www.wikidata.de-de.nina.az
Die indische Architektur umfasst die Architektur des indischen Subkontinents mit den Staaten Indien Pakistan Bangladesch Nepal und Sri Lanka vom Beginn der Indus Kultur im 3 Jahrtausend v Chr bis heute Sie spiegelt sowohl die ethnische und religiose Vielfalt des indischen Subkontinents als auch dessen historische Entwicklung wider Tor torana am Grossen Stupa von Sanchi Madhya Pradesh Zentralindien Detail am hinduistischen Surya Tempel von Konark Odisha Ostindien Badshahi Moschee in Lahore Punjab Pakistan Goldener Tempel von Amritsar Punjab Indien Inhaltsverzeichnis 1 Anfange 2 Grundlagen und allgemeine Wesenszuge 2 1 Raumvorstellungen 2 2 Bauweisen und stoffe 2 3 Baumeister und Handwerker 3 Architektur der vor und fruhgeschichtlichen Zeit 3 1 Indus Kultur 3 2 Vedische Zeit 4 Buddhistische Architektur 4 1 Beginn der Monumentalbaukunst 4 2 Der Stupa als fruhester buddhistischer Kultbau 4 3 Buddhistische Hohlentempel und kloster 4 4 Freistehende Tempel und Klosteranlagen 4 5 Der Stambha 5 Hinduistische Tempelarchitektur 5 1 Fruhe Tempelformen im Gupta und Chalukya Reich 5 2 Dravida Stil 5 3 Nagara Stil 5 4 Vesara Stil 5 5 Hohlentempel 5 6 Regionale Tempelstile 5 6 1 Kaschmir und Nepal 5 6 2 Bengalen 5 6 3 Malabarkuste 6 Jainistische Architektur 6 1 Allgemeine Merkmale 6 2 Jainistischer Tempelstil von Rajasthan und Gujarat 7 Islamische Architektur 8 Sikhistische Architektur 9 Profanarchitektur der vorkolonialen Zeit 9 1 Die Festung 9 2 Der Palast 9 2 1 Hinduistische Palastanlagen 9 2 2 Islamische Palastanlagen 10 Kolonialarchitektur 10 1 Portugiesische Kolonialarchitektur 10 2 Britische Kolonialarchitektur 10 2 1 Profan und Sakralarchitektur europaischer Bauart 10 2 2 Indo sarazenischer Stil und Kolonialstil 11 Architektur der unabhangigen Staaten Sudasiens 11 1 Indien 11 2 Pakistan 11 3 Bangladesch 12 Siehe auch 13 Literatur 13 1 Uberblickswerke 13 2 Hinduistische buddhistische und jainistische Architektur 13 3 Indo islamische Architektur 13 4 Moderne Architektur 14 Weblinks 15 EinzelnachweiseAnfange BearbeitenIhre Anfange liegen in den Stadten der fruhgeschichtlichen Indus Kultur die sich durch beachtliche stadteplanerische Leistungen und grosse Funktionalitat auszeichnen Monumentalbauten waren dieser fruhesten Hochkultur auf indischem Boden noch ganzlich unbekannt Aus bislang ungeklarten Grunden ging die Indus Kultur im 2 Jahrtausend v Chr unter Eine Kontinuitat zur spateren kunsthistorischen Entwicklung ist nicht nachzuweisen Die indische Architektur der historischen Periode war bis in die fruhe Neuzeit vor allem eine Sakralarchitektur Der Buddhismus pragte den Beginn der Monumentalbaukunst datiert in die Zeit des Maurya Herrschers Ashoka im 3 Jahrhundert v Chr Auf den Stupa als fruhesten Kultbau folgten buddhistische Tempel und Klosterbauten Mit der Wiederbelebung des Hinduismus in nachchristlicher Zeit begann die Phase der hinduistischen Tempelarchitektur die je nach Region und Epoche verschiedenste stilistische Auspragungen erfahren hat Die hinduistische Architektur strahlte im Mittelalter nach Sudostasien die buddhistische bereits im Altertum auch nach Ostasien und Tibet aus wahrend die Baukunst des eng verwandten Jainismus stets auf den Subkontinent beschrankt blieb Gemeinsam ist allen drei Architekturen eine strenge Geometrie die sich aus kosmologischen und astrologischen Anschauungen herleitet Buddhistische hinduistische und jainistische Heiligtumer werden vor allem als Sinnbilder des Kosmos oder einzelner Teile davon aufgefasst Der Hindutempel bildet wie auch der buddhistische Stupa den mythischen Weltenberg Meru als Sitz der Gotter ab und kann somit als eine Art monumentaler Grossplastik angesehen werden 1 Aus diesem Zusammenhang erklart sich die der indischen Architektur wesenseigene Vorliebe fur die plastische Darstellung und bei den Buddhisten Hindus und Jainas der besondere Stellenwert der Ikonografie Aus dem Nahen Osten gelangte im 8 Jahrhundert die islamische Baukunst nach Indien wo sie sich unter einheimischen sowie west und zentralasiatischen Einflussen zu einer eigenstandigen indo islamischen Architektur entwickelte Die Moschee als Ort des gemeinschaftlichen Gebets die wichtigste islamische Bauform entbehrt der starken Symbolbehaftung der Bauwerke indischer Religionen Im Detail ist jedoch der hinduistische Einfluss auf die plastische Steinbearbeitung nicht zu ubersehen Spatestens im Mogulreich verschmolzen islamische und indische Elemente zu einer von der Architektur des ausserindischen Islam abgrenzbaren Einheit Der Kolonialismus brachte im 16 Jahrhundert europaische Kunstvorstellungen mit die zunachst weitestgehend isoliert von einheimischen Traditionen blieben Erst im ausgehenden 19 Jahrhundert bildete sich ein unverkennbar britisch indischer Kolonialstil heraus In der Moderne wirken die zeitgenossische Architektur westlicher Pragung ebenso wie traditionelle Bauformen und innovative eigenstandige Entwicklungslinien Grundlagen und allgemeine Wesenszuge BearbeitenRaumvorstellungen Bearbeiten nbsp Das neun Felder 3 umfassende Pitha Mandala ist eines der einfachsten Mandalas der Architekturlehre Vaastu Es verdeutlicht die ideale vedische Raumvorstellung Das Zentrum ist der Gottheit Brahma geweiht darum haben untergeordnete Gotter ihren Sitz Das Mandala ist erweiterbar auf bis zu 1024 32 Felder 2 Als Grundlage fur den Stadtebau wird das Pitha Mandala mit Gestirnen besetzt wobei die Sonne das Zentrum einnimmt Zweck ist die Schaffung eines Abbildes der kosmischen Ordnung 3 Die indische Raumkonzeption ist eng mit astrologischen und kosmologischen Vorstellungen verknupft wahrend ihre bildhafte Gliederung die Stellung von Personen und Dingen in der Welt widerspiegelt Die vedische Architekturlehre Vastu erlautert idealisierte Stadtschemata mit folgendem Grundaufbau Im Mittelpunkt der Stadt befindet sich ein dem wichtigsten vedischen Gott Brahma vorbehaltenes Heiligtum das als Allerheiligstes gilt Darin kommt die im Hinduismus und Buddhismus bis heute vorhandene Vorstellung vom Weltenberg Meru als Mittelpunkt der Welt und Sitz der Gotter zum Ausdruck Um das zentrale Heiligtum sind in konzentrischen Ringen weniger bedeutende Heiligtumer die jeweils einer bestimmten Gottheit bzw einer bestimmten Form des Gottlichen geweiht sind angeordnet Die Gottheiten und damit die Heiligtumer sind Gestirnen Sonne Mond Fixsterne zugeordnet Die konkrete Lage der kleineren Heiligtumer richtet sich nach der von Pilgern zu befolgenden Umrundungsrichtung des Zentralheiligtums in der Regel im Uhrzeigersinn Die Stadt wird von zwei Achsen durchzogen denen astronomischen Beobachtungen zugrunde liegen Die erste Achse verlauft in Ost West Richtung zwischen den Aquinoktialpunkten die zweite in Nord Sud Richtung zwischen den Kulminationspunkten der Sonne Aus der Mittelpunktlage und dem orientierten Achsenkreuz ergeben sich zwangslaufig die geometrischen Grundformen Quadrat und Kreis die als Mandala dargestellt werden konnen bzw Wurfel und Kugel Das Quadrat besitzt besondere Symbolkraft bilden doch die vier mythologischen Eckpunkte Indiens die Wallfahrtsorte Puri im Osten Rameswaram im Suden Dvaraka Dwarka im Westen und Badrinath im Norden ein Quadrat Tatsachlich weisen einige Stadte in Nord und Zentralindien eine annahernd dem beschriebenen Idealfall vergleichbare Struktur mit nach den Himmelsrichtungen ausgerichtetem Achsenkreuz und markantem Mittelpunktsbau auf Nahe am Ideal liegt Jaipur Rajasthan Nordwestindien das im 18 Jahrhundert als Planstadt mit einer durchgehenden Ost West Achse einer unvollstandigen Parallelstrasse zwei Nord Sud Achsen schachbrettartigen Nebenstrassen und dem Palast des Maharadschas als zentraler Dominante erbaut wurde Allerdings ist das strenge Prinzip je nach den geografischen Gegebenheiten mehr oder weniger stark aufgeweicht In den meisten Stadten sind die Nebenstrassen der grossen Achsen verwinkelt sie unterliegen keinem strengen Ordnungsprinzip Selbst islamische Grundungen haben einen ahnlichen Aufbau der aber in den Paradiesvorstellungen dieser Religion begrundet liegt So ist das Achsenkreuz dem viergeteilten Paradiesgarten nachempfunden Auch sudindische Tempelstadte sind durch ein Achsenkreuz gekennzeichnet uberdies sind sie annahernd quadratisch Wuchs die Stadt an wurde der ummauerte Stadtkern von einer grosseren Mauer umschlossen Diese folgt in Form und Ausrichtung dem inneren Mauerring wobei Letzterer in der Regel erhalten blieb Uber Jahrhunderte entstanden so mehrere ineinanderliegende Mauerquadrate die einen Anhaltspunkt fur das Alter der Stadtteile bieten vergleichbar den Jahresringen eines Baumes Die Seiten der Quadrate verlaufen idealerweise in Ost West bzw Nord Sud Richtung Im innersten Quadrat erhebt sich der Haupttempel in der Regel das alteste Bauwerk und Ausgangspunkt der Stadtentwicklung Seine Architektur ist ebenfalls nach den Himmelsrichtungen ausgerichtet und wird von rechteckigen Grundstrukturen beherrscht Die Stadtviertel mit kleineren Tempeln ringsumher sind konzentrisch und hierarchisch angeordnet Einige sudindische Stadte wie Tiruvannamalai kommen diesem Idealbild ausserst nahe Auch in kleinraumigen Strukturen lassen sich die Ordnungsprinzipien Quadratur und Orientierung wiedererkennen Die Anordnung der Bestandteile eines Tempels ist ahnlich wie die Anlage einer Stadt in der Vastu Lehre festgelegt Auch traditionelle indische Wohnhauser sind haufig quadratisch oder rechteckig Der Haupteingang weist moglichst nach Osten Die Innenraume sind hierarchisch um einen Hausschrein gruppiert Es besteht allerdings eine betrachtliche regionale Variationsbreite Bauweisen und stoffe Bearbeiten In vedischer Zeit war Holz das bevorzugte Baumaterial Fruhe monolithische Steinbauten etwa die hinduistischen und buddhistischen Hohlentempel und kloster bilden daher in Holzbauweise errichtete grosse Hallen mit einheitlicher Decke nach Ornamente die vermutlich Holzschnitzereien nachempfunden waren wurden in weichen Sandstein eingekerbt Nach dem Ubergang zu freistehenden zusammengesetzten Steinbauten teilweise bis in die fruhe Neuzeit dienten Holzkonstruktionen noch immer vielfach als Vorbilder Immer wieder wurden lange Steinbalken nach Holzbauart verlegt ohne die mangelhaften statischen Eigenschaften auf Grund des Eigengewichtes des schwereren Baustoffs auszugleichen Einsturze und nachtragliche Korrekturen waren daher relativ haufig Dennoch setzte sich der Steinbau dank der Haltbarkeit des Materials durch Fur Trockenmauerwerk das in an Naturstein reichen Regionen wie dem Dekkan und dessen Randgebirgen dominiert wurden Steinblocke so prazise zugehauen dass sie ohne Mortel aufeinandergeschichtet werden konnten und imstande waren schwere Deckenplatten zu tragen Mortel aus Kalk oder Gips nutzte man vor allem im nordlichen und nordwestlichen Teil des Subkontinents in denen Backstein als wichtigstes Baumaterial dient Aber auch in Sudindien bestehen die oberen Stockwerke hoch aufragender Tempelturme aus leichterem Mortelmauerwerk In Bengalen und Sindh kommt bis heute auch Lehm als Baustoff und Bindemittel zum Einsatz In islamischer Zeit sorgten nach persischem Vorbild angefertigte schnell abbindende zementartige Mortelmischungen fur die notige Stabilitat beim Bau grosser Kraggewolbe und kuppeln Deckenkonstruktionen in der indischen Architektur sind keine aufgesetzten Dachstuhle nach europaischem Muster ublich und Aussenmauern wurden zudem mit Mortel abgedichtet um das Durchdringen von Wasser in der regenreichen Monsunzeit zu verhindern Besonders bei Kuppeln verleiht die von aussen aufgebrachte Mortelschicht zusatzliche Festigkeit Die verbreitetsten einheimischen Bautechniken der vorislamischen Zeit waren die Steinschichtung und das Uberkragen Obwohl Gewolbe und Kuppelbau bereits im Altertum bekannt waren fanden sie erst durch islamische Baumeister weitreichende Verbreitung Viele herausragende indo islamische Bauwerke sind Kuppelbauten Der Ubergang von der rechteckigen Grundflache zum Fusskreis der Kuppel wurde in vorislamischer Zeit noch durch Eckplatten und Kragkonstruktionen spater durch Trompen Pendentifs und turkische Dreiecke gelost Gewolbeschlusssteine und amalakas Schlusssteine auf Tempelturmspitzen ubernehmen neben rein statischen Aufgaben fast immer auch symbolische und oder dekorative Funktionen Als Hilfskonstruktionen dienen bei Bauwerken aus Haustein steinerne oder eiserne Klammern und Anker welche die grossen Steinblocke oder ganze Gebaudeteile zusammenhalten Backsteinkonstruktionen werden durch mit Ringankern verbundene Holzbalken haufig aus Teak stabilisiert In viele Gewolbe sind eiserne oder holzerne Zuganker eingelassen um die Schubwirkung des Gewolbes aufzuheben Konstruktive Bauglieder Trager Unterzuge usw liegen haufig unter Putz Ausserlich sichtbare Rippen haben daher meist keine statische Funktion besonders in islamischen Bauwerken sind sie in der Regel reine Schmuckelemente aus Stuck Eine Eigenart der indischen Architektur ist der Brauch einzelne Bauelemente oder sogar grosse Wandflachen vornehmlich bei Sakralbauten mit einem Uberzug aus Metall Glas oder anderen glanzenden Materialien zu versehen Sehr verbreitet ist diese Praxis in Nepal wo die holzernen Bestandteile bedeutender in Fachwerkbauweise errichteter Tempel oft mit Metall uberzogen oder gar vollstandig durch Metall ersetzt sind Das bekannteste Beispiel uberhaupt fur den Einsatz metallischer Baustoffe in der Fassadengestaltung ist der Goldene Tempel in der indischen Stadt Amritsar das hochste Heiligtum der Glaubensgemeinschaft der Sikhs Baumeister und Handwerker Bearbeiten Uber die Architekten bedeutender indischer Baudenkmaler insbesondere von Sakralbauten der einheimischen Religionen ist kaum etwas bekannt Fur Hindus Buddhisten und Jainas steht die religiose Bedeutung eines Heiligtums im Vordergrund hinter welcher Personlichkeit und Leistung seines Erbauers vollig zuruckzustehen haben 4 Aus diesem Grunde sind nur sehr wenige indische Architekten namentlich bekannt Die Aufgabenverteilung beim Bau eines Tempels und die Funktion des Architekten sind dagegen in den Shilpa Shastra mittelalterlichen Abhandlungen zur hinduistischen Baukunst uberliefert Die allgemeine Leitung eines Tempelbauvorhabens als Sthapaka Priesterarchitekt ubernahm stets ein angesehener brahmanischer Gelehrter der umfassende Kenntnisse der heiligen Schriften als auch eine gute Bildung auf dem Gebiet der Kunst und Architektur besitzen musste Die konkrete bauliche Ausfuhrung oblag dem Sthapati dem eigentlichen Architekten der ebenfalls Brahmane war Ihm unterstanden in der Hierarchie in dieser Reihenfolge der Sutragrahin oft sein Sohn als Bauzeichner und Konstrukteur der Takshaka als oberster Steinmetz und Zimmermann sowie der Vardhakin als dessen Assistent Die Handwerker die die Bauarbeiten ausfuhrten waren nach Berufsgruppen in Kasten organisiert Die Zugehorigkeit zu einer bestimmten Kaste und damit zu einer bestimmten Berufsgruppe wurde durch die Geburt bestimmt Erst aus islamischer Zeit sind einige Baumeister aus Gebaudeinschriften und Chroniken namentlich bekannt Islamische Herrscher liessen beruhmte Architekten aus Persien und der Turkei nach Indien kommen um einheimische Handwerker anzuweisen und zu unterrichten unter anderem Mirak Mirza Ghiyas den Erbauer des Grabmals des Mogulherrschers Humayun Muslimische Baumeister mimar vorderasiatischer Herkunft beeinflussten so nachhaltig die Herausbildung hofischer Bauschulen die durch einheimische Handwerkstechniken regionale Auspragungen erfuhren Architektur der vor und fruhgeschichtlichen Zeit BearbeitenIndus Kultur Bearbeiten nbsp Grosses Bad 3 Jahrtausend v Chr in Mohenjo Daro Sindh Pakistan im Hintergrund die Ruine eines buddhistischen Stupas aus nachchristlicher ZeitIm 3 Jahrtausend v Chr losten die Stadte der Indus oder Harappa Kultur die dorflichen Vorgangerkulturen ab Letztere sind seit dem 7 Jahrtausend v Chr belegt unter anderem in Mehrgarh Belutschistan Pakistan durch primitive Kammerbauten aus handgeformten und luftgetrockneten Lehmziegeln Ubergangskulturen wurden in Kot Diji am unteren Indus und in Kalibangan in Rajasthan entdeckt In beiden Siedlungen liegen Lehmziegelstrukturen innerhalb eines massiven Walles Nach vorubergehender Aufgabe wurden die Orte von grosseren stadtischen Siedlungen uberlagert Die eigentliche Indus Hochkultur etwa 2600 bis 1800 v Chr umfasste mehrere hundert Stadte nicht nur am Unterlauf des Indus sondern auch im heute zwischen Pakistan und Indien geteilten Funfstromland Punjab in Sudbelutschistan sowie in den indischen Bundesstaaten Haryana Gujarat Rajasthan Kalibangan im aussersten Norden und Uttar Pradesh Alamgirpur im aussersten Westen Die grossten Zentren waren Harappa im Punjab und Mohenjo Daro im Sindh Eine der bedeutendsten Stadte ausserhalb der Industiefebene war Lothal in Gujarat Fast alle grosseren Siedlungen haben einen ahnlichen streng geometrischen stadtebaulichen Aufbau Eine zitadellenartige Oberstadt im Westen uberragt die raumlich getrennte annahernd parallelogrammformige rechteckige oder quadratische Unter bzw Wohnstadt im Osten Monumentalbauten sakraler kultischer oder profaner Natur waren der Indus Kultur offenbar unbekannt In Mohenjo Daro sind verschiedene Grossbauwerke anhand archaologischer Erkenntnisse als Priesterkolleg Grosses Bad und Kornspeicher ausgelegt worden endgultige Belege fur den tatsachlichen Zweck der Gebaude stehen aber angesichts der noch immer unentschlusselten Schrift der Indus Kultur aus Vedische Zeit Bearbeiten Aus bislang ungeklarten Grunden erlosch die Indus Kultur um 1800 v Chr Mit ihrem Erloschen fand auch die Lehmbautradition vorlaufig ein Ende obwohl einzelne harappanische Siedlungen noch bis ins 17 vorchristliche Jahrhundert bewohnt waren Die dorflichen Kulturen der darauffolgenden Jahrhunderte sind nur durch Keramiken und Gebrauchsgegenstande belegt bauliche Reste haben nicht uberdauert Die Wohnbauten der Indoarier bestanden aus verganglichen Materialien wie Holz Bambus oder Stroh in spaterer Zeit auch aus Lehm Eine Stadtkultur konnte sich erst wieder in der spatvedischen Phase im 7 oder 6 Jahrhundert v Chr in der Ebene des Ganges und der Yamuna etablieren Fruhe Stadte wie Kaushambi nahe Prayagraj und Rajagriha in Bihar waren von Wallen umgeben Der Bruchsteinwall von Rajagriha aus dem 6 Jahrhundert v Chr ist der fruheste erhaltene Natursteinbau Indiens 5 Hausanlagen aus der Grundungszeit dieser Stadte sind dagegen nicht erhalten Buddhistische Architektur Bearbeiten nbsp Ruinen der vom 5 bis 12 Jahrhundert bestehenden buddhistischen Klosteruniversitat von Nalanda Bihar Nordostindien Im Hintergrund der Grosse Stupa Sariputta Stupa rechts ein Eckturm mit Skulpturen des Buddha und der Bodhisattvas im Vordergrund kleinere VotivstupasDer Beginn der indischen Monumentalbaukunst fallt in die Zeit Ashokas reg 268 bis 232 v Chr Herrscher des Maurya Reiches des fruhesten Grossreiches der indischen Geschichte der den im 6 Jahrhundert v Chr als Reformbewegung aus dem autoritareren Brahmanismus hervorgegangenen Buddhismus angenommen und dessen Verbreitung gefordert hatte Vor diesem Hintergrund entstand erstmals eine buddhistische Sakralarchitektur ebenso wie eine von der buddhistischen Ikonografie beeinflusste Profanbaukunst Der buddhistische Sakralbau dient nicht der Anbetung von Gottheiten sondern soll entweder in Form eines Kultbaus kosmologische Vorstellungen versinnbildlichen oder in Form eines Klosters Anhanger des Buddhismus auf dem Achtfachen Pfad zur Uberwindung des Leidens beherbergen Zentren der buddhistischen Architektur waren neben dem Maurya Reich 4 bis 2 Jahrhundert v Chr dessen Nachfolgereich unter der Shunga Dynastie 2 und 1 Jahrhundert v Chr der westliche Dekkan auf dem Gebiet des heutigen Maharashtra sowie der Nordwesten des Subkontinents mit der historischen Region Gandhara und dem Reich Kuschana 3 Jahrhundert v Chr bis 3 Jahrhundert n Chr wo der Buddhismus eine enge Symbiose mit der seit Alexander dem Grossen verbreiteten Kultur der hellenistischen Welt einging Graeco Buddhismus Nach hellenistischem Muster entstand etwa im 1 Jahrhundert v Chr die Siedlung Sirkap im Gebiet von Taxila Gandhara heutiges Nordwestpakistan mit Hauptstrasse rechtwinklig abgehenden Nebenstrassen und Hauserblocken im Rechteckraster Die Hauptstadt der Maurya Pataliputra Bihar Nordostindien soll nach der Beschreibung des Megasthenes eine der grossten Stadte der damaligen Zeit gewesen sein Da Pataliputra heute grosstenteils unter der Stadt Patna liegt konnte bisher nur ein kleiner Teil der antiken Stadt freigelegt werden darunter Uberreste eines Palisadenzaunes Die Reste einer grossen auf monolithischen Sandsteinsaulen ruhenden Halle deren Zweck unbekannt ist stellen den herausragendsten Fund dar Nach dem Untergang Kushanas teilweise auch schon vorher befand sich der Buddhismus mit Ausnahme Sri Lankas uberall in Sudasien wenngleich mit regional betrachtlichen zeitlichen Unterschieden auf dem Ruckzug gegenuber dem wiedererstarkenden Hinduismus Damit einher ging eine Verminderung der buddhistischen Bautatigkeit die nach dem Vordringen des Islam endgultig zum Erliegen kam Eine Fortsetzung und Weiterentwicklung erfuhr die buddhistische Bautradition ausserhalb Indiens insbesondere in Sudost und Ostasien sowie im tibetischen Kulturraum Beginn der Monumentalbaukunst Bearbeiten Die Ursprunge der im 3 vorchristlichen Jahrhundert einsetzenden indischen Monumentalbaukunst sind nicht eindeutig geklart werden aber von vielen Wissenschaftlern u a Mortimer Wheeler auf persische Einflusse zuruckgefuhrt wahrend der indische Archaologe und Kunsthistoriker Swaraj Prakash Gupta eine Eigenentwicklung aus Holzschnitzformen des Gangestals sieht Den Befurwortern der persischen Theorie zufolge konnten persische Steinmetze nach der Zerstorung des Achamenidenreiches durch Alexander den Grossen 330 v Chr die Kunst der Steinbearbeitung und polierung nach Indien gebracht haben 6 Fur diese These spricht unter anderem die Gestaltung von Figurenreliefs 7 Andererseits lassen sich die buddhistischen Stupas als fruheste Vertreter der Sakralarchitektur ebenso wie fruhe Tempel und Klosteranlagen aus indischen Vorbildern herleiten wobei tatsachlich viele Gestaltungsprinzipien aus der Holzbaukunst ubernommen wurden Unbestritten ist dass die Achameniden bereits im 6 und 5 Jahrhundert v Chr auf den Nordwesten des indischen Subkontinents expandierten Aus dieser Zeit stammen zahlreiche Stadtbefestigungsanlagen Walle Graben in Nordindien Eine zweite Welle der Errichtung solcher Anlagen fand zur Zeit der hellenistischen Einfalle der Graeco Baktrier im 2 vorchristlichen Jahrhundert statt Der Stupa als fruhester buddhistischer Kultbau Bearbeiten nbsp Entwicklung des indischen Stupa am Beispiel des Grossen Stupa von Butkara Swat Tal Nordpakistan 3 Jahrhundert v Chr bis 2 Jahrhundert n Chr nbsp Grosser Stupa von Sanchi Madhya Pradesh Zentralindien ursprunglich im 3 Jahrhundert v Chr erbaut Mitte des 2 Jhs v Chr fast vollstandig neu errichtet und spater erganzt nbsp Der Dhamek Stupa 4 5 Jahrhundert n Chr in Sarnath Uttar Pradesh Nordindien gehort mit seinem turmartig zylindrisch gestreckten Baukorper dem spaten Typus des indischen Stupa an Zur Maurya Zeit entstand mit dem Stupa die fruheste bekannte Form der buddhistischen Sakralarchitektur Der Stupa ging aus alteren aus Erde aufgeschutteten Grabhugeln hervor Fruhe Stupas bestanden aus einem abgeflachten aus Ziegeln gemauerten und oft mit Bruchstein oder Erde aufgefullten Halbkugelbau Anda wortlich Ei in den eine Kammer Harmika fur die Aufbewahrung von Reliquien eingelassen ist und waren von einem Holzzaun umringt Neben der Reliquienaufbewahrung sollten Stupas oft auch an bedeutende Ereignisse der Geschichte des Buddhismus erinnern Die meisten wahrend der Maurya Zeit im 3 und 2 Jahrhundert v Chr erbauten Stupas in Nordindien und Nepal wurden unter der im 2 und 1 vorchristlichen Jahrhundert herrschenden Shunga Dynastie ubermauert so die altesten der hervorragend erhaltenen Stupas von Sanchi Madhya Pradesh Zentralindien Unter den Stupas von Sanchi ragt der Mitte des 2 Jahrhunderts v Chr erneuerte im Kern aber noch aus der Epoche der Maurya stammende Grosse Stupa heraus der zu den bedeutendsten Baudenkmalern des indischen Altertums zahlt Er weist alle Elemente auf die auch fur die spateren Stupas charakteristisch sind Das Anda ruht auf einem terrassenartigen kreisrunden Unterbau Medhi der uber Freitreppen zuganglich ist Die Harmika ist nicht mehr in das Anda eingelassen sondern steht innerhalb einer quadratischen Steinbalustrade obenauf Den Abschluss bildet ein Steinmast Yasti der sich aus den mittig aufgesetzten Holzstaben der fruheren Grabhugel ableitet mit dreifacher schirmformiger Bekronung Chattra Plural Chattravali Das Bauwerk als Ganzes symbolisiert nach buddhistischer Vorstellung den Kosmos wobei das Anda fur das Himmelsgewolbe und die Yasti fur die Achse der Welt stehen Umgeben ist der Baukomplex von einem Wandelpfad Pradakshinapatha und Steinzaun Vedika die vier darin eingelassenen Steintore Torana mit reichem Figurenschmuck wurden aber erst im 1 Jahrhundert v Chr oder spater erganzt Ebenfalls aus der Shunga Zeit stammt der Stupa von Bharhut in Madhya Pradesh Die etwa auf dem Gebiet des heutigen Andhra Pradesh herrschenden Shatavahana erbauten zwischen dem 2 Jahrhundert v Chr und dem 2 Jahrhundert n Chr Stupas mit bilderreichen Friesen unter anderem in Ghantasala Bhattiprolu und Amaravati Auch im Nordwesten bluhte die Stupa Architektur eines der fruhesten Beispiele ist der Dharmarajika Stupa in Taxila in der Region Gandhara Nordpakistan der den Stupas der Maurya und Shunga ahnelt In Gandhara entwickelte sich auch ein neuer Typus des Stupa Etwa ab dem 2 oder 3 Jahrhundert n Chr loste im Kuschana Reich ein quadratischer Sockel die runde Medhi ab wahrend die vorher abgeflachte Halbkugelform des eigentlichen Stupa nun zylindrisch gestreckt wurde Stellvertretend fur diesen neuen Typus steht der Stupa von Sirkap nahe Taxila Die gestreckten Stupas fanden durch die Ausdehnung Kushanas weite Verbreitung in Nordindien Bei besonders grossen Stupas ist die Medhi schmaler hoher und durch Gesimse vom Uberbau abgegrenzt sodass der Stupa wie ein Stockwerkbau erscheint Stupas aus der Spatzeit des Buddhismus in Nordindien ragen turmhoch auf und das Anda bildet nurmehr deren oberen Abschluss Ein Beispiel ist der unvollstandige zylindrisch gestreckte Dhamek Stupa von Sarnath Uttar Pradesh Nordindien aus dem 4 oder 5 Jahrhundert In Sri Lanka das im Gegensatz zum rehinduisierten spater teils islamisierten Indien bis heute buddhistisch gepragt ist entwickelte sich ab dem 3 Jahrhundert v Chr eine besondere Spielart des Stupa die als Dagoba bekannt ist Die altesten Dagobas sind entweder als Ruinen erhalten oder wurden spater uberbaut Charakteristisch sind der meist runde Stufensockel das halbkugel oder glockenformige Anda die darauf sitzende quadratische Harmika und die konische aus sich verjungenden Ringen zusammengesetzte Spitze Auch in anderen Teilen Asiens in denen der Buddhismus zum Teil bis heute Fuss fasste wurde die Bautradition des Stupa fortgefuhrt und weiterentwickelt Neue Bauformen gingen daraus hervor so in Tibet der Chorten in China und Japan die Pagode sowie uber den Zwischenschritt der Dagoba die thailandische Chedi Weitere Varianten sind in Sudostasien verbreitet Buddhistische Hohlentempel und kloster Bearbeiten nbsp Chaitya Langhalle 7 Jahrhundert in Hohle Nr 10 in Ellora Maharashtra Zentralindien mit charakteristischem eine holzerne Dachkonstruktion imitierenden Tonnengewolbe sowie einem Saulengang und Stupa mit vorgesetzter Buddhafigur in der ApsisDie Hohlen in den Barabar Bergen Bihars aus dem 3 Jahrhundert v Chr also der Epoche der Maurya stellen den Anfangspunkt der monolithischen Hohlentempelarchitektur dar die in spateren Jahrhunderten zu einem wichtigen Charakteristikum der gesamtindischen Baukunst reifte Obwohl die Barabar Hohlen der Ajivika Sekte einer nichtbuddhistischen Gemeinschaft als Kultort dienten greifen sie einige Merkmale spaterer buddhistischer Hohlentempel voraus Die Lomas Rishi Hohle besteht aus einer langlichen Halle an die sich eine kreisrunde Kammer die als Kultraum diente anschliesst Beide Raumformen verschmolzen spater im buddhistischen Sakralbau zur Gebetshalle Chaityagriha Chaitya Halle Unter den Barabar Hohlen ist nur der Eingang der Lomas Rishi Hohle mit einem an holzerne Vorbilder angelehnten Elefantenrelief ausgeschmuckt Ins 2 oder 1 Jahrhundert v Chr werden die altesten Teile der Klosteranlage von Bhaja datiert die stilistisch am Beginn der buddhistischen Hohlentempel steht Bhaja befindet sich auf dem westlichen Dekkan wo sich die Hauptentwicklung der Hohlentempel vollzog Hier sind rechteckige Halle und kreisformige Kammer bereits zur apsidialen Chaitya Langhalle mit Tonnengewolbe verschmolzen Eine Saulenreihe unterteilt die Halle in drei Schiffe In der Apsis erhebt sich ein kleiner Stupa der ebenso wie alle anderen Bauelemente aus dem Felsen herausgehauen ist Beiderseits des hufeisenformigen Einganges zur Chaitya Halle liegen jeweils um einen grosseren Mittelraum gruppiert mehrere schlichte rechteckige Zellen die in ihrer Gesamtheit ein Monchskloster Vihara bilden Der beschriebene Aufbau stellt das Grundkonzept buddhistischer Hohlenkloster in Indien dar spatere Anlagen unterscheiden sich bis auf wenige Ausnahmen nur durch ihre Grosse Komplexitat und individuelle kunstlerische Ausgestaltung Augenfallig ahmt die Architektur der Hohlenkloster immer wieder die zeitgenossische Holzbauweise nach denn die Saulen der Chaitya Hallen und die Rippen der Deckengewolbe sind in Hohlen ohne jede statische Funktion 8 Auch die Aussenfassaden imitieren oft holzerne Vorbilder die nicht erhalten sind Die Hohlen von Karla aus dem 1 bis 2 Jahrhundert n Chr ahneln in der Anlage dem unweit gelegenen Klosterkomplex von Bhaja Einen besonderen Stellenwert nimmt Karla durch seinen reichen Bilderschmuck ein der im Gegensatz zum eher sparsamen Dekor Bhajas steht Sind die Saulen in Bhaja noch ungegliedert und ganzlich schmucklos zieren die Kapitelle der fein gegliederten Saulen in Karla kunstvoll ausgearbeitete Figuren von Liebesparchen Mithuna Vervollkommnung erreicht die plastische Ausschmuckung in der vier Chaitya Hallen und mehr als 20 Vihara Hohlen umfassenden Anlage von Ajanta die uber einen langen Zeitraum etwa vom 2 Jahrhundert v Chr bis zum 7 Jahrhundert n Chr entstand Neben uppigem Relief und Ornamentschmuck an Portalen Saulen und Pilastern ist Ajanta fur seine Wandmalereien beruhmt Wahrend der Buddha in den alteren Anlagen nur in symbolischer Form durch Stupas verehrt wird finden sich in den jungeren Hohlen zahlreiche figurliche Darstellungen In Ellora ist nur der alteste Teil etwa 6 bis 8 Jahrhundert buddhistisch daneben existieren je eine hinduistische und jainistische Hohlengruppe Siehe auch Buddhistische Hohlentempel in Indien Freistehende Tempel und Klosteranlagen Bearbeiten nbsp Der Mahabodhi Tempel 6 Jahrhundert n Chr spater mehrfach verandert in Bodhgaya Bihar Nordostindien ist einer der altesten freistehenden Turmbauten der indischen Sakralarchitektur Er ist durch einen hohen Mittelturm und vier kleinere Eckturme gekennzeichnet Angesichts der hohen Meisterschaft der monolithischen Felsenkloster und tempel und der offensichtlichen Anleihen bei der Holzkunst ist davon auszugehen dass die freistehende Sakralarchitektur in der fruhbuddhistischen Phase in Holz ausgefuhrt wurde aber auf Grund der Verganglichkeit des Materials nicht erhalten ist Uberreste freistehender Steinbaukunst der spatbuddhistischen Zeit finden sich nur vereinzelt In Gandhara im Nordwesten des indischen Subkontinents entstanden seit dem 2 Jahrhundert n Chr freistehende Viharas die wie die Hohlen Viharas aus um einen in der Regel rechteckigen Hof gruppierten Monchskammern bestanden Sie waren meist Bestandteil grosserer baulicher Anlagen mit Tempeln Stupas und Wirtschaftsgebauden die heute nur noch als Ruinen erhalten sind Eine der grossten Klosteranlagen dieser Art war Takht i Bahi im heutigen Pakistan Vergleichsweise gut erhalten sind die Reste der im 5 Jahrhundert von den Gupta gegrundeten spater von Harsha und den Pala geforderten und im 12 Jahrhundert von muslimischen Eroberern zerstorten Klosteruniversitat Mahavihara in Nalanda Bihar Nordostindien Der Hauptbau ist der uber mehreren Vorgangern aus Ziegeln errichtete Grosse Stupa Sariputta Stupa der von Stufen Terrassen und Votivstupas sowie Eckturmen mit Skulpturen des Buddha und der Bodhisattvas umgeben ist Von den Chaityas und Viharas sind kaum mehr als die Grundmauern erhalten anhand derer aber eindeutig zu erkennen ist dass die Viharas um grosse Hofe ahnlich wie die Hohlen Viharas um Mittelraume angeordnet waren Bedeutsam sind die zum Teil noch vollstandig erhaltenen turmartigen Hochtempel Nalandas deren Cella im obersten Stockwerk liegt Aus der Gupta Zeit ca 400 stammt auch der freistehende Tempel Nr 17 von Sanchi der eine verlorengegangene Buddha Statue beherbergte Das bedeutendste freistehende buddhistische Bauwerk Indiens ist der Mahabodhi Tempel in Bodhgaya Bihar Nordostindien dem Ort an dem Siddhartha Gautama die Erleuchtung erlangte Der Ziegeltempel entstand im 6 Jahrhundert parallel zur Fruhform des Hindu Tempels im Guptareich wurde aber im 12 und 13 Jahrhundert von birmanischen Baumeistern verandert Seine Grundform mit einem auf einer Plattform pyramidenformig aufragenden Mittelturm und jeweils einer verkleinerten Nachbildung desselben an den vier Eckpunkten der Plattform gleicht dem Konzept mittelalterlicher hinduistischer Tempel im Nagara Stil Siehe auch Buddhistischer Tempel Der Stambha Bearbeiten Freistehende monolithische Saulen Stambhas aus der Zeit Ashokas die noch vollstandig erhalten sind wurden an mehreren Orten Nordindiens an altertumlichen Handelsstrassen und Kultplatzen entdeckt Sie enthalten historisch uberaus bedeutsame Inschriften Saulen Edikte Die glockenformigen Kapitelle zieren Plastiken von einzelnen oder zu Gruppen zusammengefassten Wachtertieren die Ahnlichkeiten zu achamenidischen Motiven aufweisen Waren die altesten Kapitelle noch eher gedrungen haben die spateren Stambhas gestreckte Kapitelle deren Abakus Darstellungen von Tieren und Pflanzen schmucken Am bekanntesten ist das Kapitell des Stambha von Sarnath Uttar Pradesh Nordindien mit vier in die Himmelsrichtungen blickenden Lowen und dem buddhistischen Symbol des Dharmachakra Rad der Lehre Es diente dem Staatswappen der Republik Indien als Vorbild Die Idee einer Kultsaule hat Vorbilder bei den altesten Tempeln Vorderasiens die indischen Stambhas lassen sich als Entwicklung innerhalb der Region aus der vedischen Ritualsaule dem runden Masten fur Tieropfer Yupa herleiten Frei im Gelande aufgestellte buddhistische Stambhas dienten der Verkundung der Lehre und als abbildloses Symbol zur Verehrung Buddhas Bei fruhen Stupas auf rundem Sockel wie in Sanchi waren Stambhas neben den Bauwerken auf ebener Erde aufgestellt Mit der Entwicklung quadratischer Sockelzonen wurden die Saulen vor allem im Nordwesten Indiens an den Ecken auf diesen Plattformen errichtet Zu sehen ist dies noch auf Stupa Abbildungen an Basreliefs aus Mathura und Taxila Sirkap In der Nahe von Stupas aus dem 1 Jahrhundert n Chr in Mingora Swat Tal in Nordwestpakistan wurden Steinsaulen ausgegraben die einst mit Stuck uberzogen und reich verziert waren Die grosste und bekannteste Saule aus der Kushana Zeit war der rund 28 Meter hohe Minar i Chakri sudlich von Kabul in Afghanistan Stambhas bei Chaityas buddhistischen Hohlentempeln sind vor dem grossten Hohlentempel Indiens in Karli westlich von Pune erhalten es ist ein Pfeiler mit Lowenkapitell ahnlich der Ashoka Saule aus dem 2 Jahrhundert n Chr und aus derselben Zeit beidseits vor dem Eingang zur Hohle Nr 3 in Kanheri im Hinterland von Mumbai Freistehende buddhistische Stambhas wurden spater nicht mehr gebaut ihre mythologische Bedeutung als Weltachse ging in den auf dem Stupa errichteten zentralen Mast Yasti uber der die Ehrenschirme Chattravali tragt Dafur wurde diese Symbolik von Jainas adoptiert deren mittelalterliche Tempel einen davor platzierten Manas Stambha haben Spektakular wegen ihres Materials ist die in Delhi aufgestellte Eiserne Saule aus der Gupta Zeit um 400 In hinduistischen Tempelanlagen sorgt die in der Hauptachse der Tempelgebaude aufgestellte Saule fur die kosmogonische Ordnung Hinduistische Tempelarchitektur BearbeitenDie vedische Religion Brahmanismus als Vorlaufer des Hinduismus verlor etwa ab dem 5 Jahrhundert v Chr ihre beherrschende Stellung auf dem indischen Subkontinent an den Buddhismus Parallel zum Buddhismus entstanden die Religion des Jainismus sowie verschiedene gegen den autoritaren Brahmanismus gerichtete asketische Reformbewegungen die zur Herausbildung des Hinduismus in seiner heutigen Form fuhrten Nach dem Untergang des Maurya Reiches im 2 Jahrhundert v Chr wandten sich viele Herrscherdynastien darunter die Shunga Shatavahana und besonders die Gupta wieder verstarkt dem Hinduismus zu und verhalfen diesem zu einer Renaissance Der hinduistische Tempel Mandir ist trotz der grossen Zahl an Gottheiten immer einer einzelnen Gottheit geweiht was jedoch keineswegs ausschliesst dass sich ausserhalb des eigentlichen Heiligtums kleinere Schreine zu Ehren untergeordneter Gotter befinden Das Kultbild der Gottheit wird in einer kleinen Kammer dem Allerheiligsten Garbhagriha Mutterschosskammer annahernd vergleichbar der Cella antiker griechischer und romischer Tempel aufbewahrt und verehrt Wie der buddhistische Stupa wird auch die Garbhagriha als Verkorperung des Himmlischen angesehen Den Himmel versinnbildlicht in der hinduistischen Kosmologie das Quadrat weshalb die Garbhagriha stets auf quadratischem Grundriss angelegt ist Vermutlich bestand im Altertum eine reiche Tradition Hindu Tempel aus Holz zu errichten doch abgesehen von vereinzelten Uberresten hinduistischer Heiligtumer aus dem 3 Jahrhundert im sudindischen Andhra Pradesh vollzog erst die Dynastie der Gupta um die Mitte des 5 Jahrhunderts den Ubergang zum Hindu Tempel aus Stein vgl Gupta Tempel 9 Damit legte sie die Grundlage fur den immensen Formenreichtum der hinduistischen Tempelarchitektur des Mittelalters Etwa seit dem 8 Jahrhundert sind die drei wesentlichen Regionalstile unterscheidbar die in den Shilpa Shastra mittelalterlichen Lehrtexten zur Kunst und Architektur beschrieben werden der Nagara Stil in Nord und Ostindien der Dravida Stil im Suden und der Vesara Stil als Mischform der vorgenannten auf dem westlichen Dekkan Die Shilpa Shastra greifen auch ein Mandala der Vastu als Grundplan fur den Tempelbau auf das Vastu Purusha Mandala in das der Korper des Purusha als Personifizierung der Raumordnung mit angewinkelten Armen und Beinen eingesetzt ist Tatsachlich haben die strengen Formschemata der Shilpa Shastra nur teilweise Anwendung auf die Praxis gefunden 10 Enge Handelskontakte zwischen Indien und Sudostasien ermoglichten schon in fruher nachchristlicher Zeit die Verbreitung hinduistischer Glaubensvorstellungen einschliesslich der Hindu Kosmologie und Symbolik nach Hinterindien und auf den Malaiischen Archipel Hinduistische Tempelformen wurden dort auch von der buddhistischen Architektur ubernommen Im Funan Reich auf dem Gebiet des heutigen Kambodscha und im Champa Reich im sudlichen Vietnam entstand im fruhen 7 Jahrhundert die Bauform des Prasat Diese Turmheiligtumer lehnten sich zunachst noch eng an sudindische Vorbilder an nahmen aber im Khmer Reich ab dem 9 Jahrhundert eine zunehmend eigenstandige Entwicklung Vom Prasat der Khmer leitet sich der thailandische Prang ab Auf Java setzte der Bau hinduistischer Heiligtumer dort als Chandi bezeichnet um die Mitte des 8 Jahrhunderts ein ebenfalls unter sudindischem Einfluss Die Entwicklung der Tempelarchitektur der Pyu und der nachfolgenden Kulturen Myanmars unterlag dagegen Einflussen aus dem ostindischen Odisha Fruhe Tempelformen im Gupta und Chalukya Reich Bearbeiten Hauptartikel Gupta Tempel nbsp Als eines der fruhesten Beispiele fur den Chalukya Tempel gilt der Lad Khan Tempel Mitte 5 Jahrhundert in Aihole Karnataka Mittelindien Er besteht aus einer kleinen Vorhalle und einer grosseren Versammlungshalle in die das Allerheiligste eingelassen ist Die flach gedeckten Dacher sind noch ohne echten Turmaufbau nbsp Der Durga Tempel 7 oder 8 Jahrhundert in Aihole erinnert durch seine apsidiale Form noch an die buddhistischen Chaitya Hallen Sein Turm bildet bereits die krummlinige Form des Shikhara des spateren nordindischen Nagara Stils vor Die alteste bekannte Form des freistehenden Hindu Tempels besteht lediglich aus einem wurfelformigen fensterlosen flach gedeckten Garbhagriha dessen Eingang eine kleine Saulenveranda Urform der spateren Tempelhalle Mandapa als Witterungsschutz vorgebaut ist so der Tempel Nr 17 in Sanchi und der Narasimha Tempel in Tigawa beide Madhya Pradesh Zentralindien aus dem 5 Jahrhundert Stilistisch lehnen sich die Tempel dieses Typs an die altere Hohlenarchitektur an sie wurden offenbar auch nur an fur die Schaffung monolithischer Felsheiligtumer ungeeigneten Stellen errichtet 11 Im 6 Jahrhundert bildete sich ein fur die weitere Entwicklung uberaus bedeutsames Charakteristikum heraus Durch Erweiterung der Garbhagriha in der Senkrechten sollte diese und damit auch das zentrale Kultbild starker betont werden Die Tendenz zur Vertikalisierung ausserte sich in der Errichtung der Garbhagriha auf einem erhohten Sockel und schliesslich in der Bekronung des zentralen Heiligtums durch einen stufenformig aufragenden Turm Beide Merkmale vereint der um das Jahr 500 zu Ehren Vishnus auf kreuzformigem Grundriss erbaute Dashavatara Tempel von Deogarh im nordindischen Uttar Pradesh der als Hohepunkt der Entwicklung des Hindu Tempels im Guptareich gilt wenngleich der Turm heute schwer beschadigt ist und die vier Saulenveranden die den Eingang des Garbhagriha und die Reliefnischen in den drei anderen Aussenwanden uberdachten gar nicht mehr erhalten sind Den quadratischen Sockel des Tempels machen von allen vier Seiten herauffuhrende Treppen zuganglich Parallel zur nordindischen Entwicklung zeichneten sich im Reich der fruhen Chalukya auf dem westlichen Dekkan richtungweise Tendenzen fur die mittelalterlichen Tempelstile ab Als neues Element trat die Saulenhalle Mandapa zum kubischen Garbhagriha hinzu und verschmolz mit diesem zu einer Einheit Der um die Mitte des 5 Jahrhunderts erbaute Lad Khan Tempel in der Chalukya Hauptstadt Aihole Karnataka Sudwestindien ist das erste Beispiel dieses neuen Typs Das Garbhagriha lehnt hier an der Ruckwand der fast quadratischen Versammlungshalle Sabhamandapa der eine kleinere Vorhalle Mukhamandapa vorgesetzt ist Mit Bildhauerarbeiten versehene Pfeiler stutzen die beiden Mandapas deren flache Dacher zur Seite hin leicht geneigt sind Flachdach und die Einheit von Garbhagriha und Versammlungshalle wobei Ersteres entweder im hinteren Teil der Halle oder mittig steht charakterisieren die erste Generation der Chalukya Tempel Der Durga Tempel in Aihole aus dem spaten 7 oder fruhen 8 Jahrhundert weist einen verandaartigen Gang Pradakshinapatha zur Umwandlung der Garbhagriha sowie einen apsidialen Grundriss auf ein Anklang an die buddhistische Chaitya Halle Apsidialform und Veranda fanden keine Fortsetzung ausserst bedeutsam ist jedoch der Turmaufbau der die jungeren Chalukya Tempel des 7 und 8 Jahrhunderts kennzeichnet Seine krummlinige Kontur nimmt den bienenkorbformigen Tempelturm Shikhara des nordindischen Nagara Stils voraus ohne dass die Chalukya Tempel selbst bereits der Nagara Bauart zuzuordnen waren In ahnlicher Form tritt der Tempelturm schon vorher unter anderem beim Huchchimalligudi Tempel auf Am Chakragudi Tempel aus dem 8 Jahrhundert haben sich auch der scheibenformige gerippte Schlussstein amalaka und die vasenartige Spitze kalasha erhalten auch sie pragen spater den Nagara Tempel Gleichzeitig beginnt die Auspragung eines pyramidal gestuften Tempelturms Vimana im fruhen Dravida Stil der aber wohl auf die Beeinflussung der Chalukya durch die sudliche Pallava Dynastie zuruckzufuhren ist 12 Exemplarisch hierfur seien der fruhe Malegitti Shivalaya Tempel aus der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts und der reifere Virupaksha Tempel aus der Mitte des 8 Jahrhunderts in Pattadakal Karnataka Sudwestindien genannt Dravida Stil Bearbeiten nbsp Urtypus des als quadratische Stufenpyramide ausgefuhrten sudindischen Vimana ist der monolithische Dharmaraja Ratha erste Halfte 7 Jahrhundert in Mamallapuram Tamil Nadu Sudindien nbsp Gipfel der Vimana Baukunst der Brihadeshvara Tempel vollendet 1010 in Thanjavur Tamil Nadu nbsp Im spaten Dravida Stil lost der mit uppigem Figurenschmuck verzierte und bunt bemalte rechteckige Gopuram Torturm wie hier am Minakshi Tempel 16 17 Jahrhundert in Madurai Tamil Nadu den Vimana als Kennzeichen ab Als erster der mittelalterlichen hinduistischen Tempelstile Indiens trat der sudindische Dravida Stil in Erscheinung Ausgangspunkt waren die in der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts aus Granitfelsen gehauenen Monolithtempel der Pallava Dynastie in Mamallapuram Tamil Nadu Sudindien Von besonderer architektonischer Bedeutung ist die Gruppe der Pancha Ratha funf Rathas als Ratha wird ein hinduistischer Tempel bezeichnet der einen Prozessionswagen nachbildet in denen mit verschiedenen Bauformen experimentiert wurde Wahrend die Versuche Holzschreine mit uberstehenden Strohdachern und Tempel mit apsisformigem Tonnendach nach dem Vorbild der buddhistischen Chaitya Halle in die Steinbauweise zu ubertragen aus konstruktiven oder religiosen Grunden in spaterer Zeit nicht fortgesetzt wurden gibt der Dharmaraja Ratha einige der Grundmerkmale des Dravida Tempels vor Er besteht aus einem uber dem nach wie vor unscheinbaren Garbhagriha auf quadratischem Grundriss errichteten pyramidenformigen abgestuften Turm mit halbkugeligem Abschluss Stupika Dieser als Vimana bezeichnete Tempeltypus symbolisiert den Weltenberg Meru auf dem nach hinduistischer Mythologie die Gotter zu Hause sind Dementsprechend wird auch der Vimana von einer Vielzahl von Gotterfiguren bevolkert zudem zieren ihn symmetrisch angeordnete Miniaturschreine Eine zweite grundsatzliche Bauform des Dravida Stils deutet sich im Bhima Ratha an Sein Tonnendach auf gestrecktem Rechteckgrundriss wird spater zum Bestandteil des monumentalen Torturmes Gopuram der den Eingang zum sudindischen Tempelbezirk kennzeichnet Der Bhima Ratha leitet sich ebenso wie das Sabhamandapa der fruhen Chalukya Architektur aus der Versammlungshalle ab steht aber im Gegensatz zu diesem raumlich getrennt vom eigentlichen Tempel Charakteristisch fur spatere Bauten sind die Saulen auf denen das Tonnengewolbe ruht wenngleich ihnen im Monolithbau noch keinerlei tragende Funktion zukommt Im spaten 7 Jahrhundert wurden die in Monolithbauweise erprobten Formen auf den strukturierten Freibau ubertragen so auf den Kailasanatha Tempel von Kanchipuram Tamil Nadu dessen obere Geschosse zur Entlastung der unteren aus leichterem Stein erbaut sind als die Fundamente eine Technik die in der Dravida Baukunst immer wieder zum Einsatz kam Um den stufenpyramidenformigen quadratischen Vimana mit halbkugeligem haubenartigem Schlussstein und aufgesetzter Spitze sowie das ursprunglich freistehende spater durch eine zusatzliche Halle verbundene Mandapa zieht sich nun eine Umfassungsmauer die im Osten durch ein Tor durchbrochen wird Uber dem Tor erhebt sich ein kleiner ebenfalls stufenformig getreppter Turm auf rechteckigem Grundriss mit quergelagertem Tonnendach Die Giebel an den Stirnseiten des Tonnendaches enthalten bogenformige Nischen Kudu die wie die Stockwerke Tala des Turmes bildhauerisch ausgestaltet sind Der beschriebene Torturm stellt den Prototyp des Gopuram dar Auch unter den ab dem 9 Jahrhundert in Sudindien herrschenden Chola blieben die Grundkonzepte Vimana und Gopuram zunachst nahezu unverandert erhalten wahrend sich Grosse und Ausschmuckung der Vimanas allmahlich ins Monumentale steigerten Als Hohepunkt dieser Entwicklung gilt der Brihadishvara Tempel in Thanjavur aus dem fruhen 11 Jahrhundert mit zweigeschossigem Garbhagriha und 14 geschossigem Turmdach Ebenfalls unter den Chola begannen sich durch immer neue und grossere Stiftungen ganze Tempelstadte mit zum Teil gewaltigen Ausmassen zu entwickeln Die eigentlichen Tempel wurden durch zahlreiche Nebengebaude wie Schreine fur untergeordnete Gottheiten Wohnstatten der Priester Versammlungshallen Tempelschulen Rasthauser fur Pilger und Basare erganzt 13 Immer grossere Umfassungsmauern die konzentrisch um das zentrale Heiligtum liegen mussten die wachsenden Tempelkomplexe schutzen Herausragende Beispiele sind die Stadte Chidambaram Madurai Srirangam und Tiruvannamalai alle in Tamil Nadu Insgesamt existieren allein in Tamil Nadu mehr als 70 solcher Tempelstadte 14 einige wenige gibt es daruber hinaus im sudlichen Andhra Pradesh und in Kerala Einhergehend mit dem Wachstum der Tempelstadte bildeten sich in der spaten Chola Zeit etwa ab dem 12 Jahrhundert mehr noch unter der im 13 Jahrhundert nachfolgenden Pandya Dynastie die Vimanas aus unbekannten Grunden zugunsten der nun hoch aufragenden Gopurams zuruck Kunsthistoriker haben versucht den aus religioser Sicht irrationalen Vorgang der Ubertragung der Weltenberg Idee vom Allerheiligsten auf den Torturm dadurch zu erklaren dass hinduistische Herrscher ihre Vorganger an Pracht zu ubertreffen suchten ohne jedoch die zentralen Tempel verandern zu wollen oder aus Platzmangel erweitern zu konnen Dagegen spricht jedoch dass einige Tempelstadte mit kleinem Vimana und betonten Gopurams vollstandig neu geplant und angelegt wurden 15 Die schlanken in der Kontur bisweilen leicht konkaven Gopurams mit mehreren kleinen auf das Tonnendach aufgesetzten Spitzen beherrschten den jungeren Dravida Stil bis zu dessen Ausklang im 18 Jahrhundert Zum Bau verwendeten die sudindischen Architekten fur die oberen Stockwerke zunehmend gebrannte Ziegel statt des schwereren Natursteins Bildhauer schmuckten die Fassaden der Gopurams wie zuvor die der Vimanas mit zahlreichen Gotterfiguren und Miniaturschreinen aus Terrakotta oder Stuck welche die Treppenform der Turme glatten Spate Gopurams wurden zusatzlich in leuchtenden Farben bemalt etwa im Komplex des Minakshi Tempels in Madurai der grosstenteils im 16 und 17 Jahrhundert entstand An die Stelle der unter den Pallava ublichen eher bescheidenen Zwolfpfeiler Mandapas traten uppig verzierte 100 und 1000 Pfeilerhallen in der Regel flach gedeckt und frei stehend Nagara Stil Bearbeiten nbsp Ostindischer Nagara Stil in Bhubaneswar Orissa Der Lingaraja Tempel um 1000 hat einen Shikhara rechts in typischer Bienenkorbform Rekha Deul Links des Shikhara steht das Jagamohan mit Pyramidenturm Pida Deul an das sich in loser Folge zwei weitere Hallen anschliessen nbsp Ostindischer Nagara Stil in Konark Orissa Vom Surya Tempel 13 Jahrhundert hat sich nur das Jagamohan mit terrassenartig unterbrochenem Pida Dach vollstandig erhalten nbsp Zentralindischer Nagara Stil in Khajuraho Madhya Pradesh Der auf einem hohen Sockel stehende Kandariya Mahadeva Tempel um 1050 zeichnet sich durch einen mehrteiligen Shikhara mit zahlreichen Miniaturwiederholungen urushringas des Hauptturmes und eine kompakte Aneinanderreihung mehrerer Mandapas aus nbsp Westindischer Nagara Stil in Modhera Gujarat Die Ruine des Surya Tempels 11 Jahrhundert umfasst ein achteckiges pavillonartiges Saulen Mandapa und die Uberreste eines Shikhara Ein Jahrhundert spater als der Dravida Tempel des Sudens im 8 Jahrhundert entstand in der ostindischen Kustenregion Odisha der steinerne Hindu Tempel im Nagara Stil aus alteren Bambusbauformen Spater tritt er in verschiedener regionaler Auspragung in der gesamten Nordhalfte des indischen Subkontinents auf Sein Hauptmerkmal ist der Turm Shikhara uber dem Allerheiligsten der nicht pyramidenformig und gestuft wie die sudindischen Vimanas sondern konvex gekrummt und mit glatter Kontur im Aufriss aufsteigt vergleichbar einem Bienenkorb Die Wolblinien des Shikhara sind keine echten Gewolbe sondern Kragkonstruktionen Als Vorbilder dienten besonders einige der Chalukya Tempel von Aihole und Pattadakal aber auch die reiferen der nordindischen Gupta Tempel des 5 und 6 Jahrhunderts wie der Dashavatara Tempel von Deogarh Mit dem Dravida Tempel gemeinsam hat der Shikhara die symbolische Verkorperung des Weltenberges Meru und die schlichte zellenartige Wurfelform des Garbhagriha im Zentrum Den fruhen Nagara Stil vertritt der Parasurameshvara Tempel in Bhubaneswar Orissa Ostindien aus dem fruhen 8 Jahrhundert Hier schliesst sich ostlich an das Garbhagriha eine den Sabhamandapas der Chalukya entsprechende Versammlungshalle an die in Orissa Jagamohan genannt wird anders als bei den Chalukya allerdings eine raumlich klar getrennte Einheit bildet Beim Parasurameshvara Tempel wird das Jagamohan noch wie die Chalukya Tempel durch ein seitlich leicht abfallendes Flachdach abgeschlossen In ausgereifter Form zeigt sich der Nagara Stil von Orissa im um das Jahr 1000 ebenfalls in Bhubaneswar errichteten Lingaraja Tempel dessen Grundriss durch Anfugen weiterer Hallen langlich gestreckt wurde Im Westen befindet sich das nach Osten geoffnete Garbhagriha uber dem sich der Shikhara aufturmt Darauf folgen in West Ost Richtung das Jagamohan eine Tanzhalle Nat Mandir sowie eine Opferhalle Bhog Mandir Alle Raume einschliesslich des Garbhagriha sind auf quadratischem Grundriss angelegt Der Shikhara hat die ubliche konvexe Krummlinienform diese Turmform wird in Orissa als Rekha Deul bezeichnet Er ruht auf einem wurfelformigen Erdgeschoss Bada in dessen Innerem sich das Garbhagriha verbirgt Im Inneren der krummlinig begrenzten Obergeschosse befinden sich weitere Kammern Den oberen Abschluss des Shikhara bilden typisch fur den Nagara Tempel ein grosser scheibenformiger Schlussstein mit vertikaler Rippung Amalaka und daruber eine vasenformige Spitze kalasha Ebenfalls typisch fur den Nagara Stil sind die entlang der Aussenfassade des Turmes vom Boden bis unterhalb des amalaka aufsteigenden pilasterahnlichen Risalite Paga Das Jagamohan bekront ein wie der sudindische Vimana pyramidenformiger Stufenturm Pida Deul ebenso das Nat Mandir und das Bhog Mandir Die Hohe der Turme nimmt von Westen nach Osten ab sodass das Allerheiligste mit dem zentralen Kultbild am starksten hervorgehoben wird Die Aussenwande uberzieht aufwandiges Skulpturen und Reliefwerk Ahnlich ist auch der Jagannath Tempel in Puri aus dem 12 Jahrhundert aufgebaut Bei kleineren Tempeln entfallen meist das Nat Mandir und das Bhog Mandir so beim Mukteshvara Tempel in Bhubaneswar aus dem 10 Jahrhundert der sich durch ein massives freistehendes Portal mit einem in der hinduistischen Tempelarchitektur seltenen Rundbogen auszeichnet Eine letzte Blute und gleichzeitig seinen Hohepunkt erlebte der Nagara Stil von Orissa in der Mitte des 13 Jahrhunderts mit dem Surya Tempel in Konark der alle fruheren Tempel an Ausdehnung ubertrifft Er stellt den Himmelswagen des Sonnengottes Surya dar wie steinerne Rader am Unterbau des Bauwerks und Zugpferdskulpturen verdeutlichen Auf einem hohen Sockel stehen das Jagamohan das wie seine Vorlaufer in Bhubaneswar von einem terrassenformig abgestuften Pida uberdacht ist und der Shikhara von dem nur Uberreste erhalten sind Das gleichfalls nur als Ruine erhaltene Nat Mandir steht zwar in Axialrichtung der beiden anderen Bauten aber anders als fruhere Hallen gesondert auf einem eigenen Sockel Parallel zu den Entwicklungstendenzen in Orissa errichtete die vom 8 bis 11 Jahrhundert uber grosse Teile Nord West und Zentralindiens herrschende Dynastie der Pratihara in Anknupfung an die Bautradition der Gupta kleine Tempel mit krummlinig geschwungenem Shikhara auf im Verhaltnis zur Grosse des Tempels hohem Sockel Spater trat eine vorangestellte offene Saulenhalle Mandapa hinzu Die meisten Pratihara Tempel fielen der islamischen Invasion Nordindiens durch Mahmud von Ghazni im 11 Jahrhundert oder spateren muslimischen Zerstorungswellen zum Opfer 16 Erhalten hat sich unter anderem der Surya Tempel von Osian Rajasthan Nordwestindien aus dem 8 Jahrhundert als einer der altesten Pratihara Tempel mit Shikhara und Mandapa Fortgesetzt wurde der Tempelbau im nordlichen Zentralindien zu voller Blute gelangte er in Khajuraho Madhya Pradesh Zentralindien Die Formvollendung der im 10 und 11 Jahrhundert erbauten dortigen Tempelgruppe legt einen Vergleich mit den ausgereiften Tempeln Orissas der gleichen Epoche nahe denn zwischen diesen und der regionalen Variante des Nagara Stils in Khajuraho bestehen einige Unterschiede Wahrend die einzelnen Hallen in Orissa lose aneinandergefugt sind verschmelzen in Khajuraho Allerheiligstes und die Haupthalle Mahamandapa zu einer Baueinheit auf dem Grundriss eines Doppelkreuzes Im Inneren sind Garbhagriha und Mahamandapa durch einen kurzen Zwischenraum Antarala voneinander getrennt Das Garbhagriha umgibt ein Prozessionsgang Pradakshinapatha fur die rituelle Umrundung des Heiligtums uber den balkonartige Offnungen der Aussenwand erreicht werden konnen An das Mahamandapa schmiegt sich eine kleine Eingangshalle Arthamandapa an Zwischen beiden kann bei grosseren Tempeln noch ein weiteres Mandapa liegen Alle Tempel Khajurahos stehen auf ungewohnlich hohen Sockeln die uber Treppenaufgange zum Arthamandapa zuganglich sind und sind im Gegensatz zu den Tempeln Orissas nicht ummauert Der Shikhara weist die fur den Nagara Stil typische Bienenkorbform mit Abschluss durch den Amalaka und den Kalasha auf Auch die in Khajuraho Urushringas genannten Risalite an der Aussenwand des Shikhara sind bei den spateren Tempeln vorhanden fuhren allerdings nicht wie die Pagas Orissas bis zum Amalaka Vielmehr stellen sie verkleinerte Wiederholungen des Shikhara dar Wahrend die Shikharas der fruhen Khajuraho Tempel aus dem 10 Jahrhundert noch einteilig sind nahm die Zahl der Urushringas und damit die Komplexitat der Tempelturme im Laufe der Zeit zu Gipfelpunkt der Entwicklung vom ein zum mehrteiligen Shikhara ist der Kandariya Mahadeo Tempel aus der Mitte des 11 Jahrhunderts als die Bautatigkeit in Khajuraho nach nur rund 100 Jahren erlosch Fortgesetzt wurde der Nagara Tempelbau noch bis ins 13 Jahrhundert unter den Solanki in Gujarat Westindien Merkmale sind der mehrteilige Shikhara des Khajuraho Typs und das nach aussen offene eher pavillon denn hallenartige Mandapa mit pyramidenformigem Dach welches aber anders als in Orissa nicht aus horizontalen mit zunehmender Hohe immer weiter zuruckgesetzten Terrassenstufen besteht sondern aus sich aufturmenden Miniaturpyramiden Der Grundriss des Daches ist zudem meist achteckig Ein bedeutendes Beispiel ist die Ruine des Surya Tempels von Modhera aus der ersten Halfte des 11 Jahrhunderts Ab dem 13 Jahrhundert liess die dauerhafte islamische Beherrschung Nordindiens kaum noch bedeutende hinduistische Tempelbauten im Nagara Stil entstehen Vesara Stil Bearbeiten nbsp Im Keshava Tempel vollendet 1268 von Somnathpur Karnataka Sudwestindien sind Nagara und Dravida Elemente zum Vesara Stil verschmolzen Der Shikhara steigt krummlinienformig auf ist aber gestuft In der Spitze uberlagern sich die amalaka des Nagara Stils und der haubenartige Schlussstein des Dravida Stils Der sternformige Grundriss dagegen ist dem Vesara Stil eigen Auf dem westlichen Dekkan bildete sich im Mittelalter ein dritter bedeutender Tempelstil heraus Zunachst entstanden im Sudwesten des Dekkan unter der bis ins fruhe 11 Jahrhundert andauernden Herrschaft der Ganga Dynastie noch vorwiegend von den Pallava beeinflusste Dravida Tempel wahrend die auf dem nordwestlichen Dekkan regierenden Rashtrakuta weiterhin die Hohlentempelarchitektur pflegten Erst als die Chalukya im spaten 10 Jahrhundert die Rashtrakuta vertrieben kam es zur Vermischung von Elementen der Nagara und der Dravida Architektur im Vesara Stil dessen Name sich vom Sanskrit Wort व सर vesara Mischung Kreuzung herleitet Obwohl er keine grundsatzlich neuen Bauglieder hervorgebracht hat liegt ihm ein eigenes Ordnungsprinzip zugrunde das weder eine Zuteilung zum Nagara noch zum Dravida Stil rechtfertigt 17 Die fruhesten Vesara Tempel aus dem 10 und 11 Jahrhundert sind noch stark vom Dravida Stil beeinflusst doch zeigen ihre Turme bereits eine grossere Tendenz zur Vertikalen vergleichbar den Shikharas des Nagara Stils Im Mahadeva Tempel von 1112 in Ittagi Karnataka Sudwestindien ist der Ubergang vom eklektischen Mischstil zum eigenstandigen Vesara Stil vollzogen Seine volle Auspragung erfuhr der Vesara Tempel zur Zeit der Hoysala vom 12 bis 14 Jahrhundert Charakteristisch ist die Gruppierung von bis zu funf Shikharas um ein quadratisches Mandapa ein deutlicher Gegensatz zur axialen Anordnung der Tempelbauten im Nagara und Dravida Stil Die Shikharas stehen in der Regel auf sternformigem Grundriss der sich aus der Drehung mehrerer ineinanderliegender Quadrate innerhalb eines Kreises ergibt Wiederum liegen also die wichtigsten geometrischen Formen der hinduistischen Kosmologie Quadrat und Kreis als Versinnbildlichung des Irdischen und des Himmlischen zugrunde Eines der besterhaltenen Beispiele fur den reifen Vesara Stil der Hoysala Zeit ist der 1268 fertiggestellte Keshava Tempel in Somnathpur Karnataka Er umfasst drei Garbhagrihas mit Shikharas auf sternformigem Grundriss die sich um ein kleines zentrales Mandapa gruppieren Diesem ist ein weiteres weitaus grosseres Mandapa vorgelagert sodass sich fur den gesamten Tempel ein kreuzformiger Grundriss ergibt Im Aufbau der Shikharas kommt die Symbiose von Nagara und Dravida Stil am deutlichsten zum Vorschein Sie bestehen vergleichbar den Shikharas des Nordens und den Vimanas des Sudens aus einem Sockel in dem sich das Garbhagriha verbirgt dem eigentlichen Turm und einem Schlussstein mit Spitze Im Umriss streben sie wie der nordindische Shikhara parabolisch nach oben sind dabei aber wie der sudindische Vimana durch ubereinandergelagerte horizontale Ebenen gestuft Den Abschluss bilden eine in amalaka ahnliche ringformige Segmente gegliederte Haube und eine aufgesetzte Spitze eine Uberlagerung des nord und des sudindischen Schlusssteintypus 18 Die Aussenwande schmucken im unteren Bereich kunstvoll gestaltete Figurenfriese Umgeben ist der Tempelkomplex von einer Mauer an deren Innenseite sich zahlreiche kleine Schreine anlehnen Weitere bedeutende Zeugnisse der Vesara Architektur stellen die Tempel von Belur und Halebid beide Karnataka dar Hohlentempel Bearbeiten nbsp Der als Hohepunkt der indischen Monolitharchitektur geltende Kailash Tempel 8 Jahrhundert von Ellora Maharashtra Zentralindien ruht auf einem massiven Untergeschoss Das ausgehohlte Obergeschoss ist uber Brucken mit einem Schrein und einem Gopuram linker Bildrand im fruhen sudindischen Dravida Stil verbunden nbsp Auch der Vimana des Kailasanatha Tempels weist die Merkmale des Dravida Stils auf Das Wiedererstarken des Hinduismus in der Gupta Zeit trug nicht nur zum Aufkommen des hinduistischen Tempelfreibaus bei sondern auch zur Fortsetzung der von den Buddhisten begonnenen Hohlentempelarchitektur Die fruhen hinduistischen Hohlenheiligtumer von Udayagiri Odisha Ostindien aus dem 4 Jahrhundert haben eine in den Felsen getriebene Garbhagriha vor deren Eingang eine Saulenveranda aus Haustein errichtet wurde Diese Bauform wurde von den eingangs erwahnten freistehenden Wurfeltempeln wie jenen in Sanchi und Tigowa einerseits und von den Baumeistern spaterer Hohlentempel andererseits aufgegriffen Einen erweiterten Aufbau zeigen die Hohlen von Badami Karnataka Sudwestindien aus dem 6 Jahrhundert Hier liegt zwischen der nun ebenfalls aus dem Fels gehauenen Saulenveranda und dem Garbhagriha ein Saulen Mandapa In der spater entstandenen Mahesha Hohle von Elephanta einer Insel vor der Kuste Maharashtras Westindien liegt das Garbhagriha nicht ausserhalb sondern im Osten eines betrachtlich vergrosserten Mandapa mit kreuzformigem Grundriss der an die Grundrisse guptazeitlicher Tempel erinnert In Ellora Maharashtra seit der zweiten Halfte des 6 Jahrhunderts einer der bedeutendsten Statten hinduistischer Hohlen und Felsarchitektur besteht die Grundform des Hohlentempels aus einer querliegenden durch Saulen vom Vorraum abgegrenzten und dadurch verandaartig erscheinenden Halle an die sich das wiederum durch Saulen abgesonderte von einem Pradakshinapatha umgebene Garbhagriha anschliesst An den Schmalseiten der Halle befindet sich je ein weiterer kleiner Raum Neben dem Veranda Typus lassen sich in Ellora ab dem 7 Jahrhundert zwei weitere Typen unterscheiden die ihre Vorbilder aus dem Freibau beziehen 19 Der erste Typus ahnelt der Bauweise altindischer Hofhauser Er ist durch eine langliche Halle gekennzeichnet die durch Saulenkolonnaden in einen hofartigen vorderen Bereich und einen dem Garbhagriha vorbehaltenen hinteren Bereich gegliedert ist Der zweite Typus tritt ab dem spaten 7 Jahrhundert auf und orientiert sich am inzwischen aufgekommenen freistehenden Tempel Wie die Tempel der fruhen Chalukya umfasst er neben dem Garbhagriha eine Tempelhalle Sabhamandapa und eine kleine vorgelagerte Eingangshalle Mukhamandapa Einen Sonderstellung nimmt der in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts unter den Rashtrakuta begonnene Kailasanatha Tempel von Ellora ein Er ist zwar kein Hohlenbau sondern ein freistehender im Ganzen aus dem Fels gehauener Tempel musste aber den Besonderheiten der monolithischen Bauweise angepasst werden Das Garbhagriha wird von einem sudindischen Vimana uberturmt und offnet sich zum quadratischen Sabhamandapa das von den drei ubrigen Seiten jeweils durch ein Mukhamandapa begehbar ist Eine Brucke verbindet diesen eigentlichen Tempel mit einem kleineren Schrein Sowohl der Tempel als auch der Schrein erheben sich auf Untergeschossen die nicht ausgehohlt wurden sondern massiv sind um das Gewicht der Aufbauten tragen zu konnen Eine weitere Brucke verbindet den Schrein mit einem Gopuram Der Kailasanatha Tempel schliesst sich stilistisch den vom Dravida Stil der Pallava Zeit gepragten Chalukya Tempeln in Pattadakal Karnataka Sudwestindien an Er ist der grosste Felsentempel Indiens und zugleich der Hohepunkt der indischen Monolitharchitektur die zwar noch bis ins 12 Jahrhundert Bestand hatte aber keine vergleichbaren Werke mehr hervorbrachte Siehe auch Hinduistische Hohlentempel in Indien Regionale Tempelstile Bearbeiten Bedingt durch besondere geographische und klimatische Umstande Knappheit oder Verfugbarkeit bestimmter Baustoffe sowie lokalspezifische und ausserindische Einflusse hat sich eine betrachtliche Vielfalt regionaler hinduistischer Tempelstile abseits der bekannten Nagara Dravida und Vesara Bauformen herausgebildet Da eine ausfuhrliche Behandlung den Rahmen dieses Artikels sprengen wurde sollen nur die wichtigsten Regionalstile der Himalaya Region der Malabarkuste und Bengalens betrachtet werden Kaschmir und Nepal Bearbeiten nbsp Nepalesischer Pagodenstil Der Nyatapola Tempel 1702 08 in Bhaktapur hat einen funfstockigen Turm mit uberhangenden Dachern Das fur andere Hindu Tempel typische Mandapa fehlt In Kaschmir Nordindien wurden hinduistische Tempel wie der Sonnentempel in Martand aus dem 8 Jahrhundert als Turmbau innerhalb eines vom buddhistischen Vihara abgeleiteten quadratisch ummauerten Hofes errichtet Das Garbhagriha wurde mit einer aus ubereinandergelegten sich nach oben verkleinernden Quadraten gebildeten Laternendecke abgeschlossen Solche Laternendecken sind auch von indischen Tempeln der Hauptstile bekannt wo sie meistens in Mandapas zu finden sind Statt der in Nordindien ublichen Shikharas haben kaschmirische Tempel Turme aus ubereinandergesetzten Zeltdachern moglicherweise eine lokale Anpassung an die im Himalaya vorkommenden Schneemassen denen diese Dacher im Winter standhalten mussen 20 Zudem besitzen traditionelle kaschmirische Wohnhauser bis heute ahnliche Dachformen Uber den Eingangen der Tempel finden sich Giebel mit Schmuckflachen sehr ahnlich dem aus der europaischen Baukunst bekannten Tympanon Wahrend der Sonnentempel von Martand nur als Ruine erhalten ist gibt der sehr kleine Shiva Tempel von Pandrethan dem der umgebende Hof fehlt aus dem 11 Jahrhundert noch einen vollstandigen Eindruck von dieser Architektur Das aus anderen Teilen Indiens bekannte Mandapa fehlt in Kaschmir vollig dagegen legen dorische und ionische Saulenkapitelle ein langes Nachwirken der griechisch beeinflussten Kunst Gandharas nahe 21 Wahrend die Vorherrschaft des Islam im Mittelalter und in der fruhen Neuzeit die Kontinuitat der hinduistischen Architektur in Kaschmir fur Jahrhunderte unterbrach konnte sich in Nepal eine ahnliche Tempelbautradition bewahren Hier wurden zwei oder drei im Extremfall bis zu funf Pyramiden auf ein quadratisches Erdgeschoss zu Turmen mit uberhangenden Dachern aufeinandergestapelt Typisch ist die Verwendung von Holz fur die oberen Stockwerke und Backsteinziegeln fur den Unterbau Der nepalesische Tempel erinnert an den Stil chinesischer Pagoden was in der Vergangenheit oft auf chinesische Einflusse zuruckgefuhrt wurde Allerdings ist zu bedenken dass die chinesische Pagode selbst ihren Ursprung im indischen Stupa hatte sodass es wahrscheinlicher ist dass sich der Pagodenstil von Nepal nach China verbreitet hat und nicht umgekehrt 22 Auch in Nepal ist das Mandapa als Bauglied unbekannt Die beiden Hauptwerke des nepalesischen Pagodenstils sind der Kumbeshwar Tempel in Lalitpur und der Nyatapola Tempel in Bhaktapur Ersterer wurde im 14 Jahrhundert als zweistockige Pagode erbaut und im 17 Jahrhundert zum heutigen funfstockigen Turm erweitert Der Nyatapola Tempel wurde zu Beginn des 18 Jahrhunderts auf einem hohen abgestuften Sockel errichtet zu dem eine mit Figuren flankierte Treppe aufsteigt Bengalen Bearbeiten nbsp Der Kali Tempel 1847 55 von Dakshineshwar Westbengalen Ostindien entspricht dem Ratna Typus Das krummlinig begrenzte Gewolbedach besitzt einen mittig aufgesetzten Hauptturm und acht kleinere Eckturme Hauptartikel Bengalische Tempel Fur die hinduistische Architektur der nordindischen Ebenen hatte der Einfall des Islam verheerende Folgen Im 11 Jahrhundert fielen unzahlige Heiligtumer den Raubzugen und Plunderungen Mahmud von Ghaznis zum Opfer und auch spatere muslimische Herrscher liessen Hindu Tempel zerstoren Im 13 Jahrhundert setzten sich die Muslime dauerhaft in der Gangesebene fest und verhinderten nachhaltig die weitere Entfaltung des Nagara Stils Als die hinduistische Bautatigkeit nach dem Untergang des Mogulreiches wieder aufzuleben begann orientierten sich die Baumeister entweder am Dravida Stil der sich in Sudindien vom Islam unbeeinflusst hatte weiterentwickeln konnen oder an regionalen Traditionen der Profanarchitektur In Bengalen ging in der Mitte des 17 Jahrhunderts ein regionaltypischer Tempelstil aus Bauformen traditioneller Holz oder Bambushauser hervor Der bengalische Tempel steht meist auf quadratischem Grundriss Hauptmerkmal ist das konvex gekrummte Dach wobei zwei Formen unterschieden werden Das Chala Dach auch bengalisches Dach genannt ist ein First oder Gewolbedach auf rechteckigem Grundriss dessen Begrenzungslinien alle konvex gekrummt sind Es wird auch als aufgewolbte Kielbogentonne bezeichnet Am 1655 erbauten Keshta Raya Tempel in Bishnupur Westbengalen Ostindien wurden zwei Chala Dacher nebeneinandergesetzt wobei ein Dach das Mandapa das andere das Garbhagriha bedeckt Auch hier sind die Firste Traufen und Ortgange konvex gekrummt Diese Variante ist als Jor Bangla Zwillingsdach bekannt Es existieren weitere Varianten mit vier oder acht kombinierten Chala Dachern Die zweite Dachform ist das im Grundriss quadratische gewolbte Ratna Dach dessen Traufkanten wiederum konvex gekrummten Bogen entsprechen Die einfachste Variante des Ratna Daches verfugt uber einen mittig aufgesetzten Turm Beim Shyama Raya Tempel von 1643 in Bishnupur ist der zentrale Turm von vier kleineren Eckturmen umgeben Der grosse Mitte des 19 Jahrhunderts errichtete Kali Tempel von Dakshineshwar Westbengalen besitzt sogar acht Eckturme Gemeinsam sind allen bengalischen Tempeln die auf Grund der statischen Wirkung der Dacher besonders massiv ausgefuhrten Mauern bogige Portale und durch Pilaster stark gegliederte Fassaden Da Bengalen arm an Natursteinvorkommen ist wurden die Tempel in der Regel aus Backstein und Mortel errichtet Die Fassaden wurden mit Terrakotta verkleidet weshalb die bengalischen Tempel dieses Typus auch als Terrakotta Tempel bezeichnet werden Eine weitere bengalische Sonderform sind die vorhallenlosen und beinahe turmartig aufragenden Rekha deul Tempel deren Urform in Odisha Bhubaneswar entstand Malabarkuste Bearbeiten An der Malabarkuste im aussersten Sudwesten des indischen Subkontinents verbreitete sich etwa ab dem 13 Jahrhundert der Dravida Stil der spaten Chola Zeit wonach man Tempelanlagen mit Gopurams und mehreren Mandapas errichtete Allerdings bewahrten die einzelnen Tempelbauten hier eine Reihe architektonischer Eigenheiten die den Baustil der Malabarkuste vom tamilischen Dravida Stil unterscheiden So kann das zentrale Heiligtum Srikovil der aus mehreren freistehenden Baugliedern bestehenden Tempelanlage neben der ublichen Quadrat oder Rechteckform auch auf apsidialem oder gar rundem Grundriss stehen wie er anderen Regionen Indiens vollig fremd ist Meist wurden nur die Fundamente aus Stein gebaut die Uberbauten aber aus Holz das an der ursprunglich dicht bewaldeten Malabarkuste in ausreichenden Mengen vorhanden ist Die Tempel wurden je nach der zugrundeliegenden geometrischen Form mit einem uberstehenden Walm Sattel Zelt oder Kegeldach mit aufgesetzter Spitze gedeckt Bei grosseren Tempeln sind zwei oder drei solcher sich nach oben verjungenden Dacher ubereinandergesetzt Giebel und Dachgesimse wurden mit Schnitzwerk versehen Wie im Himalaya besteht eine gewisse Ahnlichkeit zu den Dachformen der ostasiatischen Architektur die aber als Anpassung an die besonders stark ausfallenden Monsunregenfalle an der Malabarkuste zu erklaren ist 23 Jainistische Architektur BearbeitenDer Jainismus entstand wie der Buddhismus als Reformbewegung aus dem Brahmanismus Sein Grunder Mahavira lebte im 6 Jahrhundert v Chr Er gilt als letzter der 24 Tirthankaras Furtbereiter der geistigen Vater dieser asketischen Religion deren wichtigste Prinzipien absolute Gewaltlosigkeit die Entsagung von unnotigem weltlichen Besitz und Wahrhaftigkeit sind Allgemeine Merkmale Bearbeiten Von Beginn an hat die jainistische Sakralarchitektur die von buddhistischen spater hinduistischen Baumeistern entwickelten Konzeptionen und Bauformen ubernommen 24 Ein jainistischer Tempel unterscheidet sich daher kaum von einem hinduistischen Tempel derselben Region An einigen Statten der fruhen hinduistischen Hohlenarchitektur finden sich auch Jaina Heiligtumer mit sehr ahnlicher Struktur so in Udayagiri Odisha Ostindien und Badami Karnataka Sudwestindien In Ellora Maharashtra Zentralindien gibt es mehrere jainistische Hohlentempel deren Aufbau mit Garbhagriha Sabhamandapa und Mukhamandapa dem der hinduistischen Tempel ahnelt Allerdings sind die Saulenhallen im Grundriss komplizierter und an die Stelle von Darstellungen hinduistischer Gottheiten treten Plastiken der Tirthankaras Im sudindischen Freibau wurden die wesentlichen Merkmale des fruhen Dravida Stils mit betontem Vimana vom spaten Chalukya Tempel ubernommen Shravanabelagola Karnataka ist das bedeutendste Jaina Heiligtum Sudindiens Allerdings dient der Jaina Tempel einem anderen Zweck als der hinduistische Tempel denn in ihm wird keine Gottheit verehrt oder um gottlichen Beistand ersucht sondern der Tirthankaras und ihrer geistigen Errungenschaften gedacht Dementsprechend weicht der Jaina Tempel vor allem in der individuellen Ausgestaltung von seinen architektonischen Vorbildern ab Anders als bei Hindu Tempeln ist das Aussere meist nuchtern und schmucklos wahrend im Inneren kaum eine Flache von aussergewohnlich detaillierten Steinmetzarbeiten ausgespart bleibt Fur herausragende Heiligtumer wurde nicht wie bei Hindu Tempeln ublich Granit oder Sandstein verwendet sondern weisser Marmor Darin zeigt sich der Reichtum der Jaina Gemeinde denn da Jainas auf Grund ihrer religiosen Gebote keine korperlichen Arbeiten verrichten durfen spezialisierten sie sich vorwiegend auf kaufmannische Berufe In Form von Tempelspenden trugen sie zur prunkvollen Ausstattung vieler Tempel bei Jainistischer Tempelstil von Rajasthan und Gujarat Bearbeiten nbsp Luna Vasahi Tempel 13 Jahrhundert in Mount Abu Rajasthan Grundriss 1 Garbhagriha2 Gudhamandapa3 Mukhamandapa4 Rangamandapa5 Umgebungsmauer6 Saulenumgange nbsp Parshvanatha Tempels 15 Jahrhundert in Mount Abu Grundriss 1 Garbhagriha2 Rangamandapa3 SaulenumgangeDie wichtigsten Zentren der jainistischen Bautatigkeit befinden sich in Rajasthan Nordwestindien und Gujarat Westindien wo sich seit dem 11 Jahrhundert ein jainistischer Tempelstil aus der regionalen Variante des Hindu Tempels entwickelte Das Garbhagriha hier auch Mulaprasada genannt ist wie im Hindu Tempel ein kleiner quadratischer Raum in dem sich eine Statue des Tirthankara dem der Tempel geweiht ist befindet Es offnet sich nach Osten oder Westen zu einer ebenfalls quadratischen massiven Versammlungshalle Gudhamandapa der wiederum eine nach allen Seiten offene lichtdurchflutete Eingangshalle Mukhamandapa vorgelagert ist Den Abschluss bildet ein grosser Tanzpavillon Rangamandapa mit Saulenumgang die etwas tiefer steht als die Vorhalle Zusammen bilden diese vier Bauglieder den zentralen Tempel dessen rechteckiger Grundriss durch nach Norden und Suden vorspringende Portale zu einem Kreuz erweitert ist Der Tempel erhebt sich auf einer Plattform inmitten eines ummauerten Rechteckhofes Entlang der Innenseite der Umgebungsmauern sind kleine uberkuppelte Schreine die Tirthankara Plastiken enthalten mit vorgebauten Saulengangen aneinandergereiht Diesen Typus vertreten unter anderem die drei bedeutendsten der Dilwara Tempel von Mount Abu Rajasthan der Vimala Vasahi Tempel aus dem 11 der Luna Vasahi Tempel aus dem 13 und der unvollendete Pittalhar Tempel aus der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts Ihr Skulpturenschmuck an Saulen Decken und Wanden zahlt zu den bedeutendsten Schopfungen der indischen Bildhauerei Die Garbhagrihas wurden durch niedrige Pyramidendacher wie sie vom westindischen Mandapa bekannt sind abgeschlossen nbsp Adinatha Tempel 15 Jahrhundert in Ranakpur Rajasthan Grundriss 1 Garbhagriha2 Rangamandapa3 Meghanadamandapa4 Eckschrein nbsp Kragkuppel eines Meghanadamandapa im Adinatha Tempel von RanakpurAus dem beschriebenen Typus ging ein zweiter jainistischer Tempeltyp hervor dessen einfache Grundstruktur am Parshvanatha Tempel von Mount Abu aus dem 15 Jahrhundert zu sehen ist Hier ist die garbhagriha in alle vier Himmelsrichtungen geoffnet Die Tirthankara Statue blickt viergesichtig in alle Richtungen Chaumukha Typus Vor jeder Offnung befindet sich eine winzige Vorhalle sodass sich als Grundriss ein Griechisches Kreuz ergibt Das Rangamandapa ist achteckig und steht frei Letzteres und der dreigeschossige Hauptbau sind ringsum von einer breiten uberdachten Saulenveranda umschlossen Dagegen fehlt die Umgebungsmauer vollig Neben Mount Abu gehoren die heiligen Berge Girnar bei Junagadh und Shatrunjaya bei Palitana beide Gujarat zu den wichtigsten Pilgerstatten der Jainas Auf beiden Bergen wurden stadtartige Komplexe aus jeweils mehreren hundert Tempeln und Schreinen errichtet In Palitana sind jeweils ein grosser Tempel und mehrere ihn umringende kleinere Heiligtumer zu einer rechteckig ummauerten Einheit Tuk zusammengefasst Obwohl die alteren Tempel auf Stiftungen aus dem fruhen 13 Jahrhundert zuruckgehen stammen die heutigen Bauten aus dem 16 bis 19 Jahrhundert da die ursprungliche Anlage im Mittelalter mehrmals von muslimischen Invasoren zerstort wurde Stilistisch zeichnen sich die Tempel durch vom hinduistischen Nagara Stil ubernommene Shikhara Turme und pyramidenformig uberdachte Vorhallen mandapas aus Es sind sowohl der axial angeordnete Typus der Dilwara Tempel von Mount Abu als auch der Chaumukha Typus anzutreffen Anders als Palitana blieb der Tempelkomplex auf dem Girnar von muslimischen Angriffen verschont Die altesten Bauwerke darunter der Neminatha Tempel stammen aus dem 12 Jahrhundert Der Parshvanatha Tempel aus dem 13 Jahrhundert setzt sich durch seinen ungewohnlichen Grundriss von anderen Tempeln ab Er besteht aus einem Hauptbau dessen Garbhagriha von einem Shikhara uberkront wird einem rechteckigen Mandapa und zwei sich nordlich und sudlich daran anschliessenden uberkuppelten Schreinen die wie die spateren Chaumukha Tempel nach allen vier Himmelsrichtungen geoffnet sind Der Gesamtgrundriss ahnelt einem Kleeblatt Ihren Hohepunkt erreichte die jainistische Tempelarchitektur mit dem Adinath Tempel von Ranakpur Rajasthan aus dem 15 Jahrhundert in dem die beiden beschriebenen Tempeltypen zu einer komplexen Anlage vereint sind Der Hauptbau entspricht dem Chaumukha Typus mit kreuzformigem Garbhagriha Jeder der vier Offnungen des Garbhagriha sind in axialem Verlauf je ein Rangamandapa und ein dreistockiges Meghanadamandapa hohe Halle vorgebaut sodass sich ein Achsenkreuz ergibt Alle Meghanadamandapas sind offene Saulenhallen und durch weitere Hallen mit insgesamt vier Schreinen an den Eckpunkten des Tempels verbunden Ringsum zieht sich wie beim ersten Tempeltypus von Mount Abu eine Umgebungsmauer mit kleineren Schreinen und vorgebauten Saulengangen Insgesamt umfasst der riesige Tempel 29 Hallen und funf Schreine wobei letztere die funf heiligen Berge der jainistischen Mythologie versinnbildlichen Wahrend die Hallen uberkuppelt sind uberdacht das Garbhagriha ein dem hinduistischen Nagara Tempelstil entlehnter Shikhara Turm mit an der Aussenwand emporsteigenden Risaliten Urushringas und Balkonen Obwohl alle Bauglieder des Adinatha Tempels in gleicher oder ahnlicher Form auch an hinduistischen Tempeln zu finden sind ist die raumliche Aufteilung eine ganz andere Islamische Architektur Bearbeiten Hauptartikel Indo islamische Architektur Hauptartikel Mogul Architektur nbsp Die Grabmalarchitektur des Mogulreiches gipfelt im Taj Mahal 1631 1648 in Agra das zu den schonsten und bekanntesten Bauwerken Indiens zahlt Die indo islamische Architektur hat ihre Anfange im 12 Jahrhundert Der Einfluss des Islam auf dem indischen Subkontinent begann zwar schon im fruhen Mittelalter aber grossere Bautatigkeiten begannen erst mit der Unterwerfung der nordindischen Gangesebene durch die Ghuriden im spaten 12 Jahrhundert Die indo islamische Architektur basiert ursprunglich auf der Sakralarchitektur des muslimischen Persien zeigt aber von Beginn an indischen Einfluss in Steinbearbeitung und Bautechnik Der Islam brachte auch neue Bauformen aus Vorderasien nach Indien allen voran die Moschee und das Grabmal Auffallig sind ferner in der indo islamischen Architektur zwei Arten von Schmuckelementen der aus Vorderasien stammende flachige oft vielfarbige Wandschmuck in Form von Kacheln Fliesen und Einlegearbeiten und plastische Bildhauerarbeiten nicht islamischer indischer Herkunft Als Hauptstile der indo islamischen Architektur unterscheidet man die Stile des Sultanats von Delhi in Nordindien ab dem spaten 12 Jahrhundert und der Stil des Mogulreiches ab der Mitte des 16 Jahrhunderts Parallel zu den Stilen des Mogulreichs und der Sultanate von Delhi in Nordindien entwickelten sich verschiedene Regionalstile in kleineren islamischen Reichen besonders in den kleineren Reichen auf dem Dekkan in Sudindien die vom 14 Jahrhundert an ihre Unabhangigkeit von den nordindischen Grossreichen hatten erlangen konnen Allen Stilen der indo islamischen Architektur gemeinsam ist eine weitgehend an persischen und zentralasiatischen Vorbildern orientierte Konzeption und eine je nach Epoche und Region verschieden stark ausgepragte Indisierung des Dekors und der Bautechnik Ab der fruhen Neuzeit verschmolzen persische und indisch hinduistische Elemente endgultig zu einem eigenstandigen Stil der sich von islamischer Architektur ausserhalb Indiens klar unterscheidet Als Hohepunkt der indo islamischen Architektur gilt das 1648 fertiggestellte Taj Mahal Die indo islamische Baukunst endete mit dem Niedergang der islamischen Reiche in Indien und dem Aufstieg der Briten zur Kolonialmacht auf dem Subkontinent im spaten 18 und fruhen 19 Jahrhundert Elemente der indo islamischen Architektur finden sich jedoch vereinzelt im eklektischen Kolonialstil Britisch Indiens und in der modernen islamischen Architektur der Staaten Sudasiens wieder Sikhistische Architektur Bearbeiten nbsp Der Harimandir Sahib 1764 in Amritsar Punjab Nordwestindien auf Grund der im fruhen 19 Jahrhundert ausgefuhrten Vergoldung als Goldener Tempel bekannt weist die fur sikhistische Gurdwaras typische eklektische Stilmischung aus indo islamischen und rajputischen Elementen auf Er befindet sich auf einer Plattform in der Mitte eines kunstlich angelegten Teiches und ist uber einen Damm mit dem Haupttor des Tempelkomplexes verbunden Gegen Ende des 15 Jahrhunderts bildete sich um den heute als Heiligen verehrten Guru Nanak Dev eine Reformbewegung die sich gegen bestimmte hinduistische Glaubensvorstellungen und praktiken richtete Aus ihr entstand auch durch islamische Einflusse die monotheistische Religion des Sikhismus die heute vor allem im Punjab in Nordwestindien verbreitet ist Eines der wichtigsten Prinzipien ist die strikte Ablehnung des hinduistischen Kastenwesens das die Menschen nach ihrer sozialen Abstammung einteilt Die Gebetsstatte der Sikhs wird als Gurdwara Tor zum Guru bezeichnet Historische Gurdwaras befinden sich meist an bedeutsamen Orten der Geschichte der Sikhs etwa an Orten an denen einer der zehn menschlichen Gurus lebte oder wirkte Den zentralen Bestandteil eines Gurdwara bildet stets eine grosse Halle in der ein Exemplar des Guru Granth Sahib der als elfter Guru verehrten heiligen Schrift der Sikhs aufbewahrt wird und in der sich die Glaubigen zur gemeinschaftlichen Andacht versammeln Weiterhin bedeutsam ist die Kuche oft ein separates Gebaude in dem alle Besucher des Heiligtums kostenlose Speisung erhalten konnen Um bedeutende Gurdwaras entstand oftmals eine Vielzahl weiterer Gebaude auch Wohn und Zweckbauten Festgelegte Schemata fur den Aufbau eines Gurdwara existieren nicht vielmehr gibt es Gurdwaras mit sehr verschiedenen Grund und Aufrissen Grossere Heiligtumer umfassen in der Regel zwei Stockwerke es existieren aber auch turmartige Bauten mit bis zu neun Geschossen Die Formensprache der Sakralarchitektur des Sikhismus der selbst hinduistische und islamische Vorstellungen in sich vereint stellt eine eklektische Mischung indo islamischer und rajputischer Architekturelemente dar So besitzen die meisten Gurdwaras eine oft im Mogulstil mit Aussenrippung und Lotosspitze gestaltete Kuppel Gleichfalls der indo islamischen Bautradition entstammen Zacken Spitz und Rundbogen sowie Pietra dura Mosaiken mit floralen Motiven Auf rajputische Ursprunge gehen Zierpavillons Chattris auf Dachern oder Turmen Fenstererker Ornamentfriese Masswerk Jali als Fenster oder Balustradendekor sowie uberstehende teils konsolengestutzte Traufen Chajjas zuruck 25 Kunstlich angelegte Teiche dienen der rituellen Waschung der Glaubigen Da Gurdwaras prinzipiell allen Menschen unabhangig von Glauben oder Stand offenstehen besitzen sie auf jeder Seite einen turlosen Eingang Zudem entbehren sie einer strikten Abgrenzung nach aussen wie sie etwa bei Moscheen durch den von aussen nicht einsehbaren Hof oder bei Hindu Tempeln durch die Umgebungsmauer des Tempelkomplexes vorhanden ist 26 Der bedeutendste Gurdwara ist der Harmandir Sahib in Amritsar Punjab Nordwestindien wegen seiner aufwandigen Vergoldung auch als Goldener Tempel bezeichnet Der heutige Bau stammt aus dem Jahre 1764 und wurde im fruhen 19 Jahrhundert prunkvoll ausgestattet Er befindet sich auf einer Plattform inmitten eines rechteckigen Teiches Ein flacher Damm verbindet ihn mit dem zackenbogigen Haupttor des Komplexes Der Tempel selbst ist auf sechseckigem Grundriss errichtet und umfasst drei Stockwerke Stilistisch folgt er dem spaten Mogulstil mit rajputischen Einflussen Die niedrige Kuppel auf dem zuruckstehenden quadratischen dritten Obergeschoss ist gerippt und besitzt eine lotosblutenahnliche Spitze Das konsolengestutzte uberstehende Flachdach des zweiten Stockwerks wird von vier Chattris geziert deren Kuppeln die Hauptkuppel wiederholen Indo islamischer Blumendekor pragt die Pietra dura Einlegearbeiten in weissem Marmor an der Fassade des Erdgeschosses wahrend der obere Bereich vollstandig vergoldet ist Profanarchitektur der vorkolonialen Zeit BearbeitenDie bedeutendsten Werke der indischen Architektur sind sakraler oder ritueller Natur Bedeutende Herrscher stifteten grosse Hindu Tempel die nicht nur die hinduistischen Vorstellungen von Kosmos Gotter und Menschenwelt verkorpern sollten sondern auch der Zurschaustellung der Macht des jeweiligen Herrschers dienten Fur die Anlage von Stadten existierten zwar ebenfalls kosmologisch begrundete Massregeln aber noch in der Zeit der Moguln wurden indische Stadte aus verganglichen Materialien wie ungebranntem Lehm und Holz erbaut wahrend Stein dem Tempelbau vorbehalten blieb 27 Dennoch besteht auch auf dem Gebiet der nicht sakralen Baukunst eine reiche Tradition Die politische Zersplitterung die mit Ausnahme weniger Grossreiche fast die gesamte indische Geschichte gepragt hat und vor allem die haufigen Invasionen von Nordwesten erzeugten ein Schutzbedurfnis das sich in wehrhaften Festungsbauten manifestiert Palaste kamen als Sitze herrschaftlicher Macht den reprasentativen Bedurfnissen der weltlichen Elite nach Die Festung Bearbeiten nbsp Das Rote Fort Mitte 17 Jahrhundert von Delhi das seinen Namen den Umfassungsmauern aus rotem Sandstein verdankt schliesst die Palastanlagen der Grossmoguln ein nbsp Innenraum im Fort Amber in Jaipur Rajasthan Nordwestindien Die altindische Staatslehre Arthashastra die etwa zur Zeit Chandragupta Mauryas um 300 v Chr entstand unterscheidet funf Typen von Befestigungen nach ihrer geographischen Lage Wasserburgen die sich auf einer Insel oder in der Mitte eines Flusses befinden Bergfestungen in felsigem Gelande oder Hohlen Wustenfestungen in schwer zuganglichen Trockengebieten Festungen in unwegsamen Waldregionen sowie Stadtburgen als Sitz eines Herrschers in flachem Gelande vorzugsweise am Ufer eines Gewassers Weiterhin gibt das Arthashastra eine Anleitung zur Anlage solcher Festungen Fur die Stadtburg werden unter anderem konzentrische Grabensysteme und ein Lehmwall mit Brustwehr und Wachturmen empfohlen 28 Aus der klassischen und vorklassischen Periode sind Uberreste von Festungsbauten unter anderem in Rajgir Bihar Nordostindien und Sirkap Punjab Pakistan erhalten Zahlreiche Beispiele der mittelalterlichen und fruhneuzeitlichen Festungsbaukunst wie auch der Profanarchitektur im Allgemeinen finden sich in Rajasthan einem bergigen Trockengebiet in Nordwestindien in dem Stein infolge der Holzarmut oft auch fur profane Bauwerke zum Einsatz kam Die rajputischen Herrscher der zahlreichen nicht selten miteinander verfeindeten Kleinkonigreiche der Region liessen gewaltige Verteidigungsanlagen errichten zumeist auf Tafelbergen Wie schon im Arthashastra festgelegt weisen die Festungswalle durch eine Brustwehr geschutzte Patrouillenwege und in regelmassigen Abstanden Wachturme auf Mittelalterliche Burgen besitzen einfache Schiessscharten Mit dem Aufkommen des Schiesspulvers in Indien im 16 Jahrhundert wurden die Walle immer massiver ausgefuhrt um Kanonenbeschuss standhalten zu konnen Halbrunde Bastionen dienten der Aufstellung von Kanonen Ein wichtiges Charakteristikum sind zudem die monumentalen Toranlagen die hoch genug sein mussten auch Elefanten Durchgang zu gewahren Im Inneren der Festungen befinden sich neben Wohngebauden oft Tempelanlagen Zu den altesten Burgen Rajasthans und zu den bedeutendsten ganz Indiens zahlt die Festung von Chittorgarh deren Grundung auf das 8 Jahrhundert zuruckgeht Einzigartig sind zwei saulenartig aufragende begehbare Turme mit reichem Skulpturenschmuck im Inneren der Festung Der siebenstockige Kirti Stambha Ruhmesturm aus dem 12 Jahrhundert wurde zu Ehren eines jainistischen Tirthankara erbaut wahrend der neunstockige Vijay Stambha Siegesturm an einen militarischen Sieg erinnert Die Turme kombinieren die den indischen Religionen immanente Idee der Weltenachse mit dem weltlichen Siegesmal und dem praktischen Nutzen eines Wachturmes 29 Weitere herausragende Beispiele sind die im 12 Jahrhundert gegrundete Wustenfestung von Jaisalmer die im 15 Jahrhundert begonnene Burg Mehrangarh in Jodhpur und die Landschaftsfestung Kumbhalgarh aus dem 15 Jahrhundert Die bedeutendste rajputische Festung ausserhalb Rajasthans ist das im 9 Jahrhundert gegrundete Fort von Gwalior Madhya Pradesh Zentralindien dessen heutige Bausubstanz indische und islamische Elemente in sich vereint Rajputischen Einfluss zeigen auch die Festungsanlagen der Mogulzeit darunter das Rote Fort von Delhi Nordindien aus der Mitte des 17 Jahrhunderts das die Palaste der fruheren Mogulherrscher beherbergt Es erhielt seinen Namen von den roten Sandsteinmauern aus denen halbrunde Bastionsturme hervorspringen Jeweils zwei achteckige Turme flankieren die Eingangstore des Forts welche die Umfassungsmauern uberragen Als Schmuckelemente an den Turmen kamen fensterlose Kielbogen und Zierpavillons Chattris zum Einsatz Der Palast Bearbeiten Hinduistische Palastanlagen Bearbeiten nbsp Kompakte festungsartige Mehrstockbauten mit Galerien und Fenstererkern in den oberen Bereichen der Fassade pragen die rajputische Palastarchitektur wie hier den Stadtpalast Mitte 16 bis fruhes 18 Jahrhundert von Udaipur Rajasthan Nordwestindien nbsp In den Palasten sudindischer Hindu Herrscher treten Uberschneidungen hinduistischer und islamischer Elemente zutage Der Lotus Mahal 15 oder 16 Jahrhundert von Hampi Vijayanagara Karnataka Sudwestindien besitzt stufenpyramidenformige Turme die an sudindische Hindu Tempel erinnern und Zackenbogen islamischen Ursprungs Aus vorislamischer Zeit haben sich kaum Reste indischer Palastarchitektur erhalten Eines der wenigen Beispiele sind die Grundmauern eines Palastes aus der Kuschana Zeit in Sirkap Punjab Pakistan Zu den altesten vollstandig erhaltenen Hindu Palasten Indiens zahlt der im spaten 15 Jahrhundert erbaute Man Mandir Palast in der Festung von Gwalior Madhya Pradesh Zentralindien Er ist typisch fur nordindische Palastbauten um Innenhofe herum angelegt und umfasst einen offentlichen Bereich mit einer Audienzhalle und einen privaten Bereich mit den Gemachern der Furstenfamilie Die Raume sind nach althergebrachter indischer Bauweise flach gedeckt nur ein Raum wird von einem falschen Gewolbe abgeschlossen Das obere der zwei Stockwerke wo sich die Frauengemacher Zenana befanden kragt aus der Mauerflache hervor und bildet eine von Konsolen gestutzte Traufkante Chajja Masswerkartige Fenstergitter Jali und pavillonartige Turmspitzen geben den Blick auf die Innenhofe frei Islamischen Einfluss verrat der Dekor unter anderem die nur teilweise erhaltene Fassadenverkleidung aus farbigen Kacheln Umgekehrt ubte der Man Mandir Palast erheblichen stilistischen Einfluss auf die spateren Mogulpalaste von Fatehpur Sikri Uttar Pradesh Nordindien aus Die Palastarchitektur Rajasthans Nordwestindien brachte kompakte festungsahnliche Mehrstockbauten mit wehrhaften Aussenmauern bastionsartigen Turmen und grossen Toranlagen hervor Die Fassaden sind im unteren Bereich in der Regel schmucklos im oberen Bereich aber durch konsolengestutzte Balkone oder Fenstererker Jharokhas meist mit geschwungenen Dachern und Galerien gegliedert Kuppelbekronte Pavillons Chattris zieren haufig Dacher und Turme Die indische Saulen Architrav Bauweise wurde um den islamischen Bogen bereichert wobei Mischformen auftreten bei denen Zacken oder Kielbogenlinien am Scheitelpunkt nicht zusammentreffen sondern konsolartig einen Architrav stutzen Als Schmuckelemente dienen unter anderem Reliefplatten sowie Jali Gitter in Fenstern und an Balustraden aber auch Mosaiken und Einlegearbeiten nach mogulischen Vorbildern und in spaterer Zeit aus Europa eingefuhrte Buntglasfenster Zu den herausragendsten Stellvertretern dieses Stils zahlen der vom 16 bis 18 Jahrhundert entstandene Stadtpalast von Udaipur die grosstenteils aus dem 17 Jahrhundert stammende Palastfestung von Amber und der Chandra Mahal in Jaipur aus der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts Ein spates und uberdies ungewohnliches Beispiel aus dem ausgehenden 18 Jahrhundert stellt der Hawa Mahal Palast der Winde in Jaipur dar der lediglich aus einer von Jharokhas mit Jali Fenstern gebildeten Fassade besteht Stilistische Uberschneidungen zwischen hinduistischer Tempelbaukunst und islamischer Architektur treten in besonderem Masse in den Palasten Sudindiens hervor Der auf kreuzformigem Grundriss erbaute Lotus Mahal in Hampi Karnataka Sudwestindien der ehemaligen Hauptstadt des bis 1565 bestehenden Hindu Reiches Vijayanagara ist gleich einem Mandapa als offene Saulenhalle ausgelegt Er besitzt weit vorkragende Chajjas und Turmdacher in der Stufenpyramidenform eines sudindischen Vimana Dagegen gehen die zackenbogigen Archivolten der Maueroffnungen auf kulturellen Austausch mit den islamischen Sultanaten des Dekkan zuruck 30 An einem Bad der Koniginnen genannten Palast in Hampi der sich zu einem quadratischen Hof mit einem Wasserbecken offnet existieren Kielbogen Seite an Seite mit konsolengestutzten Erkern Die den Hof umlaufenden Raume schliessen niedrige Trompenkuppeln ab Derartige indo islamischen Mischformen weisen auch spatere sudindische Palaste hinduistischer Herrscher auf beispielsweise der Raja Mahal in Chandragiri im Distrikt Chittoor in Andhra Pradesh Sudostindien und der Tirumalai Nayak Palast in Madurai Tamil Nadu Sudindien beide aus der ersten Halfte des 17 Jahrhunderts Islamische Palastanlagen Bearbeiten nbsp Der Panch Mahal um 1570 aus der Akbar Zeit in Fatehpur Sikri Uttar Pradesh Nordindien bedient sich ausschliesslich hinduistischer Konstruktionsformen wie Sturze Konsolen Kragdacher und Kragkuppelpavillons vermeidet aber die Ordnungs und Raumprinzipien der hinduistischen Kosmologie nbsp Zur Zeit Shah Jahans loste der weisse Marmor den roten Sandstein als Hauptbaustoff ab Islamische Elemente wie Zackenbogen und flachiger Fassadendekor dominierten Neben flach gedeckten Hallen und Pavillons finden sich krummlinig begrenzte Dacher bengalischer Bauart wie hier am Naulakha Pavillon 1633 in Lahore Punjab Pakistan Die islamischen Residenzen des indischen Mittelalters haben mit Ausnahme weniger Mauerreste etwa in Tughlaqabad auf dem Gebiet des heutigen Delhi nicht uberdauert In Chanderi und Mandu Madhya Pradesh Zentralindien vermitteln Ruinen aus dem 15 und fruhen 16 Jahrhundert noch eine vergleichsweise gute Vorstellung von den Palasten der Sultane von Malwa Der um 1425 erbaute Hindola Mahal in Mandu besteht aus einer von breiten Kielbogen uberspannten Langhalle an deren Nordende sich ein Querbau mit kleineren Raumen anschliesst Hohe Spitzbogen durchbrechen die starken wie in der Tughluq Zeit festungsartig geboschten Aussenmauern der Halle Die Dachkonstruktion ist nicht erhalten Indische Jharokhas lockern die ansonsten vollig schmucklose Fassade des Querbaus auf Weitlaufige Terrassen teils mit Wasserbecken und aufgesetzte Kuppelpavillons lassen die spateren Palaste von Mandu weitaus weniger wehrhaft erscheinen Spitzbogen pragen die Fassaden wahrend hinduistische Elemente wie Jharokhas und Jali Gitter fehlen Am Beginn der mogulischen Palastarchitektur steht das in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts entstandene Fatehpur Sikri das einige Jahre lang Hauptstadt des Mogulreiches war Der Palastbezirk besteht aus mehreren versetzt zueinander angeordneten Hofen um die sich alle Bauten gruppieren Zu den wichtigsten Bauwerken gehoren die offentliche Audienzhalle Diwan i Am die private Audienzhalle Diwan i Khas und der Panch Mahal Die offentliche Audienzhalle ist ein einfacher rechteckiger Pavillon wahrend sich die quadratische private Audienzhalle uber zwei Stockwerke erhebt Das Erdgeschoss besitzt einen Eingang auf allen vier Seiten das erste Stockwerk umgibt eine balkonartig vorkragende Galerie und auf den Eckpunkten des Daches ruht je ein Chattri Einzigartig ist die Raumaufteilung im Inneren In der Mitte befindet sich eine Saule die nach oben wie das Geast eines Baumes auskragt Sie stutzt die Plattform auf der fruher der Thron des Mogulherrschers Akbar I stand Von der Thronplattform aus fuhren Stege bruckenartig in alle vier Himmelsrichtungen Der Panch Mahal zeigt sich als offene funfstockige Stutzenhalle die auf zwei Seiten zur Stufenpyramide aufsteigt Im Gegensatz zu anderen baulichen Anlagen der Mogulzeit die sich durch eine Verschmelzung persisch islamischer und indisch hinduistischer Elemente auszeichnen wurde der Palastkomplex von Fatehpur Sikri vollstandig in indischer Bauweise mit Saulen Architrav Konstruktionen Flachdecken Konsolen Chajjas und kragkuppelgedeckten Chattris aus rotem Sandstein errichtet Islamische Bogen Gewolbe und flachige Fassaden fehlen ganzlich Dagegen weicht die freie Anordnung der Hofe und Bauwerke ebenso wie der asymmetrische Aufbau etwa des Panch Mahal deutlich von der kosmologisch begrundeten Formstrenge der hinduistischen Baukunst ab Auch fehlt den Bauten die massige Schwere hinduistischer Tempel oder Palastburgen 31 Auch der etwa zur gleichen Zeit wie Fatehpur Sikri entstandene Jahangiri Mahal in Agra Uttar Pradesh Nordindien ist im Inneren uberaus indisch Rechteckige und quadratische Saulen mit weit ausladenden Konsolen stutzen das erste Obergeschoss Dessen Flachdecke ruht auf schrag gelagerten Steinbalken welche die statische Funktion eines Gewolbes ubernehmen Entlang der Fassade zum Hof der exakt im Zentrum des im Gegensatz zum Panch Mahal von Fatehpur Sikri vollig symmetrischen Bauwerks liegt zieht sich ein konsolengestutztes Schattendach auf der Hohe des ersten Stockwerks Erst an der Aussenfassade treten persische Formen zutage Den Eingang bildet ein kielbogiger Iwan Angedeutete Bogen schmucken die flachigen Aussenwande Indische Einflusse offenbaren sich aber auch hier in den konsolengestutzten Traufkanten den Zierbalkonen am Portalbau sowie den Chattris auf den beiden Turmen die die Extrempunkte des Palastes hervorheben Wie in der Sakralarchitektur vollzog sich unter Grossmogul Shah Jahan im zweiten Viertel des 17 Jahrhunderts auch am Palast der Ubergang vom roten Sandstein zum weissen Marmor als bevorzugtes Baumaterial Zudem kamen islamische Formen wieder starker zur Geltung So wurde von den Palasten Fatehpur Sikris zwar der offene Stutzenpavillon als Bauform beibehalten aber an die Stelle ausladender Konsolen traten nun Zackenbogen Auch der in Fatehpur Sikri praktizierte spielerische Umgang mit Raumaufteilung und Geometrie wich an Achsenkreuzen orientierten Hofanordnungen und einer strengen Symmetrie Neben Flachdachern wie beim Diwan i Am und Diwan i Khas in Delhi beim Diwan i Khas in Lahore Punjab Pakistan oder beim Anguri Bagh Pavillon in Agra finden sich konvex gekrummte Dacher bengalischer Bauart beispielsweise am Naulakha Pavillon in Lahore In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts kam die Palastbaukunst der Moguln zum Erliegen Kolonialarchitektur BearbeitenDie Epoche der Kolonialreiche auf indischem Boden begann mit der Ankunft der Portugiesen an der Westkuste im Jahre 1498 Im 17 Jahrhundert folgten Niederlander Briten Franzosen und Danen mit Handelsniederlassungen an den Kusten des Subkontinents doch bis zur zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts blieb der Einfluss der Europaer und damit deren kulturelles Wirken peripher Aus mehreren Kriegen zwischen Europaern und indischen Reichen sowie der europaischen Machte untereinander gingen schliesslich die Briten als Sieger hervor die im Laufe des 19 Jahrhunderts den gesamten Subkontinent ihrem Hegemonialbereich unterstellten Im Gegensatz zu fruheren Fremdherrschern die fruher oder spater von der anpassungsfahigen indischen Kultur absorbiert worden waren blieben die Europaer jedoch stets Aussenseiter die Indien nicht als neue Heimat betrachteten sondern als Kolonie zum Vorteil ihrer Heimatlander wirtschaftlich auszunutzen suchten In der Architektur gelang nur unter den Briten eine fruchtbare Annaherung der indischen und der europaischen Kultur was sich sowohl in der Herausbildung eines indisch gepragten Kolonialstils als auch in der Ubernahme abendlandischer Elemente durch indische Bauherren manifestierte Portugiesische Kolonialarchitektur Bearbeiten nbsp Die manieristische Basilika Bom Jesus 1594 1605 in Velha Goa Westindien gehort zu den bedeutendsten Beispielen portugiesischer Architektur in Indien Der missionarische Ehrgeiz der Portugiesen liess zwar zahlreiche Kirchenbauten auf indischem Boden entstehen die in ihrer architektonischen Konzeption jedoch ganz und gar der Kultur des Mutterlandes verhaftet blieben Musterbucher in denen Grundrisse Aufrisse und Detailzeichnungen europaischer Sakralbauten verschiedener Stile und Epochen gesammelt wurden dienten als Vorlage Haufig sind daher ungewohnliche Mischungen europaischer Stilelemente anzutreffen wahrend sich einheimische Einflusse hochstens im Schnitzwerk der Inneneinrichtungen aussern dessen Gestaltung indischen Handwerkern uberlassen wurde 32 Hauptstadt Portugiesisch Indiens war bis ins 18 Jahrhundert Velha Goa Goa Westindien wo die bedeutendsten portugiesischen Kirchen zu finden sind darunter die Mitte des 16 bis Mitte des 17 Jahrhunderts im Renaissancestil erbaute Se Kathedrale die manieristische Bom Jesus Basilika von 1605 die 1661 errichtete Kirche des Heiligen Franz von Assisi mit manuelinischem Portal und die dem Petersdom in Rom nachempfundene St Cajetan Kathedrale von 1661 Die Kirche Unserer Lieben Frau der Unbefleckten Empfangnis in Panaji Goa wurde 1619 im barocken Stil begonnen und mehrfach erweitert unter anderem um eine doppelte Prozessionstreppe wie sie vielen Kirchen in Portugal vorgebaut ist Britische Kolonialarchitektur Bearbeiten Profan und Sakralarchitektur europaischer Bauart Bearbeiten nbsp Ab etwa 1840 setzte sich die englische Neugotik als Hauptbaustil Britisch Indiens durch Als bedeutendstes Werk dieses Stils gilt der Chhatrapati Shivaji Terminus 1878 1888 in Mumbai Maharashtra Westindien eines der grossten Bahnhofsgebaude der Welt nbsp In der Architektur der 1911 bis 1931 erbauten Planstadt Neu Delhi heute Hauptstadt Indiens sind neoklassizistische und mogulische Bestandteile zu einem monumentalen Kolonialstil vereint Das Secretariat Building etwa besitzt Kolonnaden die auf die griechische Antike anspielen und Chattris im Mogulstil Im Mittelpunkt des Interesses der Britischen Ostindien Kompanie stand zunachst der Aufbau profitabler Handelskontakte nach Indien Zu diesem Zweck richtete sie ab dem fruhen 17 Jahrhundert Handelsstutzpunkte an der indischen Kuste ein zu deren Schutz sternformige Festungen mit doppelten Wehrmauern und dreieckig vorspringenden Bastionen nach den Regeln der europaischen Festungsbaukunst der Renaissance angelegt wurden Oft wurden dabei naturliche Hindernisse wie das Meer oder Flusslaufe mit eingebunden Die alteste britische Festung auf dem Subkontinent das Fort St George in Chennai Tamil Nadu Sudindien aus der Mitte des 17 Jahrhunderts macht sich die Lage unmittelbar an der Kuste zunutze Sie umschliesst noch die gesamte ehemalige britische Stadt und bringt somit das hohe Sicherheitsbedurfnis in der Anfangszeit der britischen Anwesenheit in Indien zum Ausdruck als indische Staaten und europaische Konkurrenten noch eine ernstzunehmende Bedrohung darstellten In spateren Stadtegrundungen dagegen liegen die zivilen Gebaude dagegen meist schon ausserhalb der rein fur militarische Zwecke genutzten Festungen Das Fort William in Kalkutta Westbengalen Ostindien aus der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts ist ein Beispiel dafur Im Gegensatz zu den Portugiesen zeigten die Briten kein Interesse an der Missionierung der einheimischen Bevolkerung Sakralbauten nehmen daher einen weitaus geringeren Stellenwert ein Sie dienten allein den religiosen Bedurfnissen der in Indien lebenden britischen Kaufleute Soldaten und Beamten Ebenso wie die Portugiesen orientierten sich aber auch die Briten ausschliesslich an den baulichen Konventionen ihrer Heimat Die 1680 im Stil des englischen Klassizismus erbaute St Mary s Church in Chennai war das erste anglikanische Gotteshaus auf indischem Boden Die ebenfalls klassizistische St Andrew s Church in Chennai von 1821 ist mit ihrem ionischen Portikus der Kirche St Martin in the Fields in London nachempfunden Auch die Reprasentationsbauten der britischen Kolonialmacht orientierten sich bis ins spate 19 Jahrhundert an europaischen Vorbildern Das Writers Building in Kalkutta von 1780 wurde spater um eine korinthische Fassade im Stil der Neorenaissance erganzt Das 1833 erbaute ehemalige Rathaus von Mumbai Maharashtra Westindien ist dem Klassizismus verschrieben Etwa ab den 1840er Jahren setzte sich die in Grossbritannien sehr beliebte Neugotik in Indien durch Beispiele sind die St Paul s Cathedral in Kalkutta und das Hauptgebaude der University of Mumbai Als Hohepunkt gilt der 1888 vollendete Chhatrapati Shivaji Terminus ehemals Victoria Terminus eines der grossten Bahnhofsgebaude der Erde mit typisch neugotischer Formensprache wie Spitz Rund und Dreipassbogen Kreuzgewolbedecken einer Rippenkuppel sowie der mittelalterlichen Baukunst Europas entnommenem Dekor wie Fialen Wasserspeiern Figurenschmuck Masswerk und Buntglasfenstern Indo sarazenischer Stil und Kolonialstil Bearbeiten Im spaten 19 Jahrhundert flossen zunehmend indische besonders der indo islamischen Architektur entlehnte Elemente in die britisch indische Architektur ein Es entstand ein eklektischer Kolonialstil der als indo sarazenischer Stil bezeichnet wird Am Gebaude der Municipal Corporation in Mumbai von 1893 dominieren noch neugotische Merkmale doch finden sich daneben bereits Zwiebelkuppeln und einige Zackenbogen indo islamischen Ursprungs Das 1921 vollendete Victoria Memorial in Kalkutta ein Monumentalbau aus weissem Marmor ist in der Hauptsache der Neorenaissance zuzuordnen verrat aber in den konsolengestutzten Dachgesimsen Chajjas und den von mogulischen Chattris inspirierten Zwiebelkuppelpavillons auf den Eckturmen ebenfalls indischen Einfluss Das Prince of Wales Museum in Mumbai aus dem Jahre 1909 lehnt sich dagegen mit einer Lotoskuppel kleineren Kuppelturmchen Chajjas und Kielbogen sehr deutlich dem islamischen Stil des Dekkan an Gleichwohl ist der europaische Charakter etwa an den Fensterreihen sichtbar Die 1909 aus rotem Sandstein erbaute National Art Gallery in Chennai verwendet mit einer grossen Mittelkuppel Iwanen Chattris und islamischem Fassadenschmuck sogar fast ausschliesslich die Formensprache der nordindischen Mogularchitektur Sie ahnelt dem Buland Darwaza einem monumentalen Torbau an der Freitagsmoschee von Fatehpur Sikri Uttar Pradesh Nordindien Auch das Gateway of India in Mumbai von 1924 besteht aus indischen Elementen die der islamischen Architektur von Gujarat Westindien entnommen sind wahrend die Bauform des Triumphbogens der europaischen Tradition entstammt Die britisch indische Kolonialarchitektur gipfelte in der monumentalen Planstadt Neu Delhi die die britischen Architekten Edwin Lutyens und Herbert Baker ab 1911 entwarfen als die Verlegung der Hauptstadt Britisch Indiens von Kalkutta nach Delhi verkundet wurde Die 1931 eingeweihte neue Hauptstadt sollte den imperialen Machtanspruch der Briten untermauern indem sie alle fruheren Stadtegrundungen Indiens an Grosse und Pracht ubertraf Breite Alleen und weite Platze pragen das Stadtbild Die Regierungs und Verwaltungsbauten orientieren sich vornehmlich an klassizistisch palladianischen Vorbildern Neoklassizismus An vielen Bauwerken finden sich griechisch anmutende Kolonnaden Das architektonische Hauptwerk der Stadt ist die fruhere Residenz des Vizekonigs der heutige Prasidentensitz Rashtrapati Bhavan Der gewaltige aus rotem und cremefarbenem Sandstein erbaute Gebaudekomplex wird von einer grossen Kuppel dominiert die in ihrer Form als Anklang an die europaische Antike ebenso wie als Reminiszenz an die buddhistischen Stupas Altindiens gedeutet werden kann 33 Den Unterbau der Kuppel umgibt eine Kolonnade die von einem Chajja uberdacht ist Vier Chattris springen aus der Wandflache hervor Die Kuppel befindet sich in der Mitte eines quadratischen Baus an den sich vier weitere Gebaudeflugel mit mehreren Innenhofen anschliessen An den beiden separaten Baukorpern des nahe gelegenen Secretariat Building dienten auch indo islamische Steingitter Jali in den Fensteroffnungen als Zierelement Architektur der unabhangigen Staaten Sudasiens BearbeitenMit dem Ende der britischen Kolonialherrschaft im Jahre 1947 entstanden zwei unabhangige Staaten das uberwiegend hinduistische Indien und der islamische Staat Pakistan 1971 spaltete sich das fruhere Ostpakistan vom westlichen Landesteil ab und erklarte als Bangladesch seine Unabhangigkeit Die reprasentative Architektur dieser jungen Staaten pragt der schwierige Prozess der Identitatsfindung der Tradition und Moderne miteinander in Einklang zu bringen hatte Auf der einen Seite stand die einheimische Bautradition die unter britischer Herrschaft europaischen Vorstellungen hatte weichen mussen oder mit diesen zu einer eklektischen Mischung verschmolzen war ohne dabei eine eigenstandige Weiterentwicklung zu erfahren Auf der anderen Seite existierten pragmatische Zwange die sich aus der Teilung des Subkontinents ergaben Pakistan verfugte nach der Trennung von Indien uber keine geeignete Hauptstadt ebenso der indische Teil der zwischen den beiden Staaten aufgeteilten Region Punjab In der modernen Architektur Sudasiens finden sich sowohl Extremlosungen entweder ein radikaler Bruch mit der Vergangenheit oder eine nostalgische Ruckbesinnung auf alte Bauformen als auch der kulturellen Tradition angemessene zweckmassige Mittellosungen Indien Bearbeiten Hauptartikel Moderne Architektur in Indien nbsp Das Sekretariat in der ab 1950 erbauten Planstadt Chandigarh Nordindien verkorpert die funktionalistischen Prinzipien des Schweizer Architekten Le Corbusier Brisesoleils schutzen die tief zuruckgesetzten Fenster vor direkter Sonneneinstrahlung Als Baumaterial diente Sichtbeton Jegliche Zier und Schmuckelemente sind zugunsten einer zweckmassigen Architektur im Sinne der Moderne zuruckgedrangt nbsp Zu den Hohepunkten moderner Sakralarchitektur in Indien zahlt der Lotustempel der Bahai 1980 1986 in Delhi Nordindien Drei Kranze aus jeweils neun wie Blutenblatter geformten Betonschalen umschliessen eine zentrale Kuppel Daraus ergibt sich die Form einer Lotosblute ein wichtiges Symbol der indischen Religionen Bereits vor der Unabhangigkeit hatte es in Indien neben der britischen Elite auch eine aufstrebende einheimische Oberschicht gegeben die ihr wachsendes nationales Bewusstsein in der Architektur zum Ausdruck brachte Die Industriellenfamilie Birla etwa stiftete hinduistische Tempel die aus modernen Baumaterialien im mittelalterlichen Nagara Stil erbaut wurden wie den Lakshmi Narayan Tempel in Neu Delhi aus dem Jahre 1938 Auch nach der Unabhangigkeit gab es anachronistische Tendenzen Ein Beispiel ist das 1956 fertiggestellte Parlamentsgebaude des Bundesstaates Karnataka Sudwestindien in Bengaluru das eine von Saulen im Dravida Tempelstil dominierte Fassade eine nach indo islamischen Vorbildern modellierte Kuppel und weitere Stilelemente der traditionellen indischen Architektur mit modernen Konstruktionsmethoden kombiniert In krassem Gegensatz dazu stehen internationalistische Ansatze die vollends auf Ruckbezuge auf traditionelle Bauweisen verzichten Musterbeispiel dafur ist die Planstadt Chandigarh Nordindien die in den 1950er Jahren von dem Schweizer Architekten Le Corbusier als neue Hauptstadt des Bundesstaats Punjab spater auch Haryanas entworfen und ausgefuhrt wurde Chandigarh ist in annahernd gleich grosse rechteckige Sektoren aufgeteilt die durch breite Strassen voneinander abgegrenzt werden Jeder Sektor ubernimmt eine bestimmt Funktion beispielsweise als Wohn Geschafts Industrie Unterhaltungs oder Universitatsviertel und unterliegt zugleich einer bestimmten Hierarchie An der Spitze dieser Hierarchie im aussersten Norden Chandigarhs liegt das Regierungsviertel das zugleich den architektonischen Hohepunkt der Stadt darstellt Die drei Hauptgebaude das Parlament das Sekretariat und der Oberste Gerichtshof verdeutlichen die streng funktionalistischen Gestaltungsprinzipien Le Corbusiers In Anpassung an das heisse indische Klima entwickelte er den Brisesoleil einen Sonnenschutz bei dem die Fenster zellenartig zuruckstehen und durch eine Blende vor der Sonneneinstrahlung geschutzt sind Die Rasterstruktur der Fensterzellen verleiht den Fassaden eine besondere Plastizitat Als Schattenspender dienen auch weit ausladende Flachdacher auf Stutzen zwischen denen zum Zwecke der Kuhlung die Luft zirkulieren kann Es dominieren geometrische Formen wahrend reine Schmuckelemente fehlen Als Baumaterial wurde Sichtbeton verwendet In Ahmedabad Gujarat Westindien gestaltete Le Corbusier unter anderem das Gebaude der Millowners Association mit Brisesoleils auf der Ost und Westseite wahrend die Nord und Sudseite beinahe keine Offnungen besitzen Das Gebaude nutzt die ortlichen Winde zur Beluftung Le Corbusiers Betonarchitektur wirkte noch bis in die 1970er Jahre auf viele indische Architekten nach unter anderem Balkrishna Vithaldas Doshi Der US Amerikaner Louis I Kahn entwarf 1963 das Indian Institute of Management in Ahmedabad Auch hier sind die Fenster weit zuruckgesetzt um direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden Flache Bogen die in gespannte Betonsturze eingefasst sind verleihen der Fassade ihr charakteristisches Aussehen Anders als Le Corbusier verwendete Khan nicht Beton sondern als Sichtmauerwerk verlegten roten Backstein als Hauptbaumaterial Seit den 1950er Jahren bestimmten jedoch nicht nur auslandische sondern in zunehmendem Masse auch indische Architekten die architektonische Entwicklung Als herausragendster einheimischer Architekt und Stadteplaner gilt Charles Correa Zunachst stark von Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe beeinflusst passt er in seinen Entwurfen fur Wohn Buro Verwaltungs und Zweckbauten der westlichen Moderne entlehnte Ideale den klimatischen und kulturellen Bedingungen Indiens an Wahrend die Moderne und insbesondere der Internationale Stil mit dem weitgehenden Verlust einer als indisch empfundenen Identitat einhergingen spielen traditionelle Elemente in der postmodernen Architektur wieder eine grossere Rolle ohne dass die funktionalistischen Prinzipien der Moderne ganzlich aufgegeben werden 34 So finden sich Bauten im Stil der Moderne die eklektisch mit einzelnen traditionellen Elementen versetzt sind Aussergewohnliche Verknupfungen traditioneller und moderner Vorstellungen hat die Sakralarchitektur hervorgebracht Ein herausragendes Beispiel ist der 1986 in Form einer Lotosblute errichtete Bahai Tempel in Delhi der als Lotustempel bekannt ist Neun blutenblatterformige Betonschalen bilden die neun Gebaudeeingange Neun weitere Schalen sind nach innen gebogen wahrend nochmals neun Schalen knospenartig die Glaskuppel im Inneren des Tempels umschliessen Pakistan Bearbeiten nbsp Die islamische Identitat Pakistans kommt durch moderne Sakralbauten zum Ausdruck Die Faisal Moschee 1976 1984 in Islamabad verbindet traditionelle Elemente wie die vier schlanken Minarette mit modernen Formen und Konstruktionsmethoden wie dem Faltdach aus Beton Die Fassade ist mit weissem Marmor verkleidet Pakistan das nach der Herauslosung aus Britisch Indien Karachi Provinz Sindh als Interimshauptstadt gewahlt hatte beschloss 1960 den Bau von Islamabad Stadt des Islam als zukunftigen Sitz der Regierung Name und Anlage der Stadt sollten die religionsgebundene Identitat des jungen Staates wiedergeben Der rasterformige Grundriss der Islamabad in quadratische Sektoren einteilt spielt auf die symmetrische Formstrenge der traditionellen islamischen Architektur an 35 Dies wurde auch beim Parlamentsgebaude und dem Sitz des Prasidenten beachtet die nach Entwurfen des US Amerikaners Edward Durell Stone als flache symmetrische Stufenpyramiden ausgefuhrt sind Ansonsten entsprechen die meisten Regierungs und Verwaltungsbauten aber weitestgehend den rationalen Prinzipien der westlichen Moderne Eine weitaus starkere traditionelle Pragung als die Profanarchitektur weisen die Sakralbauten des unabhangigen Pakistan auf Die 1984 vollendete mit weissem Marmor verkleidete Faisal Moschee in Islamabad des turkischen Architekten Vedat Dalokay besitzt zwar im Gegensatz zu herkommlichen Moscheen keine Kuppel ahnelt aber durch ein Faltdach einem arabischen Wustenzelt Die hohen schlanken Minarette stellen moderne Interpretationen turkischer Vorbilder dar Das marmorverkleidete Mausoleum des Staatsgrunders Muhammad Ali Jinnah aus dem Jahre 1970 in Karachi greift die uberkuppelte Wurfelform fruher indo islamischer Grabmaler auf und kombiniert sie mit modernen Parabelbogenportalen Zu den bedeutendsten Werken einheimischer Architekten zahlt Nayyar Ali Dadas 1971 bis 1992 etappenweise erbauter Alhamra Arts Council in Lahore Die grossflachigen Aussenwande lassen den Bau massiv und gedrungen erscheinen stellen aber einen effizienten Hitzeschutz dar An den Ecken sparen sie tief eingeruckte Fensternischen aus Das Innere dessen Raumaufteilung allein Strukturelemente wie schlanke Betonsaulen und dreieckige Kassettenplatten bestimmen wird ausreichend beleuchtet ohne der direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt zu sein Strukturell ein Bau der westlichen Moderne verwendet der Alhamra Arts Council den regionaltypischen roten Backstein als Baustoff und knupft damit an altere Bautraditionen an ohne diese in der Formgebung zu imitieren 36 Bangladesch Bearbeiten nbsp Grosse streng geometrische Offnungen gliedern die Betonfassade des Parlamentsgebaudes 1962 1982 in Dhaka der Hauptstadt Bangladeschs Sie leuchten den Innenraum optimal aus vermeiden aber die direkte Sonneneinstrahlung Mit Muzharul Islam hat das fruhere Ostpakistan einen der bedeutendsten Architekten Sudasiens hervorgebracht Seine Fruhwerke aus den 1950er Jahren wie das College of Arts and Crafts und die Universitatsbibliothek in der Hauptstadt Dhaka zeigen Einflusse von Le Corbusiers funktionalistischem Internationalen Stil Kubische Stutzenbauten sind durch uberstehende Dacher und tief zuruckgesetzte Fenster mit Sonnenschutzvorrichtungen an das heisse Klima angepasst Ab den spaten 1960er Jahren bevorzugte Islam eine massivere Bauweise ohne Stutzen so zu sehen an der Nationalbibliothek von 1985 Der US Amerikaner Louis I Kahn entwarf zwischen 1962 und 1969 das Regierungsviertel Sher e Bangla Nagar fur Ostpakistan in Dhaka Nach seinen Planen wurde 1982 auch das Parlamentsgebaude des seit 1971 unabhangigen Bangladesh fertiggestellt Grosse rechteckige dreieckige und kreisformige Wanddurchbruche lassen Licht auf die dahinter liegenden Fensterfassaden fallen ohne diese der direkten Sonneneinstrahlung auszusetzen Wasserflachen umgeben den in neun Flugel unterteilten Betonbau der zu den grossten Parlamentsgebauden der Welt zahlt In neuerer Zeit finden sich neben dem dominierenden Stil der westlichen Moderne zunehmend eklektische Mischungen die westliche Bauweisen anachronistisch mit islamischen Elementen verbinden Daneben gibt es Versuche moderne Konstruktionen durch die Nutzung traditioneller Baumaterialien wie rotem Backstein und aus der herkommlichen regionalen Bauweise abgeleitete aber dem Zweck angepasste Dachformen starker der architektonischen Tradition gerecht werden zu lassen Siehe auch BearbeitenGlossar der indischen Architektur Moderne Architektur in Indien Indische KunstLiteratur BearbeitenUberblickswerke Bearbeiten Mario Bussagli Weltgeschichte der Architektur Indien Indonesien Indochina Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1985 ISBN 3 421 02842 7 Klaus Fischer Michael Jansen Jan Pieper Architektur des indischen Subkontinents Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1987 ISBN 3 534 01593 2 Manfred Gorgens Kleine Geschichte der indischen Kunst DuMont Verlag Ostfildern 1986 ISBN 3 7701 1543 0 Herbert Hartel Jeannine Auboyer Hrsg Indien und Sudostasien Propylaen Kunstgeschichte Band 21 des Nachdrucks in 22 Banden Propylaen Verlag Berlin 1971 verkleinerter Nachdruck 1985 Heinz Mode Kunst in Sud und Sudostasien Verlag der Kunst Verlag Iskusstwo Dresden Moskau 1979 Gemeinschaftsausgabe Kamil Khan Mumtaz Architecture in Pakistan Concept Media Singapur 1985 auch online im PDF Format verfugbar auf dem Server von archnet org Bindia Thapar Introduction to Indian Architecture Periplus Editions Singapur 2004 ISBN 0 7946 0011 5 Hinduistische buddhistische und jainistische Architektur Bearbeiten Herbert Plaeschke und Ingeborg Plaeschke Hinduistische Kunst Koehler amp Amelang Leipzig 1978 Herbert und Ingeborg Plaeschke Indische Felsentempel und Hohlenkloster Koehler amp Amelang Leipzig 1982 Andreas Volwahsen Indien Bauten der Hindus Buddhisten und Jains Aus der Reihe Architektur der Welt Benedikt Taschen Verlag Koln 1994 ISBN 3 8228 9532 6 Titus Burckhardt Vom Wesen heiliger Kunst in den Weltreligionen Origo Zurich 1955 Stark erweiterte Neuausgabe als Heilige Kunst in den Weltreligionen Chalice Xanten 2018 ISBN 978 3 942914 29 1 Enthalt ein ausfuhrliches Kapitel zum indischen Tempelbau Indo islamische Architektur Bearbeiten Klaus Fischer Christa M Friederike Fischer Indische Baukunst islamischer Zeit Holle Verlag Baden Baden 1976 ISBN 3 87355 145 4 Andreas Volwahsen Islamisches Indien Aus der Reihe Architektur der Welt Benedikt Taschen Verlag Koln 1994 ISBN 3 8228 9531 8 Moderne Architektur Bearbeiten Kamil Khan Mumtaz Modernity and Tradition Contemporary Architecture in Pakistan Oxford University Press Karachi 1999 ISBN 0 19 577853 7 Jagan Shah Contemporary Indian Architecture Roli Books Delhi 2007 ISBN 81 7436 446 3 Die Architekturzeitschrift Arch hat in Zusammenarbeit mit dem Urban Age Projekt in der Ausgabe 185 November 2007 die aktuellen Entwicklungen in Stadtebau und Architektur veroffentlicht bearbeitet von Anh Linh Ngo Kristina Herresthal Anne Kockelkorn Martin Luce Arch Verlag Aachen 2007 ISBN 978 3 931435 13 4 Weblinks BearbeitenBernhard Peter Essays zu Geschichte Kunst und Kultur Indiens Themen Metaphysik Hoysala Tempel Tempel in Orissa Tempelstadte von Tamil Nadu Jain Tempel Baha i Tempel in Delhi Ashish Nangia Architecture of India umfangreiche Artikelsammlung zur indischen Architektur in englischer Sprache Takeo Kamiya Architecture of the Indian Subcontinent Architektur des indischen Subkontinents umfangreiche Informationen in englischer Sprache zu einer Vielzahl bedeutender Baudenkmaler unter Start Browsing archplus 185 Indischer Inselurbanismus November 2007 Analysen aktueller Entwicklungen in Stadtebau und Architektur in Indien bearbeitet von Anh Linh Ngo Kristina Herresthal Anne Kockelkorn Martin Luce Beyond the Taj architectural traditions and landscape experience in India Cornell University Datenbank mit uber 7000 Bildern von Prof Robert D MacDougall 1940 1987 Einzelnachweise Bearbeiten Plaeschke Plaeschke Hinduistische Kunst S 39 Bernhard Peter Vastu 1 Mandalas und der Tempelplan Bernhard Peter Vastu 2 Das Mandala und die Stadt Jaipur Fischer Fischer S 57 Propylaen Kunstgeschichte Band 21 S 198 Fischer Jansen Pieper S 150 Beispielsweise enthalten die szenischen Reliefs an den Zugangstoren zum Grossen Stupa von Sanchi Darstellungen von mythischen Wesen geflugelte Lowen usw die bis dato in der indischen Kunst ohne Vorbild wohl aber aus der vorderasiatischen Kunst bekannt sind Mode S 43 f Mode S 46 Propylaen Kunstgeschichte Band 21 S 201 Propylaen Kunstgeschichte Band 21 S 202 f Plaeschke Plaeschke Hinduistische Kunst S 18 Gorgens S 118 Plaeschke Plaeschke Hinduistische Kunst S 33 Gorgens S 195 Volwahsen Indien Bauten der Hindus Buddhisten und Jains S 143 Gorgens S 161 Plaeschke Plaeschke Hinduistische Kunst S 40 Fischer Jansen Pieper S 172 Plaeschke Plaeschke Indische Felsentempel und Hohlenkloster S 78 ff Thapar S 56 Gorgens S 137 Eine chinesische Chronik aus der Tang Dynastie 7 bis 10 Jahrhundert erwahnt sogar einen siebenstockigen Pagodenturm am Palast des Konigs von Nepal Mode S 168 f Gorgens S 198 Gorgens S 162 S S Bhatti An outline of Sikh architecture Memento vom 27 September 2007 im Internet Archive Thapar S 102 Volwahsen Indien Bauten der Hindus Buddhisten und Jains S 47 Kautilya Arthashatra Englische Ubersetzung von R Shamasastry 1915 2 Buch The Duties of Government Superintendents 3 Kapitel Construction of Forts Gorgens S 144 Fischer Jansen Pieper S 218 Volwahsen Islamisches Indien S 134 Gorgens S 259 Thapar S 137 Thapar S 142 Mumtaz S 188 Alhamra Arts Council ArchNet Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indische Architektur amp oldid 238441276