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Gargellenfenster ist die geologische Bezeichnung fur ein tektonisches Fenster in Vorarlberg in dem Gesteinseinheiten des Penninikums unter dem tektonisch uberlagernden Kristallin des Ostalpins an der Oberflache aufgeschlossen ist Es liegt rund um die Ortschaft Gargellen im Gargellental einem Seitental des Montafon in Vorarlberg am Westrand der osterreichischen Zentralalpen Das Gargellenfenster wurde erstmals 1843 von dem Markscheider Alois Richard Schmidt in seiner geologischen Karte Vorarlbergs beschrieben Geologische Kartenskizze des Gargellenfensters Fenster stark umrandet Inhaltsverzeichnis 1 Geologischer Bau 2 Geologische Bedeutung 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeologischer Bau BearbeitenDas Gargellenfenster entstand dadurch dass der Suggadin Bach sich entlang des Landwasser Gargellen Lineaments einer grosseren Storung in die Gesteine der Silvretta Decke eintiefte und an seinem Grund die unterlagernde Baueinheit anschnitt Es besitzt in der Kartenansicht eine Flache von achteinhalb Quadratkilometern und verlauft uber etwa 6 5 km in Nord Sud Richtung zu beiden Seiten des Tales wenn auch der grosste Flachenanteil auf der Westseite liegt An seiner breitesten zungenformig auf das Sankt Antonierjoch zulaufenden Stelle misst es knapp drei Kilometer die durchschnittliche Breite liegt bei anderthalb Kilometern 1 Nur wenige 1000 Meter westlich des Gargellenfensters liegt der Westrand der Silvretta Decke die zum Ostalpin gezahlt wird Von dort aus nach Westen ist das Penninikum weitflachig an der Oberflache verbreitet Gesteine des Ostalpins sind dann nicht mehr vorhanden und nur einzelne Reste sind in der Westschweiz als tektonische Klippen von der Abtragung verschont geblieben Das Gargellenfenster ist jedoch noch auf allen Seiten von den Gesteinen der Silvretta Decke umgeben Alle Einheiten des Gargellenfensters sind stark ausgewalzt und ihre Schichtenfolge ist reduziert Von unten nach oben sind unter dem Kristallin vier tektonischen Deckeneinheiten aufgeschlossen Prattigauflysch Ton und Mergelschiefer Sandsteine mit wechselndem Kalkgehalt und teilweise quarzitisch stellenweise Brekzien Foraminiferen des Palaozans Eozans oder der obersten Kreide wurden nachgewiesen Falknisdecke Mergelschiefer und in Bruchstucken vorliegender heller Kalkstein Foraminiferen der Couches Rouges Sulzfluhdecke hellgrauer Sulzfluhkalk Klippenbildner mit 50 bis 70 m hohen Felswanden an der Basis an einigen Stellen Granit Sulzfluhgranit Arosa Zone Kalk und Tonschiefer Radiolarite kieselige Schiefer Die ganze Einheit ist infolge ihrer Position direkt unter der Deckenbahn stark tektonisch beanspruchtUberlagert werden die penninischen Einheiten von den Gneisen Glimmerschiefern Amphiboliten und Phylliten der Silvrettadecke Geologische Bedeutung BearbeitenIm Gargellenfenster tritt unter den Decken der ostalpinen Silvretta Decke fensterartig der tiefere Untergrund zu Tage Durch tektonische Hebung und anschliessende Abtragung sind die ursprunglich auflagernden Decken in einem kleinen Gebiet verschwunden so dass heute inmitten der Gneise Glimmerschiefer Amphibolite und Phyllite der Silvretta Decke tiefere penninische Decken aufgeschlossen sind Diese penninischen Decken entstammen dem Aussenbereich der Europaischen Kontinentalplatte die wahrend der alpidischen Gebirgsbildung von der aus sudlicher Richtung stammenden Adriatischen Platte uberfahren wurde deren Gesteine das heutige Ostalpin aufbauen 2 Andere Fenster das etwa 20 km sudostlich liegende Engadiner Fenster das Tauernfenster und das ganz im Osten der Alpen liegende Rechnitzer Fenster haben fur die Erforschung des Baustils der Alpen eine grosse Rolle gespielt Die in den genannten Fenstern auftretenden Gesteine des Penninikums weisen nach dass die sonst weitflachig in den osterreichischen Alpen uberdeckenden Gesteine ortsfremd sind also von weither uber ihr Unterlager verfrachtet wurden Das Gargellenfenster steht wegen seiner geringen Grosse und randlichen Lage in dieser Reihe etwas abseits dennoch bestatigt es die in den anderen Aufschlussen gewonnenen Erkenntnisse Literatur BearbeitenChristian Wolkersdorfer Geologische Verhaltnisse des Montafons und angrenzender Gebiete In Andreas Rudigier im Auftrag des Standes Montafon Hrsg Das Montafon in Geschichte und Gegenwart Band 1 Die lebensweltlichen Grundlagen 2005 ISBN 3 902225 15 7 S 25 56 wolkersdorfer info PDF 1 4 MB Rudolf Oberhauser Franz Karl Bauer Der geologische Aufbau Osterreichs Springer 1980 ISBN 3 211 81556 2 S 290 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Rudolf Oberhauser und Wilfried Rataj Geologisch Tektonische Ubersichtskarte von Vorarlberg 1 200 000 Wien 1998 Reinhard Schonenberg Joachim Neugebauer Einfuhrung in die Geologie Europas 4 Auflage Verlag Rombach Freiburg 1981 ISBN 3 7930 0914 9 S 167 ff 46 97156 9 918281 Koordinaten 46 58 17 6 N 9 55 5 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gargellenfenster amp oldid 233330162