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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gondwana Begriffsklarung aufgefuhrt Gondwana auch Gondwanaland oder seltener Gondwania war ein erdgeschichtlicher Grosskontinent der fast uber das gesamte Phanerozoikum das heisst uber annahernd 500 Millionen Jahre die sudliche Hemisphare dominierte Vom spaten Karbon bis in den Jura bildete Gondwana uber einen Zeitraum von etwa 150 Millionen Jahren den Sudteil des Superkontinents Pangaea Dieser umfasste im Perm unter Einbeziehung der Schelfmeere eine Flache von etwa 138 Millionen km mit einem Anteil Gondwanas von 73 Millionen km 1 Die Grosskontinente Laurasia und Gondwana in der Trias etwa vor 200 Millionen JahrenMindestens zweimal bildete Gondwana gemeinsam mit den nordlicher gelegenen Kontinentalschollen Laurasias einen Superkontinent mit dem proterozoischen Rodinia vor etwa einer Milliarde Jahren und der palaozoischen Pangaea vor 300 Millionen Jahren Die Existenz Gondwanas gilt als definitiv gesichert und wird uberwiegend mit Fokus auf das Phanerozoikum von einer Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten unter palaogeographischen geologischen biologischen und klimatischen Aspekten behandelt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Geologischer Uberblick 3 Klima Geographie und Vegetation 3 1 Palaozoikum 3 2 Mesozoikum 3 3 Kanozoikum 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseNamensgebung Bearbeiten1861 wurde vom osterreichischen Geologen Eduard Suess fur den Urkontinent der Name Gondwana vorgeschlagen Der Name stammt von der Region Gondwana in Zentralindien von Sanskrit ग ण डवन IAST goṇḍavana Wald der Gonds nach dem indischen Volk Das Adjektiv gondwana wird in der Biogeographie zur Beschreibung von Verteilungsmustern lebender Organismen verwendet die nur in zwei oder mehr der jetzt raumlich getrennten Regionen vorkommen die einst Teil Gondwanas waren einschliesslich der eingeschrankten antarktischen Flora Zum Beispiel ist die Familie der Silberbaumgewachse Proteaceae nur im sudlichen Sudamerika in Sudafrika und Australien bekannt sie ist deshalb gondwana verteilt Geologischer Uberblick Bearbeiten nbsp Mit Hilfe der hier farbig markierten palaobiogeographischen Verbreitungsgebiete von Cynognathus Mesosaurus Glossopteris und Lystrosaurus lasst sich die Anordnung heute getrennter Kontinente zu Gondwana rekonstruieren nbsp Kratone in West GondwanaGondwana umfasste die damals in einer Landmasse vereinigten Kontinente beziehungsweise Kratone von Sudamerika Afrika Antarktika Australien Arabien Madagaskar Neuguinea Zealandia und Indien Der Kontinent entstand im spaten Neoproterozoikum System Ediacarium vor rund 600 Millionen Jahren durch die Kollision von Ost und Westgondwana bzw aus den fragmentierten Landmassen des nach erdgeschichtlichem Massstab kurzlebigen Superkontinents Pannotia im Zuge der Pan Afrikanischen Orogenese Lange Zeit in Sudpolnahe liegend verschmolz Gondwana im Oberkarbon vor ca 310 Millionen Jahren aufgrund einer nordwarts verlaufenden Drift mit dem damaligen nordamerikanisch skandinavischen Kontinent Laurussia und dem Kraton Asiens zum Superkontinent Pangaea Die Verbindung Gondwanas mit Nordamerika blieb bis in den fruhen Jura bestehen Danach existierte Gondwana wieder als eigenstandiger Grosskontinent der allerdings vor etwa 150 Millionen Jahren gegen Ende des Juras seinerseits erste Auflosungserscheinungen zeigte und zwar zunachst zwischen Afrika und Madagaskar zuletzt durch die Abtrennung Antarktikas von Australien und Sudamerika Klima Geographie und Vegetation BearbeitenPalaozoikum Bearbeiten nbsp Ost Gondwana Orogene und Kuunga OrogeneIm Laufe des Phanerozoikums wurde Gondwana zweimal weitraumig von Gletschern und Eisschilden bedeckt das erste Mal wahrend des Ordovizischen Eiszeitalters auch Hirnantische Eiszeit oder Anden Sahara Eiszeit Dieses begann vor rund 460 Millionen Jahren im Oberen Ordovizium erreichte seinen Hohepunkt auf der letzten ordovizischen Stufe des Hirnantiums und endete im Unteren Silur vor 430 Millionen Jahren Anhand glazialer Ablagerungen konnte die Drift und die Bewegungsrichtung des Grosskontinents uber die sudpolaren Regionen in chronologischer Abfolge rekonstruiert werden Der Kernbereich der Vereisung konzentrierte sich vor 450 bis 440 Millionen Jahren auf die Arabische Platte und anschliessend auf die heutige Sahara wanderte dann westwarts uber die damals durchgehende Landverbindung in Richtung Sudamerika Brasilien und unteres Amazonasgebiet und erfasste vor 430 Millionen Jahren in abgeschwachter Form die Region der noch nicht vorhandenen Andenkette Wahrend des Permokarbonen Eiszeitalters auch Karoo Eiszeit wurde Gondwana erneut zum Zentrum grossflachiger Vereisungen Die erste chronostratigraphische Stufe des Karbons das Tournaisium verzeichnete nach einer kurzen Erwarmungsphase einen stetigen Abkuhlungstrend der sich im weiteren Verlauf verstarkte und besonders im heutigen sudlichen Afrika sowie in Sudamerika erste Gletscherbildungen bewirkte Im Zuge einer zweiten Vereisungsphase im Pennsylvanium vor 318 bis 299 Millionen Jahren dehnten sich die Eisschilde auf die Kratone von Indien und Australien aus ehe wahrend des Dwyka Glazials bis vor 280 Millionen Jahren das sudliche Afrika abermals vergletscherte Das Permokarbone Eiszeitalter war das zweitlangste Eiszeitalter der Erdgeschichte Es umfasste einen grossen Teil des Karbons und endete im Mittleren Perm vor etwa 265 Millionen Jahren 3 Die uber viele Jahrmillionen nur wenig veranderte Position Gondwanas im Bereich der Antarktis war ein wesentlicher Klimafaktor fur die Entstehung der beiden palaozoischen Glazialperioden da Eisbildungen auf dem Festland generell stabiler und voluminoser sind als uber dem offenen Meer und sich durch den Prozess der Eis Albedo Ruckkopplung weiter verstarken nbsp Der Superkontinent Pangaea im Unterperm vor ca 280 Millionen JahrenIn den letzten 10 bis 15 Millionen Jahren des Karbons wechselten in rascher Folge verschiedene Klimazustande mit ausgepragten Schwankungen der CO2 Konzentration zwischen 150 und 700 ppm und entsprechenden Fluktuationen des Meeresspiegels Glazialeustasie 4 Durch zunehmend aride Klimabedingungen erfolgte im spaten Karbon die Dezimierung der aquatorialen Regenwalder und ebenso verschwanden viele Feucht und Sumpfgebiete 5 6 Wahrend des Ubergangs vom Karbon zum Perm entstanden neue Waldbiotope die an ein kuhleres und trockenes Klima mit jahreszeitlich bedingten Temperaturschwankungen angepasst waren Ein Beispiel fur diesen Wandel ist die kalteresistente und laubabwerfende Glossopteris Flora im sudlichen Teil von Gondwana die sich dort zu einem weit verbreiteten Pflanzentypus entwickelte Charakteristisch fur Gross und Superkontinente sind ein ausgepragtes Kontinentalklima mit einer Jahres Temperaturamplitude bis 50 C umfangreiche Trocken und Wustengebiete im Landesinneren sowie eine gering ausgepragte Artenvielfalt im Faunenbereich 7 Als sich im Oberkarbon die Grosskontinente Laurussia und Gondwana zum Superkontinent Pangaea und damit zu einer riesigen Festlandsbarriere zusammengeschlossen hatten stockte der Wasser und Warmeaustausch der aquatorialen Meeresstromungen Dafur stromte verstarkt antarktisches Kaltwasser an den Kusten Gondwanas entlang nach Norden Mesozoikum Bearbeiten source source source source source source source source source source source source source source track Video zur Entstehung Neuseelands zeigt anfangs Pangaea Tethysmeer Gondwana und LaurasiaNachdem sich im Unterperm mit Sibiria die letzte separate Landmasse mit Pangaea vereinigt hatte herrschte uber die weitere Dauer der Periode abgesehen von spaten Auslaufern der Variszischen Orogenese eine Phase relativer tektonischer Ruhe Umschlossen vom weltumspannenden Panthalassa Ozean und der riesigen Meeresbucht der Neotethys im Osten Pangaeas anderte sich bis auf die Abspaltung einiger Terran Gruppen am Erscheinungsbild des Superkontinents uber Jahrmillionen nur wenig Mit Beginn des Mesozoikums Erdmittelalter kam es im stratigraphischen System der Trias zu ersten Anzeichen tektonischer Aktivitaten die sich an der Trias Jura Grenze 201 3 mya erheblich verstarkten Entlang der Plattenrander des heutigen Nordamerikas und Europas entstanden ausgedehnte bis nach Nordafrika reichende Grabenbruche mit ersten marinen Ingressionen Aus dieser Entwicklung hin zur allmahlichen Offnung des spateren Zentralatlantiks resultierte die Entstehung der 11 Millionen km umfassenden Zentralatlantischen Magmatischen Provinz englisch Central Atlantic Magmatic Province abgekurzt CAMP 8 Dieser geologische Prozess hatte gravierende Folgen fur Atmosphare Klima und Biosphare und gilt allgemein als primare Ursache fur das zeitgleich auftretende Massenaussterben mit einem Artenschwund um 70 Prozent 9 Weitere vulkanische Aktivitatszentren entstanden im Gebiet von Sudafrika und Proto Antarktika in Form der Karoo Ferrar Magmaausflusse mit einer Hauptphase im Mittleren Jura Diese Ereignisse waren mit einer stark erhohten Ozeanbodenspreizungsrate verbunden hatten nachhaltige klimatische Auswirkungen und fuhrten in der Folge zu rasch verlaufenden Erwarmungs und Abkuhlungsphasen 10 Ebenfalls im Mittleren Jura spaltete sich Madagaskar von Afrika ab wahrend die Loslosung der Indischen Platte in der Oberkreide vor 90 Millionen Jahren stattfand Kanozoikum Bearbeiten Mit der zunehmenden Destabilisierung Gondwanas verlagerte sich Afrika im Zuge der Kontinentalverschiebung in Richtung Europa was zur Auffaltung der Alpen fuhrte wahrend die vergleichsweise rasche Verschmelzung der Indischen Kontinentalplatte mit der Eurasischen Platte im Palaogen den Himalaya entstehen liess Dieser noch nicht abgeschlossene rezente Vorgang wird Alpidische Orogenese genannt Am Beginn der Erdneuzeit Kanozoikum existierte mit den durch Landbrucken verbundenen Kontinentalplatten von Australien Antarktika und Sudamerika noch ein relativ umfangreicher Rest des fruheren Grosskontinents Dessen endgultiger Zerfall setzte vor rund 45 Millionen Jahren ein als sich Australien von Antarktika loste unter gleichzeitiger Entstehung der Tasmanischen Passage Vor 34 Millionen Jahren begann sich als Folge plattentektonischer Verschiebungen zwischen Antarktika und Sudamerika die heute 480 Seemeilen breite Drakestrasse unter fortlaufender Vertiefung zu offnen 11 Dadurch entstand im Sudpolarmeer der Antarktische Zirkumpolarstrom der den Atlantik mit dem Pazifischen Ozean verband Antarktika in der Folge von der Zufuhr warmeren Meerwassers abschnitt und zu einem deutlichen Klimawandel in dieser Region fuhrte Parallel dazu setzte eine weltweite Abkuhlung an Land und in den Meeren ein Die bei einem CO2 Schwellenwert um 600 ppm beginnende Vereisung der nunmehr thermisch und geographisch isolierten sudpolaren Festlandsbereiche im fruhen Oligozan markierte nicht nur den Beginn des Kanozoischen Eiszeitalters 12 sondern zog auch einen unwiderruflichen Schlussstrich unter die 600 Millionen Jahre wahrende Geschichte Gondwanas Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Laurasia and Gondwana Sammlung von Bildern Animation die das Auseinanderdriften von Gondwana zeigt englisch Eine weitere Animation des Vorgangs englisch Einzelnachweise Bearbeiten Spencer G Lucas Joerg W Schneider Giussepe Cassinis Non marine Permian biostratigraphy and biochronology an introduction In Spencer G Lucas Giuseppe Cassinis Joerg W Schneider Hrsg Non Marine Permian Biostratigraphy and Biochronology Special Publications Band 265 The Geological Society of London London 2006 Print ISBN 978 1 86239 206 9 S 1 14 abgerufen am 19 Januar 2017 PDF 4 2 MB englisch Ronald C Blakey Gondwana paleogeography from assembly to breakup A 500 my odyssey In Resolving the Late Paleozoic Ice Age in Time and Space Geological Society of America Special Paper 441 Januar 2008 Isabel P Montanez Neil J Tabor Deb Niemeier William A DiMichele Tracy D Frank Christopher R Fielding John L Isbell Lauren P Birgenheier Michael C Rygel CO2 Forced Climate and Vegetation Instability During Late Paleozoic Deglaciation In Science 315 Jahrgang Nr 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