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Ratha Sanskrit रथ ratha ˈrʌtʰʌ Avestisch ra8a Wagen ist die Bezeichnung fur den indischen Tempelwagen fur fruhe sudindische Monolith Tempel in Mahabalipuram und fur eine Form des nordindischen Tempelturms der je nach der Anzahl seiner Vorsprunge als Triratha drei Pancharatha funf usw bezeichnet wird Am gesamten Sonnentempel von Konarak finden sich Wagenrader der Tempelbau ist somit in seiner Gesamtheit als ein riesiger Wagen ratha anzusehen Inhaltsverzeichnis 1 Vedischer Ursprung 1 1 Vergottlichung des Ratha 1 2 Opferzeremonien 1 3 Wiederholung und Reisen 2 Rathas als Tempelwagen 2 1 Bauform und Bedeutung der Tempelwagen 3 Steinerne Rathas ohne Rader 4 Tempelbauten als Rathas 5 Ratha als Bezeichnung fur Vorsprunge an einem Tempelturm 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVedischer Ursprung BearbeitenDer alte indoiranische Begriff ratha bedeutet Wagen Er kommt in den Yashts vor einer Abteilung von Texten die in der altiranischen religiosen Textsammlung Avesta enthalten ist Im zehnten Yasht pahlavi Mihr yasht wird der ursprunglich hochste Himmelsgott Mithra als Sonnen und Kriegsgott beschrieben der auf einem von vier Pferden gezogenen Wagen ra8a fahrt Als Zarathustra im Zoroastrismus die Rolle eines Propheten annahm wurde er zum ersten Priester a8ravan und zum ersten Wagenkampfer ra8aestar 1 So hiess zu jener fruhen Zeit der Kriegerstand der sich von den zu Fuss marschierenden Bauern abhob Er entsprach den indischen Wagenkampfern den rathesta 2 Zur vedischen Zeit verstand man unter Ratha ein leichtes schnelles zweiradriges Fahrzeug mit Speichenradern aus Holz das gewohnlich von Pferden gezogen und fur den Einsatz im Krieg als Streitwagen zur Jagd fur Rennveranstaltungen und fur zeremonielle Zwecke verwendet wurde 3 Von dem Wort rot o der indogermanischen Ursprache stammen auch das avestische ra8a das lateinische rota und das deutsche Rad ab Ein weites Thema fur die Geschichtswissenschaft ist der Ursprung und das Verbreitungsgebiet der fruhen Pferdewagen im asiatischen Raum die Arbeitsmethoden haben sich in jungster Zeit von der archaologischen Forschung auf die Analyse der uberlieferten indoiranischen Texte verlagert 4 Die altesten archaologischen Nachweise waren Pferdewagen als Grabbeigaben in Zentralasien um 2000 v Chr aus derselben Zeit sind Karren mit Speichenradern aus dem Zweistromland bekannt Auf einem altsyrischen Siegel ist ein Kampfwagen mit zwei Pferden einem Wagenlenker und einem hinter diesem stehenden weiteren Mann abgebildet In Zentralindien gefundene Felszeichnungen mit erzahlenden Darstellungen von Pferdewagen werden in das 1 Jahrtausend v Chr datiert Wie die Indo Arier in den indischen Raum einwanderten wird in den vedischen Texten nicht direkt erwahnt Sie kamen im 2 Jahrtausend v Chr aus dem Norden als Krieger und nomadisierende Rinderhirten und hatten als Hauptwaffe schnelle von Pferden gezogene Wagen die in den Veden an zahlreichen Stellen als Rathas erwahnt werden 5 Bereits die altere Industalkultur in deren Gebiet die Arier einwanderten muss wie Funde von Spielzeugwagen zeigen Pferdekarren besessen haben Aus der Zeit der Maurya Dynastie ab 320 v Chr in Nordindien wurden ebenfalls verschiedene Modelle von Transportkarren ausgegraben Die fruhesten realistischen Wagendarstellungen finden sich an den Toren Toranas der steinernen Umgangszaune am Sanchi Stupa und an den buddhistischen Hohlentempeln Chaitya von Bhaja aus dem 2 Jahrhundert v Chr 6 Aus dieser Zeit gibt es keine schriftlichen Quellen die von buddhistischen Bildhauern als Inspirationsquelle verwendeten Jatakas geben keine Detailbeschreibungen zu den Rathas Felszeichnungen in Chilas am oberen Indus in Nordpakistan aus dem 1 Jahrhundert n Chr zeigen ausnahmsweise den Wegverhaltnissen im Gebirge angemessen nur wenige Pferdewagen Dort wurden haufiger Pferde und Reiter abgebildet 7 auf die es in den Veden nur wenige Hinweise gibt nbsp Die im Mahabharata geschilderte grosse Schlacht von Kurukshetra zwischen den verfeindeten Dynastien der Pandavas und Kauravas Der Wagenlenker Krishna klein in der Mitte bei den Pferden dahinter mit Pfeil und Bogen Arjuna Manuskript vermutlich aus dem 18 JahrhundertAls es im Jahr 326 v Chr zur grossen Schlacht zwischen der Armee Alexanders und den indischen Truppen kam bestand die Armee von Konig Poros traditionsgemass aus den vier Abteilungen caturanga Kavallerie Infanterie Elefanten und Pferdewagen die mit einem Wagenlenker und einem Schutzen beide stehend bemannt waren Die Elefanten waren zu Anfang noch wirkungsvoll dafur blieben die Pferdewagen schon bald im Schlamm stecken Dennoch wurden sie zumindest teilweise in den Armeen der Maurya Konige weiter verwendet 8 Die indischen Epen Mahabharata und Ramayana stellen Rathas als kostbare Fahrzeuge dar mit denen die Helden ihre Schlachten kampften Zeigten die Abbildungen aus dem Zweistromland allgemein zwei vor den Karren gespannte Pferde so werden hier im Uberschwang vier Pferde und drei Wagenlenker an Wagen mit enormen Proportionen und fantastischer Ausgestaltung beschrieben Die beiden mittleren Pferde wurden von einem Mann gefuhrt die anderen Pferde waren an den ausseren Enden der Achse angebunden und bedurften jeweils eines weiteren Lenkers Moglicherweise handelte es sich dabei nur um die grossten der eingesetzten Wagen 9 Das Arthashastra ein Lehrbuch der altindischen Kriegskunst das kurz nach Alexanders Indienfeldzug verfasst wurde macht genaue Grossenangaben zu den Vehikeln und schildert ihren furchteinflossenden Effekt auf das Kampfgeschehen 10 Die Bauweise der Kampfwagen bestand praktisch gesagt aus einem Holzrahmen der durch Rindslederriemen zusammengebunden war darauf befand sich eine flache Plattform ganz oder teilweise umgeben von einem Gelander Militarisch eingesetzte Rathas waren um das 8 Jahrhundert verschwunden Vergottlichung des Ratha Bearbeiten Die vedischen Kriegswagen standen nur Konigen und adligen Kriegern mit ihren Begleitern aus Bogenschutzen zu als Wachter des Wagens war zu beiden Seiten je ein jungerer Krieger positioniert der aber denselben Rang besass Der soziale Status der Wagenlenker war ebenfalls hoch aber eine Stufe unterhalb Gemass den Epen befanden sich die Wagen inmitten der Armee von mehreren Elefanten umgeben und streng bewacht Die Fahrzeuge selbst galten als wertvoll und heilig und waren ein Symbol der Konigswurde Mit den Kriegswagen verbreitete sich auch deren Kult 11 Das Sonnenrad Swastika ist ein Gluckssymbol nbsp Abb rechts Surya auf dem Sonnenwagen mit sieben Pferden in zwei seiner vier Hande tragt er die Attribute Keule gada und Muschelhorn shankha Abb links Der Windgott Vayu als Lenker auf seinem Luftfahrzeug vayu ratha das von zwei Antilopen Symbole fur Luft und Lebenshauch gezogen wird Vayu halt zwei Flaggen in den Handen als Zeichen fur Wind Dahinter ublicherweise Agni der vedische Feuergott und oberste Opferpriester Pandita Vamadhara Indrajalakala Meerut UP 1884Ab den altesten Ritualtexten in den Veden gibt es die Ashvins als gottliches Zwillingspaar pferdekopfig dargestellte Halbgotter oder Himmelssohne deren Name und Kult mit Pferden und Heilkraft besonders dem heiligen Getrank Soma verbunden ist Das Ritual der Soma Pressung wurde in den fruhen Morgenstunden durchgefuhrt damit die beiden Ashvins auf ihrem Pferdewagen herbeigerufen wurden Vor der aufgehenden Sonne fahren sie uber den Himmel daher Es ist die Verehrung der Morgenrote die Ashvins wurden auch im Morgenstern und Abendstern gesehen Wichtiger sind die beiden als vergottlichte Zwei Mann Wagenbesatzung denn sie waren als in den Hymnen besungene Nothelfer auf ihrem Wagen jederzeit rasch zur Stelle 12 Als vergottlichte Zwillingskonige bilden sie eine Analogie zum auf dem Wagen stehenden Konig und seinem koniglichen Priester der diesen Wagen lenkt In zahlreichen Mythen im europaischen und asiatischen Raum finden sich Wesensverwandte der Ashvins gottliche Zwillinge zwei Pferde und ein Sonnenwagen der uber den Himmel rollt haben ihren Ursprung in Sumer 13 Gemass dem Rigveda umkreisen die Ashvins Himmel und Erde in einem Tag genauso wie Surya auf seinem Sonnenwagen nur wird letzterer von sieben Pferden gezogen Surya kann auch der Wagenlenker der Ashvins sein Oder es verliebt sich Surya in der weiblichen Form als Tochter der Sonne in die beiden und sie ziehen so uber den Himmel 14 In der vedischen Fruhzeit gab es neben Surya weitere Sonnen oder Himmelsgotter Mitra hatte eine achamenidische Entsprechung und war Namensgeber fur den romischen Sonnengott Mithras Der vedische Mitra bewachte ebenso wie der Huter der westlichen Welt Varuna die kosmische Ordnung und den gottlichen Schwur Beide gelten auch als Ebenbilder der Ashvins und verkorpern dann hell und dunkel Sonne und Mond Die eine Sonne kann Licht und Dunkelheit abwechselnd sein Als Bezeichnung fur Tag wird an dieser Stelle des Rigveda arjuna hell und fur Nacht krishna dunkel gebraucht 15 So heissen auch der gottliche Wagenlenker der beruhmtesten indischen Schlacht und der tapferste Kampfer Krishna und Arjuna Opferzeremonien Bearbeiten Im Zentrum vedischer Opferzeremonien stand der Altar meist als Feueraltar In den Shulbasutras 16 einem Anhang der Veden wird der Bauplan fur den Altar Mahavedi ausgehend von Langenfestlegungen einzelner Wagenteile vorgegeben Der Wagen der Gotter musste hierzu als Metapher fur Opfer im Allgemeinen verstanden worden sein damit umgekehrt der nach Osten gerichtete Altar den Wagen reprasentieren konnte 17 Zum Ritual des Vajapeya Opfers bei dem jahrlich im Herbst die Sonne um Kraft und Nahrung fur die neue Jahreszeit gebeten wurde gehorte ein Wagenrennen eine heilige Zeremonie Zuvor wurden die Pferde gebadet es wurden heilige Schriften rezitiert oder gesungen abschliessend erhielt der Priester einen Topf mit Honig Lieblingsnahrung der Ashvins die Wagenlenker konsumierten viel vom alkoholischen Sura einem Getrank das ebenfalls mit den Ashvins in Beziehung steht eine Art Sura war durch Honig fermentierte Milch Wiederholung und Reisen Bearbeiten Der Komponist einer religiosen Hymne ist wie der Handwerker der den Wagen baut Zahlreiche Stellen im Rigveda beschreiben die Kreativitat einer der Tatigkeiten mit dem poetischen Bild der anderen Alle Gotter des Rigveda haben den ihren Eigenschaften entsprechenden eigenen Wagen Indra benutzt einen Wagen als er seinen Widersacher den dreikopfigen Damon Vritri mit seinem Donnerkeil umbringt Es ist das beherrschende Thema der vedischen Mythologie und bewirkt im Ergebnis eine Neuerschaffung der Welt 18 Sein am Kampfgeschehen beteiligter Wagen wird dabei mit dem Aggressionsinstrument gleichgesetzt Wichtigste Metapher fur den Ratha ist seine leichte Beweglichkeit der leichteste ist der windgetriebene Vayu Ratha des Windgottes Vayu er verkorpert die sich gerauschvoll ewig bewegende Luft Das Bild des Wagenfahrens wird zur Idee der Reise uber die Zeit hinaus Das individuelle Selbst Atman findet seine Erlosung in der Erkenntnis dass Atman der Eigentumer des Wagens und der eigene Korper der Wagen ist mit der Ursache von allem die im Wagenlenker Vishnu personifiziert ist Dessen Gedanken sind die Zugel Rathas als Tempelwagen Bearbeiten nbsp Ratha eines tamilischen Tempels in Sri LankaNeujahrsfeste sind die wichtigsten Opferrituale Ein vedisches Feueropfer zur Verehrung der Sonne in heutiger Form ist Ratha Saptami 19 Glaubige baden vor Sonnenaufgang mit einer Lampe auf dem Kopf Anschliessend wird fur Surya im Hof vor dem Haus das Bild des Sonnenwagens mit sieben Pferden in Form eines Rangoli mit Farbpulver auf den Boden gezeichnet In der Mitte wird Kuhdung verbrannt der Dampf gekochter Milch soll die Sonne erreichen Wenn Surya im Wagen seine Reise fortsetzt hat die neue Jahreszeit begonnen Die vedischen Gotterfahrzeuge werden zur unermesslichen Grosse gesteigert wenn sie detailgetreu in Holz in der Stiltradition von Steintempeln nachgebaut plotzlich zu rollen beginnen In diesen Rathas wird die aus dem Tempel geholte Gotterfigur in einem jahrlichen Wagenfest einmal durch die Stadt gezogen der Gott bestatigt die Schopfung seiner Welt und kehrt abschliessend wieder zuruck Solche Prozessionen werden vor allem in den sudlichen Bundesstaaten Tamil Nadu und Kerala in Orissa und auch im Kathmandu Tal veranstaltet Die Pilgerreise des Wagens lautet ubersetzt ein Ratha Yatra Eines der grossten dieser Pilgerfeste ist das Tempelfest das jedes Jahr im Juni Juli vor dem Jagannath Tempel in Puri stattfindet Jagannath ist Herr des Universums und auch eine Form Krishnas aus dessen Mythologie einer der Anlasse fur das Fest stammt Die Kultbilder von Jagannath seinem Bruder Balbhadra und seiner Schwester Subhadra werden in drei Prozessionswagen von mehreren tausend Menschen in das drei Kilometer entfernte Gundicha Mandir gezogen verbleiben dort fur sieben Tage in einer Art Sommerresidenz bis sie wieder zuruckgebracht werden Die Tempelwagen in Puri werden jedes Jahr in zweimonatiger Arbeit neu gebaut am Ende der 15 tagigen Veranstaltung werden sie in ihre Einzelteile zerlegt und als Reliquien von den Glaubigen mitgenommen 20 Anderswo im Land werden den Rathas am Ende nur die Stoffbekleidungen abgenommen sie erhalten Unterschlupf in einer Halle oder bleiben im Freien stehen Bauform und Bedeutung der Tempelwagen Bearbeiten nbsp Schwerer massiver Ratha aus kunstvoll beschnitzten und zusammengefugten Holzbalken nbsp Kleine Prozession Dieser Tempelwagen wird an zwei Seilen gezogen Bei Wagenfesten in Tamil Nadu und Puri Orissa ziehen an vier Seilen mehrere tausend Menschen Ein holzerner Ratha in Tamil Nadu kann uber 20 Tonnen wiegen bei manchen wird das Gewicht auf 8 Achsen verteilt Die Hohe der Wagen in Puri betragt rund 13 Meter die Stockwerksgliederung ahnelt einem Tempelturm Die Aufbauten in Puri werden mit bunten Stoffen von einem Kilometer Gesamtlange behangt und bilden die aussere Hulle Entscheidend fur die Wirkung der Fahrzeuge ist die Holzkonstruktion die als Blockbau oder Fachwerkrahmen ohne Diagonalstreben erstellt wurde und sich deshalb beim Transport zu den Seiten bewegt und windet und den Eindruck eines bedrohlichen Riesentiers vermittelt Diese Wirkung wird noch durch die auf ihren Starrachsen rutschenden und einknickenden Holzscheibenrader verstarkt die zu ruckartigen Bewegungen fuhren 21 Die Prozession findet in einer Zeit des Ubergangs statt solange die Gotterfigur ausserhalb ihres Tempels ist befindet sich die Welt so in Unordnung wie der Ratha im Ungleichgewicht Es ist die periodisch notwendige Wiederholung des uranfanglichen Chaos wobei danach durch Ruckgabe der Figur in den Tempel die Ordnung wiederhergestellt wird und das Leben weitergehen kann Die Situation des Ausnahmezustands wird bei grossen Festivals durch die Menschenmassen und lautstarken Musikkapellen zwangslaufig verstarkt Der Anblick der wandernden Tempelungetume fuhrt zuruck in die mythische Vorzeit als die Elefanten und sogar die Berge noch Flugel hatten bis sie ihnen von Indra in seiner ersten weltordnenden Tat abgeschnitten wurden Auch die Pferde schweiften einst ziellos mit ihren Flugeln uber den Himmel Auf Indras Anordnung wurden ihnen die Flugel mit einem Pfeil abgeschossen ansonsten hatten sie sich nie fur das Ziehen der Kampfwagen eignen konnen Auch ausserhalb des indischen Kulturkreises gehoren Wagen Prozessionen zum Bestand von Ritualen in denen zur Erneuerung der Welt die Ordnung vorubergehend ausgesetzt ist Die daoistische Fischergottin Mazu Tin Hau wird alljahrlich zu ihrem Geburtstag vor allem in Taiwan aus ihren Tempeln geholt und mit bunten Tempelwagen und Sanften durch die Strassen gefahren Fur Chaos sorgen hier zusatzlich Feuerwerkskorper 22 Steinerne Rathas ohne Rader BearbeitenIn einer gegenuber den Prozessionswagen umgekehrten Analogie wurden an der Ostkuste sudlich Chennai Tempelbauten aus einem Granitfelsen herausgemeisselt die moglicherweise Bauformen aus Holz und Lehm in ein dauerhaftes Material ubertragen sollten Es ist eine abgesonderte Gruppe von funf Tempeln aus dem 7 Jahrhundert im Suden des Ortes Mahabalipuram die Pancha Pandava Ratha funf Wagen der Pandavas genannt wird 23 Die Miniaturtempel waren als Modelle fur kunftig zu bauende Kultbauten gedacht Erstmals wurden in Sudindien von den Pallavas freistehende Tempel gebaut Die Bezeichnung als Ratha macht nur insofern Sinn als dass vier dieser Bauten in einer Reihe wie Prozessionswagen aufgestellt sind nbsp Miniaturfelstempel in Mahabalipuram Reihe von vier der funf Rathas Von links Dharmaraja Ratha Bhima Ratha Arjuna Ratha und hinten der kleine Draupadi Ratha Am unteren Ende jeder Saule ist ein Lowengreif yali oder vyala ein Fabeltier mit Schutzfunktion Ihr Gesicht wurde spater als Kirtti Mukha Ruhmesantlitz zu einem der haufigsten Schmuckmotive an Tempeln Alle stehen fest auf profilierten Felssockeln pitha Nachgeahmt wird beim Draupadi Ratha das einfache quadratische Bauernhaus aus den sudindischen Bergen mit vierseitig gekrummten Dachschalen die an der Spitze zusammenlaufen Die Gesamtform findet sich in Miniaturdarstellung als kuta Typ an sudindischen Tempelturmen wiederholt Auf derselben Plattform steht der Arjuna Ratha mit den Grundmassen 9 10 Meter die langere Seite bildet einen kleinen Vorbau am Eingang ansonsten quadratisch mit zweigeschossigem Tempelturm das Dach ist durch Miniaturtempelchen mit Tonnendachern kuta gegliedert Es ist die Grundform des sudindischen Tempeldachs Vimana ein Begriff der auch Gotterfahrzeug bedeutet Auf eigener Plattform folgt daneben der langgestreckte 16 8 Meter grosse Bhima Ratha mit spitz zulaufendem Tonnendach das einem umgedrehten Bootsrumpf ahnelt Diese lange sudindische Dachform heisst Vesara Das Dach war zu schwer als dass der Unterbau hatte ausgehohlt werden konnen Es wurden aussere Saulenreihen herausgearbeitet funf Saulen auf jeder Langsseite deren untere Halfte von sitzenden Lowen gebildet wird der Fels im Innern wurde nicht abgetragen Diese Dachform wurde im Tempelbau nicht weiter verwendet da sie nicht auf einen zentralen Kultraum hinwies sie diente aber als Vorlage fur alle spateren Torturme Gopuram des sudindischen Tempelgevierts die egal wie hoch sie sind an ihrer Spitze ein Tonnendach tragen In dieser Reihe fehlt noch der Dharmaraja Ratha ein anderer Name konigliches Gesetz fur Yudhishthira den altesten der funf Pandavas Es ist ein quadratischer vergrosserter Arjuna Ratha und der mit seinem dreigeschossigen Dachaufbau schonste und von der Bauform brauchbarste der Tempel Das Quadrat ist eine absolute Form die den kosmischen Plan am besten abbildet Zentraler Dachabschluss bildet mit dem Stupika das symbolische Himmelsgewolbe Der seitlich von dieser Reihe gelegene Sahadeva Ratha ist eine seltsame Kombination aus den beiden Dachformen Vimana mit Stockwerksgliederung und Vesara Tonnendach und dazu mit aus fruhbuddhistischen Hohlentempeln Chaitya abgeleiteter runder Apsis Kurzum es war ein ungeeigneter Versuch einen Hallenbau fur den hinduistischen Kult verwenden zu wollen der einen auf ein kultisches Zentrum hin gerichteten Grundplan besitzen muss 24 Westlich von Mamallapuram stehen zwei weitere steinerne Rathas Pidari Ratha und Valian Kuttai Ratha Die Rathas von Mamallapuram sind Bestandteil der Weltkulturerbestatte Tempelbezirk von Mahabalipuram Tempelbauten als Rathas BearbeitenAn vielen Steintempeln finden sich Rathas in Reliefs dargestellt einer Lust zur bildhauerischen Gestaltung ist es wohl zu verdanken dass in Sudindien ganze Tempel entgegen den Gesetzen der Schwerkraft als rollende Tempelwagen in Stein gemeisselt wurden Unter der Chola Dynastie wuchsen die sudindischen Tempelanlagen indem Vorhallen mandapas fur verschiedene Zwecke hinzugefugt wurden und durch weitere Umfassungsmauern neue Innenhofe und ganze Tempelstadte entstanden Die Gopurams erreichten ihre bis dahin grossten Hohen und wurden zur Verkorperung des Weltenbergs Meru In den Tempelturmen Vimanas wurde der Kultraum in Miniaturform nach oben kleiner werdend mehrfach wiederholt vorstellbar als ein Ausbruch in die Hohe Fur die Tempel standen praktisch unbeschrankte finanzielle Mittel zur Verfugung die Hohe der Bauten wurde allein durch die technischen Moglichkeiten begrenzt Vielleicht sollte diese Grenze mittels der steinernen Rader uberwunden werden so ahnlich wie bei dem Versuch den Bergen wieder Flugel anzuheften Etwa 30 Kilometer von Chidambaram entfernt liegt der kleine Ort Kadambur Der dortige Amritaghateswarar Tempel ist ein Shiva Tempel der spaten Chola Dynastie vom Anfang des 12 Jahrhunderts Zu beiden Seiten der Vorhalle befinden sich in eher zuruckhaltender Symbolik an der hohen Sockelzone jeweils ein Speichenrad und ein Richtung Osten springendes Pferd 25 In der am Ufer der Kaveri gelegenen Stadt Kumbakonam 40 Kilometer nordostlich von Thanjavur steht der Sarangapani Tempel aus derselben Zeit Die Seiten des Hauptbaus sind als vierradriger Tempelwagen gestaltet der zu jeder Seite von einem Elefanten gezogen wird 26 Reliefs im Innern zeigen Vishnu wie er im Himmelswagen herabfahrt In dem nahegelegenen Tempelteich allg Tirtham dieser Mahamagam fliessen alle 12 Jahre die heiligen indischen Flusse zusammen und Hunderttausende von Pilgern kommen fur ein rituelles Bad Das Shiva Bildnis des Kumbheshwarar Tempels wird mit einer grossen Prozession in einem silbernen Wagen zu diesem Wasserbecken gefahren nbsp Brihadisvara Tempel Thanjavur Einachsiger Pferdewagen an Mandapa VorbauIm Verhaltnis zum riesigen Vimana des Brihadisvara Tempels in der ehemaligen Chola Hauptstadt Thanjavur wirkt der einachsige Pferdekarren an einem seiner Mandapa Vorbauten wie zu einem Schmuckmotiv degradiert entsprechend sind wohl auch die Elefanten daneben an den Seiten eines Treppenaufgangs gedacht Es war mit 61 Metern der hochste Tempelturm seiner Zeit allein der Abschlussstein eine sogenannte Schirmkuppel stupika der uber eine spiralig angelegte Erdschuttung nach oben gebracht werden musste wiegt 80 Tonnen An einen rollenden Tempel ist hier nicht zu denken Funf Kilometer sudlich von Kumbakonam im Ort Darasuram ist mit dem Airavateshvara Tempel einer der ausserst seltenen Tempel fur den ersten Elefanten Airavata erhalten Der Tempel vom Ende des 12 Jahrhunderts ist eine kleinere Replik des Brihadisvara von Thanjavur Die Rader eines Tempelwagens ragen an einer seitlich angebauten offenen Saulenvorhalle heraus Auch hier befinden sich Elefanten daneben die mit ihren Russeln ein Treppengelander bilden Der beruhmteste Tempel der in seiner Gesamtheit als Himmelswagen vorgestellt wird ist der Surya Tempel von Konarak aus dem 13 Jahrhundert sudostlich von Bhubaneswar an der Kuste gelegen Die hiesige Ganga Dynastie durfte das Motiv des Tempels als Ratha von den Chola entlehnt haben 27 Der Wagen des Sonnengottes wurde durch noch teilweise erhaltene angeschirrte Pferde und 24 plastische Speichenrader an den Vorsprungen rund um die hohe Sockelzone aus Sandstein symbolisiert Bestimmte Bauformen wurden uber die gesamte Geschichte der indischen Tempelarchitektur beibehalten Die in den ursprunglichen Materialien Bambus Holz und gebrannter Ziegel erstmals in bauliche Formen gebrachten geistigen Grundlagen wurden zusammen mit diesen Formen in den spateren Stein ubernommen Der uralte Weltenbaum zur Zeit der Veden ein holzerner Pfosten wurde der indischen Kosmogonie entsprechend zum steinernen Weltberg Die Materialverwandlung funktioniert wegen der prinzipiell selben Bedeutung 28 nbsp Vitthala Tempel Vijayanagara Garuda Schrein als RathaDie Prozession als Erneuerungsritual hat noch einen Aspekt Aus der Lust zur Verwandlung und der Freude an immer neuen Formen wurden die Tempel nicht nur weiter ausgeschmuckt ihnen wurden Rader verliehen um den schweren Stein symbolisch zu bewegen In einer weiteren Verwandlung zuruck wurden aus den holzernen Wagen wieder Tempel aus Stein Es ist die Nachahmung als Spielerei wie bei den immer kleiner werdenden Miniaturtempelformen auf den Stockwerksdachern sudindischer Tempel Vom 14 bis 16 Jahrhundert gab es das sudindische Vijayanagara Reich mit seiner Hauptstadt beim heutigen Dorf Hampi In der Stadt des Sieges wurde die grosste Anzahl an Tempeln auf einem Raum gebaut und im eigenen Stil detailreich verziert Die von den Cholas vorgegebene Hohe der Tempelturme wurde ubertroffen Im Nordteil der einst 26 Quadratkilometer grossen Stadt steht der Vitthala Tempel Die Gesamtanlage gilt als die schonste und schmuckreichste der Stadt In der Langsachse vor dem Vishnu geweihten Haupttempel steht ein kleiner Schrein fur dessen Reittier Garuda Es ist ein freistehender originalgetreu von der holzernen Form in Stein ubertragener Ratha Ratha als Bezeichnung fur Vorsprunge an einem Tempelturm BearbeitenHauptartikel Ratha Architektur Im Gegensatz zum sudindischen ist der nordindische Tempelturm Shikhara oder rekha deul vertikal strukturiert Durch Vor und Rucksprunge entsteht aus der ursprunglich ungegliederten Rechteckform ein treppenartig aufgeloster Grundplan Aus diesem Grundplan wurden seit dem 6 Jahrhundert pilasterahnliche Vorsprunge nach oben gefuhrt und bienenkorbformig gekrummt zur Spitze geleitet siehe auch urushringas Tri Pancha Sapta oder Nava Ratha bedeutet dass die Wandflache durch drei funf sieben oder neun Vorsprunge gegliedert ist Eine steigende Anzahl Vorsprunge ergibt einen immer runder werdenden Baukorper Fruhe Tempel bis etwa zum 10 Jahrhundert waren zumeist vom Tri Ratha Typ danach vom Pancha Ratha Typ Mit noch mehr Vorsprungen wurde zur Zeit der Ostlichen Ganga Dynastie im 13 Jahrhundert in Odisha gebaut Die Entwicklung vollzog sich von der Kulthohle uber den Freibautempel mit flachem Steinbalkendach raumgreifend zu immer steileren Dachaufbauten Vielleicht war die Bewegungsrichtung nach oben namensgebend dann sind die schweren Pfeiler und Vorsprunge aus dem Innern der Kulthohle herausgefahren 29 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ratha Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Glimpses of Goa Hindu Festival Chariot Kamat s potpourri Foto eines Ratha aus Goa mit Turmaufbau im indo sarazenischen Stil vom Ende des 19 Jahrhunderts Rathas Temple Chariots IndianetzoneEinzelnachweise Bearbeiten Henrik Samuel Nyberg Die Religionen des alten Iran 1938 Neuauflage Otto Zeller Osnabruck 1966 S 60 301 Otto Gunther von Wesendonk Das Weltbild der Iranier Ernst Reinhardt Munchen 1933 S 52 Marcus Sparreboom Chariots in the Veda Iconography of Religions Brill Academic Publications Leiden 1985 S 10 Peter Raulwing Horses Chariots and Indo Europeans Foundations and Methods of Chariotry Research from the Viewpoint of Comparative Indo European Linguistics Archaeolingua Series Minor 13 Budapest 2000 Heinz Mode Das fruhe Indien Gustav Kilpper Verlag Stuttgart 1959 S 99 Zwischen Mumbai und Pune Columbia edu Fotos von Bhaja Oberste Abb Eingang zu Hohle 19 Links der Wagen von Sonnengott Surya mit Speichenrad von vier Pferden gezogen Volker Thewalt Pferdedarstellungen in Felszeichnungen am oberen Indus In Jakob Ozols Volker Thewalt Aus dem Osten des Alexanderreichs Volker und Kulturen zwischen Orient und Okzident Iran Afghanistan Pakistan Indien DuMont Dokumente Koln 1984 S 204 218 Text online Sparreboom S 8 Asko Parpola The Nasatyas the Chariot and Proto Aryan Religion PDF 1 3 MB Journal of Indological Studies Nr 16 und 17 2004 2005 S 15 Zitiert hier Edward W Hopkins The social and military position of the ruling caste in India as represented by the Sanscrit Epic American Oriental Society New Haven 1889 S 195 Kautilya s Arthashastra Memento vom 12 Januar 2010 im Internet Archive Shamasastry englische Ubersetzung von 1915 Buch II Kap 33 Parpola S 13 15 Parpola S 10 Duane W Hamacher The Sumerians and Gemini Sumerian Astronomical Interpretations as Origins of the Divine Horse Twins and Solar Chariots in Indo European Mythology Memento des Originals vom 31 Oktober 2010 auf WebCite nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot blacktaj homestead com University of Missouri Columbia Hermann Oldenberg Die Religion des Veda Wilhelm Hertz Berlin 1894 S 212 Rigveda 6 9 1 Englische Ubersetzung Ralph T H Griffith 1896 Sacred Texts com J J O Connor E F Robertson The Indian Sulbasutras Sparreboom S 12 Mircea Eliade Die Sehnsucht nach dem Ursprung Von den Quellen der Humanitat Suhrkamp Frankfurt 1976 S 215 Festivals of India Ratha Saptami Orissa Reference Annual 2005 Car Festival Memento vom 10 April 2009 im Internet Archive PDF 227 kB Klaus Fischer Michael Jansen Jan Pieper Architektur des indischen Subkontinents Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 S 56 62 Die deutsche Fastnacht ist ursprunglich ein Neujahrsfest Prozessionen mit herumgetragenen Gottheiten gibt es weltweit auch im Katholizismus Ratha Cave Temples Asian Historical Architecture Fotos und Plan der Tempelanlage Nakula Sahadeva Ratha flickr com Foto R Nagaswamy Kadambur Beschreibung des Tempels mit Bild von Ratha und Pferd Templenet Beschreibung des Sarangapani Tempel in Kumbhakonam Klaus Fischer Schopfungen indischer Kunst Koln 1959 S 52 208 Stella Kramrisch Indische Kunst Traditionen in Skulptur Malerei und Architektur Phaidon Koln 1956 S 14 Kramrisch S 18 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ratha amp oldid 238441179