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Kultbilder oder Kultusbilder sind bildliche Darstellungen die in religiosen Kulthandlungen eine besondere Verehrung geniessen Sie konnen eine Gottheit ihr Symbol oder hohere Wesen darstellen aber auch religios bedeutsame Personen Ereignisse oder Szenen Thronender Zeus nach Phidias c 430 BC 2 Jh v Chr Als Religionswissenschaftler unterscheidet Burkhard Gladigow das Kultbild und die Statuette einer Gottheit Die Statuette ist ein Hilfsmittel bei bestimmten Ritualen wahrend das Kultbild Ziel der Verehrung ist Im Bild so nimmt man an ist die Gottheit regelmassig und verlasslich gegenwartig Das Konzept einer standigen Prasenz der Gottheit im Bild zieht nach sich dass man mit diesem Bild auf eine bestimmte Weise taglich umgehen muss Wie ein Herrscher wird es zum Beispiel gewaschen und bekleidet und typischerweise werden ihm Reaktionen eines lebenden Menschen Sprechen Weinen Bluten usw zugeschrieben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Kultbilder im Alten Orient 1 1 Agypten 1 2 Mesopotamien 1 3 Levante 2 Kultbilder im antiken Mittelmeerraum 2 1 Griechenland 2 2 Rom 3 Kultbilder im Christentum 4 Buddhismus 5 Jainismus 6 Hinduismus 7 Meso und Sudamerika 8 Siehe auch 9 Literatur 10 EinzelnachweiseKultbilder im Alten Orient BearbeitenAgypten BearbeitenFur die Weise wie die Gottheit im Kultbild gegenwartig vorgestellt wurde ist in der Agyptologie der Begriff Einwohnung ublich Kunst Ritus und Sprache wirken so zusammen dass die eigentlich im Himmel weilenden Gottheiten in ihre Statuen herabsteigen 2 Die Textquellen die man dafur nennt stammen allerdings aus der Spatzeit meistens aus Dendera Ein Beispiel Osiris schwebt als Falke herab auf sein Gemach in Dendera Er erblickt sein Heiligtum Er sieht seine geheime Gestalt an ihren Platz gemalt seine Figur auf die Mauer graviert da tritt er ein in seine geheime Gestalt lasst sich nieder auf seinem Bild sḫm 3 Mit sḫm wird das Verfugungs und Machtbild der unsichtbaren Gottheit bezeichnet Es gibt ihr eine Gestalt und ist wahrend des Rituals dieser Gott 4 Im Mittelpunkt des agyptischen Tempelrituals stand ein meist kleines geschatzt etwa 50 cm hohes Kultbild ʿẖm aus Holz Stein oder Metall das in einem Schrein aufgestellt war Die meisten Tempel hatten mehrere Kultbilder und Schreine Durch das Mundoffnungsritual wurde aus einem von Handwerkern hergestellten Objekt ein Kultbild durch das die Gottheit handeln konnte Die Verehrung galt nicht dem Kultbild sondern der Gottheit die sich im Kultbild manifestierte 5 Das tagliche Ritual verlief an allen Schreinen in ahnlicher Form und stammte ursprunglich aus dem Tempel des Re in Heliopolis wo es die Geburt der Sonne am Morgen darstellte Dann zog das Ritual Elemente des Osiris Kults an sich die Wiederbelebung des zerstuckelten Korpers des Osiris das Kultbild wurde im Ritual sowohl als Re als auch als Osiris angesprochen Das Ritual ist wenn auch nicht in allen Einzelheiten durch Reliefs bekannt auf denen der Pharao als Priester amtiert sowie aus Papyri deren Texte sich auf das Ritual beziehen 5 Kurz vor Sonnenaufgang erschien der leitende Priester ḥm nṯr vor dem verschlossenen Schrein und da nur der Pharao das Kultbild sehen durfte erklarte er vom Pharao delegiert zu sein Bei Sonnenaufgang wurde der Schrein geoffnet und der Priester warf sich nieder wahrend der Kultraum mit Wasser und Weihrauch rituell gereinigt wurde Dem Kultbild wurde eine kleine Statue der Maat gezeigt Nun wurde das Kultbild aus dem Schrein herausgenommen und die Kleider und Salben des Vortags entfernt Wahrend der Schrein rituell gereinigt wurde wurde das Kultbild auf einen Hugel reinen Sandes gesetzt geschminkt gesalbt und mit farbigen Gewandern sowie verschiedene Attributen bekleidet Wahrend des Rituals die Quellen differieren wann genau wurde der Gottheit eine Mahlzeit dargeboten von dem grossen Mahl das am fruhen Morgen von den Priestern im Tempelbereich vorbereitet worden war brachte man nur eine kleine Menge vor dem Kultbild dar und da die Gottheit die Gabe nicht verzehrte sondern nur ihr Wesen empfing konnte die gleiche Mahlzeit reihum an verschiedenen Schreinen sowie vor Bildern von Verstorbenen dargeboten werden Anschliessend wurde die ganze Mahlzeit unter der Priesterschaft verteilt Mittags und abends wurde das gleiche Ritual in schlichterer Weise wiederholt 5 Der Tempel ist also nicht einfach der Wohnsitz von Gottheiten sondern der Ort ihrer regelmassigen Herabkunfte in die Kultbilder dank des standigen aufmerksamen Einsatzes der Priester 6 Die Kultbilder agyptischer Gottheiten reisten stets in Barken sei es dass sie in barkenformigen Schreinen von Priestern getragen wurden oder in realen Schiffen auf dem Nil fuhren Sie konnten in ihrem Barken Schrein entlang einer Prozessionsstrasse mit verschiedenen Stationen einen anderen Tempel besuchen Nachdem die Forschung davon ausging dass die Schreine auf den Barken verschlossen waren pladierte Dirk van der Plaas dafur dass die Turen geoffnet waren so dass die Glaubigen die zu diesem Anlass herbeistromten das Kultbild sahen 5 7 Kultbilder gab es nicht nur in den Tempeln sondern mit bescheidenerem Ritual in lokalen Kapellen In den Hausern der Handwerker von Deir el Medina fanden sich zahlreiche Wandnischen in denen Kultbilder aufgestellt waren bevorzugt von Meretseger Renenutet Sobek Amun Taweret und Hathor und zu denen oft ein Opfertisch oder ein Trog fur die Libation gehorten Die Ablaufe dieser hauslichen Kulte sind nicht genauer bekannt 5 siehe auch Kult in der altagyptischen Religion Mesopotamien Bearbeiten Das assyrische Wort ṣalmu bezeichnet neben rundplastischen Bildern von Gottheiten und Menschen auch Stelen mit Reliefdarstellungen und Kultsymbole Gotterstatuen werden in den alteren Texten selten erwahnt woraus geschlossen wurde dass sie im Kult ursprunglich nicht oft vorkamen hier zeigt sich aber wohl eher die Abneigung das Wort ṣalmu mit dem Namen einer Gottheit zu kombinieren das Kultbild ist die Gottheit und wird deshalb vorzugsweise direkt mit dem Namen des Gottes bezeichnet 8 Je nach Material waren unterschiedliche Handwerker mit der Herstellung eines Kultbilds beschaftigt die dabei ihre ganze Kunst anwandten Nach Abschluss der Arbeiten wurden ihnen symbolisch mit einem holzernen Schwert die Hande abgeschlagen Es scheint einen ikonographischen Kanon und auch Zeichnungen als Vorlage gegeben zu haben Die Grosse der Kultbilder wird auf 20 50 cm geschatzt bildliche Darstellungen zeigen dass die Gottheiten meist auf einem Thron sitzend dargestellt waren Kultbilder wurden mit Attributen Statussymbolen und Gewandern prachtig geschmuckt 9 Die vom Handwerker fertiggestellte Figur konnte zunachst weder Weihrauch riechen noch Brot essen oder Wasser trinken 10 Mit Hilfe der Hemerologie wurde der geeignete Tag fur die notigen Rituale die ihr diese Fahigkeiten verleihen sollten ermittelt Dann brachte man die Figur in einen Garten am Ufer von Euphrat oder Tigris Am ersten Tag wurde ihr Mund mit Wasser gewaschen Am Folgetag wurde die Mundoffnung der Figur mit Honig Butter und Harzen von Zypresse und Zeder behandelt sogenannte Mundoffnung und das Kultbild in festlicher Prozession zu seinem Tempel gebracht wo es in der Cella seinen Wohnsitz einnahm Kultbilder wurden gerne bei Eroberungen von den Siegern aus ihren Tempeln verschleppt und mitgenommen manchmal gelang es sie zuruckzuholen Dies wurde religios so bewaltigt dass man sich vorstellte die Gottheit hatte erzurnt ihr Kultbild verlassen und sei wie ein Vogel in den Himmel geflogen doch fertigte man fur die geraubte Statue keine neue als Ersatz an 11 Die meisten bei Ausgrabungen gefundenen rundplastischen Figuren sind nicht die eigentlichen Kultbilder die im Zentrum der Tempelrituale standen sondern teils Beterfiguren teils untergeordnete Gottheiten teils Kultbilder des privaten familiaren Kults 12 Levante Bearbeiten nbsp Fragment einer edomitischen Gottinnenstatue mit Hornerkrone aus Ḥorvat Qiṭmit Israel Museum Fur das Palastina der Eisenzeit empfiehlt sich die Unterscheidung von offiziellem Kult Lokalkult der Grossfamilien und privatem bzw familiarem Kult Nebeneinander gab es Kultbilder in Menschengestalt Tiergestalt z B als Stier Kultsymbole z B als Mondsichel und anikonische Mazzeben und Betyle Der offizielle Kult wurde durch die Eroberung von Samaria Hauptstadt des Nordreichs Israel und Jerusalem Hauptstadt des Sudreichs Juda hart getroffen wahrend der lokale und private Kult relativ ungestort weiter praktiziert wurde Eine Inschrift des Pithos A aus Kuntillet ʿAdschrud spates 9 fruhes 8 Jahrhundert bezeugt in Samaria den Kult JHWHs und seiner Aschera dies konnte archaologisch nicht verifiziert werden Das Nimrud Prisma Sargons II erwahnt dass sich bei der assyrischen Einnahme Samarias anthropomorphe Kultstatuetten im dortigen JHWH Heiligtum befanden die die Assyrer mitnahmen 27280 Menschen zusammen mit ihren Str eitwagen und den Gottern ihren Helfern rechnete ich als Beute 13 Archaologisch sind fur das Nordreich wenige Metallstatuetten menschengestaltiger schlagender oder thronender Gottheiten bekannt haufig sind dagegen Terrakottafiguren weiblicher und mannlicher Gottheiten Nach verschiedenen biblischen Erwahnungen 1 Kon 12 26ff ZB Hos 8 5ff ZB Hos 10 5 ZB Hos 13 2 ZB wurde in Samaria Dan und Bet El ein stiergestaltiges Kultbild JHWHs verehrt die Stiere waren wie Angelika Berlejung betont nicht nur die Tragertiere der Gottheit Der historische Wert bzw die Fiktionalitat dieser Angaben ist Gegenstand der Diskussion 14 Die Verwendung von Kultbildern der Astarte und anderer Gottheiten im privaten Kult in Israel ist archaologisch vielfach nachgewiesen Vor allem Astarte Figurinen sind in zahlreichen Wohnhausern mit Hausaltaren gefunden worden 15 Bei Ausgrabungen sudlich des Tempelbergs wurden mehr als 2000 derartiger Figurinen gefunden die alle in kleine Stucke zerbrochen waren Archaologen und Bibelwissenschaftler vermuten dass die Zerstorungen im Zusammenhang mit religiosen Reformen und der Kultzentralisation in Jerusalem unter der Regierung des Konigs Joschija im spaten 7 Jahrhundert v Chr zusammenhangen Angelika Berlejung meint dagegen Einen archaologischen Nachweis dieser Reform gibt es nicht Die Verehrung von Pfeilerfigurinen im privaten Kult gehe kontinuierlich weiter auch wenn allmahlich in Juda ebenso wie in den Nachbarstaaten anikonische Kultbilder beliebter geworden seien 16 Der bedeutendste Fundort von Kultbildern im eisenzeitlichen Palastina ist das moglicherweise edomitische Heiligtum von Ḥorvat Qiṭmit im Negev Hier wurde ein anikonischer Kult praktiziert Massebe und zugleich gab es Kultbilder Fragmente einer Gottinnenstatue Statuen weiterer Gottheiten sowie Votivgaben 17 Der Wandel zum strikt bildlosen Kult verlief im Judentum allmahlich Die Polemik gegen Gotzenbilder findet sich besonders bei Deuterojesaja in Texten die zugleich detaillierte Kenntnisse uber die Anfertigung von Kultbildern zeigen Was fur mesopotamische Autoren fur das Kultbild vor der Mundoffnungszeremonie gilt die Unfahigkeit zu riechen zu essen und zu trinken wird nun fur Kultbilder aller Art bekraftigt Dtn 4 28 ZB Indes trugen noch wahrend des Makkabaeraufstands judische Kampfer unter ihre Kleidung Amulette der Gotter von Jamnia 2 Makk 12 40 EU 18 Kultbilder im antiken Mittelmeerraum BearbeitenGriechenland Bearbeiten Im archaischen Griechenland gab es sowohl Kultstatuetten aus Ton und Bronze als auch holzerne brettartige oder geschnitzte Kultbilder Fur diese bildeten sich im minoisch mykenischen Raum bestimmte Typen aus Bilder des Gottes im Epiphanie Gestus Sitzbilder von Gottinnen Bilder von Gottinnen und Gottern mit Waffenschmuck Auch im griechischen Tempel wie im Alten Orient wurde das Kultbild regelmassig gewaschen und gekleidet Auf einem Tisch vor dem Kultbild wurden ihm Speisen angeboten Weihrauch und Trankspenden dargebracht Dafur war eine Tempelpriesterschaft zustandig Das Kultbild konnte von allen im Inneren des Tempels aufgesucht werden wenn auch manchmal hinter einer Abschrankung und mit den dargebrachten Gaben liess sich eine Nahe zur Gottheit herstellen Dagegen spielt die Prozession mit dem Kultbild in Griechenland im Gegensatz zum Alten Orient eine geringe Rolle da die Tendenz zu grossen Metall oder Marmorstatuen ging die unbeweglich waren Eine besondere Weihung des Kultbilds war in Griechenland nicht ublich vielmehr wurde das von Kunstlern geschaffene Objekt einfach durch seine erste Bekleidung im Tempel zum Kultbild Die Opferpraxis im griechischen Tempel war zweigestaltig einerseits die grossen offentlichen Schlachtopfer vor dem Tempel mit anschliessendem Gemeinschaftsmahl andererseits die eher privaten Besuche im Tempelinneren wobei dem Kultbild Gaben dargebracht oder Gaben daran angeheftet wurden 19 Rom Bearbeiten Das romische Kultbild folgte griechischen Vorbildern doch wurden die Gotter nun bevorzugt sitzend dargestellt Denn das bot die Moglichkeit Gaben vor allem Textilien auf dem Schoss der Gottheit niederzulegen In seltenen Fallen wurden auch Kleinkinder kurz darauf gesetzt Romische Kultbilder zeigen die typischen Attribute der Gottheit zum Beispiel wurde Ceres mit Ahrenkranz und Fackel dargestellt Neben den in Griechenland und anderswo ublichen Ritualen des Waschens Bekleidens usw kannte Rom weitere Dienste fur das Kultbild ihm wurde vorgelesen und ihm wurde der Name des Besuchers genannt So wie die Romer bei supplicationes allen Kultbildern der Stadt einen Besuch machten und ihre Bitten vortrugen wurden auch die Gotter in einer grossen Prozession gemeinsam durch die Stadt getragen und besuchten das Forum Romanum das Kapitol und den Circus Maximus Pompa Dass die Kultbilder in den Circus gebracht wurden zeigt wie stark man daran interessiert war sie am Leben der Stadt teilhaben zu lassen Bei den Lectisternia wurden Kultbilder auf Speisesofas offentlich bewirtet 19 Kultbilder im Christentum Bearbeiten nbsp Gnadenbild der Mutter Gottes mit Kind um 1200 Basilika Seckau Kultbilder waren im Christentum eher da als ihre theologische Begrundung oder kirchliche Erlaubnis so Heinz Ohme Nachdem es schon seit dem 3 Jahrhundert bildliche Darstellungen gab ist seit dem 6 Jahrhundert auch eine Verehrung von Bildern belegt neben Heiligen und Marienbildern auch nicht von Hand gemachte Christusbilder Ikonenfrommigkeit ist erstmals im syrischen Monchtum Styliten bezeugt Es waren bemalte Tafeln aus Agypten sind enkaustische Ikonen auf Holz des 6 7 erhalten 20 Verehrung heisst konkret dass mit dem christlichen Kultbild die gleichen Handlungen ausgefuhrt wurden wie mit einem Kaiserbild Lichter wurden entzundet Weihrauch dargebracht das Bild wurde bekranzt gekusst vergoldet und Munzen daran angeheftet 21 22 Mit der zunehmenden Popularitat von Kultbildern wurde aber auch erkennbar dass es besonders in Armenien und Kleinasien eine bilderlose christliche Tradition gab Deren Vertreter betonten es sei unmoglich Christus und die ihm gleichgestalteten Heiligen darzustellen Hauptartikel Byzantinischer Bilderstreit Einen vorlaufigen Erfolg der Bildergegner brachte die Synode von Hiereia 754 die erklarte ein Christusbild musse wesensgleich mit dem Prototyp sein dies aber sei unmoglich Das Konzil von Nicaa 787 hob diesen Beschluss auf und erklarte die Verehrung altgriechisch proskynhsis proskynesis lateinisch veneratio der Bilder Christi Maria und der Heiligen sei legitim die Anbetung altgriechisch latreia latreia lateinisch adoratio stehe jedoch nur dem dreieinigen Gott selbst zu 23 Der lateinische Westen war ohnehin bilderfreundlich gewesen Verwirrung entstand im Fruhmittelalter weil die Ubersetzung der Konzilsakten von Nicaa veneratio und adoratio durcheinanderbrachte Das Laterankonzil bekraftigte deshalb 863 welche Ehrung einem Kultbild zukomme venerari colere 23 Infolge dieser Bestatigung entstanden in der Westkirche im Lauf des Mittelalters eine grosse Zahl von Historienbildern Darstellungsbildern und Andachtsbildern von denen einige als wundertatige Gnadenbilder verehrt wurden 23 In den orthodoxen Kirchen haben die Kultusbilder seither in Form der Ikonen eine wichtige Stellung im Gottesdienst Dargestellt werden vor allem Christus und die Gottesmutter Maria aber auch Engel Heilige und Gestalten des Alten Testaments Beruhmte Ikonen wurden kopiert so entstanden Bildtypen die sich im 15 16 Jahrhundert zu einem Bildkanon verfestigten und durch Musterbucher verbreitet wurden 24 Die Verehrung ist ublich durch Kussen Kniebeuge und Weihrauch Die spatmittelalterlichen religiosen Bilder wurden von der Wittenberger Reformation aus padagogischen Grunden akzeptiert wahrend die Schweizer Reformation mit Berufung auf das Bilderverbot des Alten Testaments die Bilder aus den Kirchen entfernte Kurz vor dem Beginn der Hugenottenkriege versuchte Katharina von Medici einen Ausgleich mit den Calvinisten in diesem Zusammenhang wurde auf dem Religionsgesprach von St Germain en Laye 11 Februar 1562 ein Text uber die Bilderverehrung vorgelegt der spater in das Dekret zur Bilderverehrung des Konzils von Trient einging Die Verehrung gelte den auf den Bildern dargestellten Prototypen eine Gottlichkeit divinitas besitzen die Bilder nicht Dies bedeutet eine Distanzierung von der byzantinischen Ikonenverehrung sowie vom spatmittelalterlichen Gnadenbild 25 Buddhismus Bearbeiten nbsp Buddha Statue mit Lehrgestus im Lotossitz um 500 Sarnath MuseumAuch der fruhe Buddhismus lehnte jede Form der Bildverehrung strikt ab siehe z B Sanchi oder Bharhut und kannte fur Buddha nur symbolische Darstellungen Stupa Schirm Rad Baum etc 26 Erst um die Zeitenwende entstanden die ersten kleineren Buddha Bildnisse 27 z B auf dem Bimaranreliquiar die den spateren grosseren Buddha Statuen ikonografisch kunstlerisch zum Vorbild dienten Es gibt stehende sitzende Lotossitz oder europaischer Sitz oder liegende Buddha Bildnisse die immer mit einem oft hauchdunnen Gewand bekleidet sind Wichtig fur die buddhistische Ikonographie sind die halbgeschlossenen Augen des Erleuchteten seine verschiedenen Handgesten mudras die herabhangenden Ohrlappchen sowie ein Haarknoten ushnisha Eine reiche gemalte Bilderwelt im Innern der Kultstatten die den Monchen und Pilgern ursprunglich als Hilfe zur Meditation dienen sollte entstand im Norden Indiens z B in Ajanta und spater in Tibet in den fruhen Hohlenklostern diente jedoch auch der Verschonerung der nackten Felswande Eine Augenoffnungszeremonie Sanskrit netrapratiṣṭhapana Fixieren der Augen Chinesisch kaiyan 開眼 oder dianyan 點眼 die unterschiedlich ausgestaltet sein kann macht aus dem Objekt aus Holz oder Ton ein Kultbild des Buddha Dabei werden die Pupillen als Punkte eingefugt oder die Augen aufgemalt Das Ritual kann die ganze Nacht dauern und die Augenoffnung mit dem Sonnenaufgang zusammenfallen 28 Buddha Bildnisse werden durch individuelle Blumengaben der Glaubigen Girlanden Bluten und Raucherstabchen verehrt in Tibet oder in Sudostasien kommt manchmal auch das Auftragen von Blattgold hinzu Gemeinschaftliche Gebete oder Gesange mit Trommel und Trompetenuntermalung sind eine ausschliessliche Angelegenheit der Monche einfache Glaubige beteiligen sich daran nicht Religios motivierte Massenveranstaltungen wie Pilgerfeste etc und Opferzeremonien finden im Allgemeinen nicht statt Daneben gibt es im Buddhismus eine anikonische Tradition die sich in der Erzahlung vom Monch Danxia 8 9 Jahrhundert ausdruckt der eine holzerne Buddhastatue verbrennt um sich am Feuer zu warmen Dem protestierenden Priester erklart er er wolle Buddha Reliquien sammeln Als der Priester einwendet dass im Holz nichts von Buddha enthalten sein konne fordert Danxia ihm auch die ubrigen Buddha Bildnisse zum Verbrennen zu geben Ikonoklasmus ist damit nicht gefordert weil er auch eine negative Bindung an Objekte ware Im Zen Buddhismus werden Buddha Bilder toleriert weil sie gleichgultig seien 29 Hauptartikel Buddhistische KunstJainismus Bearbeiten nbsp Rishabha AdinathAhnlich wie im indischen Buddhismus spielt die Verehrung von Gottern im etwa zeitgleich entstandenen Jainismus keine Rolle vielmehr wurden und werden Buddha wie auch die Tirthankaras als vorbildhafte geistige Fuhrer angesehen denen es durch Bussubungen Nachdenken und Meditation gelang einen weitgehend intellektuellen und gewaltfreien Weg durchs Leben zu finden Die Statuen der Jain Tirthankaras sind gekennzeichnet durch Bewegungslosigkeit vor allem bei Bahubali vollkommene Nacktheit langgezogene Ohrlappchen halb oder weitgeoffnete Augen und durch ein Brustjuwel welches ihre innere Reinheit symbolisiert Die sowohl in Tempeln befindlichen als auch oft an Felswanden angebrachten sitzenden oder stehenden Kultbilder der Jains werden verehrt doch gibt es keine ausgepragten Opferzeremonien wenngleich zuweilen Raucherstabchen angezundet oder Blutenblatter gestreut werden Uber den familiaren Rahmen hinausgehende gemeinschaftliche Zeremonien sind normalerweise unbekannt lediglich in wenigen bedeutenden Pilgerstatten wie z B in Shravanabelagola finden im Abstand von mehreren Jahren grossere Zeremonien statt Hauptartikel Jainistische KunstHinduismus Bearbeiten nbsp neuzeitliche Shiva Statue in einem Tempel in BengaluruIn der Mythologie des Hinduismus spielen neben Mandalas bildliche detailreiche Darstellungen von Gottheiten devas und Damonen asuras eine grosse Rolle Das Bild im Tempel oder am Hausaltar vermittelt die gottliche Anwesenheit und soll zur inneren Schau Kontemplation fuhren Auch Zeremonien mit den Kultbildern sind gebrauchlich wie etwa Ubergiessen oder Baden Salben Berauchern und Speisen Die Gottheiten werden oft mit vielen Armen seltener auch mit mehreren Kopfen dargestellt um ihre Fahigkeiten und Krafte anzudeuten Hinweise dazu gibt die indische Mythologie in den Schriften der Puranas Eine sehr haufig dargestellte Gottin ist Kali die Tempelbildnisse von Vishnu Shiva oder Durga sind Gegenstand spezieller Riten etwa durch Verwendung einer duftenden Blute Wichtig sind auch die als weibliche Gottheiten verehrten Flusse Ganges und Yamuna Angesichts der zahlreichen Gottheiten des Hinduismus ist eine eindeutige Identifizierung erstrebenswert Zu diesem Zweck wurden den Hauptgottern Reittiere vahanas zugeordnet daruber hinaus erhielten sie typische oft waffenartige Attribute z B trishula gada chakra etc Einige Richtungen wie der Shivaismus lehnen Kultbilder und Statuen zwar ab siehe lingam akzeptieren sie aber als Gebetshilfe fur das einfache Volk 30 Die hinduistischen Kultbilder in den Cellae garbhagrihas der Tempel werden von den Glaubigen oft mit sussen Speisen oder Kokos Milch versorgt die jedoch nur von den Brahmanen ubergeben werden durfen In einigen wenigen Tempeln z B in Dakshinkali Nepal werden noch Tieropfer dargebracht Meso und Sudamerika BearbeitenTolteken Azteken Zapoteken Maya sowie auch alle anderen sesshaften Kulturen Mesoamerikas verehrten in ihren meist an der Spitze von hohen Pyramiden stehenden Tempeln Kultbilder die durch Priester mit Rauch Tier und Menschenopfern gunstig gestimmt werden sollten Das Volk durfte die Tempel nicht betreten es beobachtete das Treiben von den grossen Zeremonialplatzen aus Die meisten der aus Stein oder Keramik gefertigten Gotzenbilder wurden im Zuge der spanischen Eroberung Mexikos zerstort Ahnliches gilt auch fur das sudamerikanische Inkareich dessen Vorgangerkulturen schon langst untergegangen waren Siehe auch BearbeitenBilderverehrung Idol Puja im Hinduismus Puja im BuddhismusLiteratur BearbeitenBurkhard Gladigow Christoph Uehlinger Lee I Levine Marianne Barrucand Heinz Ohme Bilderkult In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1562 1574 Valentin Muller Kultbild In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Supplementband V Stuttgart 1931 Sp 472 511 Christoph Uehlinger Israelite Aniconism in Context In Biblica 77 4 1996 S 540 549 Matthias Kockert Vom Kultbild Jahwes zum Bilderverbot Oder Vom Nutzen der Religionsgeschichte fur die Theologie In Zeitschrift fur Theologie und Kirche 106 4 2009 S 371 406 Hans Belting Bild und Kult eine Geschichte des Bildes vor dem Zeitalter der Kunst C H Beck Munchen 1990 Leonhard Kuppers Gottliche Ikone Vom Kultbild der Ostkirche Bastion Dusseldorf 1949 Patrick Schollmeyer Romische Tempel Kult und Architektur im Imperium Romanum Darmstadt 2008 Manfried Dietrich und Oswald Loretz Jahwe und seine Aschera Anthropomorphes Kultbild in Mesopotamien Ugarit und Israel Das biblische Bilderverbot Ugarit Munster 1992 Ugaritisch Biblische Literatur Series Bd 9 ISBN 978 3 92712008 2 Monika Zin Der Wandel des Buddha Bildes im Buddha Bildnis Zu den Anfangen der Buddha Darstellung In Schmidt Leukel u a Hrsg Wer ist Buddha Eine Gestalt und ihre Bedeutung Diederichs Munchen 1998 ISBN 3 424 01418 4 Anneliese und Peter Keilhauer Die Bildsprache des Hinduismus Die indische Gotterwelt und ihre Symbolik DuMont Koln 1986 ISBN 3 7701 1347 0 S 35 ff Einzelnachweise Bearbeiten Burkhard Gladigow Bilderkult I Religionswissenschaft In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1562 1564 hier Sp 1562f Jan Assmann Agyptische Geheimnisse Fink Munchen 2004 S 123 125 online Hier zitiert nach Jan Assmann Agyptische Geheimnisse Fink Munchen 2004 S 126 Jan Assmann Agyptische Geheimnisse Fink Munchen 2004 S 133 a b c d e Stephen E Thompson Art Cults An Overview In The Oxford Encyclopedia of Ancient Egypt Oxford University Press Online Version von 2005 Jan Assmann Agyptische Geheimnisse Fink Munchen 2004 S 125 Dirk van der Plaas Voir Dieu Quelques observations au sujet de la fonction des sens dans le culte et la devotion de l Egypte ancienne In Bulletin de la Societe Francais d Egyptologie 115 1989 S 4 35 Johannes Martin Renger Kultbild A Philologisch In Mesopotamien In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 6 De Gruyter Berlin u a 1984 S 307 314 hier S 307 309 Johannes Martin Renger Kultbild A Philologisch In Mesopotamien In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 6 De Gruyter Berlin u a 1984 S 307 314 hier S 310 STT 200 42ff hier zitiert nach Johannes Martin Renger Kultbild A Philologisch In Mesopotamien In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 6 De Gruyter Berlin u a 1984 S 307 314 hier S 312 Johannes Martin Renger Kultbild A Philologisch In Mesopotamien In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 6 De Gruyter Berlin u a 1984 S 307 314 hier S 313f Ursula Calmeyer Seidl Kultbild B Philologisch Archaologisch In Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie Band 6 De Gruyter Berlin u a 1984 S 314 319 hier S 314f HTAT Nr 151 S 301 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel In Jan Christian Gertz Hrsg Grundinformation Altes Testament Eine Einfuhrung in Literatur Religion und Geschichte des Alten Testaments Vandenhoeck amp Ruprecht 6 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gottingen 2019 S 59 192 hier S 135 und 137 Avraham Negev Funde und Schatze im Land der Bibel Calwer Verlag Stuttgart 1978 S 73 Angelika Berlejung Geschichte und Religionsgeschichte des antiken Israel In Jan Christian Gertz Hrsg Grundinformation Altes Testament Eine Einfuhrung in Literatur Religion und Geschichte des Alten Testaments Vandenhoeck amp Ruprecht 6 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gottingen 2019 S 59 192 hier S 145 Christoph Uehlinger Bilderkult III Bibel In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1565 1570 hier Sp 1567 Christoph Uehlinger Bilderkult III Bibel In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1565 1570 hier Sp 1570 a b Burkhard Gladigow Bilderkult II Griechisch romische Antike In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1564 1565 Hans Georg Thummel Bilder V 1 Byzanz In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 6 de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 008115 6 S 532 540 hier S 532 Heinz Ohme Bilderkult VI Christentum In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1572 1574 hier Sp 1572 Hans Georg Thummel Bilder V 1 Byzanz In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 6 de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 008115 6 S 532 540 hier S 532f a b c Heinz Ohme Bilderkult VI Christentum In Religion in Geschichte und Gegenwart RGG 4 Auflage Band 1 Mohr Siebeck Tubingen 1998 Sp 1572 1574 hier Sp 1573 Hans Georg Thummel Bilder V 1 Byzanz In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 6 de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 008115 6 S 532 540 hier S 537f Walther von Loewenich Bilder VI Reformatorische und nachreformatorische Zeit In Theologische Realenzyklopadie TRE Band 6 de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 008115 6 S 546 557 hier S 555f Dietrich Seckel Andreas Leisinger Before and beyond the Image Aniconic Symbolism in Buddhist Art In Artibus Asiae Supplementum 2004 S 30f und 47 Dietrich Seckel Andreas Leisinger Before and beyond the Image Aniconic Symbolism in Buddhist Art In Artibus 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