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Das Unterengadiner Fenster oder auch Engadiner Fenster ist ein tektonisches Fenster der Alpen im Gebiet des Unterengadin Graubunden und der talab anschliessenden Landschaft Oberes Gericht Tirol Umgeben von ostalpinen Decken treten hier uber eine Strecke von rd 55 km entlang des Inntals penninische Decken und Schuppen zu Tage Geologische Skizze des Engadiner FenstersDem Lauf des Inns entsprechend der das Fenster im Wesentlichen erzeugt hat hat es eine in SW NO Richtung gestreckte ovale Form Sein sudwestliches Ende liegt bei Giarsun das nordostliche bei Prutz Dazwischen erreicht es bis zu 17 km Breite Es liegt etwa zu gleichen Teilen in der Schweiz und in Osterreich die beiden Teile wurden deshalb in der Vergangenheit mit unterschiedlichen Ansatzen erforscht Inhaltsverzeichnis 1 Geologische Bedeutung 2 Das Inntalgewolbe 3 Gebirgsbau im Engadiner Fenster 3 1 Uberblick 3 2 Pfundser Zone 3 3 Zone von Rots Pezid 3 4 Tasna Zone 3 5 Fimberzone 3 6 Subsilvrettide Schurflinge Flimjoch Keil 3 7 Ostalpiner Rahmen 3 8 Engadiner Lineament 4 Tektonische Entwicklung 5 Einzelnachweise 6 LiteraturGeologische Bedeutung BearbeitenDas Unterengadiner Fenster ist ein Schlusselgebiet der Alpengeologie Das Unterengadiner Fenster spielt ebenso wie das Rechnitzer Fenster Tauernfenster und das etwa 20 km nordwestlich liegende Gargellenfenster fur die Erforschung des Baustils der Alpen eine grosse Rolle Hier tritt der tiefere Untergrund zu Tage der fast uberall sonst in den ostlichen Alpen von den tektonischen Decken des Ostalpins uberdeckt wird Die fensterartigen Aufschlusse tieferer Baueinheiten unter den rahmenden ostalpinen Decken hier und im Tauernfenster waren 1903 die ersten Hinweise auf seitliche oder subhorizontale Transporte von Gesteinsmassen uber grossere Entfernungen Es war anzunehmen dass die hoheren Decken den tieferen uberschoben wurden durch damals noch unbekannte Krafte aus dem Erdinneren 1 2 Aufgrund der grossen Machtigkeiten der hier aufgeschlossenen Bundnerschiefer und ihrer besonders einformigen Entwicklung lassen sich strukturelle Anderungen ausgezeichnet verfolgen Dazu gehoren die Raumlage der Schieferflachen die Orientierung von Falten verschiedenen Alters die durch verformte Mineralien markierte Streckungslineation und andere Dadurch konnte zuerst der Ablauf der Gebirgsdeformation prazisiert werden und dann zum ersten Mal in den Alpen ein weitgehender Zusammenhang der Bewegungen von Lithospharenplatten und alpinen Baueinheiten hier die Decken und Schuppen des Fensters nachgewiesen werden Damit wurden Ahnlichkeiten zwischen Richtungen Drehsinn und Drehwinkeln der von aussen wirkenden Krafte und der Bewegungen im Inneren des alpinen Deckenstapels uber rund 75 Ma Zeitraum von der Oberkreide bis zum Ober Miozan erkannt Diese Ergebnisse haben das zuvor als gultig angesehene Westbewegungsmodell der Alpenkinematik widerlegt 3 Das Inntalgewolbe Bearbeiten nbsp Struktur der alpinen Erdkruste im Bereich des Engadiner Fensters nach Hitz amp Pfiffner 1994 zeichnerisch verandert Das Inntalgewolbe bildet sich nur in den oberen 10 km bis 12 km der Kruste ab Der eventuell vorhandene durch die Engadiner Storung tiefer gesetzte SO Teil des Gewolbes fehlt As Arosa Zone Tasna Tasna Zone Conrad Conrad Diskontinuitat Unten SK Koordinaten der Profil Enden und des Profilknicks im Datum CH1903 Auch wenn der Inn und seine Zuflusse sowie der eiszeitliche Inngletscher die hoheren ostalpinen Decken im Gebiet des Fensters abgetragen haben sind die penninischen Baueinheiten nur freigelegt worden weil eine Wolbung der alpinen Erdkruste die Unterflachen der ostalpinen Decken nach oben verlegt hat also in den Wirkungsbereich der Erosion Die zugehorige Gewolbestruktur heisst Inntalgewolbe 4 Das Gewolbe der Bereich relativer Hochlage der Deckenunterflachen ist grosser als das von der Erosion freigelegte penninische Gebiet Engadiner Fenster und Nebenfenster Die Mitte des Inntalgewolbes liegt vermutlich in der Mitte des Engadiner Fensters etwa im Gebiet des Piz Mundin Seinen hochsten Punkt hat es aber in der Gegend von Pfunds bis Lafairs im schmalen Nordostteil des Fensters Dort hat das Gewolbe steile Flanken und taucht steil gegen Nordosten ab Gegen Sudwesten tauchen die Decken sanfter ab ebenso die Flanken des Gewolbes im Sudwesten Wie das Fenster hat auch das Gewolbe eine Sudwest Nordost verlaufende Langsrichtung Mehrere parallel laufende Wellen der Deckenunterflachen sind erkennbar Antiklinorium Darauf ist der stark zerlappte Fensterrand im flach einfallenden Sudwesten des Gewolbes zuruckzufuhren Die Auslappungen Exklaven und Enklaven des Fensters haben eigene Namen Vom Inn bei Giarsun gegen Norden folgen Halbfenster von Giarsun Halbfenster von Val Tuoi Halbfenster von Urezzas Breitwassertal Halbfenster Laraintal Halbfenster 2 Stuck Zwischen den Halbfenstern liegen Halbklippen Auslappungen der Silvretta Decke Innerhalb des Gebiets der Silvretta Decke und rd 3 km ausserhalb des Engadiner Fensters liegt auf der NW Flanke des Inntalgewolbes das kleine JamtalfensterInnerhalb des Gebiets des Engadiner Fensters liegen in Mulden des Inntalgewolbes ausserdem 2 Klippen der Silvretta Decke Paulcketurmklippe LarainklippeJenseits der Engadiner Storung setzt sich das Inntal Antiklinorium vermutlich in den Grossfalten der Scarl Decke nach Sudosten fort Das Inntalgewolbe durfte sich nicht durch die gesamte regionale Erdkruste pausen Nach Auswertungen seismischer Profile im Rahmen des NFP20 5 scheint es nur im ostalpinen und im penninischen Stockwerk angelegt zu sein wahrend das tiefere helvetische Stockwerk einen Stapel von Krustenschuppen bildet Noch tiefer folgt der nur wenig deformierte Teil der europaischen Kruste In den hoheren Stockwerken ist die Deformation am starksten wobei die penninischen Gesteine mit ihrer pauschal geringen Scherfestigkeit ein Entkoppeln der Bewegungen zwischen den oberen Stockwerken und dem helvetischen Stockwerk ermoglicht haben Der zusatzliche Zusammenschub hat dann im Bereich uber dem Schuppenstapel zur Bildung des Gewolbes gefuhrt Gebirgsbau im Engadiner Fenster Bearbeiten nbsp Tektonische Kartenskizze des Engadiner Fensters und seiner UmgebungUberblick Bearbeiten Im Engadiner Fenster wurde das vom Ostalpin uberfahrene und dann bis in das Jungtertiar darunter begrabene Penninikum wieder freigelegt Die anfangs einheitliche ostalpine Schubmasse liegt heute in 3 Decken vor Silvretta Decke mit normalem Uberschiebungskontakt zum Penninikum Scarl Decke auch S charl Decke an der Engadiner Linie in die Tiefe gebrochen daher mit weitgehend erhaltener Sediment Auflage Otztaldecke in einer spaten Bewegungsphase auf das schon freigelegte Fenster und alle benachbarten Baueinheiten uberschobenDas Penninikum und seine ozeanische oder kontinentale Basis liegt selbst in mehreren Decken oder Schuppenzonen auch tektonometamorphe Zonen vor Ausser penninischen Baueinheiten sind ostalpine Schuppen direkt unter der Silvretta Decke exponiert Von tektonisch hoher nach tektonisch tiefer folgen Subsilvrettide Schurflinge Flimjoch Keil Fimberzone inklusive Arosa Zone Tasna Zone Zone von Rots Pezid Pfundser ZoneDer Begriff der Zone im Engadiner Fenster spiegelt die Schwierigkeit und Unsicherheit der geologischen Erforschung Er meinte ursprunglich eine sedimentare Zone d h einen langgestreckten Aufschluss in dem sich die Gesteine vom Liegenden sowie vom Hangenden petrographisch unterscheiden ohne dass eine echte Stratigraphie aufgestellt werden konnte Als im Lauf der Zeit der Decken und Schuppenbau im Fenster erkannt wurde blieb der Zonenbegriff erhalten und wurde tektonisch umgedeutet Er bedeutet nun Schuppenzone d h einen langgestreckten Aufschluss der aus Schuppen aufgebaut ist die demselben Ablagerungsraum entstammen Wenn der Versatz zwischen den Schuppen klein ist im Vergleich zum Versatz der ganzen Schuppenzone gegen die liegenden und hangenden Zonen dann kann man von einer Decke sprechen Das trifft auf die Pfundser Zone zu Durch das Abtauchen der Flanken des Inntalgewolbes nach NW und SO sowie der Gewolbeachse nach NO und SW erzeugte die Erosion eine zwiebelschalenformige Anordnung dieser Baueinheiten Jedoch kommen nicht alle Einheiten rund um den Fensterrahmen vor manche keilen aus andere sind von der Engadiner Storung abgeschnitten andere von der Otztaldecke abgedeckt s u Tektonische Entwicklung Grundsatzlich setzen sich alle im Fenster aufgeschlossenen Baueinheiten auch unter den rahmenden ostalpinen Decken fort bis sie auskeilen Andere Baueinheiten in ahnlicher oder gleicher tektonischer Position tauchen im Osten im Tauernfenster im Westen im Gargellenfenster und im Prattigauer Halbfenster wieder auf von wo der Kontakt Penninikum Ostalpin nach Suden bis in die Bernina Alpen verfolgt werden kann Der Nordrand der Silvretta Decke ist der Uberschiebungskontakt zu den Decken der Nordlichen Kalkalpen dementsprechend tritt hier kein Penninikum zu Tage sondern erst wieder an Storungen innerhalb der Kalkalpen und an deren Nordrand Der Zusammenhang des im Prattigau im Inntal und in den Hohen Tauern aufgeschlossenen Penninikums wird eindrucksvoll dokumentiert durch den geomagnetischen Nachweis der fur das Penninikum typischen Ophiolithe unter der Silvretta Decke sowie unter der Otztaldecke 6 Somit ist klar dass die folgend von unten nach oben beschriebenen Baueinheiten nicht zwangslaufig in Beziehung zum Engadiner Fenster stehen Sie sind dort nur aufgeschlossen Pfundser Zone Bearbeiten Name Nach dem zentral gelegenen Ort Pfunds 7 entwickelt aus dem alteren Begriff Pfundser Serie der auf stratigraphische Eigenheiten abhebt und den tektonischen Charakter dieser Baueinheit noch nicht widerspiegelt Seit der Entdeckung eines strukturell unterscheidbaren Kerns 8 und der seiner Hochdruckmetamorphose 9 wird die Pfundser Zone auch in die tiefere Mundin Decke und die hohere Arina Decke oder Arina Pfunds Decke geteilt Drei Gruppen von Gesteinen bauen die Einheit auf Ophiolithe Bundnerschiefer und ostalpine Schollen Die Ophiolithe umfassen tholeiitische Kissenlaven Basalte Basaltgange Brekzien von Kissenlaven Hyaloklastite und vereinzelte Radiolarite Die Machtigkeit kann nicht genau angegeben werden betragt aber weit mehr als 100 Meter Aufgrund geochemischer Kriterien werden sie als ozeanische Kruste des Walliser Troges angesehen 10 Als Bildungsalter wird generell der Zeitraum Callovium bis Cenomanium angesetzt Die tiefsten aufgeschlossenen Gesteine des Fensters sind die Bundnerschiefer der Pfundser Zone Darunter sind wiederum Ophiolithe zu vermuten weil sich in tektonisch hoheren Stockwerken der Schuppenzone die Abfolge Ophiolith Bundnerschiefer mehrmals wiederholt Die den Ophiolithen auflagernde Folge der Bundnerschiefer wird klassisch dreigeteilt Ein neuerer Gliederungsversuch stammt von Bertle 2004 Der Zusammenhang mit der klassischen Gliederung ist nur bei den Bunten Bundnerschiefern eindeutig s Tabelle Klassische Gliederung der Bundnerschiefer vom Hangenden zum Liegenden Gliederung der Bundnerschiefer nach Bertle 2004 vom Hangenden zum Liegenden Bunte Bundnerschiefer Malmurainza Formation gt 100 m Turbidite Oberkreide Saderer Joch Seriebasale Graue Bundnerschiefer Fuorcla d Alp Formation rd 10 m in einem ozeanisch anoxischen Ereignis entstanden Albium Gault Formation rd 40 m flyschoide sandig tonige Folge Aptium Albium Tristel Formation rd 30 m turbiditisch Barremium Aptium Kalkschiefer rd 20 m an der Basis Tuffite Neokom Aufgrund des am Piz Mundin gefundenen Isoklinalfaltenbaus mit uberkippter Lagerung und Reduplikationen werden bei Bertle auch die fruher mit 1500 bis 2000 Meter angesetzten Machtigkeiten nur noch auf rund 500 Meter eingeschatzt Mangels Fossilien lassen sich die Schiefer schlecht datieren fur die Ablagerung der Grauen Bundnerschiefer wird jedoch vom Zeitraum Dogger bis Campanium ausgegangen spater als die Ophiolithe Die Saderer Joch Serie stammt aus dem Maastrichtium datiert anhand von Orbitoiden Die Bunten Bundnerschiefer reichen dann bis ins Eozan In den Bundnerschiefern stecken mehrere Schollen ostalpiner Fazies mit Trias Altern Die Schieferflachen bilden eine nordost sudwest streichende Antiklinale bzw ein Antiklinorium ahnlich dem des Inntalgewolbes Jedoch bilden die Fallwinkel der Schieferantiklinale das Gewolbe nur indirekt ab die Schieferantiklinale ist ein Epiphanomen des Inntalgewolbes In der Mitte ihrer axialen Kulmination erreichen die Bundnerschiefer epizonale Metamorphosegrade Hochdruck Niedrigtemperatur Metamorphose HP LT Untere Grunschieferfazies mit Neubildung von Aktinolith Karpholith und Pumpellyit Die Metabasalte der Ophiolithe zeigen neben Crossit und Lawsonit sogar blauschieferfazielle Uberpragung anhand von Glaukophan Die Metamorphose erreichte Drucke zwischen 1 1 und 1 3 GPa im unteren Abschnitt der Pfundser Zone Mundin Einheit entsprechend einer Tiefe von zirka 30 bis 35 Kilometern bei einer Temperatur von 350 bis 375 C 11 In hoheren Bereichen Arina Einheit schwachten sich die Metamorphosebedingungen auf 0 6 GPa und 300 C ab Es ist nicht bekannt ob unter den Bundnerschiefern noch die im Tauernfenster bekannten Zentralgneise mit auflagerndem Hochstegenmarmor vorhanden sind Die Pfundser Zone wird von der Zone von Rots Pezid tektonisch uberlagert Zone von Rots Pezid Bearbeiten Name Die Einheit wurde im Lauf der Forschung verschieden abgegrenzt und mit zahlreichen Namen belegt Teils noch in Gebrauch sind Zone von Roz Champatsch Pezid und Zone von Champatsch wobei der Namensbestandteil Champatsch von den fruher in dieser Zone inbegriffenen Ophiolithen der Alp Champatsch stammt bei Scuol Sie wurden schon 1941 von den liegenden Bundnerschiefern getrennt 12 und 1972 der neu aufgestellten Schuppe von Ramosch zugeschlagen s u Tasna Zone 13 Der Bestandteil Roz stammt von einer alteren Schreibweise des heutigen Piz Rots bei Samnaun An der Liegendgrenze der Einheit befindet sich eine Schurflingszone Schuppenartig sind hier Altkristallin Quarzite und Karbonate aus der Trias kristalliner Kalk tonig mergeliger Schiefer und Dolomit Marmore aus Jura und Kreide Ophiolithe mit Tristelschichten und Gault und kreidezeitlicher Flysch miteinander vermischt Die Schurflingszone zeigt Affinitaten zum Wildflysch der Feuerstatter Decke In dieses tektonische Niveau gehoren auch die unterostalpinen Schuppen am Stammerspitz Frudiger und Burgschrofen Als Hartlinge bilden sie jeweils markante Gipfel Am Stammerspitz beginnt die Abfolge mit triassischem Hauptdolomit und Kossener Schichten es folgen im Jura bunter Lias und Liasbrekzien sodann Fleckenmergel Quarzite Radiolarite und schliesslich Aptychenschichten 14 Aufgrund fazieller Verwandtschaft wird die Schuppe als Auslieger der Err Bernina Decke gedeutet Uber der Schurflingszone schliesst sich die eigentliche Zone von Roz Pezid an die ebenfalls stark gestort ist Sie bildet eine schiefrig sandig kalkige Abfolge von 200 bis 1000 Metern Machtigkeit Die Zone enthalt Graue Bundnerschiefer mit inliegenden Bunten Bundnerschiefern und tonigen Aquivalenten der Tristelschichten und des Gaults und wird als niedrig metamorpher Flysch gedeutet Die Zone von Rots Pezid wird von der Tasna Zone uberlagert Tasna Zone Bearbeiten Name nach dem Vorkommen um das Val Tasna Silvretta Gruppe Die mittelpenninische Tasna Zone beginnt mit der ophiolithreichen Ramoscher Zone im Sudwesten die nach Nordosten in die Prutzer Zone ubergeht Die Ramoscher Zone fuhrt phyllonitisiertes Altkristallin das moglicherweise aus Palaozoikum hervorgegangen ist gefolgt von rudimentarem Permomesozoikum bestehend aus Ladiser Quarzit Untere Trias Dolomitlinsen und Bunten Keuper mit Gips Sie entstammt wahrscheinlich einem intrapenninischen Schwellenbereich Die assoziierten Ophiolithmassen mit Magnesitgangen Nickelerz und Kupferanreicherungen sind jedoch bei einer solchen Interpretation problematisch es sei denn die Ramoscher Zone stellt den unmittelbaren Ubergangsbereich von kontinentaler Fazies Brianconnais zur ozeanischen Fazies des Walliser Trogs dar 15 Die Ophiolithmassen bestehen hauptsachlich aus serpentinitisiertem Peridotit mit assoziierten Ophicalciten und Serpentinitbrekzien 16 Linsenformige Metagabbros finden sich im und in der Nahe des Peridotits Die Prutzer Zone enthalt gesichertes Palaozoikum zusammengesetzt aus Quarzphyllit und Eisendolomit mit Fahlerz Kupferkies und Arsenkies Es folgen recht machtiger Ladiser Quarzit fossilfuhrende Triasgesteine sowie Graue und Bunte Bundnerschiefer Uber die Ramoscher Zone schiebt sich die sehr unterschiedlich aufgebaute Tasna Decke Sie fuhrt an ihrer Basis den Tasna Granit einen grunen durch Chloritisierung epimetamorphen Granitgneis der auch in der Falknisdecke und in der Sulzfluhdecke auftritt Uber dieser kristallinen Basiseinheit kontinentalen Ursprungs 17 folgt im Normalfall eine sparlich ausgebildete Permotrias mit Kristallinbrekzien und Rhyolithen transgredierendem Hauptdolomit quarzitischem Keuper mit Gips und bunten Tonschiefern fossilreichem Steinsberger Lias und Falknisbrekzien sodann pelagische Kalksteine aus dem Mittleren Jura und schliesslich Malmkalke Ferner folgen kretazische Neokomschiefer Tristelschichten mit Orbitoliniden machtige Sandsteine des Gault am Piz Tasna Glaukonit Quarzite nur wenige Meter machtig werdende Quarz Sandsteine graue Mergel und Couches Rouges mit Globotruncanen aus der Oberkreide Den Abschluss der Tasna Decke bildet palaogener Flysch Die Tasna Decke wurde unter den Bedingungen der unteren Grunschieferfazies metamorphosiert Fimberzone Bearbeiten Name nach dem Fimbertal das die Samnaun Gruppe von der Silvrettagruppe trennt 18 Die Fimberzone einschliesslich Arosa Zone fuhrt im Verband mit verschiedenen Flyschen Idalpsandstein aus dem Dogger mogliche Flysche aus dem Malm dem Neokom und dem Aptium sowie Hollentalflysch aus dem Cenomanium Turonium Tasna Schurflinge Sie stellt ferner eine stark verformte tektonische Mischungszone dar 19 die aus Triasdolomiten Quarziten Radiolariten Schwarzschiefern aus dem Hauterivium Aptium und insbesondere Ophiolithen welche in der unterlagernden Tasna Decke fehlen besteht Die Ophiolithfolge der Idalp ist aus Serpentiniten Gabbros Diabasen und Basalten des sudpenninischen Ozeans aufgebaut 20 Sie weist eine doppelte Metamorphose auf eine ozeanische Hochtemperaturmetamorphose und eine spatere Hochdruckmetamorphose Die Hochdruckmetamorphose fand bei Drucken zwischen 0 7 und 0 9 GPa und Temperaturen bei rund 250 C statt Ubergang von der Grunschiefer zur Blauschieferfazies Die intensive Tektonisierung der Fimberzone beruht auf der vorgosauisch noch vor dem Coniacium erfolgten Uberfahrung des Silvrettakristallins Subsilvrettide Schurflinge Flimjoch Keil Bearbeiten Unter der eigentlichen Silvretta Decke ist noch ein lochriger Teppich von mittelostalpinen Spurschollen erhalten geblieben Es handelt sich um Trias und Kristallinschollen die mehrere Kilometer breit sein konnen Die Schurflinge kommen ausschliesslich entlang der Silvretta Uberschiebung vor das heisst dort wo der Uberschiebungskontakt ohne spatere Komplikationen geblieben ist Am Westrand der Silvretta Decke gegen das Prattigauer Halbfenster tauchen sie wiederum auf dort mit dem Lokalnamen Madrisa Schollen belegt Die Schurflinge ostalpiner Fazies und die Kristallinspane wie der Flimjoch Keil sind vermutlich uberfahrene Stirnschuppen des Silvrettakristallins auch eine unterostalpine Herkunft ist diskutabel Ostalpiner Rahmen Bearbeiten Der penninische Deckenstapel im Unterengadiner Fenster wird aus ostlichen und sudlichen Richtungen von der Silvretta Decke uberfahren die den West und Nordteil der Umrahmung bildet Entlang ihrer Basis zeigt sie gelegentlich Pseudotachylit Gange Zeugen der bei den Uberschiebungsvorgangen freigewordenen Reibungswarme Der ostliche Fensterrahmen wird von der riesigen Otztal Decke gebildet die entlang der Schlinig Uberschiebung in WSW Richtung uber die Silvretta Decke und die Engadiner Dolomiten glitt Aufgrund dieser Verhaltnisse bezeichnete bereits Bruno Sander das Unterengadiner Fenster als Scherenfenster Im Nordosten finden sich als Umrahmung dann permomesozoische Sedimente die an der Thial Puschlin Storung zwischen die Silvretta Decke und die nach Norden folgende Phyllitgneiszone eingeschuppt wurden Engadiner Lineament Bearbeiten Auf seiner Sudostseite wird das Fenster von einer uberregionalen Storung abgeschnitten der Engadiner Storung auch Engadiner Lineament oder Engadiner Linie Es handelt sich hier um eine sinistrale Seitenverschiebung die jedoch gleichzeitig die Nordwestseite des Fensters anhob so dass auf der Sudostseite die uber den Bundnerschiefern gelegenen Gesteinsabfolgen teilweise verstummelt wie z B die Tasna Zone vorliegen oder ausbleiben es fehlt die Zone von Rots Pezid Tektonische Entwicklung BearbeitenDie tektonische Entwicklung des Unterengadiner Fensters erklart sich im Zusammenhang mit der Uberschiebung des Ostalpins uber den dreigeteilten penninischen Sedimentationsraum Dabei kommen Relativbewegungen in nordostliche nordliche nordwestliche und westliche Richtungen vor Bereits gegen Ende der Unterkreide im Oberen Barremium Aptium vor rund 125 bis 120 Millionen Jahren erfolgte im Ostalpin der Ubergang von einem passiven zu einem aktiven Kontinentalrand Erste Bewegungen des uberfahrenden Ostalpins und Subduktionsvorgange lassen sich im Albium im Cenomanium und im Turonium unterscheiden wobei die turonische Phase der bereits erwahnten vorgosauischen Phase entspricht Die ostalpinen Sedimente und ihre kristalline Unterlage wurden abgeschert und entwickelten sich zu den ostalpinen Decken Im Gebiet des heutigen Engadiner Fensters fuhrte dies zur allmahlichen Herausbildung der Silvretta Scarl und Otztal Decken und eines Akkretionskeils an ihren Fuss Dieser Akkretionskeil war der Vorlaufer der im Fensterinneren aufgeschlossenen tektonometamorphen Zonen Die palaogeografische Anordnung dieser Zonen spiegelt sich dabei in ihrer jetzigen raumlichen Anordnung im Deckenstapel wider Die sudpenninische Fimberzone mit der Arosa Zone als am weitesten sudlich gelegene Einheit liegt unmittelbar unter dem Ostalpin darunter folgt der weiter nordlich gelegene Schwellenbereich der Tasna Zone nordlichster Auslaufer des mittelpenninischen Brianconnais und zuunterst die am weitesten im Norden gelegenen nordpenninischen Zonen von Rots Pezid und Pfunds die dem Walliser Trog entstammen Wahrend der Zeit der Gosau im Campanium wird der sudpenninische Sedimentationsraum Fimberzone verschluckt und der Ostalpenbereich erfahrt eine erste Metamorphose Eo alpine Metamorphose vor rund 110 bis 90 Millionen Jahren mit Abkuhlaltern bis 65 Millionen Jahren 21 Zwischen dem Oberen Campanium und dem Palaozan durfte es bereits zu einer erstmaligen isostatischen Anhebung des sich heranbildenden Akkretionskeiles gekommen sein angedeutet durch ein Aussetzen der marinen Gosausedimentation in Karnten Wahrend des Palaozans und des Eozans ruckte der Deckenstapel dann in den nordpenninischen und sogar in den helvetischen Sedimentationsraum vor und beendete den Akkretionsvorgang Die enorme Auflast fuhrte zum Temperaturanstieg und bewirkte im Penninikum des Fensterinneren wahrend des Oberen Eozans des Oligozans und Unteren Miozans eine Metamorphose der Unteren Grunschieferfazies eigentliche alpine Metamorphose im Zeitraum 38 bis 16 Millionen Jahre BP mit thermischem Maximum um 30 Millionen Jahre 22 Am starksten wurde naturlich die zuunterst liegende Pfundser Zone betroffen Mundin Einheit Auf die alpine Metamorphose folgte dann die generelle Heraushebung und weitere Abkuhlung des Orogens dokumentiert anhand von radiometrischen Altersbestimmungen an Hellglimmern und Spaltspurenaltern an Zirkon und Apatit 23 Die Einengung der Ostalpen war aber damit noch nicht beendet sondern Subduktion und Akkretion verlagerten sich an den nordlichen Alpenrand In diesem Zusammenhang kam es dann im Zeitraum 10 bis 5 Millionen Jahre BP Oberes Miozan auch zur Anlage des Inntalgewolbes Die eigentliche erosive Entstehung des Fensters begann spatestens im Messinium Sarmatium vor rund 7 Millionen Jahren da die Basis der Silvretta Decke in dieser Zeit erstmals vom Inn angeschnitten wurde aus der Deckenbasis stammende Pseudotachylite wurden als Gerolle in der Chiemgauer Molasse nachgewiesen 24 Ab dem Pliozan unterliegt der Bereich um das Unterengadiner Fenster isostatischen Ausgleichsbewegungen Das linksverschiebende Engadiner Lineament wurde fruhestens im Rupelium vor 30 Millionen Jahren wirksam belegt durch den Versatz der Kontaktaureole um den Bergeller Pluton nbsp Blick gegen ONO ins Hintergamor und ins Val di Gastei links aus der Gegend der Norberthohe digitales Gelandemodell mit geologischer Karte Es sind 3 Decken zu sehen getrennt durch 2 Storungen Rechts die Otztaldecke in bunten Farben unter der Schlinig Uberschiebung der eingeklemmte Rest der Scarl Decke bestehend aus dem sog Obere Gneiszug purpurrot und aufliegendem Dolomit hellblau Auf der NW Seite der Engadiner Storung die Bundnerschiefer grau und Metabasalte grun der Pfundser Zone Im Hintergamor treffen die Schlinig Uberschiebung und die steil stehende Engadiner Storung zusammen dann verschwindet letztere unter der Otztaldecke Das bedeutet dass der weiter nach NO fortsetzende Rand des Engadiner Fensters im Hintergrund eindeutig die Schliniger Uberschiebung ist und dass die Uberschiebungsbewegung in ihrer Endphase noch junger ist als die Engadiner Storung In einer weiteren Spatphase erfolgte im hoheren Stockwerk eine querlaufende westgerichtete Uberschiebung der Otztaldecke uber die Silvretta Decke und Scarl Decke Schlinig Uberschiebung Diese Bewegung wirkte sich aber auch auf Einheiten im Ostteil des Fensterinneren aus und musste daher nach der Aufwolbung im Oberen Miozan stattgefunden haben Es sind aber auch noch wesentlich altere mittelkretazische und palaogene Bewegungen an dieser Storungsflache bekannt ferner soll sie als Detachment der Dehnungstektonik wirksam gewesen sein Einzelnachweise Bearbeiten P Termier Les nappes des Alpes orientales et la 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Unterengadiner Fenster amp oldid 238403884