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Der Dachsteinkalk ist eine karbonatische Schichtenfolge die vor allem in den Nordlichen Kalkalpen sowie den ostlichen Sudalpen Julische Alpen vorkommt Es handelt sich um hellgraue bis weissliche manchmal auch rotliche sowie relativ reine Kalksteine Der Dachsteinkalk wird in zwei verschiedene Fazies unterteilt den Bankkalk und den Riffkalk Gebankter Dachsteinkalk des Ramesch Totes GebirgeDer Dachstein Pionier und Naturforscher Friedrich Simony beschrieb das Gestein erstmals im 19 Jahrhundert und benannte es nach dem aus diesem Gestein bestehenden Dachstein Inhaltsverzeichnis 1 Alter 2 Ablagerungsmilieu 3 Bankkalk 4 Riffkalk 5 Vorkommen 6 Fossilien 7 Karsthydrologie 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseAlter Bearbeiten nbsp Spaltenfullungen mit Hierlatzkalk Spitzmauer Totes Gebirge OsterreichDer Dachsteinkalk ist vor etwa 217 bis 200 Mill Jahren in der Obertrias entstanden In einem Zeitraum von etwa 10 bis 15 Millionen Jahren lagerte sich Kalkmaterial bis zu einer Schichtdicke von einem Kilometer ab Die Ausbildung dieses Gesteins begann im Karn allgemein setzte die Hauptsedimentation jedoch erst im Nor ein so dass er den oberen beiden Dritteln des oberen Alpenkalkes entspricht Seine Sedimentation endete gegen Ende des Rhat vor etwa 200 Millionen Jahren an der Zeitenwende Trias Jura Nach der Ablagerung des Dachsteinkalkes wurde der Meeresboden durch Dehnungstektonik zerbrochen und in den entstandenen Spalten des Meeresgrundes so genannten Neptunian Dikes wurden jungere Rotkalke aus der Zeit des unteren Jura abgelagert Diese Spaltenfullungen kommen innerhalb des Dachsteinkalkes haufig vor und sind durch ihre violettrote Farbung sehr auffallig Ablagerungsmilieu BearbeitenZur Ablagerungszeit des Dachsteinkalkes war der Ostalpenraum ein von der Festlandskuste abgesetzter Flachmeerbereich in subtropischen Breiten am Sudrand der westlichen Tethys Die Ostalpen boten aufgrund der damals tropischen Lage etwa vergleichbar mit der heutigen Karibik ideale Lebensbedingungen fur die Riffbildung und eine reichhaltige Lagunenfauna Beide Faziestypen des Dachsteinkalks sind in relativ flachem Meerergebiet Epipelagial mit euphotischen Bedingungen entstanden Das Vorkommen von Flachwasserfossilien in Lebendstellung im gesamten Schichtkomplex des Dachsteinkalks bezeugt dass Sonnenlicht in wesentlichen Mengen den Meeresboden erreichte Der Untergrund muss sich wahrend der Ablagerung des Dachsteinkalks standig abgesenkt haben denn auch die unterste Schicht des kilometerstarken Gesteinsstapels ist im Flachmeer entstanden Diese uber viele Jahrmillionen vergleichsweise stabilen Sedimentationsbedingungen haben den homogenen Aufbau der Dachsteinmassen zur Folge Zwischen den beiden Faziestypen Bankung der Lagunen und Riffstrukturen gibt es Ubergange ebenso zu der in tieferem Wasser entstandenen Fazies der Hallstatter Kalke epipelagiale Becken sowie der Fazies des Hauptdolomits der wohl Wattenmeerbereiche markiert Tidalfazies Die noch dem Nor zuzurechnende Ubergangsfazies vom Hauptdolomit ist der Plattenkalk Im Hochschwab am Ostrand der Dachstein Formation ist der Ubergang des Riffes uber den Schutthang des Vorriffs in eine sudlich gelegene Beckenfazies Aflenzer Kalk sehr gut erhalten Der Aflenzer Kalk ist dunkel dunnbankig mergelig und kieselig und wird ebenso wie der gleichaltrige Teil der Hallstatter Kalke nicht als Dachsteinkalk bezeichnet Die Gosauer Schichten Erosionssediment der Oberkreide das in die Kalkalpen eingebacken ist belegen dass die Kalkalpen zwischenzeitlich wieder gehoben wurden und Archipel artig aus dem Meer ragten bevor mit dem Juvavikum eine weitere Flachwasserphase folgt Der Beginn dieser Hebungsphase durfte das Ende des Aufbaus der Dachsteinkalke markieren Bankkalk BearbeitenDie am weitesten verbreitete Fazies des Bankkalkes oder des gebankten Dachsteinkalkes ist ein sehr deutlich geschichteter Kalk mit einer sehr groben Ablagerungsstruktur im Meter bis Zehn Meter Bereich Es handelt sich um die Reste der Lebewesen in einem Lagunenbereich Insbesondere die norische Ubergangsfazies zum Hauptdolomit Tidalfazies des Karnium wird auch Plattenkalk genannt 1 Der Bankkalk ist das machtigste Schichtglied im Dachsteinkalk er ist sehr widerstandsfahig und fest Die massiven Kalkbanke bis etwa 20 Meter Dicke sind aus Kalk von sandig bis schlammiger Korngrosse Zehntel Millimeter bis Mikrometer Bereich entstanden In ihnen finden sich haufig die Reste von sehr grossen Muscheln den Megalodonten Kurzzeitige Anderungen der Ablagerungsbedingungen etwa verstarkte Einschwemmung von tonigerem und feinstkornigem Material durch die Flusse fuhrt zu feinen Storungen in der sonst kompakten Masse Diese bilden mechanische oder mineralogische Strukturgrenzen in der Rekarbonatisierung der Kalkmasse die sich durch Losung und Ausfallung unter Druck homogen verfestigt Die Trennfugen der Kalkbanke bestehen aus bis 1 Meter starken Zwischenlagen aus Dolomit magnesitischen Karbonaten mit millimeterfeiner Schichtung manchmal aus dunnplattig brechenden Kalken Wiederholung der Ablagerungsstruktur im kleinen und stellenweise Mergeln Das unterschiedliche mechanische Verhalten dieser bruchigeren Zwischenschichten fuhrt zu der stufig gebanderten Struktur der Berge Die Schichtplatten des Kalksteins sind wegen ihrer Machtigkeit und der klaren Abgrenzung der Einzelbanke untereinander aus grosser Entfernung zu erkennen Diese klar abgegrenzte Schichtungsstruktur entsteht durch den rhythmischen Wechsel der verschiedenen Gesteinstypen im Bankkalk Der rhythmische Wechsel einzelner Schichtglieder Zyklothem im Dachsteinkalk wurde von dem amerikanischen Geologen Alfred G Fischer als Lofer Zyklothem beschrieben Er erklart die Lofer Zyklotheme durch Meeresspiegelschwankungen im Rhythmus von mehreren 1 000 Jahren Die ursprunglich horizontale Schichtung findet sich beispielsweise in den kompakten Kalkstocken des Dachsteinmassivs oder dem Toten Gebirge andernorts kann sie verkippt steil gestellt und verfaltet oder verworfen sein nbsp Rote Scherben DachsteingebirgeIm gebankten Dachsteinkalk finden sich manchmal unregelmassig geformte zentimeter bis mehrere Dezimeter grosse rot ockergelb gestreifte Ausfullungen von Losungshohlraumen Aber auch Hohlraume von Fossilienschalen z B von Megalodonten die durch Kalklosung entstanden sind konnen gefullt sein Die Ursache fur diese als Rote Scherben bezeichneten Bildungen ist das temporare Trockenfallen riesiger Flachmeerbereiche das unmittelbar nach der Diagenese der kalkigen Ablagerungen zu ihrer Verkarstung fuhrte Palaokarst Das tonig siltige Material stammt von verschwemmten roten Bodenbildungen die auf Inseln durch die Kalklosung im trockengefallenen Dachsteinkalk gebildet wurden Derartige Bodenbildungen entstehen auch heute noch in tropischen Karst Gebieten 2 Riffkalk BearbeitenDer zweite Gesteinstyp des Dachsteinkalkes ist der Riffkalk Er ist gleich alt mit dem Bankkalk und wird auch als Hochgebirgskorallenkalk bezeichnet Bei Riffkalken handelt sich um Korallenriffe die sich meerseitig an den Lagunen aufgebaut haben Dieser Typ ist nicht so weit verbreitet wie der Bankkalk und tritt vor allem an der Sud oder Sudostseite einiger Gebirgsstocke auf so etwa am Hochkonig am Hohen Goll im Tennen und Hagengebirge und am Westrand des Dachsteingebirges Der grosste Teil des anscheinend ungeschichteten Riffkalks Massenkalk besteht aus Riffschutt was an der ungeordneten Position vieler der Korallenstocke und riffbildenden Algenmatten erkennbar ist Die Fossilien waren vor der Ablagerung im Riff vergesellschaftet sind durch Brandung oder Erdbeben davon abgebrochen und wurden im Riffschutt weiter unten vor dem Riffabfall in grosseren zusammenhangenden Blocken einzementiert Nur in wenigen Bereiche des Riffes sind die Riffbildner in Lebensstellung erhalten Diese Bereiche werden als Riffkerne bezeichnet und stellen Reste des ursprunglichen Riffkomplexes dar Im Gollmassiv ist der Ubergang vom Vorriff bis zur gebankten Riffruckseite bis in die Lagunenfazies dokumentierbar 3 Im Unterschied zum Bankkalk ist der Riffkalk von steilstehenden Bruchen und Kluften durchzogen was geomorphologisch zum Aufbau von Turmen und dem Riffverlauf folgenden schroffen Graten fuhrt Mandlwande am Hochkonig Gosaukamm und Bischofsmutze Vorkommen Bearbeiten nbsp Das namensgebende DachsteinmassivIn den Nordlichen Kalkalpen findet der Dachsteinkalk sich in allen hoheren Bergmassiven von der Ostgrenze Tirols ostwarts Aus diesem Gestein sind die Gipfelbereiche von breiten Gebirgsstocken gebaut wie etwa Loferer und Leoganger Steinberge Watzmann Steinernes Meer Hochkonig Hagengebirge Tennengebirge Dachsteingebirge Totes Gebirge Gesause oder Hochschwab Im westlichen Teil der Nordlichen Kalkalpen dagegen findet sich anstatt des Dachsteinkalkes der gleich alte Hauptdolomit In den Sudalpen kommt Dachsteinkalk nur in den Julischen Alpen vor weiter westlich ist dort die gleich altrige Gesteinsserie dolomitisiert und wird als Dachsteindolomit oder ebenfalls als Hauptdolomit bezeichnet Zwischen den einzelnen Gebirgen aus Dachsteinkalk befinden sich sehr oft Schichtfolgen mit andersartiger Ausbildung bei gleichem Alter die Hallstatter Kalke so dass das Vorkommen unterbrochen ist Ausserhalb von Osterreich werden Gesteine aus Ungarn als Dachsteinkalk bezeichnet welche in dem Gebirgszug nordlich des Plattensees zur Donau aufgeschlossen sind Balaton felvidek Vorkette des Bakonygebirges Weitere dem Dachsteinkalk ahnliche Gesteine werden aus Westsizilien Nordkalabrien dem sudlichen Balkan und der sudlichen Turkei erwahnt beispielsweise die Aladaglari nordlich von Adana als hochste Berggruppe des Mittleren Taurus In Neuguinea ist die Carstensz Pyramide mit knapp 5000 Metern Meereshohe der hochste Berg der australischen Kontinentalplatte aus Kalkstein vom Typ Dachsteinkalk aufgebaut Fossilien Bearbeiten nbsp Megalodonten Totes GebirgeTypische Fossilien im Bankkalk sind die sogenannten Megalodonten eine als Dachstein Bivalven bezeichnete Gruppe von Riesenmuscheln die mit mehreren Gattungen wie Neomegalodus und Conchodus vertreten ist Im Volksmund werden sie als Kuhtritte bezeichnet da die beiden Schalen im Allgemeinen noch beisammenliegen und somit an der Gesteinsoberflache einen hufartigen oder herzformigen Querschnitt zeigen Weiterhin haufig und unter Sammlern bekannt ist die fruher mit dem Namen Thecosmilia benannte Korallengruppe die heute in mehrere Gattungen aufgeteilt ist unter anderem Thecosmilia Retiophyllia 4 Der haufigste Typ hat etwa bleistiftdicke Stangel und bildet manchmal mehrere Dezimeter grosse Stocke Die Koralle kommt haufig im Riffkalk vor ist jedoch selten im Bankkalk Aus dem Dachsteinkalk sind noch viele andere Fossilien beschrieben worden darunter Schnecken und Fischreste Anfang der 1980er Jahre wurden auf einer Schichtflache des gebankten Dachsteinkalks im Toten Gebirge gut erhaltene Knochenreste des krokodilahnlichen Phytosauriers Mystriosuchus steinbergeri gefunden Der Fund kann im Naturhistorischen Museum in Wien besichtigt werden Die genaue Biostratigraphie des Dachsteinkalkes wird anhand von Foraminiferen durchgefuhrt Karsthydrologie BearbeitenDer Dachsteinkalk bildet durch seine kompakten bis zu 2 Kilometer machtigen Massen heute wuchtige Bergmassive teils mit ausgepragten Hochplateaus Bank und Riffkalke mit ihren jeweils primar waagrechten respektive senkrechten Storungen bilden ein hochkomplexes dreidimensionales Netzwerk von Wasserwegen Durch die Wasserloslichkeit des Kalkes sind diese vielfaltig ausgearbeitet Daher sind die Gipfelfluren der Dachsteinkalk Gebirge weitgehend ohne Oberflachenwasser also extrem verkarstet und die Stocke von ausgedehnten und vielgestaltigen Hohlensystemen durchzogen Zu diesen gehoren etliche der umfangreichsten Hohlensystem der Alpen Schonberg Hohlensystem im Toten Gebirge langste Hohle Osterreichs Hirlatzhohle im Dachstein Dachstein Mammuthohle Lamprechtsofen in den Leoganger Steinbergen tiefste Hohle Osterreichs Monsterhohle Kolkblaser System im Steinernen Meer Eisriesenwelt im Tennengebirge alle unter den ca 50 tiefsten langsten bekannten Hohlensystemen der Erde 5 Eisriesenwelt grosste Eishohle der Welt und Dachstein Eishohle sind ebenso bemerkenswert wie etwa die kraftig schuttende Koppenbrullerhohle im Dachsteinstock Literatur BearbeitenHeinrich Zankl Der Hohe Goll Aufbau und Lebensbild eines Dachsteinkalk Riffes in der Obertrias der nordlichen Kalkalpen Abhandlungen der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft Band 519 123 Seiten 74 Abbildungen 15 Tafeln Frankfurt 1969 Alfred G Fischer The Lofer Cyclothems of the Alpine Triassic Kansas Geol Surv Bull 169 S 107 149 Topeka 1964 Harald Lobitzer Geologische Spaziergange Ausseerland Salzkammergut Hrsg Verlag der Geologischen Bundesanstalt in Wien mit dem Kammerhofmuseum Bad Aussee Wien 2011 ISBN 978 3 85316 063 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dachsteinkalk Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Die Entstehung der Alpen Die Lage der Kontinente kurz nach dem Ende der Dachsteinkalksedimentation Originalartikel von A G Fischer zur Bankkalkfazies des Dachsteinkalkes en Einzelnachweise Bearbeiten Gebietsweise wird diese Bezeichnung sogar bevorzugt so im Bajuvarikum der oberosterreichischen Voralpen die hochlagunar dunner gebankt und von anderem Fossilieninhalt sind als der eigentliche Dachsteinkalk Michael Moser Bericht 2014 uber geologische Aufnahmen des Hirschwaldstein Zuges der Ternberg Decke zwischen Micheldorf und Molln auf Blatt 4201 Kirchdorf an der Krems In Jahrbuch der Geologischen Bundesanstalt 154 2014 S 357 Sp 2 Bezuglich der Ansprache als Plattenkalk ganzer Artikel S 354 357 zobodat at PDF Harald Lobitzer Geologische Spaziergange Ausseerland Salzkammergut S 17 Lit Zankl 1969 Upper Triassic reef fauna from the Quesnel terrane central British Columbia 1 2 Vorlage Toter Link paleobackup nceas ucsb edu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Auswertung bei The Paleobiology Database en Abgerufen am 10 Dezember 2007 Die langsten und tiefsten Hohlen der Welt Recherchiert von Martin Roubal Landesverein fur Hohlenkunde in Wien und Niederosterreich Stand Janner 1999 abgerufen auf schulen eduhi at im September 2013 Osterreichische Hohlen sind rot markiert erganzt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dachsteinkalk amp oldid 237471075