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Antigorit auch als Blatterserpentin 8 bekannt ist ein haufig vorkommendes Mineral aus der Serpentingruppe innerhalb der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mg6 OH 8 Si4O10 4 und damit chemisch gesehen ein Magnesium Silikat mit zusatzlichen Hydroxidionen Strukturell gehort Antigorit zu den Schichtsilikaten Phyllosilikaten AntigoritAntigorit Kristallstufe aus der Tilly Foster Mine Brewster Putnam County New York USA Grosse 6 8 cm 4 4 cm 2 7 cm Allgemeines und KlassifikationIMA Nummer 1998 s p 1 IMA Symbol Atg 2 Andere Namen BlatterserpentinChemische Formel Mg3Si2O5 OH 4 3 Mg6 OH 8 Si4O10 4 Mg Fe2 6 OH 8 Si4O10 5 6 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII E 10b VIII H 27 010 9 ED 15 71 01 02a 01Kristallographische DatenKristallsystem monoklinKristallklasse Symbol monoklin domatisch mRaumgruppe Cm Nr 8 Vorlage Raumgruppe 8 4 Gitterparameter a 5 42 A b 9 24 A c 7 27 Ab 91 3 4 Formeleinheiten Z 1 4 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 5Dichte g cm3 gemessen 2 65 berechnet 2 61 6 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 beobachtet nach 100 und 010 6 Bruch Tenazitat muschelig splittrigFarbe weiss grau gelblich hellgrun bis dunkelgrun braunlichStrichfarbe weiss bis grunlichweissTransparenz durchscheinend bis undurchsichtigGlanz Fettglanz Seidenglanz Harz bis Wachsglanz erdig mattKristalloptikBrechungsindizes na 1 555 bis 1 567 7 nb 1 560 bis 1 573 7 ng 1 560 bis 1 573 7 Doppelbrechung d 0 005 bis 0 006 7 Optischer Charakter zweiachsig negativAchsenwinkel 2V 20 bis 50 7 Aufgrund der Mischkristallbildung mit eisenhaltigen Serpentin Mineralen wird die Formel in verschiedenen Quellen auch mit Mg Fe2 6 OH 8 Si4O10 5 6 angegeben wobei sich die in den runden Klammern angegebenen Elemente Magnesium und Eisen sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten konnen Substitution Diadochie jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals stehen Antigorit kristallisiert im monoklinen Kristallsystem und entwickelt selten kleine tafelige Kristalle Meist findet er sich in Form blattriger bis faseriger Mineral Aggregate von hellgruner bis dunkelgruner seltener auch weisser grauer gelblicher oder braunlicher Farbe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Modifikationen und Varietaten 4 Bildung und Fundorte 5 Kristallstruktur 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Antigorit im Valle Antigorio in der norditalienischen Region Piemont und beschrieben 1840 durch Eduard Schweizer der das Mineral nach seiner Typlokalitat benannte Als Co Typlokalitat gilt das Gebiet am Geisspfad im Binntal im Schweizer Kanton Wallis Typmaterial des Minerals wird im ETH Zurich in der Schweiz aufbewahrt Katalog Nr Wi4868 6 9 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Antigorit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate wo er zusammen mit Amesit Berthierin Chrysotil Cronstedtit Greenalith Grovesit diskreditiert als Varietat von Pennantit Karyopilit Lizardit und Nepouit die Serpentin Reihe trioktaedrisch mit der System Nr VIII E 10b bildete Im Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII H 27 10 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate wo Antigorit zusammen mit Amesit Berthierin Brindleyit Carlosturanit Chrysotil Cronstedtit Dozyit Fraipontit Greenalith Guidottiit Karpinskit Karyopilit Kellyit Lizardit Nepouit und Pecorait die Serpentingruppe bildet Stand 2018 5 Die seit 2001 gultige und von der International Mineralogical Association IMA bis 2009 aktualisierte 10 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Antigorit ebenfalls in die Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Schichtstruktur so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Kaolinitschichten zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es ebenfalls zusammen mit Amesit Berthierin Brindleyit Chrysotil Cronstedtit Fraipontit Greenalit Karyopilit Kellyit Lizardit Manandonit Nepouit und Pecorait die Serpentingruppe mit der System Nr 9 ED 15 bildet Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Antigorit in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er als einziges Mitglied in der Serpentingruppe mit der System Nr 71 01 02a innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1 1 Lagen zu finden Modifikationen und Varietaten Bearbeiten nbsp Bowenit aus der Asbestos Mine Thurman Township Warren County New York USA Grosse 5 4 2 5 entspricht 12 7 cm 10 16 cm 6 35 cm Die Verbindung Mg6 OH 8 Si4O10 ist trimorph und kommt neben dem monoklin kristallisierenden Antigorit noch als monoklin oder orthorhombisch kristallisierender Chrysotil Klinochrysotil Orthochrysotil und Parachrysotil sowie als monoklin trigonal oder hexagonal kristallisierender Lizardit Lizardit 1M Lizardit 1T Lizardit 6T1 Lizardit 2H1 und Lizardit 2H2 wobei sich die monoklinen Modifikationen jeweils in ihrer Raumgruppe unterscheiden Als Bowenit wird eine hell bis dunkelapfelgrune Varietat von Antigorit bezeichnet die in derben Aggregaten vorkommt und deren Oberflachenmaserung oft gefleckt oder gewolkt erscheint 11 James Dwight Dana pragte den Namen 1850 zu Ehren von George Thomas Bowen 1803 1828 einem Chemiker Mineralogen und ehemaligen Professor der University of Nashville Bastit oder auch Schillerspat ist dagegen eine Pseudomorphose von Antigorit nach Enstatit 5 Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Faseriger Antigorit aus der Mina Rivadavia Rivadavia Mendoza Spanien Ausgestellt im La Plata Museum nbsp Hellgruner Antigorit Synonym Genthit aus der Wood s Chrome Mine Texas Lancaster County Pennsylvania USA Grosse 4 6 cm 3 9 cm 1 9 cm Antigorit bildet sich im Allgemeinen metamorph vor allem aus Serpentinit aber auch anderen ultrabasischen Gesteinen wo er meist in Paragenese mit anderen Serpentinmineralen Chromit Magnetit und oder Olivin auftritt Des Weiteren kann Antigorit durch hydrothermale Metasomatose in Dolomit Kalkstein und Marmor entstehen Auch wenn die Serpentine insgesamt zu den haufig vorkommenden und gesteinsbildenden Mineralen zahlen ist das als Antigorit anzusprechende Mineral eine eher seltene Mineralbildung die an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein kann insgesamt aber wenig verbreitet ist Weltweit gelten bisher rund 600 Fundorte als bekannt Stand 2014 12 Neben seiner Typlokalitat Valle Antigorio und nahe der in diesem Tal gelegenen Gemeinde Baceno trat das Mineral in Italien noch an vielen Stellen in der Region Piemont zutage wie unter anderem bei Piasco Calea Gemeinde Lessolo Rocca Canavese Balangero und Alagna Valsesia Daneben wurde es noch an verschiedenen Fundpunkten im Aostatal sowie in den Regionen Ligurien Lombardei Sardinien Trentino Sudtirol Toskana und Venetien gefunden In Deutschland konnte Antigorit bisher nur im Steinbruch Winterbauernhof bei Schuttertal und am Scheibenfelsen nahe der Gemeinde Todtmoos in Baden Wurttemberg im Steinbruch Hess bei Wurlitz Rehau in der ehemaligen Graphit Grube Kropfmuhl am Peterlesstein bei Kupferberg und im Schacht Heinrich bei Gailbach in Bayern im Marmorbruch Dr Linck bei Hochstadten Bensheim in Hessen am Backenberg bei Guntersen und in einem Gabbro Steinbruch im Radautal in Niedersachsen im Steinbruch Kuhlenberg bei Silbach in Nordrhein Westfalen am Arensberg bei Zilsdorf in Rheinland Pfalz sowie im Serpentinbruch Zoblitz in der Grube Adam Heber Schacht 43 bei Neustadtel Schneeberg im Steinbruch Diethensdorf bei Chemnitz Markersdorf am Pfaffenberg bei Waldheim im Steinbruch Kiefernberg bei Hohenstein Ernstthal und in einem Marmorbruch am Hohen Hain bei Limbach Oberfrohna in Sachsen gefunden werden Als gesteinsbildendes Mineral tritt Antigorit in den Serpentiniten der Oberpfalz insbesondere im Raum Erbendorf auf 13 In Osterreich fand man das Mineral unter anderem im Gebiet um Friesach Huttenberg den Hohen Tauern von Karnten bis Salzburg an mehreren Fundpunkten in der Steiermark sowie im Virgen und Zillertal in Tirol In der Schweiz trat Antigorit neben seiner Co Typlokalitat Geisspfad noch am Moirygletscher und auf der Riffelalp im Kanton Wallis bei Cima Sgiu im Val Carassino im Kanton Tessin sowie am Cavloc See im Fornotal Tal des Fornogletschers bei Cotschens am Lai da Marmorera und bei Quadrada im Puschlav Tal im Kanton Graubunden auf Weitere Fundorte liegen unter anderem in Agypten Athiopien der Antarktis Argentinien Australien Brasilien Bulgarien China Ecuador Finnland Frankreich Griechenland Gronland Indonesien Japan Kanada der Republik Kongo Kuba Marokko Myanmar Burma Neuseeland Nordkorea Norwegen Oman Pakistan Polen Rumanien Russland Schweden Simbabwe der Slowakei Spanien Sudafrika Taiwan Tschechien Ungarn im Vereinigten Konigreich UK den Vereinigten Staaten von Amerika USA und Zypern 14 Kristallstruktur BearbeitenAntigorit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe Cm Raumgruppen Nr 8 Vorlage Raumgruppe 8 mit den Gitterparametern a 5 42 A b 9 24 A c 7 27 A und b 91 3 sowie einer Formeleinheit pro Elementarzelle 4 Verwendung Bearbeiten nbsp Chyta Trommelstein Hauptartikel Verwendung im Artikel Serpentingruppe Qualitativ hochwertiger Antigorit wird zusammen mit anderen Serpentinmineralen unter dem Handelsnamen Edler Serpentin als Werkstein in Architektur und Handwerk verwendet Steine mit optisch ansprechender Textur werden gelegentlich zu Schmucksteinen verarbeitet die bei faseriger Ausbildung einen seidenahnlichen Glanz aufweisen Bekannt ist unter anderem eine gelbgrun gefleckte oder melierte Antigorit Varietat die im Cabochonschliff oder als Trommelstein unter dem Handelsnamen Chyta angeboten wird Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenEduard Schweizer Ueber den Antigorit ein neues Mineral In Annalen der Physik und Chemie Band 19 1840 S 595 599 englisch rruff info PDF 288 kB abgerufen am 23 Marz 2021 Helmut Schrocke Karl Ludwig Weiner Mineralogie Ein Lehrbuch auf systematischer Grundlage de Gruyter Berlin New York 1981 ISBN 3 11 006823 0 S 843 845 Petr Korbel Milan Novak Mineralien Enzyklopadie Dorfler Natur Edition Dorfler im Nebel Verlag Eggolsheim 2002 ISBN 978 3 89555 076 8 S 258 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Antigorite Sammlung von Bildern Antigorit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 23 Marz 2021 David Barthelmy Antigorite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 23 Marz 2021 englisch Antigorite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 23 Marz 2021 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Antigorite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 23 Marz 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2023 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2023 abgerufen am 26 Januar 2023 englisch Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 Malcolm Back William D Birch Michel Blondieau und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated March 2021 PDF 3 5 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Marz 2021 abgerufen am 23 Marz 2021 englisch a b c d e Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 677 englisch a b c d Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e Antigorite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 75 kB abgerufen am 23 Marz 2021 a b c d e Antigorite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 23 Marz 2021 englisch Hans Luschen Die Namen der Steine Das Mineralreich im Spiegel der Sprache 2 Auflage Ott Verlag Thun 1979 ISBN 3 7225 6265 1 S 318 Serpentin 2 Antigorit vom Geisspfad Gebiet In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 23 Marz 2021 englisch Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 23 Marz 2021 englisch Walter Schumann Edelsteine und Schmucksteine Alle Arten und Varietaten 1900 Einzelstucke 16 uberarbeitete Auflage BLV Verlag Munchen 2014 ISBN 978 3 8354 1171 5 S 218 Localities for Antigorite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 23 Marz 2021 englisch B Klinkhammer F Rost Die Serpentinite des Oberpfalzer Waldes In Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie Hrsg Aufschluss Sonderband 26 1975 S 39 64 Fundortliste fur Antigorit beim Mineralienatlas und bei Mindat abgerufen am 23 Marz 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antigorit amp oldid 239000639