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Amesit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Silikate und Germanate mit der chemischen Zusammensetzung Mg2Al AlSiO5 OH 4 3 oder in der kristallchemischen Strukturformelschreibweise Mg Fe2 4Al2 OH 8 Al2Si2O10 4 Amesit ist damit chemisch gesehen ein Magnesium Aluminium Silikat mit zusatzlichen Hydroxidionen Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Magnesium und zweiwertiges Eisen konnen sich dabei in der Formel jeweils gegenseitig vertreten Substitution Diadochie stehen jedoch immer im selben Mengenverhaltnis zu den anderen Bestandteilen des Minerals AmesitAmesit blassviolett durch Beimengungen von Chrom und Perowskit orange aus der Saranovskii Mine im Gebiet von Gornosawodsk Region Perm RusslandAllgemeines und KlassifikationIMA Symbol Ame 1 Andere Namen Amesine 2 Chemische Formel Mg2Al AlSiO5 OH 4 3 Mg Fe2 4Al2 OH 8 Al2Si2O10 4 Mineralklasse und ggf Abteilung Silikate und GermanateSystem Nummer nach Strunz 8 Aufl Lapis Systematik nach Strunz und Weiss Strunz 9 Aufl Dana VIII E 10b VIII H 27 100 9 ED 15 71 01 02c 01Kristallographische DatenKristallsystem je nach Polytyp triklin trigonal oder hexagonalKristallklasse Symbol siehe KristallstrukturZwillingsbildung haufig sechszahlige Sektorzwillinge nach 001 und polysynthetische Zwillinge 010 5 Physikalische EigenschaftenMohsharte 2 5 bis 3 5 Dichte g cm3 gemessen 2 78 berechnet 2 70 5 Spaltbarkeit vollkommen nach 001 5 Bruch Tenazitat sprode 5 Farbe farblos weiss hellgrun rosa bis violett wenn chromhaltigStrichfarbe weiss 6 Transparenz durchsichtig bis durchscheinendGlanz Bitte erganzen KristalloptikBrechungsindizes na 1 596 bis 1 597 7 nb 1 598 bis 1 599 7 ng 1 614 bis 1 616 7 Doppelbrechung d 0 018 bis 0 019 7 Achsenwinkel 2V 18 gemessen 7 Amesit kristallisiert je nach Polytyp im triklinen trigonalen oder hexagonalen Kristallsystem und entwickelt prismatische nach der c Achse gestreckte und sich dabei verjungende pseudohexagonale Kristalle und Zwillinge bis etwa zwei Millimeter Grosse 5 Er findet sich aber auch in Form talkahnlicher Massen 8 Eine spektakulare Besonderheit sind Amesit Kristallzwillinge in Form von sechseckigen Sternen vom Cerro Sapo in der bolivianischen Provinz Ayopaya 9 In reiner Form ist Amesit farblos und durchsichtig 10 Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterfehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch durchscheinend weiss sein und durch Fremdbeimengungen eine hellgrune oder rosa bis violette Farbe annehmen Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Klassifikation 3 Kristallstruktur 4 Bildung und Fundorte 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenErstmals entdeckt wurde Amesit in Mineralproben aus den Chester Emery Gruben bei Chester im Hampden County des US Bundesstaates Massachusetts Die Erstbeschreibung erfolgte 1876 durch Charles Upham Shepard der das Mineral nach Mitinhaber der Fundgruben James Tyler Ames 1810 1883 7 benannte Dem Typmineralkatalog der International Mineralogical Association IMA nach wird das Typmaterial des Minerals in der Mineralogischen Sammlung der Mines ParisTech auch Ecole Nationale Superieure des Mines kurz ENSM Paris in der Sammlung von Adam unter der Nr 2170 von C U Shepard 1875 und im Museum national d histoire naturelle kurz MHN Paris unter der Nr 125201 CT aufbewahrt 11 12 Anderen Quellen zufolge soll sich Typmaterial von Amesit auch im National Museum of Natural History in Washington D C USA unter der Sammlungs Nr 80715 befinden 5 Klassifikation BearbeitenBereits in der veralteten 8 Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehorte der Amesit zur Mineralklasse der Silikate und Germanate und dort zur Abteilung der Schichtsilikate Phyllosilikate wo er zusammen mit Antigorit Berthierin Chrysotil Cronstedtit Greenalith Karyopilit Lizardit und Nepouit sowie dem inzwischen als Varietat von Pennantit diskreditierten Grovesit die Serpentin Reihe trioktaedrisch mit der System Nr VIII E 10b bildete Im zuletzt 2018 uberarbeiteten und aktualisierten Lapis Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiss das sich aus Rucksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet erhielt das Mineral die System und Mineral Nr VIII H 27 100 In der Lapis Systematik entspricht dies ebenfalls der Abteilung Schichtsilikate wo Amesit zusammen mit Antigorit Berthierin Brindleyit Carlosturanit Chrysotil Cronstedtit Dozyit Fraipontit Greenalith Guidottiit Karpinskit Karyopilit Kellyit Lizardit Nepouit und Pecorait die Serpentingruppe bildet 6 Auch die seit 2001 gultige und von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte 13 9 Auflage der Strunz schen Mineralsystematik ordnet den Amesit in die Abteilung der Schichtsilikate ein Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der Struktur der Schichten so dass das Mineral entsprechend seinem Aufbau in der Unterabteilung Schichtsilikate Phyllosilikate mit Kaolinitschichten zusammengesetzt aus tetraedrischen und oktaedrischen Netzen zu finden ist wo es zusammen mit Antigorit Berthierin Brindleyit Chrysotil Cronstedtit Fraipontit Greenalith Karyopilit Kellyit Lizardit Manandonit Nepouit und Pecorait die Serpentingruppe mit der System Nr 9 ED 15 bildet Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebrauchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Amesit ebenfalls in die Klasse der Silikate und Germanate und dort in die Abteilung der Schichtsilikatminerale ein Hier ist er zusammen mit Berthierin Brindleyit Cronstedtit Fraipontit Kellyit und Manandonit in der Serpentingruppe Amesit Untergruppe mit der System Nr 71 01 02c innerhalb der Unterabteilung Schichtsilikate Schichten von sechsgliedrigen Ringen mit 1 1 Lagen zu finden Kristallstruktur BearbeitenVon Amesit sind drei Polytypen mit trikliner trigonaler oder hexagonaler Symmetrie bekannt 4 Name Kristallsystem Kristallklasse Raumgruppe Gitterparameter Formeleinheitenpro ElementarzelleAmesit 2A triklin triklin pedial 1 C1 Nr 1 Stellung 2 14 Vorlage Raumgruppe 1 2 a 5 32 A b 9 21 A c 14 06 Aa 90 0 b 90 3 und g 90 0 2Amesit 2H2 trigonal trigonal pyramidal 3 R3 Nr 146 Vorlage Raumgruppe 146 a 5 31 A c 42 1 A 3Amesit 6R hexagonal hexagonal pyramidal 6 P63 Nr 173 Vorlage Raumgruppe 173 a 5 31 A c 14 04 A 1Bildung und Fundorte Bearbeiten nbsp Amesitkristalle violett auf Uwarowit grun aus der Saranovskii Mine im Gebiet von Gornosawodsk Region Perm RusslandAmesit bildet sich als Produkt in niedriggradig metamorphisierten aluminium und magnesiumreichen Gesteinen An seiner Typlokalitat in den Chester Emery Gruben trat das Mineral in Paragenese mit Diaspor Magnetit und Rutil auf 5 Als seltene Mineralbildung konnte Amesit nur an wenigen Orten nachgewiesen werden wobei weltweit bisher rund 80 Fundstatten dokumentiert sind Stand 2022 15 Die Chester Emery Gruben im Hampden County sind die bisher einzigen gesicherten Fundstatten in Massachusetts Ein weiterer moglicher Fund im Steinbruch Osborne Soapstone bei Blandford ebenfalls Hampden Co wurde bisher nicht bestatigt Daneben fand sich das Mineral in den Vereinigten Staaten noch in der Lagerstatte St Anthony im Pinal County von Arizona an mehreren Orten in Kalifornien bei Cotopaxi im Fremont County von Colorado bei Plainfield in New Hampshire sowie im Bergbaubezirk Ducktown im Polk County und in den Clarks Hollow Kimberliten im Union County in Tennessee 16 In der Mine Lac d Amiante auch Black Lake Mine bei Saint Joseph de Coleraine Gemeinde Les Appalaches in der kanadischen Provinz Quebec fanden sich als weitere Begleitminerale Calcit Diopsid Grossular und Klinozoisit und im bisher einzigen bekannten Fundort in der Antarktis dem Dufek Massiv im westantarktischen Queen Elizabeth Land fanden sich als Begleitminerale Vesuvianit und Chlorit 5 Der bisher einzige bekannte Fundort in Deutschland ist das ehemalige aufgelassene Bergwerk Brefeld bei Tarthun im Salzlandkreis von Sachsen Anhalt 17 In Osterreich fand sich Amesit gesichert bisher nur in Mineralproben vom Oberen Stinkersee bei Illmitz im Burgenland und am Lohninger Bruch im Huttwinkltal einem Teil des Raurisertals im Salzburger Land Weitere Fundorte liegen unter anderem in Australien Bolivien Brasilien China der Dominikanischen Republik Finnland Frankreich Griechenland Indonesien Irland Italien Japan Kasachstan Madagaskar Norwegen Polen Portugal Rumanien Russland Sambia Schweden Spanien Sudafrika und Ungarn 16 Auch in Mineralproben vom Atlantis Massiv einem Teil des Mittelatlantischen Ruckens konnte Amesit nachgewiesen werden 18 Siehe auch BearbeitenListe der MineraleLiteratur BearbeitenC U Shepard Order XI Talcite Amesine In Catalogue of minerals found within about 75 miles of Amherst College Ms Amherst 1876 S 4 englisch rruff info PDF 222 kB abgerufen am 29 Januar 2022 Benjamin Kendall Emerson A Mineralogical Lexicon of Franklin Hampshire and Hampden Counties Massachusetts In Bulletin of the United States Geological Survey Nr 126 1895 doi 10 3133 b126 englisch pubs usgs gov PDF 12 6 MB abgerufen am 30 Januar 2022 R Steadman P M Nuttall The crystal structure of amesite In Acta Crystallographica Band 15 1962 S 510 511 doi 10 1107 S0365110X56001339 englisch Cynthia S Anderson S W Bailey A new cation ordering pattern in amesite 2H2 In American Mineralogist Band 66 1981 S 185 195 englisch rruff info PDF 1 8 MB abgerufen am 31 Januar 2022 Andrzey Wiewiora Jose A Rausell Colom Teresa Garcia Gonzalez The crystal structure of amesite from Mount Sobotka A nonstandard polytype In American Mineralogist Band 76 1991 S 647 652 englisch rruff info PDF 452 kB abgerufen am 31 Januar 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Amesite Sammlung von Bildern Amesit In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 29 Januar 2022 David Barthelmy Amesite Mineral Data In webmineral com Abgerufen am 29 Januar 2022 englisch Amesite search results In rruff info Database of Raman spectroscopy X ray diffraction and chemistry of minerals RRUFF abgerufen am 29 Januar 2022 englisch American Mineralogist Crystal Structure Database Amesite In rruff geo arizona edu Abgerufen am 29 Januar 2022 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Laurence N Warr IMA CNMNC approved mineral symbols In Mineralogical Magazine Band 85 2021 S 291 320 doi 10 1180 mgm 2021 43 englisch cambridge org PDF 320 kB abgerufen am 5 Januar 2023 C U Shepard Order XI Talcite Amesine In Catalogue of minerals found within about 75 miles of Amherst College Ms Amherst 1876 S 4 englisch rruff info PDF 222 kB abgerufen am 29 Januar 2022 a b Malcolm Back Cristian Biagioni William D Birch Michel Blondieau Hans Peter Boja und andere The New IMA List of Minerals A Work in Progress Updated January 2022 PDF 3 7 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Marco Pasero Januar 2022 abgerufen am 29 Januar 2022 englisch a b c Hugo Strunz Ernest H Nickel Strunz Mineralogical Tables Chemical structural Mineral Classification System 9 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 2001 ISBN 3 510 65188 X S 677 678 englisch a b c d e f g h i Amesite In John W Anthony Richard A Bideaux Kenneth W Bladh Monte C Nichols Hrsg Handbook of Mineralogy Mineralogical Society of America 2001 englisch handbookofmineralogy org PDF 71 kB abgerufen am 29 Januar 2022 a b Stefan Weiss Das grosse Lapis Mineralienverzeichnis Alle Mineralien von A Z und ihre Eigenschaften Stand 03 2018 7 vollkommen neu bearbeitete und erganzte Auflage Weise Munchen 2018 ISBN 978 3 921656 83 9 a b c d e f Amesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 29 Januar 2022 englisch Hans Jurgen Rosler Lehrbuch der Mineralogie 4 durchgesehene und erweiterte Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie VEB Leipzig 1987 ISBN 3 342 00288 3 S 576 Bildbeispiele mit sternformigen Amesitzwillingen vom Cerro Sapo Provinz Ayopaya Departamento Cochabamba Bolivien In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 30 Januar 2022 englisch Bildbeispiel mit farblosen Amesitkristallen aus der Jeffrey Mine Val des Sources Les Sources RCM Estrie Quebec Canada In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 29 Januar 2022 englisch Catalogue of Type Mineral Specimens A PDF 357 kB Commission on Museums IMA 9 Februar 2021 abgerufen am 31 Januar 2022 Catalogue of Type Mineral Specimens Depositories PDF 311 kB Commission on Museums IMA 18 Dezember 2010 abgerufen am 31 Januar 2022 Ernest H Nickel Monte C Nichols IMA CNMNC List of Minerals 2009 PDF 1 82 MB In cnmnc main jp IMA CNMNC Januar 2009 abgerufen am 29 Januar 2022 englisch Die Nummerierung dieser Achsenstellung entspricht nicht der Reihenfolge der International Tables for Crystallography da diese dort nicht aufgefuhrt wird Amesite In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 29 Januar 2022 englisch a b Fundortliste fur Amesit beim Mineralienatlas deutsch und bei Mindat englisch abgerufen am 29 Januar 2022 Brefeld Bergwerk mit Schachten und Stollen aufgelassen In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 31 Januar 2022 Amesite from Atlantis Massif Mid Atlantic Ridge complex Atlantic Ocean In mindat org Hudson Institute of Mineralogy abgerufen am 31 Januar 2022 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amesit amp oldid 239000898