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Ein Polarisationsmikroskop ist ein Lichtmikroskop das polarisiertes Licht zur Abbildung verwendet Es wird zur Untersuchung optisch anisotroper doppelbrechender Objekte eingesetzt Dieses konnen Kristalle oder Mineralien mit entsprechendem Kristallgitteraufbau sein Eigendoppelbrechung oder auch isotrope Materialien auf die mechanische Krafte einwirken Spannungsdoppelbrechung Als dritte Gruppe sind Materialien zu nennen die aufgrund ihrer Anordnung und Orientierung doppelbrechende Eigenschaften entwickeln Formdoppelbrechung bei biologischen oder polymeren Objekten Dunnschliff eines Sandsteins unter Polarisations mikroskop mit drehbarem ObjekttischZusatzlich zu einem normalen Lichtmikroskop enthalt ein Polarisationsmikroskop zwei Polarisationsfilter und einen meist drehbaren Objekttisch Manchmal werden auch sogenannte Kompensatoren verwendet um die Effekte Kontraste zu verstarken oder die Starke der Doppelbrechung zu analysieren Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau und Grundprinzip 2 1 Ausloschungsregeln 2 2 Aufhellung und Farbinterferenz 3 Anwendungen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits im Jahre 1808 entdeckte der franzosische Physiker Etienne Louis Malus die Lichtbrechung und die Polarisation des Lichtes 1 2 William Nicol erfand im Jahre 1829 ein Prisma zur Polarisation das uber 100 Jahre unverzichtbarer Bestandteil des Polarisationsmikroskops war Spater wurden die Nicol Prismen durch kostengunstigere Polfilter ersetzt 3 Das erste vollstandige Polarisationsmikroskop wurde 1830 von Giovanni Battista Amici gebaut 4 Im Jahr 1857 stellte Ernst Wilhelm Brucke mit Hilfe polarisationsmikroskopischer Untersuchungen von willkurlichen Muskelfasern ein durch deren Querstreifung bedingtes verschiedenes optisches Verhalten der Substanzen beider Schichten fest 5 Rudolf Fuess baute in Berlin 1875 das erste deutsche Polarisationsmikroskop fur petrografische Zwecke Dieses wurde von Harry Rosenbusch im Jahrbuch fur Mineralogie beschrieben 6 Aufbau und Grundprinzip Bearbeiten nbsp Prinzip des Polarisationsmikroskops Ausloschung ohne Objekt nbsp Prinzip des Polarisationsmikroskops Aufhellung mit doppelbrechendem Objekt nbsp Grosses Polarisations Arbeitsmikroskop Poladun VI der Rathenower Optische Werke ROW hier im Durchlichtaufbau Produziert zwischen 1961 und 1965 dieses Exemplar ausgeliefert im November 1962 Polarisationsmikroskope arbeiten ublicherweise im Durchlichtmodus obwohl es auch Auflicht Polarisationsmikroskope gibt 7 Bei den Durchlicht Polarisationsmikroskopen befindet sich unterhalb des Objekttisches ein Polarisationsfilter auch Polarisator oder Primarfilter genannt der das Licht der Lichtquelle des Mikroskops linear polarisiert also nur Licht durchlasst das in einer Schwingungsebene schwingt Diese Schwingungsrichtung ist parallel zum Polarisator orientiert Oberhalb des Objekttisches befindet sich ein zweiter Polarisationsfilter der als Analysator oder Sekundarfilter bezeichnet wird und gegenuber dem ersten um 90 gedreht ist Die Schwingungsrichtung des vorher linear polarisierten Lichtes LPL ist dadurch genau so orientiert dass es vom Analysator vollstandig blockiert wird Es besitzt ja keine Anteile die in der Analysatorrichtung schwingen Daher erscheint das Bild schwarz Die Anordnung von Primar und Sekundarfilter wird gekreuzte Polarisatoren XPL genannt Befindet sich auf dem Objekttisch zwischen den beiden Polarisationsfiltern eine Probe so konnen sich die optischen Bedingungen andern Manche chemischen Verbindungen zum Beispiel Minerale haben unter bestimmten Bedingungen die Eigenschaft die Schwingungsebene des Lichts zu drehen sie werden als doppelbrechend oder optisch anisotrop bezeichnet Durch die Anderung der Polarisationsebene kommt es nicht mehr zur vollstandigen Ausloschung ein Teil des Lichtes dringt durch den Analysator und entsprechende Strukturen werden sichtbar Auch ist es moglich durch Interferenz auftretende Farben zu beobachten Optisch isotrope Materialien bleiben hingegen dunkel Ausloschungsregeln Bearbeiten Die Ausloschungsregeln beschreiben die Bedingungen unter denen das Bild dunkel ist Optisch isotrope Materialien andern die Schwingungsrichtung nie und erscheinen unabhangig von deren Orientierung dunkel Optisch anisotrope Materialien sind so strukturiert dass das Licht in ihnen nur in zwei aufeinander senkrecht stehenden Richtungen schwingen kann Liegt eine dieser Richtungen parallel zur Polarisationsrichtung des anregenden Lichtes auch Normalstellung genannt so bleibt die Schwingungsrichtung beim Durchstrahlen der Probe erhalten Daher wird das Licht vom Analysatorfilter vollstandig blockiert Fur jeden anisotropen Kristall gibt es durch Drehung genau vier Orientierungen mit Ausloschung die alle senkrecht aufeinander stehen Aufhellung und Farbinterferenz Bearbeiten Wird ein optisch anisotropes Material so orientiert dass die erlaubten Schwingungsebenen im Kristall schrag zur Polarisationsebene des anregenden Lichtes liegen so wird das Licht im Kristall in zwei Strahlen mit zueinander senkrechten Polarisationsebenen aufgespalten ordentlicher und ausserordentlicher Strahl Von diesen werden von dem in Kreuzstellung befindlichen Analysator gewisse Anteile hindurchgelassen und es kommt zu einer Aufhellung des Bildes Die fur die Polarisationsmikroskopie typischen farbigen Bilder entstehen durch Interferenz In doppelbrechendem Material breitet sich das Licht des ordentlichen Strahles mit einer anderen Geschwindigkeit aus als das Licht des ausserordentlichen Strahles Beim Verlassen des Objektes ergibt sich daraus ein Gangunterschied zwischen den beiden Strahlen in Abhangigkeit von der Starke der Doppelbrechung und der Dicke des Objektes Solange die Schwingungsebenen der beiden Strahlen jedoch senkrecht aufeinander stehen konnen diese nicht miteinander interferieren Erst durch den Analysator werden aus beiden Strahlen die in Analysatorrichtung schwingenden Anteile herausgefiltert Diese konnen sich nach den Regeln der Interferenz verstarken oder ausloschen Da bei Verwendung von weissem Licht als Anregung nicht alle Wellenlangen gleichartig betroffen sind kommt es zur Ausloschung bestimmter Farbanteile Wellenlangenbereiche des Lichtes und es konnen besonders leuchtende und farbintensive Bilder entstehen Den Zusammenhang zwischen Dicke maximaler Doppelbrechung und Gangunterschied eines Kristalls hat Auguste Michel Levy 1888 in einer sehr ubersichtlichen Form Farbenskala nach Michel Levy zusammengestellt nbsp Typisches Bild eines doppelbrechenden Kristalls Zitronensaure 200 fach nbsp Spannungsdoppelbrechung an Anspritzstelle eines SpritzgussteilsAnwendungen BearbeitenDas Polarisationsmikroskop wird vor allem in der Mineralogie zur Untersuchung von Gesteinsproben eingesetzt In der Mineralogie werden meist Dunnschliffe erstellt die durchstrahlt werden Durch Untersuchung der verschiedenen optischen Eigenschaften und Farben konnen so Ruckschlusse auf die Zusammensetzung der Gesteinsprobe gezogen werden Andere Anwendungsgebiete sind z B Texturuntersuchungen von Flussigkristallen Untersuchung des Kristallwachstums Visualisierung von mechanischen Spannungen Spannungsdoppelbrechung Visualisierung von kristallinen Bereichen z B Spharolithe in Polymeren etc Auch das Eiskristallgefuge in Schneeproben kann mit dieser Methode untersucht werden Daraus lassen sich Aussagen uber die mechanischen Eigenschaften des untersuchten Schnees ableiten was unter anderem Relevanz fur den Lawinenschutz hat Siehe auch BearbeitenUniversaldrehtischWeblinks BearbeitenBeschreibung Polarisationsmikroskop PDF 248 kB Lichtmikroskopie online Mineralienatlas Polarisationsmikroskop Wiki Einzelnachweise Bearbeiten Wissen Meyers Lexikon http lexikon meyers de wissen C3 89tienne Louis Malus Personen Etienne Louis Malus Meyers Lexikon wurde abgeschaltet Bergmann Schaefer Lehrbuch der Experimentalphysik zum Gebrauch bei akademischen Vorlesungen und zum Selbststudium Elektromagnetismus Band 2 Walter de Gruyter 1999 ISBN 978 3 11 016097 0 S 424 books google de Geschichte 19 Jahrhundert Nicht mehr online verfugbar In Mikroskop Museum de Olympus Deutschland GmbH archiviert vom Original am 15 Februar 2009 abgerufen am 23 Dezember 2022 Leopold Dippel Das Mikroskop und seine Anwendung Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 36 Polarisationsmikroskop nach Rosenbusch Museum optischer Instrumente Amplival pol Polarisationsmikroskope PDF 2 0 MB Prospekt der Firma Zeiss abgerufen am 26 Februar 2014 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polarisationsmikroskop amp oldid 229130040