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Schelf Kontinentalschelf Kontinentalsockel Festlandsockel sind Bezeichnungen fur den meist randlichen Bereich eines Kontinentes der von Meer bedeckt ist Ein solches Meer wird Schelfmeer genannt Reicht dieses Schelfmeer relativ weit ins Innere des Kontinents spricht man auch von einem Epikontinentalmeer auf dem Kontinent befindliches Meer Schematisches Profil eines Kontinentalrandes einschliesslich des Schelfbereichs und dem Beginn der Abyssalebenen am rechten Rand Kleine schwarze Pfeile kennzeichnen die Scherbewegung entlang der Verwerfungslinien des kontinentalen Grundgebirges Schelfbereiche der Erde in Turkisblau Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft von Begriff und Bezeichnung 2 Ozeanographie 3 Geologie 4 Rechtswesen 4 1 Abgrenzung 4 2 Geschichte Politik 4 3 Festlandsockel der Bundesrepublik Deutschland 4 4 Liste der Vertrage zum Festlandsockel der BRD 5 Anmerkungen 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHerkunft von Begriff und Bezeichnung BearbeitenDer Begriff und seine Bezeichnung Schelf wurden spatestens im Jahre 1902 vom Geographen Otto Krummel in die deutschsprachige Fachliteratur eingefuhrt Es handelt sich bei der Bezeichnung um die Eindeutschung des englischen Wortes shelf das Krummel zufolge 1887 erstmals vom schottischen Geographen und Meteorologen Hugh Robert Mill in der Kombination continental shelf benutzt wurde Krummel selbst umschrieb den Schelf als Gesims am Seerande der Festlandssockel Anm 1 1 Ozeanographie BearbeitenIm morphologisch ozeanographischen Sinne handelt es sich bei einem Schelf um eine gering seewarts geneigte Plattform die bis zu 200 Meter unter dem Meeresspiegel liegt Da dies im Vergleich zur mittleren Tiefe der Ozeane sehr wenig ist sowie zur Abgrenzung von der Tiefsee wird das Schelfmeer gelegentlich auch als Flachsee oder Flachmeer bezeichnet Das biologisch hochproduktive Schelfmeer ist die Kinderstube vieler Fischarten und auch insgesamt sehr reich an verschiedenen Tier und Pflanzenarten Abhangig von den geologischen Gegebenheiten kann der Schelf ein schmaler Saum oder ein breiter ausgefranster Gurtel sein Mit 1500 Kilometern hat der Sibirische Schelf die grosste seewartige Ausdehnung 2 Im globalen Durchschnitt ist der Schelfbereich etwa 74 Kilometer breit Landwarts wird der Schelf durch die Schorre begrenzt seewarts ist es die Schelfkante eine Linie ab der sich die Neigung des Meeresbodens deutlich verstarkt Dieser Bereich mit relativ starkem Gefalle der seewarts auf die Schelfkante folgt ist der Kontinentalhang Er geht seewarts in den Kontinentalfuss uber dessen Hangneigung geringer als die des Kontinentalhanges ist aber grosser als die des Schelfs An den Kontinentalfuss schliessen sich seewarts die Abyssalebenen an Geologie Bearbeiten nbsp Platte eines Sandsteins aus dem Kambrium von Spanien mit Spurenfossil Cruziana i e S Diese Spurengattung wurde sehr wahrscheinlich von einem Trilobiten erzeugt und ist allgemein typisch fur Schelfsedimente des Palaozoikums In der allgemeinen Geologie ist ein Schelf definiert als Bestandteil eines Kontinentalblocks der vom Meer bedeckt ist das heisst der Untergrund eines Schelfs besteht immer aus kontinentaler Kruste In diesem Sinne ist beispielsweise auch Zealandia als Schelfgebiet anzusprechen auch wenn das Meer dort deutlich uber 200 Meter tief ist man spricht in solchen Fallen auch von einem abgesunkenen Schelf In Perioden eines unter anderem eiszeitlich bedingten weltweiten Meeresspiegeltiefstandes konnen weite Teile eines Kontinentalschelfs trockenfallen Die Gesamtflache der Schelfmeere verringert sich dann zum Teil drastisch was oft zu einem Artensterben unter den Schelfbewohnern fuhrt Im umgekehrten Fall wenn durch das Abschmelzen der Eisschilde an den Polen der Meeresspiegel weltweit steigt dehnen sich viele eher schmale Schelfe zu sogenannten Epikontinentalmeeren aus Der Schelfbegriff in der Sedimentologie orientiert sich hingegen an bathymetrischen Kriterien und an der Entfernung des Ablagerungsraumes zur Kuste Schelf bezeichnet dort einen marinen Faziesbereich neritische Fazies der alle Gesteine umfasst die in relativer Nahe zur Kuste und in Meerestiefen unterhalb der Schonwetterwellenbasis ca 10 Meter bis etwa 150 Meter 50 Meter zur Ablagerung kamen Auf sogenannten klastischen Schelfen zeichnet sich die neritische Fazies unter anderem durch sandige Sturmablagerungen mit charakteristischen Sedimentstrukturen Hummocky Schichtung und durch die Prasenz von Siltkornern in den feinkornigeren Sedimenten aus Insbesondere in den Tropen und Subtropen kommt es auf dem Schelf zur uberwiegend biologischen Bildung von Karbonaten Die carbonate factory d h die Gesamtheit der direkt oder indirekt Karbonat produzierenden marinen Organismen erreicht dort ihre hochste Produktivitat Bei relativ geringem Eintrag von Nahr und Trubstoffen bilden sich daher auf tropischen Schelfen typische Karbonatplattformen mit Riffen Die mittlere Sedimentationsrate Machtigkeit abgelagerten Sediments pro Zeitspanne ist auf dem Schelf mit mehreren 100 Metern pro Million Jahre generell deutlich hoher als in einem tiefen Ozeanbecken mit wenigen Metern pro Million Jahre Alle Sedimentgesteine die in Tiefen von mehr als 150 Metern 50 Meter und relativ Kustenfern abgesetzt wurden werden als Tiefseesedimente oder pelagische Sedimente pelagische Fazies zusammengefasst unabhangig davon ob der Ablagerungsraum von kontinentaler Kruste oder von ozeanischer Kruste unterlegt war das heisst nicht jedes Sediment eines Schelf oder Epikontinentalmeeres ist zwangslaufig ein neritisches Sediment Tatsachlich haben die heute in den tiefen ozeanischen Becken lagernden Sedimente eine nur geringe Chance langfristig mehrere 100 Millionen Jahre geologisch uberliefert zu werden weil sie grosstenteils an den Plattenrandern zusammen mit der sie unterlagernden ozeanischen Lithosphare subduziert werden Die pelagischen Sedimentgesteine die heute auf dem Festland anzutreffen sind wurden tatsachlich auf den Kontinenten d h auf Schelfen im allgemeingeologischen Sinn abgelagert unter anderem in den kustenfernen bereichen passiver Kontinentalrander Pelagische Sedimente in der Sedimentuberlieferung der kontinentalen Plattformen geben Hinweise auf einen besonders hohen globalen Meeresspiegelstand zur Zeit ihrer Ablagerung Sowohl die gegenwartigen Schelfplattformen als auch die heute auf dem Festland befindlichen Schelfe der geologischen Vergangenheit sind Areale mit bedeutenden Erdol und Erdgasvorkommen Beispiel fur Erdgaslagerstatten in rezenten Schelfen sind z B die Nordsee oder der nordliche Golf von Mexiko Die Erdol und Erdgasvorkommen in Texas und auf der Arabischen Halbinsel gehen auf die heute nicht mehr existenten Schelfmeere des Permian Basin bzw des Tethys Ozeans zuruck Rechtswesen Bearbeiten nbsp Volkerrechtliche Zonen nach dem SeerechtsubereinkommenDer Festlandsockel englisch continental shelf ist im juristischen d h konkret im seerechtlichen Sinne eine der im Seerechtsubereinkommen SRU der Vereinten Nationen definierten Meereszonen Der Festlandsockel gehort nicht zum Staatsgebiet des Kustenstaates dem Kustenmeer der Kustenstaat ubt aber uber den Festlandsockel souverane Rechte zum Zweck seiner Erforschung und der Ausbeutung seiner naturlichen Ressourcen aus Art 77 Abs 1 SRU Niemand darf ohne ausdruckliche Zustimmung des Kustenstaates den Festlandsockel erforschen oder ausbeuten In der Praxis betrifft dies insbesondere den Meeresbergbau Abgrenzung Bearbeiten Von der Abgrenzung her unterscheidet sich der Festlandsockel in zweierlei Hinsicht von der Ausschliesslichen Wirtschaftszone nach dem Seerechtsubereinkommen Erstens bezieht sich der Begriff Festlandsockel ausschliesslich auf den Meeresboden und untergrund nicht auf die daruberliegende Wasser oder Luftsaule Zweitens kann der Festlandsockel uber die Ausdehnung der Ausschliesslichen Wirtschaftszone die auf 200 sm ab der Basislinie begrenzt ist 200 Meilen Zone hinausragen wenn die geomorphologischen Verhaltnisse dies rechtfertigen Art 76 Abs 4 SRU Diese Moglichkeit stutzt sich auf die Vorstellung wonach der Festlandsockel die untermeerische Fortsetzung des Festlandes darstellt Der Tiefseeboden ausserhalb des Festlandsockels und die dort befindlichen Ressourcen sind hingegen nach SRU den Souveranitatsanspruchen einzelner Kustenstaaten dauerhaft entzogen und werden als gemeinsames Erbe der gesamten Menschheit betrachtet Art 136 SRU Geschichte Politik Bearbeiten Im Gegensatz zur Ausschliesslichen Wirtschaftszone die ein Konstrukt des Seerechtsubereinkommens von 1982 ist geht der Festlandsockel historisch auf die sogenannte Truman Proklamation zuruck mit der die USA 1945 als erster Staat die wirtschaftliche Nutzung ihres Festlandsockels beanspruchten In den folgenden Jahrzehnten wurde diese Vorstellung schnell zum Volkergewohnheitsrecht und fuhrte zur Genfer Konvention uber den Festlandsockel vom 29 April 1958 Nachfolgend proklamierten eine Reihe von Staaten unter anderem auch die Bundesrepublik Deutschland am 20 Januar 1964 einen Festlandsockel Im Zuge der technologischen Entwicklung Moglichkeiten des Meeresbergbaus und der gleichzeitigen Rohstoffverknappung gewinnt die Nutzung des Festlandsockels zunehmend politische Bedeutung und fuhrt zur vermehrten Inanspruchnahme von Gebieten als Festlandsockel durch Staaten so zum Beispiel von der Volksrepublik China im Falle der Senkaku Inseln Festlandsockel der Bundesrepublik Deutschland Bearbeiten Die Festlegung eines Festlandsockels in Ostsee und Nordsee ist wegen der Nahe der anderen Anrainerstaaten und weil beides flache Meere mit Tiefen unter 200 m sind schwierig Die Abgrenzung in der Nordsee war lange Zeit strittig Seegrenzdisput in der Nordsee zwischen Deutschland den Niederlanden und Danemark Sie erfolgte schliesslich durch bilaterale Abkommen auf der Grundlage des Urteils des Internationalen Gerichtshofes zum sogenannten North Sea Continental Shelf Case 1969 Ergebnis dieser Festlegungen ist der sogenannte Entenschnabel der durch bilaterale Vertrage mit Grossbritannien den Niederlanden und Danemark 1972 festgelegt wurde In der Ostsee beruht die Abgrenzung des deutschen Festlandsockels auf bilateralen Abkommen mit Danemark und Schweden auf der Grundlage des Aquidistanzprinzipes Die Aufsuchung Gewinnung und Aufbereitung von Bodenschatzen im Bereich des Festlandsockels ist in der Festlandsockel Bergverordnung geregelt Liste der Vertrage zum Festlandsockel der BRD Bearbeiten Seerechtsubereinkommen der Vereinten Nationen vom 10 Dezember 1982 Deutsche Fassung z B in Schiffahrtsrecht Seerechtliche Gesetze Verordnungen Ubereinkommen MAP Handelsgesellschaft Hamburg 2011 ISBN 978 3 9801222 1 4 Vertrag uber die Abgrenzung des Festlandsockels unter der Nordsee zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Konigreich Danemark BGBl 1972 II S 882 Vertrag uber die Abgrenzung des Festlandsockels unter der Nordsee BGBl 1972 II S 882 ff zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Konigreich der Niederlande BGBl 1972 II S 889 ff Vertrag uber die Abgrenzung des Festlandsockels unter der Nordsee zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Konigreich Grossbritannien und Nordirland vom 25 November 1971 BGBl 1972 II S 897 ff Diplomatischer Notenwechsel vom 26 Mai 28 Dezember 1976 zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Konigreich Danemark uber die Abgrenzung des Festlandsockels in der Ostsee Proklamation der Regierung der DDR uber den Festlandsockel an der Ostseekuste Vom 26 Mai 1964 GBl 1964 Teil I Nr 6 S 99 Vertrag und Protokoll zwischen der DDR und dem Konigreich Schweden uber die Abgrenzung des Festlandsockels vom 22 Juni 1978 GBl 1979 II S 39 Vertrag und Protokoll zwischen der DDR und dem Konigreich Danemark uber die Abgrenzung des Festlandsockels und der Fischereizonen vom 14 September 1988 GBl 1989 II S 147 Anmerkungen Bearbeiten Krummel nutzt die Bezeichnung Festlandssockel hier synonym zu Kontinent und nicht wie hier im Artikel gleichbedeutend mit Schelf Siehe auch BearbeitenSchelfeisLiteratur BearbeitenI N McCave Sedimentary Settings on Continental Margins an Overview S 1 14 in G Wefer D Billett D Hebbeln B B Jorgensen M Schluter T van Weering Hrsg Ocean Margin Systems Springer Berlin Heidelberg New York 2003 ISBN 3 540 43921 8 F Press R Siever Allgemeine Geologie Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin Oxford 1995 Weblinks BearbeitenSeerechtsubereinkommen Website der UN Proklamation der Bundesregierung uber die Erforschung und Ausbeutung des deutschen Festlandsockels vom 20 Januar 1964 gesetze im internet de Internationaler Gerichtshof Urteil zum North Sea Continental Shelf Case 20 Februar 1969 icj cij org Karte des Festlandsockels in der Nordsee PDF 265 kB Bundesamt fur Seeschifffahrt und Hydrographie bsh de Karte des Festlandsockels in der Ostsee PDF 322 kB bsh deEinzelnachweise Bearbeiten Abschnitt nach Otto Krummel Der Ozean 1 Auflage Salzwasser Paderborn 2012 ISBN 978 3 86444 478 4 Erstausgabe 1902 Geological Makeup of Marine Environments marinebio org meeresbiologische Webseite englisch Normdaten Sachbegriff GND 4130941 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schelf amp oldid 231407682