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Das Unterengadin ratoromanisch Engiadina Bassa fruher Engiadina Suot abgeleitet vom ratoromanischen Namen des Flusses Inn En ist der untere Teil des schweizerischen Inntals Gemeinsam mit dem Val Mustair bildet es im Kanton Graubunden die Region Engiadina Bassa Val Mustair Das Unterengadin Blick nach Westen auf Lavin Inhaltsverzeichnis 1 Geografie 1 1 Lage 1 2 Gebirge 1 3 Seitentaler 1 4 Ortschaften im Unterengadin 2 Geschichte 2 1 Fruhzeit und Antike 2 2 Fruhmittelalter 2 3 Hochmittelalter 2 4 Spatmittelalter 2 5 Reformation und Dreissigjahriger Krieg 2 6 Neuzeit 3 Bevolkerung 3 1 Sprachen 4 Brauchtum 5 Galerie 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeografie Bearbeiten nbsp Piz Linard hochster Gipfel des UnterengadinsLage Bearbeiten Das Engadin liegt im Sudosten der Schweiz im Dreilandereck mit Osterreich und Italien Im Sudwesten schliesst das Unterengadin an das deutlich flachere und breitere Oberengadin Engiadin Ota an mit dem es historisch durch die Punt Ota hohe Brucke bei der Ortschaft Brail verbunden wird Nordwestlich liegen das Landwassertal und Davos nordlich das Prattigau und das Paznaun nordostlich Samnaun und im Osten das Obere Gericht Sudostlich liegt der Vinschgau im Suden das Munstertal im Sudwesten Livigno Die Talschaft ist weit starker 1610 1019 m geneigt als das Oberengadin und enger und wilder Bis zur osterreichischen Grenze hinter Martina grabt sich der Inn durch die Brailer Zernezer Ardezer Scuoler und Finstermunzer Schlucht In der wildesten dieser Schluchten der von Finstermunz verlasst er die Schweiz unter der osterreichischen Grenzfeste Altfinstermunz nbsp Zernez neben Scuol das wichtigste Dorf im UnterengadinAusgangs der Brailschlucht liegt Zernez in einem Talkessel nach Scuol Schuls die heute wichtigste Ortschaft des Unterengadins Auch die meisten ubrigen Orte liegen unmittelbar am Ufer des Inns Susch Lavin Giarsun Scuol Sur En Strada und Martina oder auf den zahlreichen Sudterrassen des Tales Guarda Bos cha Ardez Ftan Sent Ramosch Vna und Seraplana San Nicla und Tschlin Einzig mit den Weilern von Tarasp erstreckt sich eine Ortschaft auf den rechten Terrassen des Inns Gebirge Bearbeiten Das Unterengadin umfasst auf der linken nordlichen Innseite die ostlichen Auslaufer der Albula Alpen die Sudseite der Silvretta mit dem Piz Linard Piz Buin Dreilanderspitze und Silvrettahorn und die sudlichen Auslaufer der Samnaungruppe mit dem Piz Mundin Muttler und Piz Tschutta Rechts des Inns befinden sich Auslaufer der Livigno Alpen mit dem Piz Quattervals und die Gipfel der Sesvenna Gruppe wie der Piz Pisoc Piz Tavru Piz Plavna Dadaint Piz Zuort und Piz Lischana die oft als Engadiner Dolomiten bezeichnet werden Ein grosser Teil des Gebirges rechts des Inns ist Bestandteil des Schweizerischen Nationalparks Der hochste Gipfel des Unterengadins ist mit 3410 Metern der markante Piz Linard Seitentaler Bearbeiten Zu den grossten Seitentalern zahlen rechts des Inns das Val da Spol in dem in Zernez die Ofenpassstrasse ins Munstertal und in den Vinschgau beginnt und das Val Plavna und Val S charl bei Tarasp und Scuol Links des Inn liegen das Val Susasca bei Susch von dessen Passhohe es uber Davos ins Landwassertal und Prattigau geht sowie das Val Tuoi Val Tasna und Val Sinestra oberhalb von Guarda Ardez und Sent die Richtung Paznaun fuhren An der Staatsgrenze nach Osterreich zweigt links das abgelegene Samnauntal ab Ortschaften im Unterengadin Bearbeiten nbsp ScuolTalabwarts Gemeinde Zernez Brail geografisch und sprachlich kulturell bereits dem Oberengadin zugerechnet Zernez Susch Lavin Gemeinde Scuol Giarsun Guarda Bos cha Ardez Ftan die ehemalige Gemeinde Tarasp mit den Fraktionen Fontana Sparsels und Vulpera Scuol Sent Gemeinde Valsot Vna Ramosch Seraplana und Raschvella Fraktionen der ehemaligen Gemeinde Ramosch Tschlin Strada und Martina Fraktionen der ehemaligen Gemeinde Tschlin Samnaun Samnaun Dorf Ravaisch Plan Laret und Compatsch Geschichte Bearbeiten Quelle 1 Fruhzeit und Antike Bearbeiten Archaologische Funde belegen die kontinuierliche Besiedlung des Unterengadins seit der Bronzezeit wichtige Fundorte waren etwa die Muotta dal Clus bei Zernez Padnal bei Susch der Kirchenhugel in Scuol und die Motatta bei Ramosch Die Unterengadiner der spaten Bronzezeit und fruhen Eisenzeit werden der Laugen Melaun Kultur zugeordnet die der mittleren und spaten Eisenzeit der Fritzens Sanzeno Zivilisation 15 v Chr fuhrten die Feldzuge der Augustus Sohne Tiberius und Drusus auch durchs Engadin die dort lebenden Rater wurden dem romischen Reich eingegliedert und im Verlauf der romischen Herrschaft romanisiert Einige Munzfunde belegen die romische Herrschaft Im Zuge der Christianisierung entstand in Chur das erste Bistum nordlich der Alpen Fruhmittelalter Bearbeiten nbsp Ramosch mit der Florinus KircheMit den Volkerwanderungen wurde die Provinz Raetia Prima bzw Raetia Curiensis und damit auch das Unterengadin zunachst Teil des Ostgotischen Reiches zwischen 533 und 548 fiel es dann an das Frankenreich Die politische Kontrolle uber Churratien lag wahrend der frankischen Herrschaft bis 765 in der Hand der Churer Adelsfamilie der Viktoriden Verschiedene Vertreter dieser Dynastie verbanden das alte politische Amt des praeses mit der Wurde des Bischofs von Chur So gelang es ihnen sowohl das alte romische Kaiser und Fiskalgut wie auch Kirchenguter zu kontrollieren Karl der Grosse konnte ab 772 74 die bis dahin weitgehend selbstandige Provinz enger an das Reich binden Mit Remidius setzte er zunachst einen Bischof vom Kaiserhof ein nach dessen Tod gelang ihm in Churratien die Trennung zwischen Reichs und Kirchengutern dem Bischof wurde offenbar ein grosser Teil seiner Besitztumer entzogen Gleichzeitig wurde mit der Grafschaftsverfassung auch die weltliche Gerichtsgewalt getrennt Fur das Unterengadin hatte das im Gegensatz etwa zum Oberengadin uber Jahrhunderte wahrende Konflikte um die Vormachtstellung in der Talschaft zur Folge Die vielfach sich durchkreuzenden Herrschafts und Lehnrechte der Besitzer fuhrten zu langen Fehden Als fruhmittelalterliches Zentrum des Unterengadins gilt Ramosch wo sich im 6 Jahrhundert die erste christliche Kirche des Engadins befand und von wo sich die christliche Gemeinde des Engadins entwickelte Hier in Ramosch bzw Remus wirkte Florinus von Remus als Pfarrer Sein Grab wurde bis zur Reformation 1530 zum Pilgerort Hochmittelalter Bearbeiten nbsp Tarasp und Schloss TaraspDie Markgrafschaft Churratien gehorte zum 917 proklamierten Herzogtum Schwaben und damit zum aus dem karolingischen Ostfrankenreich entstandenen Heiligen Romischen Reich Das Unterengadin war Bestandteil der Grafschaft Vinschgau die Mitte des 12 Jahrhunderts an die Grafen von Tirol fiel Die Tiroler Grafen hielten die Rechte der hohen Gerichtsbarkeit Wahrenddessen konnten die Bischofe von Chur nach den Beschrankungen durch Karl den Grossen ihre weltlichen Einflusse auf das Unterengadin uber neuerlichen Streubesitz wieder ausdehnen So ubernahm das Bistum das seine Anspruche auf Schenkungen Ottos I und Heinrich II stutzte und die niedere Gerichtsbarkeit innehatte ab 1177 fur ein paar Jahre die Burg Tarasp die ab 1040 von einer wohl aus dem Vinschgau stammenden Familie errichtet worden war 1209 die Festung Steinsberg bei Ardez die das Bistum zu seinem Herrschaftsmittelpunkt im Unterengadin ausbaute 1394 die Burg Ramosch einem bedeutenden Verwaltungszentren des Unterengadins etwas spater die Festung Wildenberg Planta in Zernez Uber das Unterengadin verteilt waren auch die Besitztumer der benachbarten Benediktinerkloster Marienberg im Vinschgau und Mustair im Val Mustair die durch die Herren von Tarasp mit Lehnsrechten bedacht worden waren Auch die Herren von Matsch hervorgegangen aus der Familie derer von Tarasp waren im Besitz etlicher Lehnsrechte im Unterengadin sie verwalteten beispielsweise ab 1273 die Burg Tarasp die 1239 an Graf Albert von Tirol gegangen war Die Tiroler Grafen ubertrugen die Rechtsprechung im Raum Nauders zu dem auch das Unterengadin gehorte an die Herren von Matsch Unterdessen dehnten die Engadiner Bauern ihre Weidegrunde uber das Unterengadin hinaus aus Die Nordhange des Fluelapass im dunn besiedelten Raum um Davos gehorten zu den Almen Suschs wurden mit der Besiedlung durch die Walser im 13 Jahrhundert zunachst an diese verpachtet und 1328 verkauft 2 Die Herren von Tarasp besassen schon im 11 Jahrhundert Alpen im Fimbertal Val Fenga und nahmen im 12 Jahrhundert gemeinsam mit dem Kloster Marienberg im mittleren Paznauntal um Ischgl Land Freie Bauern aus Sent und Ardez besiedelten Galtur Ischgl und Paznaun die Gemeinde Sent erwarb dort Weiderechte 3 4 Auch kirchlich unterstand Galtur der Gemeinde Ardez die eigene Pfarrkirche wurde erst 1383 geweiht Ischgl gehorte kirchlich bis 1616 zu Sent und noch heute liegen Teile des Fimbertals auf Senter Gebiet 5 6 Spatmittelalter Bearbeiten nbsp Grenzfeste Finstermunz1363 fiel Tirol an die Habsburger und damit an das Erbherzogtum Osterreich Die Habsburger versuchten seitdem auch im Unterengadin ihre Besitztumer im Reich zusammenzufassen zu sichern und auszuweiten was zu Konflikten mit dem Bistum Chur fuhrte Als Gegengewicht zur Habsburger Expansion kam es 1365 in Zernez und 1367 in Chur zur Beeidigung des Gotteshausbundes an der sich auch die Unterengadiner beteiligten 7 Neben dem Bischof von Chur und neben Tirol bzw dem Haus Habsburg entstand damit mit dem Gotteshausbund im Unterengadin ein dritter Machtfaktor Um sich vor Uberfallen aus dem Engadin zu schutzen und an den Verkehrswegen vom Engadin und vom Vinschgau uber den Reschenpass nach Tirol Zollgebuhren kassieren zu konnen errichteten die Osterreicher ab 1427 die Grenzfeste Altfinstermunz in der gleichnamigen Schlucht am unteren Ende des Engadins 8 Eine ahnliche wenn auch deutliche kleinere Talsperre besteht mit La Serra in Zernez Register der Grafschaft Tirol von 1427 belegten fur das Unterengadin rund 2 000 Einwohner von denen ca 800 der Grafschaft Tirol mit ihrem Sitz in Meran unterstellt waren In Tschlin etwa unterstanden 78 Prozent in Sent sogar 90 Prozent der Bevolkerung der Grafschaft die ihre Rechte und Besitzungen durch den Vogt des benachbarten Nauders am Reschenpass im Obervinschgau verwalten liess Die Hohe Gerichtsbarkeit bzw Blutsgerichtsbarkeit lag in Nauders also bei den Grafen von Tirol denen auch die Jagd und Fischereirechte die Bergwerke etwa in S charl und die Gewasser unterstanden und die die Walder ausbeuten liessen Der damalige Gerichtsbezirk Sur Muntfallun Oberhalb Munt Fallun umfasste die Ortschaften Zernez Susch Sus Lavin Guarda Ardez Steinsberg und Ftan Suot Muntfallun Unterhalb Munt Fallun Scuol Schuls Sent Sins Ramosch Remus mit Samnaun und Tschlin Schleins Namensgeber war ein Hugel zwischen Scuol und Sent Das Gericht Sur Muntfallun traf sich in Puniasca bei Susch Suot Muntfallun in Chunettas unweit des Inns bei Sent Unter den Vogten von Nauders und den Vertretern der Gerichte des Unterengadins und des Vinschgaus sowie Gesandten des Bischofs von Chur und der Kloster Marienberg und Mustair fand in Martina eine jahrliche Landsprache statt Diese sogenannte Landsgemeinde bestand bis ins 16 Jahrhundert 7 Fur die niedere Gerichtsbarkeit waren drei Gerichtsbezirke zustandig die sich weitgehend mit den spateren drei Kreisen des Unterengadins decken Der Gerichtsbezirk Sur Tasna umfasst die Ortschaften von der Punt Ota bis zum Val Tasna also Zernez Susch Lavin Guarda und Ardez der Bezirk Suot Tasna die Orte Ftan Scuol Sent und Tschlin der Bezirk Ramosch die zur Burg gehorigen Gebiete Nach dem 15 Jahrhundert gehoren auch Tschlin und Samnaun zum Kreis Ramosch Das osterreichische Tarasp kam erst 1803 zum Kreis Obtasna Mit dem zunehmenden Einfluss des Gotteshausbundes der sich ab 1450 zu einem eigenen staatlichen Gebilde entwickelte wurde der osterreichische Einfluss im Unterengadin abgesehen von der Enklave Tarasp die einzige Ortschaft rechts des Inns und abseits der Talstrasse gelegen nach und nach zuruckgedrangt Obtasna Untertasna und Ramosch mit den weit entfernten Talern Avers und Stalla Bivio wurden zu drei der elf Hochgerichte des Gotteshausbundes Der Konflikt zwischen den Engadinern und der formellen Obrigkeit den Habsburgern eskalierte 1475 im sogenannten Hennenkrieg als die Unterengadiner die Abgabe der Fasnachtshuhner verweigerten Die Osterreicher plunderten daraufhin das Tal und setzten etwa die Ramoscher Burg in Brand 24 Jahre spater suchte der blutige Schwabenkrieg das Engadin heim Nach dem Sieg der Bundner Truppen in der Schlacht an der Calven zog Konig Maximilian I Anfang Juni 1499 als Racheaktion mordend und plundernd durchs Unterengadin bis Zernez brannte mehr als ein Dutzend Dorfer nieder nahm 36 Geiseln und stahl 6000 Kuhe Am 18 Juli stiessen 500 Tiroler Soldaten uber die Fuorcla Salet nach Tschlin vor wurden jedoch wieder in die Flucht geschlagen 7 Die Rechte der Tiroler bzw Habsburger am Unterengadin verloren fortan ihre Bedeutung bestanden auf dem Papier aber noch bis 1652 Reformation und Dreissigjahriger Krieg Bearbeiten nbsp Schloss Wildenberg Rudolf Plantas Wohnsitz in ZernezPhilipp Gallicius aus Mustair ehemaliger Benediktinerschuler in Marienburg und Pfarrer in Lavin fuhrte 1529 die Reformation in Lavin und Guarda ein Bis 1552 trat nach einem Bildersturm mit Zernez und 1576 mit Sent auch die Gemeinde des Engadins der Reformationsbewegung bei mit Ausnahme des Osterreichischen Tarasps das bis heute mehrheitlich katholisch geblieben ist 5 Im Dreissigjahrigen Krieg als sich Frankreich Venedig und Spanien Osterreich um die Drei Bunde bekriegten wurde das Engadin verheert Mit dem Zuozer Rudolf von Planta griff einer der reichsten Bundner und Eigentumer des Schlosses Wildenberg Planta in Zernez fur die katholischen Osterreicher Partei Planta wurde zunachst unter anderem durch den Oberengadiner Pfarrer Jorg Jenatsch aus den Drei Bunden vertrieben und fur vogelfrei erklart Schloss Wildenberg zerstort Der Veltliner Mord als ein Soldnerheer unter Plantas Neffe Giacomo Robustelli 500 Protestanten umbrachte und die Gewalt uber Bormio und das Veltlin ubernahmen gilt als Ausloser der Bundner Wirren In der Folge zogen spanische und osterreichische Heere durch die Drei Bunde zu denen sich der Gotteshausbund mit dem Grauen Bund und dem Zehngerichtebund zusammengeschlossen hatte So kam der osterreichische Oberst Alois Baldiron etwa mit 8000 Mann vom Vinschgau her durch das Val S charl Bei Scuol traf er auf heftigen Widerstand erkampfte sich aber den Weg uber den Inn und weiter uber den Fluela nach Davos Baldiron und Rudolf Planta der Anfuhrer der spanischen Truppen erreichten am 16 November 1621 Chur In den Mailander Vertragen wurde das Engadin 1622 an Osterreich abgetreten die Drei Bunde mussten gegen eine jahrliche Gebuhr von 25 000 Gulden auf das Munstertal das Unterengadin Davos Schanfigg Belfort und das Prattigau verzichten Der protestantische Glauben im Unterengadin wurde verboten die reformierten Prediger aus dem Unterengadin ausgewiesen Nach dem Prattigauer Aufstand wurden die Vertrage schon ein Jahr spater durch die Drei Bunde aufgekundigt Wiederum war es Oberst Baldiron der mit 10 000 Mann von Samnaun durchs Val Sampoir ins Unterengadin einfiel Rudolf von Salis Oberbefehlshaber der Aufstandischen musste sich mit seiner nur 2000 Mann starken Truppe uber den Fluelapass nach Davos zuruckziehen und das Unterengadin kampflos den Osterreichern uberlassen die die Talschaft plunderten und die Dorfer niederbrannten Der Lindauer Vertrag bestatigte die osterreichische Herrschaft die in den besetzten Gebieten die Gegenreformation betrieb Am 17 Februar 1623 schloss das katholische Frankreich das sich durch die habsburgischen Erfolge bedroht sah mit Savoyen und Venedig ein Bundnis zur Befreiung der Drei Bunde Als sich das 8000 Mann starke franzosische Heer mit sechs eidgenossischen Regimentern verbundete flohen die Osterreicher aus dem Unterengadin nach Meran um im Mai 1629 wieder in Bunden einzufallen und erneut die Gewalt uber das Unterengadin zu ubernehmen und die Gegenreformation voranzutreiben Der Osterreichische Kommissar von Nauders verlangte gar Entfernung der evangelischen Toten aus den Friedhofen Als Widerstand gegen ihn und den zuruckgekehrten Rudolf von Planta aufkam wurde das Unterengadin von 2000 Soldaten besetzt Als Schweden ins Heilige Romische Reich einfiel sah sich Osterreich gezwungen sich aus den Drei Bunden wieder zuruckzuziehen Die Drei Bunde wurden faktisch franzosisches Protektorat Um das Veltlin zu erobern durchquerte der franzosische Oberbefehlshaber Henri II de Rohan die Drei Bunde und liess bei Ardez und Susch Befestigungen anlegen Die Fortezza Rohan thront noch heute oberhalb von Susch Mit dem Westfalischen Frieden endete 1648 der Dreissigjahrige Krieg In zwei Vertragen zwischen den Drei Bunden und Osterreich am 10 Juni 1649 und am 27 Juli 1652 wurden die habsburgischen Rechte im Zehngerichtebund im Munstertal und im Unterengadin mit Krediten der reformierten Orte abgelost Die Ortschaften des Unterengadins mit Ausnahme Tarasps kauften sich daraufhin von Osterreich frei Sur Montfallun Zernez Susch Lavin Guarda Ardez und Ftan fur 14 000 Gulden Suot Montfallun Scuol Sent Ramosch mit der Fraktion Samnaun und Tschlin fur 12 000 Gulden Tarasp wurde 1687 den Fursten von Dietrichstein zu Nikolsburg in Mahren als erbliches Reichslehen uberlassen die Steuerhoheit verblieb jedoch beim Haus Habsburg Neuzeit Bearbeiten nbsp Ehemalige Ackerbauterrassen westlich von Tschlin nbsp Fluela Hospiz um 1900Mit dem Ausbreiten der Franzosischen Revolution wurden der bis dahin faktisch unabhangige Freistaat der Drei Bunde mehrfach besetzt mit ihm das Engadin Die Drei Bunde und mit ihnen das Engadin sind seit 1799 als Kanton Ratien Teil der Helvetischen Republik und seit 1803 als Kanton Graubunden Teil der Eidgenossenschaft Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 kam auch Tarasp zum Kanton das 1851 bei der kantonalen Neuordnung Teil des Kreises Obtasna wurde Bis Ende des 19 Jahrhunderts war Sent die grosste Gemeinde des Unterengadins 5 Die Bevolkerung lebte massgeblich von der Viehwirtschaft vom 15 bis ins 20 Jahrhundert wurde auch etwa auf den Ackerterrassen von Ramosch und Sent Getreide angebaut Als wichtige Einnahmequelle der Gemeinden erwiesen sich die ausgedehnten Walder die beispielsweise in Zernez weitgehend abgeholzt wurden und zu den Salinen der Salzbergwerke von Hall in Tirol verschifft wurden Wahrend die spatmittelalterlichen Eisenerzbergwerke am Ofenpass im 17 Jahrhundert wieder stillgelegt wurden lief der Betrieb des Silber und Bleibergwerks in S charl mit Unterbrechungen bis zum 19 Jahrhundert Wahrend das Transportgewerbe fur das Oberengadin und das Obere Gericht seit jeher eine Rolle spielt der Julierpass und der Reschenpass waren schon zu romischen Zeiten wichtige Transportwege liegt das Unterengadin etwas abseits der wichtigsten alpinen Transitrouten Dennoch wurden der Fluelapass nach Susch und insbesondere der Ofenpass zu einer wichtigen Einnahmequelle fur die Bevolkerung gleichzeitig fuhrte auch die Transitroute Wien Innsbruck Comer See Mailand durchs Unterengadin Zernez entwickelte sich zum Verkehrsknotenpunkt nicht erst mit dem Bau der Engadiner Linie der Rhatischen Bahn von Bever nach Scuol 1913 Seit Beginn der Neuzeit gibt es einen Fuhrwagenverkehr auf dem Passweg nach Tschierv seit 1864 einen regelmassigen Postverkehr Der Fluelapass von dem die Ortschaft Susch lebte 9 galt als kurzeste Verbindung von Chur uber das Landwasser Tal und Davos nach Tirol oder den Ofenpass in den Vinschgau Die erste Fahrstrasse stammt von 1866 67 Bis 1925 galt in Graubunden ein allgemeines Autofahrverbot und so kamen der Rhatischen Bahn von Chur bis Davos und der Bahnlinie im Tal bis S cuol eine grosse Bedeutung zu Die einzige wintersichere Verbindung gegen Norden entstand mit der Vereinalinie ins Prattigau erst 1999 nbsp Die typischen Senter Giebel zeigen den Reichtum den die Auswanderer in die Talschaft holtenSeit dem 16 Jahrhundert brachten die Einkunfte der Auswanderer zunachst Handler und Handwerker spater Konditore und Zuckerbacker Geld ins Tal Die Bundner genossen in Norditalien insbesondere in Venedig grosse Privilegien Ihr Reichtum druckt sich beispielsweise im Ortsbild Sents aus 10 Das Engadin konnte nur selten all seine Bewohner ernahren und so lebten und arbeiteten zeitweise die Halfte der mannlichen Bevolkerung im Ausland nbsp Grandhotel Waldhaus in Tarasp VulperaMitte des 19 Jahrhunderts setzte der Tourismus ein In Scuol der Tarasper Fraktion Vulpera und dem Val Sinestra entstanden Kurhauser rund um die zahlreichen Heilquellen Scuols und Tarasps unzahlige Hotels und mit dem Tarasp Schuls Vulpera ein mondaner Kurort Der Erste Weltkrieg brachte den Bader und Sommertourismus jedoch wieder zum Erliegen Inzwischen ist der Tourismus insbesondere dank des in den 1970er Jahren aufkommenden Wintertourismus im Skigebiet Motta Naluns zu einer der wichtigsten Einnahmequellen des Tals geworden Dazu kommen Konzessionseinnahmen aus der Wasserkraftnutzung Die Engadiner Kraftwerke die Strom aus dem Wasser des Spols und Inns gewinnen wurden 1954 gegrundet Bevolkerung BearbeitenDerzeit Dezember 2021 leben 7780 Menschen im Unterengadin davon 1513 in Zernez 4650 in Scuol 829 in Valsot und 788 in Samnaun Sprachen Bearbeiten Wahrend im Oberengadin das ratoromanische Idiom Puter im Alltag stark durch das Schweizerdeutsch bedrangt wird ist das unterengadinische Vallader noch verhaltnismassig stark vertreten Es ist Amtssprache und wird an den Schulen unterrichtet Im Samnaun setzte sich mit Beginn des 19 Jahrhunderts die deutsche Sprache durch Rund 54 Prozent der Einwohner des Unterengadins und Samnauns gaben bei der Volkszahlung 2000 Ratoromanisch als Muttersprache an 38 Prozent Deutsch 11 Brauchtum BearbeitenAnfangs Februar wird in Scuol das Fest des Hom Strom gefeiert in Ftan der Schuschaiver In Samnaun wird am 5 Dezember Clau Wau gefeiert Am 1 Marz wird der Chalandamarz begangen In Guarda spielt die Geschichte des Schellen Ursli zu der es mehrere Erlebniswege gibt Eine Besonderheit des Unterengadins ist die Tradition der Ubernamen fur die Dorfer Galerie Bearbeiten nbsp Ftan nbsp Guarda nbsp Engadiner Hauser in Guarda nbsp Engadiner Hauser in Ardez nbsp Unterengadiner Dolomiten nbsp Uina Schlucht nbsp Piz Buin von der TuoihutteLiteratur BearbeitenMigros Genossenschafts Bund Hrsg Feste im Alpenraum Migros Presse Zurich 1997 ISBN 3 9521210 0 2 S 63 Jon Mathieu Bauern und Baren eine Geschichte des Unterengadins von 1650 bis 1800 Chur Octopus Verlag 1994 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Engadin Album mit Bildern Videos und Audiodateien Regionalverband Pro Engiadina Bassa Engadin Scuol Zernez TourismusEinzelnachweise Bearbeiten The Districts of Obtasna Untertasna and Remus Memento des Originals vom 5 Juni 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www mindspring com mindspring com Jurg Simonett Fluelapass In Historisches Lexikon der Schweiz 28 Oktober 2005 abgerufen am 5 Juni 2019 Martin Bundi Paznaun In Historisches Lexikon der Schweiz 12 November 2014 abgerufen am 5 Juni 2019 Paul Eugen Grimm Ardez In Historisches Lexikon der Schweiz 8 Dezember 2016 abgerufen am 5 Juni 2019 a b c Paul Eugen Grimm Sent In Historisches Lexikon der Schweiz 12 Juli 2017 abgerufen am 5 Juni 2019 Ortsgeschichte Galtur Geschichte Tirol a b c Geschichte der Gemeinde Tschlin Altfinstermunz Geschichtlicher Uberblick Paul Eugen Grimm Susch In Historisches Lexikon der Schweiz 14 Dezember 2016 abgerufen am 5 Juni 2019 Randulins Emigration Gemeinde Sent Wohnbevolkerung nach Hauptsprache Kanton GR und Regionen Memento des Originals vom 16 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www laregiun ch MS Excel laregiun chNormdaten Geografikum GND 4061894 8 lobid OGND AKS VIAF 239891557 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Unterengadin amp oldid 233839672