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Serpentinite sind metamorphe Gesteine die sich aus der Umwandlung von ultramafischen Gesteinen hauptsachlich Peridotiten unter Wechselwirkung mit wassrigen Fluiden und unter erhohtem Druck und Temperatur im Lithospharenmantel oder flachkrustal bilden Diese Voraussetzungen werden rezent vor allem an den Mittelozeanischen Rucken bei der Ozeanbodenmetamorphose erfullt und die heute an Land befindlichen Vorkommen werden daher meist als ehemaliger Meeresboden Ophiolith interpretiert Namensgebend fur das oft grunliche Gestein sind dessen wasserhaltige mineralische Hauptbestandteile die Serpentinminerale Serpenitite enthalten unter anderem die Serpentin Asbeste Chrysotil Klinochrysotil Orthochrysotil Parachrysotil sowie oft auch Amphibol Asbeste u a Tremolit und Anthophyllit und das asbestiforme Antigorit Einseitig angeschliffenes gebandertes Serpentinit Handstuck aus den nordlichen Karpaten verlassener Serpentinitsteinbruch Ciampono im Val di Gressoney ehemalige Gewinnungsarbeiten mit der Seilsage Inhaltsverzeichnis 1 Terminologie 2 Petrologie 2 1 Bildung 2 2 Gefuge 2 3 Farbspiel 2 4 Begleitgesteine 2 5 Mineralische Zusammensetzung 3 Auftreten von Serpentinitgesteinen 3 1 Europa 3 2 Afrika 3 3 Amerika und Karibik 3 4 Asien 4 Wirtschaftliche Nutzung 4 1 Naturwerksteinnamen Auswahl 5 Weblinks 6 Literatur 7 EinzelnachweiseTerminologie BearbeitenIn der Alltagssprache wird fur Serpentinite oft die Bezeichnung Serpentin benutzt Jedoch steht diese auch fur ein beliebiges Mineral der Serpentingruppe Obwohl beide Bezeichnungen eng miteinander verbunden sind bezeichnen sie nicht das gleiche Daher sollte wenn das Gestein gemeint ist stets von Serpentinit gesprochen werden Petrologie Bearbeiten nbsp Beginnende Serpentinisierung in einem Vulkanit in einem Dunnschliff bei gekreuzten Polarisatoren Drei benachbarte Olivinkristalle bunte Interferenzfarben sind von Chrysotiladern grau durchzogen Im unteren Bildteil ist ein Pyroxenkristall gelb zu erkennen der die Olivine teilweise umschliesst und noch vollig unangegriffen erscheint Serpentinminerale entstehen durch Umwandlung von Olivin Pyroxenen und Amphibolen in den peridotitischen Ausgangsgesteinen unter bestimmten Druck und Temperaturbedingungen 300 bis 500 C und unter Beteiligung wassriger Fluide Dieser Vorgang wird als Serpentinisierung bezeichnet Ein tektonisches Szenario in dem Serpentinisierung auftritt sind Ozeanische Spreizungszonen siehe auch Ozeanbodenmetamorphose nbsp verschiedene Texturbilder von Serpentiniten links ophiolithisch rechts brekzios Bildung Bearbeiten Die Serpentinisierung beginnt innerhalb mikroskopisch kleiner Risse in den Olivinkornern des Ausgangsgesteins und es bilden sich dunne Serpentinhautchen aus Chrysotilfasern Diese faserformigen Kristalle wachsen weiter in das sie umgebende Korngefuge hinein Das sich auf diese Weise ausbildende Netz von Kristallfasern erzeugt Hohlraume die sich erneut mit jungen kleineren Chrysotilfasern und entstehenden Lizardit fullen Treten hohere Temperaturen auf wird zusatzlich Antigorit gebildet Parallel zu diesen Prozessen entsteht feinstkorniger Magnetit In der weiteren Abfolge wird nach dem Olivin das Orthopyroxen umgewandelt was nach ahnlichem Ablauf mit anfanglicher Aderbildung in den Kristallaggregaten beginnt Die Minerale Klinopyroxen Anthophyllit und Cummingtonit sind von den Umwandlungsvorgangen weniger betroffen und erleiden sie allenfalls zu einem spaten Zeitpunkt der Gesteinsbildung Dieser komplexe Vorgang wird als Serpentinisierung bezeichnet und vollzieht sich hin zu differenzierten Silikatparagenesen Durch weitere Vorgange Metasomatose konnen neue Minerale u a Karbonate bzw entsprechende Begleitgesteine entstehen z B Ophicalcit durch CO2 Metasomatose bis hin zu reinen Magnesit und Dolomit Gesteinen 1 2 Bei der Serpentinisierung werden grosse Mengen an Wasser hauptsachlich in den Serpentinmineralen im Gestein gebunden und es wird eine bedeutende Rolle dieses Prozesses fur den Wasserkreislauf der Erde angenommen 3 4 Gefuge Bearbeiten Die Gefugestruktur von Serpentiniten kann je nach vorangegangenen gesteinsbildenden und tektonisch metamorphen Prozessen sehr unterschiedlich ausfallen Die Strukturbilder sind von Lagerstatte zu Lagerstatte sehr differenziert und ursachlich mit deren komplexen Bildungsweisen verbunden Wie bereits der Name dieser Gesteinsgruppe aus der lateinischen Herleitung auf die Schlange serpens verweist spricht man bei gewellt gebandert auftretenden Texturen von einem ophiolithischen Gefuge griech ophites schlangenahnlich Aufgrund ihrer mitunter auffalligen Textur wurden Serpentinite fruher auch als Schlangensteine bezeichnet Tektonisch stark beanspruchte Serpentinitmassen zeigen oft eine Brekzienstruktur Haufig sind zwei Bilder ein ophiolithisches Gefuge das schlangenartig gewundene Bander bzw Streifen und umflossene knotenartige Einschlusse zeigt im Volksmund mitunter auch Banderserpentin genannt die Textur einer tektonischen Brekzie mit Zementation aus Serpentinmineralen und oder Calcit u a Mineralen teilweise Ubergangsfazies zum Ophicalcit Sie ist vom Millimeter bis Dezimeterbereich typisch Farbspiel Bearbeiten Die Farben von Serpentinitgesteinen konnen sehr unterschiedlich ausfallen Allgemein kennt man sie als kraftig grune Materialien in verschiedenen Nuancen Einige von ihnen sind bordeauxrot bis rotbraun und sogar dunkelbraun Es gibt auch schwarze schwarzgrune und Abstufungen bis zu hellgrunen Varietaten Besonders gross ist das Farbspiel beim Zoblitzer Serpentin Zoblitz im sachsischen Erzgebirge In ligurischen und turkischen Sorten kann es vorkommen dass innerhalb einzelner Brekzientrummer die Farbe von bordeauxrot nach grun wechselt Die brekziose Textur kann sich optisch noch verstarken wenn die Raume zwischen den Gesteinstrummern nicht mit ahnlich farbigen Serpentinitmassen sondern mit Calcit oder anderen hellen Mineralien Chlorit Magnesit Chrysotil usw ausgefullt sind Begleitgesteine Bearbeiten Als begleitende Gesteine bedingt durch die sehr komplexen Umwandlungen bei der Bildung von Serpentiniten und nachtragliche Durchmischung mit Kontaktgesteinen treten auf Chloritschiefer Talkgesteine Talk Aktinolith Gesteine AmphibolgesteineMineralische Zusammensetzung Bearbeiten Serpentinit Dunnschliffe unter demPolarisationsmikroskop nbsp Ungekreuzte Polarisatoren Die Maschenstruktur ist nur angedeutet Schnure von Magnetit xx schwarz sind erkennbar nbsp Gekreuzte Polarisatoren Die Maschenstruktur von Chrysotil dominiert das Bild nbsp Gekreuzte Polarisatoren Blattriger Antigorit in einem Serpentinit aus dem variszischen Kristallin von Erbendorf Oberpfalz Rechts noch Chlorit bunte Interferenzfarben und Magnetit schwarz Neben den genannten Hauptmineralen finden sich in Serpentiniten haufig Magnetit oder Hamatit in betrachtlichen Anteilen Der Magnetitanteil kann bei dunklen Serpentiniten dazu fuhren dass ein Magnet in unmittelbarer Nahe zu Gestein spurbar anspricht Wenn weitere als die oben aufgefuhrten und gesteinstypische Minerale auftreten werden die Gesteine z B als Granat Serpentinit oder Bronzit Serpentinit bezeichnet Bei Chrysotil fuhrenden Serpentiniten besteht bei der Verarbeitung akute Asbestgefahr Eine mit der Metamorphose verbundene spezifische Erscheinung von Serpentiniten ist das Auftreten von Mineralen in Kluften Dazu gehoren Talk Aktinolith Nephrit Amianth Andradit und verschiedene Karbonate Manche aderformigen Ausbildungen dieser Kluftmineralien stellen physikalisch mechanische Schwachstellen im Gestein dar Diese Erscheinung ist fur gebirgsmechanische ingenieurgeologische Betrachtungen und technische Anwendungen Naturwerkstein von erheblicher Bedeutung Eine erschopfende Aussage uber die komplexe Mineralzusammensetzung aller Serpentinitgesteine lasst sich nicht geben Die vielfaltigen Teilprozesse bei deren Bildung nachfolgenden Umwandlungen und Reaktionen mit Kontaktgesteinen erzeugen eine nahezu unuberschaubare Vielfalt der jeweiligen Mineralvergesellschaftung Aus diesem Grund und den alternierenden Gefugemerkmalen werden Serpentinite nach Typus unterschieden Die dichten grunen Serpentinitgesteine aus dem Grenzbereich von Italien Frankreich und der Schweiz werden von einigen Autoren als alpinotype Serpentinite klassifiziert Unter dem Mikroskop lassen sich die Serpentinminerale tw differenzieren Wahrend Antigorit eine blattrige Struktur aufweist bildet Chrysotil Fasern die meist senkrecht zu ehemaligen Rissen und Spalten im Gestein stehen von denen die Serpentinisierungsreaktionen ausgegangen sind Als Resultat entsteht dann eine sehr typische Maschenstruktur 5 Auftreten von Serpentinitgesteinen BearbeitenGrundsatzlich gilt dass Serpentinite an der Erdoberflache in Bereichen vormals erheblich tektonischer Einwirkungen mit mittel bis hochgradigen Metamorphosegraden auftreten und aus grosserer Tiefe emporgehoben wurden Aus diesem Grund findet man sie nur relativ kleinraumig und sie haben im Vergleich zu Sedimentgesteinen eine nur begrenzte Ausdehnung Typische Sektoren sind alte Subduktionszonen entlang von Kontinentalplattenrandern sowie Bruchzonen und Faltengebirge Ferner sind sie Bestandteil der ozeanischen Kruste in den mittelozeanischen Rucken und Plattenrandern Einige ausgewahlte und bekannte Vorkommen sind in der folgenden Aufstellung genannt Europa Bearbeiten Italien Schweiz Osterreich Sudalpenraum Penninische Zone grosster europaischer Serpentinitkomplex Frankreich Italien in den Westalpen Korsika Italien in Ligurien zwischen Genua und La Spezia Tschechien im Karlsbader Gebirge Deutschland im Sachsischen Erzgebirge bei Zoblitz Zoblitzer Serpentin Deutschland im Randbereich vom sachsischen Granulitgebirge Deutschland in der Munchberger Gneismasse Deutschland im Bayerischen Wald Osterreich im Oberostalpin der Rottenmanner Tauern und im Penninikum des Bernsteiner Gebirges Kroatien in Auslaufern der Dinariden Russland Kaukasus Uralgebirge Tschechien Moldanubikum im Altvatergebirge kleine Ausbisse Polen im Vorland des ZobtenbergesAfrika Bearbeiten Sudafrika als Teil vom Barberton Greenstone Belt Simbabwe spaltenartige Auslaufer von Greenstone Belt Strukturen Athiopien entlang prakambrischer FormationenAmerika und Karibik Bearbeiten Kuba entlang der atlantischen Kustenseite Kalifornien USA Coast Ranges u a in der Bay Area als Teile von Ophiolithen d h mit magmatischem Ursprung aber teilweise wahrscheinlich auch mit sedimentarem Ursprung als Ablagerungen sogenannter Serpentinitschlammvulkane im Forearc Becken 6 Asien Bearbeiten Russland Flankenbereiche vom Ural West Sajan Tuwa Indien in der Region Rajasthan Turkei Anatolien in der alpidischen Auffaltung vertreten Georgien im Kaukasus kleine Ausbisse TaiwanWirtschaftliche Nutzung Bearbeiten nbsp Barocker Brunnen im Stockalperschloss von Brig Serpentinit der SudalpenzoneDie im internationalen Handel vertretenen Natursteinsorten sind allein unter dem Eintrag Serpentinit nicht ausreichend angesprochen Im petrographischen Sinne handelt es auch um Serpentinitbrekzien und Ophicalcite Gerade die unter nachfolgender Handelsbezeichnung Verde Alpi zusammengefassten Natursteine weisen Merkmale beider Gesteinsgruppen auf Im Aosta Tal werden bei Chatillon die Sorten Verde Issoire Steinbruch Cret Blanc und Verde San Denis Steinbruch Blavesse abgebaut Einige Kilometer sudlich findet sich der Abbauort der Sorte Verde Issogne Steinbruch Issogne Fleurant Alle drei zeigen Eigenschaften die dem Typus Ophicalcit aber auch einer Serpentinitbrekzie entsprechen Unweit von Chatillon oberhalb der Ortschaft Verrayes existiert ein sehr grosser Steinbruch am Bergmassiv Aver Becca d Aver in dem unterirdisch und oberirdisch eine Serpentinitbrekzie in erheblichem Umfang gewonnen wird Stand 2007 Diese fuhrt die Handelsbezeichnung Verde Aver Ostlich von Verrayes gewinnt ein anderer Betrieb im Steinbruch Raffort eine Serpentinitbrekzie unter den Handelsnamen Verde Chiesa und Verde Antico Weitere Serpentinit Werksteine kommen aus dem benachbarten Val di Gressoney In Deutschland werden Serpentint Werksteinsorten aus dem Aosta Tal meistens unter dem allgemeinen Namen Verde Alpi gehandelt und nur selten feiner unterschieden Manche Sortennamen sind geschutzt andere nicht Die Namensgebung von Sorten im internationalen Natursteinhandel folgt nicht immer auf den ersten Blick nachvollziehbaren Zusammenhangen Die heute verfugbare Sorte Verde Guatemala stammt aus Indien und wird auch unter seinem regionalen Namen gehandelt s unten Wahrscheinlich bezieht sich der Name auf ein fruher genutztes Vorkommen in Guatemala mit ahnlicher Textur Naturwerksteinnamen Auswahl Bearbeiten nbsp Hohensteiner SerpentinGangige Naturwerksteinbezeichnungen fur Serpentinitgesteine sind Deutschland Zoblitzer Serpentin Sachsen Zoblitz Hohensteiner Serpentin Sachsen Hohenstein Ernstthal Serpentinit Wurlitz Oberfranken Wurlitz bei Rehau Serpentin Erbendorf Oberpfalz Erbendorf bei Tirschenreuth Bronzitserpentinit Kuhschnappel Sachsen Kuhschnappel bei Zwickau Griechenland Verde Naoussa Region Makedonia bei Naoussa und Veria Verde Larissa bei Larisa Tinos Green Insel Tinos Indien Verde Guatemala eigentlich Rajasthan Green Bundesstaat Rajasthan Italien Rosso Levanto und Verde Levanto Region Ligurien bei La Spezia Verde Alpi Sammelbegriff fur zahlreiche und stark divergente ca 15 Steinbruche wechselnde Betriebsperioden Handelssorten teilw Ophicalcit Aosta Tal Verde Prato Region Toskana Kuba Verde Serrano Region Pelo Malo Osterreich Tauern Grun Hinterbichl in der Nahe des Grossvenediger Schweiz Selva Kanton Graubunden in der Region Poschiavo Gotthardserpentin Kanton Uri bei Hospental Tschechien Einsiedler Serpentin Nordbohmen bei Karlovy Vary Turkei Rosso Levanto Turchia oder Cherry Red Provinz Elazig Guleman bei Altinoluk Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Serpentinit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sepentinscisto Serpentinit aus dem Valmalenco PDF Datei 4 03 MB Literatur BearbeitenGabriele Borghini Hrsg Marmi antichi Edizioni de Luca Rom 2001 ISBN 88 8016 181 4 Toni P Labhart Geologie der Schweiz Ott Verlag Thun 2001 ISBN 3 7225 6762 9 Raymond Perrier Les roches ornementales Edition Pro Roc Ternay 2004 ISBN 2 9508992 6 9 Monica T Price Decorative stone the complete sourcebook Thames amp Hudson London 2007 ISBN 978 0 500 51341 5 Wolfhard Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine Enke Stuttgart 1985 ISBN 3 432 94671 6 Einzelnachweise Bearbeiten W Wimmenauer Petrographie der magmatischen und metamorphen Gesteine siehe Literatur S 286 289 Roland Vinx Gesteinsbestimmung im Gelande Munchen 2005 ISBN 3 8274 1513 6 S 78 Max W Schmidt Stefano Poli Experimentally based water budgets for dehydrating slabs and consequences for arc magma generation Earth and Planetary Science Letters Bd 163 Nr 1 4 1998 S 361 379 doi 10 1016 S0012 821X 98 00142 3 alternativer Volltextzugriff Michigan Technology University Zheng Xue Anser Li Cin Ty Aeolus Lee Geochemical investigation of serpentinized oceanic lithospheric mantle in the Feather River Ophiolite California Implications for the recycling rate of water by subduction Chemical Geology Bd 235 Nr 1 2 2006 S 161 185 doi 10 1016 j chemgeo 2006 06 011 W E Troger Optische Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale 2 Auflage Band 2 Schweizerbart Stuttgart 1969 S 610 622 John Wakabayashi Contrasting Settings of Serpentinite Bodies San FranciscoBay Area California Derivation from the Subducting Plate vs Mantle Hanging Wall International Geology Review Bd 46 2004 S 1103 1118 doi 10 2747 0020 6814 46 12 1103 alternativer Volltextzugriff CSU Fresno Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Serpentinit amp oldid 224882320