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Ein ozeanisches anoxisches Ereignis abgekurzt OAE findet immer dann statt wenn die Weltozeane unterhalb der Oberflachenschicht vollstandig an Sauerstoff verarmen Ein euxinisches engl Euxinia Ereignis beschreibt ein anoxisches Ereignis mit Bildung von Schwefelwasserstoff H S 1 Selbst wenn ein derartiges Ereignis in den letzten Jahrmillionen nicht stattfand so finden sich in Sedimenten der weiter zuruckliegenden geologischen Vergangenheit eindeutige Hinweise auf mehrere solcher Vorfalle Moglicherweise bewirkten anoxische Ereignisse auch Massenaussterben Es wird vermutet dass ozeanische anoxische Ereignisse sehr wahrscheinlich mit Storungen der grossen Meeresstromungen mit Treibhausgasen und globaler Erwarmung in unmittelbarem Zusammenhang stehen Bereits 1888 waren die wesentlichen Meeresstromungen kartographisch erfasst das damalige Verstandnis erkannte jedoch noch nicht ihre Wechselwirkung mit regionalen und globalen klimatischen Verhaltnissen Diese Grafik zeigt die weltweite Bewegung der Meeresstromungen Thermohaline Zirkulation Inhaltsverzeichnis 1 Einfuhrende Beschreibung 2 Erdgeschichtliches Auftreten und Dauer 3 Bedeutsame ozeanische anoxische Ereignisse 3 1 Entdeckung 3 2 Sedimentologische Charakteristika 3 3 Zeitliche Verteilung 3 4 Theorien zur Entstehungsweise 4 Anoxische Ereignisse im Palaozoikum 5 Auswirkungen auf die Atmosphare 6 Folgen 7 Siehe auch 8 Weblinks 9 Einzelnachweise 9 1 Einzelnachweise und AnmerkungenEinfuhrende Beschreibung BearbeitenEin sorgfaltiges Studium der vor und nach einem OAE abgelagerten Sedimente lasst erkennen dass ein derartiges Ereignis sehr rasch einsetzen kann das marine Okosystem sich danach aber meistens wieder sehr schnell d h im Zeitraum einiger 100 000 Jahre erholt Der Umkipppunkt scheint bei einer Kohlenstoffdioxidkonzentration von 1100 ppmv zu liegen das ist das Vierfache des vorindustriellen Werts von 270 ppmv aus dem Jahr 1750 Das herrschende Klima bei Einsetzen eines ozeanischen anoxischen Ereignisses war offensichtlich anomal warm 2 mit wasserdampfgesattigten Regenwaldern schweren taglichen Regengussen und zerstorerischen Gewittersturmen 2 3 Wichtigstes Resultat dieses Treibhausklimas war jedoch eine enorm angestiegene Erosionsrate welche die Weltozeane mit festlandischen Verwitterungsprodukten uberlastete und quasi uberdungte Gleichzeitig kam die Tiefenwasserzirkulation zwischen den Polen und dem Aquator 4 praktisch zum Erliegen Unmittelbare Folge dessen war eine Verarmung des Tiefenwassers an Sauerstoff und einsetzender Tiefentod Gleichzeitig entstand giftiger Schwefelwasserstoff Die Oberflachenschicht photische Zone war nach wie vor gut durchluftet und aufgrund des erhohten Nahrstoffeintrags voller Leben kurz darunter herrschten jedoch bereits lebensfeindliche Bedingungen Selbst die Tatigkeit zersetzender Organismen im schlammigen Meeresboden dem Sapropel kam zum Stillstand Organismen die in die anoxische toxische Zone gerieten starben und sanken in die abyssalen Becken ab und erhohten zusammen mit den standig herabrieselnden einzelligen Mikroorganismen den Eintrag organischen Kohlenstoffs in die sich bildenden Meeresbodensedimente Das Ergebnis war ein Weltmeer das wegen des herrschenden Treibhausklimas in seiner Oberflachenschicht eine formliche Explosion des Lebens erfuhr jedoch gleichzeitig etwas tiefer an seinen eigenen Abfallstoffen zu ersticken drohte Ironischerweise bildeten gerade diese organischen Abfallstoffe kohlenwasserstoffreiche Sedimente So gilt es heutzutage als ziemlich sicher dass sich die meisten fossilen Olvorkommen auf anoxische Ereignisse in der geologischen Geschichte zuruckfuhren lassen Diese Charakterisierung eines ozeanischen anoxischen Ereignisses ist das Resultat von Forschungsergebnissen der letzten drei Jahrzehnte Samtliche bekannten und vermuteten anoxischen Ereignisse konnten bisher mit den Muttergesteinen der grossen Erdollagerstatten den weltweit verbreiteten Schwarzschiefern korreliert werden Ahnlich konnten die vermuteten relativ hohen Temperaturen mit so genannten Supertreibhausereignissen 5 in Verbindung gebracht werden Ozeanische anoxische Ereignisse 2 wurden aller Wahrscheinlichkeit nach von extrem starken vulkanischen Eruptionen ausgelost die Unmengen an vulkanischen Gasen in die Atmosphare eingebracht hatten Diese Emissionen trugen dazu bei dass wahrend eines ozeanischen anoxischen Ereignisses die Kohlendioxidkonzentration gegenuber dem vorindustriellen Niveau einen vier bis sechsmal hoheren Wert erreichte Ferner wird angenommen dass bei den erhohten Temperaturen eine enorme Feuergefahr fur die tropischen Regenwalder bestand 5 und auch in diesem Fall ein kritischer Kipppunkt erreicht wurde der zu einem gewaltigen Abbrennen 5 der Walder fuhrte Dadurch wurden zusatzlich riesige Mengen an Kohlendioxid in die Atmosphare freigesetzt Bei einer Erhohung der Durchschnittstemperaturen um drei Grad Celsius begannen daraufhin die Eiskappen abzuschmelzen Die unkontrollierbar gewordene Erwarmung setzte sich fort und es installierten sich letztendlich Supertreibhausbedingungen mit angestiegenen Durchschnittstemperaturen von uber sechs Grad gegenuber dem heutigen Wert Als Folgeerscheinung erwarmten sich dann auch die Ozeane selbst fur die Polarmeere werden hierbei Temperaturen 6 von uber 27 C angenommen Wahrend Kreide und Jura war die Erde im Wesentlichen eisfrei 2 wurde aber dafur von starken Sturmen heimgesucht Die Ozeane litten wegen des Ausfalls der thermohalinen Zirkulation 2 in tieferen Abschnitten an periodisch auftretendem 2 Sauerstoffmangel und toxischen Schwefelwasserstoffansammlungen Der Geruch fauler Eier war wahrscheinlich uberall gegenwartig und wegen des starken Algenwachstums nahmen die Meere allmahlich eine dunkelgrune Farbung an Erdgeschichtliches Auftreten und Dauer BearbeitenOzeanische anoxische Ereignisse sind erdgeschichtlich uberwiegend an sehr warme Klimaperioden mit sehr hohen Kohlendioxidkonzentrationen gebunden die globalen Durchschnittstemperaturen an der Erdoberflache stiegen dabei wahrend des Klimaoptimums der Oberkreide wahrscheinlich auf uber 25 C Die Werte fur die geologische Gegenwart des Holozans sind vergleichsweise niedrig sie liegen im Bereich von 14 bis 15 C Die hohen Kohlendioxidkonzentrationen stehen moglicherweise mit grosseren Erdgas Emanationen insbesondere Methan im Zusammenhang 3 5 Riesige Mengen an Methan finden sich meist als Methanhydrat in den Ablagerungen des Kontinentalschelfs meist in Form von Clathraten eisahnlichen ausgefallten Feststoffgemischen aus Methan und Wasser Methanhydrate sind nur unter tiefen Temperaturen und hohen Drucken stabil Durch die grosse freiwerdende Energie bei tektonischen Beben werden die Hydrate instabil und es kann dann wie bereits beobachtet durchaus zu einer Freisetzung von Methan kommen Wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Ergebnis dass grosse Erdgasemanationen 5 durchaus eine klimabeeinflussende Funktion ausuben konnen da Methan ein Treibhausgas ist und uberdies beim Verbrennen Kohlendioxid freisetzt Anoxische Ereignisse konnen aber merkwurdigerweise auch wahrend einer Eiszeit stattfinden wie zum Beispiel wahrend des Hirnantiums im Oberen Ordovizium Die Mehrzahl der ozeanischen anoxischen Ereignisse fand jedoch hauptsachlich wahrend der Kreide und des Juras statt beides sehr warme Abschnitte in der Erdgeschichte 7 8 Aber auch schon fruher kam es wahrscheinlich bereits zu ozeanischen anoxischen Ereignissen moglicherweise in der Obertrias im Perm im Karbon Crenistria Horizont im Devon mit dem Kellwasser Ereignis im bereits erwahnten Ordovizium und im Kambrium Auch das Palaozan Eozan Temperaturmaximum PETM ein globaler Temperaturanstieg mit einhergehender Ablagerung von kohlenstoffreichen Tonschiefern in einigen Schelfmeeren zeigt starke Ahnlichkeiten mit ozeanischen anoxischen Ereignissen Ozeanische anoxische Ereignisse dauern in der Regel etwa 500 000 Jahre bis sich das Weltmeer wieder regeneriert Bedeutsame ozeanische anoxische Ereignisse BearbeitenEntdeckung Bearbeiten Der Begriff ozeanisches anoxisches Ereignis engl Oceanic anoxic event OAE wurde 1976 zum ersten Mal von Seymour Schlanger 1927 1990 und dem Geologen Hugh Jenkyns 9 gepragt Er beruht auf Entdeckungen des Deep Sea Drilling Project DSDP im Pazifik Bei Bohrungen in den untermeerischen Plateaubasalten des Shatsky Rise und des Manihiki Plateaus wurden in den aufliegenden kretazischen Hullsedimenten schwarze kohlenstoffreiche Tonschiefer durchfahren Ahnliche Schwarzschiefer vergleichbaren Alters waren zuvor schon im Atlantik angetroffen worden ausserdem gab es weitere Beispiele in Aufschlussen auf dem europaischen Festland so z B im ansonst stark kalkbetonten Apennin 9 in Italien Allmahlich setzte sich dann die Erkenntnis durch dass diese Intervalle sehr ahnlicher Schichten sehr ungewohnliche und punktuelle d h zeitlich eng begrenzte Ablagerungsbedingungen in den Weltmeeren widerspiegelten Sedimentologische Charakteristika Bearbeiten Sedimentologische Untersuchungen dieser sehr kohlenstoffreichen Ablagerungen lassen eine vom Benthos ungestorte Feinschichtung erkennen die auf anoxische Bedingungen im Zusammenhang mit einer toxischen Schwefelwasserstoffschicht am Meeresboden schliessen lasst 2 Ferner haben geochemische Studien erst kurzlich Molekule so genannte Biomarker nachgewiesen die auf Schwefelpurpurbakterien 2 und Grune Schwefelbakterien zuruckzufuhren sind Beide Organismengruppen benotigen Licht und frei verfugbaren Schwefelwasserstoff zum Uberleben Dies ist ein Indiz dafur dass sich anoxische Verhaltnisse bis weit in hohere Wasserlagen hinauf ausgebreitet hatten Derart sulfidische oder euxinische Verhaltnisse finden sich auch heute noch in vielen Gewassern das Spektrum reicht hierbei von Tumpeln bis zu Binnenmeeren 10 wie z B das Schwarze Meer Im kreidezeitlichen Atlantik traten sie besonders gehauft auf waren aber auch in anderen Ozeanen gegenwartig Zeitliche Verteilung Bearbeiten Folgende Tabelle verleiht einen Uberblick uber bisher bekannte mesozoische ozeanische anoxische Ereignisse Ereignis Bezeichnung Geologische Stufe Absolutalter Ma BP Dauer Millionen Jahre OAE 3 Coniacium bis Santonium 87 3 bis 84 6 2 7OAE 2 Bonarelli Oberes Cenomanium 93 8 bis 93 5 0 3OAE 1d Breistroffer Oberes Albium 100 6 bis 100 2 0 4OAE 1c Tollebuc Oberes Albium 103 7 bis 103 4 0 3OAE 1b Urbino Unteres Albium 110 9 bis 110 6 0 3OAE 1a Selli Unteres Aptium 124 2 bis 123 4 0 8Detaillierte stratigraphische Untersuchungen kreidezeitlicher Schwarzschiefer in unterschiedlichen Regionen unterstreichen die besondere Bedeutung zweier ozeanischer anoxischer Ereignisse fur die Meereschemie das Selli Ereignis OAE 1a benannt nach dem italienischen Geologen Raimondo Selli 1916 1983 im Unteren Aptium 124 Ma BP das Bonarelli Ereignis OAE 2 benannt nach dem italienischen Geologen Guido Bonarelli 1871 1951 an der Wende Cenomanium Turonium 93 Ma BP Weitere ozeanische anoxische Ereignisse wurden auch noch fur andere Kreidestufen z B Valanginium Hauterivium ausgewiesen Ihre Schwarzschiefersedimente sind aber mehr raumlich begrenzter Natur und hauptsachlich im Atlantikraum und seinen benachbarten Gebieten anzutreffen einige Forscher sind der Ansicht dass es sich hierbei eher um regionale Phanomene als um globale Klimakatastrophen handelt Sollte je eine Typlokalitat fur ozeanische anoxische Ereignisse in der Kreidezeit ausgewahlt werden so durfte die Wahl auf Gubbio im Apennin fallen Hier stehen laminierte Schwarzschiefer innerhalb von unterschiedlich gefarbten Tonsteinen und rosafarbenen bis weissen Kalken an Dieses nur einen Meter machtige Schwarzschieferband liegt an der Grenze Cenomanium Turonium und wird nach seinem Erstbeschreiber aus dem Jahr 1891 als Livello Bonarelli bezeichnet Das einzige bekannte ozeanische anoxische Ereignis aus dem Jura fand im Unteren Toarcium 183 Ma BP statt 7 8 Weder das DSDP noch das ODP Ocean Drilling Program fanden bei ihren Bohrkampagnen Schwarzschiefersedimente aus dieser Zeitstufe In den Ozeanen ist ozeanische Kruste aus dem Toarcium nur noch fragmentarisch erhalten deswegen stammen die fraglichen Schwarzschiefer daher auch alle von Festlandsaufschlussen Sie sind mittlerweile auf samtlichen Kontinenten und in einigen kommerziellen Erdolbohrungen nachgewiesen worden Das jurassische Ereignis ist durchaus mit den beiden Hauptereignissen in der Kreide vergleichbar Theorien zur Entstehungsweise Bearbeiten Die Temperaturen wahrend des Juras und der Kreide werden allgemein als verhaltnismassig warm eingeschatzt folglich war die im Meerwasser geloste Sauerstoffkonzentration niedriger als jetzt und es konnte daher auch wesentlich leichter zu anoxischen Ereignissen kommen Es bedarf aber weitaus spezifischerer Bedingungen um die im geologischen Sinne nur relativ kurz 500 000 Jahre und weniger andauernden ozeanischen anoxischen Ereignisse erklaren zu konnen Folgende zwei Hypothesen und deren Varianten haben sich hierbei herauskristallisiert die anomale Akkumulation organischer Materie im Sediment ist auf einen besseren Erhaltungsmodus unter eingeschrankten und schlecht durchlufteten Bedingungen zuruckzufuhren welche ihrerseits wiederum von der jeweiligen Beschaffenheit des ozeanischen Ablagerungsraumes abhangig waren Diese Hypothese eignet sich gut fur den jungen und relativ schmalen kreidezeitlichen Atlantik damals gewissermassen ein uberdimensionales Schwarzes Meer mit nur schlechter Anbindung an das ubrige Weltmeer kann aber fur die gleichzeitig auftretenden Schwarzschiefer auf den offenen Plateaus des Pazifik und der unterschiedlichen Schelfseen keine Erklarung liefern Fur den Atlantik gibt es zum Beispiel Hinweise dass ein Wechsel der Meereszirkulation stattfand als bereits warme salzhaltige Wassermassen der Tropen hypersalin wurden absanken und in 500 1000 Meter Tiefe eine 20 25 C warme Zwischenschicht bildeten 4 ozeanische anoxische Ereignisse spiegeln einen grundlegenden Wandel in der biologischen Produktion des Ozeans wider der zu einem enormen Anwachsen des unbeschalten Planktons inklusive Bakterien auf Kosten der Kalkschaler wie Coccolithen und Foraminiferen fuhrte Ein beschleunigter Umsatz an organischer Materie bewirkt eine Erweiterung und Verstarkung der Sauerstoffminimum Zone und dadurch indirekt eine Erhohung des organischen Kohlenstoffeintrags ins Bodensediment Voraussetzung dafur ist jedoch eine starkere Verfugbarkeit geloster Nahrstoffe wie Nitrate Phosphate und moglicherweise Eisen fur das in der photischen Zone lebende Phytoplankton Dies wiederum konnte nur durch eine grossere Festlandszufuhr im Verbund mit gesteigertem Auftrieb ermoglicht werden beides Indikatoren fur einen globalen Klimawandel Sauerstoffisotopenverhaltnisse in Karbonaten und Fossilien sowie Magnesium Kalzium Verhaltnisse in Fossilien belegen dass alle bedeutenden ozeanischen anoxischen Ereignisse im Zusammenhang mit Temperaturmaxima stehen Es ist folglich sehr wahrscheinlich dass die globalen Erosionsraten und der Nahrstoffeintrag in die Ozeane wahrend dieser Ereignisse erhoht waren Ferner bewirkt eine verringerte Sauerstoffloslichkeit die Freisetzung von Phosphaten was seinerseits die Bioproduktion in den Ozeanen stimuliert und wiederum eine gesteigerte Sauerstoffnachfrage nach sich zieht eine positive Ruckkopplung die das Ereignis am Leben halt 11 ein alternativer Erklarungsversuch fur ozeanische anoxische Ereignisse geht von folgendem Szenario aus uberdurchschnittlich starker Vulkanismus entlasst riesige Mengen an Kohlendioxid in die Erdatmosphare wegen des Treibhauseffekts steigen die globalen Durchschnittstemperaturen Erosionsraten und fluviatiler Nahrstoffeintrag nehmen an Bedeutung zu die Bioproduktion im Weltmeer erhoht sich die Sedimentation organischen Kohlenstoffs kommt in Fahrt das OAE beginnt Kohlendioxid wird aus der Atmosphare sequestriert Umkehrung des Treibhauseffekts die globalen Durchschnittstemperaturen fallen wieder und das System Ozean Atmosphare kehrt zu seinem Gleichgewichtszustand zuruck das OAE endet Diese Hypothese betrachtet ein ozeanisches anoxisches Ereignis als die Reaktion unseres Planeten auf eine ubersteigerte Injektion von Kohlendioxid in die Atmosphare und in die Hydrosphare Eine Uberprufungsmoglichkeit liegt im Alter der riesigen magmatischen Provinzen den Large Igneous Provinces oder LIPs bei deren Bildung zweifelsohne enorme Mengen an vulkanischen Gasen wie z B Kohlendioxid freigesetzt wurden Drei LIP Alter Karoo Ferrar Flutbasalt Karibische LIP und Ontong Java Plateau stimmen erstaunlich gut mit den ozeanischen anoxischen Ereignissen im Toarcium im Unteren Aptium und an der Cenomanium Turonium Grenze uberein so dass ein Zusammenhang als moglich erscheint Anoxische Ereignisse im Palaozoikum BearbeitenDie Grenze zwischen Ordovizium und Silur weist mehrere anoxische Ereignisse auf die sich mit oxischen Bedingungen abwechseln Auch im Silur fanden anoxische Ereignisse statt Im Unterschied jedoch zu den mesozoischen Ereignissen entstanden sie obwohl die Kohlendioxidkonzentrationen hohe Werte aufwiesen unter niedrigen globalen Durchschnittstemperaturen inmitten einer Eiszeit 12 Im Jahr 1990 schlug Jeppsson ein Szenario vor bei dem die Temperaturen der polaren Wassermassen den Ort des Absinkens bestimmen 13 Sind die Temperaturen der Wassermassen in den hohen Breiten unter 5 C so bewirkt ihre hohe Dichte ein Absinken Wegen ihrer tiefen Temperatur kann Sauerstoff gut gelost werden und es entstehen ausgesprochen sauerstoffreiche Tiefenwasser Liegen die ursprunglichen Temperaturen uber 5 C so reicht ihre Dichte nicht aus um unter die Tiefenwasser abzutauchen In diesem Fall kann eine thermohaline Zirkulation nur noch dort in Gang kommen wo die Dichte der Wassermassen durch hohere Salzkonzentration erhoht wird dies ist in warmen Meeren mit erhohter Verdunstungsrate der Fall Im Vergleich zum polaren Kaltwasser ist abtauchendes warmes Wasser mengenmassig unbedeutender und kann ausserdem nur relativ wenig Sauerstoff in Losung halten die Zirkulation dieses sauerstoffarmen Tiefenwassers geht nur zah vonstatten 13 Dennoch werden sich die Auswirkungen der warmen Wassermassen uber den gesamten Ozean spurbar ausbreiten Wegen ihrer geringeren Aufnahmekapazitat fur Kohlendioxid mussen daher in relativ kurzer Zeit grossere Mengen dieses Gases an die Atmosphare abgegeben werden dieser Vorgang durfte in etwa mehrere Zehner bis Tausende von Jahren in Anspruch nehmen 14 Warme Wassermassen haben wahrscheinlich auch Clathrate freigesetzt somit zusatzlich die Temperaturen in der Atmosphare ansteigen lassen und gleichzeitig die anoxischen Bedingungen in den Meeresbecken verstarkt 14 Die Kaltwasserperioden werden von Jeppsson als P Episoden fur primo bezeichnet 14 sie werden durch Bioturbation im Tiefseebodensediment feuchte Tropen und hohere Erosionsraten charakterisiert Sie verfugen uber einen die Abkuhlung verstarkenden Ruckkopplungsmechanismus und enden meist mit Artensterben wie z B das Ireviken Ereignis und das Lau Ereignis Das Umgekehrte gilt fur die warmeren oxischen S Episoden fur secundo deren Tiefwassersedimente bezeichnenderweise aus graptolithenhaltigen Schwarzschiefern bestehen 13 Ein typischer Secundo primo Zyklus mit folgendem anoxischen Ereignis dauert rund drei Millionen Jahre 14 Diese verhaltnismassig lange Zeitdauer findet eine Erklarung in den positiven Ruckkopplungsmechanismen die es zu uberwinden gilt Der Kohlenstoffgehalt im System Ozean Atmosphare wird von sich verandernden Erosionsraten beeinflusst die ihrerseits wiederum von der Niederschlagsmenge abhangig sind Da wahrend des Silur eine umgekehrte Temperaturabhangigkeit besteht wird Kohlenstoff wahrend warmer kohlendioxidreicher S Episoden aus der Atmosphare zuruckgeholt wahrend der kuhlen kohlendioxidarmen P Episoden jedoch als Treibhausgas freigesetzt Dieser sehr allmahlich ablaufende Zyklustrend wird jedoch zusatzlich von Milankovic Zyklen uberlagert die letztendlich das Umkippen von P nach S Ereignissen auslosen 14 Im Devon verlangern sich die Secundo primo Zyklen Wahrscheinlich hat das rasche Anwachsen der Landpflanzen die Kohlenstoffdioxidkonzentrationen abgepuffert 14 Das Ereignis im Hirnantium resultierte moglicherweise aus massenhaften Algenbluten Sie sind auf einen plotzlichen Nahrstoffeintrag zuruckzufuhren der durch windgetriebenen Auftrieb oder durch das Einstromen nahrstoffreicher Gletscherschmelzwasser verursacht wurde Die Susswasserzufuhr der Gletscher verlangsamte uberdies die ozeanische Zirkulation 15 Auswirkungen auf die Atmosphare BearbeitenIm Jahr 2005 unterbreiteten Lee Kump Alexander Pavlov und Michael Arthur ein Szenario wonach ozeanische anoxische Ereignisse durch den Auftrieb von toxischem schwefelwasserstoffbeladenem Tiefenwasser gekennzeichnet sind Dieser freigesetzte Schwefelwasserstoff gelangt anschliessend in die Atmosphare wodurch Pflanzen und Tiere vergiftet werden und es zum Massenaussterben kommt Er steigt sogar in die hohere Atmosphare und beginnt dort die Ozonschicht anzugreifen die normalerweise die todliche UV Strahlung der Sonne zuruckhalt Durch die Verminderung des Ozons verstarkt sich die UV Strahlung mit zusatzlichen zerstorerischen Folgen fur Tier und Pflanzenwelt Fossile Sporen aus Schichten die zur Zeit des Massenaussterbens an der Perm Trias Grenze abgelagert wurden weisen Verformungen auf die sich durchaus auf erhohte UV Strahlung zuruckfuhren lassen Ausserdem wurden Biomarker fur grune Schwefelbakterien gefunden ein weiterer Hinweis dass die aggressive UV Strahlung bei diesem und moglicherweise anderen Massenaussterben durchaus eine Rolle gespielt haben konnte Der letztendliche Ausloser fur das Massenaussterben war jedoch eine Erwarmung des Weltmeeres herbeigefuhrt durch einen Anstieg der Kohlendioxidkonzentration auf uber 1000 ppmv 16 Folgen BearbeitenOzeanische anoxische Ereignisse hatten viele bedeutende Konsequenzen Es wird vermutet dass sie fur das Massenaussterben mariner Organismen sowohl im Palaozoikum als auch im Mesozoikum verantwortlich sind 11 Die anoxischen Ereignisse im Unteren Toarcium und an der Cenomanium Turonium Grenze korrelieren erstaunlich gut mit den zeitgleich auftretenden Massenaussterben vorwiegend mariner Organismen Da Sauerstoff in den Ozeanen lediglich in der obersten durchmischten Wasserschicht vorhanden war konnten sich viele in der Tiefsee lebende Organismen nicht an die veranderte marine Umwelt anpassen Mogliche Auswirkungen auf die Atmosphare sind hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Dauer noch weitgehend ungeklart Eine fur die Weltwirtschaft bedeutsame Folgeerscheinung der ozeanischen anoxischen Ereignisse war die Entstehung von umfangreichen Erdol und Erdgaslagerstatten in vielen mesozoischen Meeresbecken Wahrend eines ozeanischen anoxischen Ereignisses war die Ansammlung und Speicherung organischer Stoffe stark erhoht so dass potentielle Erdolmuttergesteine in unterschiedlichen Faziesraumen sedimentiert wurden Etwa 70 Prozent der Erdolmuttergesteine stammen aus dem Mesozoikum und weitere 15 Prozent entstanden im Warmklima des Palaogens In kuhleren erdgeschichtlichen Abschnitten fand die Ablagerung uberregionaler Erdolmuttergesteine nur selten statt Wahrend des mesozoischen Tropenklimas mit seinen eisfreien Polarregionen lag der Meeresspiegel zeitweise um 200 Meter hoher als gegenwartig Im spateren Jura war der seit dem Karbon existierende Superkontinent Pangaea bereits weitgehend fragmentiert es gab keine Gebirgsbildungsprozesse und daher relativ tiefliegende Festlandsgebiete die von ausgedehnten Flachmeeren uberflutet wurden Selbst unter weniger extremen Treibhausbedingungen herrschten immer noch starke Erosionsraten 2 und es wurden erhebliche Nahrstoffmengen in die Meere geschwemmt in den sauerstoffreichen oberen Wasserschichten kam es daher zu einem explosionsartigen Anwachsen des Mikroplanktons und der gesamten davon abhangigen Nahrungskette Siehe auch BearbeitenGlobales Forderband Hypoxie Palaoklimatologie ZirkulationstypenWeblinks BearbeitenAustralian Broadcasting Corporation abc net au Rohol eine unglaubliche Reise ethomas web wesleyan edu Heiss und ubelriechend die Ozeane ohne Sauerstoff geology yale edu Strontiumisotopen des Meerwassers ozeanische anoxische Ereignisse und Ozeanbodenspreizung PDF Datei 2 84 MB iodp usssp org Klima Ozean Dynamik in der Kreide PDF Datei 234 kB Weitere Hinweise auf euxinische Bedingungen in der photischen Zone wahrend ozeanischer anoxischer Ereignisse im Mesozoikum Memento vom 27 Februar 2009 im Internet Archive PDF Datei 339 kB Einzelnachweise BearbeitenYuichiro Kashiyama Nanako O Ogawa Junichiro Kuroda Motoo Shiro Shinya Nomoto Ryuji Tada Hiroshi Kitazato Naohiko Ohkouchi Diazotrophic cyanobacteria as the major photoautotrophs during mid Cretaceous oceanic anoxic events Nitrogen and carbon isotopic evidence from sedimentary porphyrin In Organic Geochemistry Band 39 Nr 5 Mai 2008 S 532 549 doi 10 1016 j orggeochem 2007 11 010 Kump L R Pavlov A and Arthur M A 2005 Massive release of hydrogen sulfide to the surface ocean and atmosphere during intervals of oceanic anoxia Geology v 33 pp 397 400 Hallam Tony 2004 Catastrophes and lesser calamities Oxford University Press pp 91 607Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Kemp et al Temporal responses of coastal hypoxia to nutrient loading and physical controls 2009 abgerufen am 16 Oktober 2013 Depending on the physical characteristics of the coastal system this may initiate periodic or permanent water column anoxia and euxinia with the latter term implying the presence of free sulfide Kemp et al 2009 a b c d e f g h i History Channel The History of Oil 2007 Australian Broadcasting System Inc Ubertragung am 8 Juli 2008 2 00 4 00 pm EDST a b Mark Lynas Oneworld net Six Steps to Hell The Facts on Global Warming 1 Mai 2007 archiviert vom Original am 2 Mai 2009 abgerufen am 8 Juli 2008 Extreme Wettersituationen weiterhin auf dem Vormarsch sollten Wirbelsturme ihre Starke von Kategorie 5 auf 5 5 erhohen konnte die Versorgung mit Nahrungsmitteln ernsthaft gefahrdet werden Ausserdem Das Treibhausereignis aus dem Eozan fasziniert Wissenschaftler nicht nur wegen seiner Auswirkungen grosses Massenaussterben im Weltmeer sondern auch wegen seiner Ursache den Methanhydraten Diese eisartigen Verbindungen aus Methan und Wasser sind nur bei tiefen Temperaturen und hohen Drucken stabil Durch ein immenses ozeanisches Aufstossen sind sie vom Ozeanboden moglicherweise an die Atmosphare gelangt um dort die globalen Durchschnittstemperaturen sprungartig in die Hohe zu treiben Methan ist ein weitaus starkeres Treibhausgas als Kohlendioxid Heutzutage finden wir enorme Mengen an Methanhydraten am Meeresboden der Kontinentalschelfe Die Gefahr besteht durchaus dass sich diese Verbindungen bei steigenden Wassertemperaturen ahnlich wie vor 55 Millionen Jahren erneut ihren Weg an die Oberflache bahnen konnten nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www stwr org a b Friedrich Oliver Warm saline intermediate waters in the Cretaceous tropical Atlantic Ocean In Nature Geoscience Band 1 2008 S 453 doi 10 1038 ngeo217 a b c d e What would 3 degrees mean Archiviert vom Original am 23 Januar 2009 abgerufen am 8 Juli 2008 Ein Temperaturanstieg von sechs Grad Celsius Vor 251 Millionen Jahren am Ende des Perm starben bis zu 95 aller Arten aufgrund eines Supertreibhausereignisses aus Die Durchschnittstemperatur hatte sich um sechs Grad erhoht womoglich verursacht durch eine Methanfreisetzung die ein ahnliches Ereignis 200 Millionen Jahre spater im Eozan weitaus ubertraf Ein Temperaturanstieg von funf Grad Celsius Wurde wahrend des Palaozan Eozan Temperaturmaximums vor 55 Millionen Jahren erzielt Brotfruchtbaume wuchsen damals an der Kuste Gronlands und der Arktische Ozean kannte Wassertemperaturen von 20 C 200 Kilometer sudlich des Nordpols Beide Pole waren eisfrei und die Zentralantarktis durfte bewaldet gewesen sein Das Treibhausereignis im Eozan wurde wahrscheinlich von Methanhydraten eine eisartige Verbindung von Methan und Wasser verursacht die in einem gigantischen ozeanischen Rulpser vom Meeresboden aufstiegen und in der Atmosphare die globalen Durchschnittstemperaturen schlagartig erhohten Auch jetzt befinden sich riesige Mengen an Methanhydraten auf den Kontinentalschelfen Es dauerte bestimmt 10 000 Jahre bis sich das Treibhausklima im Unteren Eozan gebildet hatte Womoglich konnten wir dies jetzt in knapp hundert Jahren schaffen What would 3 degrees mean Archiviert vom Original am 23 Januar 2009 abgerufen am 8 Juli 2008 Ein Temperaturanstieg von funf Grad Celsius wurde wahrend des Palaozan Eozan Temperaturmaximums vor 55 Millionen Jahren erzielt Brotfruchtbaume wuchsen damals an der Kuste Gronlands und der Arktische Ozean kannte Wassertemperaturen von 20 C 200 Kilometer sudlich des Nordpols Beide Pole waren eisfrei und die Zentralantarktis war wahrscheinlich bewaldet a b A L Gronstal Gasping for Breath in the Jurassic Era In http www space com Imaginova 24 April 2008 abgerufen am 24 April 2008 a b C R Pearce Cohen A S Coe A L Burton K W Molybdenum isotope evidence for global ocean anoxia coupled with perturbations to the carbon cycle during the Early Jurassic In Geology Band 36 Nr 3 Geological Society of America Marz 2008 S 231 234 doi 10 1130 G24446A 1 Online a b History Channel The History of Oil 2007 Australian Broadcasting System Inc Ubertragung am 8 Juli 2008 2 00 4 00 pm EDST Geologe Hugh Jenkyns wurde vom History Channel zum Dokumentarbeitrag The History of Oil interviewt Seiner Ansicht nach hat das Vorkommen einer meterdicken Schwarzschieferlage hoch im Apennin zusammen mit den Ergebnissen des Deep Sea Drilling Project ab 1974 zur Theorie der ozeanischen anoxischen Ereignisse gefuhrt und dann weitere Forschungsarbeiten ausgelost definition of mediterranean sea Definition eines mediterranen Meers nahezu vollstandig von Land umgeben a b Katja M Meyer amp Lee R Kump Oceanic Euxinia in Earth History Causes and Consequences In Annual Review of Earth and Planetary Sciences Band 36 2008 S 251 doi 10 1146 annurev earth 36 031207 124256 Page A Zalasiewicz J amp Williams M Deglacial anoxia in a long lived Early Palaeozoic Icehouse Nicht mehr online verfugbar In Paleontological Association 2007 S 85 archiviert vom Original am 27 Marz 2009 abgerufen am 12 Marz 2021 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot downloads palass org a b c Jeppsson L An oceanic model for lithological and faunal changes tested on the Silurian record In Journal of the Geological Society Band 147 Nr 4 1990 S 663 674 doi 10 1144 gsjgs 147 4 0663 a b c d e f Jeppsson L Paleontological Events Stratigraphic Ecological and Evolutionary Implications Hrsg Brett C E Baird G C Columbia University 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