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Dieser Artikel erlautert das mythische Konzept den Ort im Burgenland siehe Weltenberg Gemeinde Sankt Martin Weltenberg auch Weltberg Kosmischer Berg Urberg Urhugel ist eine alte besonders in Asien weit verbreitete mythologische Vorstellung eines Berges im Zentrum der Welt der in der Kosmogonie haufig aus einem kleinen Anfang entstand und spater eine Terrassenform angenommen hat Der Weltenberg kann uber dem Nabel der Erde stehen oder sich als Wohnort der Gotter im Himmel befinden Himmelsberg Die Vorstellung eines Weltzentrums steht in Verbindung mit dem Weltenbaum und der Weltachse Im Unterschied zu einem Heiligen Berg der als Sitz der Gotter oder Urahnen verehrt wird muss der Weltenberg nicht in einem realen Berg geografisch verortet werden Inhaltsverzeichnis 1 Kosmogonie 2 Entstehung des Urhugels 3 Lage und Form des Weltenberges 4 Weltenbergsymbole 5 Literatur 6 EinzelnachweiseKosmogonie BearbeitenSchopfungsmythen die sich mit dem Ursprung des Kosmos beschaftigen gibt es auf fast allen Kontinenten wobei sie in den afrikanischen Kosmogonien hochstens als spatere Ubernahmen aus dem asiatischen Raum auftauchen Dort liegt der Schwerpunkt auf der Einfuhrung der ersten Menschen Nach der allgemeinsten Vorstellung der fruhen Jager und Sammler wird die Erde als kreisrundes Gebilde gedacht das in der Mitte des grenzenlosen Urmeers treibt Dies trifft fur fruhe sesshafte Hochkulturen und nomadisierende Volker gleichermassen zu In der antiken griechischen Mythologie umfliesst der Okeanos die bewohnte Welt wahrend in der agyptischen Mythologie fur die Bewohner von Philae ihre Insel einst aus dem Urmeer Nun hervorgekommen war 1 In der altnordischen Snorra Edda ist die kreisformige Erde an ihrem Aussenrand von einem tiefen Meer umgeben Ebenso dachten sich mehrere Altaisch sprechende Volker in Zentral und Nordasien die Erde als runden Brotlaib auf dem Urmeer Um die auf dem Wasser treibende Erdscheibe in ihrer Position zu fixieren fuhrten die nordostlich des Ural lebenden Mansen einen ersten Menschen ein dessen Aufgabe es war die Erde mit Hilfe eines mit Silber beschlagenen Gurtels zu umschlingen was zwangslaufig die Rander aufwolbte und am ausseren Rand ein Ringgebirge entstehen liess das auch in der iranischen Mythologie vorkommt und dort Qaf genannt wird Wesentlich fur dieses Weltbild ist ein Trager der Erde Dieser ist in jedem Fall ein Tier und sehr haufig eine kosmische Schildkrote auf deren Bauch oder Rucken der Schopfergott die Erde oder genauer den Weltenberg errichtet Die indische Schildkrote Kurma spielte bei der Ausbreitung eines solchen Weltbildes in Asien eine fuhrende Rolle Mit der Ausbreitung des Buddhismus gelangte die Schildkrote nach Norden Uber China kam sie zu den Mongolen bei denen eine goldene Schildkrote den Zentralberg tragt In Thailand bei den Ainu in Japan einigen russischen und sibirischen Volkern tragt ein Fisch die Erde Bei den muslimischen Arabern tragt ein Stier auf seinen Hornern die Erde so auch bei vielen Tataren Die Krimtataren haben einen im Meer schwimmenden Riesenfisch mit einem darauf stehenden Stier kombiniert auf dessen Hornern wiederum die Erde ruht Moglicherweise stammt der Trager Stier vom iranischen Hochland 2 Entstehung des Urhugels Bearbeiten nbsp Maniakala Stupa beim Dorf Maniakala 2 km westlich der Grand Trunk Road und 27 km sudlich von Rawalpindi in Pakistan Gandhara Zeit 2 Jahrhundert n Chr Die Urform des Stupa besteht aus einer Halbkugel anda uber einer zylindrischen Basis medhi Nach manchen Ursprungserzahlungen war es der Schopfergott leid im Wasser zu schwimmen weshalb er festen Boden unter seinen Fussen schaffen wollte und eine Insel einen ersten Stein oder einen Lehmhugel erschuf Im altagyptischen Heliopolis entstieg der Sonnengott Atum dem Urmeer und erschuf einen Sandhugel oder den Urstein Benben auf dem er sich niederliess und die weiteren Schopfungselemente hervorbrachte Der Urstein blieb im altarabischen Kult der Beduinen als Betyl Batyl beseelter Stein anikonisches Gotterbild oder Wohnsitz einer Gottheit erhalten In Hermopolis entstand nach dem Willen der acht agyptischen Urgotter eine Feuerinsel mit einem hohen Hugel Auf dem ersten Land das Gott Ptah erschuf um sich daraufzustellen wurde die Hauptstadt Memphis erbaut Dem spateren Theben und anderen Orten in Oberagypten kam gleichfalls Bedeutung durch einen Urhugel zu auf dem sie gegrundet wurden 3 Die Vorstellung von der Entstehung der Erde als Insel auf einer Wasserflache findet sich gleichermassen in der Bibel und in der sumerischen Uberlieferung wo der weibliche Drache Tiamat das Urwasser verkorpert Der Schopfergott gewann im Kampf gegen das Chaos bis aus dem Korper von Tiamat Himmel und Erde wurden Die Welt keimte in dem sich zerteilenden Weltenei Der Weltenberg des babylonischen Erdkreises sumerisch harsag gal kurkurra semitisch sad matati ruhte im Urmeer apsu Wie in Agypten entstand bei den Tataren Sibiriens die Erde allmahlich aus einem winzigen Hugel der bei den Tataren in Chakassien zu einem eisernen Berg emporwuchs Offensichtlich ubernahmen sie das verbreitete kosmogonische Modell und bauten es im Gesamten in ihr Weltbild ein Die einzelnen altaisprachigen Volker verbanden die asiatische Vorstellung vom Weltenberg nicht mit einem ihrer regionalen Berge auch wenn sie einen bestimmten Berg und besonders haufig den Altai als heilig angesehen haben Lage und Form des Weltenberges BearbeitenViele kosmogonische Modelle basieren auf einem mehrschichtigen Himmel der sich als Zelt oder Glocke uber den Erdenkreis spannt Haufig sind Himmel mit sieben oder neun Schichten ubereinander Einige Volker Zentralasiens kannten wie die altpersische Vorstellung einen Himmel mit drei Schichten uber denen sich das Paradies befand Beim nordasiatischen Himmelszelt befand sich in der Mitte ein Rauchabzug in jeder Schicht durch die der Schamane bei seiner Himmelsreise nacheinander hindurchkam Bei einem siebenschichtigen Himmel traf der Schamane im sechsten Himmel auf den Mond und im siebten Himmel auf die Sonne Zur Zeit des romischen Kaisers Julian im 4 Jahrhundert kannten Anhanger des Mithraismus neun Himmel Dem entsprach die iranische Vorstellung von neun Planeten die ihren Weg nach Indien gefunden haben konnte Dort wird sie in einem dem Brahmanen Yajnavalkya zugeschriebenen vedischen Text erwahnt Gedankliche Uberbleibsel eines neunstufigen Himmels in Nordeuropa blieben in finnischen Zauberspruchen erhalten In einem Vers stammt das Feuer ursprunglich von einem Berggipfel der sich uber dem Himmelsnabel erhebt In Dantes Gottlicher Komodie durchschreitet der Icherzahler die sieben Terrassen des Lauterungsberges der einen kosmischen Berg uber der Sudhalbkugel der Erde darstellt Die Zahl der Himmelsschichten findet ihre Entsprechung in den Terrassenstufen des Weltenberges wobei neun Stufen nicht vorkommen Die Mongolen dachten sich den Weltenberg quadratisch mit drei Stufen bei den Jakuten waren die drei Stufen aus Silber und fuhrten zu einem Gotterthron aus weissem Stein hinauf Die Kalmucken dachten sich den Weltenberg mit vier die Tataren Sibiriens mit sieben Stufen Nicht allgemein zu beurteilen ist ob die Kerben in den in Nordasien aufgestellten holzernen Saulen als zahlenmassig entsprechende Abbilder der Himmelsschichten oder als Stufen einer schamanischen Himmelsleiter gedacht waren 4 In manchen Mythen fungiert der Weltenberg als Wohnsitz der Gotter und ist in den Himmel entruckt In einem altaischen Schopfungsmythos sass der hochste Gott Ulgen auf einem goldenen Berg altyn tu an dem Sonne und Mond immer leuchten Damit ist der Himmel gemeint Spater senkte sich der Berg herab und beschattete wie ein gewolbtes Dach die Erde ohne jedoch an den Randern die Erdoberflache zu beruhren Einen anderen Himmelsberg fertigten die Gotter aus Stein bis er so schwer wurde dass die Menschen Angst hatten er konnte auf sie herabsturzen Die Gotter bliesen deshalb eine dicke Luftschicht unter den Berg damit die Menschen ihn nicht mehr sehen konnten 5 Der altiranische Weltenberg Albordschi ist im Wesentlichen eine Schopfung des zoroastrischen Lichtgottes Ahura Mazda wofur dieser 800 Jahre benotigte Nachdem er in den ersten 15 Jahren den Grund befestigt hatte wuchs der Berg in Etappen zunachst bis zum Sternenhimmel dann weiter zum Mondhimmel uber diesen hinaus bis zum Himmel der Sonne und noch weiter bis zum Himmel des Urlichts Dort liegt der Wohnort des hochsten geistigen Wesens Ahura Mazda Vom Berg herunter stromt alles Wasser und fliesst in die sieben Erdteile auf denen sich insgesamt 244 Berge erheben die alle mit dem Urberg zusammenhangen 6 Die gelaufigen asiatischen Vorstellungen vom Weltenberg gehen auf den indischen Berg Meru auch Sumeru zuruck Nach der indischen Kosmogonie erschufen die Gotter Suras im Kampf mit den Damonen Asuras die Welt indem sie den Zentralberg Mandara der auf dem Rucken einer Schildkrote Kurma stand mit Hilfe der Seilschlange Ananta Shesha in Drehung versetzten und so den Milchozean quirlten Mehrere Gotter Sonne Mond und Sterne sowie kostbare Gegenstande kamen daraufhin aus dem Milchozean hervor Sumbur heisst derselbe Berg bei den Mongolen Sumur bei den Burjaten und Sumer bei den Kalmucken Der sich drehende indische Weltenberg passt zur asiatischen Vorstellung einer Weltsaule die wie eine Holzstange in der Zeltmitte bis zum Himmelsgewolbe ragt Sie ist die vergrosserte Form eines Nagels wie einige nordasiatische Volker den Polarstern nannten weil sich um ihn in einer Kreisbewegung der Sternenhimmel dreht In skandinavischen Sagen heisst dieser Drehpunkt veraldarnagli Weltnagel die Samen sprechen vom bohinavlle Nordnagel 7 Wie die Saule ragt der Weltenberg bis zum Polarstern er erstreckt sich also vom Erdnabel zum Himmelsnabel und wie der Polarstern im Norden liegt wird auch der Weltenberg im Norden vorgestellt Inder verorten den Weltenberg in dem fur sie im Norden gelegenen Himalaya und bringen ihn wie die Tibeter vorzugsweise mit dem heiligen Gotterberg Kailash in Verbindung Die Mandaer wenden sich beim Gebet nach Norden wo sie den Himmelsgott vermuten die Buddhisten brachten gemass einer Schilderung aus dem 13 Jahrhundert die nordwarts gewandte Gebetsrichtung mit nach Zentralasien Der Polarstern um den die Sterne ihre Kreise ziehen steht ublicherweise ausser bei den Jainas uber dem Sumeru Bei den Kalmucken verbergen sich in einer sternlosen Nacht die Himmelskorper hinter dem Sumer Die Kalmucken haben auch das Quirlen des Milchozeans aus Indien ubernommen In ihrem Mythos besitzt der Weltenberg die Form einer Saule Vier Gotter hoben vereint den Weltenberg auf und drehten ihn wild im Urmeer umher sodass daraus Sonne Mond und Sterne hervorkamen In einer anderen Erzahlung der westlichen Mongolen ruhrte ein Schopferwesen mit einer sehr langen Stange im Urmeer und erschuf Sonne und Mond Anderswo wurde mit einem Eisenstab in der Ursuppe geruhrt bis sich etwas von dieser Flussigkeit zu Erde verfestigte Der Mythos vom indischen Milchozean kam nach Zentral und Nordasien in Form eines lebensspendenden Milchsees der sich unter dem Weltenbaum um den Weltenberg oder auf seiner Spitze befindet Bei den Jakuten ist der aus einem milchweissen Felsenberg gebildete Himmelsthron von einem Milchsee umgeben Eine solche Urquelle war in den Vorstellungen der alten asiatischen Hochkulturen verbreitet wo vier Strome aus der Weltmitte flossen Die vier Flusse gehoren zur biblischen Beschreibung des Paradieses 1 Mos 2 10 14 EU und stellen den Grundplan des viergeteilten Persischen Gartens Tschahar Bagh dar Bei manchen Volkern des Altai wurde der Milchsee im Himmel angesiedelt wo er nach altiranischer Auffassung zusammen mit dem Paradies im dritten Himmel liegt Nach einer zentralasiatischen Sage befindet sich der Milchsee auf dem Gipfel eines Berges der in den Himmel reicht Jedes Mal wenn ein Kind geboren wird schopft der Geburtsgeist Jajutschi Lebenskraft aus dem paradiesischen Milchsee Sibirische Schamanen erzahlen in Ekstase von ihrem Treffen mit Jajutschi an seiner Jurte im funften Himmel 8 Bei den Chanten wachst der Weltenbaum im Himmelszentrum an einem wassrigen Meer das wohl dem himmlischen See der Samojeden aus dem der Jenissei entspringt entspricht 9 nbsp Zwei Tempelturme meru mit elf und neun Pagodendachern tumpang in einem unbekannten hinduistischen Tempelbezirk pura auf Bali Foto von 1890 bis 1935Die detaillierteste Ausgestaltung fand die Vorstellung des Weltenberges beim Meru in Indien selbst und in den Gebieten die mit der Ausbreitung des Buddhismus dieses Weltbild ubernommen haben Die thailandische Entsprechung des Merus ist in der mittelalterlichen Abhandlung Traibhumikatha enthalten Mit dem buddhistischen Lamaismus kam der Berg nach Zentralasien Die Beschreibung der westmongolischen Kalmucken ist beispielhaft Demnach betragt die aus dem Wasser aufragende Hohe des Weltenberges 80 000 Meilen unterhalb der Wasseroberflache ist ein noch einmal so hoher Bergfuss verborgen der auf einer Schildkrote ruht Dazwischen befindet sich eine Goldschicht Der Berggipfel ist von sieben goldenen Bergketten ringformig umgeben die durch Meere voneinander getrennt sind Nach der Mitte verdoppelt sich jeweils die Hohe der Berge beginnend bei 625 Meilen Hohe des aussersten Bergringes zu 1250 Meter des sechsten 2500 Meter des funften bis zu 40 000 Meilen des ersten Ringes Der Abstand zwischen den einzelnen Bergketten entspricht ihrer Hohe und nimmt ebenfalls zur Mitte hin zu Alle Meere dazwischen beinhalten Susswasser nur das aussen umfliessende Wasser ist salzhaltig Diesen ausseren Ozean umgibt ein eiserner Ring entsprechend dem Qaf am Aussenrand der Welt in der halben Hohe des siebten Bergrings Dessen Umfang und Entfernung sind ebenso zahlenmassig bestimmt Im Zentrum ragt der pyramidenformige Meru auf dessen Basisdurchmesser 2000 Meilen und dessen Durchmesser am Gipfel 3 5 Meilen betragt Die Berghange sind mit verschiedenen Edelsteinen und Metallen bedeckt und leuchten dementsprechend blau an der Sudseite rot im Westen weiss Silber im Osten und gelb Gold im Norden In jeder Himmelsrichtung liegt draussen im Ozean wie eine grosse Insel ein eigener Kontinent dem die entsprechende Farbe zukommt Jeder Kontinent ist von zwei Nebeninseln umgeben was die Gesamtzahl der Inseln auf zwolf erhoht Die Zahl Zwolf ist erforderlich um auf die entsprechende Zahl von Tierkreiszeichen im Himmel zu kommen deren irdische Gegenstucke die zwolf Inseln darstellen Die Inseln sind alle von Menschen bewohnt die sich an der Form ihrer Gesichter unterscheiden Menschen mit ovalen Gesichtern leben im Suden Indien und Umgebung andere mit runden Gesichtern im Westen Menschen mit mondsichelformigen Gesichtern im Osten und mit rechteckigen im Norden Die Weltkarte der Kalmucken zeigt die vier Mal drei Inseln in ebendiesen Umrissen 10 In Sudostasien kommt die Vorstellung vom Weltenberg nur im Zusammenhang mit hinduistischen und buddhistischen Mythen vor die sich von Indien aus im 1 Jahrtausend verbreiteten Altindonesischen Religionen ist der Weltenbergmythos fremd Die einzige Ausnahme bilden einige Ethnien in der Mitte der Insel Seram die vermutlich zu einer spaten Zeit den Mythos von den auf Java zentrierten hinduistischen Reichen ubernahmen Im Mythos der Sima Sima auf Seram liegt der rund 2750 Meter hohe Berg Murkele oder der Berg Hoale im Mittelpunkt der Welt Auf diesem erhebt sich der unsichtbare neunstufige Weltenberg dessen Form als neun aufeinander liegende und nach oben kleiner werdende kreisrunde Scheiben vorgestellt wird Auf der Spitze thront der unsichtbare Schopfergott Upua in einem Dorf Sollte ihn jemand zu Gesicht bekommen musste derjenige sterben Upua erschuf aus seinem Speichel Sonne Mond Geister und Menschen Bei den anderen Ethnien in Zentral Seram heisst der Schopfergott mit denselben Eigenschaften Alahatala oder Lahatala 11 In Palastina ragt der Berg Tabor weithin sichtbar aus der Ebene Der Name des Berges an dem nach christlicher Tradition die Verklarung des Herrn stattfand wird mit dem hebraischen Wort tabbur als Nabel der Welt interpretiert Der nahegelegene Berg Garizim tragt den Beinamen tabbur eres Nabel der Erde In der judischen Uberlieferung wurde das Land Israel wegen seiner Nahe zum Weltenberg von der Sintflut verschont Nach den Evangelien wurde Jesus auf dem Hugel Golgota gekreuzigt einem weiteren Symbol fur den Weltenberg auf dem angeblich Adam begraben liegt 12 Seit Anbeginn ist die Welt nach einer asiatischen Vorstellung der Gefahr ausgesetzt unterzugehen Bei den Mongolen lauerte die Riesenschlange Losun im die Welt umgebenden Urmeer von wo aus sie Gift auf die Erde spritzte das viele Menschen und Tiere totete Niemand auch nicht der vom obersten Gott gesandte Held Otschirvani der in einer anderen mongolischen Sage als Schopferaufgetreten war und dem Bodhisattva Vajrapani der tibetisch buddhistischen Mythologie entspricht vermochte die Schlange zu besiegen Es gelang ihm nur mit letzter Kraft auf den Berg Sumer zu entkommen Auf dem Gipfel verwandelte er sich in den Adler Garide den schlangentotenden indischen Garuda der mit seinen Krallen den Kopf der Riesenschlange packte das Untier dreimal um den Berg herumschleifte und schliesslich mit einem Stein seinen Kopf zerschlug Von ahnlicher giftspeiender weltumspannender Bosartigkeit ist die skandinavische Midgardschlange 13 Weltenbergsymbole Bearbeiten nbsp Grundplan des Borobudur 9 Jahrhundert Die Vorstellung eines vollkommen symmetrischen Weltenberges erreichte Indonesien mit der Ausbreitung des Buddhismus in der ersten Halfte des 1 Jahrtausends In der indischen Tempelarchitektur spielt die Vorstellung von einer anfanglichen kosmischen Dunkelheit eine Rolle Die hohlenartig enge und dunkle Cella das Allerheiligste des Hindutempels wird als Erinnerung an die Nacht am Beginn der Schopfung in einer insgesamt von ihren Erbauern symbolisch gedachten Architektur interpretiert Die Cella heisst in Indien garbhagriha sanskrit Mutterschosshaus und steht fur die Ruckkehr an den Urbeginn Die Gotterehrung in der Cella soll zum Durchleben eines geistigen Neuanfangs fuhren Der hohe turmartige Dachaufbau des Tempels Shikhara in Nordindien oder Vimana im Suden kann als Zentralberg innerhalb einer mikrokosmisch abgebildeten Welt aufgefasst werden Vimana heissen auch die einzelnen Schichten des indischen Himmels in denen die Gotter und andere uberirdische Wesen leben In der Achse des Tempels aufgestellte Steinsaulen Stambhas entsprechen in diesem Zusammenhang sowohl dem altvedischen Opferpfosten Yupa als auch der bis zum Himmel reichenden Weltsaule Das erste Selbstopfer der kosmische Urmensch Purusha aus dessen Korper die Gotter Gestirne und die Erde geboren wurden liegt nach dem mythischen Grundplan des Vastu Purusha Mandalas in genau definierter Lage unter dem Fundament eines jeden Tempels Die Stockwerke des Himmels und des Weltenberges finden ihre Entsprechung in der stufenformigen monumentalen Tempelbaukunst wie sie besonders im sudindischen Vimana Dachaufbau zum Ausdruck kommt Indische Tempelturme ob horizontal abgetreppt wie in Sudindien oder in vertikalen Gliederungen in die Hohe wachsend wie in der nordindischen Tempelarchitektur sind Abbilder des Weltenberges Meru Viele Tempel tragen die Namen mythischer Berge Meru Sumeru Kailash oder Mandara Einige mittelalterliche Tempel wurden auf der Spitze eines Felsberges errichtet wo sie mit dem Berg zu einer Einheit verschmelzen sollten Die Mehrheit der Tempel stellt jedoch kein Abbild eines konkreten Berges sondern des mythischen Weltenberges dar Balinesische Hindutempel grunden mythologisch auf Schildkroten und Schlangen Nagas welche die Unterwelt bevolkern Die mittlere der drei balinesischen Welten stellt den einem Gott als Wohnsitz dienenden Schrein dar an dem die Glaubigen Opfer bringen Die stets in ungerader Zahl vorhandenen Pagodendacher daruber verkorpern den Himmelsberg Mahameru Grosser Meru und reprasentieren in Bali die Oberwelt 14 Die Eigenheiten des Weltenberges werden auch im buddhistischen Stupa symbolisch ubersetzt Uber dem Bauwerk breitet sich ein Ehrenschirm chatra aus der von einem zentralen Mast yashti getragen wird Der Mast entspricht makrokosmisch der zentralen Weltachse und im tibetischen Buddhismus zugleich mikrokosmisch der menschlichen Wirbelsaule entlang der die funf Chakren Energiezentren liegen Der gesamte Stupa steht fur den Weltenberg Die einfachste Form der fruhen Stupas war ein halbkreisformiger Hugel der nach dem Namen und seiner Gestalt auch als kosmisches Ei sanskrit anda verstandlich wird Die Halbkugel versinnbildlicht eine vollkommene zeitlose Form Die meisten tibetischen Stupas besitzen zwischen Basis und Anda einen vierstufigen Treppenteil sanskrit parisanda tibetisch bang rim wobei jede der vier Stufen eine bestimmte Bewusstseinsebene bedeutet Wie bei der Cella liegt die Bedeutung des Stupa in seiner Wirkung als Wegweiser aus der Welt hinaus im Gedanken eines geistigen Aufstiegs von der niedrigen in eine himmlisch hohere Bewusstseinsstufe Ahnlich einem auffliegenden Vogel und der grenzuberschreitenden Himmelsreise des Schamanen uberwindet der Mensch im Yoga die irdische Welt 15 nbsp Ein bhutanischer Thangka zeigt den zentralen Schutzgott yidam auf dem Weltenberg Meru umgeben von Gefolgsgottheiten in den verschiedenen Kontinenten die durch ein Ringgebirge vom ausseren Salzozean abgegrenzt werden Kloster Tongsa Tongsa Dzong 19 JahrhundertEin tibetischer Thangka magisches Rollbild Votivgabe ist nach genau festgelegten geometrischen Prinzipien 16 konstruiert Auf der mittigen vertikalen Achse bildet eine Schutzgottheit oder ein Heiliger mit Nimbus den Blickfang umgeben von kleiner dargestellten Nebengottheiten Manche Thangkas stellen die Gotterabbilder im Zusammenhang der tibetischen Kosmographie dar Die Welt besteht nach tibetischer Vorstellung aus einer sich nach unten wolbenden Halbkugel deren vier Schalen von aussen nach innen aus Luft Feuer Wasser und Erde mit dem in der Mitte aufragenden Weltenberg bestehen Im indonesischen Schattenspiel Wayang kulit und in verwandten Theaterformen symbolisiert die Figur des Gunungan den Weltenberg und zugleich den Lebensbaum Der zur Eroffnung in der Bildschirmmitte aufgestellte Gunungan soll durch seine magischen Krafte Gotter und Heroen herbeilocken damit sie die Spielfiguren zum Leben erwecken Ein fruhes architektonisches Symbol des Weltenberges war die mesopotamische Tempelform Zikkurat die mutmasslich dem biblischen Turmbau zu Babel zugrunde lag Die Freitreppen der breit angelegten Ziegelbauten sollten Erde und Himmel verbinden Diese symbolische Bedeutung der Stufen ist im Namen der Zikkurat von Sippar 17 belegt der mit Haus der Treppe zum heiligen Himmel ubersetzt wird 18 Nach Giuseppe Tucci geht die Symbolik der tibetischen Mandalas auf die altere Form der Zikkurate mit funf Stufen zuruck Spater wurde die Zahl der Stufen auf sieben erhoht Das am Boden gestaltete Mandala stellt einen von oben betrachteten Stupa dar und reprasentiert ebenso wie dieser die Welt in einer makrokosmischen und mikrokosmischen Ebene als Abbild des Kosmos und Abbild der Psyche 19 Im Zentrum des Mandalas steht der konigliche Palast sanskrit vimana tibetisch gZal yas kʾang der ausserste Rand wird von einem ringformigen Feuergebirge me ri gebildet Die Wande des Palastes werden durch funf verschiedenfarbige Bander dargestellt und sind mit Gefassen geschmuckt die Lebenswasser enthalten und aus denen Paradiesbaume wachsen sanskrit bhadra kalasha tibetisch bum pa bzang po 20 Im Alten Agypten stellte die Stufenpyramide nach einem mythologischen Verstandnis eine Treppe fur den verstorbenen Konig dar der auf ihr in den Himmel gelangen sollte Als ein fruhes ideengeschichtliches Vorbild fur die Entwicklung des indischen Tempels gilt der kuschanische Umgangstempel Surkh Kotal im heutigen Norden Afghanistans aus dem Anfang des 2 Jahrhunderts n Chr Drei breite Treppen fuhrten uber funf Terrassen an einem Berghang nach oben bis zu einem Feuertempel inmitten eines grossen Hofes Hier wurde sowohl die Vorstellung der spateren indischen Kulthohlen als auch der indischen Tempelberge vorgepragt Wenn sich der Weltenberg bewegt wie es in Indien symbolisch bei Gotterprozessionen mit den schweren furchterregend schwankenden Tempelwagen Rathas der Fall ist befindet sich die Welt in einem chaotischen Ubergangszustand Die bestehende Ordnung muss nach dieser Vorstellung regelmassig durch eine solche Aktion erneuert werden Literatur BearbeitenMircea Eliade Vorwort Die Schopfungsmythen Albatros Dusseldorf 2002 Uno Harva Die religiosen Vorstellungen der altaischen Volker FF Communications N o 125 Suomalainen Tiedeakatemia Helsinki 1938 Pierre Grimal Hrsg Mythen der Volker 3 Bande Fischer Frankfurt 1977 Einzelnachweise Bearbeiten Serge Sauneron Jean Yoyotte Agyptische Schopfungsmythen In Eliade Die Schopfungsmythen 2002 S 55 Uno Harva 1938 S 27 30 Serge Sauneron Jean Yoyotte Agyptische Schopfungsmythen In Eliade Die Schopfungsmythen 2002 S 54 56 Uno Harva 1938 S 52 Uno Harva 1938 S 58f Albordschi In Wilhelm Vollmer Worterbuch der Mythologie aller Volker Hoffmann sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1874 S 24f bei zeno org Uno Harva 1938 S 38 Wilhelm Radloff Extract from Aus Sibirien In Andrei A Znamenski Hrsg Shamanism Critical Concepts in Sociology Routledge Curzon London 2004 Bd 1 S 53 bei Google Books Uno Harva 1938 S 85f Uno Harva 1938 S 62 64 Waldemar Stohr Die altindonesischen Religionen Handbuch der Orientalistik Dritte Abteilung Indonesien Malaysia und die Philippinen Zweiter Band Religionen Abschnitt 2 E J Brill Leiden Koln 1976 S 204 Mircea Eliade Schamanismus und archaische Ekstasetechnik Suhrkamp Frankfurt am Main 1980 S 257f Uno Harva 1938 S 128 Urs Ramseyer Kultur und Volkskunst in Bali Atlantis Zurich 1977 S 121 Klaus Fischer Michael Jansen Jan Pieper Architektur des indischen Subkontinents Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 ISBN 3 534 01593 2 S 65 69 92 Dieter Schuh Tibetische Geometrie Tibet Encyclopaedia 2010 Sippar Grabungsareal Kieler Bilddatenbank Naher Osten Christian Albrechts Universitat zu Kiel Foto Jorg Lanckau Himmelsleiter In Michaela Bauks Klaus Koenen Stefan Alkier Hrsg Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet WiBiLex Stuttgart 2006 ff abgerufen am 14 Februar 2013 Zum kosmisch gottlichen Prinzip Brahman ist die analoge Entsprechung brahmarandhra sanskrit die Offnung Brahmans am Kopfscheitel und das obere Ende des Mittelkanals sushumna langs der Wirbelsaule Giuseppe Tucci Geheimnis des Mandala Theorie und Praxis Otto Wilhelm Barth Weilheim 1972 S 105 Helmut Hoffmann Symbolik der tibetischen Religionen und des Schamanismus Symbolik der Religionen Band 12 Anton Hirsemann Stuttgart 1967 S 39 42 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Weltenberg amp oldid 238278022