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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Marmor Begriffsklarung aufgefuhrt Marmor uber lateinisch marmor 1 von altgriechisch marmaros marmaros glanzender Felsblock Stein Marmor 2 dieses abgeleitet von marmairein marmairein schimmern flimmern 3 bezeichnet Carbonatgesteine verschiedener Zusammensetzung die hauptsachlich aus den Mineralen Calcit und Dolomit bestehen und aufgrund ihrer Materialeigenschaften besonders fur anspruchsvolle Architektur oder zur Herstellung von Skulpturen Verwendung finden Laokoongruppe aus Marmor in den Vatikanischen MuseenFur Marmor existieren unterschiedliche Wortbedeutungen Petrographisch ist es ein metamorphes Gestein das durch Umwandlung Metamorphose von Kalkstein und anderen carbonatreichen Gesteinen entsteht und zwar im Erdinnern durch Hitze und Druck Neben dem petrographischen Begriff lassen sich kulturelle und okonomische Marmor Begriffe unterscheiden Eine Reihe bedeutsamer Gebaude und Kunstwerke besteht aus Marmor Marmore werden fur Fussboden und Treppenbelage Tischplatten Wandfliesen Waschbecken und Fassadenplatten verwendet Die seit Jahrtausenden betriebene Gewinnung von Marmor ist auch heute noch ein aufwandiger Prozess Inhaltsverzeichnis 1 Begriffserlauterung 1 1 Petrographischer Begriff 1 2 Nichtpetrographische Definitionen 1 2 1 Kulturbegriff 1 2 2 Okonomischer Begriff 2 Entstehung 3 Merkmale und Mineralbestand 4 Gewinnung und Verarbeitung von Marmor 5 Verwendung und Haltbarkeit 6 Biogene Besiedlung 7 Marmorsorten 8 Ausgewahlte grossere Marmorabbauregionen 8 1 Europa 8 2 Asien 8 3 Nordamerika 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseBegriffserlauterung Bearbeiten nbsp Pieta von Michelangelo im Petersdom von Rom nbsp Figurengruppe des Bildhauers Jean Jacques Pradier Musee du Louvre in Paris Der Begriff Marmor hat verschiedene Bedeutungen Petrographischer Begriff Bearbeiten Im petrographischen Sinn sind Marmore Metamorphite Umwandlungsgesteine die mindestens 50 Volumenprozent Calcit Dolomit oder seltener Aragonit enthalten Viele bestehen aus fast nur einem Karbonatmineral d h sind monomineralisch Marmore haben unter hohem Druck oder hoher Temperatur eine Metamorphose erfahren und sind durch die Marmorisierung zu diesen geworden 4 Reiner Marmor setzt sich aus mindestens 95 Volumenprozent Calcit und oder Dolomit zusammen Als unrein bezeichnete Marmore konnen 5 bis 50 Volumenprozent Silikatminerale enthalten diese werden als Silikatmarmore bezeichnet 5 Viele gehoren zu den Paragesteinen das heisst sie sind aus Sedimentiten Ablagerungsgesteinen hervorgegangen Eine Ausnahme bilden Marmore die eine zweite Metamorphose durchlaufen haben und schon vorher Marmore und damit Metamorphite waren und solche die aus der Umwandlung von Karbonatiten entstehen Als Karbonatit wird in der Geologie ein seltenes magmatisches Gestein bezeichnet das mehr als 50 Volumenprozent jedoch typischerweise 70 bis 90 Volumenprozent Karbonatminerale enthalt 6 Vereinzelt kommen auch in Abfolgen karbonatischer Sedimentgesteine metamorphe Bereiche vor Eine Klassifikation der gesamten Einheit als Marmor Dolomit oder Kalkstein ist dadurch erschwert Keine Marmore im petrographischen Sinne sind die Agglo Marmore sowie Kunst und Stuckmarmore welche von Menschenhand hergestellt werden Nichtpetrographische Definitionen Bearbeiten Kulturbegriff Bearbeiten Im deutschsprachigen Raum werden unzahlige Kalksteine Kalkbrekzien Dolomite Travertine Onyxmarmore und zum Teil weitere Gesteine die kein oder nur wenig Karbonate enthalten als Marmore bezeichnet zum Beispiel Serpentinite und Ophicalcite Marmor als Kulturbegriff ist seit Jahrhunderten in der Literatur der Themenbereiche Architektur Innenausstattung Kunstgewerbe Kunstgeschichte und anderen Bereichen in petrographisch falscher Anwendung verbreitet ohne dass dies Folgen hat Erklarbar ist das auch dadurch dass sich erst in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts ein geowissenschaftliches Verstandnis uber Gesteinsmetamorphosen entwickelte wonach sich tatsachlicher Marmor vom Kalkstein durch geologische Umwandlungsprozesse unterscheidet In Italien werden unter der Bezeichnung marmi Plural Form gelegentlich auch polierte Granite und Gneise verkauft obwohl sie von ihrer Textur mit Karbonatgesteinen oft nur entfernt vergleichbar sind und eine vollig andere chemisch mineralogische Zusammensetzung als die Marmore haben Die Anwendung des Wortes Marmor italienisch marmo franzosisch marbre englisch marble spanisch marmol portugiesisch marmore schwedisch marmor russisch mra mor tschechisch mramor polnisch marmur ungarisch marvany als umfassender Kulturbegriff ist fast in allen Landern verbreitet In Frankreich wird etwas starker differenziert indem fur Kalksteine aller Art deutlich akzentuiert die Worte calcaire deutsch Kalkstein oder nur pierre deutsch Stein eingesetzt werden Trotzdem wird in der franzosischen Alltagssprache auch keine exakte petrographische Unterscheidung getroffen Einige Kalksteine bezeichnet man jedoch auch als marbre z B Marbre Rose de Guillestre Marbre de Campan oder Marbre de Verone Okonomischer Begriff Bearbeiten nbsp Filigrane MarmorvaseWahrend die beliebige Verwendung des Marmorbegriffs im Kulturleben ohne Folgen bleibt kann dies in der Okonomie Konsequenzen haben Im Geschaftsleben werden polierfahige Kalksteine wie zum Beispiel der sogenannte Jura Marmor ein Kalkstein durchaus als Marmor angeboten Dabei wird vom steinverarbeitenden Gewerbe in Verkaufsgesprachen Rucksicht darauf genommen dass die Kunden im deutschsprachigen Raum zumeist lediglich Granit als uberaus hartes Gestein und Marmor als vermeintlich teures Gestein kennen Bei einem Verkaufsabschluss ist ein Steinmetz nach der derzeit geltenden DIN EN Norm von 2018 und entsprechenden Rechtsprechung angehalten beispielsweise auf den Unterschied zwischen Kalkstein und Marmor ausdrucklich hinzuweisen 7 Entstehung BearbeitenMarmor entsteht durch metamorphe Umwandlung von Kalksteinen Dolomiten und anderen carbonatreichen Gesteinen unter Einfluss von hohem Druck und hoher Temperatur infolge hoher Sedimentsauflast und oder tektonischer Versenkung Regionalmetamorphose oder durch Aufheizung im Kontakt mit Gesteinsschmelze Kontaktmetamorphose Sind Dolomite umgewandelt worden spricht man von einem Dolomitmarmor Bei der Kontaktmetamorphose intrudieren granitische oder andere Magmen in die obere Erdkruste Falls sie die Erdoberflache nicht erreichen verbleiben sie in der Erdkruste kuhlen in Magmenkammern uber Jahrtausende ab und erstarren zu Granit oder magmatischen Gesteinen ahnlicher Zusammensetzung Wahrend dieser Phase der Abkuhlung konnen sich karbonatreiche Gesteine in der Umgebung des Granitplutons zu Marmor umwandeln Bei einer Kontaktmetamorphose herrscht ein Druck von bis zu 10 Kilobar und eine Temperatur von uber 400 C 8 Bei der Regionalmetamorphose werden grosse Mengen an Gestein unter Druck und Hitze ohne Magmenkontakt umgewandelt Diese Prozesse laufen sehr langsam ab Dabei konnen zum Beispiel Marmore mit Richtungsgefuge spaltraue Platten gewinnbar entstehen Die bevorzugte Spaltrichtung liegt meist orthogonal zur Richtung der fruheren Hauptspannung Da sich Marmore ab einem bestimmten Druck und Temperaturniveau duktil verformen konnen sie Falten und Fliessgefuge zeigen die bei inhomogener Verteilung der Nebengemengebestandteile als Marmorierung sichtbar sind z B im Saillon Marmor von Saillon Schweiz Duktil bedeutet in der Geologie dass sich Gesteine insbesondere der unteren kontinentalen Erdkruste unter tektonischem Stress Hitze und Druck nicht sprode sondern plastisch deformieren Merkmale und Mineralbestand Bearbeiten nbsp Marmor HandstuckMarmore sind in der Regel mittel bis grosskristallin die einzelnen Calcitkristalle variieren wenig in der Grosse und sind oft mit blossem Auge zu unterscheiden Es kommen jedoch auch extrem feinkristalline Marmore wie beispielsweise die Sorte Statuario aus Carrara vor die bei den Bildhauern sehr begehrt ist Das Merkmal der Kristallinitat gilt auch fur Marmore deren Ausgangsgesteine ein Sedimentkorngefuge besassen wie die Mehrzahl der Meta Kalksteine und Meta Mergelsteine auch ein Meta Gestein ist beispielsweise ein aus einem Sandstein entstandener Sandstein usw Aufgrund des kristallinen Gefuges ist der Porenraum des Marmors gering was zu einer hohen Frostbestandigkeit vieler Marmorsorten fuhrt sie ist jedoch nicht fur alle Sorten zu verallgemeinern Ein typisches Kennzeichen des Marmors ist das Fehlen von Fossilien Marmore erkennt man optisch auch daran dass einzelne Kalkspatkristalle in der Spaltflache je nach Richtung des Lichteinfalls glitzern siehe Abbildung Die Dichte von Marmor betragt 2 6 bis 2 8 t m 9 Stoffliche Beimengungen in den Ursprungsgesteinen fuhren bei vielen Marmoren zu dem typischen Dekor zur sogenannten Marmorisierung Marmor kommt in verschiedenen Farben vor von schwarzgestreift uber gelb grun rosa bis zu weissem Marmor 10 Rote bis rotliche Marmore werden durch Hamatit gelbe bis braune durch Limonit leicht blauliche und graublaue durch Graphit kohlige Substanzen oder Bitumen und grune Marmore durch Chlorit oder Serpentinminerale eingefarbt Mehrfarbige Marmore enthalten unterschiedliche Mineralbeimengungen und oder verschiedene Kristallausbildungen Einheitlich schwarz gefarbte Marmore gibt es nicht Der weisse Marmor wie er unter anderem bei Carrara in den apuanischen Bergtalern in Italien und im Krastal in Osterreich gefunden wird wird stark nachgefragt In Deutschland gibt es wenige Marmorvorkommen die fur Naturwerkstein wirtschaftlich in Frage kommen beispielsweise der Wunsiedler Marmor im Fichtelgebirge Im Erzgebirge wird bei Hammerunterwiesenthal Calcit und Dolomitmarmor abgebaut der vorwiegend zu Schotter und feinsten Gesteinsmehlen verarbeitet und hauptsachlich als Zuschlagstoff fur die Industrie verwendet wird 11 Durch die hohe Kluft und Storungsdichte konnen keine ausreichend grossen Blocke gewonnen werden die sich fur die wirtschaftliche Nutzung in der Natursteinfertigung eignen Eine zeitweilige Bedeutung als Bildhauermaterial hatte der Crottendorfer Marmor erlangt Typische Dolomitmarmore sind die des Raurisertals in Osterreich und der Thassos Marmor von der gleichnamigen griechischen Insel Eine Besonderheit ist der sogenannte Cipollino italienisch fur Zwiebel ein Marmor dessen Dekor wie eine Zwiebel geschichtet ist 12 Die weissen Marmore sind lichtdurchlassig Durch eine Marmorsorte aus Paros schimmert es bis zu einer Steindicke von etwa 3 5 Zentimeter und durch die aus Carrara bis etwa 1 5 Zentimeter hindurch Die sogenannte Transluzenz ist abhangig von der Kristallstruktur und der Porenradienverteilung Je dichter ein Marmor ist desto transluzenter ist er Ein typisches Beispiel ist der aus der Turkei bei Afyon abgebaute Marmor Gewinnung und Verarbeitung von Marmor Bearbeiten nbsp Abbau von Carrara Marmor nbsp Eine Seilsage formatiert einen Marmor Rohblock in einem Steinbruch in den Bergen von Carrara nbsp Eine Schrame mit einem 5 Meter langen Schwert eine Art Kettensage schneidet Marmor Rohblocke aus den Steinbruchwanden nbsp Sicht uber eine Marmor Mine der Marmorwerke Karibib 2018 Fruher wurde Marmor unter Ausnutzung von Kluften mittels Hebestangen und unter Verwendung von mit Wasser zum Quellen gebrachten Holzkeilen gewonnen Erst spater kam es zum Einsatz von Keilen aus Eisen Marmor wird in Europa seit langem gewonnen Auf der griechischen Insel Paros wird etwa seit dem 7 Jahrhundert v Chr und in Carrara seit dem 2 Jahrhundert v Chr Marmor abgebaut Bis in die Renaissance anderte sich an der Gewinnungstechnik fur Marmore wenig Von der Renaissance bis in die 1960er Jahre wurde teilweise mit Sprengladungen gearbeitet die in Bohrlocher eingebracht wurden Beim Einsatz von explosiven Sprengmitteln kam es zu hohem Anfall von Gesteinsschutt und das Gestein wurde durch die Sprengwirkung zum Teil erheblich geschadigt Technische Neuerungen im grossen Stil in der Marmorverarbeitung kamen aus Carrara in Italien Um 1815 erfand der italienische Arbeiter Giuseppe Perugi die erste Gattersage fur Naturstein mit mehreren Sageblattern die von schnelllaufenden Wasserradern angetrieben wurde Der Schweizer Carlo Muller hat diese Technik weiter verbessert bis 1831 der Franzose Nerier Stein Gattersagen mit bis zu acht Sageblattern eingefuhrt hatte die es ermoglichten mehrere grossformatige ein Zentimeter dunne Marmor Platten herzustellen das Verfahren wurde 1867 bei der Weltausstellung in Paris pramiert 13 1870 gab es bereits 40 Sagereien mit dieser Technik in Carrara 15 in Massa 26 in Seravezza 14 1895 wurde in Italien in Carrara erstmals Spiraldraht zum Heraussagen der Steinblocke verwendet der von Dieselmotoren angetrieben wurde Zur Kuhlung des Drahtes wurde nicht nur Wasser genutzt sondern die Stahlseile waren Hunderte von Metern lang und wurden hinter dem Auslauf aus der Schnittfuge uber Umlenkrollen durch die Steinbruche gefuhrt damit sie zwischendurch abkuhlen konnten Spater wurden die Dieselmotoren durch Elektromotoren ersetzt Heute wird Marmor nicht mehr mit den oben genannten Lang Seilsagen sondern mit Kurz Seilsagen die nur noch mehrere zehn Meter lange sogenannte Diamantseile tragen oder aber mit Schramen herausgesagt Seilsagen fuhren je nach Bedarf lange dicht mit Hartmetallperlen besetzte Stahlseile durch die Marmorschichten im Steinbruch oder durch die Rohblocke in den Betrieben In den Hartmetallperlen befinden sich Industriediamanten Ein standiger Wasserstrom kuhlt die Sageseile In Italien schneiden meist Schramen mit Sageschwertern bis zu einer Lange von 4 bis 5 m Losefugen in die marmornen Gesteinsschichten die eine Arbeitstiefe von etwa 2 2 50 m erreichen Schramen sind fahrbare grosse Kettensagen die ohne Wasserkuhlung arbeiten Des Weiteren werden Rohblocke mit Druckluftbohrhammern und Steinspaltwerkzeugen nach Bedarf weiter formatiert In die Losefugen die die Seilsagen und Schramen herstellen werden sogenannte Losekissen aus Stahlblech eingelegt die entweder mit Wasser oder mit Luftdruck gefullt werden In diesem Arbeitsvorgang werden die Blocke zum weiteren Transport aus der Steinwand geschoben Im Steinbruch werden die gelosten Blocke mit gewaltigen Radladern bewegt und anschliessend zum Weitertransport auf Lastkraftwagen verladen sofern sie nicht unmittelbar vor Ort weiterverarbeitet werden Die Marmor Rohblocke werden mit Gattersagen die zwischen 80 und 120 Sageblatter haben in Platten gesagt anschliessend werden die Sichtseiten geschliffen und gegebenenfalls poliert Marmore zur Werksteinverwendung werden mit Steinsagen auf das gewunschte Mass geschnitten Der Polierprozess des Marmors und anderer Naturwerksteine erfolgt seit dem Industriezeitalter in zunehmendem Masse mit maschinellen Mitteln wobei handgefuhrte und vollautomatisierte Maschinentechnologien zum Einsatz kommen Das trifft in besonderer Weise auf das Flachenpolieren zu das seit etwa 1975 in den europaischen Verarbeitungszentren vollstandig automatisiert ist Fur das Polieren dreidimensionaler Objekte mit unregelmassig gewolbten Kleinflachen wie beispielsweise bei den Arbeiten eines Bildhauers sind kleine maschinelle Werkzeuge sowie manuell bediente Bearbeitungsmittel erforderlich 15 Der eigentliche Poliervorgang ist den notwendigen und vorangegangenen Schleifvorgangen weitgehend ahnlich Ein meistens drehender Schleifteller tragt industriell hergestellte und normierte Schleifkorper die in einer weichen Bindemasse abrasive Bestandteile mit definierten Korngrossen enthalten Diese Schleifkorper konnen ring oder quaderformig sein Der auf die Marmorflache mit erforderlichem Druck und Drehgeschwindigkeit aufgebrachte Teller mit den befestigten Schleifkorpern nimmt geringste Unebenheiten der bereits sehr fein geschliffenen Marmoroberflache weg Je feiner und schonender dieser Vorgang vorgenommen wird umso glanzender wird die behandelte Oberflache Die Polierzone wird mit Wasser gekuhlt bei einzelnen Gesteinen auch andere Kuhlmittel damit die Hitzeentwicklung keine Mikrorisse in den Gesteinskristallen erzeugt was das Ergebnis mindern wurde aber auch um den entstehenden Schleifschlamm hinwegzufuhren Als abrasive Materialien in den Schleifkorpern werden heute ublicherweise Aluminiumoxid Korund Siliciumcarbid Zinnoxid oder ein Gemisch aus Magnesiumoxid und Magnesiumchlorid eingesetzt Die in den historischen Handwerkstechniken verwendeten Poliermittel geeignete Erden z B Tripel Kleesalz oder in Manufakturen erzeugte Substanzen z B Polierrot finden heute nur in besonderen Fallen Verwendung ebenso Diamantpulver Zudem sind in den Schleifkorpern duroplastische Kunststoffe enthalten die fur das Endergebnis einen forderlichen Einfluss wahrend des Poliervorganges ausuben In der abschliessenden Behandlung Finish des Polierprozesses konnen bedarfsweise geloste Harze oder Wachse mit rotierenden Filzscheiben aufgetragen werden Der Einsatz der Hilfs und Poliermittel sowie die technologischen Bedingungen sind uber den gesamten Verlauf der Oberflachenbehandlung von der jeweiligen Gesteinsart abhangig d h sie werden mittels Tests und nach Anwendererfahrung abgestimmt und eingesetzt 16 17 18 Verwendung und Haltbarkeit Bearbeiten nbsp Ein Torso aus Marmor entsteht nbsp Waschbecken aus Carrara Marmor nbsp Sitzbank dunkelblau ist Typ Bardiglio hell ist Carrara Marmor C und Baumbehalter auf der Piazza Alberica in CarraraBauwerke und Plastiken der griechischen Antike wie die Akropolis und der Pergamonaltar 19 die Nike von Samothrake und die Venus von Milo bestehen aus griechischem Marmor Im Romischen Reich waren Ehrenstatuen aus Marmor sogenannte ἀgalmata agalmata Gottern sowie dem Kaiser und seinen Familienangehorigen vorbehalten Burgerliche Personen wurden dagegen gemeinhin mit Statuen aus Bronze eἰkῶnes eikṓnes geehrt Marmorstatuen von ihnen wurden nur in privaten Raumen oder an Grabern aufgestellt 20 Viele Kunstwerke der italienischen Renaissance etwa Michelangelos Pieta David und Moses bestehen aus italienischem Carrara Marmor Wegen der grossen kunsthistorischen Bedeutung sowie der sehr speziellen nicht mit Sandsteinen und anderen Sedimenten vergleichbaren Materialeigenschaften ist die Marmorkonservierung ein eigenes Forschungsfeld 21 Marmore sind heute im Innenausbau begehrt Sie finden Verwendung als Boden und Treppenbelage sowie als Fliesen Sie sind begehrte Bildhauermaterialien vor allem der Carrara Marmor Aufgrund ihrer Empfindlichkeit gegenuber Sauren wie Essig Wein Zitrusfruchten und bestimmter Reinigungsmittel sind unbehandelte Marmore nicht zur Verwendung in Kuchen bzw als Kuchenarbeitsplatten zu empfehlen Es kann zur Fleckenbildung kommen Fleckschutzmittel Silane und Siloxane sind nicht unumstritten Dolomitmarmor zeigt eine wesentlich hohere Resistenz gegenuber Amidosulfonsaure oder Fruchtsauren als Calcitmarmor Seit Mitte der 1960er Jahre werden Fassadenplatten aus Naturstein mit einer Dicke von 30 bis 40 mm und einer Luftschicht von mindestens 2 cm vor der dahinterliegenden Warmedammung verankert An einer Reihe befestigter Marmorplatten an Fassaden sind erhebliche Verbiegungen sogenannte Schusselungen festgestellt worden die zu statischen Problemen an bekannten marmorverkleideten Gebauden wie beispielsweise der Finlandia Hall in Helsinki dem Grande Arche de la Defense in Paris und dem Aon Center in Chicago fuhrten Die Verbiegungen resultieren vor allem aus der Feuchtigkeit der Platten an der Vorder und Ruckseite sowie im Tag Nachtwechsel und Verwitterungsprozessen an den Oberflachen mit Auswirkungen an den Befestigungspunkten 22 Die Schusselung des Marmors hat zu einem kostspieligen Austausch ganzer Fassaden und zu einem Imageproblem gefuhrt das sich in stark gesunkenen Produktionsraten der Marmorindustrie niederschlug Es gibt durchaus Unterschiede bei den jeweiligen Marmorsorten die in Fachplanungen zu berucksichtigen sind Extrem bewitterte Marmorfassaden erscheinen nordlich der Alpen wenig zweckmassig In Gegensatz zum deutschsprachigen Raum werden in Mittelmeerlandern und in Frankreich Marmore und Kalksteine ganz selbstverstandlich fur Kuchenarbeitsplatten Waschbecken und andere Gebrauchsgegenstande in Wohnungen aber auch aussen z B als Bordsteinkanten Sitzbanke oder Pflanzbehalter fur kleine Baume verwendet Die Akzeptanz von Abnutzungserscheinungen an jedem Material ist eine Frage der personlichen Einstellung zu allgegenwartigen Gebrauchsspuren Beim Einbau polierter Marmorfussboden konnen sich je nach Nutzung relativ schnell matte Laufzonen abzeichnen Dieses Phanomen gilt fur alle polierten Fussboden aus Gesteinen die aus Karbonatmineralen bestehen Im Einzelfall kann sich dies bei Graniten ebenfalls einstellen Die oft als storend empfundene Saugfahigkeit der Marmore und Kalksteine ist eine Frage der Materialauswahl Sie ist stets von der Porositat des jeweiligen Natursteins abhangig Es gibt Marmore und Kalksteine die eine Porositat unter einem Prozent besitzen Empfindlich sind alle Marmore gegen sauren Regen und Sauren 23 Einzelne Granite und Gneise weisen auch eine spezifische Saureempfindlichkeit auf Gerundete Marmorsteine werden zur Herstellung von Steinteppichen verwendet Weitere Verwendung findet Marmor in feinster Pulverform als Scheuermittel in Zahnpasta und als Fullstoff bzw Streichfarbe hochwertiger Papiere oder in Grundierungen der Tafelmalerei auch als Weisspigment oder Weissmineral in Putzen und Wandfarben siehe auch Calciumcarbonat Die Belieferung dieser Industriezweige wird durch eigens hierfur ausgewahlte Steinbruche erfullt Biogene Besiedlung Bearbeiten nbsp Biogene Besiedlung einer Marmorskulptur Vielzahl von dunklen Flecken Nackrosen Seerose Stockholm 1892 von Per Hasselberg Kopie von 1953 von Giovanni Ardini Italien im Rottneros Park bei Sunne in Varmland Schweden Marmor ist anfallig fur biogene Besiedlung durch Algen Bakterien Moose und Flechten Dies gilt insbesondere wenn er im Freien der Witterung ausgesetzt ist Beispielsweise sind in den Steinbruchen des Carrara Marmors in Italien die Wande die aktuell nicht abgebaut werden teilweise bereits nach wenigen Jahren mit grossen schwarzen Flecken durch Algen und Flechten bedeckt stellenweise sogar in geschlossenen Flachen 24 Zu den restauratorischen Massnahmen zur Beseitigung biogener Auflagen und Krusten an Skulpturen aus Marmor zahlt vor allem eine vorsichtige manuelle Entfernung und eine mehrfache Behandlung mit speziellen Bioziden einschliesslich spaterem Nachwaschen 25 Marmorsorten BearbeitenMarmore konnen in vielen Farben und Texturen auftreten Die unten stehenden Abbildungen zeigen eine Auswahl von Marmorsorten Hauptartikel Liste der Marmore Farben und Texturen von Marmoren nbsp Bardiglio Marmor Carrara in Italien Jura ca 20 15 cm nbsp Cipollino Damascato Silikatmarmor Stazzema Lucca in Italien Kreide ca 22 15 cm nbsp Estremoz Marmor Estremoz in Portugal Kambrium ca 22 15 cm nbsp Aksehir Schwarz Marmor ein Marmor mit schwarzem Grundkorper und grauen bis hellgrauen weisslichen Einsprengseln Aksehir Anatolien in der Turkei Trias ca 22 15 cm nbsp Trigaches Marmor Trigaches in Portugal fruhes Palaozoikum ca 22 15 cm nbsp Kittila Marmor Silikatmarmor Kittila in Finnland Palaozoikum ca 12 7 cm nbsp Sienesischer Marmor Val d Elsa in Italien ca 10 7 cm nbsp Thiersheimer Silikatmarmor Thiersheim in Bayern Deutschland ca 22 15 cm nbsp Naxos Marmor Naxos in Griechenland ca 22 15 cmKulturgeschichtlich bedeutende Marmore Carrara Marmor Laaser Marmor Parischer Marmor Pentelischer Marmor Prokonnesischer Marmor Thassos MarmorAusgewahlte grossere Marmorabbauregionen Bearbeiten nbsp Ehekarussell von Jurgen Weber Brunnen mit Marmor aus Portugal helle Partien und mit dunklen Bronzeskulpturen in NurnbergEuropa Bearbeiten Frankreich Region Pas de Calais Griechenland Drama Thasos Penteli Italien Massa Carrara Laas Sudtirol Osterreich Spitz an der Donau Niederosterreich Portugal Estremoz Borba Vila Vicosa Spanien Macael Provinz AlmeriaAsien Bearbeiten Indien Makrana Turkei Regionen Izmir Mugla Afyon Sivas Akhisar Antalya Alanya Sakarya und AmasyaNordamerika Bearbeiten USA Bundesstaaten Colorado Marble Georgia Pickens County und Vermont West Rutland Proctor Kanada Provinz Quebec Stukely Sud bei Philipsburg Siehe auch BearbeitenListe der Marmore Weisses Gold Naturstein Marmorvorkommen auf Thassos ASMOSIA Studiengesellschaft fur die in der Antike verwendeten Marmore und andere Gesteine MurmelLiteratur BearbeitenKarlfried Fuchs Natursteine aus aller Welt entdecken bestimmen anwenden Callwey Munchen 1997 ISBN 3 76 671267 5 Jacques Dubarry de Lassale Marmor Vorkommen Bestimmung Verarbeitung Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Munchen 2002 ISBN 3 421 03409 5 Luciana und Tiziano Mannoni Marmor Material und Kultur Munchen 1980 ISBN 3 7667 0505 9 Friedrich Muller Gesteinskunde Lehrbuch und Nachschlagewerk uber Gesteine fur Hochbau Innenarchitektur Kunst und Restaurierung 6 Aufl kompl uberarbeitet Ebner Ulm 2001 ISBN 3 87188 122 8 Dietmar Reinsch Gesteinskunde Hrsg v Bildungszentrum fur das Steinmetz und Bildhauerhandwerk In Steinmetzpraxis Das Handbuch fur die tagliche Arbeit mit Naturstein 2 uberarbeitete Auflage Ebner Ulm 1994 ISBN 3 87188 138 4 Gunter Steinbach Hrsg Gesteine 113 Gesteinsgruppen mit zahlreichen Varietaten Neue bearbeitete Sonderausgabe Mosaik Munchen 1996 S 204 Weblinks Bearbeiten nbsp Musee du Marbre et de la Pierre Bleue in Bellignies Frankreich nbsp Commons Marmor Album mit Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Marmor Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Technische Daten Marmor Deutschlands altester Marmorabbau in Lengefeld Memento vom 16 Oktober 2018 im Internet Archive Anna Toscano Museo Civico del Marmo Civic Museum of Marble Italien auf www brunelleschi imss fi it englisch Occitanie Musees Association des Conservateurs et Personnels Scientifiques des Musees d Occitanie Museum et Musee du marbre en Bagneres de Bigorre Frankreich auf www musees occitanie fr franzosisch Les Musees de l Avesnois Musee du marbre et de la pierre bleue Belgien auf www villesetvillagesdelavesnois org franzosisch Einzelnachweise Bearbeiten Karl Ernst Georges Ausfuhrliches lateinisch deutsches Handworterbuch 8 verbesserte und vermehrte Auflage Hahnsche Buchhandlung Hannover 1918 zeno org abgerufen am 9 Februar 2021 Wilhelm Pape Max Sengebusch Bearb Handworterbuch der griechischen Sprache 3 Auflage 6 Abdruck Vieweg amp Sohn Braunschweig 1914 zeno org abgerufen am 9 Februar 2021 Wilhelm Pape Max Sengebusch Bearb Handworterbuch der griechischen Sprache 3 Auflage 6 Abdruck Vieweg amp Sohn Braunschweig 1914 zeno org abgerufen am 9 Februar 2021 im Worterbuch ist nicht der Infinitiv angegeben sondern wie im Altgriechischen ublich die 1 Person Singular Indikativ Prasens Aktiv Douglas Fettes Jacqueline Desmons Hrsg Metamorphic Rocks A Classification and Glossary of Terms Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 86810 5 S 170 Roland Vinx Gesteinsbestimmung im Gelande Elsevier Munchen 2005 ISBN 3 8274 1513 6 S 400 401 Wolfhard Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine Enke Stuttgart 1985 ISBN 3 432 94671 6 S 160 163 DIN EN 12440 2018 01 Naturstein Kriterien fur die Bezeichnung In Baunormenlexikon ohne Datum abgerufen am 29 Juli 2020 Karlfried Fuchs Natursteine Seite XII siehe Lit Solids Densities Abgerufen am 23 Marz 2023 Friedrich Muller Gesteinskunde Seite 173 ff siehe Lit Erzgebirgsmarmor Standort Hammerunterwiesenthal GEOMIN Industriemineralien abgerufen am 10 Februar 2021 Dietmar Reinsch Gesteinskunde Seite 259 siehe Lit Luciana und Tiziano Mannoni Marmor S 208 siehe Lit Granit Marmorwerk Stachelin GmbH team Stachelin Exklusive Naturstein Manufaktur Abgerufen am 23 Marz 2023 Jaques Dubarry de Lassale Marmor Vorkommen Bestimmung Verarbeitung Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart Munchen 2002 S 43 Gunther Mehling Hrsg Naturstein Lexikon Callwey Verlag 4 Aufl Munchen 1993 S 424 425 Franco Cucchi Santo Gerdol Der Naturstein aus dem Triester Karst Trieste 1989 S 103 Raymond Perrier Les roches ornementales Edition Pro Roc Ternay 2004 S 547 557 Der Marmor des Pergamonaltars wurde auf der heute turkischen Insel Marmara unweit der Dardanellen gebrochen Memento vom 6 Juli 2007 im Internet Archive Gotz Lahusen Romische Bildnisse Auftraggeber Funktionen Standorte Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2010 S 68 Marmor Konservierung Themenheft Special issue Preservation of Marbles Eds Siegesmund Siegfried Snethlage Rolf Vollbrecht Axel Weiss Thomas 1999 213 S 130 Abb 23 Tabellen 4 Tafeln 0 1 x 0 cm Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 150 Heft 2 ISBN 978 3 510 66017 9 Studie zur Schusselung von Fassadenplatten aus Marmor PDF 3 2 MB Thomas Drachenberg Hrsg Erhaltung von Marmorskulpturen unter mitteleuropaischen Umweltbedingungen Beitrage des 8 Konservierungswissenschaftlichen Kolloquiums in Berlin Brandenburg am 17 Oktober 2014 in Potsdam Arbeitshefte des Brandenburgischen Landesamtes fur Denkmalpflege und Archaologischen Landesmuseums 32 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2014 ISBN 978 3 88462 356 5 Wolfram Kohler Entwicklung zerstorungsfreier Untersuchungsmethoden anthropogen bedingter biogener Oberflachenveranderungen von Marmorskulpturen am Beispiel von ausgewahlten Objekten der Parkanlagen von Schloss Sanssouci und Schloss Rheinsberg Abschlussbericht des gleichnamigen Projekts der Deutschen Bundesstiftung Umwelt vom 1 Juli 2015 bis 30 Juni 2018 Deutsche Bundesstiftung Umwelt 2018 S 15 16 PDF Susanne Beseler Esther Schauer 5 6 Gartenskulpturen im Schlosspark Schonbrunn Begleitende Dokumentation zur Ausschreibung der Restaurierung Oberes Belvedere Wien 2014 S 15 16 PDF nbsp Dieser Artikel wurde am 11 Februar 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4168954 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marmor amp oldid 234193538