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Als Hauptdolomit bezeichnet man eine bis zu 2200 Meter machtige lithostratigraphische Einheit der alpidischen Gebirge die primar aus Dolomit aufgebaut ist Die Gesteine wurden grossteils in flachen Lagunenbereichen in der Zeit des spaten Karniums und des Noriums beide Obertrias vor ca 230 200 Mio Jahren abgelagert Typische Hauptdolomit Landschaft in den Nordlichen Kalkalpen Kreuzkarspitze Allgauer AlpenHauptdolomit der Langbathscholle Kaltenbachwildnis Osterreich Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Lithostratigraphische Einordnung 3 Bildungsraum und Alter 4 Eigenschaften 4 1 Geomorphologie 4 2 Fossilfuhrung 4 3 Hydrogeologie 5 Vorkommen 5 1 Nordliche Kalkalpen 5 2 Zentrale Ostalpen 5 3 Westliche Ostalpen 5 4 Sudalpen 5 5 Apennin 6 Verwendung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenDer Begriff Hauptdolomit stammt vom deutschen Geologen Carl Wilhelm von Gumbel der ihn zum ersten Mal 1857 in seiner Abhandlung Untersuchungen in den bayerischen Alpen zwischen Isar und Salzach verwendete 1 Richard Lepsius der Sohn von Karl Richard Lepsius hat die Bezeichnung 1876 auch fur den Sudalpinen Bereich eingefuhrt 2 Die Bezeichnung Dachsteindolomit wurde teilweise als Synonym zu Hauptdolomit verwendet Heute werden obere Anteile des Hauptdolomits als Dachsteindolomit bezeichnet Siehe auch AlpenkalkLithostratigraphische Einordnung BearbeitenTrotz seiner haufig grossen Machtigkeit wird der Hauptdolomit auf vielen geologischen Karten nicht untergliedert und als graue Flache dargestellt In der Beschreibung der Stratigrafischen Kommission Italiens wird dem in Italien als Dolomia Principale bezeichneten Hauptdolomit der Rang einer Formation zuerkannt Fur den nordalpinen Bereich gibt es den Vorschlag den hier bis zu 2200 Meter machtigen Hauptdolomit als Gruppe aufzufassen 3 Auch etwa die bereits 1992 erschienene Geologische Karte der Republik Osterreich 1 50 000 Blatt Zirl weist innerhalb des Hauptdolomits verschiedene Untereinheiten aus ohne jedoch schon ausdrucklich die stratigraphischen Begriffe Gruppe oder Formation zu verwenden Bildungsraum und Alter Bearbeiten nbsp Raum Pangaa Palao und Neotethys 230 myaDer Bildungsraum des Hauptdolomits ist allgemein der Nordwesten der Neotethys die in das in Gondwana hier das spatere Afrika und Laurasia Europa zerbrechende Pangaea vordrang In neueren Forschungen wird hier der Meliata Ozean angenommen uber dessen Charakter als eigenstandiger Ozean Randmeer der Tethys oder Ubergangsmeer zum aufbrechenden Atlantik noch Unklarheit herrscht 4 5 Der Hauptdolomit ist eine Bildung von sehr seichten und weiten Lagunenregionen und Flachwasserzonen teilweise waren es zeitweise trockenfallende Wattenmeerbereiche Tidalfazies Unterlagert wird der Hauptdolomit im Allgemeinen von Raibler Schichten Raibl Formation i e S Lunz Formation in den Kalkvoralpen die aus einem Klimaereignis das in das mittlere Karn Julium vor 230 Mio Jahren gestellt wird hervorgegangen sind Die lithographische Abgrenzung ist jedoch nicht immer scharf Im Lunzer Faziesbereich der sich in etwa uber das sudostliche Oberosterreich und Teile des sudlichen Niederosterreichs erstreckt setzt der Hauptdolomit uber der marinen Opponitz Formation ein kann jedoch diese ersetzend auch tiefer greifen Die bituminosen Gesteine der Seefeld Formation sind in eingelagerten Becken Buchten und kolkartigen Vertiefungen der Lagune entstanden Seitlich verzahnt kann Keuper sein terrestrisch lakustrische Susswasser gebundene Ablagerungen des weiter nordlich gelegenen Vindelizisch Bohmischen Landes in Germanischer Trias die als rote bis bunte tonig oder schiefrige Einschaltungen vorliegen 6 Auf der Lagunenseite tritt die Dachstein Formation entweder verzahnt in Dachstein Lagunenfazies oder auch uberlagert als Dachstein Riffkalke in Erscheinung Der norische Plattenkalk kann hier als Ubergangsfazies fungieren 6 Abschliessend folgen die fossilreichen Flachwasserablagerungen der Kossen Formation der obersten Trias Tektonisch gehort der Hauptdolomit in den Alpen zum Oberostalpin in den Nordlichen Kalkalpen findet er sich im Bajuvarikum wie auch im Tirolikum Eigenschaften BearbeitenDer Hauptdolomit ist ein dolomitisiertes Kalkgestein Anreicherung von Magnesium anstelle des Calciums Das Gestein ist von hellgrauer oder braunlich grauer Farbe mit deutlich geschichtetem Aufbau und starker Zerkluftung Es ist ausgesprochen sprode und hart Die Klufte sind oft nachtraglich mit Calcit verheilt erkennbar an weissen Adern im Gestein Geomorphologie Bearbeiten nbsp Block aus Hauptdolomit am Fuss des Schiesshorns Aroser Dolomiten SchweizDer Hauptdolomit ist wegen seiner hohen Erosionsbestandigkeit ein Hauptgipfelbildner der westlichen Ostalpen Dort ist er bedingt durch eine intensive Faltung mit kleinraumig wechselnden Kluftrichtungen durchsetzt weshalb meist keine machtigen sehr steilen Felswande Ausnahme z B Trettachspitze sondern oberhalb von ca 2000 m komplex aufgebaute bruchige von Schluchten kleinen Felswanden Schuttflachen Bandern und episodisch wasserfuhrenden Rinnen durchzogene Schrofenwande und mit kleinen Turmchen besetzte Grate typisch sind Aufgrund seiner starken Zerkluftung ist der Hauptdolomit der starkste Schuttbildner der Alpen Gewaltige Schutthange und ebene Schuttflachen im Talbereich wie z B das Wimbachgries am Watzmann zeugen davon Niedrigere Berge im Hauptdolomit sind dagegen oft stark von Wald respektive Latschen bewachsene plumpe weniger eindrucksvolle Berge nbsp Fruher Fussabdruck eines Sauropoden am Tinzenhorn in Graubunden entdeckt 2006 im Hauptdolomit weitere Spuren fanden sich am Piz Mitgel 7 8 Trotz seiner Zerkluftung neigt er wegen seiner geringeren Loslichkeit weniger zur Verkarstung als die meisten Kalksteine es entstehen daher in den Nordalpen klarer strukturierte Kamme und Hange mit gleichmassigerem Boschungswinkel unregelmassige wellige Plateaus sind seltener als in Kalkgebieten Im Dolomia Principale der Sudalpen wo das Gestein weniger gefaltet ist konnen sich bei gunstigem Kluftverlauf eindrucksvolle Berge mit immer wieder auch senkrechten Wanden entwickeln wie die beruhmten Drei Zinnen Fossilfuhrung Bearbeiten Der Hauptdolomit gilt allgemein als fossilarmes Gestein An Makrofossilien finden sich Algen wie Gyropella oder Dasycladaceen Megalodonten oder Schnecken wie Worthenia Auch die Mikrofauna ist relativ arm Ortlich konnen aber massenweise Foraminiferen auftreten Bekannt hingegen sind die Fischfaunen der Seefelder Schichten Hydrogeologie Bearbeiten nbsp Die Steinbachquelle bei Hollenstein an der Ybbs eine Karstquelle im Bereich der vor allem aus Hauptdolomit gebildeten OisbergmuldeDas kluftreiche Gestein ist trotz vergleichsweise geringer Verkarstung mitunter auch fur die Versorgung mit Trinkwasser von Bedeutung Wenn seine Schichtungen durch die alpidische Gebirgsbildung zu grosseren Mulden gefaltet wurden folgt ihnen der Verlauf des Grundwassers so kann auch in unklaren Quellgebieten das unterirdische Einzugsgebiet abgeschatzt werden Vorkommen BearbeitenDer Hauptdolomit findet sich in den Alpen ebenso wie in den Karpaten und Dinariden Nordliche Kalkalpen Bearbeiten Insgesamt ist der Hauptdolomit das flachenhaft bedeutendste Gestein der Nordlichen Kalkalpen Er ist vor allem im westlichen Bereich hochalpin gipfelbildend so in den Lechtaler Alpen dem Lechquellengebirge und den Allgauer Alpen mit bekannten Bergen wie Hochvogel oder Madelegabel Den hochsten Hauptdolomit Gipfel der Nordlichen Kalkalpen stellt die 2889 m hohe Vorderseespitze in den Lechtaler Alpen dar Im Karwendel besteht vor allem die Erlspitzgruppe aus Hauptdolomit An der Rappenspitze im sudostlichen Karwendel wurde die grosste bekannte Machtigkeit des Hauptdolomits von 2200 Metern gemessen Weiter ostlich kommt der Hauptdolomit ebenfalls noch haufig vor besonders in den nordlichen Bereichen der Kalkalpen er taucht aber auch am Sudrand wieder auf In den oberosterreichischen Kalkalpen bildet er hauptsachlich die Kalkvoralpen und der Dachsteinkalk die Kalkhochalpen Er erreicht nicht mehr Machtigkeiten wie etwa im Karwendel so ist er in der Otscherdecke im sudwestlichen Niederosterreich etwa 500 Meter machtig 9 nbsp Oberer Hauptdolomit im Karwendel bei SeefeldGenauere Unterteilungen des Hauptdolomits gibt es fur Raum Seefeld und die Lechtaler Alpen In der Erlspitzgruppe bei Seefeld werden die Formationen Unterer Hauptdolomit Schlossbach Formation Mittlerer Hauptdolomit Freiung Formation Seefelder Schichten Seefeld Formation und Oberer Hauptdolomit Dachsteindolomit unterschieden 10 In den ostlichen Lechtaler Alpen hat W Muller Jungbluth 1970 eine Unterteilung des Hauptdolomits in drei Abschnitte vorgenommen einen Unteren Mittleren und Oberen Hauptdolomit Der Untere Hauptdolomit mit einer Machtigkeit von 250 bis 350 Meter ist gekennzeichnet durch fein geschichtete dunkel bituminose und pyrithaltige Dolomite Der Mittlere Hauptdolomit erreicht mit 400 bis 900 Meter die grosste Machtigkeit ist heller fein bis dicht gebankt und reich an Detritus Der Obere Hauptdolomit erreicht etwa zwei Drittel der Machtigkeit des Mittleren Hauptdolomits Hier findet sich eine grossere Verschiedenheit an Gesteinen wie Brekzienlagen Algenstromatolithe oder Onkolithe Neben einer reicheren Fossilfuhrung Dasycladaceen und Megalodonten finden sich hier auch Trockenrisse oder Regenspuren Zentrale Ostalpen Bearbeiten In den zentralen Ostalpen findet sich Hauptdolomit in diversen Sedimentauflagen auf dem kristallinen Grundgebirge so in den Kalkkogeln oder in den Radstadter Tauern sowie in diversen Fenstern wie dem Semmeringfenster Westliche Ostalpen Bearbeiten In den westlichen Ostalpen Aroser Dolomiten Montafoner Berge Unterengadiner Dolomiten erreicht der Hauptdolomit nur eine vergleichsweise geringe Machtigkeit Es handelt sich um Ablagerungen auf dem kristallinen Grundgebirge der Silvretta Decke Die Gesteine sind haufig durch Deckentransport verfaltet zerschert und zerbrochen Sudalpen Bearbeiten nbsp Die aus Dolomia Principale aufgebauten Drei Zinnen Hauptartikel Dolomia Principale Wahrend im Bereich ostlich des Lago Maggiore die mitteltriadischen Sedimente direkt in jurassische Sedimente ubergehen setzt der Hauptdolomit in der ostlichen Lombardei ein und reicht bis nach Slowenien In den italienischen Sudalpen erreicht der hier als Dolomia Principale bezeichnete Hauptdolomit Machtigkeiten bis zu 3000 Meter 11 Nichtsdestoweniger wird er hier als Formation gefuhrt Ortlich werden aber einige Members definiert so in der Brenta der durch Brekzien charakterisierte Membro di Malga Flavona Wie auch in den Nordalpen wird der Hauptdolomit im Allgemeinen von karnischen Sedimenten unterlagert in der Lombardei von der Formazione di Castro Sebino weiter ostlich von Raibler Schichten In den Sudalpen bestehen unter anderem grosse Teile der Brenta das obere Stockwerk der Sella oder die Drei Zinnen aus Hauptdolomit Apennin Bearbeiten Im Apennin kommt der Dolomia Principale im zentralen und sudlichen Teil vor Im Massiv des Gran Sasso d Italia erreicht er Machtigkeiten um die 600 Meter Verwendung BearbeitenDer Hauptdolomit wird da er billig und etwas harter als Kalk ist als Baumaterial z B als Untergrund fur den Strassenbau verwendet auch als Streusplitt fur Gehwege ist er bekannt Die Sprodigkeit des Gesteins lasst allerdings nur wenige Anwendungen als Schotter im technischen Sinn zu Siehe auch BearbeitenLofer ZyklothemLiteratur BearbeitenAlexander Tollmann Analyse des klassischen nordalpinen Mesozoikums Stratigraphie Fauna und Fazies der Nordlichen Kalkalpen Teil II der Monographie der Nordlichen Kalkalpen Verlag Deuticke Wien 1976 ISBN 3 7005 4412 X Jurg Meyer Geologie und Gesteine In Manfred Hunziker Ringelspitz Arosa Ratikon Alpine Touren Bundner Alpen Verlag des SAC 2010 ISBN 978 3 85902 313 0 S 31 ff Martin Fellehner Der Hauptdolomit als Grundwasserleiter in den Nordlichen Kalkalpen Dissertation Philipps Universitat Marburg 2003 Abstract und PDF uni marburg de Kartenwerk Stratigraphische Tabelle von Osterreich 2004 pdf 381 kB auf geologie ist alles at Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Main Dolomite Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hauptdolomit In geopal at Auszuge aus Nachschlagewerken Einzelnachweise Bearbeiten Carl Wilhelm von Gumbel Untersuchungen in den bayerischen Alpen zwischen Isar und Salzach In Jahrbuch der Geologischen Reichsanstalt Jahrgang 7 S 146 151 Richard Lepsius Einteilung der alpinen Trias und ihr Verhaltnis zur Ausseralpinen In Jahrbuch der Min Geol Paleont Stuttgart 1876 S 742 744 Donato A Donofrio Rainer Brandner Werner Poleschinski Conodonten der Seefeld Formation Ein Beitrag zur Bio und Lithostratigraphie der Hauptdolomit Plattform Obertrias westliche Nordliche Kalkalpen Tirol In Geologisch Palaontologische Mitteilungen Innsbruck 2003 Band 26 S 91 107 PDF Datei Vergl Nikolaus Froitzheim Geologie der Alpen Teil 1 Allgemeines und Ostalpin 2 1 Offnung und Schliessung des Meliata Ozeans Vorlesungsskript Uni Bonn 2011 online auf uni bonn de Andreas Ebert Die Entwicklung der Alpen Praalpidische Entwicklung und Mesozoische Entwicklung in Sudosteuropa Auszug einer Diplomarbeit Mai 2001 private Webseite des Autors a b Nikolaus Froitzheim Geologie der Alpen Teil 1 Abb 3 2 Perm und Trias der Nordlichen Kalkalpen kp hd dkl im Abschnitt 3 3 Tektonik der Nordlichen Kalkalpen Spektakulare Fossil Funde in der Schweiz 1 2 Vorlage Toter Link www swissinfo org Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2023 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis swissinfo 10 Oktober 2007 15 38 abgerufen am 2 Marz 2015 Projekt Dinosaurs grischuns abgerufen am 2 Marz 2015 Erich Thenius Niederosterreich Geologie der osterreichischen Bundeslander in kurzgefassten Einzeldarstellungen 2 erweiterte Auflage Wien 1974 S 120 Donato A Donofrio Rainer Brandner Werner Poleschinski Conodonten der Seefeld Formation Ein Beitrag zur Bio und Lithostratigraphie der Hauptdolomit Plattform Obertrias westliche Nordliche Kalkalpen Tirol In Geologisch Palaontologische Mitteilungen Innsbruck 2003 Band 26 S 91 107 uibk ac at PDF Riccardo Assereto Pompeo Casati Revisione della stratigrafia permo triassica della Val Camonica meridionale Lombardia In Riv It Paleont Strat v 71 n 4 Milano 1965 S 999 1097 Normdaten Sachbegriff GND 4731128 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauptdolomit amp oldid 234036400