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Der Tempelbezirk von Khajuraho 1 umfasst eine Gruppe von etwa 20 Tempeln im Zentrum und in der naheren Umgebung der Stadt Khajuraho im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh Sie zahlen zum UNESCO Welterbe Monumentensemble von KhajurahoUNESCO WelterbeTempelbezirk von KhajurahoVertragsstaat en Indien IndienTyp KulturKriterien i iii Referenz Nr 240UNESCO Region Asien und PazifikGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1986 Sitzung 10 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Tempel 2 1 Westgruppe Hindu Tempel 2 2 Ostgruppe Jain Tempel 2 3 Einzeltempel Hindu Tempel 3 Architektur 3 1 Fruhzeit 3 2 Blutezeit 4 Skulpturen 4 1 Fruhzeit 4 2 Blutezeit 5 Tempelteiche 6 Archaologisches Museum 7 Skulpturengalerie 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenNahezu alle Tempel Khajurahos wurde von den Herrschern der Chandella Dynastie zwischen 950 und 1120 erbaut Die Chandellas waren ein zwischen dem 10 und 16 Jahrhundert regierender Rajputen Klan welcher sich um 950 in Gwalior festsetzte Im 10 und 11 Jahrhundert waren die Chandellas die fuhrende Macht in Nordindien obwohl sie formell noch bis 1018 Vasallen der Pratihara waren nbsp Die einzelnen Tempelbauabschnitte in der Ubersicht zur Orientierung nbsp Bauriss des Kandariya Mahadeva Tempels Es findet sich die 64 pada Felder Anordnung Der kleinere Khajuraho Tempel nutzt die Felder 9 16 36 or 49 des Mandala Plans 2 Nach dem Niedergang der Dynastie im 12 Jahrhundert wurden die Tempel von Khajuraho kaum noch oder gar nicht mehr benutzt und blieben dem Vordringen des umliegenden Buschlandes uberlassen Der politisch militarisch und wirtschaftlich bedeutungslos gewordene Ort lag abseits aller Wege und blieb somit auch in der Zeit des islamischen Eindringens in Nordindien von Zerstorungen verschont Im 18 und 19 Jahrhundert zahlte die einstmals bedeutsame Stadt nur noch etwa 300 Einwohner Im 19 Jahrhundert wurden die Tempel von den Briten wiederentdeckt Zu Beginn des 20 Jahrhunderts begannen systematische Sicherungs und Restaurierungsarbeiten die schliesslich zur Wiederherstellung dieses einzigartigen Architektur Ensembles fuhrten nbsp Der Vishvanatha Tempel ca 1000 ist Shiva als dem Herrn der Welt geweiht Er besteht wie der ca 50 Jahre fruhere Lakshmana Tempel aus mehreren Bauteilen mandapas antarala und garbhagriha und ist von einem hohen Shikhara Turm uberhoht Die mehrstufigen Dachaufbauten der Vorhallen sind dagegen pyramidenformig gestaltet Alle Dacher werden von amalaka Steinen und aufsitzenden kalasha Krugen uberhoht In der sudwestlichen Ecke der Plattform jagati steht der sogenannte Parvati Schrein Tempel BearbeitenUrsprunglich gab es in Khajuraho etwa 80 Tempelbauten verstreut auf einer Gesamtflache von ca 21 Quadratkilometern heutzutage sind davon nur noch etwa 20 erhalten von denen die meisten in zwei Gruppen stehen Die Mehrzahl der Tempel ist den hinduistischen Hauptgottern geweiht einige den Jaina Tirthankaras Buddhistische Bauten gab es in Khajuraho wohl nicht jedenfalls wurden keine buddhistischen Skulpturen entdeckt Alle Tempel stehen auf 1 50 bis 3 Meter hohen Plattformen jagatis die das Bauwerk vor Witterungseinflussen Monsunregen und freilaufenden Tieren schutzten Hinzu kommt eine Sockelzone die bei den spateren Tempeln ab ca 950 mehrfach gestuft ist und durchaus nochmals drei Meter hoch sein kann Plattform und Sockel tragen naturlich auch zu einer Erhohung des aufstehenden Bauwerks im ubertragenen Sinn bei Die Mehrzahl der Tempeleingange sind nach Osten also in Richtung der aufgehenden Sonne ausgerichtet d h die Cella garbhagriha liegt im Westen Bei zwei Tempeln ist es umgekehrt sie orientieren sich nach Westen d h in Richtung der untergehenden Sonne Lalguan Mahadeva Tempel und Chaturbuja Tempel Beide Ausrichtungen waren bei indischen Tempeln seit Jahrhunderten moglich und ublich Die vorderen zwei Begleitschreine des Lakshmana Tempels liegen einander gegenuber und sind nach Suden bzw Norden ausgerichtet nbsp Der dem Gott Shiva geweihte Kandariya Mahadeva Tempel ca 1050 mit dem hochsten aller Shikhara Turme gilt als Hohepunkt der Baukunst von Khajuraho Im Vordergrund kniet eine menschliche Figur die mit einem Dolch einen scheinbar ubermachtigen Lowen totet das Emblem der Chandella Dynastie findet sich an vielen Tempelbauten in Khajuraho Westgruppe Hindu Tempel Bearbeiten Matangeshvara Tempel ca 950 Varaha Tempel ca 950 Lakshmana Tempel ca 950 Devi Tempel Vishvanatha Tempel ca 1000 Nandi Schrein Parvati SchreinDevi Jagadambi Tempel ca 1010 Chitragupta Tempel Kandariya Mahadeva Tempel 1 Halfte 11 Jh Ostgruppe Jain Tempel Bearbeiten Parsvanatha Tempel ca 960 Adinatha Tempel ca 1050 Shantinatha Tempel Ghantai Tempel ca 990 Einzeltempel Hindu Tempel Bearbeiten Chausath Yogini Tempel ca 875 Lalguan Mahadeva Tempel ca 920 Brahma Tempel ca 930 Khakra Math Tempel ca 980 Vamana Tempel ca 1050 Javari Tempel ca 1100 Chaturbuja Tempel ca 1120 Duladeo Tempel ca 1120 Architektur BearbeitenDie Tempel von Khajuraho bieten die Moglichkeit auf engstem Raum die Entwicklung der nordindischen Baukunst in einer Zeitspanne von etwa 200 Jahren zu verfolgen von kleinen wenig gegliederten einraumigen und geschlossenen Tempeln hin zu grossen stark gegliederten mehrraumigen und offenen Bauten Auch die Hohe der Bauten erfahrt wahrend dieser Zeit eine enorme Steigerung Gemeinsam ist nahezu allen Bauten Ausnahme Chausath Yogini Tempel dass sie uber Dachaufbauten Shikhara Turme oder Pyramidendacher verfugen die von gerippten amalaka Steinen und kalasha Krugen bekront werden Fruhzeit Bearbeiten Abgesehen vom Chausath Yogini Tempel dem altesten und vollkommen anderen baulichen Traditionen verpflichteten Tempelbau in Khajuraho bestehen die fruhen Tempel nur aus einer von einem gestuften Pyramidendach bedeckten Cella garbhagriha der im Fall des Brahma Tempels noch ein Portalvorbau antarala im Fall des Varaha Tempels und des Matangesvara Tempels jeweils ein kleiner offener Vorraum mandapa vorgesetzt ist Die Aussenwande sind nur geringfugig gegliedert und uberwiegend steinsichtig Blutezeit Bearbeiten Die Blutezeit der Tempelarchitektur in Khajuraho beginnt mit dem Lakshmana Tempel ca 930 950 der wahrscheinlich vom Maladevi Tempel in Gyaraspur und von fruheren Tempelbauten in Rajasthan beeinflusst ist die ihrerseits wiederum allesamt auf die beim Bau des Kalika Mata Tempels in Chittorgarh ca 700 erstmals entwickelten baulichen Innovationen zuruckgefuhrt werden konnen Diese sind im Wesentlichen mehrere hintereinander liegende aber harmonisch miteinander verbundenen Bauteile mandapas antarala und garbhagriha gleiche Grundflache von grosser Vorhalle mahamandapa und Sanktumsbereich Cella als eigenstandiger Baukorper im Innern Pfeiler und nicht mehr Wande als tragende Stutzelemente fur die Dachaufbauten dadurch wurde es moglich die Raume nach aussen hin durch balkonahnliche Vorbauten zu offnen mehrfache Abstufung und Gliederung der verbliebenen Wandteile aussen wie innen dadurch treten sie gar nicht mehr als Wand in Erscheinung Fortsetzung der Aussenwandgliederung im Dachaufbau Beim Lakshmana Tempel ist die Cella als eigener innenliegender Baukorper gestaltet und von einem Umgang pradakshinapatha umgeben Der gesamte Sanktumsbereich sowie seine vier Nebenschreine werden erstmals in Khajuraho von steil und hoch aufragenden Shikhara Turmen uberhoht die weniger wichtigen Vorhallen werden auch weiterhin von den insgesamt flacheren pyramidenformigen Dachern bedeckt so dass eine architektonische Steigerung der Tempel einem Gebirge durchaus vergleichbar hin zur Cella erreicht wird Die wichtigsten Nachfolgebauten des Lakshmana Tempels sind der Vishvanatha Tempel ca 1000 und der Kandariya Mahadeva Tempel ca 1050 bei denen wegen der vielfaltigen architektonischen Gliederungen und des dichten Skulpturenprogramms eine Stein bzw Wandsichtigkeit nicht mehr gegeben ist Skulpturen Bearbeiten nbsp Jeder Bauteil des Kandariya Mahadeva Tempels ist mit beinahe vollplastischen und somit lebensnah wirkenden Figuren uberzogen sogar die weitgehend im Dunkeln liegenden Ecknischen Eine Stein oder gar Wandsichtigkeit ist nicht mehr gegeben Auch im Hinblick auf die Entwicklung der indischen Skulptur bieten die Tempel von Khajuraho einen Uberblick uber ca 200 Jahre indischer Kunstgeschichte von den in Architekturelemente eingebundenen und eher unbewegt und statisch erscheinenden Reliefdarstellungen der Fruhzeit bis hin zu den beinahe freiplastisch gearbeiteten und durch ihre Posenvielfalt nahezu lebendig wirkenden Figuren Zur Geschichte Funktion und Bedeutung der erotischen Skulpturen siehe mithunas und Kandariya Mahadeva Tempel Fruhzeit Bearbeiten Die nur wenig gegliederten Aussenwande der fruhen Tempel von Khajuraho zeigen kaum figurlichen oder ornamentalen Schmuck Dieser ist noch stark reliefgebunden auf die Portale Lalguan Mahadeva Tempel Brahma Tempel sowie auf einige Fensternischen Matangeshvara Tempel beschrankt Erotische Skulpturen sind in den fruhen Tempeln noch nicht zu finden Blutezeit Bearbeiten Auch hier ist es der Lakshmana Tempel der fur Khajuraho neue Zeichen setzt Wahrend die Aussenwande der Vorhallen nur wenig figurliche Reliefs zeigen sind die Wande des Sanktums uberreich mit Skulpturen geschmuckt Darunter finden sich Gotterfiguren devas oder devis schone Madchen surasundaris und Liebespaare mithunas auch die ersten erotischen Skulpturen sind in den unteren erdnahen Feldern der Mittelregister sowie im Figurenfries der Plattform zu sehen Die mittleren Felder zeigen dagegen zartliche Liebespaare mit kleineren Begleitfiguren die oberen Gotterfiguren Eine Hierarchie der Figurenanordnung ist also deutlich wahrnehmbar Bei den unmittelbaren Nachfolgebauten Vishvanatha Tempel Jagadambi Tempel und Kandariya Mahadeva Tempel nimmt die Anzahl der Figuren und somit auch der erotischen Darstellungen zu Bei den Jain Tempeln und den spateren Hindu Tempeln sind kaum noch erotisch sexuelle Darstellungen zu finden hier uberwiegt die Anzahl der Gotterfiguren manchmal sogar die der schonen Madchen Tempelteiche BearbeitenIn unmittelbarer Nahe der Westgruppe aber ausserhalb der eingezaunten Kernzone befinden sich zwei ganzjahrig wasserfuhrende Tempelteiche der Shivsagar Tank beim Matangeshvara Tempel und der Chopra Tank beim Chitragupta Tempel Archaologisches Museum BearbeitenZu den Sehenswurdigkeiten im Bereich des Tempelbezirks von Khajuraho gehort auch das im Ortskern gelegene Archaologische Museum auch Rani Durgavati Museum genannt Es beherbergt einige sehr schone Skulpturen die im Rahmen der Ausgrabungs und Restaurierungsarbeiten gefunden und hierher verbracht wurden weil sie keinem der erhaltenen Tempelbauten direkt zuzuordnen waren Skulpturengalerie Bearbeiten nbsp Tempelfries nbsp Tempelfries mit erotischen Darstellungen nbsp Erotische Szenen nbsp Musikantenfries nbsp Tempelfries nbsp Erotische Szene nbsp Erotische Szene nbsp Erotische Szene Sodomie nbsp Erotische Szene nbsp Erotische SkulpturenLiteratur BearbeitenKrishna Deva Temples of Khajuraho 2 Bande Archaeological Survey of India New Delhi 1990 S 146 ff Devangana Desai Khajuraho Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 978 0 19 565643 5 Henri Stierlin Hinduistisches Indien Tempel und Heiligtumer von Khajuraho bis Madurai Taschen Verlag Koln 1998 S 129 ff ISBN 3 8228 7298 9 Marilia Albanese Das antike Indien Von den Ursprungen bis zum 13 Jahrhundert Karl Muller Verlag Koln o J S 146 ff ISBN 3 89893 009 2 Gisela Bonn Khajuraho Tempel der Liebe Tempel der Gotter In Indo Asia 18 Jh Tubingen 1976 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Khajuraho group of monuments Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO englisch und franzosisch Khajuraho Tempel Fotos Infos englisch Khajuraho Tempel Fotos Fotos der Khajuraho TempelEinzelnachweise Bearbeiten Deutsche Bezeichnung nach Deutsche UNESCO Kommission Die UNESCO Liste des Welterbes englisch Khajuraho Group of Monuments franzosisch Ensemble monumental de Khajuraho Michael W Meister Maṇḍala and Practice in Nagara Architecture in North India In Journal of the American Oriental Society 99 Jahrgang Nr 2 1979 S 204 219 doi 10 2307 602657 Welterbestatten in Indien Kulturerbe Ajanta Hohlen 1983 Ellora Hohlen 1983 Fort von Agra 1983 Taj Mahal 1983 Sonnentempel von Konarak 1984 Monumentensemble in Mahabalipuram 1984 Kirchen und Kloster von Goa 1986 Monumentensemble von Khajuraho 1986 Monumentensemble von Hampi 1986 Fatehpur Sikri 1986 Monumentensemble in Pattadakal 1987 Hohlen von Elephanta 1987 Grosse Tempel der Chola Dynastie 1987 Buddhistische Monumente bei Sanchi 1989 Humayuns Grabmal in Delhi 1993 Kutub Minar mit seinen Bauten in Delhi 1993 Gebirgseisenbahnen Indiens 1999 Mahabodhi Tempelkomplex von Bodh Gaya 2002 Nischenhohlen von Bhimbetka 2003 Chhatrapati Shivaji Bahnhof ehemals Victoria Terminus 2004 Archaologischer Park Champaner Pavagadh 2004 Festungsanlagen Rotes Fort 2007 Jantar Mantar in Jaipur 2010 Bergfestungen von Rajasthan 2013 Rani Ki Vav 2014 Das architektonische Werk von Le 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