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Mesosaurus ist eine ausgestorbene Reptilien Gattung aus der Zeit des fruhen Perms Artinskium vor 290 bis 279 Millionen Jahren Mesosaurus war aquatisch und konnte sich wahrscheinlich nicht besonders gut an Land fortbewegen Er lebte an und in einem ausgedehnten See oder Binnenmeer der oder das sich uber das heutige sudliche Afrika und ostliche Sudamerika erstreckte MesosaurusSkelett in Kalkstein der Irati Formation Parana Becken Brasilien im Museo Geominero in MadridZeitliches AuftretenUnterperm Artinskium 290 bis 279 Mio JahreFundortesudliches Afrika Sudafrika Namibia Sudamerika Brasilien Uruguay SystematikLandwirbeltiere Tetrapoda Amnioten Amniota Sauropsida Sauropsiden Parareptilien Parareptilia MesosauridaeMesosaurusWissenschaftlicher NameMesosaurusGervais 1865 1 ArtMesosaurus tenuidens Gervais 1865Die Reptilien Familie in welche Mesosaurus gestellt wird die Mesosauriden sind nach heutigem Kenntnisstand die ersten amniotischen d h von Gewassern prinzipiell unabhangig fortpflanzungsfahigen Landwirbeltiere die zu einer nahezu rein aquatischen Lebensweise zuruckkehrten eine Entwicklungsrichtung die im weiteren Verlauf der Erdgeschichte noch zahlreiche andere Linien der Amnioten einschlugen u a Sauropterygier Thalattosaurier Pinguine Robben Zudem sind sie die einzigen sekundar aquatischen Amnioten des fruhen Perms Erst im spaten Perm etwa 20 Millionen Jahre nach den Mesosauriern erscheinen mit einigen Vertretern der Younginiformes z B Acerosodontosaurus und Hovasaurus einer moglicherweise paraphyletischen Gruppe fruher Diapsiden die geologisch nachstjungeren Formen im Fossilbericht Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Merkmale 2 1 Schlafenfenster 3 Lebensweise 3 1 Ernahrung 3 2 Fortpflanzung 4 Systematik 5 Vorkommen und Fossilerhaltung 6 Mesosaurus und die Plattentektonik 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksEtymologie BearbeitenDer Name Mesosaurus ist zusammengesetzt aus den altgriechischen Wortern mesos mesos mittel und saῦros sauros Eidechse bedeutet folglich soviel wie mittlere Echse Der Name wurde 1865 vom franzosischen Naturforscher Paul Gervais gepragt 1 der damit zum Ausdruck bringen wollte dass er einzelne Merkmale des Skelettes von Mesosaurus bei zahlreichen sowohl seinerzeit bereits bekannten fossilen als auch rezenten Reptilien wiederfand und die Gattung daher eine Zwischenstellung einnehme Merkmale Bearbeiten nbsp Lebendrekonstruktion von MesosaurusMesosaurus war ein verhaltnismassig kleines schlankes Reptil das eine Lange von bis zu einem Meter erreichte Die meisten gefundenen Exemplare weisen jedoch nur eine Lange von etwa 40 Zentimetern auf Die Kiefer sind sehr schmal und stark verlangert etwa so wie bei heutigen Gavialen Sie sind mit einer Vielzahl nadelformiger und z T sehr langer Zahne bestuckt deren Spitzen zu Lebzeiten relativ stark nach aussen gerichtet waren sodass die Zahne schrag im Kiefer standen Der Hals besitzt 12 Wirbel und ist verlangert was vermutlich die Bewegungsfreiheit des Kopfes erhohte Als Anpassung an die aquatische Lebensweise besassen sie einen abgeplatteten Ruderschwanz fur den Vortrieb im Wasser ahnlich wie ihn die heutigen Krokodile besitzen Da die Gliedmassen nicht wie bei Landbewohnern vorwiegend dazu dienten den Rumpf an Land zu tragen sind die Knochen in den Hand und Fusswurzeln der Mesosauriden leicht reduziert Zudem sind Hande und Fusse paddelartig ausgebildet und die Fusse sind relativ gross und dienten vermutlich ebenfalls dem Vortrieb Wahrscheinlich spannten sich zwischen den Fingern und Zehen Schwimmhaute moglicherweise bildeten die Weichteile von Hand und Fuss sogar regelrechte Flossen ahnlich wie bei den heutigen Ohrenrobben Die Rippen sind im Vergleich zu ahnlich grossen landbewohnenden Reptilien verdickt eine Abwandlung die als Pachyostose bezeichnet wird Pachyostose tritt als charakteristisches Element auch bei vielen anderen sekundar aquatischen Wirbeltieren auf z B besonders deutlich bei den heutigen Seekuhen Die dickeren und somit auch schwereren Knochen sorgen fur einen verringerten Auftrieb im Wasser Schlafenfenster Bearbeiten nbsp Eine altere Skelettrekonstruktion zeigt den Schadel von Mesosaurus mit Schlafenfenster aus Williston 1914 2 Viele ausgestorbene und lebende Reptiliengruppen zeichnen sich durch charakteristische Offnungen in den hinteren oberen und seitlichen Partien des Schadeldaches aus sogenannte Temporal oder Schlafenfenster Auch bei Mesosaurus wurden solche Schlafenfenster bereits in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts beschrieben 3 Allerdings ist im Rahmen spaterer Untersuchungen festgestellt worden dass die Schadelknochen von Mesosaurus in diesem Bereich sehr dunnwandig und fragil sind und dass fruhere Beobachtungen von Temporalfenstern darauf beruhten dass diese dunnwandigen Schadelpartien wahrend der Fossilisierung beschadigt worden seien Mesosaurus also keine Temporalfenster besasse 4 Vor kurzem wurden jedoch erneut einzelne Mesosaurus Exemplare beschrieben die ein Temporalfenster besitzen sollen 3 Lebensweise BearbeitenErnahrung Bearbeiten Mesosaurus war ein Jager der seiner Beute aktiv im freien Wasser nachstellte ahnlich dem Jagdverhalten heutiger Robben oder Zahnwale Die nadelformigen Zahne dienten aber wahrscheinlich nicht dem Aufspiessen von Beutetieren sondern als Reusenapparat zum Einfangen einzelner kleinerer frei schwimmender Krebstiere und Fische die im Maul festgehalten wurden wenn das Tier die Kiefer schloss und das Wasser zwischen den ineinandergreifenden Zahnen hindurch aus dem Maul presste Die Hauptnahrung von Mesosaurus bestand vermutlich aus Krill ahnlichen Kleinkrebsen der ausgestorbenen Familie Notocarididae 4 nbsp Fossiler Fotus von Mesosaurus aus Uruguay Seine Postur legt nahe dass sich das Tier zum Todeszeitpunkt in einem bereits abgelegten Ei befand und wahrscheinlich kurz vor dem Schlupf stand Das Fossil zeigt keine Anzeichen fur eine mineralisierte Eierschale Fortpflanzung Bearbeiten Ein sehr kleines Mesosaurus Individuum mit weitgehend verknochertem Skelett das innerhalb des Rippenkorbs eines ausgewachsenen Tieres entdeckt wurde weist keine Anzeichen von magensaure bedingten Losungserscheinungen auf Daher handelt es sich wahrscheinlich um einen Embryo bzw Fotus im Mutterleib Dies liesse den Schluss zu dass Mesosaurus wie einige Meeresreptilien des Mesozoikums lebendgebarend vivipar war Nicht weniger wahrscheinlich ist aber dass er Eier am Strand ablegte ganz ahnlich wie es die heutigen Meeresschildkroten tun Im Gegensatz zu den Schildkroten war der Mesosaurus Embryo jedoch zum Zeitpunkt der Eiablage bereits relativ weit entwickelt wurde also bereits im Muttertier weitgehend ausgebrutet sogenannte Ovoviviparie Da diese Eier im Vergleich zum ausgewachsenen Tier recht gross waren konnte ein Weibchen nur ein bis zwei Eier in sich tragen weswegen aus einem Fortpflanzungszyklus nur wenige Nachkommen resultierten Daher ist es nicht auszuschliessen dass Mesosaurus so etwas wie Brutpflege betrieb um die Uberlebenschancen dieser wenigen Nachkommen zu verbessern 5 Systematik Bearbeiten nbsp Originalzeichnung des Abgusses des Holotyps von Mesosaurus tenuidens der Typusart der Gattung aus dem Jahr 1865 1 Aufgrund verschiedener Interpretationen des Schadelbaus hinsichtlich des Vorhandenseins von Schlafenfenstern wurde Mesosaurus im 20 Jahrhundert zunachst als Diapside und damit als Verwandter der meisten heute lebenden Reptilien und Dinosaurier dann als Synapside und damit als ein entfernter Verwandter der Saugetiere und in jungerer Vergangenheit als Anapside siehe klassisches Konzept der Anapsida nach Caroll 1988 betrachtet 4 Letztgenannte Gruppe und das zugrunde liegende Gliederungskonzept bilden jedoch den tatsachlichen Verlauf der Evolution und damit die tatsachlichen Verwandtschaftsverhaltnisse der Amnioten nicht korrekt ab bzw hat die Bedeutung des nicht vorhandenseins von Schlafenoffnungen fur die Systematik der Amnioten abgenommen 6 Neuere kladistische Untersuchungen ergaben dass Mesosaurus offenbar mit einer Reihe anderer uberwiegend permischer und heute ganzlich ausgestorbener Reptilien verwandt ist die einschliesslich der Mesosauriden als Parareptilien bezeichnet werden 4 6 Die Gemeinsamkeiten im Korperbau die Mesosaurus aufgrund seiner aquatischen Lebensweise mit sowohl ausgestorbenen als auch heute lebenden aquatischen Reptilien wie zum Beispiel den Thalattosauriern oder Krokodilen aufweist sind das Ergebnis einer konvergenten Evolution Die engsten Verwandten von Mesosaurus sind die anderen Gattungen in der Familie Mesosauridae Brazilosaurus und Stereosternum Von Mesosaurus selbst wurden zwei Arten beschrieben M tenuidens und M brasiliensis Eine dritte Art M capensis wurde ursprunglich als Vertreter einer eigenen Gattung Ditrochosaurus beschrieben Heute werden M Ditrochosaurus capensis und M brasiliensis als jungere Synonyme von M tenuidens betrachtet Teilweise wird auch Stereosternum tumidum die einzige Art dieser Gattung als Mesosaurus Art aufgefasst 7 Der Holotyp der Art Mesosaurus tenuidens die wiederum Typus Art der Gattung Mesosaurus ist wurde in den 1840er Jahren im Griqualand sehr wahrscheinlich handelte es sich dabei um das West Griqualand heute Teil der Nordkap Provinz Sudafrikas vom Bruder des franzosischen Naturforschers Edouard Verreaux in einer Griqua Hutte entdeckt Ihm zufolge habe die Gesteinsplatte mit dem Fossil den Bewohnern als Deckel fur ihren Kochtopf gedient 1 Vorkommen und Fossilerhaltung Bearbeiten nbsp Palaogeographische Karte von Gondwana mit Verbreitung der Sedimente des Mesosaurus Meeres Legende 1 heutige Landmassen 2 heutige Schelfgebiete 3 Verbreitung der Mesosaurier fuhrenden Schichten Whitehill Irati und Mangrullo Formation in Tagesaufschlussen und im Untergrund der heutigen Landmassen Verandert aus Oelofsen amp Araujo 1987 8 nbsp Skelettabdrucke in weisslich verwitternden Tonsteinen der Whitehill Formation in einer Fossillokalitat bei Keetmanshoop NamibiaMesosaurus Fossilien kommen im sudlichen Afrika uberwiegend in der unterpermischen Whitehill Formation des Karoo Systems und in Brasilien und Uruguay uberwiegend in der ebenfalls unterpermischen Irati bzw Mangrullo Formation des Parana Beckens vor Sie treten in diesen Schichten z T massenhaft meist in Form ganzer oder partieller flachgedruckter Skelette auf 9 Whitehill Irati und Mangrullo Formation bestehen aus dunklen Tonsteinen Die Skelette von Mesosaurus sind in diesen Tonsteinen zu einem sehr weichen Material umgewandelt worden und sind oft bereits weitgehend herausgewittert sodass nur Abdrucke im Gestein ubrig bleiben Einige Abschnitte der Irati Formation Assistencia Subformation bestehen aus gelblich weissem Kalkstein In diesen Kalksteinen ist die Fossiluberlieferung der Knochensubstanz deutlich besser Allerdings gelten nicht Mesosaurus sondern die beiden anderen Mesosaurier Gattungen Stereosternum und Brazilosaurus als typische Vertreter der Kalksteinfazies 8 9 Bei den Ton und Kalksteinen der Whitehill Irati und Mangrullo Formation handelt es sich um die Ablagerungen eines ausgedehnten Sees oder Binnenmeeres Mesosaurus Meer wobei die Kalksteine kustennahe flache Gewasser und die Tonsteine kustenfernere tiefere Gewasser reprasentieren 8 9 Mesosaurus und die Plattentektonik Bearbeiten nbsp Das kontinentubergreifende Verbreitungsgebiet von Mesosaurus blau unten und weiterer fossiler Gattungen bestatigen die Existenz von Gondwana die Abbildung ist schematisch und stellt die tatsachlichen Verbreitungsgebiete der betreffenden Pflanzen und Tiere nicht exakt dar Die Verbreitung der Gattung Mesosaurus in den beiderseits des Sud Atlantiks befindlichen Regionen des ostlichen Sudamerikas und sudlichen Afrikas die heute durch tausende Kilometer offenen Ozeans voneinander getrennt sind war bereits dem deutschen Naturwissenschaftler Alfred Wegener bekannt Sie diente ihm als wichtiges Argument zur Untermauerung der von ihm 1915 aufgestellten Theorie der Kontinentalverschiebung Die Verbreitung der Mesosaurus Fossilien beiderseits des Atlantiks und die Ahnlichkeit der Gesteine die sie enthalten sind ein deutlicher Hinweis darauf dass zu Lebzeiten von Mesosaurus Afrika und Sudamerika im Urkontinent Gondwana vereint waren Gondwana brach erst nach dem Aussterben der Mesosaurier infolge der durch die Mechanismen der Plattentektonik bewirkten Bewegungen der Lithospharenplatten auseinander und Afrika und Sudamerika driften seither voneinander weg Literatur BearbeitenMartin Sander Reptilien 220 Einzeldarstellungen Haeckel Bucherei Bd 3 Ferdinand Enke Verlag Stuttgart 1994 ISBN 3 432 26021 0 Michael J Benton Vertebrate Palaeontology 3 Auflage Wiley Blackwell Publishing Malden MA 2005 ISBN 0 632 05637 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Paul Gervais Description duMesosaurus tenudiens Reptile fossile de l Afrique australe Academie des Sciences et Lettres de Montpellier Memoires de la Section des Sciences 6 Band Teil II 1865 S 169 175 MDZ Reader Samuel Wendell Williston Water Reptiles of the Past and Present The University of Chicago Press Chicago IL 1914 S 128 archive org a b Graciela Pineiro Jorge Ferigolo Alejandro Ramos Michel Laurin Cranial morphology of the Early Permian mesosauridMesosaurus tenuidensand the evolution of the lower temporal fenestration reassessed Comptes Rendus Palevol Bd 11 Nr 5 2012 S 379 391 doi 10 1016 j crpv 2012 02 001 a b c d Sean Patrick Modesto The cranial skeleton of the Early Permian aquatic reptileMesosaurus tenuidens implications for relationships and palaeobiology Zoological Journal of the Linnean Society Bd 146 Nr 3 2006 S 345 368 doi 10 1111 j 1096 3642 2006 00205 x Die Informationen des kompletten Absatzes stammen aus Graciela Pineiro Jorge Ferigolo Melitta Meneghel Michel Laurin The oldest known amniotic embryos suggest viviparity in mesosaurs Historical Biology Bd 24 Nr 6 2012 S 620 630 doi 10 1080 08912963 2012 662230 a b Linda A Tsuji Johannes Muller Assembling the history of the Parareptilia phylogeny diversification and a new definition of the clade Fossil Record Bd 12 Nr 1 2009 S 71 81 doi 10 1002 mmng 200800011 Hans Volker Karl Elke Groning Carsten Brauckmann The Mesosauria in the collections of Gottingen and Clausthal implications for a modified classification Clausthaler Geowissenschaften Bd 6 2007 ISSN 1611 0609 S 63 78 a b c Burger W Oelofsen Dina C Araujo Mesosaurus tenuidens and Stereosternum tumidumfrom the Permian Gondwana of both Southern Africa and South America South African Journal of Science Bd 83 Nr 6 1987 ISSN 0038 2353 S 370 372 a b c Sean Patrick Modesto The Postcranial Skeleton of the Aquatic ParareptileMesosaurus tenuidensfrom the Gondwanan Permian Journal of Vertebrate Paleontology Bd 30 Nr 5 2010 S 1378 1395 doi 10 1080 02724634 2010 501443 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mesosaurus Album mit Bildern Videos und Audiodateien Kladogramm der Mesosauriden und weiterer Parareptilien Mikko s Phylogeny Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mesosaurus amp oldid 236962110