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Polytypie ist ein Begriff aus der Kristallographie und bezeichnet das Phanomen dass eine Substanz in zwei oder mehreren verschiedenen Kombinationen schichtartiger Struktureinheiten vorliegt Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Nomenklatur 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGrundlagen Bearbeiten nbsp Polytypie am Beispiel der Glimmergruppe Die Grossbuchstaben A B C bezeichnen Schichteinheiten der Glimmerstruktur mit unterschiedlicher OrientierungDie Strukturen von Polytypen unterscheiden sich nur in der Abfolge und Orientierung Ausrichtung zu den kristallographischen Achsen der einzelnen Schichten aber nicht bzw nicht sehr in deren Aufbau und Zusammensetzung Abweichungen in den Zusammensetzungen verschiedener Polytype einer Verbindung durfen 0 25 apfu Atome pro Formeleinheit nicht uberschreiten bei grosseren Unterschieden spricht man von Polytypoiden Polytype haben in Richtung der Stapelung der schichtformigen Baugruppen Gitterkonstanten die ganzzahlige Vielfache der Dicke der einzelnen Einheiten sind Die ubrigen Kanten der Elementarzellen verschiedener Polytype sind nahezu gleich Da sich Polytype nur in der Abfolge unterschiedlich orientierter aber ansonsten nahezu gleicher Baugruppen unterscheiden sind ihre thermodynamischen Eigenschaften ebenfalls fast gleich Infolgedessen konnen verschiedene Polytype einer Verbindung bei gleichen Bedingungen nebeneinander gebildet werden z B Muskovit 2M1 2M2 und 3T oder Phlogopit 1M 1 und 3T 2 Vermutlich spielen hierbei aber auch geringe Unterschiede in den Zusammensetzungen und Prozesse beim Kristallwachstum Kinetik eine Rolle In Gegensatz hierzu brauchen verschiedene Polymorphe einer Verbindung keine strukturell ahnlichen Baueinheiten aufzuweisen Polymorphe haben im Allgemeinen klar voneinander abgegrenzte Stabilitatsbereiche und ihre Gitterkonstanten stehen nicht notwendigerweise in einfachen ganzzahligen Verhaltnis zueinander Nomenklatur BearbeitenEine Kommission der International Mineralogical Association IMA und der International Union of Crystallography IUCr erarbeitete ein Notationssystem fur polytype Verbindungen Demnach setzt sie die Bezeichnung einer polytypen Verbindung zusammen aus dem Mineralnamen gefolgt von einem Bindestrich einem Suffix Das Suffix setzt sich aus vier Teilen zusammen einem Grossbuchstaben zur Bezeichnung des Kristallsystems C kubisch H hexagonal T trigonal R rhomboedrisch TT oder Q fur quadratisch tetragonal OR oder O orthorhombisch M monoklin A fur anortisch oder TC triklin P Pseudosymmetrie kann der Bezeichnung des Kristallsystems vorangestellt werden wenn die wahre Symmetrie nicht bekannt oder Pseudosymmetrie von besonderem Interesse ist drei Kleinbuchstaben a b c fur die Achsen der Elementarzellen jeweils erganzt um eine Zahl die die Periodizitat der Struktureinheiten relativ zu den Kanten der Elementarzelle angibt In Fallen in denen diese Periodizitat fehlt ungeordnete Abfolge der Baueinheiten wird die betroffene Achse mit einem tiefer gestellten d fur disordered ungeordnet gekennzeichnet Die vollstandigen Namen der polymorphen Verbindung Al OH 3 lauteten z B Gibbsit PORabc Bayerit Gibbsit Mba2c Hydrargillit Gibbsit PM2b2ac Gibbsit Gibbsit Aba2c Nordstrandit Diese ausfuhrliche Benennung der Polytype wird zumeist abgekurzt Bei einer Periodizitat von 1 wird die Ziffer weggelassen Bei tetragonalen und hexagonalen Verbindungen sind die ersten beiden Achsen identisch und konnen ganz weggelassen werden der Bezeichner der Periodizitat wird dann vor das Symbol fur die Symmetrie geschrieben Graphit Haa2c kann so zu der allgemein gebrauchlichen Bezeichnung Graphit 2H abgekurzt werden Gleiches gilt auch fur pseudo hexagonale Verbindungen z B Cordierit 1PH Die abgekurzten Schreibweisen sind ebenfalls bei vielen Verbindungen mit geringerer Symmetrie gebrauchlich auch wenn sie streng genommen nicht korrekt sind So kann Muskovit Mab2c Muskovit PHab2c noch problemlos zu Muskovit 2M Muskovit 2M1 abgekurzt werden wahrend beim Muskovit Mba2c die Abkurzung zu Muskovit 2M2 die Regeln streng genommen bereits verletzt Dennoch sind diese weit verbreiteten Bezeichnungen weiterhin gultig ebenso wie unterschiedliche Mineralnamen fur verschiedene Polytype einer Verbindung Siehe auch BearbeitenSchichtstrukturLiteratur BearbeitenA Guinier et al Nomenclature of polytype structures Report of the International Union of Crystallography Ad hoc Committee on the Nomenclature of Disordered Modulated and Polytype Structures In Acta Crystallographica Section A Band 40 Nr 4 1984 S 399 404 doi 10 1107 S0108767384000842 Baily S W et al 1987 Report of the International Minaralogical Association IMA International Union of Cristallography IUCr Joint Committee on Nomenclature Canadian Mineralogist 16 113 117 PDF 745 kB G Ferraris et al First structure determination of an MDO 2O mica polytype associated with a 1M polytype In European Journal of Mineralogy Band 13 Nr 6 2001 S 1013 1023 doi 10 1127 0935 1221 2001 0013 1013 Weblinks BearbeitenIUCr Online Dictionary engl Einzelnachweise Bearbeiten Phlogopit 1M In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 22 Februar 2022 Phlogopit 3T In Mineralienatlas Lexikon Geolitho Stiftung abgerufen am 22 Februar 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Polytypie amp oldid 237843752