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Das Penninikum ist eine der geologischen Haupteinheiten der Alpen Seine Gesteine gehorten zum grosseren Teil dem Ablagerungsraum der Tethys an dessen Nordwestzipfel im Jura 206 144 mya zwischen der europaischen Kontinentalkruste und der zum afrikanischen Kontinent gerechneten Adriatischen Kontinentalplatte lag Bei der Alpenfaltung wurden die Gesteine des Penninikums zusammengeschoben und weit nach Norden und Westen auf den europaischen Kontinentalrand uberschoben So entstanden aus dem Penninikum die Penninischen Decken Geologische Skizze der Alpen mit den Bezeichnungen der grosseren Untereinheiten Die Lage der Grosseinheiten geht aus der Farbzuordnung in der Legende hervor Inhaltsverzeichnis 1 Struktur und Gesteinsinhalt 1 1 Oberes Penninikum Piemont Zone 1 2 Mittleres Penninikum Brianconnais Zone 1 3 Unteres Penninikum Valais Zone 2 Tektonischer Bau 2 1 Klippendecken 3 Vorkommen 4 Namensherkunft 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseStruktur und Gesteinsinhalt BearbeitenIm Strukturbau der Alpen liegt das Penninikum uber dem Helvetikum abgescherte Sedimente des europaischen Kontinents und unter dem Ostalpin Sudalpin Bestandteile der oberen Kontinentalplatte Unter den Gesteinen des Penninikums lasst sich eine Dreiteilung in Oberes Mittleres und Unteres Penninikum vornehmen die jeweils wiederum aus einem kompliziert verformten Stapel tektonischer Decken bestehen die auf einen gemeinsamen Entstehungsraum zuruckgefuhrt werden Gebrauchlich ist auch die gleichbedeutende Unterteilung in Nord Mittel und Sudpenninikum alternativ auch Hoch Mittel und Tiefpenninikum Oberes Penninikum Piemont Zone Bearbeiten Die Gesteine dieser Einheit entstammen dem Piemont Ligurischen Ozean einem ozeanischen Teilbecken der Tethys direkt vor dem Rand der Apulischen Platte Zum Oberen oder Hoch Penninikum Piemont Ligurien zahlen die sudpenninischen Ophiolithe die zusammen mit Bundnerschiefern und Radiolariten ein typisches Tiefseesediment vorkommen Ein weiteres charakteristisches Gestein des Penninikums ist der Helminthoiden Flysch Bei den Ophiolithen handelt es sich um die nicht der Subduktion zum Opfer gefallenen Reste eines grosseren Ozeans daher kommt ihnen grosse Bedeutung als Beweis der Existenz ozeanischen Lithospharenmaterials zu Solche grosseren Opholithmassen bilden in den Alpen auch einige Gipfel der bekannteste ist der Grossglockner in den Hohen Tauern in Osterreich Zum Oberen Penninikum gehoren auch die Gesteine der Prealpes und die tektonische Melange der Matreier Schuppenzone Mittleres Penninikum Brianconnais Zone Bearbeiten Die Gesteine des Mittleren Penninikums entstammen einem Hochgebiet im alpinen Ozean das als Brianconnais bezeichnet wird Sie stellte eine kontinentale Hochzone dar wahrend die sudlich gelegene Piemont Zone und die nordliche Valais Zone tiefer gelegene Sedimentationsraume waren Die genaue geologische Stellung des Brianconnais ist weiter Gegenstand der Forschung Diskutiert wird die Herkunft als Rest eines Terrans oder als ehemalige Ostspitze der heutigen iberischen Halbinsel Klar ist dass die Brianconnais Schwelle den Walliser Trog Valais Zone im Norden vom Piemont Ozean im Suden trennte Das Mittlere Penninikum enthalt Kristallindecken kohlefuhrende Schichten des Palaozoikums Zone de Houilliere und davon abgescherte mesozoische Sedimentdecken die aus Sandsteinen Tonsteinen und Kalksanden im Walliser Trog sowie flachmarinen Kalken und Mergeln auf der Brianconnais Schwelle bestehen Unteres Penninikum Valais Zone Bearbeiten Das Untere Penninikum enthalt unter anderem ozeanische Sedimente und Ophiolithe Bundnerschiefer sowie die Flyschzone Es wird heute als Uberrest eines Akkretionskeils aus dem zum Atlantik offenen nordpenninischen Valais Ozean angesehen in dem Gesteine aus dem Ozean und vom aussersten Rand des europaischen Kontinents miteinander vermischt sind Kalk und Tonschiefer des Unteren Penninikums bilden heute die Berge zwischen Brig und Prattigau Die klassischerweise zum Penninikum gerechneten tiefsten Einheiten des penninischen Deckenstapels enthalten Gesteine die dem Ubergang zwischen Ozean und den Aussenbereichen des europaischen Kontinentalschelfs entstammen Sie werden heute unter dem Namen Subpenninikum zusammengefasst Tektonischer Bau BearbeitenDas Penninikum ist in seiner Gesamtheit als mittlere Grosseinheit zwischen der adriatischen Oberplatte und der europaischen Unterplatte oft stark tektonisch beansprucht Anders als im Helvetikum wurde nicht nur das sedimentare Deckgebirge sondern auch das kristalline Grundgebirge in die Deckentektonik mit einbezogen Typisch fur seinen Bau sind grosse liegende Falten mit Gneiskernen sowie die haufig vorkommende grossraumige Abscherung der Sedimentdecken von ihrer ursprunglichen Unterlage vor allem an Evaporitserien der Trias Die abgescherten Sedimente wurden im Allgemeinen weiter nach Norden verfrachtet als ihr Unterlager so dass das kristalline Grundgebirge im Suden zuruckblieb Schmale Reste von Sedimenten machen dort eine Unterscheidung der verschiedenen Deckeneinheiten moglich Das Penninikum wurde in einem spaten Stadium der alpinen Orogenese an der Periadriatischen Naht nach Suden und Sudwesten auf das Sudalpin ruckuberschoben so dass der Deckenstapel auf komplizierte Weise verfaltet wurde Daruber hinaus kam es im Tessin zu einer tief reichenden Aufwolbung Das komplette Penninikum wurde in einer Nord Sud streichenden Struktur dem Lepontinischen Dom um bis zu 16 km angehoben Aus diesem Grund sind die Einheiten des Tiefpenninikums dort an der Oberflache aufgeschlossen Auf dem penninischen Deckenstapel der Schweiz und Frankreichs ist im Gebiet der Dent Blanche ein grosser Rest ostalpiner Gesteine erhalten geblieben die Dent Blanche Decke Ungefahr an der Grenze zwischen Schweiz und Osterreich werden die penninischen Decken von den ostalpinen Decken fast vollstandig uberlagert Sie treten nur im penninischen Flysch der den Alpennordrand begleitenden Flyschzone zu Tage sowie in einigen tektonischen Fenstern im Osten Gargellenfenster Unterengadiner Fenster Tauernfenster und Rechnitzer Fenster Klippendecken Bearbeiten Hoch und Mittelpenninische Sedimente sind von ihrer kristallinen Unterlage abgeschert und weit nach Norden uberschoben worden Sie liegen heute als vom ubrigen Penninikum isolierte tektonische Klippen vor Die Decken der Prealpes liegen auf den tektonisch tieferen helvetischen Decken ganz im Norden sogar auf uberfahrener Molasse Hier bilden tektonisch stark beanspruchte ultrahelvetische Sedimente die vermittelnde Schicht zwischen den Prealpes und ihrem Unterlager Die Klippendecken bilden eine lange Reihe von Einzelvorkommen die sich zwischen dem Osten von Luzern Mythen Decke in der Schweiz in weitem Bogen bis nach Annecy in Frankreich Annes Decke hinziehen Die grossten zusammenhangenden Vorkommen sind zwei grosse an der Ostspitze des Genfersees ineinander ubergehenden Einheiten im Sudwesten die Chablais Prealpes sudlich des Genfersees im Chablais und im Nordosten die Prealpes Romandes in den Freiburger Voralpen Die Prealpes werden von unten nach oben in folgende Einheiten unterteilt 1 die Niesen Decke die nur in den Prealpes Romandes vorkommt und dort die sudlichste Einheit der Klippendecken bildet die Prealpes Medianes sie werden in die Prealpes Plastiques vor allem weiche plastische Flysch Gesteine und die uberlagernden Prealpes Rigides vor allem harte rigide Kalksteine eingeteilt die Brekzien Decke die nur auf dem sudlichen Teil der Prealpes Medianes vorkommt die Nappe Superieure sie wird noch einmal unterteilt die Gets Decke die Simmen Decke die Dranses Decke und die Gurnigel Decke Vorkommen BearbeitenGrossere Teile des Alpenraumes bestehen aus Gesteinen des Penninikums vor allem in den Westalpen und den Schweizer Alpen Die Westalpen sudlich der Rhone Simplon Linie bestehen fast ausschliesslich aus Gesteinen des Penninikums denen nach Westen externe Kristallinmassive und tektonisch deformiertes Deckgebirge vorgelagert sind Im Schweizer Raum werden die Gebiete sudlich des Aarmassivs und nordlich der Periadriatischen Naht dem Penninikum zugerechnet In den Klippen Decken ostlich Luzern und in der Dent Blanche Decke lagern dem Penninikum hier Uberreste der Einheit des Ostalpins auf Das westalpine Penninikum taucht bei Liechtenstein und Graubunden unter das Ostalpin ab Ostlich des Rheins wird das Penninikum so fast vollstandig von den Ostalpinen Decken uberlagert In den Ostalpen ist es unter diesen Decken nur in einigen Bereichen an der Oberflache erschlossen Zu den penninischen Decken gehort die Flyschzone Sandsteinzone die den Alpennordrand in Bayern und Osterreich auf weite Strecken begleitet In den Alpen selbst erscheint das Penninikum mit kristallinen Gesteinen in geologischen Fenstern zum Beispiel im Gargellenfenster in Vorarlberg im Unterengadiner Fenster das bis Prutz in Tirol hereinreicht im Tauernfenster zwischen Brennerfurche und Liesertal und im Rechnitzer Fenster am Ostende der Alpen Namensherkunft BearbeitenDer Ausdruck Penninikum leitet sich von den Penninischen Alpen ab deren Name von den lateinischen Namen Mons Penninus bzw Summus Penninus fur den Grossen Sankt Bernhard Pass und Vallis Pennina Vallis Poenina fur das obere Rhonetal entspricht ungefahr dem heutigen Kanton Wallis ableitet Ursprunglich durfte sich der Name auf ein keltisches oder vorkeltisches Wort fur Pass oder Berg bezogen haben vgl galisch ben walisisch pen das spater eine keltische und dann romische Gottheit bezeichnete Iupiter Penninus mit nachfolgend hergestelltem Bezug auf den Punier Poenus Hannibal auch Iupiter Poeninus 2 Siehe auch BearbeitenTektonische Gliederung der Ostalpen Penninischer OzeanLiteratur BearbeitenManfred P Gwinner Geologie der Alpen Stratigraphie Palaogeographie Tektonik 2 Auflage Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 1978 ISBN 3 510 65315 7 Stefan M Schmid Bernhard Fugenschuh Eduard Kissling Ralf Schuster Tectonic map and overtall architecture of the Alpine orogen In Eclogae geologicae Helvetiae Band 97 2004 ISSN 0012 9402 S 93 117 unibas ch PDF Reinhard Schonenberg Joachim Neugebauer Einfuhrung in die Geologie Europas Rombach Hochschul Paperback Band 18 4 neubearbeitete Auflage Rombach Freiburg Breisgau 1981 ISBN 3 7930 0914 9 S 185 ff Heinz Veit Die Alpen Geookologie und Landschaftsentwicklung UTB Geowissenschaften Okologie Biologie Band 2327 Ulmer Stuttgart 2002 ISBN 3 8001 2788 1 Einzelnachweise Bearbeiten Jon Mosar The Prealps Nicht mehr online verfugbar Institute fur Geologie und Palaontologie der Universitat Lausanne archiviert vom Original am 25 November 2011 abgerufen am 7 Februar 2010 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www unil ch Der widersinnigen Ableitung des Namens von den Puniern widerspricht schonLivius XXI 38 Auf der Hohe des Passes stand ein Tempel in welchem ein GottPeninusoderPenninusvon den Eingeborenen verehrt wurde Dieser Name wird von dem celtischen WortePennoderPinn de Spitze abgeleitet Die Romer machten daraus einenJupiter Penninusundmons Jovis daherMont Joux C Ludwig Enoch Zander Der Heerzug Hannibals uber die Alpen Gottingen 1828 S 25 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Penninikum amp oldid 238019274