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Flysch ˈfliːʃ bezeichnet in der Geologie eine marine sedimentare Fazies die meistens durch eine Wechselfolge von Tonsteinen und grobkornigeren Gesteinen typischerweise Sandsteine reprasentiert ist Diese Sedimente sind oftmals nachtraglich verformt gefaltet z T sogar so intensiv dass es sich dann um metamorphe Gesteine handelt Flyschserien entstehen wahrend gebirgsbildender Prozesse und die grobkornigeren Gesteine stellen das erodierte Material der sich bildenden Gebirgskette dar Da dieses Material in aller Regel in Form von Suspensionsstromen in den Ablagerungsraum gelangt ist in der Geologie im Zusammenhang mit Flysch auch oft die Rede von Turbiditen 1 Alpidische Flyschablagerungen in den Nordkarpaten In der oberen Bildmitte hervorragend zu erkennen sind graue Tonstein oder Tonmergellagen im Wechsel mit etwa gleich machtigen gelblichen oder rotlichen Schichten groberen Materials Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Entstehung 3 Vorkommen 4 Siehe auch 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksEtymologie BearbeitenErstmals in der geologischen Literatur wird der Begriff 1827 durch Bernhard Studer verwendet der damit Felsformationen im Simmental und im Tal der Saane in den Schweizer Alpen bezeichnete die aus vorherrschend sandigen oder mergeligen schwarzen oder grauen Schiefern und sehr harten und dichten Sandsteinen mit kalkigem und dunkelgrauem Zement bestanden Der Ausdruck Flysch entstammt hierbei dem lokalen Dialekt im Simmental und bezeichnet schiefriges leicht spaltbares zu Plattchen verwitterndes leicht erodierbares Felsmaterial Studer selbst brachte das Wort spater mit dem ursprunglich niederdeutschen Wort Floz in Verbindung das wiederum verwandt mit verschiedenen alten Wortern der germanischen Sprachfamilie ist die alle so viel wie flach oder Ebene bedeuten Somit durfte die Bezeichnung Flysch wohl auf die schiefrige Natur der im Simmentaler Schweizerdeutsch so bezeichneten Gesteine zuruckgehen 2 Entstehung Bearbeiten nbsp Gebanderte Kulm Tonschiefer einer distalen Flyschfazies NW Harz nbsp Falte in den machtigen Kulm Grauwackenbanken einer proximalen Flyschfazies NW Harz nbsp Alpidische Flyschserien in den westlichen Pyrenaen nahe Deba und Zumaia Baskenland Als Flysch werden in der modernen Geologie Abfolgen mariner klastischer Sedimente bezeichnet die u a durch das Abgleiten von bereits vorher auf dem Kontinentalschelf abgelagerten Ausgangssedimenten uber den Kontinentalhang in die Tiefsee entstehen Dieses Abgleiten erfolgt meist in Form lawinenartiger Trube oder Suspensionsstrome Da sich solche Rutschungen wahrend einer Gebirgsbildung die Millionen von Jahren dauert relativ haufig wiederholen entstehen charakteristische Abfolgen in denen sich Schichten aus Tonstein mit Schichten aus grobkornigeren Material abwechseln Letztere besitzen eine oft sehr gemischte mineralische Zusammensetzung Sie bestehen zwar wie ein Sandstein uberwiegend aus Quarzkornern enthalten aber in der Regel auch grossere Mengen Kalk oder Ton Ferner konnen verschiedenste Minerale u a Glaukonit Glimmer und oder Feldspat enthalten sein Die Schichten des groberen Materials die durch die Suspensionsstrome binnen weniger Stunden oder Tage abgelagert werden bezeichnet man hinsichtlich ihrer Entstehung auch als Turbidite Die dazwischen liegenden Tonsteinlagen sind das Resultat einer extrem langsam verlaufenden kontinuierlichen Sedimentation von Tonpartikeln der sogenannten Hintergrundsedimentation in der Tiefsee Der Begriff Flysch bezeichnet somit eine spezielle sedimentare Fazies und man kann hierbei eine distale und eine proximale Fazies unterscheiden wobei der Ubergang zwischen den beiden Fazies fliessend ist Bei typischem distalem Flysch sind die Turbidite durch dunne Siltbander reprasentiert die sich im Gestein eher durch eine andere Verwitterungsfarbe als durch einen mit blossem Auge sichtbaren Korngrossenunterschied auszeichnen Bei typischem proximalem Flysch sind die Turbidite durch z T mehr als 1 Meter machtige Sandsteinbanke reprasentiert die sogar Reste von Pflanzen enthalten konnen Ein weiteres Kennzeichen fur proximalen Flysch sind ungeschichtete brekziose Sedimentmassen Olisthostrome Eine Flyschlage mit solch einem chaotischen Gefuge wird als Wildflysch bezeichnet Die Ausgangssedimente des Flyschs konnen unverfestigte Schlamme oder Sande sein es konnen jedoch auch bereits verfestigte Gesteine in eine Rutschung mit einbezogen und als Wildflysch in eine Sandstein Tonstein Abfolge eingeschaltet sein Die in Wildflysch enthaltenen von den Flyschsedimenten faziell meist deutlich abweichenden Gesteinsbrocken Olistholithe konnen z T Hausgrosse und mehr erreichen Olisthoplaka und in manchen Gebieten lassen sich kilometergrosse abgerutschte Schollen Olisthothrymmata nachweisen Der Transportweg solcher Fremdgesteine kann selbst bei den Olisthothrymmata mehr als 100 Kilometer lang sein 3 Die Zusammensetzung der Flysch Turbidite ist sehr unterschiedlich da das Ausgangsmaterial von den verschiedensten Quellen stammt und stark durchmischt wird Infolge der Ablagerung im Vorland eines in Entstehung begriffenen Gebirges lasst sich in vielen Fallen aus der Zusammensetzung des Flyschs die Abfolge der Deformationsprozesse rekonstruieren welche in den Ursprungsgebieten der Ausgangsgesteine ablaufen Dort geraten im Laufe der Zeit immer wieder andere Gesteine unter den Einfluss der gebirgsbildenden Prozesse werden erodiert und umgelagert sodass sie sich letztlich auch in den Flysch Ablagerungen wiederfinden Aufgrund ihrer Position nahe an gebirgsbildenden Prozessen werden Flyschgesteine nach der Ablagerung oft in diese mit einbezogen und sind dann stark tektonisch deformiert Vorkommen BearbeitenFlysch findet sich weltweit sowohl in alten Gebirgsrumpfen als auch in jungen Faltengebirgen Geologisch relativ junge Vorkommen sind unter anderem der rhenodanubische Flysch der am Nordrand der Ostalpen ausstreicht und dort eine relativ niedrige Bergkette aufbaut u a in der Hornergruppe der Allgauer Alpen 4 und im Wienerwald und seine ostliche Fortsetzung der karpatische Flysch an der Nord und Ostseite der Karpaten der ultrahelvetische Flysch der das hochste Stockwerk des Helvetikums darstellt und teilweise komplex in dieses eingeschuppt ist oder es uberschoben hat der adriatisch ionische Flysch der sich von den Sudalpen sudliche Flyschzone der Alpen uber die Dinariden bis an den Pindos zieht die Flyschvorkommen im Apennin in den ausseren Pyrenaen im Kaukasus und im Himalaya der Flysch an der Westkuste der USAIn Deutschland findet sich variszischer Flysch als Teil der Kulm Fazies mit ihren typischen Grauwacken im Rheinischen Schiefergebirge im Harz und im Thuringisch Frankisch Vogtlandischen Schiefergebirge Ebenfalls variszisch ist der Flysch in der axialen Zone der Pyrenaen Siehe auch BearbeitenAkkretionskeil Gebirgsbildung SubduktionEinzelnachweise Bearbeiten K J Hsu U Briegel Geologie der Schweiz Ein Lehrbuch fur den Einstieg 1991 S 65 67 Die Angaben im Absatz zur Etymologie sind folgender Literatur entnommen K J Hsu U Briegel Geologie der Schweiz Ein Lehrbuch fur den Einstieg 1991 S 65 67 J Fruh Zur Etymologie von Flysch 1904 Richter Allgemeine Geologie 1986 S 342 Scholz Bau und Werden der Allgauer Landschaft 1995 S 74 f Literatur BearbeitenHeinrich Bahlburg Christoph Breitkreuz Grundlagen der Geologie 3 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2008 ISBN 978 3 8274 1811 1 J Fruh Zur Etymologie von Flysch m Fliesse f u Flins m In Eclogae Geologicae Helvetiae Band 8 Heft 1 1903 S 217 220 doi 10 5169 seals 156273 Rudolf Hohl Hrsg Die Entwicklungsgeschichte der Erde 6 Auflage Werner Dausien Verlag Hanau 1985 ISBN 3 7684 6526 8 Kenneth J Hsu Ueli Briegel Geologie der Schweiz Ein Lehrbuch fur den Einstieg und eine Auseinandersetzung mit den Experten Birkhauser 1991 ISBN 3 7643 2579 8 Dieter Richter Allgemeine Geologie 3 Auflage De Gruyter Verlag Berlin New York 1985 ISBN 3 11 010416 4 Herbert Scholz Bau und Werden der Allgauer Landschaft E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Nagele u Obermiller Stuttgart 1995 ISBN 3 510 65165 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flysch Album mit Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Sachbegriff GND 4154927 2 lobid OGND AKS LCCN sh85049601 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flysch amp oldid 235543236 Wildflysch