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Mandir ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zu weiteren Bedeutungen siehe Mandir Begriffsklarung Ein Hindutempel Sanskrit म द र mandira Haus einer Gottheit abgeleitet Hindi mandir Tempel Tamil mit gleicher Bedeutung க வ ல kovil oder க ய ல koyil oder koil ist ein Sakralbau der Anhanger des Hinduismus Er ist gewohnlich religiosen und spirituellen Handlungen vorbehalten Sudindischer Tempel Brihadisvara Tempel Gangaikonda Cholapuram um 1030 Nordindischer Tempel Kandariya Mahadeva Tempel Khajuraho um 1050 Im Hinduismus reprasentiert der Tempel mandir den Kosmos schlechthin Im Tempel beruhren sich die Welt der Gotter und die Welt der Menschen Im Gegensatz zum Abhalten der hauslichen Riten ist der Tempelbesuch jedoch nicht obligatorisch es gibt fromme Hindus die nie oder nur selten in einen Tempel gehen Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Stiftung 4 Nutzung 5 Architektur 6 Europa 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenMittelalterliche Hindu Tempel oder deren Ruinen stehen verteilt uber ganz Indien wobei aber auch aus einigen Regionen zumeist handelt es sich um waldreiche Stammesgebiete keine Steinbauten bekannt sind ob es hier holzerne Schreine zu Ehren der zahlreichen hinduistischen Gottheiten gab oder ob Naturgottheiten Flusse Berge Baume Schlangen etc verehrt wurden ist unbekannt Oft stehen die Tempel in Stadten oder grosseren Orten viele befinden sich jedoch abseits heutiger und ehemaliger Ortschaften so dass man auf regionale Pilgerzentren oder Wallfahrtsstatten schliessen kann z B Tigawa Nachna Eran Anders als die Tempelbauten der Jains in deren Kultpraxis bis heute Berggipfel eine grosse Rolle spielen z B Mount Abu Palitana Parasnath oder Shravanabelagola befinden sich die Tempel der Hindus regelmassig auf dem flachen Land also im Umfeld und auf Hohe der Menschen Geschichte Bearbeiten nbsp Tigawa Gupta Tempel ohne Dachaufbauten um 420 nbsp Deogarh Dashavatara Tempel altester Freibautempel Indiens mit Dachaufbauten um 550 Die fruhesten bekannten Hindutempel sind Felsentempel und stammen aus dem 4 8 Jahrhundert Udayagiri Ellora Elephanta Vijayawada Mandagapattu etc In der Zeit um 400 n Chr begann man in einigen Regionen des indischen Subkontinents auch mit dem Bau von freistehenden Steintempeln z B Tigawa Talagunda Nachna oder Deogarh die in den Bauten von Kanchipuram Khajuraho oder Madurai ihren Hohepunkt fanden In islamischer Zeit 11 bis 17 Jahrhundert wurden im Norden Indiens zahlreiche Tempel zerstort z B Martand Gyaraspur Eran u v a Neubauten gab es in dieser Zeit so gut wie nicht diese entstanden erst allmahlich ab dem 18 19 Jahrhundert in der Phase des Niedergangs des Mogulreiches und der allmahlichen Machtubernahme durch die Briten Stiftung BearbeitenDas Stiften von Tempeln gehort zu den religios verdienstvollen Handlungen Die grossten und schonsten Tempel Indiens und Ostasiens sind herrschaftliche Bauten aber auch in den Stadten haben Kaufleute und Landbesitzer seit jeher Tempel gegrundet und Dichter Tanzer und Sanskritgelehrte begunstigt Neben den riesigen Tempelkomplexen und Pilgerzentren wie Tirumala Tirupati gibt es Millionen von sehr einfachen Dorftempeln in denen weniger gebildete Dorf Brahmanen ihren Dienst verrichten aber auch einfache Schreine ohne Anwesenheit von Brahmanen finden sich fast uberall im Lande viele von ihnen scheinen an uralte Baumheiligtumer etc anzuknupfen Nutzung BearbeitenIn den Tempeln dienen Brahmanen Priester verschiedenen Ranges In den grossen Heiligtumern uberlasst man die technischen Handlungen jedoch meist den Assistenten des Hauptpriesters oft Personen geringen Ansehens Bade und Feuerzeremonien werden von Veda kundigen Priestern ausgefuhrt Andere Priester sind auf die Rezitation spezialisiert andere nicht zwangslaufig brahmanische Helfer sind fur die Waschung und Salbung des Kultbildes oder Lingams zustandig Im Ritual wird die Gottheit prasent das Kernstuck jeder priesterlichen Aktivitat ist die Puja Eine Predigt wie im Christentum oder im Islam spielt im hinduistischen Tempelritual keine Rolle hierfur gibt es religiose Vortrage die jedoch ausserhalb des Haupttempels oft in Ashrams stattfinden Der Zugang zu den Tempeln fur Unberuhrbare Kastenlose hat sich im modernen Indien verbessert Architektur Bearbeiten nbsp Die 9 9 81 Raster bzw Gitterstruktur der Parama Sayika Anordnung wie er in den grossen zeremoniellen Hindu Tempeln gefunden wird Die ausserste Schicht paisachika padas zeigen die Aspekte von asuras und sind mit dem Bosen assoziiert wahrend die inneren Devika padas Aspekte von Devas und das Gute bedeuten Zwischen dem Guten und dem Bosen ist die konzentrische Schicht von Manusha Padas die das menschliche Leben bedeutet alle diese Schichten umgeben Brahma padas was letztlich die kreative Energie meint Im Zentrum von Brahma Padas befindet sich das garbhagriha was das Universalprinzip in allem und jedem anzeigt 1 nbsp Die 8 8 64 Raster des Manduka Hindu Tempel in seinem Grundriss nach Vastupurusa Mandala Ein solches 64 teiliges Raster ist die heiligste und haufigste Baustruktur eines Hindu Tempel Das helle safranfarbene Zentrum in dem sich Diagonalen oben kreuzen stellt den Purusha der hinduistischen Philosophie dar MaterialAbgesehen von den fruhen buddhistischen Klostern und einigen wenigen mittelalterlichen Festungsbauten waren die Hindu und Jain Tempel die einzigen Steinbauten des indischen Kulturraums Anders als viele Sakralbauten im mittelalterlichen Europa bestehen hinduistische und jainistische Freibautempel abgesehen von einigen Ziegelsteinbauten im Norden z B in Bhitargaon und Sirpur oder im steinlosen Schwemmland Bengalens ausschliesslich aus exakt behauenen Hausteinen unterschiedlicher Grosse Diese wurden nur selten mit Mortel vermauert sondern im Regelfall fugenlos an die Nachbarsteine angepasst Bruchsteine Feldsteine oder Kieselsteine fehlen hingegen vollig dies liegt wohl in erster Linie an den angesichts der zahlreichen alteren Felsentempel bereits ausgereiften Steinbearbeitungstechniken AusrichtungHindutempel sind regelmassig in Ost West Richtung ausgerichtet wobei die Eingangsseite meist aber nicht immer nach Osten weist CharakteristikaDer Tempelturm als nordindischer shikhara oder als sudindischer vimana stellt als Abbild des mythischen Weltenberges Meru den Mittelpunkt des Universums dar Unterhalb des Tempelturms der bei alteren Tempelbauten stets fehlt z B Tigawa Kunda Bhumara Aihole Talagunda befindet sich das heiligste Areal des Tempels die Cella garbhagriha wortlich Schosshaus welche das Kultbild oder den Lingam beinhaltet Der hohlenartige und nur durch die Tur beleuchtete Raum darf nur von den Brahmanen betreten werden die Glaubigen halten sich stets nur in den Vorraumen mandapas oder antaralas auf Bereits die Bauten des 5 und 6 Jahrhunderts waren gegenuber dem Bodenniveau durch eine Plattform jagati erhoht wodurch Verunreinigungen wahrend der Monsunzeit oder durch freilaufende Tiere weitgehend vermieden werden konnten Tempelturme gehorten im 6 7 Jahrhundert bereits zum Standard nordindischer Tempel z B Naresar im Suden dauerte dies etwas langer z B Kanchipuram oder Mamallapuram Im Norden Indiens endeten die mittelalterlichen Shikhara Turme zumeist in einem scheibenformigen gerippten Abschlussstein amalaka wohingegen im Suden regelmassig eine sogenannte Schirmkuppel den oberen Abschluss der horizontal gestuften und insgesamt deutlich weniger steil aufragenden Turmaufbauten bildet Der nordlichste Tempel vom sudindischen Typus ist der Kailasanatha Tempel in Ellora aus der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts BauschmuckBei fruhen und auch bei hochmittelalterlichen Hindutempeln muss man davon ausgehen dass sowohl die Figuren als auch die ubrigen Bau und Dekorelemente vergleichbar den griechischen Tempeln oder den mittelalterlichen Kathedralen farbig gefasst waren Im Inneren der insgesamt eher schmucklosen Cella gab es ein Kultbild oder Lingam und oft eine Deckenrosette in Form einer geoffneten Lotosblume als Symbol der Reinheit und oder der Erleuchtung Mit der zunehmenden horizontalen und vertikalen Gliederung und Differenzierung der Aussenseite nahmen auch die Moglichkeiten zur Anbringung von Dekorelementen an Friesen Gesimsen und Pilastern sowie zur Anbringung von Figuren und Bildreliefs aus denen sich spater nahezu freiplastische Figuren und Szenen entwickelten deutlich zu und wurden entsprechend genutzt z B Dashavatara Tempel in Deogarh Lingaraja Tempel und Kandariya Mahadeva Tempel in Khajuraho OrdnungsprinzipienNach der in altindischen Sanskrittexten begrundeten Wissenstradition von Architektur Vastu Vidya liegt dem Bauplan von Tempeln als spirituelle Basis ein bestimmtes geometrisches Mandala zugrunde Diesem zufolge sind die Hindu Tempel nach bestimmten Ordnungsstrukturen konzipiert die konzentrischen Gittern vergleichbar sind In dieser Struktur hat die Symmetrie in jeder der konzentrischen Schichten eine Bedeutung Vieles hiervon ist jedoch theoretische Spekulation denn an den Bauwerken selbst lassen sich derartige Merkmale nicht verifizieren Europa BearbeitenDer grosste Hindutempel in London der Neasden Tempel ist im nordindischen Stil erbaut wohingegen der zweitgrosste der Sri Kamadchi Ampal Tempel in Hamm im sudindischen Stil errichtet wurde Siehe auch BearbeitenTempelteich Lila Hinduismus Indische ArchitekturLiteratur BearbeitenMichael W Meister u a Hrsg Encyclopaedia of Indian Temple Architecture North India Foundations of North Indian Style Princeton University Press Princeton 1988 S 19ff ISBN 0 691 04053 2 George Michell Der Hindu Tempel Baukunst einer Weltreligion DuMont Koln 1991 S 120 ff ISBN 3 7701 2770 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hindutempel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Link Liste und Literatur zur Kunst und Kultur Indiens Temples of Karnataka Terracotta Temples of BengalEinzelnachweise Bearbeiten Stella Kramrisch The Hindu Temple Vol 1 Motilal Banarsidass ISBN 978 81 208 0222 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hindutempel amp oldid 237548310