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Der Lakshmana Tempel ist der erste wirklich grosse Tempelbau der Chandella Dynastie im Tempelbezirk von Khajuraho zu seiner Bauzeit ca 930 950 war er der grosste Tempel im Norden Indiens Der Tempel ist dem Gott Vishnu in seinem Aspekt als Vaikuntha Herr des Paradieses geweiht im Zentrum der Cella garbhagriha steht eine dreikopfige Vishnu Vaikuntha Figur Der Lakshmana Tempel ca 930 950 und seine vier Begleitschreine stehen auf einer gemeinsamen Plattform jagati von dort fuhrt eine weitere Treppe zum Eingangsportikus des Tempels Der Sanktumsbereich aller 5 Bauten wird von Shikhara Turmen mit kurbis oder kissenformigen Ringsteinen amalakas und vasenartigen Aufsatzen kalashas uberhoht die Vorhallen mandapas sind dagegen flachgedeckt oder haben Pyramidendacher Die Eingange der beiden vorderen Schreine liegen einander gegenuber und sind abweichend von der ublichen Ausrichtung nach Norden bzw Suden orientiert Am linken Bildrand ist der etwa gleichzeitig erbaute aber immer noch zu Kultzwecken dienende Matangeshvara Tempel zu sehen In den Ecken der Tempelplattform sind noch vier Begleitschreine erhalten und so ergibt sich das seltene Bild eines vollstandigen nordindischen Tempelkomplexes panchayatana wie es schon im fruhen 6 Jahrhundert im Dashavatara Tempel von Deogarh geplant und verwirklicht wurde sich aber dort nicht erhalten hat Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Baugeschichte 3 Architektur 4 Skulpturen 4 1 Plattform 4 2 Tempel aussen 4 3 Tempel innen 4 4 Vaikuntha Kultbild 5 Bedeutung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name Vaikuntha ist wahrscheinlich von den Sanskritwortern vi und kuntha herzuleiten und bedeutet in etwa ohne Bruch im Sinne von ganzheitlich oder vollkommen Vaikuntha ist fur viele Anhanger Vishnus vaishnavas Ziel und Ort nach Erreichung der Erlosung moksha d h nach der Befreiung aus dem endlosen Kreislauf der Wiedergeburten samsara Dieser Ort in etwa gleichzusetzen mit dem Paradies liegt alten Texten und Vorstellungen zufolge an den Hangen des Weltenbergs Meru und besteht nur aus Gold und kostbaren Edelsteinen der Ganges fliesst mitten durch ihn hindurch 1 Das Bildnis im Innern der Cella wurde da seine ursprungliche Bedeutung in Vergessenheit geraten war in spaterer Zeit volkstumlich auch als Lakshmana Ramachandra oder Chaturbuja bezeichnet der Name Lakshmana Tempel ist haften geblieben Baugeschichte BearbeitenEine wahrend der Ausgrabungs und Restaurierungsarbeiten zu Beginn des 20 Jahrhunderts in der Nahe gefundene Steinplatte mit einer Weiheinschrift aus dem Jahr 953 4 die sich auf eine Vaikuntha Statue bezieht erwahnt den Chandella Herrscher Yasovarman reg ca 925 950 als Bauherren und Stifter 2 Bei einer angenommenen Bauzeit von etwa 20 Jahren durfte der Baubeginn des Tempels etwa um das Jahr 930 anzusiedeln sein als die Chandellas gegenuber ihren Lehnsherren den Pratiharas mehr und mehr an Einfluss und Macht gewannen Die Inschriftenplatte ist heute in der kleinen Vorhalle mukhamandapa des Tempels angebracht Architektur Bearbeiten nbsp Die balkonartigen schraggestellten Ruckwande jarokas der Sitzbanke im Tempelinnern haben in Dreiergruppen angeordnete gedrechselte Steinsaulchen Der komplett aus Sandstein errichtete Tempel ist ca 21 5 m hoch etwa 24 5 m lang und ca 14 5 m breit Er erhebt sich auf einer rechteckigen ca 3 m hohen ca 40 m langen und ca 27 m breiten Umgangsplattform jagati die uber einen vorgezogenen Treppenaufgang erreichbar ist Der Tempel selbst ruht auf einem mehrfach gegliederten und leicht zuruckgestuften Unterbau adhishthana so dass ein weiterer ebenfalls etwa 3 m hoher Treppenaufgang notwendig ist um in den Portikus mukhamandapa oder ardhamandapa zu gelangen es folgt die Vorhalle mandapa dann die Grosse Vorhalle mahamandapa und schliesslich der Sanktumsbereich mit innenliegender Cella garbhagriha sowie einem Umgang pradakshinapatha Sanktumsbereich und Grosse Vorhalle sind flachenmassig etwa gleich gross ein Schema das bereits ca 250 Jahre fruher beim Kalika Mata Tempel in Chittorgarh erstmals auftritt und uber Zwischenstufen in Rajasthan und Gyaraspur nach Khajuraho gelangte Da die Dachaufbauten des Tempels im Wesentlichen auf Pfeilern ruhen konnten die drei Vorhallen sowie der Umgangsbereich der Cella durch schraggestellte Brustungen mit gedrechselten Steinsaulchen vor denen sich im Innern steinerne Sitzbanke befinden nach aussen geoffnet werden Die verschiedenen Raume sind durch Stufen voneinander getrennt und haben somit ein geringfugig wechselndes Bodenniveau die Cella des Tempels mit dem Vaikuntha Bildnis hat von allen Raumen das hochste Fussbodenniveau und wird von einem Shikhara Turm mit kleinen Begleitturmchen urushringas uberhoht Die Vorhallen sind jeweils von pyramidenformigen Dachern phamsanas bedeckt Im Ausseren entsteht so das Bild eines die umgebende Landschaft uberragenden Gebirges oder Bergstocks doch auch im Innern mussen die Glaubigen einige Stufen uberwinden um zum Hochsten dem Vaikuntha Bildnis zu gelangen Im Innern wie im Ausseren ist jedes Bauteil des Tempels reich gegliedert und mit Skulpturen oder abstrakten geometrischen oder vegetabilischen Ornamenten bedeckt eine Wand bzw Steinsichtigkeit wird also weitgehend vermieden Skulpturen Bearbeiten nbsp Lakshmana Tempel Elefantenfries mit erotischer Szene Der rechte Elefant ist vom Treiben Brahmane und Madchen an seiner Seite so irritiert dass er einen seiner Warter mahut mit seinem Russel zu Boden geworfen hat und mit dem erhobenen Fuss zu zerquetschen droht Die obere Ebene der mehrfach gestuften Sockelzone ist als etwa 35 cm hoher umlaufender Fries mit uber hundert kleinen Elefanten gestaltet die den gesamten Tempel auf dem Rucken tragen ein Hoheitszeichen das sich an keinem der anderen Tempel Khajurahos findet Die Elefanten werden von jeweils zwei Wartern mahuts begleitet Plattform und Tempel sind mit uber tausend kleineren und grosseren Figuren geschmuckt Vor allem die grosseren Skulpturen sind nicht mehr wie fruher von Architekturelementen oder Nischen eingerahmt sondern stehen nahezu vollplastisch auf Steinplatten d h sie sind kaum noch mit dem ruckwartigen Reliefgrund verbunden Sie sind nicht mehr als statische Abbilder gemeint sondern als lebendige lebensnahe Figuren Die etwas hervorstehenden Bauteile zeigen zumeist Gotterfiguren Shiva Vishnu u a die seitlich in den etwas zuruckspringenden Teilen von gleich grossen weiblichen Figuren leicht bekleideten Schonen Madchen surasundaris in unterschiedlichen Posen und aus bildhauerischen Grunden stets mit aufgebundenem Haar begleitet werden Die etwas breiteren aber am starksten zuruckgestuften Mittelregister der drei Aussenwande des Sanktums prasentieren in der unteren Ebene erotische Szenen aller Art fur die die Tempelbauten Khajurahos in der ganzen Welt beruhmt sind daruber finden sich Himmlische Liebespaare mithunas Die oberste Zone zeigt in der Mitte ein Gotterbild mit Begleitfiguren die seitlichen Dekorfelder udgamas zeigen ornamentalen Schmuck bestehend aus neben und ubereinander angeordneten kleinen Fensternischen chandrasalas nbsp Lakshmana Tempel Unterrichtsszene darshan Plattform Bearbeiten Als einziger Tempel in Khajuraho hat der Lakshmana Tempel einen weitgehend erhaltenen und die gesamte Plattform umschliessenden Figurenfries mit Szenen aus dem hofischen Alltagsleben Unterricht Kriegszug Musikanten erotisch sexuelle Liebesszenen etc Gotterfiguren oder Damonen sind dagegen hier nicht zu sehen Die Szenen des etwa in Augenhohe angebrachten Frieses sind zwar originell aber von keiner grossen handwerklichen oder kunstlerischen Meisterschaft Tempel aussen Bearbeiten nbsp Lakshmana Tempel die Figuren sind in zwei Ebenen angeordnet In der Mitte der oberen dritten Ebene findet sich ein von mehreren seitlichen Dekorfeldern udgamas gerahmtes Gotterbild mit kleineren Begleitfiguren Wahrend die kleinen Vorhallen aussen keinerlei Figurenschmuck besitzen sind die Eckpfeiler zwischen Vorhalle mandapa und Grosser Vorhalle mahamandapa in zwei Ebenen mit Figuren versehen Hauptsachlich ist jedoch der Bereich zwischen Grosser Vorhalle und Sanktum in mehreren Ebenen und uberreich mit Figuren besetzt Hier uberwiegen ganz eindeutig Gotterfiguren Himmlische Liebespaare mithunas und Schone Madchen surasundaris Nur die unteren Ebenen der Mittelregister zeigen auch erotisch sexuelle Szenen somit ist am Lakshmana Tempel noch die Hierarchie zwischen der oberen himmlischen Ebene und der unteren erdnahen Ebene gewahrt Tempel innen Bearbeiten Zu den interessantesten und kunstlerisch bedeutsamsten Figuren im Innern des Tempels gehoren die weiblichen Nymphen apsaras an den Streben im Deckenbereich der Grossen Vorhalle mahamandapa diese zeigen sich in verschiedenen oft extrem verdrehten Posen beim Musizieren beim Ballspiel aber auch beim Schminken und Entkleiden In den Wandnischen finden sich diverse Gotterfiguren darunter auch einige nicht mehr identifizierbare nbsp Vaikuntha StatueVaikuntha Kultbild Bearbeiten Das freiplastisch aus einer grossen Steinplatte herausgearbeitete Gotterbildnis in der Cella garbhagriha ist in ganz Indien nahezu einzigartig und zeigt den stehenden Vishnu Vaikuntha mit vier zerstorten Armen so dass keinerlei Attribute mehr vorhanden sind und drei Kopfen Mensch Eber und Lowe Ein ruckwartiger vierter Kopf der die Universalitat Vishnus vervollkommnet hatte ist nicht ausgefuhrt stattdessen findet sich ein in Indien seltener durchbrochener und gezackter Strahlenkranz um Vaikunthas Haupt Die Figur ist umgeben von einem aus derselben Steinplatte herausgearbeiteten architektonischen Rahmen in Form eines torana mit Wachterfiguren sowie den personifizierten Flussgottinnen ganga und yamuna im Sockelbereich und jeweils drei daruber befindlichen vorstehenden Nischen mit den Vishnu Avataras matsya varaha vamana kurma narasimha parashurama Zwei seitliche Pfeiler mit reichem z T freiplastischen Architektur und Figurendekor und einem doppelten aus den aufgerissenen Maulern von Wasserungeheuern makaras hervorquellenden Bogen als verbindendem oberem Abschluss bilden den ausseren Rahmen des Kultbildes Eine insgesamt ahnlich gestaltete weibliche Figur gemass der Uberlieferung die Gottin Parvati findet sich in einem Nebenschrein des Vishvanatha Tempels Bedeutung BearbeitenDer Lakshmana Tempel ca 930 950 mit seinen vier hintereinanderliegenden und in der Hohe gestaffelten Bauteilen sowie seiner im Wesentlichen auf Pfeilern ruhenden Bauweise gilt als fruher Hohepunkt der Chandella Architektur und war nach seiner Fertigstellung fur etliche Jahrzehnte der grosste Tempelbau Indiens Spatere Tempelbauten in Khajuraho wurden von ihm massgeblich beeinflusst darunter auch der Kandariya Mahadeva Tempel Das aussergewohnliche Vaikuntha Bildnis in der Cella sowie der reiche beinahe vollplastische Figurenschmuck sind innen wie aussen nahezu vollstandig erhalten und bezeugen die handwerkliche und kunstlerische Meisterschaft der indischen Bildhauer der damaligen Zeit Mit seinem mehrteiligen Grundriss einer von einem Umgang umschlossenen Cella und in Teilen seines Dekors Balkonbrustungen mit gedrechselten Saulchen ist der Lakshmana Tempel wahrscheinlich direkt beeinflusst von dem ca 50 Jahre zuvor erbauten aber insgesamt noch der Pratihara Architektur zuzurechnenden Maladevi Tempel in Gyaraspur Literatur BearbeitenKrishna Deva Temples of Khajuraho 2 Bande Archaeological Survey of India New Delhi 1990 S 38ff Henri Stierlin Hinduistisches Indien Tempel und Heiligtumer von Khajuraho bis Madurai Taschen Verlag Koln 1998 S 130ff ISBN 3 8228 7298 9 Marilia Albanese Das antike Indien Von den Ursprungen bis zum 13 Jahrhundert Karl Muller Verlag Koln o J S 151f ISBN 3 89893 009 2Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lakshmana Tempel Sammlung von Bildern Khajuraho Tempel Fotos Begriffe Infos engl Lakshmana Tempel Fotos Infos engl Lakshmana Tempel Grundriss Fotos engl Einzelnachweise Bearbeiten Veronica Ions Indian Mythology Hamlyn Publishing Rushden 1988 S 46 ISBN 0 600 34285 9 Krishna Deva Temples of Khajuraho 2 Bande Archaeological Survey of India New Delhi 1990 S 39 und S 334ff24 85222 79 9218 Koordinaten 24 51 8 N 79 55 18 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lakshmana Tempel amp oldid 231432507