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Als Gebirgspass Passubergang oder kurz Pass bezeichnet man den Ubergang in das aus Sicht des Talbewohners jenseits des Gebirges liegende Tal Als Ubergang oder zur Uberfahrt geeignet ist eine moglichst tief gelegene gangbare oder befahrbare Stelle eines Bergkamms Hohenruckens oder Gratverlaufs zwischen zwei Bergstocken oder ketten Typische Passsituation Col du Noyer Departement Hautes Alpes Inhaltsverzeichnis 1 Zum orographisch landschaftlichen Begriff 2 Geomorphologie und Geologie 3 Zum verkehrsgeographischen Begriff 4 Namen fur Bergubergange 5 Passe und Joche als Wetterscheiden 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseZum orographisch landschaftlichen Begriff Bearbeiten Ein Pass am Roldalsvatnet NorwegenEin Pass umfasst als Begriff mehr als nur die orographische Passhohe geometrischer Sattelpunkt in der grundlegenden Gelandeform des Bergsattels Auch der die Einsattelung umgebende Raum sowie der Zugang respektive die Zufahrten Passrampen von den jeweiligen Talorten dorthin also die funktional mit der Hohenlage verbundenen Gegenden und Strukturen sind inbegriffen Passlandschaft am Independence Pass Colorado mit See Sattelmoorlandschaft Der Pass quert im Sattelpunkt in der Regel auch eine Wasserscheide Daneben findet sich das Wort ubertragen aber auch im Begriff Talpass das sind Engtaler die von ihrer Siedlung und verkehrsgeographischen Charakteristik einem Bergpass entsprechen aber keine Wasserscheide sondern einen Talabschnitt entlang eines Wasserlaufs darstellen Die beiden Begriffe konnen auch ineinander ubergehen Prototypische Gebirgspasse sind charakteristisch fur geologisch junge Falten und Kettengebirge In Gebirgen mit Massiv Charakteristik einzelnen Insel Stocken wie auch in Landschaften mit Trockentalern in denen keine ausdrucklichen Wasserlaufe das Gelande pragen fallen Talpass und Gebirgspass hingegen oft zusammen In Rumpflandschaften und in Gebirgsvorlandern und Vorgebirgs und hugelregionen bilden sich zahlreiche Passe aus die keine orographisch pragnanten Einsattelungen oder verkehrsgeographisch herausragenden Ubergange sind Dann erweitert man den Begriff zu Passlandschaft und meint damit klein oder grossraumigere Hohenlagen zwischen Talungen aller Art Paso San Francisco zwischen Argentinien und Chile die HohenmarkeAbgesehen davon wird der Ausdruck Passhohe auch verwendet um die absolute Hohe eines Passes uber dem Meeresniveau in Metern oder Fuss anzugeben also den kartographisch geometrischen Kulminationspunkt des Uberganges Dieser muss mit dem orographisch tiefsten Punkt nicht zusammenfallen etwa wenn jener unpassierbar ist oder der Passweg die eigentliche Passhohe untertunnelt Pass oder Scheiteltunnel Geomorphologie und Geologie Bearbeiten Auf dieser hyperbolisch gekrummten Flache markiert der rote Punkt den Sattelpunkt und die grune Linie den kurzesten Weg uber den Sattel In der geowissenschaftlichen Theorie und der Geomorphologie werden Einsenkungen innerhalb eines Gebirgskammes generell als Sattel oder Scharte bezeichnet je nachdem ob die Kamm und Tallinie U oder V formig sind Der Pass ist die obere Kulmination oberes Extremum einer Tallinie und das Minimum unteres Extremum einer Gratlinie Mathematisch definiert sich der Sattelpunkt im wechselnden Vorzeichen des Krummungsradius entlang zweier charakteristischer Achsen in diesem Falle der Tal und der Kamm Gratlinie des Gelandeprofils im Speziellen mit lokaler Ebene Sonst hat zumindest eine der beiden Linien einen Knick Unstetigkeitsstelle der Steigung Damit sind Sattel und Scharte zwei grundlegende Reliefelemente 1 Aus geologisch geomorphogenetischer Sicht kann eine solche Einsenkung durch lokale Verwitterungsunterschiede entstehen z B wenn die Gesteine auf beiden Seiten des spateren Passes eine unterschiedliche Harte aufweisen Auch durch regionale Tektonik oder zufolge felsmechanischer bzw geologischer Storungslinien kann ein Gebirgseinschnitt entstehen Transfluenzsattel gehen auf Gletscherschliff zuruck der ebenfalls meist den von Tektonik und Petrographie vorgegebenen Linien folgt In der Geologie nennt man die Topologie Antiform wenn sie sich auf Schichtung innerhalb des Gesteinskorpers bezieht Orographische Masse am Pass zwischen je 2 BergenWichtige orographische Masse eines Gipfels oder einer Gipfelformation bis hin zu Gebirgen zu derjenigen Einsattelung schartung der die tiefste ihn vollstandig umgebende Hohenlinie markiert in der kein signifikanter anderer Gipfel liegt sind die Schartenhohe als Hohendifferenz und die Dominanz als Abstand zum nachsten hoheren Punkt nicht unbedingt auf denselben Pass bezogen Sie dienen dazu das Gelandeprofil zu quantifizieren und Gipfel zu charakterisieren Zum verkehrsgeographischen Begriff Bearbeiten Splugenpass von Chiavenna nach Splugen Nordrampe mit Hinterrheintal Col de la Schlucht links Ostrampe mit Tunnel und Strassenbahn vor 1914Wenn ein Fussweg beziehungsweise eine Strasse einen tiefen Punkt eines Gebirgskamms als Ubergang zwischen zwei Talern nutzt so wird Passstrasse oder Strassenpass zu einem Synonym fur die Bezeichnung Pass Die Anzahl der Gebirgspasse im engeren Sinne steigt nicht nennenswert an durch das immer dichtere Strassennetz in den Bergen So wurden zwar Strassen in den Alpen verbunden welche als Wege zur Alperschliessung vorhanden waren oder auch zum Bau von Freizeitanlagen Kraftwerken und Hochspannungsleitungen sowie aus militarischen Grunden erstellt wurden Vielerorts wurden dabei eher horizontale Verbindungen gebaut auf solchen Strassen ist es zwar moglich zwei Talorte uber einen Kulminationspunkt zu verbinden von einem Pass kann trotzdem kaum die Rede sein Hier spricht man von Hohenstrasse Auch in nicht alpinen Regionen ist das heutige Wege und Strassennetz derart dicht gut ausgebaut und motorisiert muhelos befahrbar dass die Bezeichnung Pass fur Bergstrecken kaum gebrauchlich ist Es gibt auch Passe mit einer nur untergeordneten Wasserscheide wie beispielsweise den Kunkelspass der vom Rhein uber das Taminatal wieder zum Rhein fuhrt den Finstermunzpass der die Innschluchten an der schweizerisch osterreichischen Grenze umfahrt hier geht der Name des eigentlichen Talpasses der Finstermunzschlucht auf den der Passhohe uber die zwei lokale Nebentalchen verbindet heute grossraumiger untertunnelt oder der Chaiber Pass dessen Strasse sudlich des Kabul Flusses dessen unwegsame Schluchten weitraumig umgeht Die Geschichte vieler Passe als Konzentrationspunkte von menschen und landerverbindenden Wegen uber Jahrtausende hinweg ist durch Ausgrabungen belegt Beispiele sind fruhgeschichtlich belegte Altstrassen und die antiken Romerstrassen ein neues Bild auf hochalpine Ubergange hat auch der Fund der Gletscherleiche Otzi gebracht Die Wichtigkeit solcher Konzentrationspunkte veranderte sich im Laufe der Geschichte durch die zunehmenden technischen Moglichkeiten So konnte der Gotthardpass seine Kurze der Verbindung erst ausspielen nachdem eine fur Pferde begehbare hangende Bruckenkonstruktion Twarrenbrucke die Felswande der Schollenenschlucht im nordlichen Zugang passierbar gemacht hatte Diese Stelle hatte ja mit dem eigentlichen gunstigen tiefen Punkt des Ubergangs uber die Alpen geografisch nicht viel zu tun war jedoch verkehrstechnisch entscheidend Auf der anderen Seite war im Bundnerland der Septimerpass schon um 1400 zu einem Fahrstrasschen ausgebaut worden und verlor dennoch jede Bedeutung nachdem auch andere Strassen gebaut werden konnten Mit der Beschleunigung durch den Bau von Fahrwegen verloren ganze Talschaften an vielen fur Saumer oft kurzeren Routen ihr Auskommen Aber auch wichtige Passe mit Fahrstrassen wurden durch andere verkehrstechnische Neuerungen abgelost wie der Splugenpass als die alpenquerenden Eisenbahnen gebaut wurden oder der Lotschberg wo ein Pass durch den Bau eines Scheiteltunnels seine Rolle im Fernverkehr verlor und heute eine Wahrnehmung als historische Handelsroute kaum mehr vorstellbar ist Namen fur Bergubergange Bearbeiten Furkapass in der Schweiz Breca Roldan Bresche des Roland PyrenaenEs existieren zahlreiche Oronymika die die Landschaftsform eines Einschnittes widerspiegeln Ein Siedlungs oder Flurnamen mit solchen Worten lasst durchwegs als Landmarke auf einen zumindest im historischen lokalen Fussverkehr relevanten Passubergang schliessen besonders im Gebirge bleiben ganzlich unwegsame Passe meist unbenannt Bis Ende des 18 Jahrhunderts wurden Berge nur in Ausnahmefallen bestiegen und waren vor allem ein Hindernis auf dem Weg zur anderen Seite das man lieber umging Uber den Berg bzw die Berge gehen bezog sich bis dahin immer auf die effizienteste Passage den Pass Prominente Beispiele hierfur sind Arlberg und Lotschberg In der Sprache der Walser bedeutet Berg noch heute einen Passubergang sowie das Gebiet zu beiden Seiten Hochtannberg Bei ausgedehnten und von beiden Seiten zuganglichen Hochtalern war das Alpgebiet namensgebend Oberalppass Schwagalp Tatsachlich wird angenommen dass viele Gebirgsnamen ursprunglich eigentlich auf die Passhohe zuruckgehen 2 wie das an den Tauern prototypisch nachzuvollziehen ist Auch der Name der Alpen selbst deren Etymologie unklar ist konnte so hergeleitet sein Das Wort Pass selbst kommt von lateinisch passus der Schritt passare hinuber vorbei gehen zu dem auch Passage passieren Passagier oder der Reisepass stehen Diese Worte zeigen die enge Bedeutungsverwandtschaft zum verkehrsrelevanten Begriff Das Wort ist italienisch passo spanisch paso vgl El Paso nicht aber franzosisch ebenso heimisch wie englisch pass Ursprunglich und heute noch volkssprachlich tragen bekannte Passe kein Gattungswort sie heissen St Bernhard Splugen Umbrail Brenner Wechsel sic Semmering Loibl Ljubelj 3 Das angehangte pass dient in der Verschriftlichung der Unterscheidung etwa zu Passsiedlungen wie dem Ort Semmering und fuhrt bei Ubernahmen aus anderen Sprachen zu falschlicher Begriffsdoppelung Furkajoch Predilpass Prekowa Hohe 4 Pass Pass 5 Ein Sonderfall ist salzburgisch vorangestellt Pass Thurn Pass Strub auch Talpass Pass Lueg entsprechend gebildet Pass Lunghin Graubunden Weitere Bezeichnungen fur Gebirgspasse im Deutschen sind 6 Berg z B Arlberg Lotschberg Seebergsattel Doppelung Bichl Buhel Hugel z B Prabichl Ecke Eck Egg allgemein Gelandekante z B Scheidegg Perfalleck Stieglitzecke Harz Hals z B Hals Hohe z B Bielerhohe Joch Jochl Jochle Jochli z B Stilfser Joch Timmelsjoch Lucke z B Birnlucke Wallucke Wiehengebirge Sattel z B Kreuzbergsattel Perchauer Sattel Scharte haufig meist nur zu Fuss begehbar Scheid Gscheid vgl Wasserscheide zweiteres Gescheide z B Preiner Gscheid Scheidegg Tor Torl Hochtor Fuscher Torl Drusator niederdeutsch Dohre z B am Teutoburger Wald WechselIn anderen Sprachen nach Abc italienisch bocchetta Bta Sattel ladinisch col zu lateinisch collis Hugel Anhohe vgl Bergname Col di Lana collum Hals Bergpass Ubergang 2 italienisch colle franzosisch col Sattel aber englisch col Scharte norwegisch fjellet bestimmt zu fjell Berg ladinisch forc Furche ein Gebirgseinschnitt italienisch forcella Forcla auch dialektal forcola ratoromanisch fuorcla z B Forcola di Livigno Passo della Forcella Col de la Forclaz deutsch ubernommen Furkapass Furkajoch Furkelpass letztere allesamt Doppelbenennungen englisch gap Spalt Bergsteigersprache italienisch giogo Joch lateinisch porta Tor haufig etwa spanisch puerta katalanisch port in den Pyrenaen franzosisch Port de Lers auch in der Porta Westfalica und als Pfortenlandschaft altslawisch predel zu del Berg rucken Gebirgszug polnisch Predeal deutsch Predilpass Pretalsattel gedoppelt auch im Bergnamen Pretulalpe slawisch sedlo Sattel in den meisten Sprachen bis hin zu russisch Gora Sedlo Bergsattel in Kamtschatka norwegisch veg en Weg italienisch valico Pass Ubergang zu valicare uberqueren schreiten slowenisch vrh Berg schottisch galisch bealach z B Bealach na Ba Vieh Pass Passe und Joche als Wetterscheiden Bearbeiten Der Sattel Mittelbergjoch unterer Rand links der Mitte in den Otztaler Alpen wird von Bergsteigern als Pass durch die ihn rechts und links umgebende Bergkette beim Aufstieg zur Wildspitze 3 768 m rechte obere Ecke genutzt Passe und Joche sind nicht nur fur den Strassenverkehr die Orografie und den Bergsteiger von Bedeutung sondern auch fur die Meteorologie Denn haufig fallen Gebirgsketten auch mit Wetterscheiden zusammen sodass man beim Uberschreiten des Passes insbesondere am Alpenhauptkamm vom Sonnenschein direkt in einen heftigen Regen oder gar Schneesturm kommen kann Unter Bergsteigern sind viele solche hochalpinen Ortlichkeiten bekannt manche von ihnen haben markante Bezeichnungen wie Lucke erhalten z B Birnlucke in den Hohen Tauern Im Dachsteinmassiv gibt es wegen turbulenter Wetterwechsel die Windlegerscharte und der Malojawind westlich von St Moritz ist bei Segelfliegern gefurchtet oder erwunscht je nachdem von welcher Seite die Alpenuberquerung erfolgt Ein weiteres Beispiel ist die Bezeichnung Windloch fur die Schneefernerscharte an der deutsch osterreichischen Grenze Siehe auch BearbeitenJoch Gebirge Alpenpasse im Wallis zu romischer ZeitErzgebirgspasse Liste der Alpenpasse Liste der Gebirgspasse in Frankreich Liste der Alpenpasse in Italien Liste der Passe in Osterreich Liste der Passe in der Schweiz Liste der Gebirgspasse in Namibia Liste der Hochebenen und Bergpasse in Island Passe in NeuseelandLiteratur BearbeitenGustav Fochler Hauke Hrsg Allgemeine Geografie Fischer Lexikon Band 14 Fischer Frankfurt 1959 DNB 456624228 Adrian Scheidegger Systematic Geomorphology Springer Verlag Wien New York 1987 ISBN 3 211 82001 9 CURVES Delius Klasing Verlag Band 1 Martigny Nizza Route des Grandes Alpes 2015 ISBN 978 3 667 10368 0 Band 2 Borders Entlang der Schweizer Italienischen Grenze 2016 ISBN 978 3 7688 3859 7 Band 3 Norditalien Lombardei Venetien Sudtirol 2013 ISBN 978 3 7688 3658 6 Band 4 Pyrenaen 2014 ISBN 978 3 7688 3783 5 Band 5 Osterreich Von Reutte nach Triest 2014 ISBN 978 3 7688 3918 1 Berthold Steinhilber Eugen E Husler Passbilder Landschaften der Alpenpasse Der Bildband mit Fotografien eines World Press Photo Award Preistragers uber Strassen Pilgerpfade Tunnels und spannenden Texten uber Alpenuberquerungen Frederking amp Thaler Verlag 4 Aufl 2017 ISBN 978 3 95416 120 1 Weblinks Bearbeiten Commons Gebirgspasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Gebirgspass Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Vergl etwa Herbert Louis Klaus Fischer Allgemeine Geomorphologie Bilderteil Lehrbuch der allgemeinen Geographie Band 1 4 Auflage Verlag Walter de Gruyter 1979 ISBN 3 11 007103 7 Bild 125 Transfluenzpass und Karterrasse in den Radstatter Tauern Ostalpen S 127 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Bilder typischer Gletscherpasse auch vorher und nachher a b Heinz Pohl Bergnamen in Osterreich Auszuge aus den umfangreichen Schriftwerk des Etymologen Eintrage teils im Text teils bei den Beispielen Heiz Pohl Bergnamen Abschnitt Kunstliche bzw gelehrte Namen slowenisch prekopa Durchstich Ubergang nach Heiz Pohl Bergnamen Desgleichen auch der Talpass Mandlingpass slaw monnika zu monĭ mon Hals Sattel nach Heiz Pohl Bergnamen Otto Lanser Pass Bezeichnungen in den Alpen In Veroffentlichungen des Tiroler Landesmuseums Ferdinandeum Band 31 1951 S 493 500 zobodat at PDF 974 kB Normdaten Sachbegriff GND 4121454 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebirgspass amp oldid 229941950