mit dem Streitwagen eine Bedeutung zu Es gibt bereits aus dem 18 17 Jahrhundert v Chr Abbildungen eines syrischen Zylinders auf dem Fahrer welche die Zugel um die Hufte gebunden haben mit Bogen zu sehen sind 17 Allerdings ware diese Methode bei schneller Fahrt riskant gewesen da der Fahrer fast keine Kontrolle mehr uber den Wagen hatte weshalb der Streitwagen als reiner Fuhr und Jagdwagen genutzt worden sein muss 18 Hethitische Streitwagen Bearbeiten nbsp Hethitischer StreitwagenDie hethitischen Streitwagen zu ihrer Zeit vielleicht die starkste Waffe der Welt wurden zuerst mit zwei spater mit drei Mann besetzt Anfangs gab es einen Bogenschutzen und einen Wagenlenker der beide mit einem Schild beschutzte spater kam ein dritter Krieger hinzu der den Schild ubernahm und fur den Nahkampf ausgerustet war Ein grosser Vorteil der hethitischen und agyptischen Streitwagen die von zwei Hengsten gezogen wurden war ihre leichte Bauweise Der Aufbau bestand aus einem mit Leder und Gurten bespannten Holzrahmen an der Achse drehten sich zwei Rader mit sechs Speichen nur die stark beanspruchten Radkranze waren massiver Dies sorgte dafur dass ein einziger Mann ein solches Gefahrt tragen konnte Ein erhaltener agyptischer Wagen den man in Florenz besichtigen kann wiegt nur 24 Kilogramm zum Vergleich ein moderner Leichtmetall Sulky darf 30 Kilogramm nicht uberschreiten Anders als etwa die Perser nutzten die Hethiter Streitwagen vorwiegend als Fernkampfwaffen von denen aus man den Gegner beschiessen und sich dann schnell zuruckziehen konnte Ihre Besatzung stellte auch keine elitare Kaste dar wie bei vielen Nachbarvolkern etwa in Mitanni Es kam sogar vor dass eroberte Gespanne samt Fahrern in die eigene Armee eingegliedert wurden Die Hethiter waren ausserst abhangig von ihrer starksten Waffe Ein Konig weigerte sich gar Gegner in unwegsames Gebiet zu verfolgen und hungerte sie lieber aus was betrachtlich langer dauerte denn seine Krieger konnten schliesslich nicht die Wagen auf den Rucken tragen ein Kampf ohne Streitwagen schien ihm gar nicht moglich zu sein Eine hethitische Inschrift ist es auch die Streitwagen erstmals erwahnt Grosskonig Anitta zog mit 40 von diesen in die Schlacht In der Schlacht von Kadesch kommen nach agyptischen Quellen volle 3500 zum Einsatz 7000 Pferde und 10500 Mann Besatzung Mesopotamien und Nachbarlander BearbeitenAuf akkadisch hiess der Wagen narkabtu oder mugerru der Wagenfahrer rakib narkabti Gewohnlich wird angenommen dass zweiradrige Streitwagen in grosserem Umfang ab ca 1600 v Chr eingesetzt wurden Zuerst wurden Streitwagen mit sechs Speichen gebaut seit Tiglat pileser III achtspeichige Im Jahr 839 konnte Assyrien 2002 Streitwagen aufstellen 19 Die Zugehorigkeit der oft sehr ahnlichen Wagen konnte durch die Deichselzier herausgestellt werden Neu Assyrische Streitwagen hatten meist einen facherformigen Aufsatz 20 dieser ist jedoch auch aus aramaischen Stadtstaaten wie Samʼal uberliefert 21 Die Deichselzier der Urartaer bestand dagegen aus einer Scheibe mit 5 hochstehenden Zungen 20 diese ist sowohl im Original mit Besitzinschrift von Ispuini als auch als Abbildung seit Argisti I uberliefert 22 Agais BearbeitenIn der Agais ist der Streitwagen ebenfalls ab ca 1600 nachzuweisen Schachtgraber Nach Drews ist die mit dem Streitwagen verbundene Terminologie indogermanisch In der Ilias werden Streitwagen vielerorts erwahnt nach neuesten Forschungen stellt die im Epos dargestellte Gefechtstechnik der Streitwagen das Endstadium des Streitwageneinsatzes im Kampf dar Er kann nicht mehr im Angriff in geschlossenen Verbanden eingesetzt werden findet aber in Phasen hochbeweglicher Kampffuhrung noch ein eingeschranktes Einsatzspektrum das auffallende Parallelen zur Gefechtstechnik und Taktik heutiger Kampffahrzeuge aufweist Im Lelantinischen Krieg wurde der Streitwagen bereits durch die Kavallerie im Kampfeinsatz verdrangt Der Streitwagen wurde also in der Agais von der mykenischen Epoche bis in die Mitte des 8 Jahrhunderts v Chr als Kampffahrzeug eingesetzt Mythologie BearbeitenIn der Mythologie verschiedener Volker spielen Streitwagen indirekt eine Rolle So werden in Indien die alten vedischen Gotter wie der Sonnengott Surya oder der Windgott Vayu ebenso wie Krishna auf Rathas sanskrit fur Wagen dargestellt In der griechischen Mythologie fahrt der Sonnengott Helios auf einem Streitwagen uber das Himmelsgewolbe wahrend in der nordischen Mythologie diese Aufgabe der Gottin Sol zufallt Obwohl ein archaologischer Nachweis fur die Verwendung von Streitwagen in Irland nicht existiert kommen in den mythischen Heldengedichten der Insel die Kampfer fast immer als Streitwagenfahrer vor 23 Die Erzahlung Aided Chon Culainn Der Tod Cu Chulainns berichtet von dessen Wagenlenker Loeg mac Riangabra und den Rossern Liath Macha und Dub Sainglenn Fur Wales sind durch die Funde von Llyn Cerrig Bach auf Anglesey Streitwagen archaologisch bestatigt Im Werk Kelten Bilder ihrer Kultur werden der rekonstruierte Wagen von Llyn Cerrig Bach sowie Zeichnungen von Streitwageneinsatzen gezeigt 24 Literatur BearbeitenArthur Cotterell Chariot The Astounding Rise and Fall of the World s First War Machine Pimlico London 2005 ISBN 1 84413 549 7 Joost H Crouwel Chariots and other means of land transport in Bronze Age Greece Allard Pierson Series 3 ZDB ID 3046641 6 Allard Pierson Museum Amsterdam 1981 ISBN 90 71211 21 5 Robert Drews The coming of the Greeks Indo European conquests in the Aegean and 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Presse Hildesheim u a 1995 ISBN 3 487 08352 3 Annelies Kammenhuber Hippologia Hethitica Harrassowitz Wiesbaden 1961 Mary A Littauer Joost H Crouwel Selected writings on chariots and other early vehicles riding and harness Culture and History of the Ancient Near East 6 Brill Leiden u a 2002 ISBN 90 04 11799 7 Thomas Richter Der Streitwagen im Alten Orient im 2 Jahrtausend v Chr eine Betrachtung anhand der keilschriftlichen Quellen In Mamoun Fansa Stefan Burmeister Hrsg Rad und Wagen Der Ursprung einer Innovation Wagen im Vorderen Orient und Europa Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 40 Philipp von Zabern Mainz 2004 ISBN 3 8053 3322 6 S 507 514 Fritz Schachermeyr Griechische Fruhgeschichte Ein Versuch fruhe Geschichte wenigstens in Umrissen verstandlich zu machen Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Sitzungsberichte 425 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1984 ISBN 3 7001 0620 3 Frank Starke Ausbildung und Training von Streitwagenpferden Eine hippologisch orientierte Interpretation des Kikkuli Textes Studien zu den Bogazkoy Texten 41 Harrassowitz Wiesbaden 1995 ISBN 3 447 03501 3 Michael Ventris John Chadwick Documents in Mycenaean Greek 2 Auflage Cambridge University Press Cambridge 1973 ISBN 0 521 08558 6 Rupert Wenger Strategie Taktik und Gefechtstechnik in der Ilias Analyse der Kampfbeschreibungen der Ilias Schriftenreihe altsprachliche Forschungsergebnisse 6 Verlag Dr Kovac Hamburg 2008 ISBN 978 3 8300 3586 2 Heike Wilde Technologische Innovationen im zweiten Jahrtausend vor Christus Zur Verwendung und Verbreitung neuer Werkstoffe im ostmediterranen Raum Gottinger Orientforschungen Reihe 4 Agypten Bd 44 Harrassowitz Wiesbaden 2003 ISBN 3 447 04781 X S 109 130 Zugleich Gottingen Universitat Magisterarbeit 1999 2000 Heike Wilde Innovation und Tradition Zur Herstellung und Verwendung von Prestigegutern im pharaonischen Agypten Gottinger Orientforschungen Reihe 4 Agypten Bd 49 Harrassowitz Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 447 06631 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Streitwagen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Streitwagen Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Ulrich Hofmann Kulturgeschichte des Fahrens im Agypten des Neuen Reiches Oswald Spengler Der Streitwagen und seine Bedeutung fur den Gang der Weltgeschichte Vortrag gehalten am 6 Februar 1934 in der Gesellschaft der Freunde asiatischer Kunst und Kultur zu Munchen Zeno org Andrea Salimbeti The Greek Age of Bronze Chariots www salimbeti com 15 Dezember 2012 abgerufen am 12 Januar 2013 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Franz Hancar Das Pferd in prahistorischer und fruher historischer Zeit Wiener Beitrage zur Kulturgeschichte und Linguistik 11 ZDB ID 503467 X Herold Wien u a 1956 Das Pferd in prahistorischer und fruher historischer Zeit Franz Hancar Institut fur Volkerkunde der Universitat Wien Person en Hancar Franz Verfasser Verlag Wien Munchen Herold Verl Zeitliche Einordnung Erscheinungsdatum 1956 Umfang Format XII 650 S 30 S Abb 3 Falttaf in Ruckenschlaufe gr 8 ISBN Einband Preis brosch 62 Beziehungen Wiener Beitrage zur Kulturgeschichte und Linguistik Bd 11 Fritz Schachermeyr Griechische Fruhgeschichte Ein Versuch fruhe Geschichte wenigstens in Umrissen verstandlich zu machen Wien 1984 S 107 f Stefan Burmeister Peter Raulwing Festgefahren Die Kontroverse um den Ursprung des Streitwagens In Peter Anreiter Eszter Banffy Laszlo Bartosiewicz Wolfgang Meid Carola Metzner Nebelsick Hrsg Archeological Cultural and Linguistic Heritage Festschrift for Erzsebet Jerem in Honour of her 70th Birthday Archaeolingua 25 Archaeolingua Alapitvany Budapest 2012 ISBN 978 963 9911 28 4 S 93 113 hier S 105 Corinna Endlich Der technische Fortschritt das Speichenrad im Vorderen Orient In Corinna Endlich Karen Ermete Rad und Wagen Der Ursprung einer Innovation Wagen im Vorderen Orient und Europa Archaologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland Beiheft 41 Isensee Oldenburg 2004 ISBN 3 89995 085 2 S 43 51 hier S 46 Fritz Schachermeyr Griechische Fruhgeschichte Ein Versuch fruhe Geschichte wenigstens in Umrissen verstandlich zu machen Wien 1984 S 77 Michael Ventris John Chadwick Documents in Mycenaean Greek 2 Auflage Cambridge 1973 S 365 Jos 17 16 18 EU Ri 1 19 EU 4 3 EU und 4 13 EU Tacitus Agricola Biographie von Gnaeus Iulius Agricola romischem Statthalter in Britannien CIL 6 10078 und 6 37836 Acta Praehistorica Et Archaeologica Bande 16 17 1984 S 308 1 Joost H Crouwel Chariots and other means of land transport in Bronze Age Greece Amsterdam 1981 S 59 61 Joost H Crouwel Chariots and other means of land transport in Bronze Age Greece Amsterdam 1981 S 62 63 Joost H Crouwel Chariots and other means of land transport in Bronze Age Greece Amsterdam 1981 S 63 66 Joost H Crouwel Chariots and other means of land transport in Bronze Age Greece Amsterdam 1981 S 65 70 Frank Starke Ausbildung und Training von Streitwagenpferden Eine hippologisch orientierte Interpretation des Kikkuli Textes Wiesbaden 1995 S 127 Robert Drews The end of the Bronze Age Changes in warfare and the catastrophe ca 1200 B C Princeton 1993 S 105 Fritz Schachermeyr Griechische Fruhgeschichte Ein Versuch fruhe Geschichte wenigstens in Umrissen verstandlich zu machen Wien 1984 S 100 Robert Drews The end of the Bronze Age Changes in warfare and the catastrophe ca 1200 B C Princeton 1993 S 115 Brad E Kelle What s in a Name Neo Assyrian designations for the Northern Kingdom and their implications for Israelite history and Biblical interpretation In Journal of Biblical Literature Band 121 Nr 4 2002 S 639 666 hier S 642 JSTOR 3268575 a b Peter Calmeyer Ursula Seidl Eine fruhurartaische Siegesdarstellung In Anatolian Studies Band 33 Special Number in Honour of the Seventy Fifth Birthday of Dr Richard Barnett 1983 S 103 114 hier S 106 JSTOR 3642698 Walter Andrae Die Kleinfunde von Sendschirli Ausgrabungen in Sendschirli 5 Staatliche Museen zu Berlin Mitteilungen aus den Orientalischen Sammlungen 15 ZDB ID 275423 X Walter de Gruyter Berlin 1943 S 79 ff Ursula Seidl Einige urartaische Bronzezylinder Deichselkappen In Archaeologische Mitteilungen aus Iran Band 13 1980 ISSN 0066 6033 S 63 82 Tafel 8 17 hier S 75 Helmut Birkhan Kelten Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1997 ISBN 3 7001 2609 3 S 952 Helmut Birkhan Kelten Bilder ihrer Kultur Celts Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1999 ISBN 3 7001 2814 2 S 338 f Bilder 607 608 611 Normdaten Sachbegriff GND 4183649 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Streitwagen amp oldid 237517411